[0001] Die Erfindung betrifft einen Rollstuhl, insbesondere einen Aktivrollstuhl.
[0002] Aktivrollstühle, wobei es sich hierbei insbesondere um sogenannte Starrrahmenrollstühle,
im Gegensatz zu Faltrollstühlen, handelt, sind für Benutzer gedacht, die den Rollstuhl
überwiegend selbst, somit aktiv betreiben. An diese Rollstühle werden hohe Anforderungen
bezüglich der Anpassbarkeit an den Patienten, insbesondere hinsichtlich seiner Position
zur Hinterachse gestellt. Die Schulter sollte über der Achse der Antriebsräder positionierbar
sein. Dies bedingt, dass Hinterachse und Sitz, somit horizontale Sitzauflage und Rückenlehne,
horizontal gegeneinander verstellbar sein müssen. Es spielt aber auch der Sitzwinkel
gegenüber der Horizontalen für die aktive Position eine große Rolle und muss individuell
einstellbar sein. In aller Regel befindet sich die hintere Sitzkante tiefer als die
Sitzvorderkante.
[0003] Konstruktionen mit Verbindungsadapter für Rahmenrohre, Sitzträger, wobei es sich
hierbei meist ebenfalls um Rohre handelt, und Hinterachse sind bekannt.
[0004] Der Aktivrollstuhl "Blizzard" von der Firma Otto Bock (www.ottobock.de vom 15. Mai
2008) zeigt deutlich ein Frästeil, das die Verbindung vom Sitzrohr zur Hinterachse
herstellt. Das Sitzrohr ist gleichzeitig Rahmenrohr, an dem z. B. die lenkbaren Vorderräder
montiert sind. Zur Verstellung der Hinterachse gegenüber der Rückenlehne wird das
Frästeil auf dem Sitzrohr/Rahmenrohr verschoben und darauf festgeklemmt. Dabei verändern
sich allerdings der Radstand und Sitzwinkel. Der Sitzwinkel zur Horizontalen wird
durch Versetzung der Hinterachse am Frästeil eingestellt. Damit verändert sich gleichzeitig
der Winkel des Rahmenrohres, an dem die Vorderräder montiert sind, so dass diese zur
vertikalen Ausrichtung der Lenkgabelachse nachgestellt werden müssten. Eine entsprechende
Einrichtung, vorliegend zur Klemmung des runden Achslagers in der Lenkgabelaufnahme,
ist bei solchen Rollstühlen immer vorhanden. Diese Ver- und Einstellarbeiten sind
aufwendig und oft werden die Lenkgabeln nicht korrekt eingestellt. Außerdem ist von
Nachteil, dass bei dieser Art der Sitzwinkelverstellung der Drehpunkt in der Achse
des Vorderrades liegt und der Schwerpunkt sich bei einer Winkelverstellung somit nach
hinten bewegt und die Kippgefahr erhöht.
[0005] Der Rollstuhl "Knuffi OI" von der Firma Sorg (www.sorgrollstuhltechnik.de vom 15.
Mai 2008) ist ein Aktivrollstuhl für Kinder und Jugendliche. Er weist Verbindungsadapter
in Form von Blechzuschnitten auf, die mit der Hinterachse verschweißt sind. An diesen
- vertikal nach oben gerichteten - Blechzuschnitten sind sowohl die Rahmenteile des
Fahrgestells als auch Elemente des Sitzes montiert. Eine Sitzwinkelverstellung ist
gar nicht oder nur sehr begrenzt über die Kombination von Hinterrad- und Vorderradgrößen
möglich. Ein weiterer Nachteil besteht in der Schweißkonstruktion Blechzuschnitte-Achsrohr,
die in jeder Sitzbreite (üblicherweise von ca. 20 cm bis ca. 40 cm in 2 cm-Schritten)
hergestellt werden muss.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, einen Rollstuhl zu schaffen, bei dem die Verstellung
der Hinterachse gegenüber der Rückenlehne und eine Sitzwinkelverstellung schnell und
einfach vorgenommen werden können, ohne die Geometrie des Fahrgestells oder die Position
des Schwerpunktes des Patienten gegenüber der Hinterachse verändern zu müssen bzw.
zu verändern. Des Weiteren sollen die Einstellungen des Radstandes und die Höhe des
Sitzes gegenüber der Hinterachse möglich sein.
