[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Bestattungsartikel aus biologisch abbaubaren Materialien
sowie deren Verwendung zur Bestattung.
[0002] Für Bestattungsartikel, wie Sargauskleidungen oder Totenhemden, werden häufig hochwertige
Textilien verwendet. Beispiele dafür sind Seide, Leinen, oder Baumwolle. Insbesondere
in ärmeren Regionen werden aber auch Bestattungsartikel aus synthetischen Materialien,
wie aus Polyamiden oder aus Polyester, verwendet.
[0003] Gleiches gilt für die Bestattung von Leichen im Falle von Katastrophen, Seuchen und
Kriegen. Um die Leichen sicherer transportieren und aufbahren zu können, werden Leichensäcke
aus besonders festem Material, wie z.B. aus hochfesten Polyesterfilamenten, verwendet.
[0004] Bei einer normalen Erdbestattung verrotten einige der angesprochenen Naturfasern
nur langsam, die synthetischen Fasern dagegen nahezu überhaupt nicht. Insbesondere
bei der Verwendung von Leichensäcken ist dies ein Problem, da das textile Material
eine wirksame Vermischung der organischen Substanzen mit dem Erdreich unterbindet
und somit den natürlichen Zerfallsprozess der Leichen verlangsamt.
[0005] Es hat bereits unterschiedliche Versuche gegeben, Bestattungsartikel aus verrottbaren
Materialien bereitzustellen.
[0006] So offenbart
DE 195 08 737 A1 einen biologisch abbaubaren Polyester und einen Werkstoff daraus, der in natürlicher
Umgebung unter der Einwirkung von Mikroorganismen abgebaut wird. Es wird unter anderem
vorgeschlagen, extrudierte Formteile aus diesem Material für Friedhofs- oder Bestattungsbedarf
einzusetzen. Der Polyester ist aus einem Polyol sowie aus einer aromatischen Polycarbonsäure
sowie zusätzlich aus einer aliphatischen Polycarbonsäure aufgebaut.
[0007] DE 10 2005 024 791 A1 beschreibt einen Formkörper, der als Bestattungsurne oder als Aschekapsel eingesetzt
werden kann. Dieser besteht aus einem Faserverbundwerkstoff mit einer Bewehrung und
einem Bindemittel, die jeweils aus biologisch abbaubarem Material aufgebaut sind.
Als Bindemittel wird insbesondere Polymilchsäure vorgeschlagen.
[0008] DE 197 44 331 A1 offenbart einen Sarg oder eine Urne, die als Formteil aus einem biologisch rückstandsfrei
abbaubaren naturstoffbasierten Kunststoff ausgebildet sind. Ein Flächenabschnitt davon
ist vorzugsweise durchsichtig und als Kunststoff dafür wird Polymilchsäure vorgeschlagen.
[0009] DE 20 2008 001 703 U1 beschreibt einen Sargbeschlag aus einer Mischung von biologisch abbaubarem, natürlichem
Polyester, Lignin und natürlichen Wachsen bzw. Ölen.
[0010] Thermoplastische Polyester, abgeleitet von ε-Caprolacton, werden in der
DE 600 25 619 T2 offenbart. Diese eignen sich unter anderem für Leichentücher.
[0011] In der
DE Patentschrift Nr. 589 926 wird ein Leichensack aus gasdichtem, geschmeidigem Stoff beschrieben, der mit einem
Gürtel versehen ist. Als Materialien werden Kautschuk oder Cellophan vorgeschlagen.
[0012] Aus der
DE 40 20 711 A1 ist eine Leichenhülle bekannt, die aus biologisch abbaubarem Hüllenmaterial aufgebaut
ist. Dafür wird biologisch abbaubares Polyethylen vorgeschlagen, das mit Stärke als
Zusatz versehen ist.
[0013] DE 295 05 740 U1 beschreibt eine biologisch abbaubare, flexible Textil- und Kunststoffschicht als
zeitlich begrenztes Dichtungs- und Schutzelement im feuchten, biologisch aktiven Milieu.
Die Schichtkonstruktion ist aus einer folienartigen Kunststoffschicht und aus einer
Textilschicht aufgebaut, wovon die Textilschicht vorzugsweise aus biologisch abbaubaren
Faserstoffen und/oder biologisch abbaubaren Sekundärfaserstoffen besteht und die Folie
ebenfalls vorzugsweise aus biologisch abbaubaren Stoffen aufgebaut. Die Schichtkonstruktion
kann unter anderem im Bestattungswesen zum Einsatz gelangen.
[0014] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung von Bestattungsartikeln,
die einerseits bis zur Bestattung optisch ansehnlich sind und genügend Festigkeit
aufweisen, und die sich andererseits nach der Bestattung innerhalb kurzer Zeit rückstandsfrei
biologisch abbauen.
[0015] Die Erfindung betrifft Bestattungsartikel enthaltend mindestens eine textile Fläche,
welche Fäden aus aliphatischem Polyester enthält.
[0016] Die erfindungsgemäßen Bestattungsartikel enthalten textile Flächen, welche aus Fäden
aufgebaut sind.
