[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Beleimeinrichtung zum vollflächigen
Beleimen von an der Beleimeinrichtung vorbei geführten Bezugsnutzen in Buchdeckenmaschinen
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Derartige Beleimeinrichtungen sind, beispielsweise aus der
DE 100 57 599 A1, als Zwei-Walzen-Leimwerke in Buchdeckenmaschinen bekannt. Der Klebstoff, meist ein
tierischer Heißleim oder ein Dispersionsklebstoff, wird von der Klebstofffördereinrichtung
aus einem Vorratsbehälter zwischen die Walzen gepumpt. Durch die Drehbewegung der
Auftragswalze wird Klebstoff durch den im Annäherungsbereich von Auftrags- und Dosierwalze
vorliegenden Spalt herausgeführt. Ein Teil des an der Auftragswalze anhaftenden Klebstoffs
wird danach in einer Abwälzbewegung auf den Bezugsnutzen abgegeben. Die Stärke des
Auftrags wird durch den Walzenabstand bestimmt, weshalb die Dosierwalze über manuelle,
auf die beiden Lager wirkende Verstelleinrichtungen zur Auftragswalze verschiebbar
angeordnet ist.
[0003] Die aus dem Spalt austretende Klebstoffmenge wird aber nicht nur von dem Walzenabstand
bestimmt. Weitere Einflussfaktoren sind u.a. die Viskosität und die Walzendrehgeschwindigkeit.
Klebstoff von hoher Viskosität erzeugt einen hohen Staudruck im Annäherungsbereich
der Walzen, wodurch eine größere Klebstoffmenge bei gleichem Spaltquerschnitt ausgetragen
wird. Ein ähnlicher Effekt tritt auf, wenn sich die Walzendrehgeschwindigkeit erhöht.
Der Klebstoff wird förmlich herausgepumpt. Dem begegnet man mit der Verkleinerung
des Walzenabstands, was aber bei niedriger Geschwindigkeit dazu führt, dass nahezu
kein Klebstoff mehr aus dem Spalt austritt und der wenige Klebstoff auf der Auftragswalze
sogleich antrocknet. Für einen stabilen Prozess ist der Walzenabstand also ständig
nachzukorrigieren.
[0004] Aus der
DE 34 29 049 C2 ist ein Zwei-Walzen-Leimwerk bekannt, bei dem zur Erzeugung eines dünnen Klebstofffilms
auf der Auftragswalze die Dosierwalze mit einer definierten Kraft gegen die Auftragswalze
gedrückt wird. Zwischen den Stirnseiten der die Druckkraft erzeugenden Gewindespindeln
und den Lagern der Dosierwalze sind untereinander hydraulisch verbundene Hydraulikzylinder
vorgesehen, sodass sich auch bei ungenauer Einstellung der Gewindespindeln eine gleichmäßige
Kraftbeaufschlagung der beiden Lager der Dosierwalze einstellt und sich ein Walzenspalt
von nahezu konstanter Breite über die gesamte Walzenbreite ausbildet. Nachteilig ist,
dass sich die Spaltbreite bei größer werdendem Staudruck im Annäherungsbereich der
Walzen vergrößert, wodurch dann verstärkt durch den sowieso schon hohen Staudruck
wesentlich mehr Klebstoff als gewünscht ausgetragen wird. Das Zwei-Walzen-Leimwerk
ist an sich geeignet für Beleimungen mit konstanten Walzendrehgeschwindigkeiten.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Beleimeinrichtung gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 derart weiterzubilden, dass bei wechselnden Maschinengeschwindigkeiten
ein konstanter Klebstoffaustrag gewährleistet ist. Bei Verwendung unterschiedlicher
Klebstoffe soll die Beleimeinrichtung schnell und einfach auf die Bedingungen bzw.
