[0001] Die Erfindung betrifft gemäss dem Oberbegriff der unabhängigen Ansprüche 1 und 2
eine Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Blend-Anteil und mindestens einer
Schlagzähkomponente. Derartige Formmassen sind unter anderem zur Herstellung von Leitungen
in Industrie- und Automobilanwendungen, bevorzugt für Vakuumleitungen und besonders
bevorzugt für Bremskraftverstärker-Leitungen geeignet.
[0002] Kunststoffrohre aus Polyamid sind bekannt und werden sehr vielseitig im Fahrzeugbau
zum Beispiel für Brems-, Hydraulik-, Kraftstoff-, Kühl-, und Pneumatikleitungen eingesetzt
(vgl. DIN 73378: "Rohre aus Polyamid für Kraftfahrzeuge"). Polyamid-Blend-Formmassen
mit einem Polyamid-Blend-Anteil und einer Schlagzähkomponente sind aus der Patentanmeldung
EP 1 942 296 A1 in Bezug auf die Herstellung von Hydraulikleitungen, insbesondere Kupplungs-Leitungen,
bekannt.
[0003] Im Kraftfahrzeugbau eingesetzte Kunststoffrohre oder -leitungen müssen eine Vielzahl
von Anforderungen erfüllen. Für den Fall einer Bremskraftverstärker-Leitung kann deren
Funktionsweise folgendermassen beschrieben werden:
[0004] Zur Verringerung der zum Erreichen einer gewünschten Bremswirkung notwendigen Betätigungskraft,
wird an der Bremse eines Fahrzeugs ein Bremskraftverstärker eingesetzt. Dies ist insbesondere
dann notwendig, wenn Scheibenbremsen verwendet werden, weil die Betätigung der Scheibenbremsen
eines Automobils mit dem Pedaldruck allein einen zu hohen Kraftaufwand erfordern würde.
Bei den in Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen vorwiegend verbauten Unterdruck-Bremskraftverstärkern
wird die Hilfskraft mittels einer Druckdifferenz (Atmosphärendruck zu Unterdruck)
erzeugt. Bei mittleren bis schweren Nutzfahrzeugen (in der Regel ab 7.49 t) wie z.B.
Lastkraftwagen wird die Bremskraft mittels Druckluft, d.h. mittels einer Fremdkraftbremsanlage
erzeugt; der Betriebsdruck liegt hier bei ca. 8 bar. Neben diesen pneumatischen sind
auch hydraulische oder elektrische Bremskraftverstärker bekannt.
[0005] Kraftfahrzeuge mit klassischen Ottomotoren erfordern bei Teillast den Einsatz einer
Drosselklappe, um ein brennfähiges Kraftstoff-Luftgemisch zu erzeugen. Als Nebeneffekt
entsteht hinter der Drosselklappe im Ansaugtrakt (Ansaugkrümmer) ein Unterdruck. Bei
pneumatischen Bremskraftverstärkern wird mit Hilfe des Ansaug-Unterdrucks oder einer
Vakuumpumpe der Bremspedaldruck verstärkt. Bei aktuellen Ottomotoren mit Benzindirekteinspritzung,
wie z.B. beim VW TSI, wird durch den systembedingten Entfall der Drosselklappe eine
separate Saugpumpe bzw. Unterdruckpumpe (auch Vakuumpumpe) erforderlich, wie dies
bei Dieselmotoren (die prinzipiell über keine Drosselklappe verfügen) auch der Fall
ist. In der Verbindungsleitung zwischen Bremskraftverstärker und Unterdruckquelle
ist ein Rückschlagventil eingebaut, das dazu dient, den Unterdruck bei Volllast und
stehendem Motor aufrecht zu erhalten. Dieser Unterdruck stellt ein Druckgefälle gegenüber
der Aussenluft dar, das sich im Bremskraftverstärker zur Erhöhung der Bremskraft ausnutzen
lässt.
[0006] Das Vakuum bzw. der Unterduck wird üblicherweise mittels Rohrleitungen vom Vakuumerzeuger
zu den Bremsen bzw. zum Bremskraftverstärker (BKV) gebracht. Damit diese eine einwandfreie
Funktion des Bremskraftverstärkers bei allen möglichen Wetter- und Temperaturbedingungen
gewährleistet, müssen von einer Bremskraftverstärker-Leitung unter anderem folgende
Anforderungen erfüllt werden:
- 1) Werkstoffanforderungen an flexible Leitungen "TL 52655", Bremskraftverstärker-Leitungen
(VOLKSWAGEN AG): Normaltemperaturbereich (Dauertemperatur TD ≤ 120°C); Hochtemperaturbereich (Dauertemperatur TD ≤ 160°C), genügende Festigkeit bis mindestens +150 °C (kurzfristig bis über +160°C).
Andererseits müssen Bremskraftverstärker-Leitungen auch bei Temperaturen von -40°C
sicher funktionieren. Zudem wird verlangt, dass solche Bremskraftverstärker-Leitungen
beständig gegen Ozon sind und einen wiederholten Klimawechsel (mit bis zu 20-60 Zyklen)
ohne Rissbildung überstehen.
- 2) Worldwide Engineering Standards for Low Pressure Pipe Assembly for Brake Boosters
"GMW14640" (GENERAL MOTORS): Typ A Normaltemperaturbereich -40°C bis +110 °C (Spitzentemperatur
bis +120°C); Typ B Hochtemperaturbereich -40°C bis +140 °C (Spitzentemperatur bis
+150 °C). Dies gilt für die Leitungsdurchmesser 9 ± 0.15 x 1.5 ± 0.1 mm; 12 ± 0.15
x 1.5 ± 0.1 mm und 12.5 ± 0.15 x 1.25 ± 0.1 mm.
- 3) Liefervorschrift für Rohre aus Polyamid (PA) für den Niederdruckbereich "DBL 6270"
(MERCEDES-BENZ): Die Rohre werden einer Wärmealterung über 1000 Stunden bei Lagertemperaturen
von bis zu +150 °C unterzogen und dann nach ISO 179 bei 23 °C und -40°C auf Schlagzähigkeit
geprüft. Im Neuzustand der Rohre erfolgt eine Schlagzähigkeitsprüfung bei 23 °C; -40°C
und -50 °C. Die Berstdruckprüfung erfolgt nach DIN 53 758. Für Bremskraftverstärker-Leitung
erfolgt eine Kennzeichnung nach DIN 73 378 sowie nach FMVSS106/74. Für Rohre im Bereich
Druckluftbremsanlagen gelten zusätzlich die DIN 74 324-1 und die DIN 74 324-2. Für
Rohre als Unterdruckleitung zum Betrieb von Bremskraftverstärkern gilt (ausser für
Unimog) ergänzend die Produktspezifikation A116 000 66 99 und die Norm FMVSS 106.
[0007] Aus dem Stand der Technik sind ausserdem die Dokumente
EP 1 329 481 A2 und
DE 103 33 005 A1 bekannt. Beide befassen sich mit Leitungen für den Kraftfahrzeugbau, den Maschinen-
und Apparatebau und die Medizintechnik. Im Speziellen befassen sich diese Dokumente
mit der Herstellung von Unterdruckleitungen für Bremskraftverstärker, mit Lüftungsleitungen,
Druckschläuchen, Druckluftleitungen, Steuerleitungen, Kühlmittelleitungen, Kraftstoffleitungen,
Entlüftungsleitungen, Scheibenwaschanlageleitungen, Leitungen für hydraulische Kupplungssysteme,
Servolenkungsleitungen, Klimaanlageleitungen, Kabel- oder Ader-Ummantelungen bzw.
mit spritzgegossenen Teilen eines Ölfilters oder eines Kraftstofffilters. Dabei offenbart
EP 1 329 481 A2 eine Formmasse, die 99.9 bis 95 Gew.-Teile eines Polyetheramids auf Basis eines linearen
aliphatischen Diamins mit 6 bis 12 C-Atomen, einer linearen aliphatischen oder aromatischen
Dicarbonsäure mit 6 bis 12 C-Atomen und eines Polyetherdiamins mit wenigstens 3 C-Atomen
pro Ethersauerstoff und primären Aminogruppen an den Kettenenden enthält. Zu 100 Gew.-Teilen
ergänzt wird diese Formmasse mit 0.1 bis 5 Gew.-Teilen eines Co-Polymeren aus unterschiedlichen
chemischen Bausteinen.