[0017] Unter textiler Fläche ist im Rahmen dieser Beschreibung ein aus Fäden aufgebautes
Flächengebilde zu verstehen, dass durch eine textile Flächenbildungstechnik erzeugt
worden ist. Beispiele dafür sind Gewebe, Gelege, Gestricke, Gewirke oder Vliesstoffe
(non-wovens).
[0018] Fäden im Sinne dieser Beschreibung können Filamentgarne, Fasergarne, Zwirne oder
bevorzugt Monofilamente sein.
[0019] Die den Bestattungsartikel aufbauenden Fäden weisen typischerweise Titer im Bereich
von 550 dtex bis 80.000 dtex auf.
[0020] Besonders bevorzugt werden als Fäden runde Monofilamente mit Durchmessern von 50
µm bis 3 mm eingesetzt oder nicht runde Monofilamente mit Querschnittsflächen, die
den Querschnittsflächen von runden Monofilamenten mit Durchmessern von 50 µm bis 3
mm entsprechen.
[0021] Die Querschnittsform der erfindungsgemäß eingesetzten Fäden kann beliebig sein, beispielsweise
rund, oval oder n-eckig, wobei n größer gleich 3 ist.
[0022] Besonders bevorzugt werden nicht runde Monofilamente eingesetzt, deren Querschnittsfläche
ein regelmäßiges oder unregelmäßiges n-Eck mit n ≥ 3 ist.
[0023] Die erfindungsgemäßen Bestattungsartikel eignen sich insbesondere als Totenhemden,
Sargauskleidungen oder Leichensäcke. Bei diesen Anwendungen ist neben einer ausreichenden
Festigkeit vor der Bestattung eine gute Abbaubarkeit des Materials nach der Bestattung
gewünscht.
[0024] Als fadenbildende Materialien zur Herstellung der Fäden, welche die erfindungsgemäßen
Bestattungsartikel aufbauen, werden aliphatische Polyester oder Mischungen davon eingesetzt.
Dabei handelt es sich bekanntermaßen um biologisch abbaubare Polymere. Daneben können
im erfindungsgemäßen Bestattungsartikel noch weitere, biologisch abbaubare Fäden vorhanden
sein, beispielsweise Fäden aus Baumwolle oder aus Cellulose. Außerdem sind Kombinationen
der texilen Fläche mit anderen Elementen möglich, beispielsweise mit Folien aus biologisch
abbaubarem Material.
[0025] Aliphatische Polyester sind Polymere, abgeleitet von einem aliphatischen Monomeren
mit einer Carboxylgruppe oder einem polyesterbildendenden Derivat, wie einer Carbonsäureestergruppe,
und einer Hydroxylgruppe oder einem polyesterbildenden Derivat, wie einer Ethergruppe;
oder es sind Polymere, abgeleitet von einer Kombination eines aliphatischen Monomeren
mit zwei Carboxylgruppen oder polyesterbildenden Derviaten davon mit einem aliphatischen
Diol oder polyesterbildenden Derivaten davon.
Der Begriff "aliphatischer Polyester" umfasst neben ausschließlich aus aliphatischen
und/oder cycloaliphatischen Monomeren aufgebauten Polyestern auch solche Polyester,
die neben aliphatischen und/oder cylcoaliphatischen Struktureinheiten geringe Anteile
aromatischer Struktureinheiten, solange dadurch die Bioabbaubarkeit dieser Polyesters
nicht nachteilig beeinträchtigt wird.
[0026] Polymere abgeleitet von aliphatischen Monomeren mit einer Carboxylgruppe und einer
Hydroxylgruppe werden auch als Polyhydroxyalkanoate bezeichnet.
[0027] Beispiele für bevorzugte aliphatische Polyester dieses Typs sind Polyhydroxybutyrat,
Poly-(hydroxybutyrat-co-hydroxyvalerat), Poly-(hydroxybutyrat-copolyhydroxy-hexanoat),
Polyglycolsäure, Poly-(epsilon-caprolacton) und besonders bevorzugt Polymilchsäure.
[0028] Beispiele für bevorzugte aliphatische Polyester, die sich von einer Kombination aliphatischer
Dicarbonsäuren mit einem aliphatischen Dialkohol ableiten, sind Poly-(butylensuccinat),
Poly-(ethylensuccinat), Poly-(butylenadipat), Poly(ethylenadipat), Poly-(tetramethylenadipat/terephthalat).
[0029] Bei den erfindungsgemäß eingesetzten aliphatischen Polyestern kann es sich um unterschiedliche
Typen handeln. Solche Polymere sind thermoplastisch und sind dem Fachmann als bioabbaubare
Polymere bekannt.
[0030] Besonders bevorzugt eingesetzte aliphatische Polyester sind Homo- oder Copolymerisate
abgeleitet von Milchsäure und gegebenenfalls damit copolymerisierbaren aliphatischen
Comonomeren.
[0031] Die erfindungsgemäß eingesetzten Polyesterfäden zum Aufbau der textilen Fläche des
Bestattungsartikels können neben dem Polymer oder Polymergemisch gegebenenfalls noch
weitere Zusatzstoffe enthalten.
