[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Strecke, insbesondere eine Regulierstrecke,
mit einem Hauptmotor zum Antrieb von wenigstens der Einzugswalzen, Mittelwalzen und
Lieferwalzen des Streckwerkes.
[0002] Derartige Strecken, insbesondere Regulierstrecken, wie beispielsweise die RSB D-35
der Firma Rieter Ingolstadt, weisen ein Streckwerk mit Einzugswalzen, Mittelwalzen
und Lieferwalzen sowie einen Hauptmotor und einen Regelmotor auf. Der Hauptmotor treibt
hierbei über ein Stufenscheibengetriebe mit einstellbarer, konstanter Übersetzung
die Lieferwalzen der Strecke an und bewirkt somit eine konstante Liefergeschwindigkeit
der Strecke. Die Einzugs- und Lieferwalzen sind hingegen über ein Differentialgetriebe
mit dem Hauptmotor verbunden. Das Differentialgetriebe ist andererseits mit einem
Regelmotor verbunden, so dass die Grunddrehzahl des Hauptmotors durch den Regelmotor
überlagert ist. Die Drehzahlen des Eingangswalzenpaares und des Mittelwalzenpaares
sind somit veränderbar, so dass Dickeschwankungen des einlaufenden Faserbandes hierdurch
ausgeglichen werden können. Die Regulierung erfolgt bei diesen Strecken somit durch
eine sich verändernde Einzugsgeschwindigkeit der Faserbänder, wobei eine konstante,
von der Regulierung unabhängige Liefergeschwindigkeit vorliegt. Die Erfindung geht
somit von Streckwerken aus, bei denen sämtliche Walzen des Streckwerkes durch einen
Hauptmotor angetrieben sind und, im Falle einer Regulierstrecke, ein weiterer Antrieb
lediglich als Regulierantrieb vorgesehen ist.
[0003] Derartige Strecken werden üblicherweise mittels eines polumschaltbaren Motors angetrieben.
Die Strecke ist somit mit einer Betriebsdrehzahl und zusätzlich im Langsamlauf mit
einer weit geringeren Drehzahl antreibbar, um Einstellarbeiten und das Einlegen des
Bandes zu ermöglichen. Anpassungen der Liefergeschwindigkeit an das zu verziehende
Fasermaterial können durch die verschiedenen Stufenscheiben des Antriebes realisiert
werden. Mit dem beschriebenen Antrieb steht ein sehr kostengünstiger und zuverlässiger
Antrieb zur Verfügung, welcher gute Möglichkeiten zur Einstellung der Liefergeschwindigkeit
für die verschiedensten Anwendungsfälle bietet. Da eine derartige Strecke über einen
längeren Zeitraum mit demselben Fasermaterial beschickt wird, ist der Antrieb mittels
des beschriebenen polumschaltbaren Motors günstig, da dieser bei Speisung durch ein
festes Netz die gewünschte konstante Drehzahl liefert.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, den Betrieb einer derartigen Strecke mit
einem Hauptantriebsmotor energiesparend und wirtschaftlich zu gestalten. Weiterhin
soll ein Verfahren zum Umrüsten einer derartigen Strecke für einen energiesparenden
Betrieb vorgeschlagen werden.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Eine Strecke,
insbesondere eine Regulierstrecke, weist einen Hauptantriebsmotor zum Antrieb von
Einzugswalzen, Mittelwalzen und Lieferwalzen des Streckwerkes auf. Erfindungsgemäß
ist der Hauptmotor mittels eines Frequenzumrichters angetrieben. Vorzugsweise weist
die Strecke hierbei einen Regulierantrieb zum überlagerten Antrieb wenigstens der
Einzugswalzen auf. Der erfindungsgemäße Antrieb mittels eines Frequenzumrichters ist
jedoch auch bei unregulierten Streckwerken möglich.
