[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschichtung von Substraten mit einer oder
mehreren Schichten die Hydroxylgruppen-haltige Polymere wie Polyvinylalkohol oder
Polyvinybutyrale enthalten mittels Curtain-Coating ohne Einsatz von Tensiden oder
Surfactants.
Stand der Technik
[0002] Die Beschichtung von Substraten wie Papier oder Kartonagen wird großtechnisch zur
Herstellung von Photopapieren, Tintenstrahldruckpapieren, grafischen Papieren oder
Lebensmittelverpackungen durchgeführt.
[0003] Beschichtungen für Papiere müssen in der Papierindustrie für große Flächen mit konstanter
Schichtdicke unter hohen Papierbahngeschwindigkeiten aufgetragen werden. Hierzu eignen
sich insbesondere kontaktlose Verfahren, bei denen das Auftragewerkzeug das Substrat
nicht berührt.
[0004] Kontaktlose Verfahren sind z.B. der Slot-Die-Coating-Prozess, Spray-Coating oder
Curtain-Coating. Der Curtain-Coating-Prozess wird insbesondere bei hohen Papierbahngeschwindigkeiten
eingesetzt und liefert gleichmäßige Beschichtungsdicken in hoher Qualität. Curtain-Coating-Verfahren
sind z.B. in
US2003/0188839 A1,
US 2006/0099410 A1 oder
US 2003/0194501 A1 beschrieben.
[0005] Die Qualität des Curtain-Coating-Verfahrens ist in hohem Maße von der Konstanz des
Flüssigkeitsvorhangs ("Curtain") abhängig. Hierbei dürfen nur geringe Schwankungen
der Dicke des Vorhangs oder der Dichte der Flüssigkeit auftreten, was anderenfalls
Fehler in der Beschichtung zur Folge hätte. Weiterhin darf der Vorhang nicht abreißen,
was hohe Anforderungen an die Konstanz der Viskosität der zur Beschichtung eingesetzten
Flüssigkeiten stellt.
[0006] Neben der Viskosität ist die dynamische Oberflächenspannung der verwendeten Beschichtungsflüssigkeit
wichtig. Bei zu hoher Oberflächenspannung bildet sich entweder gar kein Vorhang oder
der Vorhang ist instabil und reißt auf bis zur Tropfenbildung.
[0007] Zur Vermeidung dieser Effekte muss die dynamische Oberflächenspannung der verwendeten
Beschichtungsflüssigkeiten sorgfältig eingestellt werden. Dies erfolgt in der Regel
durch Zusatz oberflächenaktiver Substanzen, sog. Surfactants, wie nicht ionische (z.B.
Glycole, Polyglycole oder Alkylenglycole) oder ionische Tenside. Curtain-Coating-Verfahren
mit Surfactants sind z.B. in
WO 03/0160645 oder
US 2003/0188839 oder
US 2006/0009941 offenbart.
[0008] Bei der Herstellung von Beschichtungen, die eine Barrierewirkung z.B. gegen Öle oder
Fette besitzen sollen ist der Einsatz von Surfactants nachteilig, da diese einen hydrophoben
Anteil aufweisen und hierdurch die Barrierewirkung gegen alle unpolaren Stoffe verringern.
Aufgabe
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, Curtain-Coating-Verfahren bereit
zu stellen, die ohne Surfactants/Tenside stabile Vorhänge bilden und Beschichtungen
mit einer guten Barrierewirkung gegen Gase, Fette, Weichmacher, und Öle ausbilden.
[0010] Überraschenderweise wurde festgestellt, dass Beschichtungen mit guter Barrierewirkung
z.B. gegen Fette und Öle mit Curtain-Coating-Verfahren unter Verwendung von Lösungsmittel-haltigen
Beschichtungsflüssigkeiten auch ohne Surfactants herstellbar sind. Die in den Beschichtungsflüssigkeiten
verwendeten organischenLösungsmittel verbessern zudem erheblich die Trocknung der
Beschichtungen.
Darstellung der Erfindung
[0011] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Beschichtung eines
Substrats mit einer oder mehreren Schichten durch Auftragen von Beschichtungsflüssigkeiten,
die ein oder mehrere Hydroxylgruppen-haltige Polymere als Binder enthalten, mittels
Curtain-Coating wobei die Beschichtungsflüssigkeiten keine Tenside (Surfactants) und
einen so großen Anteil mindestens eines organischen Lösungsmittels enthalten, sodass
die Beschichtungsflüssigkeiten einen Siedepunkt von weniger als 100 °C aufweisen.