Eigenschaften des jeweiligen Klebstoffs eingestellt werden können.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine automatische Verstelleinrichtung für
den Walzenabstand gelöst, die wenigstens einen von einer Steuereinrichtung gesteuerten
Stellantrieb aufweist, dem eine in der Steuervorrichtung speicherbare und in Abhängigkeit
der Walzendrehgeschwindigkeit definierte Steuerkurve zugeordnet ist, wobei die Steuerkurve
von wenigstens einer über die Steuereinrichtung vorgebbaren Stellgröße bestimmbar
ist.
[0007] In der Steuerkurve ist jeder Walzendrehgeschwindigkeit ein bestimmter Walzenabstand
zugeordnet, welcher vom Stellantrieb entsprechend angefahren wird. Die Steuerkurve
ist in der Steuervorrichtung gespeichert und kann auf empirisch ermittelte Werte basieren,
insbesondere was ihren grundsätzlichen Verlauf betrifft. Beispielsweise kann die Steuerkurve
derart definiert sein, dass bei höheren Walzendrehgeschwindigkeiten weniger Klebstoff
als bei niedrigen Geschwindigkeiten ausgetragen wird, was technologisch vorteilhaft
sein kann und konträr zum dargelegten Austragverhalten eines Zwei-Walzen-Leimwerks
aus dem Stand der Technik ist. Eine geregelte Auftragsmenge ermöglicht minimale Klebstoffverbräuche,
was Kosten senkt und die Verschmutzung der Buchdeckenmaschine gering hält. Gleichzeitig
kann die Qualität sichergestellt werden, da es nicht zu einer Klebstoffunterversorgung
bei niedrigen Walzendrehgeschwindigkeiten kommt.
[0008] Durch die Vorgabe wenigstens einer Stellgröße kann die Steuerkurve an die jeweiligen
Auftragsbedingungen bzw. des jeweils zum Einsatz kommenden Klebstofftyps angepasst
werden, indem zu einer bestimmten Walzendrehgeschwindigkeit ein entsprechender Abstand
über die Steuereinrichtung eingegeben wird. Der sich daraus ergebene Gesamtverlauf
der Steuerkurve kann entweder parallelverschoben, gestreckt oder geneigt zur vorherigen
Steuerkurve sein. Die Eingabe der Stellgröße kann während des Laufs erfolgen, wodurch
eine schnelle Korrektur des Klebstoffauftrags in der jeweiligen Auftragssituation
ermöglicht wird. Durch die gleichzeitige Neudefinition der Steuerkurve ist die Änderung
auch bei anderen Walzendrehgeschwindigkeiten entsprechend wirksam, sodass bspw. die
gewünschte Auftragsstärke für den vollen Geschwindigkeitsbereich der Buchdeckenmaschine
vorliegt.
[0009] Die Verstelleinrichtung ist von einfachem Aufbau und eliminiert den Austrageffekt
bei Zwei-Walzen-Leimwerken, dass mit zunehmender Walzendrehgeschwindigkeit mehr Klebstoff
ausgetragen wird. Bei der Beleimeinrichtung wird nicht die Anpresskraft der Walzen
zueinander geregelt, sondern die tatsächliche Spaltbreite. Eine Spaltvergrößerung
durch einen höheren Staudruck tritt nicht auf.
[0010] Die abhängigen Ansprüche definieren bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen
Beleimeinrichtung.
[0011] Die Steuerkurve kann noch genauer an die gewünschte Auftragscharakteristik angepasst
werden, wenn die Steuerkurve von zwei über die Steuereinrichtung vorgebbaren Stellgrößen
bestimmbar ist, beispielsweise durch jeweils eine Stellgröße bei maximaler und minimaler
Walzendrehgeschwindigkeit. Vorteilhaft ist die Eingabe der jeweiligen Stellgröße über
eine Teach-in-Einrichtung, indem der Bediener den Abstand über Stelltasten inkrementell
bis zur optimalen Einstellung verändert und dieser Abstand dann als Stellgröße der
Steuereinrichtung übergeben wird.