[0006] Nach einer ersten Ausführung der Erfindung ist der Hauptmotor jeweils durch ein Getriebe
mit festem, nicht einstellbarem Übersetzungsverhältnis mit den Walzen des Streckwerkes
verbunden, wobei der Hauptmotor mittels eines Frequenzumrichters angetrieben ist,
welchem eine Steuereinheit zugeordnet ist.
[0007] Ein Verfahren zum Umrüsten einer Strecke, insbesondere einer Regulierstrecke, für
einen energiesparenden Betrieb, sieht vor, dem Hauptmotor einen Frequenzumrichter
sowie eine Steuereinheit zur Erzeugung eines Sollwertes für den Frequenzumrichter
zuzuordnen. Die Strecke weist hierbei einen am festen Netz betriebenen, polumschaltbaren
Hauptmotor auf, welcher über ein Stufenscheibengetriebe zumindest die Walzen des Streckwerks
antreibt.
[0008] Üblicherweise werden im Stand der Technik Frequenzumrichter zur Speisung von Antriebsmotoren
nur dann verwendet, wenn weitreichende oder stufenlose Einstellmöglichkeiten der Drehzahlen
erwünscht sind. Dies ist bei dem vorliegenden Streckwerk mit konstanter Liefergeschwindigkeit
nicht der Fall, da während des Betriebes stets eine konstante Drehzahl erwünscht wird
und mittels der Stufenscheiben ausreichende Einstellmöglichkeiten der Liefergeschwindigkeit
gegeben sind, sofern auf der Strecke ein anderes Fasermaterial verzogen werden soll.
Daneben ist bei Bremsvorgängen die entstehende elektrische Energie durch einen Bremswiderstand
abzuleiten, um eine Zerstörung des Umrichters zu vermeiden. Aufgrund dieser technischen
Nachteile und der vergleichsweise hohen Preise von Frequenzumrichtern wurden im Stand
der Technik häufig selbst dort kostengünstigere polumschaltbare Motoren vorgesehen,
wo eine Drehzahlsteuerung der Motoren in mehreren Stufen gewünscht war.
[0009] Es hat sich jedoch gezeigt, dass der Antrieb des Hauptmotors einer Strecke mittels
eines Frequenzumrichters trotz der hohen Anschaffungskosten des Frequenzumrichters
wirtschaftlich und insbesondere energiesparend sein kann, da durch den Frequenzumrichter
der Antriebsmotor stets in seinem optimalen Betriebspunkt betrieben werden kann. Zudem
kann eine Blindleistungsaufnahme des Motors nahezu vollständig vermieden werden. Einsparungen
sind darüber hinaus auch dadurch möglich, dass nunmehr kein Stufenscheibengetriebe
mehr erforderlich ist, sondern ein Getriebe mit einem festen Übersetzungsverhältnis
völlig ausreichend ist, da der Frequenzumrichter die stufenlose Einstellung der Drehzahl
des Hauptantriebes ermöglicht. Weiterhin kann anstelle eines polumschaltbaren Motors
aufgrund der frei einstellbaren Drehzahl des Antriebsmotors auch ein einfacher Asynchronmotor
verwendet werden, dessen Kosten wesentlich geringer sind als die eines polumschaltbaren
Motors.
[0010] Die Vorteile der erfindungsgemäßen Ausführung einer Strecke können daher sowohl bei
der Fertigung einer derartigen Strecke als auch beim Umbau bestehender Strecken mit
einem polumschaltbaren Motor nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielt werden.
Alleine durch den Einsatz eines Frequenzumrichters mit einer Steuereinheit sind bereits
Energieeinsparungen im Bereich von bis zu 10% möglich.
[0011] Bei einem Verfahren zum Umrüsten einer Strecke ist es weiterhin vorteilhaft, wenn
das Stufenscheibengetriebe durch ein Getriebe mit festem Übersetzungsverhältnis ersetzt
wird. Durch die frei einstellbare Drehzahl ist das Einstellen der Liefergeschwindigkeit
mittels der Stufenscheiben nicht mehr erforderlich.