[0008] DE 103 33 005 A1 offenbart eine Formmasse, die 97 bis 80 Gew.-Teile eines Polyetheramids auf Basis
eines linearen aliphatischen Diamins mit 6 bis 14 C-Atomen, einer linearen aliphatischen
oder aromatischen Dicarbonsäure mit 6 bis 14 C-Atomen und eines Polyetherdiamins mit
wenigstens 3 C-Atomen pro Ethersauerstoff und primären Aminogruppen an den Kettenenden
enthält. Zu 100 Gew.-Teilen ergänzt wird diese Formmasse mit 3 bis 20 Gew.-Teilen
eines funktionelle Gruppen enthaltenden Kautschuks.
[0009] Aus dem Stand der Technik ist zudem das Produkt VESTAMID
® EX9350 schwarz bekannt (VESTAMID
® ist eine eingetragene Marke der EVONIK DEGUSSA GmbH). Dabei handelt es sich um ein
hitze- und witterungsbeständiges, schlagzähmodifiziertes Polyamid 612-Elastomer für
die Extrusionsverarbeitung z.B. bei der Herstellung von Rohrleitungen, wie etwa Bremskraftverstärker-Leitungen.
[0011] Aus dem Dokument
US 5,928,738 ist eine Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Blend-Anteil und mindestens
einer Schlagzähkomponente bekannt, wobei die Polyamid-Blend-Formmasse folgende Komponenten
umfasst:
- 30 Gew.-% eines Polyamids 6/12 (Grilon CF6S) mit durchschnittlich 9 C-Atomen pro Monomereinheit;
- 10 Gew.-% eines amorphen Polyamids 6I/6T;
- 50 Gew.-% eines Polyamids 6 auf Lactam- und/oder Aminocarbonsäure-Basis und mit durchschnittlich
6 C-Atomen pro Monomereinheit; und
- 10 Gew.-% Ethylen/Methacrylsäure-Elastomers.
[0012] Aus dem Dokument
US 6,416,832 ist eine Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Blend-Anteil und mindestens
einer Schlagzähkomponente bekannt, wobei die Polyamid-Blend-Formmasse folgende Komponenten
umfasst:
- 20 Gew.-% eines Polyamids 6/12/MXD6 mit durchschnittlich 7.75 C-Atomen pro Monomereinheit;
- 10 Gew.-% eines amorphen Polyamids;
- 50 Gew.-% eines Polyamids 6 auf Lactam- und/oder Aminocarbonsäure-Basis und mit durchschnittlich
6 C-Atomen pro Monomereinheit; und
- 20 Gew.-% Elastomere auf Polyethylen-Basis (AAE und PE).
[0013] Aus dem Dokument
US 2005/0009976 A1 ist eine Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Blend-Anteil und mindestens
einer Schlagzähkomponente bekannt, wobei die Polyamid-Blend-Formmasse folgende Komponenten
umfasst:
- 45 Gew.-% eines Polyamids MXD6 mit durchschnittlich 6.5 C-Atomen pro Monomereinheit;
- 25 Gew.-% eines amorphen Polyamids; und
- 30 Gew.-% eines Polyamids (PA6-NC2) auf Lactam- und/oder Aminocarbonsäure-Basis und
mit durchschnittlich 6 C-Atomen pro Monomereinheit.
[0014] Aus dem Dokument
US 2007/0089798 A1 ist eine Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Anteil und mindestens einer
Schlagzähkomponente bekannt, wobei die Polyamid-Blend-Formmasse folgende Komponenten
umfasst:
- 50 Gew.-% eines Polyamids Polymetaxylylenadipamid (MXD6) mit durschnittlich 6.5 C-Atomen
pro Monomereinheit; und
- 50 Gew.-% eines denaturierten Polyamids 6 mit durschnittlich 6 C-Atomen pro Monomereinheit
mit einem Elastizitätsmodul von 830 MPa.
[0015] Aus dem Dokument
US 2004/0259996 A1 ist das Herstellen einer Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Anteil und mindestens
einer Schlagzähkomponente bekannt, wobei die Polyamid-Blend-Formmasse Polyamide und
Polyesteramide, nanoskalige und faserige Füllstoffe sowie Schlagzähmodifikatoren umfasst.
Als Schlagzähmodifikatoren sind Ethylen-Propylen-Gummis (EPM) und Ethylen-Propylen-Dien-Gummis
(EPDM) offenbart.
[0016] Aus dem Dokument
JP 2001-329165 A ist eine verstärkte Polyamidzusammensetzung mit exzellenter Fliessfähigkeit beim
Spritzgiessen mit kurzer Zykluszeit bekannt. Die verstärkte Polyamid Polyamidzusammensetzung
führt zu starken warmgeklebten bzw. quellverschweissten Produkten und umfasst 96-99.9
Gew.-% eines kristallinen Polyamids, 0.1-4 Gew.-% eines teilamorphen Copolyamids mit
zumindest zwei aromatischen Monomerkomponenten, und 5-200 Gewichtsteile eines anorganischen
Füllers pro 100 Gewichtsteilen des Polyamidharzes.
[0017] Aus dem Dokument
EP 1 942 296 A1 ist eine Formmasse auf der Basis von Polyamid bekannt, welche auf einer Mischung
aus folgenden Bestandteilen aufgebaut ist:
- 45-97 Gew.-% eines Polyamids 610 mit durschnittlich 8 C-Atomen pro Monomereinheit;
- 0-30 Gew.-% eines amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids und/oder Copolyamids;
- 2-20 Gew.-% einer Schlagzähkomponente in Form eines Copolymers auf Basis von Ethylen
und/oder Propylen; und
- 1-10 Gew.-% an Additiven.
[0018] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung liegt darin, eine alternative Polyamid-Blend-Formmasse
mit einem Polyamid-Blend-Anteil und einer Schlagzähkomponente vorzuschlagen, mit der
Rohre herstellbar sind, welche zumindest vergleichbare Mess-Werte wie die mit den
aus dem Stand der Technik bekannten Formmassen hergestellten Rohre liefern. Da für
die bevorzugten Anwendungen eine hohe Flexibilität gefordert ist, sollten die neuen
Formmassen Elastizitätsmoduli aufweisen, die möglichst kleiner als 1500 MPa sind.
[0019] Diese Aufgabe wird gemäss einer ersten Variante der vorliegenden Erfindung mit einer
Polyamid-Blend-Formmasse gemäss dem Anspruch 1 gelöst. Diese erfindungsgemässe Polyamid-Blend-Formmasse
umfasst einen Polyamid-Blend-Anteil und mindestens eine Schlagzähkomponente und ist
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil folgende Polyamide umfasst:
(A) 20 bis 65 Gew.-% zumindest eines teilkristallinen Polyamids mit einer Schmelz-Enthalpie
> 40 J/g und mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit;
(B) 8 bis 25 Gew.-% zumindest eines amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids,
wobei das mikrokristalline Polyamid eine Schmelz-Enthalpie im Bereich von 4 bis 40
J/g, insbesondere im Bereich von 4 bis 25 J/g aufweist; und
(C) 1 bis 20 Gew.-% zumindest eines Polyamids mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen
pro Monomereinheit, und bevorzugt mit einer Schmelz-Enthalpie > 40 J/g.
