[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Buchbindemaschine gemäß
dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Bei der maschinellen Herstellung von Büchern oder Buchblocks werden in einem ersten
Schritt Falzbogen zusammengetragen und in einem zweiten Schritt die Falzbogen miteinander
verklebt, in einem dritten Schritt ein Umschlag angebracht, und in einem vierten Schritt
das Buch beschnitten.
[0003] Das Zusammentragen der Falzbogen geschieht in Zusammentragmaschinen. So zeigt die
DE 1 216 837 eine Zusammentragmaschine für Falzbogen mit einzelnen in einer Reihe nebeneinander
angeordneten Auflegestationen und einer endlosen, mit Mitnehmerelementen versehenen
Fördereinrichtung.
[0004] Klebebinder dienen der Herstellung von klebegebundenen Broschuren oder Buchblocks
für Festeinbände, wobei die zu einem Buchblock zusammengetragenen Falzbogen und /
oder Einzelblätter durch Auftragen eines Klebstoffs auf den zuvor bearbeiteten Buchblockrücken
verbunden werden. Die möglichen Bindeverfahren und die Produktvarianten sind von der
Maschinenausrüstung abhängig. Diese besteht im Wesentlichen aus den Funktionseinheiten
Buchblocktransportsystem, Buchblockeinführstation, Rückenbearbeitung, Rücken beleimen,
Zwischentrocknung, Seiten beleimen, Rückenverstärkung, Umschlag anlegen, Umschlag
andrücken und trocknen. Einen derartigen Klebebinder zeigt beispielsweise die
DE 2005 007 012 U1.
[0005] Von durch Zusammentragmaschinen zusammengetragene Falzbogen können entweder gestapelt
ausgelagert und dem nachfolgenden Klebebinder neu zugeführt werden oder die zusammengetragenen
Falzbogen werden über eine Übergabeeinrichtung von der Zusammentragmaschine an den
Klebebinder weitergeleitet. Werden durch die Zusammentragmaschine Falzbogen aufeinander
abgelegt, so müssen diese durch die Übergabeeinrichtung von ihrer liegenden in eine
stehende Position verbracht werden, so dass der noch ungebundene Buchblock durch ein
Klemmelement des Klebebinders ergriffen und durch diesen hindurch transportiert werden
kann.
Die
DE 38 40 816 C2 zeigt eine Einfuhrvorrichtung zum Transportieren von Buchblocks in eine Folgemaschine.
Von einer Zusammentragmaschine kommend werden ungebundene Buchblocks durch ein Übergabesystem
beispielsweise an einen nachfolgenden Klebebinder übergeben. Die Einfuhrvorrichtung
besitzt eine Fördereinrichtung bestehend aus einer Rollenbahn, welche mit einer geringeren
Geschwindigkeit als die nachfolgende Transporteinrichtung des Klebebinders betrieben
wird. Dadurch ist gewährleistet, dass der noch ungebundene Buchblock sicher und schonend
an die Klemmelemente des Klebebinders übergeben wird.
[0006] Werden Zusammentragmaschine und Klebebinder im Verbund betrieben und die zusammengetragenen
Falzbogen direkt von der Zusammentragmaschine an den Klebebinder übergeben, dann müssen
beide Maschinen taktsynchron zueinander betrieben werden. Dadurch ist gewährleistet,
dass die zusammengetragenen Falzbogen taktweise von einem jeweiligen Mitnehmerelement
der Zusammentragmaschine an ein jeweiliges Klemmmittel des Klebebinders übergeben
werden. Ein derartig betriebener Verbund aus Zusammentragmaschine und Kleebinder ist
wenig flexibel und eine Anpassung der Betriebsgeschwindigkeiten von Zusammentragmaschine
und Klebebinder, um den Anforderungen des jeweils herzustellenden Produkts gerecht
zu werden, ist nur bedingt möglich. Werden beispielsweise querformatige Falzbogen
zusammengetragen, so ist es vorteilhaft, geringe Beschleunigungen zwischen den Mitnehmernelementen
der Zusammentragmaschine und den zusammengetragenen Falzbogen zu haben, d. h. die
Zusammentragmaschine mit einer geringen Geschwindigkeit zu betreiben. Wird der Klebebinder
nun mit einer entsprechend geringen Geschwindigkeit betrieben, so kann dies zu Qualitätseinbußen
der hergestellten Buchblocks bzw. Bücher führen. Dazu kommt es beispielsweise dann,
wenn der verwendete Klebstoff noch vor Anbringen eines Umschlags abbindet, d. h.,
wenn das Abbindeverhalten des Klebstoffs eine höhere Betriebsgeschwindigkeit des Klebebinders
erfordert.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zum Betreiben einer
Buchbindemaschine umfassend eine Zusammentragmaschine und einen Klebebinder zu beschreiben,
welches die Nachteile des Standes der Technik behebt und die Herstellung von qualitativ
hochwertigen Buchblocks bzw. Büchern ermöglicht.
