(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines verzinkten Formbauteils
aus Stahl, bei welchem die Oberfläche des Formbauteils durch eine Strahlbehandlung
vorbehandelt und anschließend in einem Beschichtungsvorgang mit einer Beschichtung
aus Zink versehen wird. Erfindungsgemäß wird das Formbauteil nach der Strahlbehandlung
und vor dem Beschichtungsvorgang einer Wärmebehandlung unterzogen, wobei die Wärmebehandlung
in einem Temperaturbereich von 450 °C bis 800 °C, insbesondere 650 °C bis 750 °C,
durchgeführt wird. Durch die Wärmebehandlung kann ein beschleunigtes und zu starkes
Wachstum der Zinkschicht im nachgeschalteten Beschichtungsvorgang vermieden werden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines verzinkten Formbauteils
aus Stahl, bei welchem die Oberfläche des Formbauteils durch eine Strahlbehandlung
vorbehandelt und anschließend in einem Beschichtungsvorgang mit einer Beschichtung
aus Zink versehen wird.
[0002] Durch Verzinken wird Stahl mit einer dünnen Schicht Zink versehen, um ihn vor Korrosion
zu schützen. Um ein Formbauteil aus Stahl mit Zink oder einer Zinklegierungsschicht
zu überziehen, gibt es eine Reihe von verschiedenen Verfahren. Das gebräuchlichste
Beschichtungsverfahren ist das Schmelztauchverfahren, insbesondere die Feuerverzinkung.
Weiterhin kann eine Beschichtung durch galvanische bzw. elektrolytische Abscheidung
aus Lösungen, im Metallspritzverfahren oder durch Diffusion erreicht werden.
[0003] Vor dem Verzinken werden die Formbauteile einer Vorbehandlung unterzogen. Zur Optimierung
des Verzinkungsprozesses ist es in diesem Zusammenhang bekannt, eine Strahlbehandlung
der Formbauteile mittels Strahlkörpern, wie Stahlkies, vorzunehmen. Bei dem aus der
DE 26 01 360 A1 bekannten Vorschlag wird die Oberfläche mit Korund gestrahlt. Bei dem aus der
DE 103 21 259 A1 bekannten Verfahren zur Oberflächenbehandlung von dynamisch belasteten Bauteilen
aus Metall wird eine Oberflächenbehandlung durch Kugelstrahlen vor und/oder nach dem
Feuerverzinken durchgeführt.
[0004] Die
DE 40 36 827 A1 offenbart ein Verfahren zur Herstellung eines einen äußeren Korrosionsschutz aufweisenden
Profiles aus einem hochfesten und zähen Stahl mit den Schritten Herstellen eines Ausgangsprofiles,
Wärmebehandlung, Entzundern und Aufbringen einer Zinkschicht, wobei das Verzinken
Teil der Wärmebehandlung ist.
[0005] Die
US 2,442,485 A beschreibt ein Verfahren zum Entzundern und Beschichten von Stahl, wobei ein Stahlbauteil
mechanisch entzundert wird, eine Behandlung in einer heißen nichtoxidierenden Atmosphäre
erfährt sowie anschließend mit Zink beschichtet wird.
[0006] Eine Strahlbehandlung kann zum Reinigen der Formbauteile durchgeführt werden, insbesondere,
um diese von Oxidschichten (Zunder) aus einem Umformvorgang zu befreien. Des Weiteren
kann eine Strahlbehandlung auch zur Eliminierung von Zug-/Eigenspannungen im Formbauteil
vorgenommen werden. Zudem kann durch die Strahlbehandlung auch die Tragfähigkeit der
Formbauteile durch Kalthärtung gesteigert werden. Dies ist bei Formbauteilen, die
einer Schwell- oder Wechselbeanspruchung ausgesetzt werden, vorteilhaft.
[0007] Durch die Strahlbehandlung können nachfolgende Prozessschritte der üblichen Vorbehandlung
mit geringerer Auswirkung auf das Verzinkungsgut durchgeführt werden. So kann zum
einen eine vergleichsweise kurze Beizzeit verwendet werden, was bei kritischen, insbesondere
hochfesten, Stählen die Gefahr der Wasserstoffversprödung minimiert. Zum anderen wird
durch die Reduzierung der Eigenspannungen im Bauteil die Gefahr der wasserstoffinduzierten
als auch der flüssigmetallinduzierten Rissbildung deutlich herabgesetzt.