[0007] Die Erfindung schlägt einen Rollstuhl, insbesondere Aktivrollstuhl vor, mit Verbindungsadaptern,
die mit Seitenstreben eines Fahrgestells einer Hinterachse und Sitzaufnahmen für einen
Sitz des Rollstuhls verbunden sind, wobei der jeweilige Verbindungsadapter eine kreisbogenförmige
Kontur zur Aufnahme einer Sitzaufnahme mit entsprechender kreisbogenförmiger Kontur
aufweist.
[0008] Vorteilhaft ist der jeweilige Verbindungsadapter in seinem oberen Bereich mit einer
Ausnehmung versehen, die die kreisbogenförmige Kontur aufweist und es ist die Sitzaufnahme
in ihrem unteren Bereich mit der kreisbogenförmigen Kontur versehen. Gewichtskräfte
des auf dem Rollstuhl Sitzenden werden somit direkt über die jeweilige Sitzaufnahme
in den zugeordneten Verbindungsadapter eingeleitet.
[0009] Vorzugsweise sind die Verbindungsadapter zur Einstellung eines Radstandes auf den
Seitenstreben verschiebbar.
[0010] Als besonders vorteilhaft wird es angesehen, wenn der jeweilige Verbindungsadapter
höhenverstellbar in der Hinterachse gelagert ist. Zudem sollte die jeweilige Sitzaufnahme
höhenverstellbar im Verbindungsadapter gelagert sein oder der Sitz höhenverstellbar
in den Sitzaufnahmen gelagert sein. Es ist ferner von Vorteil, wenn der Sitz Horizontal
verstellbar in den Sitzaufnahmen gelagert ist. Durch diese Maßnahmen lässt sich der
Rollstuhl optimal an die ergonomischen Gegebenheiten des den Rollstuhl Nutzenden anpassen.
[0011] Die jeweilige Sitzaufnahme ist zweckmäßig im Wesentlichen plattenförmig ausgebildet.
Sie ist durch mindestens eine Platte gebildet, insbesondere durch die Platte und einen
in dieser gelagerten Haltewinkel zur Auflage des Sitzes. Durch diese Gestaltung lässt
sich die Sitzaufnahme besonders einfach herstellen und es kann die Platte durch besondere
Gestaltung, insbesondere durch Versehen der Platte mit Schlitzen und Löchern zusätzliche
Funktionen aufweisen, abgesehen von der eigentlichen Funktion der Aufnahme des Sitzes.
[0012] So ist beispielsweise vorgesehen, dass der Haltewinkel in mindestens einem Langloch
oder in Langlöchern gelagert ist. Die Befestigung des Haltewinkels mit der Platte
erfolgt mittels Befestigungsmitteln. Vorzugsweise weist die Platte mindestens zwei
parallel angeordnete Langlöcher auf. In Längsrichtung des Langlochs bzw. in Längsrichtung
der Langlöcher ist somit eine im Wesentlichen horizontale Relatiwerstellung von Haltewinkel
und Platte, demnach eine Relativverstellung von Sitz und Sitzaufnahmen möglich. Es
ist ferner denkbar, die Platte so zu gestalten, dass sie mindestens zwei parallel
angeordnete Langlöcher aufweist. Dies ermöglicht es, die Halteplatte auf unterschiedlichem
Höhenniveau zu positionieren.
[0013] Gemäß einer besonderen Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass der Verbindungsadapter
aus zwei senkrecht zur Hinterachse getrennten Hälften besteht. Diese Gestaltung des
Verbindungsadapters ermöglicht es, zwischen den beiden Hälften Funktionsteile anzuordnen,
diese dort unterschiedlich zu positionieren und zu verbinden bzw. zu rastieren.
[0014] Insbesondere unter diesem Aspekt, aber auch grundsätzlich ist vorgesehen, dass der
Verbindungsadapter zum Festlegen der Sitzaufnahme mindestens einen Durchbruch zur
Aufnahme eines Klemmelements oder einer Verriegelungseinheit aufweist. Das Klemmelement
ermöglicht insbesondere das Festlegen der Sitzaufnahme bezüglich des Verbindungsadapters
in einer beliebigen Stellung der Sitzaufnahme während die Verriegelungseinheit das
Festlegen der Sitzaufnahme in einer von diversen definierten Stellungen gestattet.
[0015] Vorzugsweise weist die Sitzaufnahme, insbesondere im unteren Bereich, mindestens
ein sich über einen Kreisbogen erstreckendes Langloch zur Sitzwinkelverstellung auf,
wobei das Langloch sich mit mindestens einem Schraubloch und mindestens einem Durchbruch
für eine Klemmeinheit deckt. Gemäß einer bevorzugten Alternative ist vorgesehen, dass
die Sitzaufnahme, insbesondere im unteren Bereich, über einen Kreisbogen angeordnet,
mehrere Löcher aufweist, zur Verrastung mit einer adapterseitigen Verriegelung.