[0012] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn der polumschaltbare Hauptmotor durch einen einfachen
Drehstrommotor ersetzt wird. Dieser ist kostengünstiger als ein polumschaltbarer Motor
und kann nach der Umrüstung für andere Antriebe verwendet werden.
[0013] Bei einer erfindungsgemäßen Strecke ist es weiterhin vorteilhaft, wenn der Frequenzumrichter
über eine Einrichtung zum Rückspeisen von Bremsenergie des Hauptmotors verfügt.
[0014] Nach einer zweiten Ausführung der Erfindung weist eine Strecke, insbesondere eine
Regulierstrecke, einen Hauptmotor zum Antrieb von wenigstens der Einzugswalzen, Mittelwalzen
und Lieferwalzen des Streckwerks auf. Erfindungsgemäß ist der Hauptmotor mittels eines
rückspeisefähigen Frequenzumrichters angetrieben. Es hat sich gezeigt, dass eine erhebliche
Reduzierung des Energieverbrauches einer Strecke erzielt werden kann, wenn ein rückspeisefähiger
Frequenzumrichter eingesetzt wird.
[0015] Die beschriebenen Strecken müssen sehr häufig aus voller Produktion abgestellt werden,
weil beispielsweise ein Bandbruch vorliegt oder Kannen, in welchen das verstreckte
Fasermaterial abgelegt wird, ausgewechselt werden müssen. Weiterhin muss eine Strecke
auch bei verschiedensten Störungen abgestellt werden. Mittels des erfindungsgemäßen
Einsatzes eines rückspeisefähigen Frequenzumrichters ist es nunmehr möglich, die beim
Abbremsen entstehende elektrische Energie in ein Wechselstromnetz zurück zu speisen
oder auch zu speichern. Da mittels des Hauptmotors neben den Streckwerkswalzen auch
eine Vielzahl weiterer Komponenten wie Einzugswalzen, Tastrollen, Kalanderwalzen sowie
Baugruppen der Bandablage und des Kannenantriebs angetrieben werden, ist die beim
Abbremsen der Strecke entstehende Energie entsprechend hoch. Somit werden durch das
Rückspeisen erhebliche weitere Energieeinsparungen ermöglicht.
[0016] Zugleich werden durch den Einsatz des rückspeisefähigen Frequenzumrichters weitere
Vorteile erreicht, so dass der Einsatz eines Frequenzumrichters am Hauptantrieb einer
Strecke nunmehr auch wirtschaftlich rentabel ist. Neben den oben bereits genannten
Vorteilen können weitere Einsparungen dadurch erzielt werden, dass mittels des Frequenzumrichters
der Hauptantriebsmotor unabhängig von der Netzspannung des Kunden betrieben werden
kann. Das Vorhalten von Motoren mit unterschiedlichen Spannungen entsprechend der
Kundennetzspannungen in verschiedenen Ländern ist hierdurch nicht mehr erforderlich.
Der Einsatz eines Frequenzumrichters ist somit trotz des technischen Aufwandes und
des Anschaffungspreises nunmehr auch an einer Strecke mit konstanter Liefergeschwindigkeit
wirtschaftlich möglich.
[0017] Bei den erfindungsgemäßen Strecken ist es weiterhin vorteilhaft, wenn der Hauptmotor
ein einfacher Asynchronmotor ist. Dieser ist wesentlich günstiger als ein polumschaltbarer
Motor und benötigt im Gegensatz zu einem polumschaltbaren Motor weniger Platz, so
dass die erfindungsgemäße Strecke hierdurch auch kompakter gestaltet werden kann.
[0018] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung verfügt der Frequenzumrichter
über eine Einrichtung zum Rückspeisen von Antriebsenergie des Hauptmotors in das öffentliche
Wechselstromnetz. Sofern hierdurch Einspeisevergütungen erzielt werden können, kann
der Betrieb einer Strecke mittels eines Frequenzumrichters hierdurch noch wirtschaftlicher
gestaltet werden. Es ist jedoch auch möglich, an andere Verbraucher desselben Wechselstromnetzes
innerhalb der jeweiligen Anlage zu speisen. Auch hierdurch sind Energieeinsparungen
möglich, da die Verbraucher in diesem Falle keine Energie aus dem öffentlichen Netz
ziehen.