[0012] Die Steuerkurve kann auch in Abhängigkeit weiterer Parameter definiert sein. So kann
in der Steuereinrichtung der Klebstofftyp, die Klebstoffviskosität, die Klebstoffauftragstemperatur
und/oder eine oder mehrere Eigenschaften des Bezugsmaterials herangezogen werden,
entweder durch manuelle Eingabe oder durch automatische Ermittlung mittels entsprechender
Sensoren, und eine entsprechende Steuerkurve danach definiert bzw. aus einer Reihe
von hinterlegten Steuerkurven ausgewählt wird.
[0013] Vorzugsweise weist die Steuerkurve einen degressiven Verlauf auf, mit einem minimalen
Walzenabstand bei hohen Drehgeschwindigkeiten.
[0014] Vorteilhaft ist, wenn zur Reinigung der Beleimeinrichtung ein größerer Abstand als
der im Standby-Betrieb vorgesehene maximale Walzenabstand auswählbar ist. Dieser kann
von der Steuereinrichtung über den Stellantrieb schnell angefahren werden, einhergehend
mit weiteren für die Reinigung erforderlichen Maschineneinstellungen, sodass mit der
Reinigung unverzüglich begonnen werden kann.
[0015] Eine bevorzugte Weiterausgestaltung der erfindungsgemäßen Beleimeinrichtung sieht
vor, dass der Stellantrieb ein Verstellmotor mit Drehgeberrückführung ist und mit
einer an dem jeweiligen Lager der Dosierwalze eingreifenden Spindel antriebsverbunden
ist. Die beiden, den endseitigen Lagern der Dosierwalze zugeordneten Spindeln können
mit einem einzigen Verstellmotor antriebsverbunden sein oder sie weisen jeweils separate
Verstellmotore auf, die wiederum über die Steuervorrichtung miteinander verbunden
sind.
[0016] Damit die Beleimeinrichtung keinen Schaden durch in den Spalt geratene Fremdkörper
nimmt, können als Überlastsicherung die endseitigen Lager der Dosierwalze über entsprechend
hoch vorgespannte Druckfedern gegen zugeordnete, von dem Stellantrieb verstellbaren
Haltern abgefedert sein, mit jeweils einer einen maximalen Abstand zwischen Halter
und Lager begrenzenden Zugstange.
[0017] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- in einer Seitenansicht eine Beleimeinrichtung zum vollflächigen Beleimen von an der
Beleimeinrichtung vorbei geführten Bezugsnutzen in einer Buchdeckenmaschine;
- Fig. 2
- eine Draufsicht von der Beleimeinrichtung;
- Fig. 3
- ein Diagramm mit einer Steuerkurve.
[0018] Die in den Figuren 1 und 2 dargestellte Beleimeinrichtung 1 findet Verwendung in
einer nur ansatzweise dargestellten Buchdeckenmaschine und dient zur vollflächigen
Beleimung von Bezugsnutzen 2, die anschließend auf Deckelpappen 3 aufgeklebt werden.
Ein kontinuierlich drehangetriebener Nutzenzylinder 4 erfasst mit einem Greifer 4
a den aus einem Magazin vereinzelten und zugeführten Bezugsnutzen 2 und führt ihn
an der Beleimeinrichtung 1 vorbei, wobei eine mit Klebstoff versehene Auftragswalze
10 auf dem Bezugsnutzen 2 abwälzt und dabei Klebstoff auf den Bezugsnutzen 2 überträgt.
Der Bezugsnutzen 2 wird anschließend von gegen den Nutzenzylinder 4 wirkenden Andrückrollen
5 mit den von einem Pappenschieber 6 synchron zugeführten Deckelpappen 3 zur Buchdecke
verbunden, wobei seitliche Kanten des Bezugsnutzens 2 an den Deckelpappen 3 überstehen.
Diese werden nachfolgend in nicht weiter dargestellten Einschlagsstationen um die
Pappenkanten eingeschlagen.