[0016] Gemäß einer bevorzugten baulichen Gestaltung ist vorgesehen, dass der Verbindungsadapter,
insbesondere eine Hälfte des Adapters, eine Ausnehmung zur Aufnahme einer kreisbogenförmigen
Führungsschiene aufweist. Diese Führungsschiene ist bestens geeignet, die relativ
hohen Kräfte, die über den auf dem Rollstuhl Sitzenden in den Sitz eingeleitet werden,
aufzunehmen. Unter diesem Aspekt besteht die Führungsschiene vorzugsweise auf Metall.
Der Verbindungsadapter besteht insbesondere aus Kunststoff. Diese Gestaltung der in
der Ausnehmung des Verbindungsadapters gelagerten Führungsschiene ermöglicht es, die
Sitzaufnahmen besonders einfach aufzunehmen und zu führen. So ist bevorzugt vorgesehen,
dass die Führungsschiene eine kreisbogenförmige Nut der Sitzaufnahmen durchsetzt.
Diese Nut der Sitzaufnahme ist deutlich länger als die Führungsschiene, so dass die
Führungsschiene zwischen den beiden Enden des Langlochs der Sitzaufnahme verschoben
werden kann und sich hierdurch unterschiedliche Neigungswinkel des Sitzes darstellen
lassen.
[0017] Es ist insbesondere daran gedacht, dass die Sitzaufnahme bezüglich des Verbindungsadapters
um einen Winkel bis zu 50°, insbesondere um einen Winkel zur Horizontalen von -5°
bis +15° oder -5° bis +45° schwenkbar ist. Im erstgenannten Fall mit der Schwenkbarkeit
um den relativ geringen Winkel ist die Verwendung des Rollstuhls als Aktivrollstuhl
bevorzugt. Handelt es sich um keinen Aktivrollstuhl ist vorzugsweise der größere Winkelverstellbereich
vorzusehen.
[0018] Weitere Merkmale der Erfindung sind in den Unteransprüchen, der Beschreibung der
Figuren und in den Figuren selbst dargestellt, wobei bemerkt wird, dass alle Einzelmerkmale
und alle Kombinationen von Einzelmerkmalen weitere erfinderische Ausgestaltungen darstellen.
[0019] In den Figuren ist die Erfindung anhand zweier Ausführungsbeispiele erläutert, ohne
hierauf beschränkt zu sein.
Es zeigt:
[0020]
- Figur 1
- eine räumliche Ansicht der ersten Ausführungsform des Rollstuhls, der als Aktivrollstuhl
ausgebildet ist, wobei der Sitz ohne Sitzpolster veranschaulicht ist,
- Figur 2
- eine räumliche Ansicht des in Figur 1 dargestellten Rollstuhls ohne Sitz,
- Figur 3
- eine Seitenansicht des in Figur 2 gezeigten Rollstuhls,
- Figur 4
- eine Explosionsdarstellung des in den Figuren 2 und 3 gezeigten Rollstuhls,
- Figur 5
- eine Explosionsdarstellung der Verbindung von Seitenstrebe, Verbindungsadapter und
Hinterachse,
- Figuren 6 und 7
- Seiten- und Stirnansichten einer Hälfte des jeweiligen Verbindungsadapters,
- Figuren 8 bis 10
- eine Seitenansicht, Stirnansicht und einen Schnitt gemäß der Linie B-B in Figur 8
durch die andere Hälfte des Verbindungsadapters,
- Figur 11
- eine Seitenansicht einer bei diesem Rollstuhl Verwendung findenden Sitzaufnahme,
- Figur 12
- eine räumliche Ansicht einer zweiten Ausführungsform des Rollstuhls, der als Schiebestuhl
gestaltet ist, wobei der Sitz ohne Sitzpolster veranschaulicht ist,
- Figur 13
- eine räumliche Ansicht des in Figur 12 gezeigten Rollstuhls, ohne Sitz veranschaulicht,
- Figur 14
- eine Seitenansicht des in Figur 13 gezeigten Rollstuhls,
- Figur 15
- eine Seitenansicht des in Figur 14 gezeigten Rollstuhls, in nach hinten gekippter
Stellung der Sitzaufnahmen,
- Figur 16
- eine Explosionsdarstellung von Seitenstreben mit Vorderrädern, Verbindungsadaptern,
Sitzaufnahmen und Hinterachse sowie deren Lagerungselementen,
- Figur 17
- eine Explosionsdarstellung des Rollstuhls im Bereich einer Seitenstrebe, eines Verbindungsadapters
und einer Hinterachse,
- Figuren 18 und 19
- Seitenansichten der bei dieser Ausführungsform Verwendung findenden Sitzaufnahmen.
