[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von Weißblech (= verzinntes Stahlblech)
hoher Korrosionsfestigkeit.
[0002] Zur Herstellung von Behältnissen für Lebensmittel aus Weißblech, wie beispielsweise
Getränkedosen, sind Weißbleche erforderlich, die eine geschmacksneutrale Konservierung
sowie eine hohe Lagerstabilität ermöglichen. Solche Behältnisse werden insbesondere
im Fall von Getränkedosen in einem Tief- und Abstreckziehverfahren (auch Draw-Wall-Ironing-Verfahren
oder kurz DWI-Verfahren) hergestellt und innenseitig lackiert. Hierzu werden heutzutage
übliche Lacke auf Wasserbasis verwendet, die im Spin-Sprühverfahren aufgebracht werden.
Für die Lagerstabilität ist neben der Lackierqualität auch die Korrosionsbeständigkeit
des verwendeten Weißbleches von Bedeutung.
[0003] In der deutschen Offenlegungsschrift Nr.
28 13 838 ist ein Verfahren zum Herstellen eines verzinnten Produktes beschrieben, bei dem
auf einem kaltgewalzten Blech aus Flußstahl eine dünne Schutzbeschichtung auf Zinnbasis
elektrolytisch niedergeschlagen wird und anschließend das mit seiner Schutzbeschichtung
versehene Stahlblech auf eine Temperatur oberhalb des Zinn-Schmelzpunktes von 232°C
erwärmt wird, um das Zinn dieser Schutzbeschichtung umzuschmelzen. Danach wird das
Blech wieder abgekühlt, so daß das Zinn der Schutzbeschichtung vollständig in eine
Eisen-Zinn-Legierung übergeführt wird, welche angenähert die Zusammensetzung des FeSn
2 aufweist. Mit diesen Verfahrensschritten wird eine verfestigte Schutzschicht erzielt,
die am Stahlblech haftet und vollständig aus einer Fe-Sn-Legierung ohne freies Zinn
besteht. Mit diesem bekannten Verfahren wird ein verzinntes Blech erhalten, welches
eine vergleichsweise hohe Korrosionsbeständigkeit aufweist und bei dem die Zinnbeschichtung
so dünn gehalten ist, daß vergleichsweise wenig Zinn zur Beschichtung erforderlich
ist.
[0004] Aus der Veröffentlichung,
von Hoaire und E. Hedges W. E. "Tinplate", Tinplate, London, Arnold E, GB 1946, Seiten
19 und 49 ist Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,04 bis 0.13 % bekannt. Daraus ist ferner
bekannt, daß Stahl zur Beseitigung einer Oxidschicht nach dem Kaltwalzen (ein zweites
Mal) gebeizt wird, um dünne Oxidschichten zu entfernen, die sich auf der Oberfläche
während des Ausheilungsprozesses gebildet haben. Aus der
US 4 015 950-A ist ein Verfahren zur Behandlung einer Stahloberfläche bekannt, in dem die Oberfläche
in ein Bad von geschmolzenem Zinn getaucht wird, solange bis eine Zinnschicht, die
diffundiertes Eisen enthält, an der Oberfläche anhaftet. Nach dem Herausnehmen der
Oberfläche aus dem Bad wird die Oberflächenschicht, in der Eisen und Zinn im Wesentlichen
in der Formulierung FeSn
2 enthalten ist, entfernt, um eine Schicht freizulegen in der Eisen und Zinn im Wesentlichen
gemäß der Formulierung FeSn vorliegt. Die Zinnschicht hat typischerweise eine dicke
von 100 bis 200 Mikrometer.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Weißblech mit noch höherer Korrosionsfestigkeit
bereitzustellen und ein Verfahren zur Erzeugung von Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit
aufzuzeigen.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Verfahrensanspruchs 1 sowie
mit den kennzeichnenden Merkmalen eines Weißblechs gemäß Anspruch 9 gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsbeispiele sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0007] Mittels dieses Verfahrens ist es möglich, ein Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit
und damit verbundener Lagerstabilität zu erzeugen. Dieses Weißblech, welches im folgenden
als "spezialverzinntes" Weißblech bezeichnet wird, weist eine Grenzschicht auf, die
aus Zinn und Eisen besteht, ohne daß sich eine Legierungsschicht gebildet hat, und
zeichnet sich außer durch hohe Korrosionsbeständigkeit auch durch gute Zinnhaftung
aus.
