[0001] Die Erfindung betrifft eine explosionsgeschützte Schalteinrichtung, ein Verfahren
zum Betreiben einer Schalteinrichtung zum Schalten von elektrischen Geräten in explosionsgefährdeten
Umgebungen, sowie ein explosionsgeschütztes Gehäuse für elektrische Geräte, die von
einer Schalteinrichtung geschaltet werden.
[0002] Schalteinrichtungen zum Schalten von elektrisch betriebenen Geräten in technischen
oder industriellen Umgebungen, insbesondere für Geräte mit großen elektrischen Leistungen,
können nach unterschiedlichen Prinzipien arbeiten. So sind elektromechanische, elektrische,
elektronische, pneumatische oder thermische Schalteinrichtungen für Anwendungen in
vielfältigen technischen und industriellen Bereichen bekannt und gebräuchlich. Diese
Schalteinrichtungen werden in der Regel als Schütze oder Relais bezeichnet. Schütze
sind den Relais technisch ähnlich, weisen aber eine wesentlich höhere Schaltleistung
auf. Typische Lasten eines elektromechanischen oder elektrischen Schützes beginnen
bei etwa 500 Watt und gehen bis hin zu mehreren hundert Kilowatt. Typischerweise können
Stromstärken von einigen Ampere bis hin zu 80 Ampere geschaltet werden. Schütze mit
hoher Schaltleistung werden als Leistungsschütze bezeichnet. Neben elektromechanischen
oder elektrischen Schalteinrichtungen (Schützen) sind auch pneumatisch betätigte Schalteinrichtungen,
elektronische Schalteinrichtungen bzw. Halbleiterschütze sowie thermisch (z.B. mittels
der Verformung eines Bimetalls) arbeitende Schalteinrichtungen bekannt und gebräuchlich.
Diese verschiedenen Arten von Schalteinrichtungen haben teilweise unterschiedliche
Charakteristika und Anwendungsgebiete (siehe unten).
[0003] Derartige Schalteinrichtungen werden dazu verwendet, mittels des Schließens von elektrischen
Kontakten elektrische Geräte und Apparate mit Strom und Spannung zu versorgen und
damit ein- bzw. auszuschalten. Insbesondere Schütze werden beispielsweise dazu verwendet,
einen Verbraucher mit großer Leistungsaufnahme (z. B. einen Motor oder Maschinen)
über einen handbetätigten Schalter mit kleiner Schaltleistung einzuschalten. Schütze
ermöglichen schnellere und sicherere Schaltvorgänge als dies mit rein mechanischen
oder handbetätigten Schaltkonstruktionen möglich ist. Mit einem Schütz sind Schaltvorgänge
aus der Ferne über Steuerleitungen mit relativ geringem Leiterquerschnitt möglich.
Zu den typischen Anwendungsbereichen des Schützes gehört daher auch die Steuerungs-
und Automatisierungstechnik (z.B. in der Motorsteuerung, Steuerung elektrischer Heizstäbe
und in lichttechnischen Anlagen). Sofern hier von "Schütz" die Rede ist, sind für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung jedoch immer "Schalteinrichtungen" im oben genannten,
allgemeinen Sinne gemeint. Die anhand eines Schützes dargestellten Ausführungsbeispiele
sind lediglich exemplarisch und als eine von mehreren möglichen Varianten zu verstehen.
[0004] Ein elektromechanisches Schütz weist in der Regel einen starken Elektromagneten als
Betätigungsmagneten auf. Fließt ein Steuerstrom durch die Magnetspule, zieht das Magnetfeld
mechanische Kontakte in den aktiven Zustand. Ohne Strom stellt eine Feder den Ruhezustand
wieder her, indem alle Kontakte in ihre Ausgangslage zurückkehren. Die Anschlüsse
für den Steuerstrom für die Magnetspule sowie die Kontakte für die zu schaltenden
Ströme sind im Schütz gegeneinander isoliert ausgeführt, d.h. es gibt keine leitende
Verbindung zwischen Steuer- und Schaltkontakten. Wegen der hohen Schaltleistungen
sind die Schaltkontakte in der Regel stark und massiv ausgeführt, und sie werden durch
den starken Elektromagneten schnell betätigt und haben eine hohe Kontaktkraft.
[0005] Das pneumatische Schütz (auch: Druckluftschütz) ist dem elektromechanischen Schütz
von der Funktion her gleich, es wird jedoch mit Druckluft anstelle eines Elektromagneten
betätigt. Der Elektromagnet wird durch pneumatische Stellglieder (Druckdosen) ersetzt,
welche über einen Anker auf die Schaltkontakte wirken. Statt durch Anlegen eines Steuerstromes
erfolgt das Umschalten in den aktiven Zustand hier durch Druckerhöhung.
[0006] Um bei häufiger Betätigung die Abnutzung (Kontaktabbrand, Verschleiß beweglicher
Bauteile etc.) zu vermeiden, wurden daneben Schütze auf Basis von Leistungshalbleitern
entwickelt (Halbleiterschütze). Gebräuchlich sind z.B. so genannte Thyristoren. Anders
als beim mechanischen Schütz kann beim Halbleiterschütz eine sichere Trennung der
Leistungskontakte in der geöffneten Schaltstellung nicht gegeben sein. Es kann ein
kleiner Reststrom fließen und die Spannungsfestigkeit ist oft niedriger als diejenige
offener mechanischer Kontakte. Der Steuerkreis ist üblicherweise mittels eines Optokopplers
galvanisch vom Laststromkreis getrennt, sodass auch beim Halbleiterschütz eine sichere
Trennung gegeben ist. Die Ansteuerung erfolgt in der Regel mit einer Schutzkleinspannung
von üblicherweise 3 bis 30 Volt.
[0007] Insbesondere bei elektromechanischen oder elektrischen oder pneumatischen Schalteinrichtungen
(Schützen) können beim Trennen der Kontakte Abreißfunken oder ein Schaltlichtbogen
auftreten, insbesondere, wenn induktive Lasten geschaltet werden. Dieses kann zu Kontaktabbrand
und elektrischen Störemissionen führen. So genannte Luftschütze verfügen über Lichtbogen-Löschkammern,
in die sich der Lichtbogen aufgrund seines Magnetfeldes ausbreitet und in denen er
gekühlt wird, sodass er verlöscht. Je nach Anwendungsfall kann ständig eine Spannung
an dem Schütz anliegen. Im Falle eines Fehlers, z.B. bedingt durch nicht sachgemäße
Anwendung oder bei ungünstigen Umgebungsbedingungen (wie Nässe oder Verschmutzung),
kann es hierbei auch zu einem Stromfluss über die in dem Schütz vorhandenen Luft-
oder Kriechstrecken kommen, was ebenfalls Funken oder Lichtbögen verursachen kann.