[0020] Diese erfindungsgemässe Polyamid-Blend-Formmasse gemäss der ersten Variante ist des
Weiteren
dadurch gekennzeichnet, dass die Schlagzähkomponente umfasst:
(D) 10 bis 40 Gew.-% eines Polyamid-Elastomers, wie z.B. Polyetheramide und/oder Polyesteretheramide
und/oder Polyesteramide, das aufgebaut ist aus Hartsegmenten und Weichsegmenten, wobei
die Hartsegmente auf Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren basieren und das Weichsegment
vorzugsweise auf Polyether und/oder Polyester basiert; und
(E) 0 bis 35 Gew.-% eines Nichtpolyamid-Elastomers.
Diese Aufgabe wird gemäss einer zweiten Variante der vorliegenden Erfindung mit einer
Polyamid-Blend-Formmasse gemäss dem Anspruch 2 gelöst. Diese erfindungsgemässe Polyamid-Blend-Formmasse
umfasst einen Polyamid-Blend-Anteil und mindestens eine Schlagzähkomponente und ist
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil folgende Polyamide umfasst:
(A) 50 bis 85 Gew.-% zumindest eines teilkristallinen Polyamids mit einer Schmelz-Enthalpie
> 40 J/g und mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit;
(B) 2 bis 15 Gew.-% zumindest eines amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids,
wobei das mikrokristalline Polyamid eine Schmelz-Enthalpie im Bereich von 4 bis 40
J/g, insbesondere im Bereich von 4 bis 25 J/g aufweist ; und
(C) 2 bis 15 Gew.-% zumindest eines Polyamids mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen
pro Monomereinheit, und bevorzugt mit einer Schmelz-Enthalpie > 40 J/g.
[0021] Diese erfindungsgemässe Polyamid-Blend-Formmasse gemäss der zweiten Variante ist
des Weiteren
dadurch gekennzeichnet, dass die Schlagzähkomponente umfasst:
(D) 1 bis 20 Gew.-% eines Polyamid-Elastomers, wie z.B. Polyetheramide und/oder Polyesteretheramide
und/oder Polyesteramide, das aufgebaut ist aus Hartsegmenten und Weichsegmenten, wobei
die Hartsegmente auf Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren basieren und das Weichsegment
vorzugsweise auf Polyether und/oder Polyester basiert; und
(E) 0 bis 35 Gew.-% eines Nichtpolyamid-Elastomers.
[0022] Bevorzugt werden in beiden erfindungsgemässen Varianten teilkristalline Polyamide
mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen pro Monomereinheit für die Komponente (C)
ausgewählt. Bevorzugt werden zudem Polyamid-Elastomere der Komponente (D) aus der
Gruppe Polyetheramide, Polyesteretheramide und/oder Polyesteramide.
[0023] Alle Angaben für beide erfindungsgemässen Varianten in Gew.-% beziehen sich auf das
Gesamtgewicht der Polyamid-Blend-Formmasse und ergeben sich, optional ergänzt durch
ebenfalls zugegebene handelsübliche Additive, zu 100 Gew.-%.
[0024] Weitere erfindungsgemässe Merkmale und bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich
aus den abhängigen Ansprüchen.
[0025] Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung werden folgende Definitionen angeführt:
Unter dem Begriff Polyamid" werden verstanden:
- Homopolyamide; und
- Copolyamide.
Unter dem Begriff "Polyamidblends" werden verstanden:
- Mischungen (Blends) aus Homopolyamiden und Copolyamiden;
- Mischungen aus Homopolyamiden; und
- Mischungen aus Copolyamiden.
[0026] Unter dem Begriff "Polyamidformmasse" wird eine Formmasse verstanden, die Polyamide
und/oder Polyamidblends enthält, wobei diese Polyamidformmasse Zusatzstoffe enthalten
kann.
[0027] Mit dem Begriff "Struktureinheit" wird die kleinste sich in der Kette wiederholende
Einheit eines Polyamids bezeichnet, die sich aus der Aminocarbonsäure und/oder dem
Diamin und der Dicarbonsäure zusammensetzt. Eine zu "Struktureinheit" synonyme Bezeichnung
ist der Begriff "Wiederholungseinheit".
[0028] Ausgewählte Beispiele solcher Struktureinheiten sind in der Tabelle 1 dargestellt:
[0029] In der Tabelle 1 ist für jedes dieser Polyamide die Struktureinheit in eckige Klammern
gesetzt und mit dem Index n versehen. Wie ersichtlich ist, umfasst die Struktureinheit
eines Polyamids vom sogenannten AA/BB-Typ (z.B. PA 66 oder PA 612) mehr als eine Monomereinheit,
nämlich jeweils sich ergänzende Diamin- und Dicarbonsäure-Monomereinheiten.
[0030] Unter dem Begriff "durchschnittliche (∅) Anzahl C-Atome pro Monomereinheit" wird
die Anzahl C-Atome verstanden, welche sich aus der Summe der Anzahl C-Atome in den
verwendeten Monomeren geteilt durch die Anzahl der verwendeten Monomere berechnet.
Wie zum Beispiel:
PA 6 |
∅ 6 C-Atome pro Monomereinheit |
[6:1=6] |
PA 66 |
∅ 6 C-Atome pro Monomereinheit |
[(6+6):2=6] |
PA 11 |
∅ 11 C-Atome pro Monomereinheit |
[11:1=11] |
PA 612 |
∅ 9 C-Atome pro Monomereinheit |
[(6+12):2=9] |
PA 612/1012 |
∅ 10 C-Atome pro Monomereinheit |
[((6+12)+(10+12)):4=10] |
[0031] Die durchschnittliche (∅) Anzahl C-Atome pro Monomereinheit kann auch eine nicht
ganze Zahl sein.
[0032] Es wird des Weiteren definiert, dass Polyamide aufgebaut sind auf Basis linearer
und/oder verzweigter aliphatischer und/oder cycloaliphatischer Monomere, ausgewählt
aus der Gruppe Diamine, Dicarbonsäuren, Lactame und Aminocarbonsäuren. Diamine, Dicarbonsäuren,
Lactame und Aminocarbonsäuren sind die vier möglichen Monomer-Typen, die sich als
entsprechende Monomereinheiten in den daraus aufgebauten Polyamiden wiederfinden.
Dabei wird hier unterschieden zwischen:
- Polyamiden mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit, wie z.B.
PA 11, PA 12, PA 412, PA 414, PA 418, PA 46/418, PA 610, PA 612, PA 614 und PA 618;
- amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamiden; wobei das mikrokristalline Polyamid
eine Schmelz-Enthalpie im Bereich von 4 bis 40 J/g, insbesondere im Bereich von 4
bis 25 J/g aufweist; wie z.B. PA MACMI/MACMT/12, PA MACMI/12 und PA PACM12; und
- Polyamiden mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen pro Monomereinheit, wie z.B. PA
6, PA 46 und PA 66.