[0019] Nach einer anderen Weiterbildung der Erfindung ist dem Frequenzumrichter eine Einrichtung
zu Speichern von Bremsenergie des Hauptmotors zugeordnet. Diese kann beispielsweise
zur Versorgung elektronischer Komponenten verwendet werden und kurzfristige Netzausfälle
überbrücken.
[0020] Vorteilhafterweise ist der Frequenzumrichter ein Umrichter mit einem Gleichspannungszwischenkreis.
Derartige Umrichter können Ausgangsfrequenzen erzeugen, die oberhalb der Eingangsfrequenz
liegen und bieten hierdurch weitreichende Möglichkeiten der Drehzahleinstellung.
[0021] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn der Frequenzumrichter einen Motorwechselrichter
mit selbstoptimierender Pulsbreitenmodulation umfasst. Die Schaltfrequenzen der Transistoren
ist hierbei nicht fest, sondern statistisch verteilt, so dass sich nur eine geringe
Geräuschentwicklung ergibt.
[0022] Vorteilhaft ist es weiterhin, wenn der Frequenzumrichter netzseitig einen Netzwechselrichter
umfasst, welcher eine Rückspeisung aus dem Gleichspannungskreis in das Wechselstromnetz
ermöglicht. Es ist jedoch auch möglich, einen Frequenzumrichter mit einer separaten
Rückspeiseeinheit zu verwenden.
[0023] Weitere Vorteile der Erfindung werden anhand der nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispiele
beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Strecke, welche durch einen
rückspeisefähigen Frequenzumrichter angetrieben ist und
- Figur 2
- ein Prinzipschaltbild des eingesetzten rückspeisefähigen Frequenzumrichters.
[0024] Figur 1 zeigt eine erfindungsgemäße Strecke 1, welche als Regulierstrecke ausgebildet
ist und mittels eines rückspeisefähigen Frequenzumrichters 2 angetrieben ist. In der
Strecke 1 werden ein oder mehrere zugeführte Faserbänder 3 vergleichmäßigt und verstreckt
und anschließend in einer hier nicht dargestellten Kanne abgelegt. Das Faserband bzw.
die Faserbänder 3 werden durch einen hier nicht dargestellten Bandeinzug über einen
Verdichter 4 in bekannter Weise über ein Tastrollenpaar 6 dem eigentlichen Streckwerk
7 zugeführt. Das Streckwerk 7 ist vorliegend nur schematisch dargestellt und besteht
aus einem Eingangswalzenpaar 8, einem Mittelwalzenpaar 9 und einem Ausgangswalzenpaar
10. Häufig ist das Streckwerk 7 als Vier-über-Drei-Streckwerk ausgeführt, wobei bei
dem Ausgangswalzenpaar 10 noch eine weitere hier nicht dargestellte Umlenkwalze angeordnet
ist. Die Erfindung ist jedoch nicht auf Streckwerke mit drei Walzenpaaren beschränkt.
Ebenso sind mehrere Walzenpaare oder andere Walzenkombinationen, beispielsweise mit
zwei Oberwalzen und einer Unterwalze, möglich.
[0025] Die Strecke 1 der vorliegenden Darstellung ist hierbei als Regulierstrecke ausgebildet
und weist einen Regulierantrieb 11 auf, welcher in bekannter Weise aus einem Regelmotor
12 und einem Differentialgetriebe 13 besteht. Das Eingangs- und das Mittelwalzenpaar
8 und 9 bilden hierbei ein Vorverzugsfeld, wobei der Verzug des Vorverzugsfeldes durch
den Regulierantrieb 11 reguliert werden kann, während die Mittelwalzen 9 und die Ausgangswalzen
10 ein Hauptverzugsfeld bilden, wobei die Liefergeschwindigkeit, welche durch die
Drehzahl der Ausgangswalzen 10 bestimmt wird, konstant ist.
