[0001] Die Erfindung betrifft eine Anlage zur Trocknung von Klärschlamm mit den Merkmalen
des Oberbegriffs des Anspruchs 1. Allgemein lassen sich mit der Anlage auch andere
Schlämme oder förderfähige Massen, beispielsweise (zäh-) flüssige, breiige-, teigige-,
pastöse Massen oder Schüttgüter trocknen.
[0002] Es ist bekannt, Klärschlamm durch Trocknen aufzubereiten, wodurch die Masse erheblich
gemindert wird. Der getrocknete Klärschlamm kann kompostiert, auf Felder ausgebracht,
verbrannt bzw. thermisch verwertet oder anderweitig entsorgt werden.
[0003] Die Europäische Patentschrift
EP 0 945 409 B1 offenbart eine Anlage zum Trocknen von Klärschlamm mit einem Kaskadentrockner, der
drei übereinander angeordnete Förderschnecken in drei Etagen aufweist. Der Klärschlamm
wird im Kaskadentrockner mäanderförmig hin- und hergefördert, wobei der Schlamm von
einem Abwurf einer Schnecke auf die folgende Schnecke fällt. Dabei bildet der Abwurf
der einen Schnecke einen Aufwurf der folgenden Schnecke. Der Klärschlamm wird nicht
rückgefördert. Ein Füllstand, also eine Höhe des Klärschlamms an den drei Förderschnecken,
ist bei der bekannten Anlage abhängig von einer Fördergeschwindigkeit, also einer
Drehzahl der Förderschnecken, und einer Aufwurfmenge, also der pro Zeit zugeführten
Klärschlammmenge. Die Fördergeschwindigkeit beeinflusst eine Verweildauer des Klärschlamms
im Kaskadentrockner und damit einen Trocknungsgrad des Klärschlamms.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Anlage zum Trocknen von Klärschlamm
vorzuschlagen, die eine bessere Regelung des Füllstands ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Die
erfindungsgemäße Anlage zur Trocknung von Klärschlamm weist einen Förderer auf, der
den Klärschlamm von einer Aufwurfseite zu einer Abwurfseite fördert, und einen Gegenförderer,
der den Klärschlamm in umgekehrter Richtung fördert. Es können auch mehr als ein Förderer
und/oder Gegenförderer vorhanden sein. Vorzugsweise kommuniziert der Gegenförderer
über seine Länge mit dem Förderer, womit gemeint ist, dass der Klärschlamm nicht nur
am Ende des Förderers zum Gegenförderer gelangen kann, sondern von jeder Stelle des
Förderers aus. Der Gegenförderer fördert eine (kleinere) Klärschlammmenge zurück entgegen
einer Förderrichtung des Förderers. Wird die Fördergeschwindigkeit des Gegenförderers
erhöht und/oder die Fördergeschwindigkeit des Förderers verringert, erhöht sich der
Füllstand. Wird die Fördergeschwindigkeit des Gegenförderers verringert und/oder die
Fördergeschwindigkeit des Förderers erhöht, verkleinert sich der Füllstand. Bei einer
gegebenen Fördergeschwindigkeit des Förderers und einer gegebenen Menge an Klärschlamm
pro Zeit lässt sich in der erfindungsgemäßen Anlage der Füllstand des Klärschlamms
durch die Fördergeschwindigkeit des Gegenförderers einstellen bzw. regeln. Für einen
Schneckenförderer mit einer beheizbaren Förderschnecke wird als ideal ein Füllstand
auf etwa eine halbe Schneckenhöhe, also bis zu einer Achshöhe der Förderschnecke,
angesehen. Es ist eine ausreichende Kontaktfläche der Förderschnecke mit dem Klärschlamm
notwendig, ein zu hoher Füllstand ist ebenfalls ungünstig. Für andere Förderer können
andere Bedingungen gelten.
[0006] Der Gegenförderer ist vorzugsweise unter dem Förderer angeordnet, er fördert vom
Förderer nach unten gelangenden Klärschlamm zurück in Richtung der Aufwurfseite des
Förderers, wo der Klärschlamm beispielsweise über eine Schräge wieder in den Förderbereich
des Förderers gelangt.
[0007] Vorzugsweise ist der Förderer und/oder der Gegenförderer beheizbar und/oder weist
ein oder mehrere beheizbare Förderelemente auf. Ein solches Förderelement ist eine
Wendel einer Förderschnecke oder sind beispielsweise Kratzer, Schieber oder dgl. eines
Kratzerförderers. Die Beheizung des Förderers oder seiner Förderelemente dient der
Trocknung des Klärschlamms.
[0008] Denkbar ist eine Ausgestaltung der Erfindung mit Nicht-Stetigförderern, vorzugsweise
sind der Förderer und/oder der Gegenförderer Stetigförderer, insbesondere Schneckenförderer.
Schneckenförderer haben sich als gut geeignet zum Fördern von Klärschlamm erwiesen
und ermöglichen eine Trocknung des Klärschlamms, wenn sie beheizbar ausgeführt werden.