[0021] Im Rahmen der nachfolgenden Beschreibung wird auf die gemeinsamen Merkmale der Rollstühle
gemäß der beiden Ausführungsformen Bezug genommen, die den Aktivrollstuhl und den
Schieberollstuhl zeigen.
[0022] Veranschaulicht ist der jeweilige Rollstuhl 1 mit zwei Antriebsrädern 2, zwei lenkbaren
Vorderrädern 3, einem Fahrgestell 4 mit Seitenstreben 5, daran befestigten und in
Längsrichtung verstellbaren Verbindungsadaptern 6 zur Einstellung eines gewünschten
Radstandes, Sitzaufnahmen 7 bzw. 8 und Hinterachse 9.
[0023] Die Verbindungsadapter 6 bestehen vorzugsweise aus je zwei Adapterhälften, der äußeren
Adapterhälfte 6a und der inneren Adapterhälfte 6b. Die Trennungsebene verläuft senkrecht
zur Hinterachse 9 und vorzugsweise durch die Mittellinie der Seitenstreben 5. Zur
formschlüssigen Verbindung mit den Seitenstreben 5 weisen die Adapterhälften 6a und
6b jeweils eine dem Durchmesser der Seitenstreben 5 entsprechende Vertiefung 10 auf.
Die Hinterachse 9 wird in den Verbindungsadaptern 6 mittels Positionsadaptern 11 unterhalb
der Seitenstreben 5 aufgenommen. Lochreihen 12 in den Adapterhälften 6a und 6b ermöglichen
die Höhenverstellung der Hinterachse. Die Sitzaufnahmen 7 bzw. 8 werden oberhalb der
Seitenstreben 5 in den Verbindungsadaptern 6 aufgenommen und sind darin rotierbar
gelagert. Sie sind vorzugsweise plattenförmig ausgebildet. Die Adapterhälften 6a und
6b weisen in ihrem oberen Bereich der Plattenstärke entsprechende und kreisbogenförmige
Ausnehmungen 13 auf. Entsprechend dieser kreisbogenförmigen Ausnehmungen weisen die
Sitzaufnahmen 7 bzw. 8 in ihrem unteren Bereich ebenfalls eine kreisbogenförmige Kontur
14 auf. Indem die radiale Fläche der kreisbogenförmigen Kontur 14 auf der radialen
Fläche der kreisbogenförmigen Ausnehmungen 13 gleitet, bewegen sich die Sitzaufnahmen
7 bzw. 8 rotierend in den Verbindungsadaptern 6. Der Drehpunkt MP entspricht dem Kreismittelpunkt.
Dieser Mittelpunkt MP sollte möglichst nahe dem Schwerpunkt des Systems Patient-Sitz
kommen.
[0024] Je zwei Langlöcher 15 in den Sitzaufnahmen 7 bzw. 8 nehmen Haltewinkel 16 zur Befestigung
von Sitzflächen oder Sitzen 17 in Längsrichtung verschiebbar auf. Somit kann ein adaptierter
Sitz 17 horizontal gegenüber der Hinterachse 9 verstellt werden, um eine optimale
Position einstellen zu können, insbesondere für das aktive Fahren einstellen zu können,
ohne die Geometrie des Fahrgestells zu verändern. Zur zusätzlichen Variation der Sitzhöhen
sind zwei Sätze Langlöcher 15 übereinander angebracht.
[0025] Zur Einstellung eines bestimmten Radstandes können die Verbindungsadapter 6 auf den
Seitenstreben 5 entsprechend der Bohrungen 18 verschoben werden. Denkbar wäre auch
eine rein kraftschlüssige Klemmung auf den Seitenstreben.
[0026] Dabei bleiben sowohl der Sitzwinkel als auch der horizontale Abstand von Hinterachse
9 zur Rückenfläche des Sitzes 17 erhalten.
[0027] Im Folgenden wird auf die beiden unterschiedlichen Varianten von Sitzaufnahmen 7
und 8 und deren Fixierung in den Verbindungsadaptern 6 eingegangen.
