[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Gießwalzanlage (siehe z.B.
die
EP-A-0584605).
[0002] In derartigen Gießwalzanlagen werden Brammen zu Bandmaterial verarbeitet. Die bekannten
Gießwalzanlagen umfassen wenigstens eine Gießmaschine, deren Brammen ohne Zwischenlagerung
wenigstens einem Tunnelofen zugeführt werden. Der Tunnelofen mündet in eine Walzstraße
(Fertigstraße) mit wenigstens einem Walzgerüst. In der Walzstraße werden die Brammen
zu Warmbändern gewalzt. Nach dem Verlassen der Walzstraße werden die gewalzten Warmbänder
wenigstens einer Kühlstrecke zugeführt und auf wenigstens eine Haspel aufgerollt.
[0003] Eine Gießwalzanlage ist damit durch eine Kopplung der in der konventionellen Stahlblecherzeugung
entkoppelten Prozesse Brammengießen und Warmwalzen gekennzeichnet. Anlagen der Stahlindustrie
bestehen somit mindestens aus drei Komponenten, nämlich dem Stahlwerk, in dem aus
Roheisen Stahl erzeugt wird, der Brammen-Produktionslinie, die wenigstens eine Gießanlage
(Gießmaschine mit nachgeschaltetem Tunnelofen) aufweist, und der Walzstraße (Fertigstraße).
Für die maximal mögliche Produktion wird entweder mit zwei Gießanlagen mit je einem
Gießstrang oder mit einer Zwei-Strang-Gießanlage gearbeitet.
[0004] Die Walzleistung der Walzstraße kann bei den bekannten Gießanlagen zeitlich nicht
voll genutzt werden, weil die Gießleistung (Gießgeschwindigkeit und Gießquerschnitt)
der Gießmaschine(n) nicht über bestimmte Grenzen hinaus erhöht werden kann, um technische
und qualitative Probleme zu vermeiden. Dies bedeutet trotz vollem Gießbetrieb, dass
die Walzstraße schneller walzt, als die Gießmaschine bzw. die Gießmaschinen Brammen
nachliefern können.
[0005] Ein weiterer Grund für die begrenzte Produktionsleistung der bekannten Gießwalzanlagen
liegt darin, dass die Zwei-Strang-Gießanlage bzw. die zwei Gießanlagen aus technischen
Gründen zu bestimmten Zeiten nicht produzieren können und dadurch Produktionslücken
entstehen. Die ungenutzten Produktionslücken sind u. a. die notwendigen Rüstzeiten
der Gießmaschinen wegen Verteiler-, Kokillen-, oder Segmentwechsels, die geplanten
Stillstandszeiten wegen Wartungsarbeiten, sowie die ungeplanten Stillstandszeiten
wegen Störungen im Gießbetrieb. Dies bedeutet, dass die Walzstraße dann entweder überhaupt
nicht oder nur mit vergrößerten Pausen walzen kann.
[0006] Damit bilden die beiden Brammen-Produktionslinien für die Leistung der Walzstraße
einen Produktionsengpass, der zu einer reduzierten Jahresproduktionsleistung der Gießwalzanlage
führt.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zum Betreiben einer
Gießwalzanlage zu schaffen, mit dem eine höhere Durchsatzmenge bei der Produktion
von Bandmaterial realisiert werden kann.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen von Anspruch
1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind jeweils
Gegenstand von weiteren Ansprüchen.
[0009] Das Verfahren nach Anspruch 1 ist zum Betreiben einer Gießwalzanlage geeignet, die
wenigstens eine Brammen-Produktionslinie und wenigstens eine Walzstraße sowie mindestens
eine Brammen-Zuführungseinrichtung umfasst, die fertigungstechnisch von der Brammen-Produktionslinie
unabhängig ist. Während einer Produktionspause der Brammen-Produktionslinie übernimmt
die Brammen-Zuführungseinrichtung die Brammenzufuhr zur Walzstraße gemäß logistischer
und/oder produktionstechnischer Vorgaben bis zum maximal realisierbaren Umfang.
[0010] Die Erfindung nutzt damit bisher nicht genutzte Walzpausen der Gießwalzanlage durch
optimierte logistische Vorgaben in einer modifizierten Anlagenkonfiguration, die eine
Brammen-Zuführungseinrichtung enthält.
[0011] Die Erfindung stellt ein geeignetes Produktionsplanungsverfahren zur Verfügung, die
auf die Art der erweiterten Konfiguration der Gießwalzanlage abgestimmt ist. Die durch
die Brammen-Zuführungseinrichtung gelieferten Brammen werden zusätzlich in der Walzstraße
gewalzt, ohne dass die grundsätzliche Ausstattung der speziell konfigurierten Gießwalzanlage
verändert werden muss. Dadurch kann die Durchsatzmenge bei der Produktion von Bandmaterial
wesentlich gesteigert werden.