[0008] Wenn Schalteinrichtungen (insbesondere Schütze) in besonderen Anwendungsfällen in
explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden, beispielsweise in der chemischen
Industrie oder im Bergbau unter Tage, wo brennbare Gase, Stäube oder andere explosionsfähige
Stoffe vorhanden sein können, kann es durch die beim Trennen der Schaltkontakte oder
die bei einem Stromfluss über die Luft- oder Kriechstrecken entstehenden Abreißfunken
oder Schaltlichtbögen zu einer Explosion kommen. Um dieses zu verhindern, bedarf es
besonderer Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen bei einem Einsatz von Schützen in derartigen
Umgebungen, insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Explosionsschutzes. Dabei muss
das Schütz folglich so ausgebildet sein, dass Funken oder Lichtbögen gar nicht erst
entstehen, oder dass die entstehenden Funken oder Lichtbögen nicht mit der brennbaren,
explosionsgefährdeten Atmosphäre in Kontakt kommen, um nicht eine Zündquelle für eine
Explosion zu bilden. Die Regeln des Explosionsschutzes sehen hierfür verschiedene
technische Maßnahmen vor, u. a. so genannte "Kapselungen". Dabei werden entweder das
gesamte Schütz oder jedenfalls die Schaltkontakte gekapselt und damit entweder von
der brennbaren, explosionsfähigen Atmosphäre getrennt gehalten oder umgekehrt in einem
Gehäuse untergebracht, in das zündfähiges Gemisch eindringen darf, im Falle einer
Explosion in dem Gehäuse diese aber nicht aus dem Gehäuse nach außen übertragen werden
darf
[0009] Die in nationalen und internationalen gesetzlichen Normen und Richtlinien definierten
Regeln des Explosionsschutzes unterscheiden verschiedene so genannte "Zündschutzarten",
in die elektrische Geräte abhängig von dem für sie jeweils geltenden Explosionsschutz
klassifiziert und entsprechend gekennzeichnet werden. Für die Zwecke der vorliegenden
Erfindung sind die nachfolgend dargestellten Zündschutzarten von besonderer Bedeutung.
[0010] Bei der Zündschutzart "Druckfeste Kapselung" (Symbol "Ex-d") sind die Komponenten,
die eine Zündung einer explosionsfähigen Atmosphäre auslösen können, in einem Gehäuse
angeordnet, das bei der Explosion eines explosionsfähigen Gemischs im Inneren des
Gehäuses dem Explosionsdruck standhält. Dabei ist das Gehäuse so beschaffen, dass
eine Übertragung der Explosion nach außen, insbesondere auf die das Gehäuse umgebende
explosionsfähige Atmosphäre, verhindert wird. Typische Anwendungsfälle für die Zündschutzart
"Druckfeste Kapselung" sind Betriebsmittel, bei denen betriebsmäßig Funken oder Lichtbögen
und/oder heiße Teile auftreten, wie Schaltgeräte und -anlagen, Transformatoren, Schleifringe,
Kollektoren, Stellwiderstände, Schmelzsicherungen bzw. Lampen, Heizpatronen oder Reibungsbremsen.
Auch für den Einsatz von Schützen im Bereich von explosionsfähigen Atmosphären ist
diese Zündschutzart geeignet, wie unten weiter im Detail diskutiert wird.
[0011] Bei der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit" (Symbol "Ex-e") wird das Entstehen von
Funken, Lichtbögen oder unzulässigen Temperaturen, die als Zündquelle wirken könnten,
im Inneren und an äußeren Teilen von elektrischen Betriebsmitteln, bei denen unzulässig
hohe Temperaturen, Funken oder Lichtbögen im normalen Betrieb sonst nicht auftreten,
durch zusätzliche Maßnahmen und einen erhöhten Grad an Sicherheit verhindert. Typische
Anwendungsfälle für diese Zündschutzart sind Installationsmaterialien, wie Anschluss-;
Abzweig- und Verbindungskästen, Anschlussräume für Heizungen, Akkumulatoren, Transformatoren,
induktive Vorschaltgeräte, Kurzschlussläufermotoren oder Käfigläufermotoren. Auch
für den Einsatz von Schützen im Bereich von explosionsfähigen Atmosphären ist diese
Zündschutzart geeignet, indem beispielsweise Luft- und Kriechstrecken größer bemessen
sind als sonst üblich. Durch diese Maßnahme wird bei anliegender Spannung verhindert,
dass Kriechströme fließen oder sich Lichtbögen über die Luftstrecke aufbauen, wodurch
wiederum verhindert wird, dass es zu einer Explosion kommt. Typische Luftstreckenlängen
können hierbei ca. 15 mm betragen.
[0012] Bei der Zündschutzart "Überdruckkapselung" (Symbol "Ex-p") wird ein Gehäuse, in dem
nicht explosionsgeschützte elektrische Betriebsmittel oder Geräte untergebracht sind,
mit einem Zündschutzgas (Luft, inertes oder ein anderes geeignetes Gas) gefüllt. Das
Zündschutzgas im Gehäuseinneren wird unter einem Überdruck gegenüber der umgebenden
Atmosphäre gehalten, so dass die umgebende Atmosphäre aus einem explosiven Gasgemisch
nicht zu den im Inneren des Gehäuses angeordneten Betriebsmitteln oder Geräten, die
mögliche Zündquellen bilden, gelangen kann. Der Überdruck in dem Gehäuse kann mit
oder ohne laufender Zündschutzgasdurchspülung aufrechterhalten werden. Vor der Inbetriebnahme
der in dem Gehäuse untergebrachten elektrischen Betriebsmittels oder Geräte muss das
Gehäuse frei-oder vorgespült werden.