[0028] Die Sitzaufnahmen 7 sind für den in den Figuren 1 bis 11 veranschaulichten Aktivrollstuhl
1 vorgesehen, bei dem die Sitzeinheit nur in einem bestimmten, relativ geringen Winkel
(ca. -5° bis +15°) gegenüber der Horizontalen eingestellt werden soll. Die Sitzaufnahmen
7 weisen in ihrem unteren Bereich nahe und parallel der kreisbogenförmigen Kontur
14 zwei (gegebenenfalls mehr, jedoch mindestens eins) durch einen dünnen Steg zwecks
Stabilisierung getrennter radiale Langlöcher 19 auf, die mit Schraubenlöchern 20 in
den äußeren Adapterhälften 6a und Durchbrüchen 21 in den inneren Adapterhälften 6b
in Deckung liegen. In den Durchbrüchen 21 ist jeweils ein Klemmelement 22 verdrehsicher,
jedoch in Längsrichtung der Durchbrüche 21 verschiebbar gelagert. Schrauben 23 in
den Schraublöchern 20 durchdringen die radialen Langlöcher 19 (sichern der Sitzaufnahmen
7) und werden in die Klemmelemente 22 eingeschraubt, wodurch diese sich gegen die
Sitzaufnahmen 7 ziehen und gegen die äußeren Adapterhälften 6a klemmen. Durch Lösen
der Schrauben 23 werden die Sitzaufnahmen 7 freigegeben und können in den Ausnehmungen
13 rotierend gleiten. Für eine kippstabile und kraftschonende Sitzwinkelverstellung
ist von Bedeutung, dass der Radius der Ausnehmungen 13 bzw. der Kontur 14 so gewählt
wird, dass der Mittelpunkt MP bzw. der Drehpunkt möglichst nahe dem Schwerpunkt des
Systems Patient-Sitz - also oberhalb der Sitzfläche und vor der Rückenlehne - zu liegen
kommt. Auf eine exakte Ermittlung wird zugunsten einer einfachen Konstruktion und
Einstellung verzichtet.
[0029] Die Sitzaufnahmen 8 werden bei einem Rollstuhl gemäß der Ausführungsform nach den
Figuren 12 bis 19, somit einem Schieberollstuhl eingesetzt, wenn die Sitzeinheit verstellbar
über einen größeren Winkelbereich (ca. -5° bis +45°) gekippt werden soll. Die Sitzaufnahmen
8 weisen in ihrem unteren Bereich nahe und parallel der kreisförmigen Kontur 14 eine
Serie radial angeordneter Löcher 24 und auf einer Seite eine radiale, sich über den
Bereich der Löcher 24 und nach vorne darüber hinaus erstreckende ca. 4 mm tiefe Nut
25 auf. Eine Führungsschiene 26 ist mit einer Hälfte in einer Ausnehmung 27 der inneren
Adapterhälfte 6b und mit der anderen Hälfte in der Nut 25 der Sitzaufnahme 8 gelagert
und verhindert ein Herausspringen der Sitzaufnahmen 8 aus den Verbindungsadaptern
6. Mittels je einer Verriegelung 28, bestehend aus Riegelgehäuse 29, Riegel 30, Druckfeder
31, Sicherungsscheibe 32 und Mutter 33 werden die Sitzaufnahmen 8 in einem der Löcher
24 entsprechend dem gewünschten Verstellungswinkel des Sitzes arretiert. Die Verriegelungen
28 werden jeweils vorzugsweise in den hinteren Durchbrüchen 21 der inneren Adapterhälften
6 verschraubt. Der dazugehörige Auslösemechanismus ist der besseren Übersicht halber
nicht dargestellt.
[0030] Durch die winkeleinstellbare bzw. winkelverstellbare Führung und Fixierung der Sitzaufnahmen
7 bzw. 8 in den Verbindungsadaptern 6 wird eine Sitzwinkelverstellung ermöglicht,
ohne die Geometrie des Fahrgestells oder die Position des Schwerpunktes des Benutzers
gegenüber der Hinterachse verändern zu müssen bzw. zu verändern.
[0031] Die Verbindungsadapter 6 müssen nicht zwangsläufig in der dargestellten Form ausgelegt
sein, bei der die Hinterachse 9 unterhalb der Seitenstreben 5 angeordnet ist. Denkbar
ist auch eine Anordnung oberhalb der Seitenstreben 5. Dadurch würde die Sitzfläche
näher zur Hinterachse und der Benutzer tiefer zwischen den Antriebsrädern positioniert.
