[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Biomasse-Heizkraftwerks
mit einer Wirbelschichtfeuerung sowie ein Biomasse-Heizkraftwerk zur Durchführung
des Verfahrens gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 und 8.
[0002] Bei Biomasse-Heizkraftwerken ist es bekannt, den Bioabfall zusammen mit einem Trägermaterial
zur Erzeugung einer Wirbelschicht in eine Brennkammer einzubringen. Die zerkleinerten
Biomassepartikel werden hierbei durch das Eindüsen heißer Verbrennungsluft verwirbelt
und in eine turbulente Strömung versetzt, so dass der Verbrennungsprozess stattfinden
kann. Das Trägermaterial dient in der Brennkammer als Fluidisierungsmedium, welches
die Verbrennung homogenisiert und den Brennstoff in der Schwebe hält.
[0003] In den von der Anmelderin betriebenen Anlagen wird als Trägermaterial Quarzsand eingesetzt,
der aufgrund seiner vergleichsweise großen spezifischen Dichte zur Ausbildung einer
vorteilhaften Wirbelschicht führt, welche eine effiziente Verbrennung des Bioabfalls
ermöglicht.
[0004] Allerdings stellt es hierbei ein Problem dar, dass der für den Betrieb benötigte
Quarzsand zum einen hinzugekauft werden muss und zudem der nach einiger Zeit mit Schadstoffen
beladene verbrauchte Quarzsand aus der Anlage entfernt werden muss, um eine Verminderung
der Effizienz des Verbrennungsprozesses zu vermeiden. Aufgrund der Belastung des Quarzsandes
mit zahlreichen Schadstoffen, die sich aufgrund der hohen Temperaturen und der Verunreinigungen
im Bioabfall ergeben, und die sich auf der Oberfläche der Quarzsand-Körner niederschlagen,
ist es hierbei erforderlich, den verbrauchten Quarzsand auf einer Deponie zu entsorgen,
was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.
[0005] Demgemäß ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben
eines Biomasse-Heizkraftwerks, sowie ein Biomasse-Heizkraftwerk zur Durchführung des
Verfahrens zu schaffen, welches einen kostenökonomischen Betrieb eines solchen Biomasse-Heizkraftwerks
sowie eine Steigerung des Wirkungsgrades ermöglicht und die Standzeiten von Kesselbauteilen
verlängert.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zum Betreiben eines Biomasse-Heizkraftwerks,
sowie ein Biomasse-Heizkraftwerk zur Durchführung des Verfahrens mit den Merkmalen
der Ansprüche 1 und 8 gelöst.
[0007] Gemäß der Erfindung wird bei einem Verfahren zum Betreiben eines Biomasse-Heizkraftwerkes
mit einer Wirbelschichtfeuerung, bei dem das Trägermaterial zusammen mit Luft zur
Erzeugung einer Wirbelschicht in die Brennkammer des Kraftwerks eingebracht wird,
in die ebenfalls der Bioabfall zugeführt wird, welcher sich mit dem fluidisierten
Trägermaterial vermischt, anstelle von Quarzsand in erfindungsgemäßer Weise Steinkohlenasche
oder Braunkohlenasche eingesetzt.
[0008] Durch die Verwendung von Steinkohlenasche oder Braunkohlenasche als Trägermaterial
ergibt sich der Vorteil, dass sich die Betriebskosten des Kraftwerks im Vergleich
zu einem Kraftwerk, bei welchem Quarzsand als Trägermaterial zum Einsatz gelangt,
deutlich senken lassen, da die Steinkohlenasche oder die Braunkohlenasche selbst ein
Abfallprodukt darstellt und somit nahezu kostenlos bezogen werden kann, wohingegen
geeigneter Quarzsand zu den marktüblichen, deutlich höheren Preisen bezogen werden
muss. Auch stellt die Vermeidung von Quarzsand und die Nachnutzung des Abfallprodukts
Stein- oder Braunkohlenasche in ökologischer Hinsicht einen großen Vorteil dar.
[0009] Durch die erfindungsgemäße erneute Verwendung der bei der Steinkohleverbrennung oder
Braunkohleverbrennung als Abfallprodukt entstehenden Asche als kostenloses Trägermaterial
lässt sich bei einem Kraftwerk durchschnittlicher Größe eine Einsparung von mehreren
zehntausend Euro pro Jahr erzielen.
[0010] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Partikel der Steinkohlenasche
oder Braunkohlenasche gegenüber Quarzsand eine deutlich abgerundetere Oberfläche aufweisen,
wodurch der Verschleiß des Kessels sowie auch der Rohrleitungen eines gegebenenfalls
zur Rückgewinnung von thermischer Energie aus dem Trägermaterial verwendeten Wärmetauschers,
in vorteilhafter Weise verringert werden kann.