[0008] Vorteilhafte Verfahrensmaßnahmen sind in den Unteransprüchen 2 bis 8 gekennzeichnet.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Weißblechs gemäß Anspruch 9 sind den Unteransprüchen
10 bis 12 entnehmbar
[0009] Die hohe Korrosionsfestigkeit des erfindungsgemäß spezialverzinnten Weißbleches gegenüber
herkömmlichem Weißblech konnte vor allem durch ein neuartiges Meßverfahren zur Messung
der Korrosionsbeständigkeit von Weißblech überprüft werden, wie es in der nachveröffentlichten
Patentschrift
DE 19959748 näher beschrieben ist.
[0010] Im Gegensatz zu bisher standardmäßig angewandten Prüfmethoden, wie Enamel-Rater-Test,
Lagerversuchen, Impedanzmessung, bei denen die Prüfung der Korrosionsbeständigkeit
erst an den fertigen Weißblech-Dosen vorgenommen wird, kann nämlich mit dem vorerwähnten
neuen Meßverfahren das Weißblech unmittelbar nach seiner Herstellung untersucht und
hierbei Rückschlüsse auf dessen Korrosionsfestigkeit gemacht werden. Bei diesem neuartigen
Verfahren wird im Wesentlichen nach Entzinnung der zu untersuchenden Weißblechprobe
diese polarisiert und das sich nach einer vorbestimmten Zeit einstellende Oberflächenpotential
erfaßt. Unter Zugrundelegung der zuvor bei Kalibrierproben mit bekannten, unterschiedlichen
Verzinnungsqualitäten festgestellten Oberflächenpotentiale wird der bei der zu prüfenden
Weißblechprobe vorhandene Oberflächenreaktionswert, der auch als Steelsurface-Value
oder kurz SRV bezeichnet wird, bestimmt. Durch Vergleichsuntersuchungen mit herkömmlichen
Meßmethoden zur Messung der Korrosionsbeständigkeit von Weißblech wurde festgestellt,
dass Weißblech mit einem Oberflächenreaktionswert oder SRV kleiner als 10, vorzugsweise
kleiner als 5, eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit und Lagerstabilität aufweist.
Es war daher anzustreben, ein Verfahren zur Herstellung von Weißblech zu schaffen,
welches einen Oberflächenreaktionswert oder SRV von weniger als 5 aufweist. Dies ist
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gelungen, wie die mit dem neuartigen Meßverfahren
durchgeführte. Untersuchungen ergeben haben. Es wird daher im folgenden auf die mit
vorgenannten Meßverfahren erfaßten Oberflächenreaktionswerte oder kurz SRV Bezug genommen.
[0011] Zur Unterscheidung von herkömmlichem Weißblech wird das nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellte Weißblech im Folgenden als "spezialverzinntes" Weißblech bezeichnet.
[0012] Spezialverzinntes Weißblech weist eine kaltgewalzte Stahlphase mit einem Kohlenstoffgehalt
von 10 bis 500 ppm, vorzugsweise 40 bis 100 ppm, auf und ist Voraussetzung zur Erzielung
von SRV-Werten < 10, vorzugsweise < 5.
[0013] Zur Verringerung des SRV-Wertes erfolgt ein Walzen der Stahlphase nach wahlweise
Warmbandbeize in Salzsäure oder Schwefelsäure unter Verwendung von Öl mit Viskositätswerten
im Bereich von 30 bis 70 mm
2/Sekunde, vorzugsweise 35 bis 55 mm
2/Sekunde (Messung bei T = 50°C). Diese Viskositätswerte werden vorzugsweise durch
den Einsatz von frischem Öl auf der Basis von Triglyceriden erreicht, Anteile von
regeneriertem Walzöl, die zu erhöhten Viskositätswerten im Bereich von 70 bis 140
mm
2/Sekunde (Messung bei T = 50°C) führen, bewirken tendenziell höhere SRV-Werte im Bereich
von > 10.
[0014] Zur Erzeugung des spezialverzinnten Weißbleches wird ein kaltgewalztes Stahlband,
dessen Kohlenstoffgehalt innerhalb der vorstehend angegebenen Bereiche liegt, in einem
Durchlaufglühofen geglüht, so daß dieses eine Oxidbelegung von < 100 C/m
2 aufweist. Bei einer Oxidbelegung in dieser Größenordnung ist der endgültig erzeugte
SRV-Wert unabhängig von der Polarität des Bandes bei einer nachfolgenden Entfettung,
die vor der galvanischen Verzinnung erfolgt.
