[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Brücke für den Straßen-
oder Schienenverkehr. Die Brücke umfasst einen Brückenhauptträger mit einem Obergurt
aus Beton- und Fahrbahnplattenelementen, ebenfalls aus Beton. Das Material für den
Brückenhauptträger ist an sich belanglos, kann also zum Beispiel Stahl genauso wie
Beton sein, solange der Träger über einen Obergurt aus Beton verfügt. Die Erfindung
betrifft außerdem ein System zum Erstellen einer Brücke mit Fahrbahnplattenelementen
aus Beton und schließlich das fertige Brückenbauwerk selbst.
[0002] Die Anforderungen an Brückenbauverfahren richten sich zum einen auf die Herstellungskosten
der Brücke an sich und andererseits auf die Bauzeit, die unter anderem Einfluss auf
Verkehrsbehinderungen des zu überbrückenden Verkehrswegs hat. Sowohl die Kosten als
auch die Bauzeit sollen möglichst verringert werden, worunter andererseits die Qualität
des Bauwerks nicht leiden darf. Einen weiteren Aspekt stellt die Arbeitssicherheit
auf der Baustelle dar.
[0003] Um diesen Anforderungen zu genügen, kommt es auch im Brückenbau vermehrt zum Einsatz
von Fertigteilen. Sie können in Fertigteilwerken und damit außerhalb der Baustelle,
also ohne Beeinträchtigung des Verkehrs an der Baustelle, hergestellt werden. Aufgrund
der werksseitigen Herstellung weisen sie in der Regel eine besonders gute Qualität
auf. Nachteilig ist jedoch, dass sie schwerer an besondere Quer- oder Längsschnitte
angepasst werden können. Weil sie meist über größere Strecken zur Baustelle transportiert
werden müssen, werden sie in der Regel in Einzelteilen mit transportablen Abmessungen
hergestellt und müssen auf der Baustelle zusammengefügt werden.
[0004] Ein dafür beliebtes Verfahren ist der Stahl-Beton-Verbundbrückenbau. Diese Technologie
wird z. B. in der Zeitschrift "Stahlbau 76", Heft 3, S. 193 (Verlag Ernst und Sohn,
Berlin, 2007) beschrieben. Auf einem Hauptträger aus Stahl werden dazu in der Regel
vorgefertigte Fahrbahnplatten aus Beton verlegt. Die Querfugen zwischen den benachbarten
Betonplatten werden verklebt, die Platten untereinander vorgespannt. Der Verbund zwischen
Beton und Stahl wird durch z. B. L-förmige Stahl-Riffelbleche hergestellt, die auf
dem Oberflansch des Trägers Rücken an Rücken aufgeschweißt werden. Auf dem Oberflansch
kann zusätzlich eine Haftschicht, zum Beispiel aus Epoxydharz mit eingestreutem Grobsand
ausgebildet werden. Die Betonplattenelemente weisen auf ihrer Unterseite eine Nut
auf, in die die Stahl-Riffelbleche im Einbauzustand eintauchen. Die Fuge zwischen
Stahlgurt und Betonplatte wird mit einem Zementleim injiziert. Durch das Aushärten
des Zementleims entsteht eine Verbindung zwischen der rauen Oberfläche der Betonplatte
einerseits und derjenigen des Riffelbleches und der Haftschicht andererseits. Dieses
Bauverfahren greift auf die aus dem Spannbeton bekannte Injektionstechnologie zurück
und ermöglicht damit einen schnellen Einbau der Betonplatten. Die Verbundbrücke dürfte
eine höhere Dauerhaftigkeit aufweisen, weil sie ohne Dübelöffnungen in der Plattenebene
auskommt und daher eine geringere Gefahr von Rissen bietet. Schließlich erzeugt dieses
Bauverfahren nicht, wie bei vergleichbaren Bauverfahren bislang üblich, einen punktuellen,
sondern einen linearen Verbund zwischen Stahl und Beton. Die gesamte Breite und Länge
des Oberflanschs des Stahlhauptträgers kann jetzt nämlich als Verbundfläche zwischen
Stahl und Beton mitwirken. Daraus ergibt sich eine sehr hohe Steifigkeit und Tragfähigkeit
gegenüber traditionellen Verbundarten.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, bisher bekannte Bauverfahren unter Nutzung von Fertigteilen
weiter zu vereinfachen.
[0006] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Verfahren der eingangs genannten Art,
das sich im Wesentlichen in drei Schritte untergliedert. In einem ersten Schritt a)
wird der Brückenhauptträger oder werden ggf. mehrere Brückenhauptträger vor Ort derart
erstellt, dass die Oberfläche seines Obergurts im Wesentlichen waagerecht bzw. in
etwa entsprechend der Neigung der zukünftigen Fahrbahndecke verläuft. In einem weiteren
Schritt b) werden die Plattenelemente mit ihrer Unterseite auf der Oberfläche des
Obergurts zum Beispiel mittels Einhebens durch einen Kran verlegt. In einem letzten
Schritt c) wird in eine Verbundfuge zwischen der Oberfläche des Obergurts und der
Unterseite der Plattenelemente ein Vergussmörtel injiziert. Damit werden die Plattenelemente
an der Verbundfuge quasi auf dem Obergurt verklebt, und zwar zu einem im Bauablauf
nahezu beliebig wählbaren Zeitpunkt.
[0007] Die Erfindung wendet sich also ab von einer bauseitigen Erstellung eines Verbunds
zwischen Betonfertigteilen und Stahlfertigteilen, der trotz der Bekanntheit der Technologie
zur Sicherstellung der erforderlichen Qualität bei ihrer Herstellung auf der Baustelle
einen hohen Aufwand erfordert. Sie verfolgt vielmehr das Prinzip, eine Verbundfuge
zwischen materialgleichen Bauteilen, insbesondere solchen aus Beton, anzuordnen, weil
hier der bauseitige Verbund der beiden Bauteile wesentlich einfacher herzustellen
ist. Insbesondere für die Ausbildung einer Verbundfuge zwischen Betonteilen bieten
sich dadurch auch konstruktiv breitere Möglichkeiten. Denn die Kontaktflächen der
Verbundfuge sind bei Bauteilen aus Beton in nahezu beliebigen Formen und Oberflächenqualitäten
herstellbar. Die Verbundfuge kann zudem in einen beispielsweise statisch oder bauablauftechnisch
günstigen Bereich eines Bauteils verlegt werden.