[0019] Die Beleimeinrichtung 1 besteht im Wesentlichen aus der in gestellfesten Lagern 14
drehgelagerten, während des Betriebs im Wesentlichen synchron zum Nutzenzylinder 4
angetriebenen Auftragswalze 10 und einer dieser zugeordneten Dosierwalze 11, welche
im Ausführungsbeispiel über Zahnräder 25, 26 von der Auftragswalze 10 in entgegengesetzter
Drehrichtung mit angetrieben ist. Die Dosierwalze 11 kann aber auch stillstehen oder
mit langsamer Geschwindigkeit entgegengesetzt zur Auftragswalze 10 angetrieben sein.
[0020] Im Zwickel von Auftragswalze 10 und Dosierwalze 11 befindet sich der von einer Klebstofffördereinrichtung
13 gelieferte Klebstoff 12. Durch die Drehbewegung der Walzen 10, 11 wird Klebstoff
durch den im Annäherungsbereich von Auftragswalze 10 und Dosierwalze 11 vorliegenden
Spalt der Breite D (= Walzenabstand) herausgeführt und im Falle gleich schnell drehender
Walzen 10, 11 annähernd gleich auf die beiden Walzen 10, 11 aufgeteilt.
[0021] Die Dosierwalze 11 ist endseitig in verschiebbar geführten Lagern 15 drehgelagert.
Diese sind hierzu in gestellfesten Führungen 19 aufgenommen. Als Überlastsicherung
sind die Lager 15 über vorgespannte Tellerfedern 18 gegen zugeordnete Halter 16 abgefedert.
Eine Zugstange 17 definiert einen maximalen Abstand zwischen Lager 15 und Halter 16.
Die Vorspannung ist derart ausgelegt, dass der eingestellte Walzenabstand D während
des regulären Betriebs konstant bleibt ohne aufgrund des im Annäherungsbereich der
Walzen 10, 11 herrschenden Staudrucks einzufedern. Nur im Havariefall, wenn sich z.B.
Fremdkörper im Klebstoff 12 befinden, weicht die Dosierwalze 11 aus.
[0022] Die Verschiebung der Dosierwalze 11 und damit die Einstellung des Walzenabstands
D erfolgt also über die Halter 16, welche von in gestellfesten Lagern 20 drehgelagerten
Verstellspindeln 21 in entsprechende Positionen verfahrbar sind. In dem Ausführungsbeispiel
sind die beiden Verstellspindeln 21 über Kegelradstufen 22 und eine Welle 23 mit einem
Verstellmotor 24 verbunden. Alternativ könnte jeder Verstellspindel 21 ein eigener
Verstellmotor 24.1 bzw. 24.2 zugeordnet sein, wodurch eine zur Auftragswalze 10 verschränkte
Positionierung der Dosierwalze 11 ermöglicht werden könnte und der Walzenabstand D
von der einen Seite zur anderen Seite zu- bzw. abnimmt.
[0023] Zur automatischen Verstellung des Walzenabstandes D ist eine Steuerung 30 vorgesehen,
in der eine Steuerkurve 40 gespeichert ist, nach welcher der Verstellmotor 24 über
die zugeordnete Motoransteuerung 31 und die Positionsrückführung des Drehgebers 24
a am Verstellmotor 24 die für den Walzenabstand D relevante Position der Halter 16
anfährt. Beim Einsatz von zwei Verstellmotoren 24.1 und 24.2 sind beide Verstellmotore
24.1 und 24.2 an der Steuerung 30 angeschlossen und hierdurch miteinander verbunden.
[0024] Wie aus Fig. 3 ersichtlich ist die Steuerkurve 40 in Abhängigkeit von der Taktleistung
P bzw. der Drehgeschwindigkeit v der Auftragswalze 10 definiert, weswegen die Steuerung
30 das Signal eines mit der Auftragswalze 10 verbundenen Drehgebers 32 auswertet.