Andere verwendbare Stetigförderer sind Schwingförderer, die auch als Vibrationsförderer
bezeichnet werden, oder Drehrohrförderer. Ein Drehrohrförderer weist ein drehendes
Rohr mit Gefälle auf, der Klärschlamm oder allgemein das Fördergut wird durch die
Drehung des Rohrs und das Gefälle gefördert. Als Gegenförderer ist eine Schnecke (mit
kleinerem Durchmesser) im Drehrohr möglich. Die Förderer und der Gegenförderer können
gleicher oder verschiedener Bauart sein. Die Aufzählung ist nicht abschließend.
[0009] Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht für den Förderer zwei parallel nebeneinander
angeordnete Förderschnecken vor. Es können auch mehr als zwei Förderschnecken vorgesehen
sein, insbesondere mehrere Paare. Die beiden Förderschnecken eines Paares werden vorzugsweise
gegenläufig angetrieben, ihre Wendeln können, müssen jedoch nicht, ein Stück weit
ineinander greifen.
[0010] Der Gegenförderer kann beispielsweise schräg verlaufend unter den Förderschnecken
angeordnet sein. Bei zwei Förderschnecken ist der
[0011] Gegenförderer bei einer Ausgestaltung der Erfindung zwischen den beiden Förderschnecken,
allerdings nach unten versetzt, angeordnet. Bei mehreren Paaren Förderschnecken kann
der Gegenförderer auch zwischen zwei Förderschnecken angeordnet sein, die zu zwei
benachbarten Förderschneckenpaaren gehören; auch hier ist der Gegenförderer tiefer
als die Förderschnecken des Förderers angeordnet.
[0012] Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht eine Rinne in einem Boden eines Trocknungsbehälters
vor, in der der Gegenförderer angeordnet ist. Die Rinne ist nach oben in den Trocknungsbehälter
offen. Im Trocknungsbehälter ist der Förderer angeordnet. Diese Ausgestaltung der
Erfindung ermöglicht eine günstige, kompakte Anordnung von Förderer und Gegenförderer
und erreicht die gewünschte Rückförderung des Klärschlamms von der Abwurfseite zur
Aufwurfseite des Förderers mit dem Gegenförderer.
[0013] Eine Weiterbildung der Erfindung sieht eine Kaskade vor, also die Hintereinanderschaltung
mehrerer Förderer und Gegenförderer. Der Klärschlamm gelangt vom Abwurf eines Förderers
zum Aufwurf eines folgenden Förderers bzw. der Abwurf des einen Förderers bildet den
Aufwurf des folgenden Förderers. Platzsparend ist eine Anordnung der Förderer in Etagen
übereinander. Die Anordnung übereinander ermöglicht auch in einfacher Weise den Abwurf
des Klärschlamms von einem Förderer auf den nächsten Förderer.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine freigeschnittene Stirnansicht einer erfindungsgemäßen Anlage zur Trocknung von
Klärschlamm;
- Figur 2
- eine Längsmittelschnittdarstellung der Anlage aus Figur 1; und
- Figur 3
- eine Draufsicht auf die Anlage aus Figur 1.
[0015] Die Zeichnungen sind vereinfachte Schemadarstellungen zum Verständnis und zur Erläuterung
der Erfindung.
[0016] Die in der Zeichnung dargestellte, erfindungsgemäße Anlage 1 zur Trocknung von Klärschlamm
weist einen schachtelförmigen Trocknungsbehälter 2 auf, in dem ein Förderer 3 und
ein Rückförderer 4 angeordnet sind. Beide Förderer 3, 4 sind Schneckenförderer mit
drehend antreibbaren Förderschnecken 5, 6. Die Förderschnecken 5 des Förderers 3 sind
beheizbar, die Förderschnecke 6 des Rückförderers ist unbeheizt. Zum Beheizen weisen
die Förderschnecken 5 Hohlwellen auf, durch die eine Heizflüssigkeit, beispielsweise
Wasser oder Öl, geleitet werden kann. Auch Wendeln der Förderschnecken 5 sind beheizbar,
beispielsweise doppelwandig oder sie weisen Kanäle für die Heizflüssigkeit auf. Im
dargestellten Ausführungsbeispiel weist der Förderer 3 vier Förderschnecken 5 auf,
die nebeneinander angeordnet sind. Jeweils zwei der Förderschnecken 5 bilden ein Paar
Förderschnecken 5, deren Wendeln gegenläufig sind und die entgegengesetzt angetrieben
werden. Die Wendeln der Förderschnecken 5 können ineinandergreifen, so dass sie sich
in Stirnansicht überdecken. Der Förderer 3 kann auch eine andere Anzahl Förderschnecken
5 als vier aufweisen.
[0017] Von oben gesehen in einer Mitte zwischen den beiden mittleren der Förderschnecken
5 des Förderers 3 ist die Förderschnecke 6 des Rückförderers 4 angeordnet, wobei die
Förderschnecke 6 des Rückförderers 4 unterhalb der Förderschnecken 5 des Förderers
3 angeordnet ist. Die Achsen aller Förderschnecken 5, 6 sind im Ausführungsbeispiel
parallel zueinander.