[0008] In einer einfachen Durchführungsmöglichkeit werden die Plattenelemente, die die spätere
Fahrbahn bilden sollen, ohne weitere Maßnahmen im Wesentlichen in ihrer Endlage auf
dem Brückenhauptträger verlegt. Längs- oder Querneigungen der Fahrbahn müssen dann
hochgenau bereits bei der Herstellung des Brückenhauptträgers oder der Plattenelemente
berücksichtigt sein. Nach einer vorteilhaften Durchführungsform der Erfindung werden
die Plattenelemente nach ihrem Verlegen in Schritt c) auf dem Brückenträger in ihrer
Solllage justiert. Das Verfahren nutzt also ein gewisses Spiel, das die Verbundfuge
bietet, um die Plattenelemente hochgenau verlegen zu können. Durch die so erzielbare
hohe Lagegenauigkeit der Plattenelemente kann auf ein anschließendes Nacharbeiten
oder gar Nachprofilieren der Fahrbahn zur Erstellung einer gewünschten Gradiente des
Verkehrswegs zumindest weitgehend verzichtet werden.
[0009] Nach einer weiteren vorteilhaften Durchführungsform werden die Plattenelemente nach
ihrem Verlegen in Schritt c) auf dem Brückenhauptträger gegeneinander vorgespannt,
bevor Querfugen zwischen den Plattenelementen vergossen werden. Durch das Aufbringen
einer Vorspannung schließen sich die quer zur Brückenlängsrichtung laufenden Stoß-
bzw. Querfugen zwischen den Plattenelementen weitgehend, sodass sich ein anschließendes
Verbinden der Plattenelemente untereinander erleichtert. Der Verguss verschließt im
Wesentlichen die Fuge zwischen den einzelnen Plattenelementen und stellt durch die
Verbindung der Plattenelemente untereinander eine zusätzliche Lagesicherung dar. Um
die Dichtheit der Querfuge schon vor dem Verguss zu verbessern, kann ein Dichtanstrich
an den Kontaktflächen in einer Kontaktfuge der Plattenelemente aufgebracht werden.
Insbesondere unter einer Vorspannung bzw. Teilvorspannung der Plattenelemente sorgt
er für eine zuverlässige Abdichtung. Damit können ein Verlust von Vergussmaterial
durch die Querfuge und damit zusammenhängende optische Beeinträchtigungen vermieden
werden.
[0010] Nach einer weiteren vorteilhaften Durchführungsform werden die Plattenelemente zunächst
nur teilvorgespannt, um die Kontaktfuge zwischen den Plattenelementen vollständig
zu schließen, und nach dem Vergießen der Querfugen wird eine endgültige Vorspannung
aufgebracht. Der Verguss der Querfugen erfolgt vorzugsweise mit einem schwindfreien
Mörtel. Ihm folgt eine übliche Nachbehandlung.
[0011] Nach einer dazu alternativen Durchführungsform des erfinderischen Verfahrens können
die Plattenelemente an den Querfugen verklebt werden. Die Kontaktflächen der Plattenelemente
werden dazu mit einem Kleber beispielsweise auf Epoxydharzbasis versehen und anschließend
zumindest teilvorgespannt. Während beim Verguss von Querfugen die Ränder der Plattenelemente
an ihren Kontaktflächen Fugentaschen zur Aufnahme des Mörtels aufweisen müssen, können
die Ränder verklebter Plattenelemente mit weitgehend ebenen Kontaktflächen und damit
einfacher ausgebildet werden.
[0012] Nach einer weiteren vorteilhaften Durchführungsform des erfinderischen Verfahrens
wird vor dem Injizieren in Schritt d) an den Rändern der Verbundfuge zwischen den
Plattenelementen und dem Brückenhauptträger ein Abdichtband angebracht. Es verschließt
die Verbundfuge an den Längsseiten des Brückenbauwerks und vermeidet so ein unkontrolliertes
Auslaufen von Vergussmörtel. Durch Stauen des Vergusses an den Rändern hilft das Abdichtband
darüber hinaus, dass der Verguss sich möglichst gleichmäßig und vollständig in der
Vergussfuge verteilt. Damit unterstützt es deren vollständige Verfüllung.
[0013] Das erfinderische Verfahren eignet sich grundsätzlich für alle Brückenhauptträger
mit einem Obergurt aus Beton. Nach einer weiteren vorteilhaften Durchführungsform
wird der Brückenhauptträger aus Stahl-Beton-Verbundträgern mit einem Obergurt aus
Beton hergestellt. Dafür eignen sich geschlossene bzw. Kastenprofile als Stahlträger
ebenso wie offene Querschnitte wie beispielsweise Doppel-T-Profile. Der Einsatz von
Stahl-Beton-Verbundträgern ermöglicht eine wirtschaftliche Herstellungsweise der Brücke
bei großer Tragfähigkeit. Die Besonderheit des erfinderischen Verfahrens liegt jedoch
darin, den Verbund auf der Baustelle eben nicht zwischen Beton und Stahl und damit
mit dem Risiko einer Qualitätseinbuße herzustellen. Es lässt sich also nicht von dem
Gedanken leiten, die Bestandteile der Brücke, die erst auf der Baustelle zusammengefügt
werden, quasi materialrein herzustellen, sondern verlegt die Verbundfuge bewusst in
den Betonobergurt der zukünftigen Stahl-Beton-Verbundbrücke. Damit gewinnt es größere
konstruktive Freiheit, weil die Fuge im Beton aufgrund dessen Flexibilität hinsichtlich
ihrer Form und Gestaltung wesentlich freier gestaltet werden kann. Zur Verbindung
der Bauteile bedient es sich einer bekannten und gut beherrschbaren Technologie, sodass
der Verbund auch unter Baustellenbedingungen in hoher Qualität hergestellt werden
kann.