[0013] Aufgrund des Betriebsüberdruckes muss das durchspülte Gehäuse eine hohe Festigkeit
aufweisen. Wichtig ist außerdem die Möglichkeit der Abschaltung des Systems oder eine
Warnung bei einem Ausfall des Spülgasstromes oder Schutzgasüberdruckes. Anwendung
findet die Zündschutzart "Überdruckkapselung" vorwiegend bei Betriebsmitteln mit größeren
Leistungen, wie typischerweise bei Großmaschinen, großen Motoren, Schleifring- bzw.
Kollektormotoren, Schalt- und Steuerschränken oder bei Analysengeräte, sowie bei Betriebsmitteln,
bei denen betriebsmäßig Funken, Lichtbögen oder heiße Teile auftreten. Komplexe industriemäßige
Ausführungen (Steuerungen) können durch diese Zündschutzart im explosionsgefährdeten
Bereich betrieben werden. Die Zündschutzart "Überdruckkapselung" ("p") ist in der
Norm DIN EN 60079-2:2007 geregelt.
[0014] Bei der Zündschutzart "Eigensicherheit" (Symbol "Ex-i") wird die Versorgung der elektrischen
Betriebsmittel über eine Sicherheitsbarriere geführt, die Strom und Spannung soweit
begrenzt, dass die Mindestzündenergie und Zündtemperatur eines explosiven Gemisches
nicht erreicht wird. Eigensichere Betriebsmittel enthalten nur Stromkreise, die den
Anforderungen an eigensichere Stromkreise genügen. Eigensichere Stromkreise kommen
nur für Stromkreise mit geringen Leistungen in Betracht. Eigensichere Stromkreise
sind Stromkreise, in denen kein Funke oder kein thermischer Effekt, der unter den
in der Norm festgelegten Prüfbedingungen auftritt, eine Zündung einer explosionsfähigen
Atmosphäre bestimmter normierter (Unter-)Gruppen beziehungsweise eines Staub-Luft-Gemisches
verursachen kann. Konstruktiv wird die zulässige Belastung der Bauelemente gegenüber
üblichen industriellen Anwendungen in Bezug auf Spannung (wegen der elektrischen Festigkeit)
und Strom (hinsichtlich der Erwärmung) reduziert. Die Spannungs- und Stromwerte sind,
einschließlich eines Sicherheitsfaktors, ständig auf ein so geringes Niveau begrenzt,
dass mit Sicherheit unzulässige Temperaturen nicht auftreten und Funken und Lichtbögen
bei Unterbrechung oder Kurzschluss eine so geringe Energie aufweisen, dass sie zur
Zündung einer explosionsfähigen Atmosphäre nicht ausreichen. Anwendung findet die
Zündschutzart "Eigensicherheit" z. B. bei Mess-, Steuer-, Überwachungs- und Informationsanlagen,
-kreisen und -geräten sowie für den elektrischen Anschluss von Sensoren und Aktoren.
[0015] Weitere Zündschutzarten, die für die Zwecke der vorliegenden Erfindung weniger relevant
sind, umfassen eine Einkapselung möglicher Zündquellen in Form einer Sand- oder Ölfüllung
oder durch eine geeignete Vergussmasse in Verbindung mit einer entsprechenden Begrenzung
der Oberflächentemperatur.
[0016] Detaillierter dargestellt ermöglicht es die Zündschutzart "Überdruckkapselung" (Ex-p),
nicht explosionsgeschützte Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen zu betreiben.
Der Zündschutzart "Überdruckkapselung" liegt der Gedanke zugrunde, explosionsfähige
Gasgemische von den eingesetzten nicht explosionsgeschützten Geräten fernzuhalten.
[0017] Der Explosionsschutz wird bei der Zündschutzart "Ex-p" dadurch realisiert, dass die
nicht explosionsgeschützten Geräte in einem überdruckgekapselten Gehäuse (Ex-p-Gehäuse)
betrieben werden. Dieses Gehäuse wird durch einen dauerhaften Überdruck mit Luft oder
einem Inertgas vor dem Eindringen der evtl. in der Umgebung vorliegenden explosionsfähigen
Atmosphäre geschützt. Abhängig von der jeweiligen Anwendung und der vorhandenen Explosionsschutz-Zone
bzw. der vorhandenen Atmosphäre (z.B. Gas oder Staub) wird bei einer Inbetriebnahme
des Gerätes das Ex-p-Gehäuse vorgespült. Hierdurch wird sichergestellt, dass ein eventuell
im Gehäuse vorhandenes, zündfähiges Gas-/Luftgemisch entfernt wird. Dieser Vorgang
wird als Vorspülen oder Freispülen bezeichnet.
[0018] Überdruckkapselungssysteme aus dem Stand der Technik bestehen aus einem integrierten
Steuergerät, welches alle elektronischen und pneumatischen Bauelemente wie Steuerung,
Drucksensoren, Durchflussmesseinrichtung, Funkensperre, Auslassventil, etc. enthält.
Zusätzlich wird eingangsseitig am Ex-p-Gehäuse eine einstellbare Drossel bzw. ein
Magnetventil für die Spülgaszufuhr eingesetzt. Beide Komponenten können innerhalb
oder außerhalb des Ex-p-Gehäuses montiert werden. Man unterscheidet die Betriebsarten
"ständige Durchspülung", bei der das Ex-p-Gehäuse permanent mit einem Zündschutzgas
durchströmt wird, sowie "Ausgleich der Leckverluste", bei der nach der Vorspülphase
das Auslassventil geschlossen wird und nur so viel Spülgas in das Gehäuse eingeleitet
wird, dass ein Mindestüberdruck aufrecht erhalten wird. Eingangsseitig können für
die Spülgaszufuhr sowohl digital arbeitende Magnetventile (auf/zu) als auch Proportionalventile
eingesetzt werden.
[0019] Die meisten Anwendungsfälle basieren auf der Betriebsart "Ausgleich der Leckverluste".
In dieser Betriebsart wird nach Abschluss der Vorspülphase das Auslassventil geschlossen
und dann nur noch soviel Spülgas in das Ex-p-Gehäuse eingeleitet, dass ein Mindestüberdruck
im mBar-Bereich innerhalb des Ex-p-Gehäuses gegenüber der Atmosphäre aufrechterhalten
wird. Damit wird in dem Ex-p-Gehäuse ein nicht explosionsgefährdeter Bereich geschaffen,
in dem elektrische Betriebsmittel montiert und betrieben werden können, die selbst
nicht explosionsgeschützt sind.