[0033] Die Monomeren zur Herstellung der Polyamide können wie folgt ausgewählt sein:
[0034] Dicarbonsäuren können ausgewählt sein aus der folgenden Gruppe: Aliphatische C
4-C
44-Disäure, cycloaliphatische C
8-C
36-Disäure, aromatische Disäure (bevorzugt TPS, IPS, NDS), sowie Mischungen und Kombinationen
davon. Bevorzugte Dicarbonsäuren sind ausgewählt aus der Gruppe Adipinsäure, Sebazinsäure,
Dodecandisäure, Terephthalsäure, Isophthalsäure, Cyclohexandicarbonsäure und Mischungen
davon, besonders bevorzugt Bernsteinsäure, Glutarsäure, Adipinsäure, Pimelinsäure,
Korksäure, Azelainsäure, Sebazinsäure, Undecandisäure, Dodecandisäure, Brassylsäure,
Tetradecandisäure, Pentadecandisäure, Hexadecandisäure, Heptadecandisäure, Octadecandisäure,
Nonadecandisäure, Eicosandisäure, Japansäure, Cyclohexandicarbonsäure, insbesondere
cis- und/ oder trans-Cyclohexan-1,4-dicarbonsäure und/oder cis- und/oder trans-Cyclohexan-1,3-dicarbonsäure
(CHDA), Dimerfettsäure mit 36 oder 44 C-Atomen, Isophthalsäure, Terephthalsäure, Naphthalindicarbonsäure.
[0035] Diamine werden bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe der verzweigten oder unverzweigten aliphatischen
C
4-C
18-Diamine, cycloaliphatischen C
6-C
20-Diamine, Diamine mit aromatischem Kern sowie Mischungen und Kombinationen davon.
Beispiele für lineare oder verzweigte, aliphatische Diamine sind 1,4-Butandiamin,
1,5-Pentandiamin, 2-Methyl-1,5-pentandiamin (MPMD), 1,6-Hexandiamin, 1,7-Heptandiamin,
1,8-Octandiamin (OMDA), 1,9-Nonandiamin (NMDA), 1,10-Decandiamin, 2-Methyl-1,8-octandiamin
(MODA), 2,2,4-Trimethylhexamethylendiamin (NDT), 2,4,4-Trimethylhexamethylendiamin
(INDT), 5-Methyl-1,9nonandiamin, 1,11-Undecandiamin, 2-Butyl-2-ethyl-1,5-pentandiamin,
1,12-Dodecandiamin, 1,13-Tridecandiamin, 1,14-Tetradecandiamin, 1,16-Hexadecandiamin,
Trimethylhexamethylendiamin-Terephthalat (TMDT), Isophorondiamin (IPD) und 1,18-Octadecandiamin.
[0036] Als
cycloaliphatische Diamine können beispielsweise Cyclohexandiamin, 1,3-Bis-(aminomethyl)-cyclohexan (BAC), Isophorondiamin,
Norbonandiamin, Norbonandimethylamin, Bis(aminomethyl)norbonan, 4,4'-Diaminodicyclohexylmethan
(PACM), 2,2-(4,4'-Diaminodicyclohexyl)propan (PACP) und 3,3'-Dimethyl-4,4'-diaminodicyclohexylmethan
(MACM) verwendet werden. Als arylaliphatische Diamine seien m-Xylylendiamin (MXDA)
und p-Xylylendiamin (PXDA) erwähnt. Alle verwendeten Kurzbezeichnungen bzw. Abkürzungen
entsprechen der ISO Norm 1874-1 (vgl. Tabelle A.3: Symbole für nichtlineare aliphatische
Monomereinheiten).
[0037] Lactame respektive
Aminocarbonsäuren sind bevorzugt ausgewählt aus der Gruppe, die aus Caprolactam, Laurinlactam, Aminocapronsäure,
Aminolaurinsäure und Aminoundecansäure besteht. Bevorzugt sind Lactame bzw. α,ω-minosäuren
mit 4, 6, 7, 8, 11 oder 12 C-Atomen. Dies sind die Lactame Pyrrolidin-2-on (4 C-Atome),
ε-Caprolactam (6 C-Atome), Önanthlactam (7 C-Atome), Capryllactam (8 C-Atome), Laurinlactam
(12 C-Atome) bzw. die α,ω-Aminosäuren 1,4-Aminobutansäure (4 C-Atome), 1,6-Aminohexansäure
(6 C-Atome), 1,7-Aminoheptansäure (7 C-Atome), 1,8-Aminooctansäure (8 C-Atome), 1,11-Aminoundecansäure
(11 C-Atome) und 1,12-Aminododecansäure (12 C-Atome).
[0038] Dem Fachmann ist bekannt, welche Monomer-Typen bzw. was für Monomere für die Herstellung
der verschiedenen Polyamid-Typen (Homopolyamide vom Typ AA/BB oder vom Typ AB, bzw.
für Copolyamide) einzusetzen sind.
[0039] Die vorliegende Erfindung wird vom bekannten Stand der Technik nicht nahegelegt:
Xanthos et al. erwähnen nicht die Verwendung eines Polyamid-Elastomers als Schlagzähmodifikator
oder eines teilkristallinen Polyamids mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro
Monomereinheit.
[0041] Die
US 2007/0089798 A1 lehrt nicht die Verwendung eines amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids, und
auch nicht die Verwendung eines Polyamid-Elastomers als Schlagzähmodifikator. Obwohl
der Elastizitätsmodul der PA 6 Komponente relativ niedrig ist, handelt es sich dabei
nicht um ein Polyamid-Elastomer im Sinne der vorliegenden Erfindung, weil PA 6 keine
Weichsegmente aufweist.
[0042] Von vorrangigem Interesse im Dokument
US 2004/0259996 A1 sind die Anteile an nanoskaligen und faserigen Füllstoffen sowie an Nichtpolyamid-Elastomeren
als Schlagzähmodifikatoren. Eine Lehre, dass die Kombination von Polyamiden mit durchschnittlich
maximal 6 C-Atomen pro Monomereinheit mit amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamiden
und Polyamiden mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit besondere
Eigenschaften ergibt, wird im Dokument
US 2004/0259996 A1 (wie auch in den Dokumenten
JP 2001-329165 A und
EP 1 942 296 A1) nicht gegeben.
[0043] Die vorliegende Erfindung wird an Hand der beiliegenden Figur näher erläutert. Dabei
zeigt:
- Fig. 1
- eine logarithmische Darstellung der Schubmodulkurven an mit den erfin- dungsgemässen
Formmassen und mit Vergleichsformmassen hergestell- ten Formkörpern gemessen.
[0044] In der Figur 1 sind die Schubmodulkurven in Abhängigkeit der Temperatur aufgezeigt.
Vergleichsbeispiel 1 (VB1), welches bevorzugt für Anwendungen wie BKV-Leitungen eingesetzt
wird, zeigt hier einen sehr flachen Verlauf mit einem Speichermodul bei -25 °C von
ca. 800 MPa und mit einem Speichermodul, das bei 180 °C bei 10 MPa liegt. Die Vergleichsbeispiele
VB2 und VB3 zeigen bei 180 °C noch einen Speichermodul von 60 MPa. Die erfindungsgemässen
Versuche V2 und V7 zeigen bei 180 °C einen Speichermodul von mindestens 20 MPa und
bei -25 °C von kleiner als 700 MPa.
[0045] Bei der
Komponente A des Polyamid-Blend-Anteils der erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmasse handelt
es sich um Polyamide mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit.
Diese Polyamide sind aufgebaut auf Basis linearer und/oder verzweigter aliphatischer
und/oder cycloaliphatischer und/oder aromatischer Monomere, die ausgewählt sind aus
der Gruppe Diamine, Dicarbonsäuren, Lactame und Aminocarbonsäuren, wie z.B. PA 11,
PA 12, PA 610, PA 612, PA 1010, PA 106, PA 106/10T, PA 614 und PA 618, oder Mischungen
derselben.
