[0001] Die Erfindung betrifft zunächst ein Verfahren zur Herstellung eines Garns für nach
dem Schaft- oder Jacquard-System gewebte Rutenteppiche. Die Rutenwebtechnik ist seit
etwa 100 Jahren gebräuchlich und eine durch vielfältige Entwicklungen und Ausarbeitungen
weiter entwickelte Technik, die heute insbesondere für Teppichböden im sogenannten
Objektbereich eingesetzt wird.
[0002] Ein solcher Rutenteppich ist zum Beispiel aus der europäischen Patentschrift
EP 1 408 143 B1 bekannt. Demnach werden beim Weben eines Rutenteppichs durch Verkreuzung von rechtwinklig
zueinander verlaufenden Fadensystemen ein sogenanntes Polgewebe erzeugt. Dabei werden
die Polfäden jeweils von den quer verlaufenden Fadensystemen, den sogenannten Schussfäden,
gehalten. Bei dem Rutenwebverfahren werden die Polnoppen durch das Einweben von sogenannten
Stahldrähten (auch Ruten genannt) erzeugt. Wenn die Ruten nicht rund sondern rechteckig
sind und sich an einer Seite ein Schneidmesser befindet, so wird beim Herausziehen
der Rute die gebildete Schlinge aufgeschnitten und es entsteht damit ein sogenannter
Velours-Teppichboden. Aus der vorgenannten
EP 1 408 143 B1 ist bereits ein Rutenteppich bekannt, dessen die Polkette bildenden Polfäden ausschließlich
aus Wolle bestehen. Durch diese Verwendung von florbildenden Polfäden ausschließlich
aus Wolle-Material wird auch der an sich unerwünschte "Pilling-Effekt" vermieden.
Als "Pilling" werden in der Fachsprache kleine Knötchen bezeichnet, die bei der Verwendung
von Polgarnen infolge des Verschleißes durch mechanische Beanspruchung durch die Ausarbeitung
von Einzelfasern aus der Teppich-Oberfläche entstehen. Bei den in der
EP 1 408 143 B1 vorgeschlagenen Polfäden nur aus Wolle wird der Pilling-Effekt vermieden, da die
Wollfasern nach dem Herausziehen aus dem Faserverband abbrechen und folglich auf der
Oberfläche erst gar keine Pillings in Erscheinung treten.
[0003] Bei der Verwendung von Rutenteppichen gemäß der
EP 1 408 143 B1 haben sich jedoch einige damit verbundene Nachteile ergeben. Als ein wesentlicher
Nachteil hat sich herausgestellt, dass bei solchen Rutenteppichen, welche nur aus
Wolle-Polfäden bestehen, in der Praxis unter mechanischer Beanspruchung, das heißt
zum Beispiel bei Begehung durch Personen oder beim Befahren durch Rollstühle, Bürostühle
(gegebenenfalls mit Rollen), Trolleys etc., unerwünschte Verschleißerscheinungen aufgetreten
sind. Dies liegt an dem bei Wolle generell bestehenden Nachteil der geringeren Scheuerfestigkeit
bzw. des höheren Verschleißes. Somit wurden bei diesem reinen Woll-Rutenteppich insbesondere
nicht die handelsüblichen Erfordernisse für die Scheuerfestigkeit von Teppichbodenbelägen
erfüllt. Zum Beispiel unter Schreibtischen in Büroräumen wurde festgestellt, dass
es durch das Einhaken von Schuhabsatzpartien zu Scheuereffekten kam, denen dieser
bekannte reine Wolle-Rutenteppich nicht standhielt. Des weiteren wurde festgestellt,
dass zum Beispiel die Rollstuhlbewegung (auch bei Bürostühlen mit Rollen etc.) zwar
zu keinen Faserverlusten führte. Dennoch musste diese Teppichware aufgrund mangelnder
bzw. unzureichender Trageeigenschaften bzw. Verschleiß- bzw. Scheuerfestigkeit und
besonders aufgrund der nicht zu erreichenden Treppeneignung aus dem Markt genommen
werden.
[0004] Es ist ferner bekannt, dass zur Herstellung von Webteppichen Garne verwendet werden,
die aus Mischungen von Wolle- und Polyamidfasern bestehen, und dass dadurch eine Verbesserung
der Trageeigenschaften im besonderen bei Velours-Qualität (Axminster) erreicht wird.