[0020] Die Herstellung und Aufrechterhaltung des Zustands der Überdruckkapselung erfolgt
durch eine Steuerungseinrichtung (Controller), die an dem oder im Bereich des Ex-p-Gehäuses
vorgesehen ist. Diese Steuerungseinrichtung steuert und überwacht zunächst den ersten
Spülvorgang (Vorspülphase), durch den das unter Umständen zündfähige Gasgemisch der
umgebenden Atmosphäre aus dem Gehäuse oder Schaltschrank entfernt wird. Nach Ablauf
der Vorspülphase wird dann nur soviel Druckluft nachgeführt, dass die Undichtigkeiten
des Gehäuses und der eventuellen Einbauten im Gehäuse (Schaltschrank) ausgeglichen
werden. Während der Vorspülphase wird dabei in dem Gehäuse typischerweise ein Innendruck
von ca. 10 bis 12 mBar und im Betriebszustand von ca. 2,5 bis 3,5 mBar aufgebaut und
gehalten.
[0021] Die Steuerungseinrichtung (Controller) bewerkstelligt somit die Spülzeit- und Drucküberwachung
und -steuerung, wobei die in den Ex-p-Schaltschrank einströmende Spülgasmenge sowie
das Zuschalten der Einbauten in dem Schrank nach Ablauf der Vorspülzeit gesteuert
und der Überdruck gegenüber der Atmosphäre im Inneren des Schaltschrankes gehalten
und überwacht werden. Die an einzelnen Bauteilen im Inneren des Schaltschrankes eventuell
auftretenden Heißpunkte werden über Temperatursensoren überwacht, so dass die betroffenen
Bauteile bei Bedarf sicher abgeschaltet werden können. Dieses gewährleistet, dass
keine unzulässige Oberflächentemperatur auftreten kann. Die für die Spülgaszufuhr
dienenden, von der Steuerungseinrichtung gesteuerten Spülventile (Digitalventile oder
Proportionalventile) richten sich in ihrer Dimensionierung (Spülmenge) nach den Schaltschrankgrößen.
[0022] In besonderen Anwendungsfällen in explosionsgefährdeten Bereichen, beispielsweise
in der chemischen Industrie oder im Bergbau unter Tage, kann es nun erforderlich oder
erwünscht sein, eine oder mehrere der diversen Schalteinrichtungen für große elektrische
Leistungen (z.B. Schütze), deren Aufbau und Funktion oben erläutert wurde, in Verbindung
mit überdruckgekapselten Gehäuse- oder Schaltschranksystemen (die also unter der Zünschutzart
"Exp" gegen Explosionen geschützt sind) einzusetzen. Dabei kann die Schalteinrichtung
(Schütz) insbesondere dafür vorgesehen sein, die in dem Gehäuse oder dem Schaltschrank
untergebrachten Verbraucher, wie Geräte, Apparate, Motoren und dergleichen, zu schalten,
insbesondere ein- und auszuschalten. Wenn derartige Geräte als solche ursprünglich
selbst nicht explosionsgeschützt sind, darf dieser Schaltvorgang jedoch erst durchgeführt
werden, wenn das die Geräte umgebende Gehäuse oder der Schaltschrank in dem Zustand
der Überdruckkapselung sind. Wie oben erläutert wurde, ist es in solchen Fällen außerdem
erforderlich, die Schalteinrichtung so auszubilden und abzusichern, dass Funken oder
Lichtbögen entweder gar nicht erst entstehen, oder dass die bei einem Schaltvorgang
der Schalteinrichtung entstehenden Abreißfunken oder Schaltlichtbögen dann jedenfalls
nicht mit einer ggfs. vorhandenen brennbaren, explosionsfähigen Atmosphäre in Kontakt
kommen, um nicht eine Zündquelle für eine Explosion zu bilden.
[0023] Im Stand der Technik war es dabei bisher üblich und notwendig, die Schalteinrichtung
(z.B. das Schütz) getrennt von dem überdruckgekapselten Gehäuse- oder Schaltschranksystem
durch geeignete Zündschutz-Maßnahmen gegen Explosionen zu sichern. Dabei wurden beispielsweise
entweder das gesamte Schütz oder jedenfalls die Schaltkontakte explosionsgeschützt
gekapselt.
[0024] Typischerweise wurde das Schütz bei diesen Anwendungen in einem eigenen druckfesten
Gehäuse untergebracht, also einem Gehäuse, das die Zündschutzart "Druckfeste Kapselung"
erfüllt ("Ex-d-Gehäuse"). Dieses druckfeste Gehäuse mit dem darin befindlichen Schütz
wurde dann in der Regel außerhalb, insbesondere an der Außenseite oder im Außenbereich
des mit dem Schütz zusammenarbeitenden überdruckgekapselten Gehäuse- oder Schaltschranksystems
angebracht. Eine Anbringung des druckfesten Gehäuses mit dem darin befindlichen Schütz
im Inneren des überdruckgekapselten Gehäuses wäre grundsätzlich zwar auch möglich
gewesen, hat sich aber aus Gründen des Platzbedarfs des druckfesten Gehäuses in der
Regel nicht angeboten.
[0025] Die Schalteinrichtung (Schütz) selbst konnte im Stand der Technik nicht unmittelbar
im Inneren des überdruckgekapselten (Ex-p) Gehäuses oder Schaltschranks untergebracht
werden, da das Schütz selbst nicht ausreichend explosionsgeschützt war, weshalb es
aufgrund einer ggfs. vorhandenen explosionsfähigen Atmosphäre zu Explosionen hätte
kommen können (z.B. aufgrund von Funken oder Lichtbögen an Luft- oder Kriechstrecken
des Schützes), bevor das Gehäuse oder der Schaltschrank in Betrieb genommen wurden
und bevor sie in dem Zustand der Überdruckkapselung waren.
[0026] Eine Schalteinrichtung konnte im Stand der Technik somit nicht unmittelbar im Inneren
des Ex-p-Gehäuses untergebracht werden, da dieses die Anforderungen der gesetzlichen
Normen und Richtlinien für die Zündschutzart "Überdruckkapselung" (Ex-p) nicht erfüllt
hätte, mithin also auch aus rechtlichen und gesetzlichen Gründen unzulässig war.