[0012] Durch Verwendung eines organischen Lösungsmittels wird zudem die spätere Trocknung
der Beschichtung erheblich vereinfacht.
[0013] Als organisches Lösungsmittel können bevorzugt alle organischen Verbindungen eingesetzt
werden, die mit Wasser ganz oder weitgehend mischbar sind. Durch Einsatz der Lösungsmittel
ggf. in Mischung mit Wasser weist die Beschichtungsflüssigkeit einen Siedepunkt auf,
der unter 100 °C, bevorzugt unter 90 °C, besonders bevorzugt unter 80 °C und insbesondere
unter 70 °C liegt. Ein Siedepunkt der Beschichtungsflüssigkeiten unterhalb von 50°C
sollte aus Sicherheitsgründen vermieden werden.
[0014] Zu den einsetzbaren Lösungsmitteln zählen Alkohole wie aliphatische Alkohole mit
1 bis 5 Kohlenstoffatomen, insbesondere Methanol, Ethanol, n/i Propanol, n/i-Butanol,
Ester wie z.B. Essigsäureester, Ether wie Diethylether und/oder Ketone wie Aceton,
Dimethylketon oder Methyl-Ethylen-Keton.
[0015] Aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen ist die Verwendung von Ethanol bevorzugt.
[0016] Erfindungsgemäß verwendete Beschichtungsflüssigkeiten weisen mindestens 10 Gew.%,
bevorzugt mindestens 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 oder 90 Gew.% des Lösungsmittels auf.
Zur Einstellung einer geeigneten Viskosität bzw. Oberflächenspannung kann es erforderlich
sein, mehrere unterschiedliche Alkohole ggf. unter Zusatz von Wasser miteinander zu
mischen und als Lösungsmittel einzusetzen.
[0017] Als Surfactant oder Tenside werden im Folgenden alle Substanzen verstanden, die eine
verringernde Wirkung auf die dynamische Oberflächenspannung eines wässrigen Systems
haben. In üblichen Curtain-Coating-Verfahren werden insbesondere ionische oder nicht-ionische
Tenside eingesetzt. Nicht-ionische Tenside sind z.B. Glycole, Polyglycole oder Alkylenglycole
wie z.B. die Surfynol- oder Envirogem-Reihe, Ethoxylierte und unethoxylierte 2,4,7,9-tetramethyl-5-decyl-4,7-diole,
Oxirane, 1,4-Diimethyl-1,4-bis(2-methylpropyl)-2-butyl-1,4diethylether, 1,3 Pentadiol,
Trimethylpentadiol, Glycerin, Triton X100, Terstol. Ionische Tenside sind z.B. Natrimsalze
von Polyacrylsäuren, Quartäre Alkylammoniumsalze (z.B. Hexadecatrimethylamoniumchlorid),
Betaine oder Metallsalze von Fettsäuren, aliphatische Ester von Dicarbonsäuren oder
Laurylsulfate.
[0018] Zur Ausbildung eines stabilen Vorhangs ist es im erfindungsgemäßen Verfahren zweckmäßig,
dass die eingesetzten Beschichtungsflüssigkeiten eine dynamische Oberflächenspannung
(Mach angle) vom max. 50 mN/m, insbesondere weniger als 40 mN/m aufweisen.
[0020] Die theorischen Grundlagen dieser Methode sind durch
Antoniades, M.G, Godwin, R., and Lin, S.P., 1980, A new method of measuring dynamic
surface tension, Journal of Colloid and Interface Science, 77(2), S. 583 and
Brown, D.R., 1961, "A study of the behaviour of a thin sheet of moving liquid" in
Journal of Fluid Mechanics, 10, S. 297 beschrieben. Eine Zusammenstellung von geeigneten Messmethoden zum Mach angle findet
sich in
Y.M. Tricot, 1997, "Surfactants: static and dynamic surface tension", Kapitel 4 in
"Liquid Film Coating", edited by S.F. Kistler and P.M. Schweizer, Chapman & Hall,New
York.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren wird insbesondere zur Herstellung von Beschichtungen
mit mindestens einer (Teil-) Schicht mit einer Barrierewirkung gegen Gase wie Stickstoff,
CO
2, Edelgase oder Sauerstoff, Öl, Fett oder Weichmacher wie z.B. Glycerin, Dioctylphthalat
oder Diisononylphthalat eingesetzt.