[0008] In vorteilhafter Weise gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Betreiben
einer Buchbindemaschine mit den kennzeichnenden Merkmalen von Anspruch 1.
[0009] Die Buchbindemaschine, welche mit dem erfindungsgemäßen Verfahren betrieben wird,
umfasst mindestens eine Zusammentragmaschine zum Zusammentragen von Falzbogen und
einen in Transportrichtung nachfolgend angeordneten Klebebinder zum Erstellen von
Buchblocks oder Büchern. Zusammentragmaschine und Klebebinder besitzen jeweils separate,
einzeln ansteuerbare Antriebe. Zwischen Zusammentragmaschine und Klebebinder ist eine
Übergabeeinrichtung zum Übergeben der zusammengetragenen Falzbogen von der Zusammentragmaschine
an den Klebebinder angeordnet. Die Zusammentragmaschine besitzt an einem Fördermittel
umlaufende Mitnehmerelemente, welche als Mitnehmerstifte oder Transportfächer ausgebildet
sind. Die Mitnehmerelemente sind in einem festen Abstand zueinander auf einem Fördermittel
der Zusammentragmaschine angebracht. Der Klebebinder besitzt an einem Fördermittel
umlaufende Klemmmittel, wie beispielsweise Buchblockzangen, welche ebenfalls in einem
festen Abstand zueinander an einem Fördermittel des Klebebinders angebracht sind.
Die Buchbindemaschine wird dabei in vorteilhafter Weise so betrieben, dass die Geschwindigkeit
der Klemmmittel des Klebebinders bezogen auf den Abstand der Klemmmittel zueinander
auf ein n-faches der Geschwindigkeit der Mitnehmerelemente der Zusammentragmaschine
bezogen auf den Abstand der Mitnehmerelemente zueinander eingestellt wird. Dabei ist
n eine natürliche Zahl größer 1, bevorzugterweise 2. Das Verhältnis der Geschwindigkeiten
kann dabei durch die nachfolgende Formel beschrieben werden:
[0010] Dabei ist vZ die Geschwindigkeit der Zusammentragmaschine, vK die Geschwindigkeit
des Klebebinders, aZ der Abstand von der Vorderkante eines Mitnehmerelements zur Vorderkante
eines nachfolgenden Mitnehmerelements und aK der Abstand von der Vorderkante eines
Klemmmittels zu der Vorderkante eines nachfolgenden Klemmmittels. Die Abstände aZ
und aK werden jeweils in Metern gemessen und durch Multiplikation mit
von ihren Einheiten befreit. n ist eine natürliche Zahl größer 1. Die Formel beschreibt
damit das Verhältnis der bezogenen Geschwindigkeit des Klebebinders v'K zur bezogenen
Geschwindigkeit der Zusammentragmaschine v'Z:
[0011] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird durch das Verfahren eine Buchbindemaschine
mit einem Klebebinder betrieben, deren Klebebinder eine Fälzelstation und/oder einen
Umschlaganleger besitzt. Die Fälzel und/oder die Umschläge werden im Takt der im Klebebinder
bewegten Buchblöcke zugeführt.
[0012] Bei den Antrieben von Zusammentragmaschine und Klebebinder handelt es sich vorteilhafterweise
um Servomotoren.