[0015] Jedoch sind höhere Oxidbelegungen von > 100 C/m
2 nach der Durchlaufglühe an dem Stahlblech unkritisch, wenn für die nachfolgende Entfettung
die richtige Bandentfettungspolarität gewählt wird.
[0016] Bevor eine galvanische Verzinnung des Stahlbleches erfolgt, welches vorzugsweise
Rauhigkeitswerte von Ra = 0,8 - 1,4 µm aufweist, wird dieses nach einer alkalischen
Entfettung und Spülung einer Schwefelsäurebeize und wiederum einer Spülung unterworfen.
Zur Erzeugung von spezialverzinntem Weißblech mit geringen SRV-Werten ist eine ausreichende
Kontaktzeit von Stahlblech und Beizbad erforderlich.
[0017] Die Schwefelsäurebeize erfolgt ohne Einsatz von Strom bei Temperaturwerten im Bereich
von 50 bis 100°C bei einer Beizdauer von 1 bis 3 Sekunden unter Verwendung einer Säurekonzentration
von 8 bis 16 Gew.%. Die Bandgeschwindigkeit liegt dabei im Bereich von 200 bis 800
m/min.
[0018] Im folgenden werden einige Eigenschaften des erfindungsgemäß verzinnten Weißbleches
einem herkömmlichen Weißblech gegenübergestellt.
[0019] Normalverzinntes Weißblech besitzt bei Standard-Zinnauflagen bis 3 g/m
2 SRV-Werte von ca. > 10. Die SRV-Werte für spezialverzinntes Weißblech liegen erheblich
niedriger. Bei fehlerhafter Doseninnenlackierung ist die Perforationsrate bei spezialverzinntem
Weißblech um den Faktor 3 bis 4 geringer als bei normalverzinntem Weißblech, vgl.
Figur 2.
[0020] Neben der verbesserten Korrosionsbeständigkeit im unlackierten Zustand kann das Korrosionsrisiko
bis zur Aufbringung der ersten Innenlackierung verringert werden.
[0021] Wie anhand von Figur 2 erkannt werden kann, steigt mit schlechter werdender Lackierqualität
die Perforationsrate eines Kollektivs von 500 Dosen nach sechsmonatiger Lagerung für
die weniger gute Weißblechqualität mit einem SRV-Wert von > 10 deutlich an. Bei spezialverzinntem
Weißblech ist bei schlechter Lackierqualität ein Anstieg auf eine Perforarionsrate
von 0,8% zu beobachten, wohingegen diese für das weniger gute Weißblech bei 2,9% liegt.
Bei gegebener, nicht optimaler Innenlackierung werden bei erfingdungsgemäß verzinnten
Weißblechen dann, wie bereits erwähnt, danach um einen Faktor 3 bis 4 geringere Perforationsraten
festgestellt, als bei Weißblechen mit einem SRV-Wert > 10. Die Beurteilung der Lackierqualität
erfolgt durch Impedanzspektroskopie und Erfassung der elektrischen Barrierewirkung
des Lackes durch Bestimmung des Phasenwinkels. Geringe Lackierqualität, die z.B. durch
mangelhaften Lackauftrag oder durch eine ungenügende Reinigung der Doseninnenseite
nach Abstreckung begründet sein kann, drückt sich bei der Impedanzanalyse durch deutliche
Abweichungen vom Idealwert von 90° aus. Je kleiner der Phasenwinkel ist, desto geringer
ist die Lackierqualität.
[0022] Unabhängig von der Lackierqualität ergibt sich, wie in Fig. 1.1 und Fig. 1.2 dargestellt,
eine deutliche Korrelation zwischen der durch den SRV-Wert definierten Weißblechqualität
und der Perforationsrate einer Serie Softdrink-Testpacks nach einer Lagerzeit von
sechs Monaten. Die Messung wurde mit Probenkollektiven von jeweils mehr als 800 Dosen
für Zinnauflagen von 2,0 bis 2,4 g/m
2 für einmal lackierte Dosen durchgeführt. Dabei ergibt sich ein im Wesentlichen linearer
Zusammenhang der Perforationsrate in Promille für einen gegebenen SRV-Wert.