[0022] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Beschichtungen mit hervorragender Barrierewirkung
gegen Gase, Öle oder Fette hergestellt werden sodass erfindungsgemäß beschichtete
Substrate als Verpackungsmaterialien für Lebensmittel wie z.B. Pizzakartons oder Getränke,
Tiernahrung, Kosmetikartikel, Reinigungsmittel, Chemikalien, Schmierstoffe oder für
ölbehaftete Gegenstände wie Maschinenteile verwendet werden können.
[0023] Die Barrierewirkung kann nach TAPPI T 559 Kit-Test und/oder TAPPI T 454 bestimmt
werden. Bevorzugt weist zumindest eine erfindungsgemäß hergestellte Schicht eine Barriere
nach TAPPI T 559 Kit-Test größer 5, besonders bevorzugt von 6 bis 12 und insbesondere
von 7 bis 12 auf.
[0024] Alternativ oder zusätzlich weist zumindest eine erfindungsgemäß hergestellte Schicht
eine Barriere nach TAPPI T 454 größer 950, insbesondere größer 1050, bevorzugt größer
1100 auf. Im TAPPI T 454-Test werden üblicherweise Werte größer 1800 nicht mehr bestimmt,
wobei aber im erfindungsgemäßen Verfahren Barrierewirkungen von 3000 erreicht werden
können.
[0025] Durch das erfindungsgemäße Verfahren können auch Schichten mit einer Barriere nach
Copp-Unger von kleiner 0,40 g/m
2, bevorzugt von kleiner 0,30 g/m
2 oder von kleiner 0,20 g/m
2 auf ein Substrat aufgebracht werden. Unabhängig hiervon kann zusätzlich mindestens
eine Schicht eine Barrierewirkung gegen Öl oder Fett nach Copp-Wasser von kleiner
14,0 g/m
2 bevorzugt von kleiner 12,0 g/m
2aufweisen. Barrieren nach Copp-Unger oder Copp-Wasser werden nach DIN EM 20535 nach
Konditionierung des Materials bei 23°C und 50% RH bestimmt.
[0026] Die Barrierewirkung nach TAPPI T 454 und/oder TAPPI T 559 Kit-Test bzw. Copp-Unger
oder Copp-Wasser, beziehen sich auf eine einzelne Schicht (d.h. einen Einzelauftrag)
und können durch einen Mehrfachauftrag z.B. von zwei oder drei Schichten deutlich
gesteigert werden.
[0027] Die aufgetragenen Schichten bzw. die hierzu verwendeten Beschichtungsflüssigkeiten
können neben den Hydroxylgruppen-haltigen Polymeren weitere Binder und Barrierebildner
sowie optional Pigmente wie Kreide, Kaolin, Talkum, Kalziumcarbonat, Mica, Titandioxid,
Kieselsäure oder Aluminiumoxid enthalten.
[0028] Es ist möglich, zusätzliche Bindemittel wie z.B. Latices auf Basis Styrol-Butadien,
Styrol-Acrylat, Reinacrylat, Vinylacetat, Vinylacetat-Copolymere oder Polyurethan
einzusetzen. Weiterhin können die aufgetragenen Schichten bzw. die hierzu verwendeten
Beschichtungsflüssigkeiten die üblicherweise bei der Paperherstellung verwendeten
Additive wie optische Aufheller, Entschäumer, gegebenenfalls auch Vernetzer, rheologische
Additive oder Weichmacher enthalten.
[0029] Der Anteil der Hydroxylgruppen-haltigen Polymere in der Beschichtungsflüssigkeit
kann im weiten Grenzen schwanken und hängt von der angestrebten Viskosität, dem verwendeten
Lösungsmittel, dem Wassergehalt, dem Pigmentanteil und den Verfahrensparametern der
Beschichtungsanlage wie Bahngeschwindigkeit oder Dicke des Vorhangs ab. Diese Parameter
sind maschinenabhängig und durch orientierende Versuche zu ermitteln.