[0026] Das verstreckte und vergleichmäßigte Faserband 3' wird schließlich über einen Bandformer
5 weiter verdichtet, mittels des Kalanderwalzenpaares 14 abgezogen und in hier nicht
dargestellte Kannen abgelegt. Der Antrieb der Walzenpaare 8, 9, 10 erfolgt hierbei
in bekannter Weise über einen Hauptantriebsmotor 15, welcher das Lieferwalzenpaar
10 bzw. den Ausgangszylinder des Lieferwalzenpaares mit konstanter Drehzahl antreibt.
Die Walzenpaare 8 und 9 werden durch den Hauptantriebsmotor 15 über hier nicht dargestellte
Getriebe sowie das Differentialgetriebe 13 mit einer Grunddrehzahl derart angetrieben,
dass sich zwischen den Walzenpaaren 8 und 9 ein Vorverzug und zwischen den Walzenpaaren
9 und 10 ein Hauptverzug ergibt. Um Dickenschwankungen der einlaufenden Faserbänder
3 ausgleichen zu können, wird die Grunddrehzahl, welche durch den Hauptantriebsmotor
15 bereitgestellt wird, durch den Regelmotor 12 über das Differentialgetriebe 13 überlagert.
Der Regelmotor 12 ist beispielsweise ein spannungsgeregelter Gleichstrommotor, welcher
ein Signal von einer Steuereinheit 16 entsprechend der von dem Tastwalzenpaar 6 gemessenen
Dicke erhält. Hierdurch können Dickenschwankungen des einlaufenden Fasermaterials
3 ausreguliert werden, so das ein besonders gleichmäßiges verstrecktes Faserband 3'
erhalten werden kann.
[0027] Die Strecke wird somit mit konstanter Liefergeschwindigkeit bzw. einer konstanten
Drehzahl des Hauptantriebsmotors 15 betrieben. Anpassungen der Liefergeschwindigkeit
an das zu verstreckende Fasermaterial 3 können, sofern erforderlich, mittels eines
Stufenscheibengetriebes, welches hier nicht dargestellt ist, vorgenommen werden. Als
Hauptantriebsmotor 15 kommt im Stand der Technik ein polumschaltbarer Drehstrommotor
zum Einsatz, so daß die Strecke auch im Langsamlauf betrieben werden kann, um das
Einlegen des Bandes und Einstellarbeiten zu ermöglichen. Der Hauptmotor 15 ist hierbei
als Zentralantrieb für fast alle Komponenten der Strecke 1 ausgebildet. Durch den
Hauptmotor 15 werden Bandeinzugswalzen, das Tastrollenpaar 6, Kalanderwalzen 14 sowie
hier nicht dargestellte Baugruppen der Bandablage und des Kannenantriebs angetrieben.
[0028] Erfindungsgemäß ist nun vorgesehen, den Hauptantriebsmotor 15 mittels eines Frequenzumrichters
2 zu betreiben, welchem eine Steuereinheit 16 zur Erzeugung eines Sollwertes für den
Frequenzumrichter 2 zugeordnet ist. Aufgrund der Anschaffungskosten eines Frequenzumrichters
wurden allgemein im Stand der Technik Antriebe mit Frequenzumrichtern 2 nur bei Anwendungen
vorgesehen, welche sehr weite Variationen von Drehzahleinstellungen auch während des
Betriebes benötigen. Durch den Frequenzumrichter 2 ist es nunmehr möglich, den Antriebsmotor
stets in seinem optimalen Betriebspunkt zu betreiben und zudem die Blindleistungsaufnahme
des Motors zu minimieren. Da ein Leistungsfaktor von cosϕ=1 erreicht werden kann,
kann der Motor sehr energiesparend betrieben werden.