[0023] Neben einer erhöhten Korrosionsbeständigkeit und Lagerstabilität weist erfindungsgemäß
verzinntes Weißblech überdies eine verbesserte Zinnhaftung auf der Stahloberfläche
auf. Die Erfassung der Zinnhaftung auf Stahl erfolgt an einer mit Alkohol entfetteten
Blechtafel mittels Reibens eines Papiertuchs ("Profix" Allzwecktücher der "TEMCA GmbH,
Nürnberg") entlang einer Wegstrecke von 300 bis 400 mm bei einer Breite von 40 bis
50 mm unter Einwirkung eines Anpreßdruckes von 0,05 N/mm
2 und einer Ziehgeschwindigkeit von 0,5 m/min. Durch Differenz des Papiergewichtes
vor und nach dem Abreiben läßt sich der Zinnabrieb quantifizieren. Bei normalem Weißblech
treten bei 10% der untersuchten Proben Zinnabriebe in der Größenordnung von 400 bis
1000 mg/m
2 auf (siehe Figur 3, Kurve mit SRV > 10), mit zum Teil metallisch glänzenden Zinnflittern.
Erfindungsgemäß verzinntes Weißblech besitzt ausnahmslos Abriebwerte, die ca. die
Hälfte betragen und kein metallisches, sondern ein schwarzpulvriges Aussehen aufweisen.
[0024] Wie in Fig. 3 dargestellt, ergeben sich für erfindungsgemäß verzinntes Weißblech
mit SRV-Werten < 5 bei einer Zinnauflage von 2 g/m
2 und einer Oberflächenrauheit von RA = 0,8 bis 1,4 µm mit einer Wahrscheinlichkeit
(Häufigkeit) von etwa 50% Zinnabriebswerte von weniger als 150 mg/m
2 (siehe Figur 3, Kurve mit SRV < 5). Durch die verbesserte Zinnschichthaftung auf
der Zinnmatrix ergibt sich gegenüber normalen Weißblechen mit SRV-Werten > 10, die
bei einer Häufigkeit von 50% Zinnabriebswerte von etwa 280 mg/m
2 hatten, eine um den Faktor 1,5 bis 2 verbesserte Zinnschichthaftung. Die verbesserte
Verbundhaftung findet im Praxisversuch bei der Herstellung von Getränkedosen ihre
Bestätigung. Die Standzeit von Abstreckringen, die der Umformung eines Blechrohlings
in die Dosenform dienen, liegt bei erfindungsgemäß verzinntem Weißblech um 30% höher
als bei normalem Weißblech.
[0025] Erfindungsgemäß verzinntes Weißblech im Bereich von SRV < 5 besitzt gegenüber herkömmlichem
Weißblech eine signifikant höhere Helligkeit, wie dies in Fig. 4 dargestellt ist.
Dies beruht auf einer erhöhten Stahlreaktivität vor der ersten Zinnabscheidung während
des Galvanisierens und einer damit zu erwartenden höheren Keimbildungszahl, die sich
positiv auf die Dichte der ersten Zinnkeimbildung auf dem Stahlblech auswirkt. Durch
elektronenmikroskopische Oberflächenaufnahme eines erfindungsgemäß verzinnten Weißbleches
nach einem ersten Abscheidungsimpuls mit einer Dauer von 500 ms wurden Zinnkeime festgestellt.
Diese bei erfindungsgemäß verzinntem Weißblech nach der kurzen Dauer von 500 ms auftretenden
Zinnkeime sind zu einem entsprechenden Zeitpunkt bei normalverzinntem Weißblech mit
SRV-Werten von > 10 nicht vorhanden.
[0026] Mit der Entwicklung des oben beschriebenen Meßverfahrens konnte ein erfingdungsgemäß
verzinntes Weißblech mit einer Grenzschicht, die aus Zinn und Eisen besteht, ohne
dass sich eine Legierungsschicht gebildet hat, erzeugt werden, das sich durch eine
hohe Korrosionsbeständigkeit und gute Zinnhaftung auszeichnet.