[0014] Die Betonplattenelemente können grundsätzlich baustellennah hergestellt und in ihre
Montagelage auf dem Brückenhauptträger eingehoben werden. Nach einer weiteren vorteilhaften
Durchführungsform der Erfindung werden die Plattenelemente als Fertigteile in einem
Fertigteilwerk vorgefertigt. Sie erhalten dazu transportable Abmessungen, um ihren
Transport auf die Baustelle nicht unnötig zu verteuern. Im Fertigteilwerk jedoch können
sie in einer höheren Betongüte als unter Baustellenbedingungen produziert werden und
damit zu einer Einsparung an Material und Gewicht beitragen.
[0015] Nach einer weiteren vorteilhaften Durchführungsform der Erfindung können die Plattenelemente
in Schritt c) von einem oder beiden Widerlagern der Brücke aus auf dem Brückenhauptträger
durch Verschub verlegt werden. Dieses Verlegeverfahren erübrigt einen Kran, mit dem
die Plattenelemente üblicherweise in ihre Endlage auf dem Brückenhauptträger verbracht
werden. Das erfinderische Verfahren ist damit auch bei Brücken mit großer Höhe vorteilhaft
einsetzbar, bei denen ein Kraneinsatz hohe Kosten verursachen würde. Stattdessen können
die Plattenelemente an dem bzw. den Widerlagern angeliefert und mit kleinen Hebezeugen
auf einem widerlagernahen Abschnitt des Obergurts des Brückenhauptträgers abgelegt
werden. Die erste Platte wird anschließend um mindestens ihre Breite Richtung Brückenmitte
gezogen, um den Abschnitt für eine weitere zweite Platte freizumachen. Sie wird mit
der ersten gekoppelt und mit dieser gemeinsam ebenfalls um mindestens eine Plattenbreite
Richtung Brückenmitte gezogen. Daraufhin wird eine dritte Platte eingehoben und an
der zweiten Platte gekoppelt. So wird weiter verfahren, bis alle Platten auf dem Brückenhauptträger
positioniert sind. Je nach Brückenlänge und Verschubbedingung kann in dieser Weise
auch von zwei Widerlagern aus auf die Brückenmitte hin verfahren werden. Selbstverständlich
ist es auch denkbar, die Platten nicht zu ziehen, sondern in Brückenlängsrichtung
zu verschieben.
[0016] Der Kraftaufwand für den Verschub der Plattenelemente hängt wesentlich vom Reibungskoeffizienten
zwischen ihrer Gleitebenen einerseits und der Gleitebene des Obergurts andererseits
ab. Er kann durch konstruktive Maßnahmen reduziert werden, wie zum Beispiel durch
die paarweise Anordnung von Gleitelementen aus Stahl und/oder deren Beschichtung mit
Polytetrafluorethen (PTFE). Alternativ oder zusätzlich kann auf wenigstens eine Gleitebene
vor Beginn des Verschubs ein Schmiermittel aufgebracht werden. Mit der Reduzierung
der erforderlichen Verschubkraft können auch die Kosten für das Verlegen der Plattenelemente
verringert werden.
[0017] Auf den einzelnen Plattenelementen kann bereits vor ihrem Verschub ein seitliches
Geländer als Absturzsicherung für das Baustellenpersonal angebracht werden. Nach Verlegen
aller Plattenelemente auf dem Brückenhauptträger entsteht so eine Arbeitsebene, die
vom Baustellenpersonal sofort gefahrlos betreten werden kann. Mit der verschubbegleitenden
Montage des Sicherungsgeländers entfällt ein erheblicher Aufwand für die Baustellensicherung.
[0018] Die Aufgabe der Erfindung wird außerdem durch ein System zum Erstellen einer Brücke
mit einem oder mehreren Brückenhauptträgern mit einem Obergurt aus Beton, mit Fahrbahnplattenelementen
aus Beton und mit einem kunststoffmodifizierten Vergussmörtel gelöst, wobei die Oberfläche
des Obergurts eine Profilierung aufweist, die mit einer Profilierung an der Unterseite
der Fahrbahnplattenelemente korrespondiert. Die Profilierungen bilden im Montagezustand
die begrenzenden Flächen einer im Wesentlichen horizontal verlaufenden Verbundfuge,
die mit dem Mörtel verfüllbar ist, womit ein Verbund zwischen dem Obergurt des Brückenhauptträgers
und dem Plattenelement herstellbar ist. Das erfindungsgemäße System ermöglicht also
die Herstellung einer Brücke aus einem Brückenhauptträger und darauf vergossenen Betonplattenelementen.
Der Verguss der Plattenelemente in einer Verbundfuge kann dabei zu einem beliebigen
und ideal auf den Bauablauf abgestimmten Zeitpunkt erfolgen. Unter der Profilierung
der Verbundfuge ist jede Oberflächengestaltung der Betonoberflächen zu verstehen,
sei es eine schalungsraue oder zum Beispiel durch Formteile, Beschichtung oder eine
spezielle Oberflächenbehandlung erzielte Betonoberfläche.
[0019] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfinderischen Systems verfügt
die Oberfläche des Obergurts über eine in Brückenlängsrichtung verlaufende Profilierung,
insbesondere eine Profilierung, wie sie der DIN-Fachbericht 102 "Betonbrücken" (
Deutsches Institut für Normung, 2. Auflage, 2003, Seite 273) zeigt, und die Unterseite der Plattenelemente über eine entsprechende, inverse Profilierung.