[0013] In einer besonders vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
sowohl die Sollgeschwindigkeit der Zusammentragmaschine oder die Sollgeschwindigkeit
des Klebebinders als auch das Geschwindigkeitsverhältnis, basierend auf verfahrenstechnischen
Randbedingungen, gewählt. Diese verfahrenstechnischen Randbedingungen sind beispielsweise
das Abbindeverhalten des verwendeten Klebstoffs im Klebebinder und das Format und
die Grammatur der zu verarbeitenden Falzbogen. Bei der Sollgeschwindigkeit der Zusammentragmaschine
handelt es sich um die maximale Geschwindigkeit der Zusammentragmaschine, bei der
noch ein sicheres Zusammentragen der Falzbogen garantiert ist. Die Sollgeschwindigkeit
des Klebebinders wird bestimmt durch die minimale Geschwindigkeit, bei der die Abbindezeit
des im Klebebinder verwendeten Klebstoffs nicht überschritten wird, und durch die
maximale Betriebsgeschwindigkeit des Klebebinders.
[0014] Die Sollgeschwindigkeiten von Zusammentragmaschine und/oder Klebebinder und das Geschwindigkeitsverhältnis
werden über die Bedienoberfläche von Zusammentragmaschine und/oder Klebebinder eingegeben.
Zusammentragmaschine und Klebebinder besitzen entweder jeweils eine eigene Maschinensteuerung,
welche miteinander verbunden sind, oder verfügen über eine gemeinsame Maschinensteuerung.
[0015] Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung wird auf die Unteransprüche
sowie die Beschreibung eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die beiliegende
Zeichnung verwiesen.
Ausführungsbeispiel
[0016] Die Erfindung soll an Hand eines Ausführungsbeispiels noch näher erläutert werden.
Es zeigt in schematischer Darstellung
- Fig. 1
- eine Buchbindemaschine mit Zusammentragmaschine und Klebebinder
[0017] Fig. 1 zeigt eine Buchbindemaschine mit einer Zusammentragmaschine 1, einer Übergabeeinrichtung
2 und einen Klebebinder 3. Die Zusammentragmaschine 1 besitzt eine Vielzahl von Anlegern
10, wobei in Fig. 1 der Übersichtlichkeit halber nur zwei Anleger 10 dargestellt sind.
In den Anlegern 10 befinden sich Falzbogen 102, welche durch die Anleger 10 vereinzelt
und von Mitnehmerstiften 12 weiterbewegt werden, wobei die Mitnehmerstifte 12 an einem
umlaufenden Förderorgan 13 befestigt sind. Die Mitnehmerstifte 12 sind mit aZ voneinander
beabstandet und bewegen sich mit der Geschwindigkeit vZ an den Anlegern 10 vorbei,
übernehmen dabei jeweils einen Falzbogen 102 und stellen so die zu einem Buchblock
bzw. Buch 100 zu verbindenden Falzbogen 102 zusammen.
[0018] Die zusammengetragenen Falzbogen 102 werden von ihrer liegenden Position in der Zusammentragmaschine
1 durch die Übergabeeinrichtung 2 in eine stehende Position verbracht und als noch
ungebundene Buchblocks 100 an die Buchblockzangen 11 des Klebebinders 3 übergeben.
Der Klebebinder 3 besitzt eine Vielzahl von umlaufenden Buchblockzangen 11. Der Abstand
von der Hinterkante einer Buchblockzange 11 zur Hinterkante einer in Transportrichtung
T nachfolgenden Buchblockzange 11 beträgt aK. Die Buchblockzangen 11 werden mit der
Geschwindigkeit vK bewegt. Der Klebebinder 3 besitzt auch einen Umschlaganleger 4,
in den Umschläge 101 mit der Geschwindigkeit vU zugeführt und mit einem jeweiligen
Buchblock 100 verklebt werden. Die so erstellten Buchblocks 100 bzw. Bücher werden
an der Position 5 vom Klebebinder 3 an eine Kühlstrecke übergeben. Nach Abkühlung
des Buchblocks bzw. Buches 100 erfolgt der Dreiseitenbeschnitt und die Buchauslage.
[0019] Nachfolgend sei zur Illustration des erfindungsgemäßen Verfahrens ein Beispiel beschrieben:
die Zusammentragmaschine 1 kann maximal mit der Geschwindigkeit vZ betrieben werden.
Bei höheren Geschwindigkeiten würde es zu Beschädigungen der Falzbogen 102 beim Zusammentragen
kommen. Würde nun der Klebebinder 3 mit der bezogenen Geschwindigkeit v'K = v'Z betrieben,
so würde die Abbindezeit des in Klebebinder 3 verwendeten Klebstoffs überschritten
und die Qualität der Buchbindung würde beeinträchtigt. Der Klebebinder 3 wird deshalb
mit einer größeren Geschwindigkeit, beispielsweise der doppelten Geschwindigkeit,
betrieben und es ist v'K = 2 · v'Z. Dabei liegt die Geschwindigkeit des Klebebinders
v'K im Bereich der zulässigen Geschwindigkeiten, d.h. zwischen Mindest- und Maximalgeschwindigkeit.