[0027] Untersuchungen mittels Auger-Elektronen-Spektrometrie haben gezeigt, dass bei der
Galvanisierung des Stahlbleches mit Zinn eine Zinn/Eisen-Grenzschicht entsteht, welche
aus Zinn- und Eisenatomen besteht. Diese Zinn/Eisen-Grenzschicht weist eine Schichtdicke
von < 30 nm auf. Selbst bei einer 100.000-fachen Mikroskopie-Vergrößerung sind keine
Kristallstrukturen erkennbar, so daß davon ausgegangen werden kann, daß die Zinn-
und Eisenatome nicht im Sinne einer chemischen Verbindung aneinander gebunden sind.
Diese Zinn/Eisen-Grenzschicht besteht aus einer nicht-stöchiometrischen Zusammensetzung
von Eisen- und Zinn-Atomen und unterscheidet sich damit deutlich von den Zinn-Eisen-Legierungszwischenschichten,
welche bei den herkömmlichen Verzinnungsverfahren (beispielsweise wie in der
DE 28 13 838 beschrieben) durch Umschmelzen der Zinnschicht bei Temperaturen oberhalb des Zinn-Schmelzpunktes
(232°C) entstehen. Diese Eisen-Zinn-Legierungsschichten, welche bei den bekannten
Verzinnungsverfahren durch Aufschmelzen entstehen, weisen wesentlich größere Schichtdicken
im Bereich von 100 nm auf und bestehen aus einer Eisen-Zinn-Legierung, welche angenähert
die stöchiometrische Zusammensetzung des FeSn
2 aufweist.
[0028] Figur 5 zeigt ein Auger-Spektrum von erfindungsgemäß verzinntem Stahlblech im Bereich
der Zinn/Eisen-Grenzschicht. Dieses Spektrum wurde aufgenommen, nachdem die Zinnschicht
in einer alkalischen Kaliumjodat-Lösung (40 bis 60 g/l NaOH; 7 bis 15 g/l KIO
3) bei einer Temperatur von 50°C über einen Zeitraum von 30 bis 80 Sekunden von der
Stahloberfläche abgelöst wurde. Die Zinn/Eisen-Grenzschicht löst sich bei diesem Prozeß
nicht ab. Dem Spektrum von Figur 5 ist eine mittlere Dicke der Grenzschicht von ca.
20 nm zu entnehmen. Hierbei zeigt die mit Sn bezeichnete Linie den Verlauf der Zinn-Konzentration,
welche proportional zur Intensität des Auger-Spektrums von Figur 5 ist. Die Abszisse
des Auger-Spektrums von Figur 5 zeigt dabei die Sputter-Tiefe, gemessen von der Oberfläche
(Null-Punkt der Abszisse) in Richtung des Stahlblechs. Die mit Fe bezeichnete Linie
im Spektrum von Figur 5 zeigt die Konzentration des Eisens im Bereich der Grenzschicht,
welche proportional ist zur Intensität des Auger-Spektrums des Eisens. Die in Figur
5 mit O bezeichnete Kurve zeigt den Konzentrationsverlauf von gebundenem Sauerstoff
und die mit C bezeichnete Linie zeigt die Konzentration des Kohlenstoffs im Bereich
der Grenzschicht.
[0029] Die Ausbildung der Zinn/Eisen-Grenzschicht (Diffusionsschicht) ist mikroskopisch
wie folgt erklärbar:
[0030] In der ersten Abscheidephase bei der galvanischen Verzinnung bilden sich Zinnkeime
auf der Stahloberfläche, die nach allgemeiner Kenntnis bevorzugt an den Korngrenzen
der Eisenkörner lokalisiert sind. Dieses Zinn ist verantwortlich für die Erzeugung
der Zinn/Eisen-Grenzschicht unmittelbar auf der Stahloberfläche, indem sich das Zinn
auf und in der Stahloberfläche anlagert. Diese Zinn/Eisen-Grenzschicht wird bei einem
chemischen Ablösevorgang des galvanisch abgeschiedenen Zinns nicht von der Oberfläche
entfernt. In dem oben beschriebenen Verfahren zur Messung der Korrosionsbeständigkeit
von Weißblech wird die beschichtete Weißblechprobe zunächst entfettet und anschließend
entzinnt. Dabei löst sich bei erfindungsgemäß verzinntem Weißblech lediglich die reine
Zinnschicht, _nicht jedoch die Zinn/Eisen-Grenzschicht vom Stahlblech ab. Die nach
der Entzinnung die Oberfläche bildende Zinn/Eisen-Grenzschicht ist also für das gemäß
dem dort beschriebenen Verfahren zu messende elektrochemische Oberflächenpotential
verantwortlich.