Der Polyamidanteil zeigt im Gebrauch eine höhere Widerstandskraft gegenüber Scheuerbelastungen
und Wiedererholbarkeit der mechanischen Belastung. Dabei ist auch bekannt, dass Fasern
aus Wolle und Fasern aus Polyamid zusammengemischt werden, und zwar zum Beispiel in
Fasermischungen von 50:50 bis 80:20, um eben diese Verbesserung der Trageeigenschaften
zu erhalten. Dabei werden diese Fasern homogen gemischt und dann nach dem Halbkammgarn-Verfahren
oder nach dem Streichgarn-Verfahren ausgesponnen. Nachteilig bei solchen Mischgarnen,
die sich also durch das Spinnen gemischter Stapelfasern aus Wolle und Polyamid ergeben,
ist das Ausarbeiten der Polyamidfasern bei der Schlingenart und dass dies zum Pilling-Effekt
führt. Bei der Begehung des Teppichbodens durch Personen aus dem Faserverband herauslösende
Wollfasern werden von den reißfesten Polyamidfasern gehalten und es entsteht der bereits
genannte Pilling-Effekt (ähnliche Effekte entstehen bei Strickwaren wie zum Beispiel
Pullovern mit homogenen Fasermischungen). Die gewünschten Anforderungen mit der Einstufung
"extrem" werden bei homogenen Fasermischungen im Schlingenbereich nicht erfüllt. Auch
die Zusatzeignung "Treppenkante" kann nicht erfüllt werden.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
eines Garns für gewebte Rutenteppiche zu schaffen, bei dem die vorgenannten Nachteile
der bekannten Teppichgarne und zugleich der vorgenannte "Pilling-Effekt" vermieden
werden sowie gleichzeitig verbesserte Eigenschaften hinsichtlich der mechanischen
Belastung solcher Teppichbodenbeläge durch Begehung derselben (Scheuerbewegung der
Schuhsohlen) oder durch Befahren derselben (Roll- bzw. Druckbeanspruchung durch Bürostühle
mit Rollen, Rollstühle für Behinderte, Rollkoffer bzw. Trolleys etc.) verwirklicht
werden. Dies ist gerade in dem schon eingangs genannten Objektbereich (Hotels; Banken;
Versicherungs-, Verwaltungs-, Gerichts- und andere Bürogebäude; gewerbliche Räume
mit intensiver Nutzung; Kreuzfahrtschiffe etc.) wichtig, wo die Teppichbodenbeläge
dauernd höchsten Beanspruchungen ausgesetzt sind. Darüber hinaus hat der mit dem Garn
zu fertigende Rutenteppich den vorgenannten und in Fachkreisen bekannten Airbus-Test
"ABD 0031" zu erfüllen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe bei einem Verfahren zur Herstellung eines Garns der in
Frage stehenden Art erfindungsgemäß dadurch, dass das Garn aus wenigstens einem Wollfaden
und wenigstens einem Polyamidfaden hergestellt wird, wobei der Polyamidfaden bzw.
die Polyamidfäden zunächst jeweils einzeln vorgedreht und danach mit dem Wollfaden
bzw. den Wollfäden verdreht bzw. verzwirnt wird bzw. werden.
[0007] Ein nach diesem erfindungsgemäßen Verfahren hergestelltes Garn ist sehr kompakt und
widerstandsfähig und erfüllt damit höchste Anforderungen an heutige Teppichbodenbeläge
insbesondere im sogenannten Objektbereich und auch speziell im Flugzeugbereich, wo
zusätzlich hohe Anforderungen der Flugzeughersteller bzw. Flugzeuggesellschaften zu
erfüllen sind, nämlich beispielsweise der vorgenannte "Airbus-Test". Gemäß diesem
"Airbus-Test" muss ein Teppichbodenbelag im Falle eines Flugzeugbrandes bestimmte
Eigenschaften haben, nämlich vor allem die Erreichung einer bestimmten Brandlast und
Rauchgasdichte. Bei von der Anmelderin durchgeführten apparativen Prüfungen hat sich
im übrigen herausgestellt, dass ein erfindungsgemäß hergestelltes Garn wesentliche
bessere Werte erzielt, als dies bei dem reinen Wollteppich gemäß der
EP 1 408 143 B1 der Fall ist. Das erfindungsgemäße Garn kann auch in dem im Teppichbodensektor bekannten
Beanspruchungsbereich "extrem" eingestuft werden, das heißt mit zusätzlicher Eignung
für den Rollstuhlbereich bzw. für Treppenkanten. Es ist besonders zu erwähnen, dass
dieses erfindungsgemäße Teppichgarn mit seiner speziellen Garnkonstruktion sowohl
im Grundgewebe als auch im verwendeten Schussmaterial sowie im oben schon beschriebenen
Polmaterial eines Rutenwebteppichs verwendet werden kann. Damit lässt sich ein Rutenteppich
verwirklichen, der insbesondere als Bodenbelag in Flugzeugen mit entsprechender Beschichtungsformulation
eingesetzt werden kann und eine wesentlich längere Standzeit gegenüber den bisher
bekannten Teppichen hat, das heißt insbesondere im Vergleich zu den reinen Wollteppichen.