[0018] Die Förderschnecke 6 des Rückförderers 4 ist in einer Rinne 7 in einem Boden 8 des
Trocknungsbehälters 2 angeordnet, wobei die Rinne 7 nach oben in den Trocknungsbehälter
2 hinein offen ist.
[0019] An einem Ende der Förderschnecken 5 des Förderers 3 befindet sich ein Aufwurfrohr
9, das von oben in den Trocknungsbehälter 2 mündet. Am anderen Ende ist der Boden
8 des Trocknungsbehälters 2 über die gesamte Breite des Trocknungsbehälters 2 ausgespart
und bildet einen Abwurf 10, der zugleich einen Aufwurf eines in Förderrichtung nächsten
Trocknungsbehälters 2 bildet. Der in Förderrichtung nächste Trocknungsbehälter 2 befindet
sich unter dem in Förderrichtung vorhergehenden Trocknungsbehälter 2. Eine Förderrichtung
der Schnecken 5 des Förderers 3 ist von einer Aufwurfseite zu einer Abwurfseite gerichtet.
Der Rückförderer 4 fördert in entgegengesetzter Richtung. Die Rinne 7, in der sich
die Förderschnecke 6 des Rückförderers 4 befindet, ist an dem Ende, zu dem der Rückförderer
4 fördert, also an der Aufwurfseite des Förderers 3, bogenförmig oder schräg nach
oben (Figur 2) geformt, so dass vom Rückförderer 4 geförderter Klärschlamm an der
Aufwurfseite des Förderers 3 nach oben in den Bereich der Förderschnecken 5 des Förderers
3 gelangt. Da die Rinne 7 über ihre gesamte Länge offen ist, kann Förderschlamm über
die gesamte Länge des Förderers 3 nach unten in die Rinne 7 des Rückförderers 4 gelangen.
[0020] Durch das Aufwurfrohr 9 eintretender Klärschlamm wird vom Förderer 3 in Richtung
des Abwurfs gefördert. Der Rückförderer 4 fördert eine kleinere Menge Klärschlamm
in entgegengesetzter Richtung. Durch schnelleren Antrieb der Förderschnecke 6 des
Rückförderers 4 wird eine größere Klärschlammmenge rückgefördert, so dass ein Füllstand
11 des Klärschlamms ansteigt. Wird die Drehzahl der Förderschnecke 6 des Rückförderers
4 verkleinert, verringert sich die rückgeförderte Menge an Klärschlamm und der Füllstand
11 sinkt. Auf diese Weise lässt sich der Füllstand 11 regulieren und auf einer gewünschten
Höhe halten, beispielsweise auf Achshöhe der Förderschnecken 5 des Förderers 3. Durch
Kontakt mit den beheizbaren Förderschnecken 5 des Förderers 3 wird der Klärschlamm
getrocknet.
[0021] Wie in Figur 2 zu sehen sind mehrere Trocknungsbehälter 2 übereinander angeordnet,
wobei der Abwurf 10 eines Trocknungsbehälters 2 einen Aufwurf des folgenden Trocknungsbehälters
2 bildet. Die Trocknungsbehälter 2 bilden eine Kaskade, in Figur 2 sind lediglich
die beiden obersten Trocknungsbehälter 2 dargestellt (in Figur 1 ist nur ein Trocknungsbehälter
2 dargestellt), es können grundsätzlich beliebig viele Trocknungsbehälter 2 aufeinander
folgend angeordnet werden. Außer Klärschlamm lassen sich mit der erfindungsgemäßen
Anlage 1 auch andere Schlämme und sonstige, mit Förderschnecken förderbare Massen,
beispielsweise auch Schüttgüter, trocknen.
1. Anlage (1) zur Trocknung von Klärschlamm, mit einem Förderer (3), der Klärschlamm
von einer Aufwurfseite zu einer Abwurfseite fördert, dadurch gekennzeichnet, dass die Anlage (1) einen Gegenförderer (4) aufweist, der den Klärschlamm in entgegengesetzter
Richtung fördert.
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegenförderer (4) unter dem Förderer (3) angeordnet ist.
3. Anlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderer (3) und/oder der Gegenförderer (4) ein oder mehrere beheizbare Förderelemente
aufweist.
4. Anlage nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderer (3) und/oder der Gegenförderer (4) Schneckenförderer sind.
5. Anlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderer (3) zwei parallel nebeneinander angeordnete Förderschnecken (5) aufweist.
6. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegenförderer (4) zwischen zwei Förderschnecken (5) des Förderers (3) und nach
unten versetzt angeordnet ist.
7. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Gegenförderer (4) in einer Rinne (7) eines Bodens (8) eines Trocknungsbehälters
(2) angeordnet ist, in dem der Förderer (3) angeordnet ist, wobei die Rinne (7) nach
oben zum Trocknungsbehälter (2) offen ist.
8. Anlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anlage (1) mehrere als Kaskade angeordnete Trocknungsbehälter (2) Förderer (3)
mit Gegenförderern (5) aufweist.