[0031] Die SRV-Werte des erfindungsgemäß verzinnten Weißbleches liegen deutlich unter der
herkömmlicher Weißbleche von < 10, vorzugsweise unter 5, wobei Toleranzbreiten von
ca. +/- 2 über die gesamte DWI-Oberfläche realisiert werden. Die verbesserte Oberflächenhelligkeit
ermöglicht überdies auch eine unter optischen Gesichtspunkten ansprechende Farbe des
Weißbleches, das bevorzugt für alle Arten von Behältern, insbesondere jedoch für Getränkedosen,
einsetzbar ist.
1. Verfahren zur Erzeugung von Weißblech hoher Korrosionsfestigkeit, wobei
a) als Ausgangsmaterial ein Stahlblech mit einem Kohlenstoffgehalt von 10 bis 500
ppm verwendet wird,
b) das Stahlblech unter Verwendung von Öl mit bei 50°C gemessenen Viskositätswerten
im Bereich von 30 bis 70 mm2/s kaltgewalzt wird,
c) das Stahlblech rekristallisierend geglüht wird.
d) die zu beschichtende Oberfläche des Stahlbandes mit Mineralsäure gebeizt wird.
e) die gebeizte Oberfläche in einem Zinnbad hoher Reinheit ohne nachfolgendes Umschmelzen
galvanisiert wird, so dass sich zwischen Zinnschicht und Stahlblech eine Zinn/Stahl-Grenzschicht
bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Ausgangsmaterial Stahlblech mit einem Kohlenstoffgehalt von 10 bis 100 ppm verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während der galvanischen Verzinnung Niederschläge aus Zinnoxid durch ein Filtrationsverfahren
entfernt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein kaltgewalztes Stahlblech verwendet wird, welches an seiner zu beschichtenden
Oberfläche einen Kohlenstoffgehalt von maximal 1,5 mg/m2 aufweist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet daß das Kaltwalzen des Stahlbleches unter einer Schmiermittel-Viskosität von 35 - 55
mm2/s erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Stahlblech eine Rauhigkeit Ra von 0,8 bis 1,4 µm aufweist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Beizen bei Temperaturen von mindestens 50°C erfolgt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Beizen über eine Zeitdauer von 1 bis 3 Sekunden und einer Säurekonzentration
von 8 bis 16 Gew.% bei Bandgeschwindigkeiten von 200 bis 800 m/min erfolgt.
9. Stahlblech erhältlich mit einem Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dessen Oberfläche mit einer Zinnschicht versiegelt ist, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Stahlblech-Oberfläche und der Zinnschicht eine nicht-kristalline Diffusionsschicht
ausgebildet ist, welche aus einer nicht-stöchiometrischen Zusammensetzung von Eisen-
und Zinnatomen besteht.
10. Stahlblech nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Diffusionsschicht eine Dicke von < 30 nm aufweist.
11. Stahlblech nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Stahlblech einen Kohlenstoffgehalt von 10 bis 500 ppm aufweist.
12. Stahlblech nach einem der Ansprüche 9 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Diffusionsschicht bei der Entzinnung in einer alkalischen Kaliumjodat-Lösung
(40 bis 60 g/l NaOH; 7 bis 15 g/l KIO3) bei einer Temperatur von 50°C über einen Zeitraum von 30 bis 80 Sekunden nicht von
der Stahloberfläche ablöst.
1. Method for producing tin plate with high corrosion resistance, wherein
a) a sheet steel with a carbon content of 10 to 500 ppm is used as starting material,
b) the sheet steel is cold-rolled using oil with viscosity values measured at 50°C
in the range from 30 to 70 mm2/s,
c) the sheet steel is recristallization-annealed,
d) the surface of the steel strip to be coated is pickled with mineral acid,
e) the pickled surface is galvanised in a tin bath of high purity without subsequent
remelting so that a tin/steel interface layer is formed between the tin coating and
the sheet steel.
2. Method according to claim 1, characterised in that sheet steel with a carbon content of 10 to 100 ppm is used as starting material.
3. Method according to claim 1, characterised in that sediments of tin oxide are removed by a filtration process during the galvanic tinning.