Die erfindungsgemäßen Garneigenschaften beruhen folglich auf der neuartigen Kombination
von Wolle- und Polyamidfäden durch Vordrehung derselben und deren Verdrehung bzw.
Verzwirnung miteinander. Das Vordrehen der Einzelfäden sowie das anschließende Verzwirnen
erhöht die Festigkeit des Fadenverbandes. Vorzugsweise werden die vorgedrehten Einzelfäden
auf einer Fachmaschine parallel zusammengeführt und über eine sogenannte Doppeldrahtzwirnmaschine
als Endgarn hergestellt. Durch diese Maschinenkombination erhält man einen homogenen
Fadenverbund, der Extrembelastungen im fertigen Teppich standhält.
[0008] Wie bereits oben erläutert, wird auch mit einem Garn, das gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellt wird und bei Rutenteppichen zum Einsatz kommt, der sogenannte
Pilling-Effekt vermieden. Das in dem erfindungsgemäßen Garn enthaltene Wollmaterial
wird beim Herausarbeiten an der Oberfläche des Teppichs infolge mechanischer Belastungen
abgebrochen. Die hohe Widerstandskraft des Polyamidmaterials in dem Garn kann sich
nicht ausarbeiten, da es sich bei solchen Polyamidfäden um ein sogenanntes Endlos-Material
handelt, das heißt dass die einzelnen Filamente endlos durch den Polyamidfaden gehen
und keine Einzelfasern von zum Beispiel einer Schnittlänge von 80 bis 100 mm vorhanden
sind, die sich ausarbeiten könnten.
[0009] Abgesehen von dem Vorteil, dass die Verwendung von Wollmaterial in dem erfindungsgemäßen
Garn einen Nachhaltigkeitsvorteil besitzt (Wolle ist ein natürlich nachwachsender
Rohstoff), führt das erfindungsgemäße Garn zu einem wesentlich geringeren Faserverlust
im Vergleich zu bisher bekannten Teppichgarnen. Dies wurde von der Anmelderin durch
entsprechende Prüfungen festgestellt. Während reine Wollteppiche gemäß der
EP 1 408 143 B1 aufgrund apparativer Prüfungen durch den Lissentest (Tretrad) einen Faserverlust
von circa 50 % verursachen, wurde bei dem erfindungsgemäßen Garn, wo die Faserkombination
aus Wollmaterial und Polyamidfäden durch spezielle Verzwirnung hergestellt wird, mit
dem Lissentest nur ein Faserverlust von ca. 15 bis 20 % ermittelt.
[0010] Neben der schon beschriebenen höheren Verschleißfestigkeit bzw. Scheuerfestigkeit
des erfindungsgemäßen Garns sowie daraus hergestellter Rutenteppiche ist zudem darauf
hinzuweisen, dass mit diesem Garn in vorteilhafter Weise zugleich ansprechende Dessinierungen
für daraus hergestellte Teppichbodenbeläge nicht nur im Flugzeugbereich verwirklicht
werden können. Um besondere Effekte durch Dessinierungen bzw. Mustergestaltungen bei
Rutenteppichbodenbelägen zu erzeugen, besteht die Möglichkeit, in den/die angezwirnten
Polyamidfaden bzw. -fäden Fasern einzusetzen, die bereits einen Farbstoff in der Faser
eingelagert haben. Man spricht hier von sogenannten Düsenfarben. Ganz besonders lassen
sich hier Metalleffekte erzeugen, die auf großes Interesse bei Ausstattern insbesondere
im Airline- bzw. Flugzeugbereich stoßen.