[0027] Die Unterbringung der Schalteinrichtung in einem eigenen druckfest gekapselten Gehäuse
(Ex-d-Gehäuse) entsprechend dem Stand der Technik hat jedoch den Nachteil, dass diese
Gehäuse aufgrund der technischen Gegebenheiten und Anforderungen ein hohes Gewicht
und große Abmessungen haben. Folglich verursachen Ex-d-Gehäuse in ihrer Herstellung,
Handhabung und ihrem Transport einen hohen Aufwand, großen Zeitbedarf und damit hohe
Kosten. Dieser Aufwand und diese Kosten stehen in der Regel jedoch nicht in einem
angemessenen Verhältnis zu dem Aufwand und den Kosten für das gesamte System.
[0028] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu vermeiden. Insbesondere
sollen für Schalteinrichtungen (z.B. Schütze oder Relais), die in Verbindung mit Geräten,
Apparaten, Maschinen und dergleichen in Überdruckgekapselten Gehäuse- oder Schaltschranksystemen
(Zündschutzart "Ex-p") verwendet werden, verbesserte und einfachere Maßnahmen für
einen Explosionsschutz geschaffen werden.
[0029] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Schalteinrichtung zum Schalten
von elektrischen Geräten für Anwendungen in explosionsfähigen Atmosphären entsprechend
Patentanspruch 1. Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß auch gelöst durch ein
Verfahren zum Betreiben einer Schalteinrichtung zum Schalten von elektrischen Geräten
für Anwendungen in explosionsfähigen Atmosphären entsprechend Patentanspruch 5. Die
genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß schließlich auch gelöst durch ein Gehäuse für
den Schutz von in dem Gehäuse untergebrachten elektrischen Geräten gegen Explosionen
entsprechend Patentanspruch 9.
[0030] Erfindungsgemäß sind eine Schalteinrichtung zum Schalten von elektrischen Geräten
für Anwendungen in explosionsfähigen Atmosphären sowie ein Verfahren zum Betreiben
einer entsprechenden Schalteinrichtung vorgesehen, wobei die zu schaltenden Geräte
in einem in der Zündschutzart "Überdruckkapselung" (Ex-p) gegen Explosionen geschützten
Gehäuse (Ex-p-Gehäuse) angeordnet sind. Dabei ist eine Steuerungseinrichtung vorgesehen,
die derart mit dem Ex-p-Gehäuse zusammenarbeitet, dass sie den Zustand der Überdruckkapselung
des Exp-Gehäuses steuert und überwacht, insbesondere die Herstellung und/oder Aufrechterhaltung
und/oder Beendigung dieses Zustands. Die Schalteinrichtung ist dabei insbesondere
selbst gegen Explosionen geschützt, oder sie wird gegen Explosionen geschützt, und
sie ist in dem Innenraum des Ex-p-Gehäuses angeordnet. Die Steuerungseinrichtung arbeitet
derart mit der Schalteinrichtung zusammen und steuert diese derart, dass sie ein Schalten
der Schalteinrichtung erst zulässt, wenn sich das Ex-p-Gehäuse im Zustand der Überdruckkapselung
befindet.
[0031] Gemäß der Erfindung können Schalteinrichtungen in Verbindung mit überdruckgekapselten
Gehäuse- oder Schaltschranksystemen (Zünschutzart "Ex-p") eingesetzt werden, bei denen
die Schalteinrichtung insbesondere dafür vorgesehen ist, die indem Gehäuse oder dem
Schaltschrank untergebrachten Verbraucher, wie Geräte, Apparate, Motoren und dergleichen,
zu schalten, insbesondere ein- und auszuschalten. Da diese Geräte als solche selbst
nicht explosionsgeschützt sind, darf dieser Schaltvorgang erst durchgeführt werden,
wenn das Gehäuse oder der Schaltschrank in dem Zustand der Überdruckkapselung sind.
Da die Schalteinrichtung selbst explosionsgeschützt ausgeführt ist, können vor diesem
Schaltvorgang trotz des Vorhandenseins einer explosionsfähigen Atmosphäre keine Explosionen
durch die Schalteinrichtung als solche ausgelöst werden.
[0032] Die explosionsgeschützte Ausführung der Schalteinrichtung kann beispielsweise Luft-
und Kriechstrecken vorsehen, die gegenüber einer nicht explosionsgeschützten Ausführung
verlängert sind, so dass in der Schalteinrichtung selbst keine Funken oder Lichtbögen
als Zündquellen für eine Explosion entstehen können. Damit kann es nicht zu Explosionen
kommen, bevor das Gehäuse oder der Schaltschrank in Betrieb genommen werden und bevor
sie in dem Zustand der Überdruckkapselung sind (Ex-p).
[0033] Gemäß der Erfindung ist die Schalteinrichtung nunmehr unmittelbar im Inneren des
überdruckgekapselten (Ex-p) Gehäuses oder Schaltschranks untergebracht. Durch die
Steuerungseinrichtung (Controller), die den Zustand der Überdruckkapselung des Ex-p-Gehäuses
und insbesondere die Herstellung und/oder Aufrechterhaltung und/oder Beendigung dieses
Zustands steuert und überwacht, wird auch die Schalteinrichtung gesteuert und sichergestellt,
dass die Schalteinrichtung erst schaltet (und damit evtl. Abreißfunken oder Schaltlichtbögen
erzeugt), wenn das überdruckgekapselte (Ex-p) Gehäuse vollständig aktiv ist, d.h.
wenn nach Abschluss der Vorspülphase der explosionsfreie Zustand im Inneren des Ex-p-Gehäuses
herrscht. Das Zuschalten bzw. Ein- oder Ausschalten der in dem überdruckgekapselten
Gehäuse oder Schaltschrank untergebrachten Geräte durch die Schalteinrichtung kann
daher nicht zu einer Explosion führen.
[0034] Sobald der Betriebszustand der Überdruckkapselung des Gehäuses erreicht ist, ist
die Schalteinrichtung damit gleichzeitig durch ihre eigene explosionsgeschützte Ausführung
sowie durch das Gehäuse in der Zündschutzart "Überdruckkapselung" (Ex-p) geschützt.