Im Ausführungsbeispiel weist die Steuerkurve 40 einen degressiven Verlauf auf, mit
einem minimalen Walzenabstand D
min bei hohen Drehgeschwindigkeiten v bzw. hohen Taktleistungen P.
[0025] Der Verlauf der Steuerkurve 40 ist erfindungsgemäß über die Vorgabe wenigstens einer
einer bestimmten Walzendrehgeschwindigkeit v
Walze bzw. Taktleistung P zugeordneten Stellgröße 41 a bzw. 41 b definierbar. Im Ausführungsbeispiel
ist der Verlauf der Steuerkurve 40 durch die Vorgabe einer ersten Stellgröße 41 a
und einer zweiten Stellgröße 41 b vorgesehen, wobei ein minimaler Walzenabstands D
min bei einer maximalen Taktleistung P
max und ein maximaler Walzenabstand D
max bei einer minimalen Taktleistung P
min angegeben werden. Der Verlauf einer alternativen zweiten Steuerkurve 44 ist gestrichelt
angegeben. Für den Standby-Betrieb, bei dem im Stillstand der Buchdeckenmaschine die
Walzen 10, 11 weiter drehangetrieben sind, ist eine Walzendrehgeschwindigkeit v
Walze und ein Walzenabstand D
max entsprechend der minimalen Taktleistung P
min vorgesehen.
[0026] Die Vorgabe besagter Stellgrößen 41 a, b kann über ein mit der Steuerung 30 verbundenes
Bedienterminal 33 erfolgen, das über ein Display 34 den Walzenabstand D gemäß aktueller
Stellgröße 43 anzeigt. Mittels eines Eingabefeldes 35 lassen sich neue Stellgrößen
41 a, b eingeben. Durch die Generierung entsprechender Wertepunkte wird dann eine
neue Steuerkurve 40 gebildet, die durch die nun vorgegebenen Stellgrößen verläuft.
Die Vorgabe muss nicht zwangsläufig für die minimale oder maximale Taktleistung erfolgen.
So könnte auch bei der jeweils aktuellen Taktleistung ein neuer Wert für den Walzenabstand
D vorgegeben werden, wobei die Steuerkurve 40 dann entsprechend parallelverschoben,
gestreckt oder geneigt zur vorherigen Steuerkurve verläuft.
[0027] Vorteilhaft ist hierfür ein Betriebswahlschalter 36 am Bedienterminal 33. In der
Stellung Automatikbetrieb 36 a wird der Walzenabstand D gemäß aktuell hinterlegter
Steuerkurve 40 bestimmt und vom Verstellmotor 24 automatisch angefahren. In der Stellung
Manueller Betrieb 36 b kann über Plus/Minus-Tasten im Eingabefeld 35 eine inkrementelle
Veränderung des aktuellen Walzenabstandes D vom Bediener vorgenommen werden. Wenn
sich die Änderung als sinnvoll erwiesen hat, lässt sich der gefundene Walzenabstand
D als neue Vorgabestellgröße über die Stellung Speichern 36 c per Teach-in abspeichern
und die Steuerkurve 40 wird entsprechend abgeändert. Der Betriebswahlschalter 36 wird
anschließend in die Stellung Automatikbetrieb 36 a zurückgedreht.
[0028] In der Stellung Reinigungsmodus 36 d werden die Walzen 10, 11 auf einen für das Reinigen
der Walzen 10, 11 vordefinierten weiten Abstand D auseinander gefahren. Im Diagramm
aus Fig. 3 ist dieser Punkt als Stellgröße Reinigungsmodus 42 gekennzeichnet. Selbstverständlich
kann dieser vergrößerte Abstand auch durch manuelle Steuerung über das Bedienterminal
33 angefahren und ggf. gespeichert werden.