Auch muss die Hinterachse 9 nicht zwangsläufig durchgehend ausgelegt sein. Antriebsräder
könnten auch direkt an die Positionsadapter 11 abnehmbar oder fix befestigt werden.
1. Rollstuhl, insbesondere Aktivrollstuhl, mit Verbindungsadaptern (6, 6), die mit Seitenstreben
(5, 5) eines Fahrgestells (4), einer Hinterachse (9) und Sitzaufnahmen (7, 7 bzw.
8, 8) für einen Sitz (17) des Rollstuhls (1) verbunden sind, wobei der jeweilige Verbindungsadapter
(6) eine kreisbogenförmige Kontur (13) zur Aufnahme einer Sitzaufnahme (7 bzw. 8)
mit entsprechend kreisbogenförmiger Kontur (14) aufweist.
2. Rollstuhl nach Anspruch 1,wobei der jeweilige Verbindungsadapter (6) in seinem oberen
Bereich einer Ausnehmung mit der kreisbogenförmigen Kontur (13) aufweist und die Sitzaufnahme
(7 bzw. 8) in ihrem unteren Bereich mit der kreisbogenförmigen Kontur (14) versehen
ist.
3. Rollstuhl nach Anspruch 1 oder 2, wobei der jeweilige Verbindungsadapter (6) höhenverstellbar
in der Hinterachse (9) gelagert ist.
4. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die jeweilige Sitzaufnahme (7 bzw.
8) höhenverstellbar im Verbindungsadapter (6) gelagert ist oder der Sitz (17) höhenverstellbar
in den Sitzaufnahmen (7, 7 bzw. 8, 8) gelagert ist.
5. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der Sitz (17) horizontal verstellbar
in den Sitzaufnahmen (7, 7 bzw. 8,8 ) gelagert ist.
6. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die jeweilige Sitzaufnahme (7 bzw.
8) durch mindestens eine Platte gebildet ist, insbesondere durch die Platte und einen
in dieser gelagerten Haltewinkel (16) zur Auflage des Sitzes (17).
7. Rollstuhl nach Anspruch 6, wobei der Haltewinkel (16) in mindestens einem Langloch
(15) der Platte verschieblich ist oder in Löchern gelagert ist, sowie Befestigungsmittel
zum Befestigen des Haltewinkels (16) mit der Platte vorgesehen sind.
8. Rollstuhl nach Anspruch 6 oder 7, wobei die Platte mindestens zwei parallel und/oder
hintereinander angeordnete Langlöcher (15) aufweist.
9. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der Verbindungsadapter (6) aus zwei
senkrecht zur Hinterachse (9) getrennten Hälften (6a, 6b) besteht.
10. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei der Verbindungsadapter (6) zum Festlegen
der Sitzaufnahme (7 bzw. 8) mindestens einen Durchbruch (21) zur Aufnahme eines Klemmelementes
(22) oder einer Verriegelungseinheit (28) aufweist.
11. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die Sitzaufnahme (7), insbesondere
im unteren Bereich, mindestens ein sich über einen Kreisbogen erstreckendes Langloch
(19) zur Sitzwinkelverstellung aufweist, wobei das Langloch (19) sich mit mindestens
einem Schraubloch (20) und mindestens einem Durchbruch (21) für ein Klemmelement (22)
deckt oder die Sitzaufnahme (8), insbesondere im unteren Bereich, über einen Kreisbogen
angeordnet mehrerer Löcher (24) aufweist, zur Verrastung mit einer adapterseitigen
Verriegelung (28).
12. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei der Verbindungsadapter (6), insbesondere
eine Hälfte (6b) des Adapters (6) eine Ausnehmung (27) zur Aufnahme einer kreisbogenförmigen
Führungsschiene (26) aufweist.
13. Rollstuhl nach Anspruch 12, wobei die Führungsschiene (26) in eine kreisbogenförmige
Nut (25) der Sitzaufnahme (8) eingreift.
14. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 13, wobei die Sitzaufnahme (7 bzw. 8) bezüglich
des Verbindungsadapters (6) um einen Winkel von bis zu 50°, insbesondere um einen
Winkel zur Horizontalen von -5° bis +15° oder -5° bis +45° schwenkbar ist.
15. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 14, wobei die Verbindungsadapter (6, 6) zur
Einstellung eines Radstandes auf den Seitenstreben (5, 5) verstellbar sind.