Der geschützte Bereich des Ex-p-Gehäuses wird somit zugleich auch für den Schutz der
Schalteinrichtung genutzt.
[0035] In besonderen Ausfübrungsformen der Erfindung kann die Schalteinrichtung als solche
gegen Explosionen geschützt sein, indem sie beispielsweise die technischen Anforderungen
und/oder elektrischen Eigenschaften der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit" (Ex-e)
oder der Zündschutzart "Eigensicherheit" (Ex-i) erfüllt. Dieses gilt insbesondere
für die Schalteinrichtung in einem Zustand, in dem sie nicht schaltet (in dem aber
z.B. Kriechströme vorhanden sein können). Das bedeutet, dass die Schalteinrichtung
für ihre explosionsgeschützte Ausführung die normativ geregelten Anforderungen und
Vorgaben einer betroffenen Zündschutzart in ihren elektrischen Eigenschaften erfüllt
und für diese explosionsgeschützte Ausführung bestimmte technische Merkmale der betroffenen
Zündschutznorm verwendet. Es ist dabei aber nicht erforderlich, dass die Schalteinrichtung
als solche in der betroffenen Zündschutzart zugelassen oder zertifiziert ist, insbesondere
von einer für Zulassungen im Bereich des Explosionsschutzes zuständigen, akkreditierten
Prüfstelle oder Prüfbehörde.
[0036] Damit ist es möglich, dass für die Zwecke der Erfindung für die Schalteinrichtung
Standardkomponenten oder -bauteile verwendet werden, die für industrielle Anwendungen
verfügbar sind, ohne dass diese Komponenten hinsichtlich eines Explosionsschutzes
in bestimmten Zündschutzarten zugelassen sein müssen. Es werden dabei lediglich solche
Standardkomponenten oder -bauteile verwendet, die technisch so ausgebildet sind, dass
sie einzelne oder alle Merkmale einer betreffenden Zündschutznorm erfüllen.
[0037] So kann eine erfindungsgemäße Schalteinrichtung beispielsweise ein Schütz in regulärer
Industriequalität sein, der die Anforderungen der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit"
(Ex-e) insofern erfüllt, als er verlängerte Luft- und Kriechstrecken aufweist, die
die Vorgaben dieser Norm erfüllen. Dieser Schütz muss aber nicht für diese Zündschutzart
amtlich zugelassen sein. Damit können die höheren Kosten eingespart werden, die gegenüber
herkömmlichen Bauteilen üblicherweise für Bauteile aufzuwenden sind, die in bestimmten
Zündschutzarten zertifiziert sind.
[0038] Erfindungsgemäß werden bestimmte Merkmale oder Vorgaben einer konkreten Zündschutznorm
in ihrer Anwendung für die Schalteinrichtung kombiniert mit der für das Gehäuse vorgesehenen
Zündschutzart "Überdruckkapselung" (Ex-p). Diese Zündschutzmerkmale der Schalteinrichtung
werden somit auf das überdruckgekapselte Gehäuse übertragen bzw. in der Überdruckkapselung
angewendet, ohne dass sie Bestandteil der Norm für die Zündschutzart "Überdruckkapselung"
sind. Durch diese Kombination verschiedener Explosionsschutzmaßnahmen wird ein gutes
oder höheres Sicherheitsniveau erreicht, und insbesondere ein solches Sicherheitsniveau,
das an sich durch eine akkreditierte Prüfstelle zugelassen werden würde Damit kann
hier auch von dem Vorliegen der Zündschutzart "Sonderschutz" (Symbol "Ex-s") gesprochen
werden. Diese Zündschutzart gilt somit für die Kombination der Schalteinrichtung mit
dem Gehäuse.
[0039] In einer weiteren besonderen Ausführungsform der Erfindung können das Gehäuse oder
der Schaltschrank beweglich, insbesondere fahrbar konstruiert sein. Das Gehäuse oder
der Schaltschrank können dann zunächst in einem nicht explosionsgefährdeten Bereich
vorbereitet und in den Ex-p-Zustand (Überdruckkapselung) gebracht werden, wobei hier
kein Vorspülen des Gehäuses/Schranks notwendig ist. In diesem Zustand werden das Gehäuse
bzw. der Schaltschrank dann in den explosionsgefährdeten Bereich gebracht, insbesondere
gefahren, und sie sind hier jetzt regulär unter Explosionsschutzbedingungen arbeitsfähig.
In dieser Ausführungsform ist es somit nicht erforderlich, dass die Schalteinrichtung
(Schütz) eigenständig gegen Explosionen geschützt ist (z.B. durch die Erfüllung der
Anforderungen einer der oben genannten weiteren Zündschutzarten Ex-e oder Ex-i). Vielmehr
wird die Schalteinrichtung hier durch den Einsatz in dem Gehäuse/Schaltschrank und
die Herstellung seines Ex-p-Zustands mit geschützt.
[0040] Neben den oben diskutierten Sicherheitsaspekten bringt die erfindungsgemäße Lösung
darüber hinaus den weiteren, vor allem wirtschaftlichen Vorteil mit sich, dass ein
separates, druckfest gekapseltes Gehäuse (Ex-d-Gehäuse) zur explosionsgeschützten
Unterbringung der Schalteinrichtung (Schütz) nicht mehr erforderlich ist. Damit entfallen
der hohe wirtschaftliche und zeitliche Aufwand, der aufgrund des hohen Gewichts und
der großen Abmessungen eines Ex-d-Gehäuses in seiner Herstellung, Handhabung und seinem
Transport gegeben ist. Die Erfindung bietet somit eine gegenüber dem Stand der Technik
verbesserte und einfachere und damit wesentlich kostengünstigere Lösung.
[0041] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibund eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnungen.
Fig. 1 zeigt schematisch eine dreidimensionale Ansicht eines erfindungsgemäßen Ex-p-Gehäuses
mit einer darin untergebrachten erfindungsgemäßen Schalteinrichtung.
Fig. 2 zeigt schematisch eine dreidimensionale Ansicht entsprechend der Fig. 1, wobei
alle Komponenten zur Veranschaulichung durchsichtig dargestellt sind.
[0042] Die Figuren zeigen das überdruckgekapselte Gehäuse (Ex-p-Gehäuse) bzw. den Schaltschrank
10 mit einer darin untergebrachten Schalteinrichtung, insbesondere einem Schütz 20.