[0020] Während in der Zusammentragmaschine 1 dabei jedes Mitnehmerelement 12 Falzbogen 102
zusammenträgt, werden die zusammengetragenen Falzbogen 102 nur an jede zweite Buchblockzange
11 des Klebebinders übergeben, d.h. jede zweite Buchblockzange durchläuft den Klebebinder
3 ohne einen Buchblock 100. Die Ausbringung der Buchbindemaschine wird damit durch
die Geschwindigkeit der Zusammentragmaschine vZ bestimmt.
Bezugszeichenliste
[0021]
- 1
- Zusammentragmaschine
- 2
- Übergabeeinrichtung
- 3
- Klebebinder
- 4
- Umschlaganleger
- 5
- Position Kühlstrecke, Dreiseitenbeschnitt und Buchauslage
- 10
- Anleger
- 11
- Buchblockzange
- 12
- Mitnehmerstift
- 13
- Umlaufendes Förderorgan
- 100
- Buchblock
- 101
- Umschlag
- 102
- Falzbogen
- vZ
- Geschwindigkeit Zusammentragmaschine
- vK
- Geschwindigkeit Klebebinder
- vU
- Geschwindigkeit Umschlaganleger
- v'K
- bezogene Geschwindigkeit Klebebinder
- v'U
- bezogene Geschwindigkeit Umschlaganleger
- aZ
- Abstand Mitnehmerstifte
- aK
- Abstand Klammern
- T
- Transportrichtung
1. Verfahren zum Betreiben einer Buchbindemaschine, umfassend mindestens eine Zusammentragmaschine
(1) zum Zusammentragen von Falzbogen (102) und einen in Transportrichtung (T) nachfolgenden
Klebebinder (3) zum Erstellen von Buchblocks (100) oder Büchern, jeweils mit separaten,
einzeln ansteuerbaren Antrieben, und eine in Transportrichtung (T) dazwischen angeordnete
Übergabeeinrichtung (2) zum Übergeben der zusammengetragenen Falzbogen (102) von der
Zusammentragmaschine (1) an den Klebebinder (3),
wobei die Zusammentragmaschine (1) in einem festen Abstand (aZ) zueinander an einem
Fördermittel der Zusammentragmaschine (1) angeordnete, umlaufende Mitnehmerelemente
(12) besitzt und
wobei der Klebebinder (3) in einem festen Abstand (aK) zueinander an einem Fördermittel
des Klebebinders (3) angeordnete, umlaufende Klemmmittel (11) besitzt,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Geschwindigkeit (vK) der Klemmmittel (11) des Klebebinders (3) bezogen auf den
Abstand (aK) der Klemmmittel (11) zueinander auf ein n-faches der Geschwindigkeit
(vZ) der Mitnehmerelemente (12) der Zusammentragmaschine (1) bezogen auf den Abstand
(aZ) der Mitnehmerelemente (12) zueinander eingestellt wird, wobei n eine natürliche
Zahl größer eins ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass n = 2 ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Klebebinder (3) eine Fälzelstation und/ oder einen Umschlaganleger (4) besitzt
und die Fälzel und/oder die Umschläge (101) im Takt der im Klebebinder (3) bewegten
Buchblöcke (100) zugeführt werden.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antriebe Servomotoren sind.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mitnehmerelemente (12) als Mitnehmerstifte oder Transportfächer ausgebildet sind.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sollgeschwindigkeit von Zusammentragmaschine (vZ) und/oder Klebebinder (vK) als
auch das Geschwindigkeitsverhältnis basierend auf verfahrenstechnischen Randbedingungen
gewählt wird, wie beispielsweise Abbindeverhalten des verwendeten Klebstoffs im Klebebinder
und Format und Grammatur der zu verarbeitenden Falzbogen.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sollgeschwindigkeiten von Zusammentragmaschine (vZ) und/oder Klebebinder (vK)
und das Geschwindigkeitsverhältnis über die Bedienoberfläche von Zusammentragmaschine
(1) und/oder Klebebinder (3) eingegeben werden.