[0032] Beispiele dafür sind Hydrolysestabilisatoren, Verarbeitungshilfsmittel, Antioxidantien,
UV-Stabilisatoren, Weichmacher, Gleitmittel, Pigmente, Farbstoffe, elektrische Leitfähigkeit
vermittelnde Zusätze, Viskositätsmodifizierer, Kristallisationbeschleuniger oder Biozide.
[0033] Diese Zusätze sind dem Fachmann an sich bekannt. Die erfindungsgemäß eingesetzten
Polyesterfäden bestehen hauptsächlich aus dem aliphatischen Polyester. Der Anteil
an Zusatzstoffen bewegt sich typischerweise im Bereich von weniger als 10 Gew. %,
vorzugsweise weniger als 5 Gew. %.
[0034] Die erfindungsgemäßen Bestattungsartikel zeichnen sich neben einer ausreichenden
Festigkeit durch eine hervorragende Abbaubarkeit, insbesondere eine hervorragende
biologische Abbaubarkeit aus.
[0035] Die textilen Flächen sowie die daraus gefertigten Bestattungsartikel lassen sich
in dem Fachmann bekannter Weise herstellen und in üblicher Weise verarbeiten. Beispiele
für die Herstellung und die Anwendung der Bestattungsartikel sind in den oben genannten
Dokumenten zu finden.
[0036] Nach der Bestattung, beispielsweise der Erdbestattung oder der Seebestattung zerfallen
die Bestattungsartikel ohne Probleme und ohne Rückstände.
[0037] Durch den Kontakt mit Bakterien beginnt sofort ein biologischer Abbau des aliphatischen
Polyesters. Insbesondere die sortenreinen Bestattungsartikel bauen rasch und vollständig
ab.
[0038] Auch für die Feuerbestattung eignen sich die erfindungsgemäßen Bestattungsartikel
hervorragend, da diese problemlos und rückstandsfrei verbrennen.
[0039] Das nachfolgende Beispiel erläutert die Erfindung ohne diese zu begrenzen.
Beispiel:
[0040] Auf einer Schmelzspinnanlage zur Herstellung von Monofilamenten wurde ein aliphatischer
Polyester (Nature Works Polylactide Resin 6400D, Fa. Nature Works LLC, Minnetonka,
MN 55345 USA) in Schnitzelform eingesetzt. Nach der Trockung des Rohstoffs wurde dieser
im Extruder aufgeschmolzen, über eine Spinnpumpe einem Spinnpack zugeführt, durch
feine Bohrungen zu Monofilamenten versponnen, im Wasserbad abgeschreckt, anschließend
unter Wärmeeinwirkung dreistufig gestreckt, mit Präparation als Verarbeitungshilfsmittel
versetzt und aufgespult.
[0041] Es wurden Monofilamente mit Durchmessern von 1,25 mm bzw. von 0,50 mm hergestellt.
[0042] Diese Monofilamente wurden anschließend mittels bekannter Technik zu Geweben verarbeitet.
Diese zeigten nach dem Einbringen in das Erdreich eine sehr gute Kompostierbarkeit
und waren innerhalb von drei bis sechs Monaten, in Abhängigkeit von Temperatur, Feuchtigkeit
und Anzahl der Mikroorganismen, rückstandsfrei zerfallen.
1. Bestattungsartikel enthaltend mindestens eine textile Fläche, welche Fäden aus aliphatischem
Polyester enthält.
2. Bestattungsartikel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dieser ein Totenhemd, eine Sargauskleidung oder ein Leichensack ist.
3. Bestattungsartikel nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der aliphatische Polyester ausgewählt wird aus der Gruppe Polyhydroxybutyrat, Poly-(hydroxybutyrat-co-hydroxyvalerat),
Poly-(hydroxybutyrat-co-polyhydroxyhexanoat), Polyglycolsäure, Poly-(epsilon-caprolacton),
Polymilchsäure, Poly-(butylensuccinat), Poly-(ethylensuccinat), Poly(butylenadipat),
Poly(ethylenadipat), Poly-(tetramethylenadipat/terephthalat) oder aus Gemischen von
zwei oder mehreren davon.
4. Bestattungsartikel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der aliphatische Polyester ein Milchsäurehomo- oder -copolymer ist.
5. Bestattungsartikel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Titer der Fäden 550 bis 80.000 dtex beträgt.
6. Bestattungsartikel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Fäden runde Monofilamente mit Durchmessern von 50 µm bis 3 mm sind oder nicht
runde Monofilamente mit Querschnittsflächen, die den Querschnittsflächen von runden
Monofilamenten mit Durchmessern von 50 µm bis 3 mm entsprechen.
7. Bestattungsartikel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Monofilamente nicht runde Monofilamente sind, deren Querschnittsfläche ein regelmäßiges
oder unregelmäßiges n-Eck mit n ≥ 3 ist.
8. Bestattungsartikel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die textile Fläche ein Gewebe, Gelege, Gestrick, Gewirke oder Vliesstoff ist.
9. Verwendung von textilen Flächen enthaltend Fäden aus aliphatischen Polyestern zur
Erd-, See- oder Feuerbestattung.