[0012] Eine zusätzliche konventionelle Brammen-Produktionslinie, die dicke Brammen über
mindestens einen Erwärmungsofen und über wenigstens ein (Reversier-)Vorgerüst zu Dünnbrammen
walzt, und diese über einen Warmhalteofen an der Walzstraße bereitstellt. Diese Konfiguration
wird man wählen, wenn die zusätzliche Brammen-Produktionslinie Stahlqualitäten produzieren
soll, die keine hohen Gießgeschwindigkeiten vertragen, also z. B. Edelstähle. Damit
kann eine mit dem erfindungsgemäßen Verfahren betriebene Gießwalzanlage Normalstähle
und Edelstähle mit hoher Gesamtjahresproduktion liefern.
[0013] Beim erfindungsgemäßen Verfahren kommt es also nur darauf an, dass der Brammen-Zuführungseinrichtung
der Gießwalzanlage Brammen entsprechend logistischer und/oder produktionstechnischer
Vorgaben zugeführt werden. Es kommt damit insbesondere nicht auf die Art der weiteren
Brammen-Produktionslinie an.
[0014] Durch die Erfindung werden optimierte Produktionspläne für den Betrieb der Gießwalzanlage
mit voller Auslastung der Walzstraße erzeugt.
[0015] Aus derartigen Produktionsplänen können die Anlagenpläne für die einzelnen Anlagenteile
der Gießwalzanlage abgeleitet werden. Diese sind Schmelzenpläne und Gießpläne sowie
Brammen-Einsatzpläne und Walzpläne.
[0016] Durch die Schmelzenpläne werden die notwendigen Schmelzenfolgen in mindestens einem
der Gießwalzanlage zugeordneten Stahlwerk erstellt, und zwar inklusive der zeitlichen
Abfolge zur rechtzeitigen Anlieferung der Schmelzen an den Gießmaschinen.
[0017] Die Gießpläne beschreiben die Erzeugung der Dünnbrammen in den Gießmaschinen der
Gießwalzanlage bzw. in der konventionellen Gießmaschine der weiteren Brammen-Produktionslinie,
inklusive der Gießsequenzfolge, der Schmelzenfolge und der Brammenfolge für jede Brammen-Produktionslinie.
[0018] Die Brammen-Einsatzpläne bestimmen den Einsatz der Brammen in der weiteren Brammen-Produktionslinie
in Abhängigkeit von Kalt-, Warm- oder Heißeinsatz. Dabei ist insbesondere die Reihenfolge
und die zeitliche Abfolge so zu planen, dass die Brammen rechtzeitig an der Walzstraße
zur Nutzung bisher ungenutzter Walzpausen in der Gießwalzanlage bereit stehen.
[0019] Durch die Walzpläne wird die Walzung der Brammen aus allen Brammen-Produktionslinien,
inklusive Taktung des Brammen-Einsatzes aus dem Tunnelofen der Gießwalzanlage, derart
geplant, dass die Walzpausen günstig durch die weitere Brammen-Produktionslinie genutzt
werden können. Außerdem findet eine Planung der in der Walzstraße notwendigen Walzenwechsel
unter Berücksichtigung der Pufferzeiten in den Öfen statt.
[0020] Bei allen Planungsschritten sind zwingende und weiche Restriktionen (technische Regeln)
zu berücksichtigen. Dabei müssen zwingende Restriktionen auf jeden Fall eingehalten
werden, wohingegen weiche Restriktionen durch sogenannte Kostenfunktionen optimiert
werden können. Damit entstehen nicht nur gültige und ausführbare Produktionspläne,
sondern auch kostenoptimierte und durchsatzoptimierte Produktionspläne.
[0021] Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens wird nachfolgend anhand
einer in der Zeichnung schematisch dargestellten Gießwalzanlage näher erläutert.
[0022] In der Zeichnung ist mit I eine erste Fertigungslinie bezeichnet. Die erste Fertigungslinie
I umfasst eine Gießmaschine 1, in der Dünnbrammen 2 gegossen werden. Diese Dünnbrammen
2 werden einem Tunnelofen 3 zugeführt. Die Gießmaschine 1 und der Tunnelofen 3 bilden
zusammen eine Brammen-Produktionslinie 40 (Gießanlage). Der Tunnelofen 3 mündet in
eine Walzstraße 4, die im dargestellten Ausführungsbeispiel sechs Walzgerüste 5 aufweist.