[0029] Wird ein rückspeisefähiger Frequenzumrichter 2 verwendet, sind aufgrund der häufigen
Stoppvorgänge und der Vielzahl der angetriebenen Bauteile der Strecke 1 erhebliche
weitere Energieeinsparungen möglich, welche den Einsatz eines Frequenzumrichters 2
nunmehr auch für eine Strecke 1 wirtschaftlich machen, da die hierbei entstehende
elektrische Energie in ein Wechselstromnetz zurückgespeist werden kann. Da die Strecke
1 sehr häufig abgestellt werden muss, beispielsweise bei Bandbruch, Kannenwechsel
oder Störungen, können insgesamt Energieeinsparungen von über 10% erreicht werden.
[0030] Die beim Bremsen entstehende elektrische Energie kann hierbei in einfacher Weise
innerhalb des Netzes der Anlage rückgespeist werden, wie durch den gepunkteten Pfeil
P1 angedeutet. Wie in Figur 1 dargestellt sind mehrere Strecken 1 jeweils über einen
Frequenzumrichter 2 an ein Wechselstromnetz 17 einer Spinnereianlage angeschlossen,
welches wiederum über Sicherungen 19 an ein öffentliches Netz 18 angeschlossen ist.
Die Bremsenergie einer Strecke kann somit an einer anderen Strecke 1 oder Textilmaschine
benutzt werden, welche gerade in Betrieb ist. Die andere Textilmaschine bzw. Strecke
1 zieht in diesem Fall keine Energie aus dem öffentlichen Netz 18, so dass hierdurch
Energieeinsparungen möglich sind.
[0031] Ebenso kann die Bremsenergie jedoch auch innerhalb der Strecke bzw. Textilmaschine
verwendet werden, um weitere Bauteile 25 der Strecke, beispielsweise den Kannenwechsler
oder auch elektronische Komponenten, zu speisen. Dies ist durch den Pfeil P3 beschrieben.
Weiterhin ist es auch möglich, die entstehende elektrische Energie in einer geeigneten
Einrichtung 24 zu speichern (Pfeil P4). Je nach Anordnung und Kapazität kann diese
dann wiederum Netzausfälle kurzzeitig überbrücken oder zur Speisung anderer Einrichtungen
verwendet werden.
[0032] Besonders vorteilhaft ist es jedoch, wenn der Frequenzumrichter 2 über eine Einrichtung
zum Rückspeisen von Bremsenergie des Hauptmotors 15 in das öffentliche Netz 18 verfügt,
wie durch den gepunkteten Pfeil P2 dargestellt. Die entstehende elektrische Energie
kann somit auch dann genutzt werden, wenn keine weitere Strecke 1 oder andere Verbraucher
diese benötigen. Zudem können durch Einspeisevergütungen weitere wirtschaftliche Vorteile
erreicht werden.
[0033] Zugleich bietet der Antrieb des Hauptmotors 15 mittels eines Frequenzumrichters 2
den Vorteil, dass die Liefergeschwindigkeit der Strecke 1 mittels des Frequenzumrichters
2 eingestellt werden kann. Ein Stufenscheibengetriebe wie im Stand der Technik kann
hierdurch entfallen. Ebenso müssen auch keine verschiedenen Motoren für verschiedene
Netzspannungen bereitgehalten werden. Auch der Einsatz eines polumschaltbaren Motors
ist nicht erforderlich, da durch den Frequenzumrichter 2 die Strecke auch im Langsamlauf
betrieben werden kann. Durch die beschriebenen Energieeinsparungen sowie Einsparungen
bei den Bauteilen ist es hierdurch trotz der Anschaffungskosten eines Frequenzumrichters
2 möglich, die Strecke 1 wirtschaftlich zu betreiben.
[0034] Zugleich ist durch den Betrieb mit einem Frequenzumrichter 2 ein gesteuertes Hochfahren
bzw. Herunterfahren des Hauptantriebsmotors möglich, so dass weitere Möglichkeiten
bestehen, Dickeschwankungen des verstreckten Faserbandes 3', welche beim Abstellen
und Hochfahren der Strecke 1 entstehen können, zu vermeiden. Die beim Abstellen der
Strecke 1 entstehende Bremsenergie kann nahezu vollständig zurückgewonnen werden,
was bei steigenden Energiekosten von großem Vorteil ist.
