[0001] Bei der induktiven drahtlosen Übertragung von Daten von einem Hörgerät, einer Relay-Station,
einem Programmiergerät oder einer Fernbedienung an ein mit einer geeigneten Empfangseinrichtung
ausgestattetes Hörgerät besteht die Schwierigkeit, dass sowohl die maximale Sendeleistung
als auch die Empfangsempfindlichkeit begrenzt sind. Aufgrund der relativ geringen
Kapazität, Spannung und Spitzenstrombelastbarkeit der verfügbaren Hörgeräte-Batterien
ist die maximale Sendeleistung von Hörgeräten begrenzt.
[0002] Auf der anderen Seite existieren gesetzliche Beschränkungen bezüglich der maximalen
Sendeleistung von Funksystemen. Dadurch ergibt sich eine entsprechend eingeschränkte
Sendereichweite. Bei den heutzutage gebräuchlichen induktiven Systemen kommt hinzu,
dass im normalerweise verwendeten Nahfeld die Reduzierung der Feldstärke in Abhängigkeit
von der Entfernung stark ins Gewicht fällt.
[0003] Aufgrund des daraus resultierenden geringen Pegels des Nutzsignals am Empfänger können
schon sehr leistungsarme Störquellen die Übertragungsqualität massiv beeinflussen.
Wesentliche Komponenten sowohl des Sendesystems als auch des empfangenden Hörgeräts
erzeugen jedoch konstruktionsbedingt elektromagnetische Emissionen, die im Empfangssystem
als Störquellen wirken. Solche Störquellen sind z.B. die Induktivitäten getakteter
Spannungsregler, Halbleiterbauteile oder Versorgungs- und Ausgangsleitungen praktisch
aller getakteten elektronischer Schaltkreise. Im Hörgerät kommt als weitere Störquelle
der sogenannte Hörer der Hörgeräte hinzu.
[0005] Eine weitere bekannte Maßnahme ist - wo dies möglich ist - ein hinreichender Abstand
der Sende- bzw. Empfangsspule zur Störquelle.
[0006] Aus der Druckschrift
DE 10 2006 049 471 A1 ist ein Verfahren zur Schätzung eines Störfeldes für eine Antennenspule bekannt.
Damit können Antenne und Hörgeräthörer derart positioniert werden, dass die Störung
durch den Hörgeräthörer minimiert wird. In Figur 1 ist in schematischer Weise das
Prinzip eines geometrischen Abgleichs zwischen Empfangsantenne und als Störquelle
fungierendem Hörgerätehörer dargestellt. Die Einkopplung in die Antenne wird messtechnisch
aufgenommen, die Position der Antenne solange optimiert, bis die minimale Einkopplung
erreicht wird. Die Position der Antenne bzgl. der Störquelle wird dann durch geeignete
Maßnahmen (Kleber, Halterung) fest fixiert.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die geschilderten Schwierigkeiten
möglichst effektiv und kostengünstig zu vermeiden.
[0008] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe durch eine Vorrichtung und ein Verfahren nach
einem der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterentwicklungen der
Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Die Erfindung beansprucht eine Vorrichtung zur Verminderung einer durch unsymmetrisch
ausgebildete Feldlinien mindestens einer Hörgerätekomponente verursachte Störeinkopplung
in eine Empfangsantenne einer drahtlosen Datenübertragungseinrichtung eines Hörgeräts.
[0010] Alle stromdurchflossenen oder mit elektrischer Ladung belegten Komponenten eines
Hörgeräts senden elektromagnetische Störfelder aus. Ausgangspunkt solcher Störsignale
sind elektrische Zuleitungen (Drähte, Litzen, Leiterbahnen) oder passive und aktive
Bauteile. Starke Störsignalquellen in Hörgeräten sind beispielsweise getaktete Spannungsregler,
analoge und digitale Halbleiterbauteile, Versorgungs- und Ausgangsleitungen von getakteten
Schaltkreisen sowie der Hörgerätehörer. Der Feldlinienverlauf der abgestrahlten elektrischen
und magnetischen Störfelder einer Komponente hängt von der Form der entsprechenden
elektrisch leitenden und/oder magnetischen Teile sowie von elektrisch leitenden und/oder
magnetischen Komponenten in deren Nähe ab.
[0011] Die Anwesenheit der elektrisch leitenden und/oder magnetischen Komponenten im Hörgerät
führt zu einer Feldverbiegung des Störfeldes. Einerseits verschieben sich dadurch
lokale Nullstellen des elektrischen bzw. magnetischen Störfeldes oder gehen verloren.
Andererseits führt die Verbiegung der Feldlinien zu einer Unsymmetrie der Einkopplung
in die Empfangsantenne. In beiden Fällen steigt die Störeinkopplung in die Empfangsantenne.