[0030] Die Beschichtung kann erfindungsgemäß in einer oder mehreren, insbesondere in 2,
3 oder 4 Teilschichten aufgetragen werden. Die Schichten, d.h. die hierfür verwendeten
Beschichtungsflüssigkeiten, können die gleiche oder eine unterschiedliche Zusammensetzung
aufweisen d.h. sie können auch jeweils verschiedene Hydroxylgruppen-haltige Polymere
enthalten. Ist die Beschichtung aus mehreren Teilschichten aufgebaut, so muss zumindest
eine Schicht der Beschichtung die geforderte Barrierewirkung aufweisen.
[0031] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Curtain-Coating-Prozesses kann bei einem mehrschichtigen
Aufbau die Schicht mit Barrierewirkung direkt auf das Substrat aufgebracht werden
und im gleichen Arbeitsgang mit einer weiteren Beschichtung, die z.B. bedruckbare
Pigmente enthält, versehen werden.
[0032] Denkbar ist auch der erste Auftrag eines herkömmlichen Oberflächenleimungsmittels,
z.B. auf Basis von Styrol-Maleinsäure-Anhydrid, modifizierter Stärke, Styrol-Acrylat-
oder Reinacrylat-Latex, gefolgt von einem Auftrag auf Basis von Hydroxylgruppen-haltigen
Polymeren in der bereits beschriebenen Weise.
[0033] Bevorzugte Substrate für das erfindungsgemäße Verfahren sind solche aus oder mit
einer zu beschichteten Oberfläche aus Papieren, Kartonagen oder polymeren Folien.
Insbesondere geeignet sind Substrate aus Papier oder Karton mit einem Flächengewicht
von 10 bis 100 g/m
2 oder Kartonpapier, insbesondere solches mit einem Flächengewicht über 100 g/m
2.
[0034] Es ist mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch möglich, polymere Oberflächen, z.B.
aus Polyethylen, Polypropylen, PET, PVC, Polycarbonat, Polyamid usw. zu beschichten.
Die so hergestellten Materialien können in Form von Folien im Verpackungsbereich insbesondere
für Lebensmittel verwendet werden.
[0035] Im erfindungsgemäßen Verfahren können als Hydroxylgruppen-haltige Polymere z.B. Stärke,
modifizierte Stärke, Cellulose, Cellulosederivate, Polyvinylalkohole, mit Carboxy-
oder Silylgruppen modifizierte Polyvinylalkohole, Ethylen/Vinylakohol/Vinylacetat-Copolymere,
Polyvinylacetale, insbesondere Polyvinylbutyral oder teilacetalisierte Ethylen/Vinylalkohol/Vinylacetat-Copolymere
eingesetzt werden.
[0036] Als Polyvinylacetale werden die Umsetzungsprodukte der Polyvinylalkohole oder Ethylen/Vinylalkohol/Vinylacetal-Copolymere
mit einem oder mehreren Aldehyden mit 2 bis 10 Kohlenstoffatomen z.B. wie Valeraldehyd,
Acetaldehyd und/oder Butyraldehyd bezeichnet. Der Acetalisierungsgrad, Restacetatgehalt
und Polyvinylalkoholanteil kann je nach angestrebter Anwendung oder Viskosität der
Beschichtungsflüssigkeiten eingestellt werden. Besonders bevorzugt wird Polyvinylbutyral
oder Polyvinyl-co-(butyraldehyd/acetaldehyd)acetal eingesetzt.
[0037] Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Polyvinylalkohole werden durch vollständige
oder teilweise Hydrolyse von Polyvinylacetat hergestellt und weisen daher neben Vinylalkohol-
noch Vinylacetateinheiten auf.
[0038] Wird eine besonders gute Barrierewirkung gegen hydrophobe Stoffe wie Fette oder Öle
oder auch Gas angestrebt, so sind Polyvinylalkohole mit einem Hydrolysegrad von 90
bis 99,9 Mol% bevorzugt.
[0039] Die erfindungsgemäß eingesetzten Polyvinylalkohole können auch durch Carboxy-, Thio-
oder Silylgruppen modifiziert sein. Copolymere dieser Art sind unter dem Handelsnamen
K-, M- und R-Polymer usw. von Kuraray Co. Japan erhältlich.
[0040] Die erfindungsgemäß eingesetzten Ethylen/Vinylalkohol-Copolymere werden analog zu
den Polyvinylalkoholen durch Hydrolyse von Ethylen/Vinylacetat-Copolymeren hergestellt
und können ebenfalls noch Vinylacetat-Einheiten aufweisen. Der Anteil an Ethylen-Gruppen
beträgt 1 bis ca. 50 Mol.%, insbesondere 1 bis 15 Mol%. Für den Hydrolysegrad gilt
das für die Polyvinylalkohole ausgeführte.