[0011] Um Rutenteppiche mit dem erfindungsgemäßen Garn herzustellen, die in Flugzeugen zum
Einsatz kommen, sind wie bereits erwähnt erhebliche Anforderungen zur Erreichung der
vorgeschriebenen Normen bezüglich der Rauchgasdichte und Brandlast zu erfüllen, die
sich auch aus dem vorgenannten "ABD 0031"-Test ("Airbus-Test") ergeben. Bei dem in
der
EP 1 408 143 B1 beschriebenen Rutenteppich, dessen Polfäden allein aus Wolle bestehen, musste eine
spezielle Ausrüstung mit Zirkoniumsalzen vorgenommen werden, um die mit dem Airbus-Test
geforderte Rauchgasdichte zu erreichen. Da die Zirkoniumausrüstung in dem erfindungsgemäßen,
durch spezielle Verzwirnung mit einem Polyamidmaterial hergestellten Garn nicht appliziert
werden kann, ist es erforderlich, eine spezielle Rückenausrüstung vorzunehmen, um
die vorgegebenen Vorschriften zu erfüllen. Dies wird in vorteilhafter Weise dadurch
erreicht, dass in der Rezeptur der Rückenausrüstung roter Phosphor sowie Aluminiumhydroxid,
Blähgraphit und thermoplastische Kunststoffe beigegeben werden.
[0012] Die vorstehend erläuterten Vorteile und Eigenschaften des erfindungsgemäß hergestellten
Garns sowie daraus produzierter gewebter Rutenteppiche werden bereits erreicht, wenn
nur ein Wollfaden und nur ein Polyamidfaden verwendet werden, um durch Verdrehung
bzw. Verzwirnung miteinander das Garn herzustellen. Das gleiche gilt für ein Garn,
das mit zwei oder drei Wollfäden und nur einem Polyamidfaden hergestellt wird, indem
der vorgedrehte Polyamidfaden mit den Wollfäden verdreht bzw. verzwirnt wird. Auch
andere Fadenkombinations-Varianten sind zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
gut geeignet. Als Wollfaden kann dabei zum Beispiel ein im an sich bekannten Streichgarn-Verfahren
gesponnenes Material verwendet werden. Ein derart gesponnener Wollfaden besitzt als
sogenanntes 1-fach-Garn von Hause aus eine "Drehung" von beispielsweise 260 Touren,
das heißt 260 Drehungen pro einen Meter.
[0013] Gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass
das Garn aus wenigstens einem Wollfaden und wenigstens zwei Polyamidfäden hergestellt
wird, wobei die Polyamidfäden zunächst jeweils einzeln vorgedreht und danach miteinander
zu einem einzigen Polyamidfaden verdreht bzw. verzwirnt werden, und dass dieser sich
so ergebende eine Polyamidfaden schließlich mit dem Wollfaden bzw. den Wollfäden verdreht
bzw. verzwirnt wird. Indem die zwei oder mehreren Polyamidfäden zunächst jeweils einzeln
vorgedreht und danach miteinander zu einem einzigen Polyamidfaden verdreht bzw. verzwirnt
werden, wird ein noch widerstandsfähigeres Garn erzeugt, um den vorstehend beschriebenen
Anforderungen gerecht zu werden.
[0014] Ein besonders hochwertiges Garn ergibt sich bei Durchführung einer weiteren erfindungsgemäßen
Verfahrensvariante, wonach zur Herstellung des Garns zwei Wollfäden und zwei Polyamidfäden
verwendet werden, wobei die Wollfäden jeweils eine Garnstärke von Nm 3,0 bis 8,0 (Nm
= metrische Nummer) aufweisen und die Polyamidfäden aus Endlos-Polyamidfäden (BCF-Garne)
im Titerbereich zwischen 700 und 2.400 dtex bestehen. Die Polyamidfäden bestehen also
aus Endlos-Polyamidfäden, die zur Gruppe der sogenannten BCF-Garne gehören ("BCF"
ist eine Abkürzung für "Bulk Continuos Filament"). Diese beiden Polyamidfäden werden
dann zuerst jeweils einzeln mit einer Z- oder S-Drehung zwischen 60 und 240 Touren
(Drehungen pro 1 Meter) vorgedreht und anschließend mit einer S- oder Z-Drehung zwischen
60 und 120 Touren miteinander zu einem Polyamidfaden verdreht. Dieser sich so ergebende
eine Polyamidfaden wird schließlich mit einer S- oder Z-Drehung zwischen 60 und 240
Touren mit den beiden Wollfäden miteinander verdreht bzw. verzwirnt.