Am Ort der Empfangsantenne oder einer Empfangsspule eines drahtlosen Signalübertragungssystems,
das den induktiven Bereich oder den typischen HF-Bereich nutzt, wird das ausgehende
elektromagnetische Störsignal empfangen. Der Störeinfluss des Magnetfeldes auf die
Empfangsantenne hängt von der Amplitude und der Richtung des Magnetfeldes in Bezug
auf Ausrichtung der Antenne ab. Oftmals gelingt es durch geeignete Schirmmaßnahmen
nicht, die Amplitude des Störfeldes am Ort der Antenne weit genug zu verringern. Steht
das Magnetfeld vorzugsweise senkrecht zur Empfangsantenne, wird die Störfeldbeeinflussung
minimiert. Die Störeinkopplung des Magnetfeldes in die Empfangsantenne kann jedoch
auch dadurch verringert werden, indem geometrische Anordnungen verwendet werden, bei
denen eine symmetrische Einkopplung der Feldlinien stattfindet und sich somit die
in die Spule induzierten Störströme weitgehend auslöschen. Hierzu können Symmetrie
bzw. Abstrahlcharakteristik der Hörgerätekomponenten ausgenutzt werden.
[0012] Die erfindungsgemäße Vorrichtung umfasst mindestens ein im Hörgerät angeordnetes
erstes Mittel, durch das die Unsymmetrie der Feldlinien reduziert und die Feldverbiegung
korrigiert wird. Zusätzlich oder alternativ kann auch die Empfangsantenne geometrisch
derart an das äußere Störfeld der Hörgerätekomponenten angepasst werden, dass sich
die durch Feldeinkopplung induzierten Störströme in der Antenne kompensieren. Dadurch
wird die Störeinkopplung in die Empfangsantenne reduziert.
[0013] Erfindungsgemäß weist das erste Mittel zur Reduzierung der Unsymmetrie der Feldlinien
metallische Eigenschaften auf.
[0014] Vorzugsweise wird als erstes Mittel ein Kompensationsblech verwendet, das die Feldverbiegung
derart korrigiert, so dass die Einkopplung wieder symmetrisch ist und sich der Störeinfluss
verringert.
[0015] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können zum Zweck der
Miniaturisierung als erstes Mittel anstelle eines Kompensationsbleches auch bereits
vorhandene geeignete metallische bzw. magnetische Hörgerätekomponenten (z.B. Mikrofon,
Schirmbleche) zur Kompensation der Feldunsymmetrie verwendet werden. Dadurch kann
eine zusätzliche Komponente vermieden und der geringe zur Verfügung stehende Platz
im Hörgerät optimal für andere Hörgerätekomponenten genutzt werden bzw. die Bauform
der Geräte verringert werden.
[0016] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst die Empfangsantenne einen Spulenkern,
dessen Wicklung eine variable Dichte aufweist. Hierdurch werden bei unsymmetrischer
Störfeldeinkopplung die resultierenden induzierten Störströme in der Antenne kompensiert.
[0017] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist der Spulenkern unsymmetrisch,
z.B. in konischer Form, ausgeführt. Diese Ausgestaltung wird dann gewählt, wenn das
äußere Feld einen Feldgradienten in Spulenrichtung aufweist.
[0018] Die Erfindung beansprucht auch ein Verfahren zur Verminderung einer durch unsymmetrisch
ausgebildete Feldlinien mindestens einer Hörgerätekomponente verursachte Störeinkopplung
in eine Empfangsantenne einer drahtlosen Datenübertragungseinrichtung eines Hörgeräts.
Hierbei werden die unsymmetrischen Feldlinien korrigiert und/oder kompensiert. Zusätzlich
oder auch alternativ erfolgt in einem weiteren Verfahrensschritt eine Kompensierung
eines durch die unsymmetrische Störfeldeinkopplung resultierenden induzierten Störstroms.
[0019] Weitere Besonderheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den nachfolgenden Erläuterungen
zu mehreren Ausführungsbeispielen anhand von schematischen Zeichnungen ersichtlich.
Es zeigen:
[0020]
- Figur 1:
- eine perspektivische Ansicht einer Empfangsantenne und eines als Störquelle fungierenden
Hörgerätehörers,
- Figur 2a:
- in schematischer Ansicht eine idealisierte symmetrische Einkopplung in eine Antenne,
- Figur 2b:
- in schematischer Ansicht eine unsymmetrische Feldverbiegung durch eine Metallisierung
einer Leiterplatte,
- Figur 2c:
- in schematischer Ansicht eine Kompensation einer Feldunsymmetrie durch ein Metallblech
gemäß eines Ausführungsbeispiels der Erfindung,
- Figur 3:
- in schematischer Ansicht einen Einsatz von Hörgerätekomponenten zur Kompensation der
Unsymmetrie einer Störfeldeinkopplung gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
- Figur 4a:
- in schematischer Ansicht eine Variation der Wicklungsdichte eines Spulenkerns gemäß
eines Ausführungsbeispiels der Erfindung,
- Figur 4b:
- in schematischer Ansicht eine unsymmetrische Wicklung eines Spulenkerns gemäß eines
Ausführungsbeispiels der Erfindung,
- Figur 4c:
- in schematischer Ansicht einen unsymmetrischen Spulenkern gemäß eines Ausführungsbeispiels
der Erfindung und
- Figur 4d:
- in schematischer Ansicht eine Kombination einer Variation der Wicklungsdichte eines
Spulenkerns und eines unsymmetrischen Spulenkerns gemäß eines Ausführungsbeispiels
der Erfindung.