[0046] Wenn ein teilkristallines Polyamid der Komponente A Verwendung findet, so wird bevorzugt,
dass dieses teilkristalline Polyamid eine Schmelz-Enthalpie von > 40 J/g aufweist.
[0047] Wenn ein mikrokristallines Polyamid respektive Copolyamid der
Komponente B Verwendung findet, so wird bevorzugt, dass dieses mikrokristalline Polyamid und/oder
Copolyamid eine Schmelz-Enthalpie im Bereich von 4 bis 40 J/g, insbesondere im Bereich
von 4 bis 25 J/g aufweist (gemessen mit Differential Scanning Calorimetry, DSC). Bevorzugtermassen
handelt es sich bei einem solchen mikrokristallinen Polyamid/Copolyamid um ein Polyamid,
welches, wenn ohne weitere Bestandteile verarbeitet, transparente Formteile ergibt.
[0048] Mikrokristalline Polyamide sind aus aliphatischen, cycloaliphatischen und/oder aromatischen
Monomeren aufgebaut und umfassen sowohl Homopolyamide als auch Copolyamide. Mikrokristalline
Polyamide sind nicht mehr völlig amorph, sie weisen aber auf Grund ihrer mikrokristallinen
Struktur Kristallite auf, die kleiner als die Wellenlänge des Lichtes und somit nicht
sichtbar sind. Mikrokristalline Polyamide sind deshalb für das Auge noch durchsichtig.
[0049] Besonders bevorzugt für Komponente B sind dabei transparente Homopolyamide wie PA
MACM12 und PA PACM12 sowie die transparenten Copolyamide PA 12/MACMI und PA MACM12/PACM12
sowie Mischungen oder Blends derselben. Ganz speziell bevorzugt ist PA MACMI/MACMT/12,
welches aus
WO 2007/087896 A1 bekannt ist.
[0050] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei der Komponente B um
ein amorphes und/oder mikrokristallines Polyamid und/oder Copolyamid auf Basis eines
cycloaliphatischen Diamins und/oder eines Diamins mit aromatischem Kern (z.B. MXDA
oder PXDA). Bevorzugt wird dabei, dass dieses Polyamid auf Basis von cycloaliphatischen
Diaminen und aliphatischen Dicarbonsäuren mit 10 bis 18 Kohlenstoffatomen aufgebaut
ist. Speziell bevorzugt wird dabei, dass es sich beim cycloaliphatischen Diamin um
MACM und/oder PACM und/oder IPD (Isophorondiamin) mit oder ohne zusätzliche Substituenten
handelt. Bei dieser Komponente B als Ganzes wird insbesondere ein Copolyamid des Typs
MACM/PACM bevorzugt, das jeweils aliphatische Dicarbonsäuren mit 10 bis 18 Kohlenstoffatomen
wie zum Beispiel MACM12/PACM12 aufweist. Ganz speziell bevorzugt ist dabei eine PACM-Konzentration
von grösser als 55 mol-%, insbesondere grösser 70 mol-%. MACM steht für die ISO-Bezeichnung
Bis-(4-amino-3-methyl-cyclohexyl)-methan, welches unter dem Handelsnamen 3,3'-Dimethyl-4-4'-diaminodicyclohexylmethan
als Laro-min
® C260-Typ (CAS Nr. 6864-37-5) kommerziell erhältlich ist. Die Ziffer nach dem Begriff
MACM steht jeweils für eine aliphatische lineare Dicarbonsäure (C12 z.B. DDS, Dodecandisäure),
mit welcher das Diamin MACM polymerisiert ist. PACM steht für die ISO-Bezeichnung
Bis-(4-aminocyclohexy1)-methan, welches unter dem Handelsnamen 4,4'-Diaminodicyclohexylmethan
als Dicykan-Typ (CAS Nr. 1761-71-3) kommerziell erhältlich ist.
[0051] Alternativ oder zusätzlich kann es sich, wie bereits erläutert, bei der Komponente
B um ein amorphes Polyamid und/oder Copolyamid handeln, dann bevorzugtermassen mit
einer Schmelz-Enthalpie von weniger als 4 J/g (gemessen mit Differential Scanning
Calorimetry, DSC). Bevorzugtennassen verfügt die Komponente B über eine Glasübergangstemperatur,
die oberhalb von +120 °C, bevorzugt oberhalb von +140 °C und insbesondere bevorzugt
oberhalb von +150 °C liegt.
[0052] In einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform ist die Komponente B ein amorphes
Polyamid und/oder Copolyamid auf Basis von aliphatischen und/oder cycloaliphatischen
Diaminen. Bevorzugt werden amorphe Polyamide des Typs MACMI/12 verwendet, wobei der
Gehalt an Laurinlactam in diesem Fall bevorzugt kleiner als 35 mol-%, insbesondere
kleiner als 20 mol-% ist. Dabei steht jeweils I für Isophthalsäure. Bei der Komponente
B kann es sich also um ein Polyamid auf Basis von aromatischen Dicarbonsäuren mit
8 bis 18 Kohlenstoffatomen oder von aliphatischen Dicarbonsäuren mit 6 bis 36 C-Atomen
oder eine Mischung solcher Homopolyamide und/oder Copolyamide handeln. Bevorzugt wird
hingegen ein Polyamid auf Basis von Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren, wobei es
sich bei den aromatischen Dicarbonsäuren z.B. um TPS (Terephthalsäure) und/oder IPS
(Isophthalsäure) handelt. Das (transparente) Homopolyamid und/oder Copolyamid kann
vorteilhafterweise ein Polyamid sein, das ausgewählt ist aus der Gruppe, die umfasst:
PA 6I/6T, PA TMDT, PA NDT/INDT, PA 61/MACMI/MACMT, PA 61/PACMT, PA 6I/6T/MACMI, PA
MACMI/MACM36 und PA 61; lactamhaltige Polyamide wie PA 12/PACMI, PA 12/MACMI, PA 12/MACMT,
PA 6/61 und PA 6/IPDT sowie eine beliebige Mischung dieser Polyamide. Weitere mögliche
Systeme sind: PA MACM12, PA MACM18 oder PA PACM12, PA MACM12/PACM12, PA MACM18/PACM18,
PA 61/PACMI/PACMT oder daraus gebildete Mischungen. Die Bezeichnung bzw. Abkürzung
der Polyamide erfolgt gemäss ISO 1874-1 (vgl. oben bei der Beschreibung von einzelnen
Monomeren). Dabei steht z.B. jeweils I für Isophthalsäure und T für Terephthalsäure,
TMD für Trimethylhexamethylendiamin, IPD für Isophorondiamin. Weiter ist es vorteilhaft
und möglich, dass es sich beim Homopolyamid und/oder Copolyamid um ein Polyamid auf
Basis wenigstens einer Dicarbonsäure und wenigstens eines Diamins mit einem aromatischen
Kern handelt, bevorzugt auf Basis von MXD (meta-Xylylendiamin), wobei die Dicarbonsäure
aromatisch und/oder aliphatisch sein kann, und wobei es sich z.B. bevorzugt um PA
61/MXDI handelt.
[0053] Bei der
Komponente C des Polyamid-Blend-Anteils der erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmasse handelt
es sich um Polyamide mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen pro Monomereinheit, wie
z.B. PA 6, PA 46 und PA 66. Diese Polyamide sind teilkristallin.