[0015] In einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass der
oder die Polyamidfäden vor ihrer eigenen Verdrehung zunächst jeweils einzeln einer
Intermingelung unterzogen werden. Bei einer solchen, an sich bekannten Intermingelung
wird der Polyamidfaden einem Dampfstrahl ausgesetzt, wodurch eine Verwirbelung der
Einzelkapillaren erfolgt (keine Drehung).
[0016] Schließlich wird nach den erfindungsgemäßen Verfahren ein Garn hergestellt, das für
nach dem Schaft- oder Jacquardsystem gewebte Rutenteppiche geeignet bzw. vorgesehen
ist. Des weiteren lassen sich aus einem solchen erfindungsgemäßen Garn derartige Rutenteppiche
erfindungsgemäß herstellen, welche die schon erläuterten Vorteile bzw. Eigenschaften
besitzen. Es sei an dieser Stelle jedoch darauf hingewiesen, dass sich das erfindungsgemäße
Garn im Prinzip auch für andere textile bzw. Teppicherzeugnisse eignet, das heißt
auch für Teppiche, die durch Tuften oder Nadeln hergestellt werden.
[0017] Die Erfindung wird nachstehend anhand der schematischen Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen
- Fig. 1
- eine Querschnittansicht eines erfindungsgemäßen Rutentep- pichs mit zu Polnoppen gezogenen
Schlingen in Zweischussbin- dung,
- Fig. 2
- den prinzipiellen Ablauf eines Verfahrens zur Herstellung eines Garns gemäß einer
erfindungsgemäßen Variante mit zwei Woll- fäden und zwei Polyamidfäden und
- Fig. 3
- eine Ansicht auf einen Teilabschnitt eines erfindungsgemäß her- gestellten Garns.
[0018] Die Fig. 1 zeigt eine Querschnittansicht eines an sich bekannten Rutenteppichs 1
mit einer florbildenden Polkette P. Es handelt sich dabei um einen Rutenteppich 1
mit zu Polnoppen 2 gezogenen Schlingen in Zweischussbindung. Die Bindekette B besteht
aus längsverlaufenden Fäden, welche die dazu quer bzw. rechtwinklig verlaufenden Schussfäden
verbindet, die in der Fig. 1 mit Oberschuss OS und Unterschuss US bezeichnet sind.
Die Bindekette B und die Grundkette G bilden mit der Bindekette B das Grundgewebe
des Rutenteppichs 1. In Fig. 1 ist die Polhöhe mit H bezeichnet, während der Abstand
der Schusseintragungen durch A gekennzeichnet ist. Die Rute ist in Fig. 1 mit R bezeichnet,
wobei in Fig. 1 sechs Reihen 3 mit Polnoppen 2 dargestellt sind.
[0019] Mit der Fig. 1 soll die Rutenwebtechnik beispielhaft veranschaulicht werden. Dabei
kann ein Garn 4 zum Einsatz kommen, dass gemäß der in der Fig. 2 dargestellten Verfahrensvariante
hergestellt ist. Hierzu werden zwei Wollfäden 5 und 6 verwendet, die nach dem Streichgarn-Verfahren
ausgesponnen sind und jeweils eine Garnstärke von Nm (Nummer metrisch) zwischen 3,0
und 8,0 aufweisen, also zum Beispiel die metrische Nummer Nm 4,5. Hinzu kommen zwei
zusätzliche PA- bzw. Polyamidfäden 7 und 8, bei denen es sich um handelsübliche "PA
700"-Endlos-Polyamidfäden (BCF-Garne) mit einem Titerwert von 1360 dtex handelt. Die
beiden Polyamidfäden 7 und 8 werden zunächst einem an sich bekannten Intermingelungs-Prozess
unterzogen, der in Fig. 2 mit "I" bezeichnet ist. Statt dessen können auch handelsübliche
Polyamidfäden benutzt werden, welche bereits eine Intermingelung besitzen. Die beiden
Polyamidfäden 7 und 8 werden dann zuerst als Einzelfäden jeweils mit einer Z- oder
S-Drehung zwischen 60 und 240 Touren vorgedreht. Unter einer Tour versteht man eine
Drehung pro einem Meter Fadenlänge. Diese so vorgedrehten Polyamidfäden 7a und 8a
werden dann mit einer S- oder Z-Drehung zwischen 60 und 120 Touren miteinander zu
einem einzigen Polyamidfaden 9 verdreht bzw. verzwirnt. Dieser sich so ergebende eine
Polyamidfaden 9 wird schließlich mit einer S- oder Z-Drehung zwischen 60 und 240 Touren
mit den beiden vorgenannten Wollfäden 5 und 6 miteinander verdreht bzw. verzwirnt,
wodurch am Ende das Garn 4 entsteht. Das Endprodukt bzw. Garn 4 entsteht also durch
das Zusammenfügen der Wollfäden 5 und 6 mit den beiden Polyamidfäden 7 und 8 bzw.
dem daraus sich ergebenden Polyamidfaden 9.