Dadurch erhält die Verbundfuge eine größere Oberfläche als bei einer planen Ausführung,
wodurch sie eine größere Schubkraft zwischen den Plattenelementen und dem Obergurt
übertragen kann. Die quasi wellenförmige Profilierung gemäß DIN, bei der sich in Brückenrichtung
parallel verlaufende Rippen oder Höcker aus der Ebene der Oberfläche bzw. Unterseite
erheben, ist für bekannte Bauformen, zum Beispiel für das Betonieren "frisch in trocken"
geläufig und rechnerisch nachweisbar. Mit dieser Profilierung unterliegt das erfinderische
System keiner eigenen Nachweisproblematik, sondern nutzt ein Prinzip einer bereits
bekannten Bauweise.
[0020] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Systems weisen die Plattenelemente
Einfüllöffnungen für den Verguss und Entlüftungsöffnungen auf. Sie erleichtern das
vollständige Verfüllen der Verbundfuge, sodass der Verbund auch auf der Baustelle
in hoher Qualität und Zuverlässigkeit hergestellt werden kann. An den Rändern der
Verbundfuge kann zudem ein Abdichtband angeordnet sein, das ein unkontrolliertes Austreten
des Vergusses verhindert.
[0021] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die Plattenelemente
für die Montage von Spanngliedern ausgerüstet. Dafür umfassen sie insbesondere einbetonierte
Hüllrohre, in denen die Spannglieder nachträglich eingezogen oder bereits vormontiert
sein können. Durch das Aufbringen einer Vorspannung kann die Tragfähigkeit der Plattenelemente
gesteigert werden.
[0022] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weisen einander gegenüberliegende
Ränder der Plattenelemente eine stufenförmige Ausbildung mit einer verlorenen Schalung
zur Ausbildung oben liegender Querfugen zwischen den Plattenelementen im Bauzustand
auf. Die Ränder verfügen dazu in einem unteren Bereich über einen über die gesamte
Plattenbreite verlaufenden Vorsprung, mit dem nebeneinander liegende Platten auf ihrer
gesamten Breite linear aneinander anstoßen. Dort bildet sich eine Kontaktfuge, die
durch einen Dichtanstrich zusätzlich abgedichtet werden kann. Die aneinander anstoßenden
Vorsprünge stellen quasi eine untere Schalung der Querfuge dar. Damit kann auf die
Montage einer separaten Schalung für die Querfugen verzichtet werden. Die im oberen
Bereich zurückspringenden Plattenränder bilden Vergusstaschen zur Aufnahme des Vergussmörtels.
Außerdem bieten sie einen Arbeitsraum für das Einfädeln der Spannglieder in die Hüllrohre.
[0023] Grundsätzlich eignet sich jeder Brückenhauptträger als Bestandteil des erfinderischen
Systems, der einen Obergurt aus Beton aufweist. Nach einer weiteren vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung kann der Brückenhauptträger ein Stahl-Beton-Verbundträger
sein. Dieser Trägertyp führt zu einer besonders günstigen Ausnutzung der Eigenschaften
des Stahls einerseits und des Betons andererseits. Er kann bei hoher Tragfähigkeit
daher besonders schlank und wirtschaftlich ausgebildet werden. Wird er in einzelnen,
transportablen Schüssen gefertigt, so kann er in einem Fertigteilwerk vorproduziert
werden. Die werksseitige Vorfertigung sichert insbesondere eine hohe Qualität des
Verbunds zwischen Stahl und Beton.
[0024] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die Plattenelemente
als Fertigteilplatten vorgefertigt. Insbesondere bei geraden oder gekrümmten Brücken
mit konstantem Radius lassen sich die Fertigteilplatten aufgrund ihrer Standardisierung
kostengünstig herstellen. Die Fertigung im Werk sorgt für eine hohe Qualität und kann
bei entsprechender Betongüte Material und Gewicht einsparen.
[0025] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Profilierung
des Obergurts Führungselemente zur Führung von auf dem Obergurt verschiebbaren Plattenelementen.
Die Führungselemente auf dem Obergurt machen separate Führungseinrichtungen für die
Plattenelemente entbehrlich. Da die Plattenelemente längs des Obergurts verschoben
werden können, ermöglicht die Einrichtung der Führungselemente den Verzicht auf einen
Kran. Dadurch lassen sich nicht nur Kosten einsparen, sondern auch die Beeinträchtigungen
eines überbrückten Verkehrswegs reduzieren. Die Führungselemente auf dem Obergurt
können zum Beispiel mit an den Plattenelementen ohnehin vorhandenen Längskanten zusammenwirken,
sodass diese nicht speziell auf die Führungselemente angepasst sein müssen. Zur Reduzierung
der für den Verschub erforderlichen Verschubkraft können die Führungselemente eine
Beschichtung aufweisen, die die Reibzahl ihrer Oberfläche reduziert, beispielsweise
Polytetrafluorethen (PTFE).
[0026] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfassen die Unterseiten
der Plattenelemente Führungsvorrichtungen, die mit den Führungselementen der Obergurte
korrespondieren. Sie können mit einer zu den Führungselementen inversen Form ausgestattet
sein, sodass die Führungselemente und die -vorrichtungen bei einem Verschub der Plattenelemente
auf dem Obergurt geeignet zusammenwirken. Dadurch lässt sich ein verkantungsfreier
Verschub auch bei Brücken mit gekrümmtem Verlauf ermöglichen.
[0027] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist auf dem Obergurt
eine Gleitschiene ausgebildet, die mit einer Führungsnut auf der Unterseite der Plattenelemente
führend zusammenwirkt. Die Gleitschiene kann beispielsweise als stählerne Trapezschiene
ausgebildet sein, die bei der Herstellung des Obergurts in den Beton mit eingegossen
werden kann. Die mit ihr korrespondierende Nut auf der unteren Seite der Plattenelemente
lässt sich in Beton ebenfalls leicht ausbilden.
[0028] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist in der Führungsnut
ein Gleitblech angeordnet. Es sorgt für ein gutes Gleitverhalten, sodass die Verschubkräfte
bei der Positionierung der Plattenelemente reduziert werden können. Sie verringern
damit nicht nur die Herstellungskosten der Brücke, sondern vermindern auch die Gefahr
eines Verkantens der Plattenelemente während des Verschubs. Dies ist insbesondere
bei gebogenen Brückenverläufen von Bedeutung.