[0011] Die Erfindung besitzt weiterhin den Vorteil, dass die Steinkohlenasche oder Braunkohlenasche
im Gegensatz zum Quarzsand, der einen Korndurchmesser von ca. 500 µm besitzt, eine
deutliche breitere Streuung der Korngröße aufweist. Hierdurch ergibt sich der Vorteil,
dass das Trägermaterial ein deutlich verbessertes Umlaufverhältnis in der zirkulierenden
Wirbelschicht aufweist, wodurch sich dieses besser absaugen und dem Wärmetauscher
zuführen lässt. Zudem wird durch die bessere Fließfähigkeit infolge der kleineren
Partikel in vorteilhafter Weise eine bessere Wärmeübertragung der in den Partikeln
enthaltenen thermischen Energie im Wärmetauscher erreicht.
[0012] Ein weiterer Vorteil, der sich durch die erfindungsgemäße Verwendung von Steinkohlenasche
oder Braunkohlenasche in einem Biomasse-Heizkraftwerk mit Wirbelschichtfeuerung ergibt,
besteht darin, dass die Verschiebung der Wärmebilanz in Richtung Fließbettwärmetauscher
(Intrex) eine Temperaturabsenkung im Abgasstrom erwirkt, die in vorteilhafter Weise
zur Erhöhung der Lebensdauer der kritischen Überhitzer führt, da eine Hochtemperaturkorrosion
vermieden oder zumindest stark verringert werden kann. Damit wird andererseits eine
Leistungssteigerung über die Fließbettwärmetauscher möglich.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf die Zeichnungen anhand der bevorzugten
Ausfiihrungsform der Erfindung beschrieben.
[0014] In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Kessels in einem Biomasse-Heizkraftwerk
zur Veranschaulichung der zugehörigen Komponenten.
[0015] In Fig. 1 ist ein Kessel 2 eines Biomasse-Heizkraftwerks dargestellt, welcher eine
Brennkammer 4, sowie einen am oberen Ende der Brennkammer 4 angeordneten Zyklon-Abscheider
6, eine Rückführleitung 8 mit einem syphonartigen Rohrabschnitt 8a und eine Wärmetauscher-Einheit
10 umfasst.
[0016] Die in der Brennkammer 4 unterhalb eines Wirbelbettes 30 angeordneten Primärluftdüsen
16 dienen dazu, das Biomasse-Träger-Gemisch 24 zu verwirbeln und dabei gleichzeitig
in der Schwebe zu halten, so dass ein guter Impuls- und Wärmeaustausch stattfinden
kann. Der über dem Wirbelbett 30 in Strömung versetzten Wirbelschicht wird oberhalb
eines seitlich angebrachten Zusatzbrenners 34 über Sekundärluftdüsen 18 weitere Verbrennungsluft
zugeführt. Die in der Brennkammer 4 umher wirbelnde Masse, die aus dem Trägermaterial
22 und Biomasse 26 besteht, wird mit dem durch die Verbrennung entstehenden Rauchgas
36 im oberen Ende der Brennkammer 4 abgesaugt und einem Zyklon-Abscheider 6 zugeführt
[0017] Hier werden die im Rauchgas 36 enthaltenen Feststoffbestandteile vom Rauchgas 36
getrennt und einem unterhalb des Zyklon-Abscheiders 6 angeordneten syphonartigen Rohrabschnitt
8a zugeführt. Das Rauchgas 36 wird aus dem oberen Ende des Zyklon-Abscheiders 6 abgesaugt
und zur weiteren Verwendung einem aus darstellungstechnischen Gründen in der Zeichnung
nicht näher gezeigten Horizontalkessel zugeführt, in welchem das Rauchgas weiter gereinigt
und dem Rauchgas die enthaltene thermische Energie in bekannter Weise über Wärmetauscher
entzogen wird.
[0018] Der syphonartige Rohrabschnitt 8a der Rückführleitung 8 ist mit der Brennkammer 4
im Bereich des Wirbelbettes 30 oberhalb der Primärluftdüsen 16 verbunden, wodurch
das Biomasse-Träger-Gemisch 24 der Brennkammer 4 wieder zugeführt wird. Desweiteren
befindet sich in dieser Rohrverbindung eine Zufuhröffnung 28 zur Zufuhr von neuer
Biomasse 26, um das Biomasse-Träger-Gemisch 24 fortlaufend mit neuer Biomasse 26 anzureichern.