[0041] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können eine oder mehrere Schichten enthaltend
hydroxylgruppen-haltige Polymere auf das Substrat aufgebracht werden. Die Schichten
können sich in der Art des hydroxylgruppen-haltige Polymeren, in der Dicke oder in
den zugesetzten Additiven wie Pigmenten o.ä. unterscheiden. So kann das Substrat z.B.
mit mehreren Auftragslagen (Schichten), enthaltend jeweils verschiedene Hydroxylgruppen-haltige
Polymere, beschichtet werden. Verschiedene Hydroxylgruppen-haltige Polymere weisen
z.B. unterschiedliche Hydrolysegrade, Polymerisationsgrade oder Acetalisierungsgrade
auf und/oder sind durch Substitutionen oder Co-Monomere chemisch unterschiedlich.
[0042] Die erfindungsgemäß eingesetzten Beschichtungsflüssigkeiten weisen ohne Füllstoffe
oder Pigmente bevorzugt eine Viskosität von 5 bis 2000 mPa.s bei einem Feststoffgehalt
von 5 bis 30 Gew.% auf.
[0043] Nach dem Auftragen der Beschichtungsflüssigkeiten müssen diese z.B. durch Infrarot-Trockner,
Heißlufttrockner usw. noch getrocknet werden. Durch den Lösungsmittelanteil der Beschichtungsflüssigkeit
ist für entsprechende Sicherheits- und Absauganlagen ggf. mit einer Recyclingmöglichkeit
für die Lösungsmittel zu achten.
[0044] Geeignete Verfahrensparameter bzw. Werkzeuge für die Durchführung des Curtain-Coating-Verfahrens,
insbesondere zur Auftragung von Beschichtungen mit mehreren Teilschichten sind z.B.
in
US 2003/0194501 offenbart. Im erfindungsgemäßen Verfahren haben sich die folgenden Verfahrensparameter
bewährt:
- Viskosität der Lösung/Dispersion ohne Pigmente 50 - 500 mPa.s
- Auftragsgewicht gesamt (ein- und mehrlagig additiv) 1-20 g/m2
- Bei zweilagigem Auftrag: Auftragsgewicht 1. Lage 1-5 g/m2, 2. Lage 1-10 g/m2
- Geschwindigkeit des Substrats (Papier) 300-1000 m/min
- Feststoffgehalt der Lösung/Dispersion ohne Pigmente 5 bis 30 Gew.%, mit Pigmenten
10 - 65 Gew.%
Beispiele
[0045] Es wurden Lösungen der Zusammensetzung gemäß Tabelle 1 hergestellt und auf ihre dynamische
Oberflächenspannung untersucht.
Tabelle 1
Nr |
Polymer |
Lösungsmittel |
Dynamische Oberflächenspannung
Mach angle |
Wasser |
Ethanol |
[mN/m] |
1 |
Mowiol 15-99 |
100 |
|
68 |
2 |
Mowiol 15-99 + 0,1 GT Envirogem AE 03 |
100 |
|
38 |
3 |
Mowiol 15-99 |
70 |
30 |
37 |
4 |
Exceval HR-3010 |
70 |
30 |
38 |
Envirogem Tensid der Fa. Air Products
Mowiol 15-99 Polyvinylalkohol der Fa. Kuraray Europe GmbH
Exceval HR 3010 Ethylen/Vinylalkohol-Copolymer Kuraray Co Ltd. |
[0046] Tabelle 2 zeigt die Barriereeigenschaften von Beschichtungen auf Rohpapier (40 g/m
2) mit einem Auftrag von 4 g/m
2 (trocken), die mit den Beschichtungsflüssigkeiten nach Tabelle 1 erhalten wurden.
Das Vergleichsbeispiel 1 und die Beispiele 3 und 4 wurden mittels Curtain-Coater,
Vergleichsbeispiel 2 auf Grund der hohen Viskosität mit einer Rakel aufgetragen.