[0054] Bei der
Komponente D der erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmasse handelt es sich um Polyamid-Elastomere,
wie Polyetheramide, Polyesteretheramide und/oder Polyesteramide, die aus Hartsegmenten
und Weichsegmenten aufgebaut sind. Die Hartsegmente der für die vorliegende Erfindung
ausgewählten Polyamid-Elastomere basieren auf Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren;
sie basieren z.B. auf Aminocapronsäure, Aminoundecansäure, Aminolaurinsäure, Caprolactam,
Laurinlactam oder Mischungen daraus. Als Weichsegmente können dabei beispielhaft Polyoxyethylendiamin,
Polyoxyethylendiol, Polyoxyethylendicarbonsäure, Polyoxypropylendiamin, Polyoxypropylendiol,
Polyoxypropylendicarbonsäure, Polyoxytetramethylendiamin, Polyoxytetramethylendiol,
Polyoxytetramethylendicarbonsäure, Polycaprolacton-Diole, C
36-Dimerfettdiol, Polyoxyalkylendiole (lineare oder verzweigte C
2-C
5-Alkylene) mit einer zahlenmittleren Molmasse im Bereich von 200 bis 3000 g/mol, deren
Copolymere oder Mischungen sowie Copolymere mit den oben aufgeführten Diolen genannt
werden. Insbesondere mit eingeschlossen sind Polyetherderivate der Form A-X-Y-Z-B,
wobei A, B unabhängig voneinander Amin- oder Alkohol-Rest oder Carbonsäure, X, Y,
Z unabhängig voneinander mono-, oligo- oder polymere Einheiten aus Oxyethylen, Oxypropylen
oder Oxytetramethylen darstellen. Solche Polyethersegmente werden beispielsweise von
der Firma Huntsman unter der Bezeichnung Elastamine vertrieben.
[0055] Wie eben dargelegt enthalten die
Polyamid-Elastomere Polyamid- (= Hartsegmente bzw. Hartblöcke) sowie Weichsegment-Einheiten, z.B. Polyether-
und/oder Polyester-Einheiten und werden z.B. durch Polykondensation der jeweils mit
reaktiven Endgruppen versehenen Einheiten gebildet. Dabei können die Polyamid-Einheiten
(Polyamidsegmente) carboxyl- und/oder aminterminiert sein, sei es lediglich an einem
Terminus des Segmentes A oder an beiden Termini. Die Weichsegmente sind beispielsweise
je nach Struktur amin-, carboxyl- oder hydroxylterminiert. Die bevorzugten Weichsegment-Einheiten
sind Ester- bzw. Polyester- und Polyether-Einheiten. Die Ester- oder Polyester-Einheiten
sind bevorzugt carboxyl- oder hydroxylterminiert, während die Polyether-Einheiten
vorzugsweise Hydroxyl-, Carboxyl- oder Aminoendgruppen tragen. Damit ergeben sich
bevorzugt folgende Kombinationsmöglichkeiten für die Verknüpfung des Hartsegmentes
und dem Weichsegment:
- (1) Die Polyamid-Einheit ist carboxyl- und die Ester- oder Polyester-Einheit ist hydroxylterminiert.
Das gebildete Copolymer ist dann ein Polyesteramid.
- (2) Die Polyamid-Einheit ist carboxyl- und das Weichsegment ist aminterminiert. Das
gebildete Copolymer ist dann ein Polyetheramid, für den beispielhaften Fall, dass
das Weichsegment ein Polyether ist.
- (3) Die Polyamid-Einheit ist carboxyl- und das Weichsegment ist hydroxylterminiert.
Das gebildete Copolymer ist dann ein Polyetheresteramid, für den beispielhaften Fall,
dass das Weichsegment ein Polyether ist.
- (4) Die Polyamid-Einheit ist carboxyl- und das Weichsegment amino- und ein weiteres
vorhandenes Weichsegment ist hydroxylterminiert. Das gebildete Copolymer ist ein Blockcopolyetheresteretheramid,
für den beispielhaften Fall, dass das Weichsegment ein Polyether ist.
- (5) Die Polyamid-Einheit ist amin- und das Weichsegment ist carboxylterminiert. Das
gebildete Copolymer ist dann ein Polyetheramid, für den beispielhaften Fall, dass
das Weichsegment ein Polyether ist.
- (6) Die Polyamid-Einheit ist amin- und das Weichsegment und eine weitere Polyester-Einheit
sind carboxylterminiert. Das gebildete Copolymer ist ein Polyetheresteresteramid,
für den beispielhaften Fall, dass das Weichsegment ein Polyether ist.
- (7) Die Polyamid-Einheit ist amin- und das Weichsegment ist carboxylterminiert. Das
gebildete Copolymer ist ein Polyetheramid, für den beispielhaften Fall, dass das Weichsegment
ein Polyether ist.
[0056] Die zuvor genannten Möglichkeiten sind jedoch lediglich beispielhaft und nicht abschliessend
oder limitierend auf vorliegende Erfindung zu verstehen.
[0057] Die Herstellung von Polyamid-Elastomeren wird bekanntermassen je nach Typ des Polyamid-Elastomers
bei unterschiedlichem Unterdruck vollzogen, hierfür werden spezielle Autoklaven mit
einer starken Vakuumpumpe benötigt. So lehren die
EP 1 329 481 A2 und
DE 103 33 005 A1, dass zur Herstellung eines Polyamid-Elastomers ein Vakuum bzw. Totaldruck von 28
mbar benötigt wird. Eine besondere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist,
dass das Polyamid-Elastomer der Schlagzähkomponente in einem klassischen Polymerisationsautoklaven
bei einem Totaldruck hergestellt wird, der 300 mbar beträgt oder höher liegt.
[0058] Bevorzugt ist die erfindungsgemässe Polyamid-Blend-Formmasse
dadurch gekennzeichnet, dass die
Komponente E ein Ethylen-a-Olefin-Copolymer, insbesondere bevorzugt ein EPM- und/oder EPDM-Elastomer
(Ethylen-Propylen-Kautschuk respektive Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk), ist. So kann
es sich beispielsweise um ein Elastomer handeln, welches auf einem Ethylen-C
3-12-α-Olefin-Copolymer basiert, das 20 bis 96 Gew.-% Ethylen und bevorzugt 25 bis 85
Gew.-% Ethylen enthält. Speziell bevorzugt wird ein C
3-12-α-Olefin ausgewählt aus der Gruppe Propen, 1-Buten, 1-Penten, 1-Hexen, 1-Octen, 1-Decen
und/oder 1-Dodecen, wobei es sich insbesondere bevorzugt bei der Komponente E um Ethylen-Propylen-Kautschuk
und/oder LLDPE (Linear Low Density Polyethylene) und/oder VLDPE (Very Low Density
Polyethylene) handelt.
[0059] Alternativ oder zusätzlich (beispielsweise in Mischung) kann es sich bei der Komponente
E um ein Terpolymeres auf Basis von Ethylen-C
3-12-α-Olefin mit einem unkonjugierten Dien handeln, das bevorzugt 25 bis 85 Gew.-% Ethylen
und bis maximal im Bereich von 10 Gew.-% eines unkonjugierten Diens enthält. Speziell
bevorzugt ist, dass es sich bei dem C
3-12-α-Olefin um ein Olefin ausgewählt aus der Gruppe Propen, 1-Buten, 1-Penten, 1-Hexen,
1-Octen, 1-Decen und/oder 1-Dodecen handelt, und/oder dass das unkonjugierte Dien
bevorzugt ausgewählt ist aus der Gruppe Bicyclo(2.2.1)heptadien, Hexadien-1.4, Dicyclopentadien
und/oder insbesondere 5-Ethylidennorbornen.
[0060] In Frage für die Komponente E kommen zudem auch Ethylen-Acrylat-Copolymere. Weitere
mögliche Formen für die Komponente E sind aber auch Ethylen-Butylen-Copolymere, Nitril-Kautschuke
(z.B. NBR, H-NBR), Siliconkautschuke, EVA und Microgele, die in der
WO 2005/033185 A1 beschrieben sind, beziehungsweise Mischungen (Blends), welche derartige Systeme enthalten.