[0035] Figur 2 zeigt ein Prinzipschaltbild eines rückspeisefähigen Frequenzumrichters 2,
mittels welchem die Strecke 1 betrieben werden kann. Im gezeigten Bild handelt es
sich um einen Frequenzumrichter 2 mit einem Gleichspannungszwischenkreis 20 mit fester
Spannung. Dieser ist in der Lage, auch Ausgangsfrequenzen zu erzeugen, welche oberhalb
der Frequenz des speisenden Netzes 17 liegen und somit weitreichende Möglichkeiten
der Drehzahlvariation bieten.
[0036] Anstelle eines herkömmlichen Gleichrichters beinhaltet der rückspeisefähige Frequenzumrichter
2 einen Netzwechselrichter 21, welcher sowohl den Gleichspannungszwischenkreis 20
mittels einer Gleichrichterschaltung aus dem Netz 17 speist wie auch eine Rückspeisung
aus dem Gleichspannungszwischenkreis in das Wechselstromnetz 17 ermöglicht, wie durch
den Pfeil angedeutet. Hierdurch ist es möglich, die beim Abbremsen des Hauptantriebsmotors
15 freiwerdenden Energie wirtschaftlich in das Netz 17 bzw. 18 zurückzuführen und
nutzbar zu machen. Eine nutzlose Umsetzung der freiwerdenden Energie in Wärme mittels
Bremswiderständen wie bei herkömmlichen Frequenzumrichtern 2 ist nicht erforderlich.
Weiterhin umfasst der Frequenzumrichter 2 einen aus dem Zwischenkreis 20 gespeisten
Motorwechselrichter 22, welcher eine Brückenschaltung aus IGBT-Transistoren beinhaltet.
Durch entsprechende Schaltung der Transistoren (hier nicht dargestellt) wird hierbei
eine pulsbreitenmodulierte Spannung erzeugt, die in ihrem Mittelwert eine Wechselspannung
einstellbarer Frequenz und Spannung ergibt. Mittels der frei einstellbaren Frequenz
und Spannung, welche durch den Wechselrichter 22 erzeugt wird, kann wiederum der Hauptantriebsmotor
15 mit der jeweils gewünschten Drehzahl betrieben werden.
[0037] Vorzugsweise wird hierbei eine selbstoptimierende Pulsbreitenmodulation verwendet,
wobei die Schaltfrequenzen der Transistoren nicht fest sind, sondern statistisch verteilt.
Der Frequenzumrichter 2 kann hierbei zwischen einer unteren Mindestdrehzahl und einer
oberen Maximaldrehzahl betrieben werden. Die Hochlaufbeschleunigung sowie die Auslaufverzögerung
sind einstellbar, so dass ein gesteuertes Hochfahren des Antriebsmotors 15 bzw. ein
gesteuertes Bremsen in einfacher Weise erfolgen können. Der Netzwechselrichter 21
wird wiederum über einen Netzfilter 23 aus einem Wechselstromnetz 17 gespeist.
[0038] Anstelle des hier gezeigten rückspeisefähigen Frequenzumrichters 2 ist es auch möglich,
einen herkömmlichen Frequenzumrichter 2 in Verbindung mit einer separaten Rückspeiseeinheit
zu verwenden. Die separate Rückspeiseeinheit wird anstelle eines Bremswiderstandes
an den Gleichspannungszwischenkreis 20 des Frequenzumrichters 2 angeschlossen.