In der Walzstraße 4 werden die Dünnbrammen 2 zu Warmbändern 6 gewalzt. Nach dem Verlassen
der Walzstraße 4 werden die gewalzten Warmbänder 6 einer Kühlstrecke 7 zugeführt und
auf eine Haspel 8 aufgerollt.
[0023] Bei der in der Zeichnung dargestellten Gießwalzanlage umfasst die erste Fertigungslinie
I eine weitere Gießmaschine 11. Die Gießmaschine 11 ist fertigungstechnisch parallel
zur Gießmaschine 1 angeordnet. Die Gießmaschine 11 erzeugt ebenfalls Dünnbrammen 12.
Diese Dünnbrammen 12 werden einem Tunnelofen 13 zugeführt, der innerhalb der ersten
Fertigungslinie I fertigungstechnisch parallel zum Tunnelofen 3 angeordnet ist. Die
Gießmaschine 11 und der Tunnelofen 13 bilden zusammen eine Brammen-Produktionslinie
(Gießanlage), die mit 50 bezeichnet ist. Die von der Brammen-Produktionslinie 50 erzeugten
Dünnbrammen 12 werden anschließend ebenfalls der Walzstraße 4 zugeführt (Pfeil 14).
[0024] Die Brammen-Produktionslinien 40 und 50 bilden eine Zwei-Strang-Gießanlage.
[0025] Zumindest teilweise fertigungstechnisch parallel zur ersten Fertigungslinie I ist
eine zweite Fertigungslinie II angeordnet. Die zweite Fertigungslinie II umfasst bei
der dargestellten Gießwalzanlage eine Brammen-Zuführungseinrichtung 20. Durch diese
Brammen-Zuführungseinrichtung 20 sind die Brammen 22 einem Wiedererwärmungsofen 23
und einem nachgeordneten (Reversier-)Vorgerüst 24 zuführbar. Die im Vorgerüst 24 gewalzten
Vorbänder werden als Coils 25 von einer Coil-Box 26 aufgenommen.
[0026] Die Brammen-Zuführungseinrichtung 20 wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren fertigungstechnisch
unabhängig von der Brammen-Produktionslinie 40 bzw. 50 gesteuert.
[0027] Die Gießwalzanlage umfasst weiterhin eine Coil-Transporteinrichtung, durch die die
Coils 25 vor der Walzstraße 4 von der zweiten Fertigungslinie II in die erste Fertigungslinie
I überführt werden. Die Coil-Transporteinrichtung ist aus Gründen der Übersichtlichkeit
in der Zeichnung nicht dargestellt. Zur Zuführung der Vorbänder werden die Coils 25
aus der Coil-Box 26 entnommen und an den Eingang der Walzstraße 4 transportiert Die
Zuführung der Coils 25 ist durch einen Pfeil 27 symbolisiert.
[0028] Bei der in der Zeichnung dargestellten Ausgestaltung ist der Coil-Box 26 ein Warmhalteofen
21 zur Aufbewahrung der Coils zugeordnet (Doppelpfeil 29).
[0029] Zusätzlich ist die gezeigte Ausführungsform durch eine Brammen-Produktionslinie 30
erweitert. Die Brammen-Fertigungseinrichtung 30 ist hierbei vor der Brammen-Zuführungseinrichtung
20 angeordnet. Die Brammen-Produktionslinie 30 umfasst eine Gießmaschine 31, in der
Brammen 22 gegossen werden. Die Brammen-Zuführungseinrichtung 20 führt die Brammen
22 dem Wiedererwärmungsofen 23 zu (Pfeil 28).
[0030] Bei der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsform werden der Brammen-Zuführungseinrichtung
20 fremdproduzierte Brammen zugeführt werden (Kalteinsatz). Die Zuführung der fremdproduzierten
Brammen ist durch einen Pfeil 32 symbolisiert. Diese ist Zuführung ist nicht Gegenstand
der Erfindung.
[0031] Sowohl die von der Brammen-Produktionslinie 30 erzeugten Brammen 22 als auch die
fremdproduzierten Brammen werden in einem Brammenlager 34 fertigungstechnisch gepuffert
(Pfeil 33 bzw. Pfeil 35) und bedarfsweise der Brammen-Zuführungseinrichtung 20 zugeführt
(Pfeil 36, Kalteinsatz).