[0061] Bevorzugtermassen verfügt die Komponente E über Säureanhydridgruppen, die durch thermische
oder radikalische Reaktion des Hauptkettenpolymers mit einem ungesättigten Dicarbonsäureanhydrid,
einer ungesättigten Dicarbonsäure oder einem ungesättigten Dicarbonsäuremonoalkylester
in einer Konzentration eingebracht werden, die für eine gute Anbindung an das Polyamid
ausreicht. Dafür werden bevorzugt Reagenzien ausgewählt aus der folgenden Gruppe:
Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid, Maleinsäuremonobutylester, Fumarsäure, Aconitsäure
und/oder Itaconsäureanhydrid. Vorzugsweise werden 0.1 bis 4.0 Gew.-% eines ungesättigten
Anhydrids an die Schlagzähkomponente E aufgepfropft oder das ungesättigte Dicarbonsäureanhydrid
oder dessen Vorstufe wird zusammen mit einem weiteren ungesättigten Monomeren aufgepfropft.
Generell ist der Pfropfgrad bevorzugtermassen in einem Bereich von 0.1-1.0 %, speziell
bevorzugt in einem Bereich von 0.3-0.7%.
[0062] Ebenfalls möglich als eine bevorzugte Komponente E ist eine Mischung aus einem Ethylen-Propylen-Copolymer
und einem Ethylen-Butylen-Copolymer, dies mit einem Maleinsäureanhydrid-Pfropfgrad
(MAH-Propfgrad) im Bereich von 0.3-0.7 %. Ein solches Produkt ist unter der Bezeichnung
"Tafmer MC201" von der Firma Mitsui Chemicals (JP) erhältlich.
[0063] Die oben angegebenen möglichen Systeme für die Komponente E können auch in Mischungen
verwendet werden.
[0064] Handelsübliche Additive, wie Stabilisatoren (z.B. UV- und Hitzestabilisatoren (anorganische und organische)),
Weichmacher, Radikalfänger, Nukleationsmittel, Verarbeitungshilfsstoffe, Farbstoffe,
Flammschutzmittel, Füllstoffe, Funktionsstoffe, Gleitmittel, Antistatikmittel (z.B.
Russ), Verstärkungsmittel (z.B. Glasfasern, Kohlefasern, Glimmer, Glaskugeln) und/oder
Pigmente oder Kombinationen oder Mischungen davon, werden der Polyamid-Blend-Formmasse
je nach Erfordernis beigemischt. Bei den Glasfasern können solche mit rundem (kreisförmigem)
Querschnitt und/oder solche mit flachem (nichtkreisförmigem) Querschnitt verwendet
werden.
[0065] Aus der europäischen Patentanmeldung
EP 1 416 010 A2 ist ein beispielsweise Verfahren zum Herstellen von Polyamid-Nanocomposites bekannt,
gemäss welchem organisch modifizierte Schichtsilikate bis zu einer Endkonzentration
dieser Schichtsilikate von maximal 10 Gew.-% (bevorzugt von 2.5 bis 6 Gew.-%) in der
Schmelze des Polyamid-Nanocomposites eingestellt werden können. Als Mineral wurden
exfolierte Schichtsilikate mit einer mittleren Partikelgrösse von maximal 100 nm verwendet.
Zu den vorzugsweise verwendeten Phyllosilikaten (Schichtsilikaten) des Dreischichttyps
(2:1) zählen Glimmer (z.B. Muskovit, Paragonit, Phologopit, Biotit, Lepidolith, Margarit),
Smektite (Montmorillonit, Hectorit) und Vermiculit. Derartige organisch modifizierte
Schichtsilikate können als Verstärkungsmittel in Spritzgussteilen, aber auch in extrudierten
Rohren verwendet werden.
[0066] Bevorzugterweise wird die erfindungsgemässe Polyamid-Blend-Formmasse zum Herstellen
von Formstücken verwendet, insbesondere für extrudierte Teile oder Spritzgussteile.
Die Formstücke sind bevorzugt extrudierte Rohre bzw. Leitungen, die besonders bevorzugt
einschichtig ausgebildet sind.
[0067] Spritzgegossenen Bauteilen, aber auch extrudierten Rohren können alternativ oder
zusätzlich zu runden oder flachen Glasfasern und/oder Schichtsilikaten weitere Füllstoffe,
wie z.B. Glasperlen, Talk-, CaCO
3- oder Kaolin-Partikel beigemischt sein.
[0068] Leitungen in oder an Kraftfahrzeugen umfassen:
Bremskraftverstärker-, Kühlwasser-, Luftansaug-, Heizungs-, Lüftungs-, Hydraulik-und
Druckluft-Brems-Leitungen. In Frage kommen somit alle Medienleitungen an oder in einem
Automobil, wie z.B. BKV Leitungen, Blow By Leitungen und Vakuumsteuerleitungen für
Turbolader. Zudem können Ölleitungen und Leitungen der Servolenkung in Betracht gezogen
werden.
[0069] Leitungen in oder an unbeweglichen Bauten umfassen:
Abwasser-, Meteorwasser-, Rohrpost-, Heizöl-, Fernheiz-, Kaltwasser-, Heisswasser-
und Trinkwasser-Leitungen sowie Schutzrohre für elektrische Leitungen.
[0070] Mit den folgenden Beispielen soll die Herstellung der erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmasse
beispielhaft aber nicht einschränkend näher erläutert werden.
[0071] Folgende chemische Systeme wurden verwendet:
Komponente A = teilkristalline Polyamide mit durchschnittlich mindestens 8 C- Atomen pro Monomereinheit: |
PA 610: |
Polyamid 610 mit ηrel = 1.9-2.25, EMS-CHEMIE AG, Schweiz |
PA 612: |
Polyamid 612 mit ηrel = 2.0-2.25, EMS-CHEMIE AG, Schweiz |
Komponente B = Amorphes und/oder mikrokristallines Polyamid: |
PA MACMI/MACMT/12: |
amorphes Polyamid mit ηrel = 1.5-1.6 und mit einem Tg = 190 °C, EMS-CHEMIE AG, Schweiz |
Komponente C = Polyamide mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen pro Monomereinheit: |
PA 6: |
Polyamid 6 mit ηrel = 3.35-3.5, EMS-CHEMIE AG, Schweiz |
[0072] Schlagzähkomponente:
Komponente D = Polyamid-Elastomer: |
Polyamid-Elastomer: |
Polyetheramid auf der Basis von PA 6 als Hartsegment mit ηrel = 1.75-1.9, EMS-CHEMIE AG, Schweiz. |
Komponente E = Nichtpolyamid-Elastomer: |
Nichtpolyamid-Elastomer: |
Tafmer MC201, Mitsui Chemicals, Japan (mit Maleinsäureanhydrid gepfropfte Mischung
aus Ethylen-Propylen-Copolymer und Ethylen-Butylen-Copolymer) |
[0073] Die Herstellung sogenannter Compounds oder Polyamid-Blend-Formmassen erfolgte auf
einem Doppelwellen-Extruder Leistritz Micro27 (d= 27 mm, L/D= 40, 10 Gehäuse). Alle
Komponenten der erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmasse wurden in den Einzug (Zone
1) dosiert. Die Formmassen wurden bei einer Schneckendrehzahl von 150-200 UPM (Umdrehungen
pro Minute) und Zylindertemperaturen im Bereich von 100 bis 300 °C mit einem Durchsatz
von 12 kg/h hergestellt und granuliert. Vor der Weiterverarbeitung wurde das Granulat
bei 80 °C für 24 h getrocknet.