[0008] Mit steigender Intensität des Strahlens wird allerdings ein erhebliches Wachstum
der Zinkschichtdicke beobachtet. Damit geht sowohl eine Gewichtszunahme der Formbauteile
als auch ein erhöhter Zinkverbrauch einher. Zudem ist mit steigender Zinkschichtdicke
auch von einem wachsenden negativen Einfluss auf die Betriebsfestigkeit des Formbauteils
auszugehen.
[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zur Herstellung eines
verzinkten Formbauteils aus Stahl aufzuzeigen, bei dem die Gefahr eines zu großen
oder unkontrollierten Zinkschichtdickenwachstums im Beschichtungsvorgang deutlich
vermindert ist.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in einem Verfahren gemäß Anspruch
1.
[0011] Das Verfahren geht zunächst von einem in einem Pressenwerkzeug geformten Formbauteil
aus Stahl aus. Das einzelne bzw. durch weitere Fertigungsschritte, insbesondere Fügeprozesse,
weiter verarbeitete Formbauteil wird dann durch eine Strahlbehandlung gereinigt, wobei
eine Oxidschicht oder andere Verunreinigungen entfernt werden. Des Weiteren können
Eigenspannungen, insbesondere Zugeigenspannungen, im Formbauteil aus Umform- bzw.
Fügeprozessen reduziert werden. Das Formbauteil wird erfindungsgemäß nach der Strahlbehandlung
und vor dem Beschichtungsvorgang einer Wärmebehandlung unterzogen. Überraschenderweise
hat sich gezeigt, dass der Effekt des zu starken bzw. beschleunigten Wachstums der
Zink- bzw. der Eisen-Zink-Legierungsschicht durch eine Wärmebehandlung nach der Strahlbehandlung
gemindert oder sogar eliminiert werden kann.
[0012] Nach der Wärmebehandlung werden die Formbauteile durch Feuerverzinken mit einer Beschichtung
aus Zink versehen. Hierbei können qualitativ hochwertige, gleichmäßig dicke Zinkschichten
im Bereich zwischen 30 und 100 µm, insbesondere zwischen 40 und 70 µm, erzeugt werden.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu einem verringerten Zinkverbrauch und ermöglicht
so eine Gewichtseinsparung beim fertigen Formbauteil. Darüber hinaus können nachteilige
Einflüsse von zu dicken Zinkschichten auf die Betriebsfestigkeit der Formbauteile
vermieden werden. Besonders im Automobilbau bzw. der Fahrzeugtechnik stellen die Gewichtseinsparung
und die geringere Beeinflussung der Betriebsfestigkeit einen erheblichen Vorteil dar.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche 2 bis 5.
[0015] Die Wärmebehandlung nach der Strahlbehandlung wird in einem für das Spannungsarm-
bzw. Weichglühen typischen Temperaturbereich von 450 °C bis 800 °C durchgeführt. Als
besonders effektiv wird ein für das Weichglühen typischer Temperaturbereich von 650
°C bis 750 °C angesehen. Vorzugsweise wird die Wärmebehandlung unter einer Schutzgasatmosphäre
durchgeführt, um einer Oxidation oder anderen nachteiligen Einflüssen bei der Wärmebehandlung
vorzubeugen.
[0016] Die Wärmebehandlung kann über eine Zeit von 0,25 bis 10 Stunden erfolgen. Versuche
mit einer Wärmebehandlung bei 700 °C über eine Dauer von 15 Minuten erbrachten sehr
gute Ergebnisse. Auch eine Wärmebehandlung bei einer Temperatur von 550 °C über einen
Zeitraum von 45 Minuten lässt gute Ergebnisse erwarten.
1. Verfahren zur Herstellung eines verzinkten Formbauteils aus Stahl, bei welchem die
Oberfläche des Formbauteils durch eine Strahlbehandlung vorbehandelt und anschließend
in einem Beschichtungsvorgang mit einer Beschichtung aus Zink versehen wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Formbauteil nach der Strahlbehandlung und vor dem Beschichtungsvorgang einer
Wärmebehandlung unterzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung in einem Temperaturbereich von 450°C bis 800°C durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung in einem Temperaturbereich von 650°C bis 750°C durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung unter Schutzgasatmosphäre durchgeführt wird.
5. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung über eine Zeit von 0,25 bis 10 Stunden erfolgt.