[0029] Die in der Erfindung gestellte Aufgabe wird außerdem durch eine Brücke mit einem
oder mehreren Brückenhauptträgern mit einem Obergurt aus Beton und Fahrbahnplattenelementen
ebenfalls aus Beton und einer profilierten und verfüllten, im Wesentlichen horizontal
verlaufenden Verbundfuge zwischen dem Obergurt und den Fahrbahnplattenelementen gelöst.
Die Brücke bzw. ihre Bestandteile kann bzw. können im Sinne der oben erläuterten Bestandteile
des erfindungsgemäßen Systems weitergebildet sein.
[0030] Das Prinzip der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beispielshalber noch
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Figur 1:
- eine Seitenansicht eines Brückenhauptträgers im Montagezustand,
- Figur 2a:
- eine Schnittansicht eines Brückenhauptträgerzwillings,
- Figur 2b:
- eine Detailansicht an einem Trägerstoß,
- Figur 3:
- das Einheben von Betonplattenelementen
- Figur 4a:
- eine Schnittansicht gemäß Figur 3,
- Figur 4b:
- eine Detailansicht aus Figur 3,
- Figur 5:
- eine Querschnittsansicht im Bauzustand und
- Figur 6:
- einen Teillängsschnitt durch einen Stoß der Plattenelemente.
- Figur 7:
- eine Querschnittsansicht im fertig montierten Zustand, und
- Figur 8:
- einen Querschnitt durch die fertige Brücke.
[0031] Zur Durchführung des erfinderischen Verfahrens wird zunächst ein Zwilling aus zwei
parallel nebeneinander verlaufenden Brückenhauptträgern 1 zwischen zwei Widerlagern
A, B montiert, wovon in der Seitenansicht gemäß Figur 1 nur ein Hauptträger 1 und
ein rechtes Widerlager A zu sehen sind. Jeder Brückenhauptträger 1 erstreckt sich
über mehrere Stützen C. Er setzt sich aus einzelnen Schüssen 3 zusammen. Sie werden
in Abmessungen von beispielsweise zwei bis drei Metern Breite und dreißig Metern Länge
hergestellt und sind damit transportabel.
[0032] Einen Schnitt durch die Hauptträger 1 zeigt Figur 2a. Als Brückenhauptträger 1 dienen
Stahlbetonverbundträger mit einem Stahlhohlkasten 5 mit seitlichen Stegblechen 6 und
einem unteren Flansch 9. Der Stahlhohlkasten 5 wird im Werk mit einer vorgefertigten
Betonfertigteilverbundplatte 7 ergänzt. Sie bildet einen Obergurt des Hauptträgers
1 mit etwa zwei Metern Breite. Durch die werkseitige Herstellung der Schüsse 3 der
Hauptträger 1 kann eine hohe Qualität insbesondere des Stahl-Beton-Verbunds erreicht
werden.
[0033] Die einzelnen Schüsse 3 werden auf der Baustelle miteinander verbunden. Dazu werden
sie an Stößen 11, von denen einer in Figur 2b dargestellt ist, an den Stegblechen
6 und am unteren Flansch 9 miteinander verschweißt. Anschließend wird ein Korrosionsschutz
aufgebracht. Die Betonplatte 7 erstreckt sich nicht über die gesamte Länge eines Schusses
3, sondern springt an beiden Enden um etwa einen Meter zurück. Am Stoß 11 ergibt sich
damit eine Aussparung 13 von ca. zwei Metern Länge und 3 Metern Breite. Sie wird auf
der Baustelle mit Ortbeton 15 aufgefüllt, nachdem eine Bewehrung ergänzt wurde. Damit
ist ein durchgängiges Hauptträgersystem hergestellt. Die Brückenhauptträger 1 können
einzeln nacheinander oder jeweils parallel nebeneinander, zum Beispiel im Taktschiebeverfahren,
erstellt werden.
[0034] Figur 3 zeigt einen ersten Montageschritt für den Aufbau der Fahrbahnplatte aus einzelnen
Fahrbahnplattenelementen 20. Sie werden in einem Betonfertigteilwerk vorgefertigt.
Eine hohe Betongüte für die Plattenelemente 20, wie sie im Fertigteilwerk zu erreichen
ist, reduziert deren Material, Gewicht und damit deren Transportkosten. Jedes Plattenelement
20 hat eine Breite von etwa drei Metern und eine Länge von ca. 15 Metern. Mit diesen
Abmessungen kann es ohne ungewöhnlichen Aufwand auf die Baustelle transportiert werden.
Es überspannt damit die gesamte Brückenbreite der zukünftigen Brücke (vgl. Figur 4a).
[0035] Nach der vollständigen Montage des Brückenhauptträgers 1 werden die Fahrbahnplattenelemente
20 am Widerlager A (Figur 3) angeliefert. Ein Kran 22 hebt eine erste Platte 20 auf
einen widerlagernahen Anfangsbereich des Brückenhauptträgers 1 und legt sie dort auf
der Betonfertigteilverbundplatte 7 ab, also auf dem Obergurt des Hauptträgers 1. Das
Plattenelement 20 wird mit einer Kette 24 als Zugelement gekoppelt, die über den Brückenhauptträger
1 hinweg bis auf das gegenüberliegende, nicht dargestellte Widerlager B verlegt und
dort mit einer Zugvorrichtung gekoppelt wird. Ein weiteres Plattenelement 20 wird
in Brückenlängsrichtung hinter dem ersten Plattenelement abgelegt und mit ihm gekoppelt.
Ihm folgen weitere. Anschließend werden die Plattenelemente 20 einzeln oder in Gruppen
auf dem Brückenhauptträger 1 in Richtung D des gegenüberliegenden Widerlagers gezogen.