[0020] In Fig. 3 ist ein Abschnitt des so hergestellten Garns 4 dargestellt, wobei durch
ihre mögliche unterschiedliche Farbgebung der in dem Garn 4 enthaltene Polyamidfaden
9 und die beiden Wollfäden 5 bzw. 6 jeweils erkennbar bleiben. Dadurch lassen sich
mit dem Garn 4 Rutenteppiche herstellen, die besonders ansprechende Dessins bzw. Muster
aufweisen.
[0021] Ein mit diesem Garn hergestellter Rutenteppich besitzt vorzugsweise eine Polnoppenzahl
von 90.000 bis 200.000 Noppen pro m
2 und eine Polhöhe von 2 bis 6 mm, während das Einsatzgewicht im Pol zwischen 600 und
1000 g/m
2 liegt. Es versteht sich jedoch von selbst, dass die Anwendung der Erfindung nicht
auf diese Zahlenbereichsangaben beschränkt ist.
1. Verfahren zur Herstellung eines Garns (4) für nach dem Schaft- oder Jacquard-System
gewebte Rutenteppiche (1),
dadurch gekennzeichnet,
dass das Garn (4) aus wenigstens einem Wollfaden (5, 6) und wenigstens einem Polyamidfaden
(7, 8) hergestellt wird, wobei der Polyamidfaden bzw. die Polyamidfäden (7, 8) zunächst
jeweils einzeln vorgedreht und danach mit dem Wollfaden bzw. den Wollfäden (5, 6)
verdreht bzw. verzwirnt wird bzw. werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn (4) aus wenigstens einem Wollfaden (5, 6) und wenigstens zwei Polyamidfäden
(7, 8) hergestellt wird, wobei die Polyamidfäden (7, 8) zunächst jeweils einzeln vorgedreht
und danach miteinander zu einem einzigen Polyamidfaden (9) verdreht bzw. verzwirnt
werden, und dass dieser sich so ergebende eine Polyamidfaden (9) schließlich mit dem
Wollfaden bzw. den Wollfäden (5, 6) verdreht bzw. verzwirnt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung des Garns (4) zwei Wollfäden (5, 6) und zwei Polyamidfäden (7, 8)
verwendet werden, wobei die Wollfäden (5, 6) jeweils eine Garnstärke von Nm 3,0 bis
8,0 aufweisen und die Polyamidfäden (7, 8) aus Endlos-Polyamidfäden (7, 8) (BCF-Garne)
im Titerbereich zwischen 700 und 2.400 dtex bestehen, dass diese Polyamidfäden (7,
8) zuerst jeweils einzeln mit einer Z- oder S-Drehung zwischen 60 und 240 Touren (Drehungen
pro 1 Meter) vorgedreht werden und anschließend mit einer S- oder Z-Drehung zwischen
60 und 120 Touren miteinander zu einem Polyamidfaden (9) verdreht bzw. verzwirnt werden,
und dass dieser sich so ergebende eine Polyamidfaden (9) schließlich mit einer S-
oder Z-Drehung zwischen 60 und 240 Touren mit den beiden Wollfäden (5, 6) miteinander
verdreht bzw. verzwirnt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamidfaden bzw. die Polyamidfäden (7, 8) zuerst jeweils einzeln einer Intermingelung
unterzogen werden, bevor er bzw. sie verdreht wird bzw. werden.
5. Nach einem der Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 4 hergestelltes Garn (4), das
für nach dem Schaft- oder Jacquard-System gewebte Rutenteppiche (1) vorgesehen ist.
6. Nach dem Schaft- oder Jacquard-System gewebter Rutenteppich (1), der aus Garn (4)
gemäß Anspruch 5 hergestellt ist.
7. Nach dem Schaft- oder Jacquard-System gewebter Rutenteppich (1) gemäß Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass der Rezeptur seiner Rückenausrüstung roter Phosphor sowie Aluminiumhydroxid, Blähgraphit
und thermoplastische Kunststoffe zugegeben werden.