Tabelle 2
Nr. |
Lösemittel |
KIT-Wert |
Cobb-Unger [g/m2] |
Cobb-Wasser 10 sec. [g/m2] |
DIN 53116* |
Stufe III |
Stufe II |
1 |
Wasser |
10 |
0,19 |
10,9 |
0 / 0 |
2 / 0 |
2 |
Wasser |
5 |
0,45 |
14,1 |
1 / 0 |
> 100 / 50 |
3 |
70:30 |
10 |
0,17 |
10,8 |
0 / 0 |
1 / 0 |
|
Wasser:Ethanol |
|
|
|
|
|
4 |
70 Teile Wasser |
11 |
0,16 |
9,8 |
0 / 0 |
1 / 0 |
|
30 Teile |
|
|
|
|
|
|
Ethanol |
|
|
|
|
|
* Anzahl Kleine Durchschläge / Große Durchschläge |
[0047] Bewertung der Barrieredaten:
KIT-Wert: Je höher der Wert, desto besser die Barriere.
Cobb-Unger: Aufnahme von Rizinusöl. Je niedriger der Wert, desto besser die Barriere.
Cobb-Wasser: Aufnahme von Wasser innerhalb von 10 Sekunden. Je niedriger der Wert,
desto besser die Barriere.
DIN 53116: Durchschlag von eingefärbtem Palmkernfett unter bestimmten Bedingungen.
Stufe II ist kritischer als Stufe III. Je weniger Durchschläge, desto besser Fig.
1 zeigt die Trocknungszeiten in Minuten bei 90°C von Beschichtungen der Tabelle 2
bzw. Lösungen der Tabelle 1 mit einer Konzentration der jeweiligen Polymeren von 9
Gew.%. Dargestellt ist die Trocknung von 100% einer Lösung bis zur Trockenkonstanz
von 9 % bezogen auf die Menge der ursprünglichen Lösung.
[0048] Die mit Rauten bzw. Dreiecken gekennzeichneten Kurven entsprechen dem Trockungsverhalten
von Lösungen der Beispiele 3 bzw. 4, die mit "+" bzw. "x" gekennzeichneten Kurven
entsprechen dem Trockungsverhalten von Lösungen des Vergleichsbeispiels 1 bzw. einer
Lösung von 9 Gew.% Exceval HR3010 in Wasser ohne Lösungsmittel als Vergleichsbeispiel
zu Beispiel 4 (70:30 Wasser:Ethanol)
[0049] Es zeigt sich, dass der Einsatz eines Surfactants die Barrierewirkung deutlich verschlechtert.
[0050] Demgegenüber können durch das erfindungsgemäße Verfahren Beschichtungen mit guter
Barrierewirkung bei gleichzeitig erheblich verkürzten Trocknungszeiten erhalten werden.
1. Verfahren zur Beschichtung eines Substrats mit einer oder mehreren Schichten durch
Auftragen von Beschichtungsflüssigkeiten, die ein oder mehrere Hydroxylgruppen-haltige
Polymere als Binder enthalten, mittels Curtain-Coating dadurch gekennzeichnet, dass die die Beschichtungsflüssigkeiten keine Tenside (Surfactants) und einen so großen
Anteil mindestens eines organischen Lösungsmittels enthalten, sodass die Beschichtungsflüssigkeiten
einen Siedepunkt von weniger als 100 °C aufweisen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Hydroxylgruppen-haltiges Polymer Stärke, Cellulose, Polyvinylalkohole mit Carboxy-
oder Silylgruppen modifizierte Polyvinylalkohole, Ethylen/Vinylakohol, Vinylacetat-Copolymere,
Polyvinylacetale oder teilacetalisierte Ethylen/Vinylalkohol/Vinylacetat Copolymere
verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungsflüssigkeiten eine dynamische Oberflächenspannung von maximal 50
mN/m aufweisen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Schicht eine öl-, Gas-, Weichmacher- oder fettdichte Barrierewirkung
aufweist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Schicht eine Barriere nach TAPPI T 559 Kit-Test größer 5 darstellt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Schicht eine Barriere nach Cobb-Unger kleiner 0,40 g/m2 darstellt.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Schicht eine Barriere nach Cobb-Wasser kleiner 14,0 g/m2 darstellt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat eine zu beschichtende Oberfläche aus Papier, Karton oder Polymeren aufweist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass als organisches Lösungsmittel Alkohole mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, Ester, Ether
oder Ketone eingesetzt werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtungsflüssigkeiten mindestens 10 Gew.% mindestens eines organischen Lösungsmittels
enthalten.