[0029] Der Verlauf der Steuerkurve 40 kann zusätzlich zur Abhängigkeit von der Walzendrehgeschwindigkeit
v
Walze noch in Abhängigkeit weiterer Parametern definiert sein. Beispielsweise können Steuerkurven
40 in Abhängigkeit des Klebstofftyps, der Klebstoffviskosität, der Klebstoffauftragstemperatur
und/oder einer oder mehrerer Eigenschaften des Bezugsmaterials in der Steuerung 30
gespeichert sein, die entweder manuell über das Bedienterminal 33 abrufbar oder von
der Steuerung 30 gemäß eingehender Sensorsignale 37 automatisch auswählbar sind.
[0030] Die erfindungsgemäße Beleimeinrichtung ermöglicht die schnelle Anpassung der Steuerkurve
40, wenn sich das Verhalten des Klebstoffs beim Austrag aus den beiden Walzen 10,
11, beim Benetzen des Bezugsnutzens 2 oder beim Verkleben der beiden Kleblinge Bezugsnutzen
2 und Deckelpappen 3 ändert, ohne dass hierzu aufwändige und teure Sensoren und Messeinrichtungen
zum Einsatz kommen. Die Erfahrung des Bedieners, der meist schon visuell oder durch
bloßes Ertasten des Klebstoffs auf der Auftragswalze 10 und/oder auf dem Bezugsnutzen
2 die richtige Einstellung erkennen kann, wird hier kombiniert mit einer einfachen
und kostengünstigen Automatik für die Abstandsverstellung. Dem Bediener wird die Kontrolle
des Klebstoffauftrags nicht genommen. Er gewährleistet mit seinem Fachwissen die qualitative
Herstellung der Buchdecken. Die notwendigen Einstellungen werden mit der erfindungsgemäßen
Beleimeinrichtung 1 aber deutlich leichter und schneller durchgeführt und eine einwandfreie
Beleimung über den vollen Geschwindigkeitsbereich ist gewährleistet, ohne dass der
Bediener einzugreifen hat. Zudem erhöht sich das Spektrum an zu verarbeitenden Klebstoffqualitäten.
Bezugszeichenliste
1 |
Beleimeinrichtung |
30 |
Steuerung |
2 |
Bezugsnutzen |
31 |
Motoransteuerung |
3 |
Deckelpappen |
32 |
Drehgeber |
4 |
Nutzenzylinder |
33 |
Bedienterminal |
4 a |
Greifer |
34 |
Display |
5 |
Andrückrolle |
35 |
Eingabefeld |
6 |
Pappenschieber |
36 |
Betriebswahlschalter |
10 |
Auftragswalze |
36 a |
Automatikbetrieb |
11 |
Dosierwalze |
36 b |
Manueller Betrieb |
12 |
Klebstoff |
36 c |
Speichern |
13 |
Klebstofffördereinrichtung |
36 d |
Reinigungsmodus |
14 |
Lager |
37 |
Sensorsignale |
15 |
Lager |
40 |
Steuerkurve |
16 |
Halter |
41 a |
Erste Stellgröße |
17 |
Zugstange |
41 b |
Zweite Stellgröße |
18 |
Tellerfedern |
42 |
Stellgröße Reinigungsmodus |
19 |
Führung |
43 |
Aktuelle Stellgröße |
20 |
Lager |
44 |
Zweite Steuerkurve |
21 |
Verstellspindel |
D |
Walzenabstand |
22 |
Kegelradstufe |
Dmin |
Minimaler Walzenabstand |
23 |
Welle |
Dmax |
Maximaler Walzenabstand |
24 |
Verstellmotor |
P |
Taktleistung |
24 a |
Drehgeber |
Pmin |
Minimale Taktleistung |
24.1 |
Erster Verstellmotor |
Pmax |
Maximale Taktleistung |
24.2 |
Zweiter Verstellmotor |
vWalze |
Walzendrehgeschwindigkeit |
25 |
Zahnrad |
|
|
26 |
Zahnrad |
|
|
1. Beleimeinrichtung (1) zum vollflächigen Beleimen von an der Beleimeinrichtung (1) vorbei geführten
Bezugsnutzen (2) in Buchdeckenmaschinen, mit einer sich auf dem Bezugsnutzen (2) abwälzenden
und dabei eine Klebstoffschicht hinterlassenden Auftragswalze (10) und mit einer dieser
in einem einstellbaren Abstand (D) zugeordneten und ggf. entgegengesetzt drehenden