Zugleich werden jeweils weitere Plattenelemente 20 wie Kettenglieder einer Kette angeschlossen,
bis alle Plattenelemente 20 verlegt sind. Alternativ dazu kann auch von beiden Widerlagern
aus auf die Brückenmitte hin gearbeitet werden.
[0036] Sobald die Plattenelemente 20 auf dem Zwilling aus Hauptträgern 1 verlegt sind, sind
in diesem Montagezustand keine zusätzlichen Lagesicherungen erforderlich, da sie auf
den beiden nebeneinander liegenden Brückenhauptträgern 1 stabil aufliegen (vgl. Fig.
4a). Sie bilden jetzt bereits eine nahezu durchgehende Fläche, die nach entsprechender
Sicherung dem Baustellenpersonal als Arbeitsebene dienen kann.
[0037] Um einen sicheren Verschub der Plattenelemente 20 auf den Verbundplatten 7 zu gewährleisten,
sind sowohl die Plattenelemente 20 als auch die Verbundplatten 7 besonders ausgestaltet.
Figur 5 zeigt eine Teilschnittansicht durch ein Plattenelement 20 und einen der beiden
Hauptträger 1. Vom Brückenhauptträger 1 sind noch die Stegbleche 6 seines Stahlhohlkastens
5 zu erkennen. Sie binden mit Verbunddübeln 10 (siehe auch Figur 6) an den feinen
Enden der Stegbleche 6 in die ca. zwei Meter breite Betonfertigteilverbundplatte 7
des Brückenhauptträgers 1 ein. Die Verbundplatte 7 weist auf ihrer Oberfläche 8 eine
Profilierung 26 auf. Sie erstreckt sich zwischen zwei Aufkantungen 28, die jeweils
an den Rändern der Verbundplatte 7 in Brückenlängsrichtung verläuft. Daran anschließend
verlaufen ebenfalls in Brückenlängsrichtung mehrere parallel und im Wechsel zueinander
angeordnete Höcker 30 und Nuten 32, die jeweils einen trapezförmigen Querschnitt aufweisen.
In der Mitte und ebenfalls in Brückenlängsrichtung verlaufend erhebt sich eine Gleitschiene
34 über die Ebene der Höcker 30 und in etwa auf dieselbe Höhe wie die Aufkantungen
28. Sie besteht aus einer Trapezsteife, die werkseitig in die Verbundplatte 7 einbetoniert
wurde.
[0038] Die Plattenelemente 20 weisen an ihrer Unterseite 36 eine Profilierung 38 auf. Sie
stellt quasi den Negativabdruck der Profilierung 26 der Verbundplatte 7 dar. Sie umfasst
also ebenfalls Nuten 40, in die die Höcker 30 eingreifen, und im Wechsel dazu Höcker
42, die in die Nuten 32 der gegenüber liegenden Profilierung 26 eintauchen können.
In Plattenmitte und parallel zu den Höckern 42 und Nuten 40 verläuft in Brückenlängsrichtung
eine tiefer liegende Führungsnut 44, die mit einem Gleitblech 46 ausgekleidet ist.
Damit passt die Profilierung 38 vollständig in die Profilierung 26 der Verbundplatte
7. Die Gleitschiene 34 greift in die Führungsnut 44 ein, und die Aufkantungen 28 umgreifen
die Profilierung 38 des Plattenelements 20 vollständig.
[0039] Senkrecht zu ihrer Erstreckungsebene ist jedes Plattenelement 20 von jeweils vier
Spindellöchern 48 durchzogen, die Stellschrauben 50 aufnehmen. Sie durchbrechen das
Gleitblech 46, sodass die Stellschraube 50 eines verlegten Plattenelements 20 auf
der Gleitschiene 34 der zugeordneten Verbundplatte 7 aufsetzen kann. In jedem Plattenelement
20 sind außerdem jeweils zwei rohrförmige Einfüllöffnung 52 je Plattenseite 20 angebracht,
die ebenfalls die Gleitschiene 34 durchbrechen. Sie liegen in der gleichen Flucht
wie die Spindellöcher 48 und sind daher in Figur 8 verdeckt. In den Randbereichen
der Profilierung 38 in den Nuten 40 münden zwei Entlüftungsöffnungen 54, die das Plattenelement
20 ebenfalls senkrecht durchziehen. Sie sind in gleicher Anzahl auf jeder Seite des
Plattenelements 20 angeordnet.
[0040] Jedes Plattenelement 20 ist schließlich von Hüllrohren 56 durchzogen, die in Brückenlängsrichtung
verlaufen und parallel nebeneinander in der Platte 20 angeordnet sind. Sie nehmen
zu einem späteren Montagezeitpunkt Spannglieder für eine Vorspannung der Brückentafel
auf.
[0041] Nachdem nun die Plattenelemente 20 am Widerlager A (vgl. Fig. 3) angeliefert wurden,
werden sie einzeln auf der Verbundplatte 7 abgelegt. Dabei greifen die Profilierungen
38 auf der Unterseite 36 der Plattenelemente 20 in die Profilierungen 26 auf der Verbundplatte
7 ein. Beim anschließenden Verschieben der Plattenelemente 20 wirken sie als Führungseinrichtungen
und ermöglichen eine sichere und verkantungsfreie Verschiebung der Plattenelemente
20 auf der Verbundplatte 7, selbst auf dem gebogenen Verschubweg einer gekrümmten
Brücke. Der Kraftaufwand für den Verschub der Plattenelemente 20 ist relativ gering,
weil mit der Gleitschiene 34 und dem Gleitblech 46 in der Führungsnut 44 zwei Reibpartner
aus Stahl und daher mit relativ geringem Reibungskoeffizienten aufeinander treffen
und somit leichter verschoben werden können als beim Aufeinandergleiten zweier rauer
Betonflächen. Da jedes Plattenelement 20 auf zwei Brückenhauptträgern 1 aufliegt,
ist beim Verschub der Plattenelemente 20 keine zusätzliche Sicherung gegen Absturz
erforderlich.