Das Schütz selbst ist gegen Explosionen geschützt, indem es die elektrischen Eigenschaften
der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit" (Ex-e) erfüllt. Je nach Anwendungsfall können
alternativ auch die Anforderungen anderer geeigneter Zündschutzarten erfüllt werden
(z.B. "Eigensicherheit" Ex-i).
[0043] In einer weiteren Alternative muss die Schalteinrichtung (Schütz) nicht eigenständig
gegen Explosionen geschützt sein (z.B. durch die Erfüllung der Anforderungen einer
der zuvor genannten weiteren Zündschutzarten Ex-e oder Ex-i). Vielmehr wird die Schalteinrichtung
20 hier alleine durch die Anordnung in dem Gehäuse/Schaltschrank 10 und die Herstellung
seines Ex-p-Zustands mit geschützt. Diese Ausführungsform setzt allerdings voraus,
dass das Gehäuse oder der Schaltschrank zuerst in einem nicht explosionsgefährdeten
Bereich vorbereitet und in den Ex-p-Zustand (Überdruckkapselung) gebracht werden.
Zu diesem Zweck können das Gehäuse oder der Schaltschrank beweglich, insbesondere
fahrbar, konstruiert sein. Nachdem der Ex-p-Zustand hergestellt ist, können das Gehäuse
bzw. der Schaltschrank dann in den explosionsgefährdeten Bereich gebracht werden,
wo sie regulär unter Explosionsschutzbedingungen arbeitsfähig sind.
[0044] Das Schütz ist durch eine explosionssichere Scheibe 12 an der Vorderseite des Gehäuses
hindurch erkennbar. Diese Scheibe kann optional vorhanden sein und ist hier insbesondere
zur besseren Darstellung des Schützes vorgesehen. Das Schütz 20 sitzt im Inneren des
Ex-p-Gehäuses 10, also in dem von Spülgas durchspülten Bereich. Das Schütz ist in
geeigneter Weise in dem Gehäuse befestigt, hier beispielsweise durch übliche Gerätehalterungsschienen
14.
[0045] In den Figuren ist an der rechten oberen Außenseite des Gehäuses 10 die Steuerungseinrichtung
(Controller) 30 erkennbar. Diese Steuerungseinrichtung steuert und überwacht den Zustand
der Überdruckkapselung des Gehäuses 10 sowie das Schalten des Schützes 20, wie es
oben erläutert wurde. Die Steuerungseinrichtung 30 arbeitet derart mit dem Schütz
20 zusammen und steuert dieses derart, dass sie ein Schalten des Schützes 20 erst
zulässt und freigibt, wenn für das Ex-p-Gehäuse 10 der Zustand der Überdruckkapselung
vorliegt. Schaltungs- und steuerungstechnisch sind somit hohe Anforderungen an die
Steuerungseinrichtung und ihre Zuverlässigkeit zu stellen, damit diese ein Schalten
des Schützes nur freigibt und zulässt, wenn tatsächlich der Zustand der Überdruckkapselung
des Gehäuses vorliegt.
[0046] An der rechten unteren Außenseite des Gehäuses 10 ist ein Ventil 40 dargestellt,
das als Seuerventil für die Zufuhr von Spülgas (Inertgas) oder Druckluft zu dem Gehäuse
10 dient. Durch das Spülgas bzw. die Druckluft wird der Zustand der Überdruckkapselung
des Gehäuses 10 hergestellt und aufrechterhalten, wie es oben erläutert wurde. Das
Steuerventil 40 wird von der Steuerungseinrichtung 30 gesteuert und überwacht, um
die jeweils richtige Menge an Spülgas oder Druckluft zuzuführen.
[0047] An dem Steuerventil 40 ist (in der Zeichnung von rechts kommend) eine Leitung oder
ein Schlauch 42 befestigt, durch die/den das Spülgas oder die Druckluft zugeführt
werden. Das hier dargestellte Steuerventil 40 weist außerdem ein Manometer 44 sowie
ein Handrad 46 auf, über die der Druck und die Menge des zugeführten Spülgases bzw.
der Druckluft manuell geregelt werden können.
[0048] In den Figuren ist des weiteren an der rechten oberen Außenseite des Gehäuses 10
neben der Steuerungseinrichtung (Controller) 30 ein Auslassventil 50 dargestellt.
Durch dieses Ventil werden, insbesondere in der Betriebsart "ständig Durchspülung"
der Zündschutzart "Überdruckkapselung", wie es oben erläutert wurde, das durch das
Steuerventil 40 zugeführte Spülgas (Inertgas) bzw. die Druckluft wieder aus dem Gehäuse
abgelassen. Auch dieses Ventil 50 kann typischerweise von der Steuerungseinrichtung
30 gesteuert und überwacht werden, um die jeweils richtige Menge an Spülgas oder Druckluft
abzulassen.
[0049] An der rechten Außenseite des Gehäuses 10 sind des weiteren Buchsen und/oder Leitungsdurchführungen
60 erkennbar, durch die elektrische Leitungen und dergleichen zur Versorgung der in
dem Gehäuse 10 untergebrachten Geräte und Apparate explosionsgeschützt in das Gehäuse
10 eingeführt werden können.
[0050] Im übrigen weist das Gehäuse 10 an seiner Außenseite die für explosionsgeschützte
Gehäuse oder Schaltschränke typischen weiteren Komponenten und Bedienelemente auf.
Neben einem Not-Aus-Schalter 70 sind Bedienknöpfe oder -schalter 72, Taster 74 und
Meldeleuchten 76 vorgesehen. Über diese Komponenten können das Gehäusesystem und/oder
die darin untergebrachten Geräte und Apparate bedient und überwacht werden. Über Verschlusselemente
78 (wie Riegel oder Schrauben) kann das Gehäuse 10 geöffnet werden.
[0051] Die von dem Ex-p-Gehäuse 10 zu schützenden; in diesem untergebrachten Geräte und
Apparate sind aus Gründen der Übersichtlichkeit hier nicht dargestellt. Sie sind unmittelbar
neben dem Schütz 20 angeordnet und werden von diesem geschaltet.