Dosierwalze (11), wobei sich in dem von Auftrags- und Dosierwalze (10, 11) gebildeten
Zwickel ein von einer Klebstofffördereinrichtung (13) gelieferter Klebstoffvorrat
(12) befindet, mit einer Antriebsvorrichtung (25, 26) für die in Abhängigkeit der
Buchdeckenmaschinengeschwindigkeit erfolgende Drehbewegung der Auftragswalze (10)
und ggf. der Dosierwalze (11), wobei im Stillstand der Buchdeckenmaschine die Walzen
(10, 11) im Standby-Betrieb mit einer niedrigen Drehgeschwindigkeit (vWalze) weiter angetrieben sind, gekennzeichnet durch eine automatische Verstelleinrichtung für den Walzenabstand (D) mit wenigstens einem
von einer Steuereinrichtung (30) gesteuerten Stellantrieb (24, 21), dem eine in der
Steuereinrichtung (30) speicherbare und in Abhängigkeit der Walzendrehgeschwindigkeit
(vWalze) definierte Steuerkurve (40) zugeordnet ist, wobei die Steuerkurve (40) von wenigstens
einer über die Steuereinrichtung (30) vorgebbaren und einer bestimmten Walzdrehgeschwindigkeit
(vWalze) zugeordneten Stellgröße (41 a bzw. 41 b) bestimmbar ist.
2. Beleimeinrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerkurve (40) von zwei über die Steuereinrichtung (30) vorgebbaren und jeweiligen
Walzendrehgeschwindigkeiten (vWalze) zugeordneten Stellgrößen (41 a, b) bestimmbar ist.
3. Beleimeinrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die jeweilige Stellgröße (41 a, b) nach einer durch Bedienereingriff vorgenommenen
Abstandseinstellung über eine Teach-in-Einrichtung (33, 36, 36 c) vorgebbar ist.
4. Beleimeinrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerkurve (40) in Abhängigkeit weiterer Parameter, wie Klebstofftyp, - viskosität
und/oder -auftragstemperatur und/oder einer Eigenschaft des Bezugsmaterials (2), definiert
ist.
5. Beleimeinrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerkurve (40) einen degressiven Verlauf aufweist, mit einem minimalen Walzenabstand
(Dmin) bei hohen Drehgeschwindigkeiten (vWalze).
6. Beleimeinrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Reinigung der Beleimeinrichtung (1) ein größerer Abstand (D) als der im Standby-Betrieb
vorgesehene maximale Walzenabstand (Dmax) auswählbar ist.
7. Beleimeinrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Stellantrieb ein Verstellmotor (24) mit Drehgeberrückführung (24 a) ist und mit
einer an dem jeweiligen Lager (15, 16) der Dosierwalze (11) eingreifenden Spindel
(21) antriebsverbunden ist.
8. Beleimeinrichtung (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden, den endseitigen Lagern (15, 16) der Dosierwalze (11) zugeordneten Spindeln
(21) mit einem einzigen Verstellmotor (24) antriebsverbunden sind.
9. Beleimeinrichtung (1) nach Anspruch 7, gekennzeichnet, durch zwei separate, über die Steuervorrichtung (30) miteinander verbundene Verstellmotore
(24.1, 24.2) für die beiden endseitigen Lager (15, 16) der Dosierwalze (11).
10. Beleimeinrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass als Überlastsicherung die endseitigen Lager (15) der Dosierwalze (11) über vorgespannte
Druckfedern (18) gegen zugeordnete, von dem Stellantrieb (24, 21) verstellbaren Haltern
(16) abgefedert sind, mit jeweils einer einen maximalen Abstand zwischen Halter (16)
und Lager (15) begrenzenden Zugstange (17).