[0042] Nach dem Verlegen der Plattenelemente 20 mittels Verschub auf dem Brückenhauptträger
1 liegen sie zunächst noch geringfügig auf Lücke. Über Eindrehen der vier Stellschrauben
50 werden sie angehoben und auf die gewünschte Solllage gebracht. Beim Eindrehen treffen
die Stellschrauben 50 auf die Gleitschiene 34 aus Stahl und damit auf eine tragfähige
Oberfläche, die die erhebliche Flächenpressung aus einem Viertel des Gewichts der
Plattenelemente 20 je Stellschraube 50 weitgehend schadlos aufnehmen kann. Anschließend
werden Spannglieder in die Hüllrohre 56 eingefädelt.
[0043] Figur 6 zeigt eine Längsschnittansicht entlang der Längsachse eines Brückenhauptträgers
1. Das Stegblech 6 bindet mit den Verbunddübeln 10 an seinem freien oberen Ende in
die Betonverbundplatte 7 ein. Auf der durchgehenden Betonfertigteilverbundplatte 7
stoßen zwei Plattenelemente 20 aneinander und bilden eine Querfuge 58. Die einander
gegenüberliegenden Ränder 60 der Plattenelemente 20 sind stufenförmig ausgebildet
und weisen an der Unterseite 36 eine Auskragung 62 auf. In einem weiteren Montageschritt
wird über die Spannglieder in den Hüllrohren 56 eine Teilvorspannung aufgebracht,
damit die Plattenelemente 20 mit ihren Auskragungen 62 an einer Kontaktfuge 64 aneinander
stoßen. Unmittelbar vor diesem Montageschritt werden die Auskragungen 62 im Bereich
der Kontaktfuge 64 mit einem Dichtanstrich 66 versehen, um die Kontaktfuge 64 unter
der Teilvorspannung dicht zu verschließen. Damit bilden die Auskragungen 62 einen
unteren Abschluss der Querfuge 58. Zusammen mit den Rändern 60 wirken sie wie eine
verlorene Schalung der im Querschnitt U-förmigen Querfuge 58 (vgl. auch Fig. 4b).
Sie bietet zunächst noch einen Arbeitsraum für das Einfädeln der Spannglieder in die
Hüllrohre 56, bevor sie mit schwindfreiem Mörtel 68 vergossen und nachbehandelt wird.
Nach dem Erhärten des Vergussmörtels 68 werden die Spannglieder vollständig vorgespannt.
Durch den konzentrischen Druck E der vollständigen Vorspannungen verkürzen sich die
Fertigteilplatten 7 geringfügig. Daher wird anschließend die Solllage der Fahrbahnplattenelemente
20 nochmals kontrolliert.
[0044] Im folgenden Montageschritt werden die Plattenelemente 20 auf den Verbundplatten
7 befestigt. Diesen Vorgang erläutert Figur 7. Mit dem Verlegen der Plattenelemente
20 auf den Verbundplatten 7 entsteht zwischen den beiden Bauteilen je Hauptträger
1 jeweils eine im Wesentlichen horizontal verlaufende großflächige Verbundfuge 70.
Sie wird begrenzt durch die Oberfläche 8 der Verbundplatte 7 und die Unterseite 36
des Plattenelements 20. An jedem Plattenelement 20 steht damit eine große Verbundfläche
von ca. zwei Metern Breite auf dreieinhalb Metern Länge je Hauptträger 1 für den Verbund
dieser Bauteile zur Verfügung. Bedingt durch die Form der Höcker 30, 42 und Nuten
32, 40 der Profilierungen 26, 38 hat die Verbundfuge 70 einen abgeflachten Zick-Zack-Verlauf,
wodurch sie eine tatsächlich größere Schubkraft gegenüber einer planen Oberfläche
gleicher Abmessung aufnehmen kann. Jeweils in der Mitte der Profilierungen 26, 38
erhält sie durch die Gleitschiene 34, die in die Führungsnut 44 hineinragt und teilweise
mit dem dortigen Gleitblech in Kontakt steht, eine Verengung 72. In sie münden die
Einfüllöffnungen 52.
[0045] An den Rändern 74 der Verbundfugen 70, also an den Aufkantungen 28 der Verbundplatten
7, wird ein Abdichtband 76 angebracht. Es verschließt die Verbundfuge 70 in Längsrichtung
und verhindert ein seitliches Austreten eines Vergussmörtels 71 und damit auch optische
Beeinträchtigungen. Über die Einfüllöffnungen 52 wird der Vergussmörtel 71 eingebracht.
Dies erfolgt an der engsten Stelle der Verbundfuge 70, die sich in Ausbreitungsrichtung
des Mörtels 71 erweitert. Dadurch wird auch die Verengung 72 vollständig gefüllt.
Der Mörtel 71 wird so lange eingefüllt, bis er an den Entlüftungsöffnungen 54 wieder
austritt. Da die Entlüftungsöffnungen 54 in den Nuten 40 und damit in Hochpunkten
des Verlaufs der Verbundfuge 70 münden, kann davon ausgegangen werden, dass die Verbundfuge
70 vollständig mit Vergussmörtel 71 gefüllt ist. Um etwaige Lufteinschlüsse auf ein
Mindestmaß zu reduzieren, werden anschließend die Stellschrauben 50 geringfügig abgelassen.
[0046] Nach Aushärten des Vergussmörtels 71 steht die Fahrbahnplatte aus den Plattenelementen
20 im vollständigen Verbund mit dem Hauptbrückenträger 1 und ist vollständig vorgespannt.