[0039] Neben den Energieeinsparungen bietet der Einsatz eines Frequenzumrichters 2 eine
Reihe weiterer Vorteile. So können die Antriebseinheiten der Strecke 1 kompakter ausgeführt
werden, da ein einfacher Antriebsmotor 15 im Vergleich zu einem polumschaltbaren Motor
einen wesentlich geringeren Platzbedarf aufweist. Weiterhin ist es mittels des Frequenzumrichters
2 auch möglich, die Liefergeschwindigkeit des Streckwerkes 7, welche an sich konstant
gehalten werden soll, zu verändern, sofern dies bei bestimmten Gegebenheiten möglich
ist. So kann beispielsweise die Liefergeschwindigkeit herabgesetzt werden, wenn ein
Faserband 3 gebrochen ist, wobei der Betrieb zunächst weitergeführt werden kann und
dennoch keine Dickeschwankungen des verstreckten Faserbandes 3' auftreten.
[0040] Die Erfindung ist nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele beschränkt. Abwandlungen
und Kombinationen im Rahmen der Patentansprüche fallen ebenfalls unter die Erfindung.
1. Strecke (1), insbesondere Regulierstrecke, mit einem Hauptmotor (15) zum Antrieb von
wenigstens der Einzugswalzen (8), Mittelwalzen (9) und Lieferwalzen (10) des Streckwerks
(7), dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptmotor (15) mittels eines rückspeisefähigen Frequenzumrichters (2) angetrieben
ist.
2. Strecke (1), insbesondere Regulierstrecke, mit einem Hauptmotor (15) zum Antrieb von
wenigstens der Einzugswalzen (8), Mittelwalzen (9) und Lieferwalzen (10) des Streckwerks
(7), dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptmotor (15) jeweils durch ein Getriebe mit festem Übersetzungsverhältnis
mit den Walzen (7, 8, 9) verbunden ist, wobei der Hauptmotor (15) mittels eines Frequenzumrichters
(2) angetrieben ist, welchem eine Steuereinheit (16) zugeordnet ist.
3. Strecke nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Frequenzumrichter (2) über eine Einrichtung zum Rückspeisen von Bremsenergie
des Hauptmotors (15) verfügt.
4. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptmotor (15) ein einfacher Asynchronmotor ist.
5. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Frequenzumrichter (2) über eine Einrichtung zum Rückspeisen von Bremsenergie
des Hauptmotors (15) in das öffentliche Wechselstromnetz (18) verfügt.
6. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Frequenzumrichter (2) eine Einrichtung (24) zum Speichern von Bremsenergie des
Hauptmotors (15) zugeordnet ist.
7. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Strecke (1) einen Regulierantrieb (11) zum überlagerten Antrieb wenigstens der
Einzugswalzen (8) aufweist.
8. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Frequenzumrichter (2) einen Gleichspannungszwischenkreis (20) beinhaltet.
9. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Frequenzumrichter (2) einen Motorwechselrichter (22) mit selbstoptimierender
Pulsbreitenmodulation umfasst.
10. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Frequenzumrichter (2) netzseitig einen Netzwechselrichter (21) umfasst.
11. Strecke nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Frequenzumrichter (2) netzseitig einen Gleichrichter und eine separate Rückspeiseeinheit
umfasst.
12. Verfahren zum Umrüsten einer Strecke (1), insbesondere Regulierstrecke, für einen
energiesparenden Betrieb, wobei die Strecke (1 ) einen am festen Netz betriebenen,
polumschaltbaren Hauptmotor (15) aufweist, welcher über ein Stufenscheibengetriebe
zumindest die Einzugswalzen (8), Mittelwalzen (9) und Lieferwalzen (10) des Streckwerks
(7) antreibt, dadurch gekennzeichnet, dass dem Hauptmotor (15) ein Frequenzumrichter (2) sowie eine Steuereinheit (16) zur Erzeugung
eines Sollwertes für den Frequenzumrichter (2) zugeordnet werden.
13. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass das Stufenscheibengetriebe durch ein Getriebe mit festem Übersetzungsverhältnis ersetzt
wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der polumschaltbare Hauptmotor (15) durch einen einfachen Asynchronmotor ersetzt
wird.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Frequenzumrichter (2) eine Einrichtung zum Rückspeisen von Bremsenergie des Hauptmotors
(15) zugeordnet wird.