4. Method according to claim 1 or 2, characterised in that a cold-rolled sheet steel is used which exhibits a carbon content of a maximum of
1.5 mg/m2 on its surface to be coated.
5. Method according to one of the preceding claims, characterised in that the cold rolling of the sheet steel takes place at a lubricant viscosity of 35 to
55 mm2/s.
6. Method according to one of the preceding claims, characterised in that the sheet steel exhibits a surface roughness Ra of 0.8 to 1.4 µm.
7. Method according to one of the preceding claims, characterised in that the pickling takes place at temperatures of at least 50°C.
8. Method according to one of the preceding claims, characterised in that the pickling takes place over a period of 1 to 3 hours and with an acid concentration
of 8 to 16 weight % at strip speeds of 200 to 800 m/min.
9. Sheet steel obtainable with a method according to one of the preceding claims, the
surface of which is sealed with a coating of tin, characterised in that a non-cristalline diffusion coating is formed between the surface of the sheet steel
and the coating of tin, which diffusion coating consists of a non-stoichiometric composition
of iron and tin atoms.
10. Sheet steel according to claim 9, characterised in that the diffusion coating exhibits a thickness of <30 nm.
11. Sheet steel according to one of claims 9 or 10, characterised in that the sheet steel exhibits a carbon content of 10 to 500 ppm.
12. Sheet steel according to one of claims 9 to 10, characterised in that the diffusion coating is not detached from the surface of the steel during detinning
in an alkaline potassium iodate solution (40 to 60 g/l NaOH; 7 to 15 g/l KIO3) at a temperature of 50°C over a period of time of 30 to 80 seconds.
1. Procédé de fabrication d'une tôle de fer-blanc présentant une meilleure résistance
à la corrosion, dans lequel
a) on utilise comme matériau de départ, une tôle d'acier présentant une teneur en
carbone de 10 à 500 ppm,
b) la tôle d'acier est laminée à froid en utilisant de l'huile présentant une viscosité
mesurée à 50°C de l'ordre de 30 à 70 mm2/s,
c) la tôle d'acier est recuite de façon à recristalliser,
d) la surface à revêtir de la bande d'acier est décapée avec un acide minéral,
e) la surface décapée est galvanisée dans un bain d'étain présentant une pureté élevée
sans refusion consécutive de sorte qu'il se forme entre la couche d'étain et la tôle
d'acier, une couche limite étain/acier.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que l'on utilise comme matériau de départ, une tôle d'acier présentant une teneur en
carbone de 10 à 100 ppm.
3. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que, pendant l'étamage galvanique, les précipités d'oxyde d'étain sont éliminés par un
procédé de filtration.
4. Procédé selon la revendication 1 ou 2,
caractérisé en ce que l'on utilise une tôle d'acier laminée à froid qui présente sur sa surface à revêtir,
une teneur en carbone d'au maximum 1,5 mg/m2.
5. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que le laminage à froid de la tôle d'acier s'effectue à une viscosité du lubrifiant de
35 à 55 mm2.
6. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que la tôle d'acier présente une rugosité Ra de 0,8 à 1,4 µm.
7. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que le décapage s'effectue à des températures d'au moins 50 °C.
8. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que le décapage s'effectue sur une durée de 1 à 3 secondes et à une concentration d'acide
de 8 à 16 % en poids à des vitesses de bande de 200 à 800 m/min.
9. Tôle d'acier pouvant être obtenue avec un procédé selon l'une des revendications précédentes,
dont la surface est scellée avec une couche d'étain, caractérisée en ce que, entre la surface de la tôle d'acier et la couche d'étain est formée une couche de
diffusion mon cristalline qui est constituée d'une composition non stoechiométrique
d'atomes de fer et d'étain.
10. Tôle d'acier selon la revendication 9,
caractérisée en ce que la couche de diffusion présente une épaisseur de < 30 nm.
11. Tôle d'acier selon l'une des revendications 9 ou 10, caractérisée en ce que la tôle d'acier présente une teneur en carbone de 10 à 500 ppm.
12. Tôle d'acier selon l'une des revendications 9 à 10, caractérisée en ce que la couche de diffusion ne se détache pas de la surface d'acier lors du désétamage
dans une solution alcaline d'iodate de potassium (40 à 60 g/l de NaOH ; 7 à 15 g/l
de KIO3) à une température de 50°C pendant une durée de 30 à 80 secondes.