Der Spannungszustand ist somit vergleichbar mit einer Ortbetonplatte, die im Pilgerschrittverfahren
hergestellt wurde. Abschließend wird eine Brückenabdichtung 78 (Figur 6) aufgebracht,
bevor ein Fahrbahnbelag 80 und Brückenkappen 82 samt Geländer ergänzt werden. Damit
ist die Brücke vollständig ausgerüstet, wie sie Figur 8 in einer Schnittansicht zeigt.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 1
- Brückenhauptträger
- 3
- Schuss
- 5
- Stahlhohlkasten
- 6
- Stegblech
- 7
- Betonfertigteilverbundplatte, Obergurt
- 8
- Oberfläche des Obergurts 7
- 9
- unterer Flansch des Stahlhohlkastens 5
- 10
- Stahldübel
- 11
- Stoß
- 13
- Aussparung
- 15
- Ortbeton
- 20
- Fahrbahnplattenelement
- 22
- Kran
- 24
- Kette
- 26
- Profilierung
- 28
- Aufkantung
- 30
- Höcker
- 32
- Nut
- 34
- Gleitschiene
- 36
- Unterseite
- 38
- Profilierung
- 40
- Nut
- 42
- Höcker
- 44
- Führungsnut
- 46
- Gleitblech
- 48
- Spindellloch
- 50
- Stellschraube
- 52
- Einfüllöffnung
- 54
- Entlüftungsöffnung
- 56
- Hüllrohre
- 58
- Querfuge
- 60
- Rand
- 62
- Auskragung
- 64
- Kontaktfuge
- 66
- Dichtanstrich
- 68
- Mörtel
- 70
- Verbundfuge
- 71
- Vergussmörtel
- 72
- Verengung
- 74
- Fugenrand
- 76
- Abdichtband
- 78
- Abdichtung
- 80
- Fahrbahnbelag
- A, B
- Widerlager
- C
- Stütze
- D
- Zugrichtung
- E
- Vorspannrichtung
1. Verfahren zur Herstellung einer Betonbrücke mit einem Brückenhauptträger (1) mit einem
Obergurt (7) aus Beton und Fahrbahnplattenelementen (20) aus Beton, in den folgenden
Schritten:
a) Erstellen des Brückenhauptträgers (1) zwischen zwei Widerlagern (A, B) mit einer
im Wesentlichen waagrechten Oberfläche (8) des Obergurts (7),
b) Verlegen der Plattenelemente (20) mit ihrer Unterseite (36) auf der Oberfläche
(8) des Obergurts (7), und
c) Injizieren eines Vergussmörtels (71) in die Verbundfuge (70) zwischen der Oberfläche
(8) des Obergurts (7) und der Unterseite (36) der Plattenelemente (20).
2. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Plattenelemente (20) nach ihrem Verlegen in Schritt c) auf dem Brückenhauptträger
(1) gegeneinander vorgespannt und Querfugen (58) zwischen den Plattenelementen (20)
vergossen werden.
3. Verfahren nach obigem Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die Plattenelemente (20) zunächst nur teilvorgespannt werden und nach dem Vergießen
der Querfugen (58) eine endgültige Vorspannung erhalten.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach ihrem Verlegen in Schritt c) die Plattenelemente (20) an ihren Querfugen (58)
verklebt und anschließend zumindest teilvorgespannt werden.
5. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Brückenhauptträger (1) aus mehreren Stahl-Beton-Verbundträgern (3) mit einem
Obergurt (7) aus Beton hergestellt wird.
6. Verfahren nach einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Plattenelemente (20) in Schritt c) von einem oder beiden Widerlagern (A, B) der
Brücke aus auf dem Brückenhauptträger (1) durch Verschub verlegt werden.
7. System zum Erstellen einer Brücke mit einem (oder mehreren) Brückenhauptträger(n)
(1) mit einem Obergurt (7) aus Beton, mit Fahrbahnplattenelementen (20) aus Beton
und mit einem Vergussmörtel (71), wobei die Oberfläche (8) des Obergurts (7) eine
Profilierung (26) aufweist, die einer Profilierung (38) an der Unterseite (36) der
Fahrbahnplattenelemente (20) entspricht, und die Profilierungen (26, 38) im Montagezustand
die begrenzenden Flächen einer Verbundfuge (70) bilden, die mit dem Vergussmörtel
(71) verfüllbar ist, womit ein Verbund zwischen der Oberfläche (8) des Obergurts (7)
und der Unterseite (36) Fahrbahnplattenelements (20) herstellbar ist.
8. System nach obigem Anspruch, gekennzeichnet durch eine in Brückenlängsrichtung verlaufende Profilierung (26) der Oberfläche (8) des
Obergurts (7) und durch eine entsprechende Profilierung (38) der Unterseite (36) der Plattenelemente (20).
9. System nach einem der Ansprüche 7 oder 8, gekennzeichnet durch Plattenelemente (20) mit Einfüllöffnungen (52) für den Vergussmörtel (71) und Entlüftungsöffnungen
(54).
10. System nach einem der Ansprüche 7 bis 9, gekennzeichnet durch eine stufenförmige Ausbildung einander gegenüberliegender Ränder (60) der Plattenelemente
(20) mit einer verlorenen Schalung (62) zur Ausbildung oben liegender Querfugen (58)
zwischen den Plattenelementen (20) im Bauzustand.
11. System nach einem der Ansprüche 7 bis 10, gekennzeichnet durch ein Abdichtband (76) zur Montage an den sichtbaren Rändern (28) der Verbundfuge (70).
12. System nach einem der Ansprüche 7 bis 11, gekennzeichnet durch Stahl-Beton-Verbundträger als Brückenhauptträger (1).
13. System nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Profilierung (26) des Obergurts (7) Führungselemente (34) zur Führung von auf
dem Obergurt (7) verschiebbaren Plattenelementen (20) umfasst.
14. System nach obigem Anspruch, gekennzeichnet durch eine Gleitschiene (34) auf dem Obergurt (7), die mit einer Führungsnut (44) auf der
Unterseite (36) der Plattenelemente (20) führend zusammenwirkt.
15. Brücke aus einem System nach Anspruch 7 mit einem oder mehreren Brückenhauptträgern
(1) mit einem Obergurt (7) aus Beton und Fahrbahnplattenelementen (20) aus Beton und
einer mit Vergussmörtel verfüllten Verbundfuge (70) zwischen dem Obergurt (7) und
den Fahrbahnplattenelementen (20).