1. Verfahren zum Betreiben einer Gießwalzanlage, die eine erste Fertigungslinie (I) mit
wenigstens einer Brammen-Produktionslinie (40, 50) und wenigstens einer Walzstraße
(4) sowie eine zweite Fertigungslinie (II) mit einer Brammen-Produktionsline (30)
und mit wenigstens einer Brammen-Zuführungseinrichtung (20) umfasst, wobei die Brammen-Zuführungseinrichtung
(20) fertigungstechnisch unabhängig von der Brammen-Produktionslinie (40, 50) ist,
wobei während einer Produktionspause der Brammen-Produktionslinie (40, 50) die Brammen-Zuführungseinrichtung
(20) die Brammenzufuhr von ihr von der weiteren Brammen-Produktionslinie (30) der
zweiten Fertigungslinie (II) oder fremdproduzierten zugeführten Brammen zur Walzstraße
(4) gemäß logistischer und/oder produktionstechnischer Vorgaben bis zum maximal realisierbaren
Umfang übernimmt, wobei sowohl die von der weiteren Brammen-Produktionslinie (30)
erzeugten Brammen (22) als auch die fremdproduzierten Brammen in einem Brammenlager
(34) fertigungstechnisch gepuffert werden und von dort aus der Brammen-Zuführungseinrichtung
(20) zugeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Brammen-Produktionslinie (40, 50) der Gießwalzanlage
als Dünnbrammen-Produktionslinie ausgebildet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die weitere Brammen-Produktionsline (30) als Dickbrammen-Produktionslinie
ausgebildet ist, die zusammen mit der Brammen-Produktionslinie (40, 50) die Brammenzufuhr
zur Walzstraße (4) gemäß logistischer und/oder produktionstechnischer Vorgaben bis
zum maximal realisierbaren Umfang übernimmt.
1. Method for operating a casting and rolling plant which comprises a first manufacturing
line (I) having at least one slab production line (40, 50) and at least one rolling
mill train (4), and a second manufacturing line (II) having a slab production line
(30) and having at least one slab feed device (20), the slab feed device (20) in manufacturing
terms being independent of the slab production line (40, 50), in which method, during
a pause in production of the slab production line (40, 50), the slab feed device (20)
takes over the supply of slabs, fed to it by the further slab production line (30)
of the second manufacturing line (II) or externally produced, to the rolling mill
train (4) to the maximum feasible extent in accordance with logistical and/or production
engineering stipulation, wherein the slabs (22) produced by the further slab production
line (30) and the externally produced slabs are temporarily stored for manufacturing
purposes in a slab store (34) and from there are fed to the slab feed device (20).
2. Method according to Claim 1, in which the slab production line (40, 50) of the casting
and rolling plant is designed as a thin-slab production line.
3. Method according to Claim 1, in which the further slab production line (30) is designed
as a thick-slab production line which, together with the slab production line (40,
50), is responsible for supplying slabs to the rolling mill train (4) to the maximum
feasible extent in accordance with logistical and/or production engineering stipulations.
1. Procédé pour faire fonctionner une installation de laminage en coulée continue, qui
comprend une première ligne ( I ) de fabrication ayant au moins une ligne chargée
de produire des brames ( 40, 50) et au moins un train de laminoirs ( 4 ) ainsi qu'au
moins une deuxième ligne (II) de fabrication ayant une ligne ( 30 ) chargée de produire
des brames et au moins un dispositif chargé d'apporter les brames ( 20 ), ce dispositif
étant, du point de vue de la technique de fabrication, indépendant de la ligne chargée
de produire des brames ( 40, 50 ), selon lequel, quand la ligne chargée de produire
des brames ( 40, 50 ) a une pause de production, le dispositif chargé d'apporter les
brames ( 20 ) prend en charge l'apport des brames apportées par lui de l'autre ligne
(30) chargée de produire des brames de la deuxième ligne (II) de fabrication ou produites
à l'extérieur au train de laminoirs ( 4 ) suivant des prescriptions logistiques et/ou
de technique de production jusqu'au niveau maximum que l'on puisse obtenir, dans lequel
tant les brames (22) produites par l'autre ligne chargée de produire des brames (
30 ) qu'également les brames produites à l'extérieur sont mises en technique de fabrication
dans un stockage ( 34 ) et de là sont envoyées à partir du dispositif d'apporter des
brames ( 20 ).
2. Procédé suivant la revendication 1, dans lequel la ligne chargée de produire des brames
( 40, 50 ) de l'installation de laminage en coulée continue prend la forme d'une ligne
chargée de produire des brames minces.
3. Procédé suivant la revendication 1, dans lequel l'autre ligne chargée de produire
des brames ( 30 ) prend la forme d'une ligne chargée de produire des brames épaisses,
qui, ensemble avec la ligne chargée de produire les brames ( 40, 50 ), prend en charge
l'apport des brames au train de laminoirs ( 4 ) suivant des prescriptions logistiques
et/ou de technique de production, jusqu'au niveau maximum que l'on puisse obtenir.