Eine Einbring-Vorrichtung 20 zum Einbringen neuen Trägermaterials 22 in die Brennkammer
4 ist bevorzugt oberhalb des Wirbelbetts 30 angeordnet. Das Trägermaterial ist erfindungsgemäß
Steinkohlenasche oder Braunkohlenasche, die bei der Verbrennung von Kohle in Kohlekraftwerken
gewonnen wird, und die eine Partikelgröße im Bereich zwischen 30 und 800 µm, bevorzugt
zwischen 80 und 500 µm und besonders bevorzugt zwischen 100 und 350 µm aufweist.
[0019] In der Rückführleitung 8 zwischen dem Zyklon-Abscheider 6 und dem syphonartigen Rohrabschnitt
8a befindet sich bevorzugt eine Abzweigung 40 mittels welcher die Wärmetauscher-Einheit
10 beispielsweise ein Ventil oder einer Lüftungsklappe 38 und die Zuleitung 42 strömungsmäßig
mit der Rückführleitung 8 verbunden werden kann, um das aus dem Zyklon-Abscheider
austretende fluidisierte Gemisch aus teilweise verbrannter Biomasse und Trägermaterial
22 zum Entzug von Wärme der Wärmetauscher-Einheit 10 zuzuführen. Das über die Wärmetauscher-Einheit
10, welche beispielsweise einen Überhitzer 12 und einen Verdampfer 14 umfasst, geführte
Biomasse-Träger-Gemisch 24 wird der Brennkammer 4 unterhalb des Wirbelbettes 28 und
der Primärluftdüsen 16 wieder zugeführt. Hierdurch lässt sich die beim Verbrennungsprozess
in der Brennkammer 4 entstehende Wärmemenge in gewissen Rahmen steuern und dadurch
den Verbrennungsprozess steuern und optimieren.
Liste der Bezugszeichen
[0020]
- 2
- Kessel
- 4
- Brennkammer
- 6
- Zyklon-Abscheider
- 8
- Rückführleitung
- 8a
- Syphonartiger Rohrabschnitt
- 10
- Wärmetauscher-Einheit
- 12
- Überhitzer
- 14
- Verdampfer
- 16
- Primärluftdüsen
- 18
- Sekundärluftdüsen
- 20
- Einbring-Vorrichtung
- 22
- Trägermaterial
- 24
- Biomasse-Träger-Gemisch
- 26
- Biomasse
- 28
- Zufuhröffnung
- 30
- Wirbelbett
- 32
- Bettlanze
- 34
- Zusatzbrenner
- 36
- Rauchgas
- 38
- Ventil
- 40
- Abzweigung
- 42
- Zuleitung
1. Verfahren zum Betreiben eines Biomasse-Heizkraftwerks mit einer Wirbelschichtfeuerung,
in dem ein Trägermaterial (22) zusammen mit Luft zur Förderung des Verbrennungsprozesses
in eine Brennkammer (4) eingebracht wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Trägermaterial (22) Steinkohlenasche und/oder Braunkohlenasche ist oder solche
enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das beim Verbrennungsprozess entstehende Rauchgas (36) zusammen mit dem Trägermaterial
(22) aus dem Innenraum des Kessels (2) abgesaugt wird, die im Rauchgas (36) enthaltenen
Feststoffbestandteile vom Rauchgas (36) getrennt und im Anschluss daran der Brennkammer
(4) wieder zugeführt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die im Rauchgas (36) enthaltenen Feststoffbestandteile in einem Zyklon (6) von dem
Rauchgas (36) getrennt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feststoffbestandteile mit neuer Biomasse (26) angereichert und der Brennkammer
(4) im unteren Bereich wieder zugeführt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feststoffbestandteile mit neuem Trägermaterial (22) angereichert und der Brennkammer
(4) im unteren Bereich wieder zugeführt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Feststoffbestandteile vor ihrer Zufuhr zur Brennkammer (4) über einen Wärmetauscher
(10) geführt werden.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Steinkohlenasche und/oder Braunkohlenasche eine Partikelgröße im Bereich zwischen
30 und 800 µm, bevorzugt zwischen 80 und 500 µm und besonders bevorzugt zwischen 100
und 350 µm aufweist.
8. Biomasse-Heizkraftwerk zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorherigen Ansprüche,
umfassend eine Brennkammer (4), in die Verbrennungsluft zusammen mit einem Trägermaterial
(22) zur Erzeugung einer Wirbelschicht eingebracht wird und der Brennkammer (4) die
Biomasse (26) über eine Fördereinrichtung zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Trägermaterial (22) Steinkohlenasche und/oder Braunkohlenasche ist oder solche
enthält.
9. Verwendung von Steinkohlenasche und/oder Braunkohlenasche als Trägermaterial (22)
in einem Biomasse-Heizkraftwerk mit Wirbelschichtfeuerung.