1. Schalteinrichtung zum Schalten von elektrischen Geräten für Anwendungen in explosionsfähigen
Atmosphären,
wobei die zu schaltenden Geräte in einem in der Zündschutzart "Überdruckkapselung"
(Ex-p) gegen Explosionen geschützten Gehäuse (Ex-p-Gehäuse) (10) angeordnet sind,
und wobei eine Steuerungseinrichtung (30) vorgesehen ist, die derart mit dem Ex-p-Gehäuse
(10) zusammenarbeitet, dass sie den Zustand der Überdruckkapselung des Ex-p-Gehäuses
(10) steuert und überwacht,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schalteinrichtung (20) gegen Explosionen geschützt ist,
dass die Schalteinrichtung (20) im Innenraum des Ex-p-Gehäuses (10) angeordnet ist, und
dass die Steuerungseinrichtung (30) derart mit der Schalteinrichtung (20) zusammenarbeitet,
dass sie ein Schalten der Schalteinrichtung (20) erst zulässt, wenn sich das Ex-p-Gehäuse
(10) im Zustand der Überdruckkapselung befindet.
2. Schalteinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie ein elektromechanisches oder elektrisches oder pneumatisches Schütz oder Relais
(20) oder ein Halbleiterschütz ist.
3. Schalteinrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie gegen Explosionen geschützt ist, indem sie im nicht schaltenden Zustand die Anforderungen
der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit" (Ex-e) erfüllt.
4. Schalteinrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie gegen Explosionen geschützt ist, indem sie im nicht schaltenden Zustand die Anforderungen
der Zündschutzart "Eigensicherheit" (Ex-i) erfüllt.
5. Verfahren zum Betreiben einer Schalteinrichtung zum Schalten von elektrischen Geräten
für Anwendungen in explosionsfähigen Atmosphären, mit folgenden Schritten:
- Bereitstellen eines Gehäuses (10), das die Explosionszündschutzart "Überdruckkapselung"
(Ex-p) aufweist (Ex-p-Gehäuse),
- Anordnen der zu schaltenden Geräte in dem Ex-p-Gehäuse (10), und
- Bereitstellen einer Steuerungseinrichtung (30), die derart mit dem Ex-p-Gehäuse
(10) zusammenarbeitet, dass sie den Zustand der Überdruckkapselung des Ex-p-Gehäuses
(10) steuert und überwacht,
gekennzeichnet durch die folgenden Schritte:
- Bereitstellen der Schalteinrichtung (20) derart, dass sie gegen Explosionen geschützt
ist oder wird,
- Anordnen der Schalteinrichtung (20) im Innenraum des Ex-p-Gehäuses (10), und
- Steuern der Schalteinrichtung (20) durch die Steuerungseinrichtung (30) derart, dass die Steuerungseinrichtung (30) ein Schalten
der Schalteinrichtung (20) erst zulässt, wenn sich das Ex-p-Gehäuse (10) im Zustand
der Überdruckkapselung befindet.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schalteinrichtung (20) gegen Explosionen geschützt ist, indem sie im nicht schaltenden
Zustand die Anforderungen der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit" (Ex-e) erfüllt.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schalteinrichtung (20) gegen Explosionen geschützt ist, indem sie im nicht schaltenden
Zustand die Anforderungen der Zündschutzart "Eigensicherheit" (Ex-i) erfüllt.
8. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (10) beweglich ausgebildet ist, dass das Gehäuse (10) zuerst in einem
nicht explosionsgefährdeten Bereich in den Zustand der Überdruckkapselung gebracht
wird, und dass das Gehäuse (10) in diesem Zustand dann in den explosionsgefährdeten
Bereich gebracht wird.
9. Gehäuse für den Schutz von in dem Gehäuse untergebrachten elektrischen Geräten gegen
Explosionen,
wobei das Gehäuse (10) die Explosionszündschutzart "Überdruckkapselung" (Ex-p) aufweist
(Ex-p-Gehäuse),
wobei eine Steuerungseinrichtung (30) derart mit dem Ex-p-Gehäuse (10) zusammenarbeitet,
dass sie den Zustand der Überdruckkapselung des Ex-p-Gehäuses (10) steuert und überwacht,
und
wobei eine Schalteinrichtung (20) zum Schalten der elektrischen Geräte vorgesehen
ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schalteinrichtung (20) gegen Explosionen geschützt ist,
dass die Schalteinrichtung (20) im Innenraum des Ex-p-Gehäuses (10) angeordnet ist, und
dass die Steuerungseinrichtung (30) derart mit der Schalteinrichtung (20) zusammenarbeitet,
dass sie ein Schalten der Schalteinrichtung (20) erst zulässt, wenn sich das Ex-p-Gehäuse
(10) im Zustand der Überdruckkapselung befindet.
10. Gehäuse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Schalteinrichtung (20) ein elektromechanisches oder elektrisches oder pneumatisches
Schütz oder Relais oder ein Halbleiterschütz ist.
11. Gehäuse nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Schalteinrichtung (20) gegen Explosionen geschützt ist, indem sie im nicht schaltenden
Zustand die Anforderungen der Zündschutzart "Erhöhte Sicherheit" (Ex-e) erfüllt.
12. Gehäuse nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Schalteinrichtung (20) gegen Explosionen geschützt ist, indem sie im nicht schaltenden
Zustand die Anforderungen der Zündschutzart "Eigensicherheit" (Ex-i) erfüllt.
13. Gehäuse nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (10) beweglich, insbesondere fahrbar, ausgebildet ist, wobei das Gehäuse
(10) zuerst in einem nicht explosionsgefährdeten Bereich in den Zustand der Überdruckkapselung
bringbar ist, und wobei das Gehäuse (10) in diesem Zustand dann in den explosionsgefährdeten
Bereich bringbar, insbesondere fahrbar, ist.
14. Gehäuse nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerungseinrichtung (30) an der Außenseite des Ex-p-Gehäuses (10) angeordnet
ist.
15. Gehäuse nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass es ein Ventil (40) für die Zuleitung eines den Zustand der Überdruckkapselung bewirkenden
Mediums zu dem Gehäuse (10) aufweist, und/oder dass es ein Ventil (50) für die Ableitung
des den Zustand der Überdruckkapselung bewirkenden Mediums aus dem Gehäuse (10) aufweist,
wobei das den Zustand der Überdruckkapselung bewirkende Medium insbesondere ein Inertgas
und/oder Luft ist.