[0021] Figur 2a zeigt den Idealzustand eines Störfelds eines Hörers. Der Störeinfluss in
eine Antenne ist aufgrund einer symmetrischen Einkopplung minimal, da sich induzierte
Störströme kompensieren.
[0022] In Figur 2b wird ein Störfeld eines Hörers durch eine Metallisierung einer Leiterplatte
so verformt, dass der Störeinfluss in der Antenne durch unsymmetrische Einkopplung
steigt. Durch zusätzlichen Einsatz eines dünnen metallischen Kompensationsbleches
wird die Feldverformung so kompensiert, dass die Einkopplung wieder symmetrisch ist
und sich induzierte Störströme kompensieren.
[0023] In Figur 2c erfolgt der Einsatz eines Kompensationsbleches, durch das eine Feldverbiegung
korrigiert wird, so dass die Einkopplung wieder symmetrisch ist und sich der Störeinfluss
verringert.
[0024] Figur 3 veranschaulicht, wie zum Zweck der Miniaturisierung an Stelle eines Kompensationsbleches
auch bereits vorhandene geeignete metallische bzw. magnetische Hörgerätekomponenten
(z.B. Mikrofon, Schirmbleche) zur Kompensation einer Feldunsymmetrie verwendet werden
können. Dadurch kann eine zusätzliche Komponente vermieden und der geringe zur Verfügung
stehende Platz im Hörgerät optimal für andere Hörgerätekomponenten genutzt werden
bzw. die Bauform der Geräte verringert werden.
[0025] Die Empfangsantenne kann geometrisch so ausgeführt werden, dass sich bei unsymmetrischer
Störfeldeinkopplung die resultierenden induzierten Störströme in der Antenne kompensieren.
[0026] Weitere Ausführungsbeispiele sind in den Figuren 4a-4d dargestellt. Denkbar bei einer
Antennenspule sind alle möglichen Kombinationen aus der Geometrie des Spulenkerns
und der Wicklungsdichte der Spulenwindungen. Beispielsweise kann der Spulenkern kegelförmig
ausgeführt werden oder die Wicklungsdichte graduell verringert werden, wenn das äußere
Feld einen dementsprechenden Feldgradienten in Spulenrichtung aufweist. Die Optimierung
beider Parameter bei bekanntem Störfeld kann auch rechnergestützt erfolgen. Die Anpassung
der Spulengeometrie an das Störfeld hat den Vorteil, dass keine zusätzlichen Komponenten
wie Bleche zur Feldabschirmung oder zur Kompensation der Feldunsymmetrie in das Hörgerät
eingebracht werden müssen. Der geringe zur Verfügung stehende Platz im Hörgerät kann
wiederum optimal für andere Hörgerätekomponenten genutzt werden oder die Bauform der
Hörgeräte kann weiter minimiert werden.
1. Vorrichtung zur Verminderung einer durch unsymmetrisch ausgebildete Feldlinien mindestens
einer Hörgerätekomponente verursachte Störeinkopplung in eine Empfangsantenne einer
drahtlosen Datenübertragungseinrichtung eines Hörgeräts,
gekennzeichnet durch:
- mindestens ein im Hörgerät angeordnetes erstes Mittel, das die Unsymmetrie der Feldlinien
reduziert und/oder
- eine Geometrie der Empfangsantenne, durch die ein durch die unsymmetrische Störfeldeinkopplung resultierender induzierter Störstrom kompensierbar
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Unsymmetrie der Feldlinien durch deren Verbiegung durch die Anwesenheit von elektrisch
leitenden und/oder magnetischen Komponenten im Hörgerät verursacht ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die Hörgerätekomponenten getaktete Spannungsregler, Halbleiterbauteile, Versorgungs-
und Ausgangsleitungen von getakteten Schaltkreisen und einen Hörer umfassen.
4. Vorrichtung nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das erste Mittel metallisch ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Mittel ein Kompensationsblech umfasst.
6. Vorrichtung nach den Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Mittel mindestens eine Hörgerätekomponente umfasst.
7. Vorrichtung nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Empfangsantenne einen Spulenkern und eine ihn umgebende Wicklung umfasst.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die den Spulenkern umgebende Wicklung eine variable Dichte aufweist.
9. Vorrichtung nach den Ansprüchen 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,
dass der Spulenkern unsymmetrisch ist.
10. Verfahren zur Verminderung einer durch unsymmetrisch ausgebildete Feldlinien mindestens
einer Hörgerätekomponente verursachte Störeinkopplung in eine Empfangsantenne einer
drahtlosen Datenübertragungseinrichtung eines Hörgeräts,
gekennzeichnet durch:
- eine Korrektur und/oder eine Kompensation der unsymmetrischen Feldlinien und/ oder
- eine Kompensierung eines durch die unsymmetrische Störfeldeinkopplung resultierenden induzierten Störstroms.