[0074] Anschliessend wurden diese Mischungen auf einer Arburg Allrounder 320-210-750 (Hydronica)
Spritzgussmaschine zu den benötigten Probekörpern verarbeitet, wobei die Zylindertemperaturen
zwischen 220 bis 280 °C und die Formtemperatur zwischen 20 und 80 °C lagen. Die Schneckendrehzahl
betrug 150 bis 400 UPM.
[0075] Die Herstellung der Test-Rohre in der Dimension 9 x 1.5 mm - 12.5 x 2.1 mm erfolgte
auf einer Nokia-Maillefer Rohrextrusionsanlage, bestehend aus mindestens einem Extruder,
einem Rohrwerkzeug, einer Kalibriervorrichtung mit Vakuumtank, sowie einem Kühlbad
und nachfolgend einer Abzugs- und Schneidevorrichtung.
[0076] Die eingesetzten Polyamidformmassen werden vor der Rohrherstellung für ca. 8 h bei
80 °C getrocknet. Das vorgetrocknete Material wird über einen Trichter in eine 3-Zonen
Schnecke gefördert, bei Zylindertemperaturen von 220 bis 280 °C aufgeschmolzen (Massetemperatur:
240 bis 280 °C) und homogenisiert, und ausgetragen über ein sogenanntes Rohwerkzeug.
Der noch plastische Vorformling wird mittels Abzugvorrichtung durch eine Kalibrierung
(z.B. einer Hülsenkalibrierung) gezogen, wo der Vorformling im Vakuumtank (Totaldruck:
100 bis 900 mbar) in der Kalibrierung ausgeformt wird. Dabei wird das geformte Rohr
je nach Abzugsgeschwindigkeit mehr oder weniger lange gekühlt (die Länge der Kühlstrecke
beträgt vorzugsweise 5 bis 20 m). Nach der gewünschten Abkühlung bzw. Kühlstrecke
(Kühlbad-Temperatur: 10 bis 20 °C) wird das Rohr gewickelt oder geschnitten. Die Abzugsgeschwindigkeit
liegt zwischen 20-100 m/min. Die einzelnen Zusammensetzungen sind in den Tabellen
2 bis 4 sowie 5 und 6 zusammengestellt.
[0077] Die Messungen wurden nach folgenden Normen und an folgenden Prüfkörpern durchgeführt:
Zug-E-Modul: |
ISO 527 mit einer Zuggeschwindigkeit von 1 mm/min; ISO-Zugstab, Norm: ISO/CD 3167,
Typ A1, 170 x 20/10 x 4 mm, Temperatur 23 °C. |
Reissfestigkeit und Reissdehnung: |
ISO 527 mit einer Zuggeschwindigkeit von 50 mm/min; ISO-Zugstab, Norm: ISO/CD 3167,
Typ Al, 170 x 20/10 x 4 mm, Temperatur 23 °C. |
Schlagzähigkeit nach Charpy: |
ISO 179/*eU; ISO-Prüfstab, Norm: ISO/CD 3167, Typ 91, 80 x 10 x 4 mm, Temperatur 23
°C; |
* 1= nicht instrumentiert, |
* 2 = instrumentiert. |
Kerbschlagzähigkeit nach Charpy: |
ISO 179/*eU; ISO-Prüfstab, Norm: ISO/CD 3167, Typ 91, 80 x 10 x 4 mm, Temperatur 23
°C bzw. -30 °C; |
* 1 = nicht instrumentiert, |
* 2 = instrumentiert. |
Glasumwandlungstemperatur (Tg): |
ISO-Norm 11357-11-2; Granulat |
Schmelztemperatur (Tm): |
ISO-Norm 11357-11-2; Granulat |
Schmelz-Enthalpie (ΔH): |
ISO-Norm 11357-11-2; Granulat |
Berstdruck an Rohren: |
DIN 73378; 23 °C |
[0078] Die Differential Scanning Calorimetry (DSC) wurde mit Aufheizrate von 20 K/min durchgeführt.
[0079] Die relative Viskosität wurde nach DIN EN ISO 307, für PA 610, PA 612, amorphes PA,
Polyamid-Elastomer und Compounds in 0.5 Gew.-%-iger m-Kresollösung (d.h. 0.5 g PA
in 100 ml Lösung), bei einer Temperatur von 20 °C; für PA 6 in 1 Gew.-%-iger Schwefelsäurelösung
(d.h. 1 g PA in 100 ml Lösung) gemessen.
[0080] Die Schmelzvolumen-Rate MVR (Melt Volume Rate) wurde nach ISO 1133 bei 275 °C gemessen.
[0081] Die Unterdruckfestigkeit wird bestimmt indem ein Unterdruck von 940 mbar angelegt
wird und dann die Temperatur langsam erhöht wird. Die Temperatur an der das Rohr kollabiert
wird gemessen.
[0082] Die Schubmodulkurven wurden an Prüfkörpern mit den Massen 40 x 10 x 1 mm an einem
Physica MCR301 der Fa. Anton Paar mit einer Deformation von 1.5 % und einer Frequenz
von 1 Hz und einer Heizrate von 4 K/min aufgenommen.
[0083] Wenn in den Tabellen nichts anderes vermerkt ist, wurden die Prüfkörper für den Zugversuch
im trockenen Zustand verwendet. Dazu wurden die Prüfkörper nach dem Spritzguss mindestens
48 h bei Raumtemperatur in trockener Umgebung gelagert. Die Rohre wurden vor der Prüfung
konditioniert. Dabei zeigt die Tabelle 2 Basis-Daten für die Formmassen der Vergleichsbeispiele
VB1, VB2 und VB3.
Tabelle 2
Komponente |
Bedingungen |
Einheit |
VB1 |
VB2 |
VB3 |
VESTAMID EX9350 |
|
|
100 |
|
|
PA 610 |
|
|
|
93.4 |
73.4 |
PA MACMI/MACMT/12 |
|
|
|
|
20 |
Nichtpolyamid-Elastomer |
|
|
|
5 |
5 |
Masterbatch für Schwarzeinfärbung und H-Stabilisierung |
|
|
|
1.6 |
1.6 |
Total |
|
|
100 |
100 |
100 |
H2O Gehalt |
|
Gew.-% |
0.01 |
0.01 |
0.01 |
Schmelzpunkt |
|
°C |
198 |
220 |
220 |
|
|
|
|
|
|
Shore Härte D |
|
|
66 |
n.b. |
n.b. |
|
|
|
|
|
|
Zugmodul |
1mm/min |
MPa |
670 |
2340 |
2120 |
Belastung bei 50% Dehnung |
50mm/min |
MPa |
29 |
n.b. |
n.b. |
|
|
|
|
|
|
Schlag Charpy |
-30°C |
kJ/m2 |
o.B. |
o.B. |
o.B. |
Kerbschlag Charpy |
23°C |
kJ/m2 |
23 |
9 |
10 |
Kerbschlag Charpy |
-30°C |
kJ/m2 |
6 |
9 |
9 |
Dabei bedeuten: o.B. = ohne Bruch; n.b. = nicht bestimmt |
[0084] VB1 ist ein Polyamid 612 Elastomer mit einem Elastizitätsmodul von 670 MPa und einem
Charpy-Kerbschlag von 23 kJ/m
2 gemessen bei +23 °C. Im Vergleich sind VB2 und VB3 deutlich steifer, der Elastizitätsmodul
liegt bei 2340 MPa bzw. 2120 MPa und auch der Charpy-Kerbschlag bei +23 °C ist mit
9 bzw. 10 kJ/m
2 niedriger als bei VB1.
[0085] Die Tabelle 3 zeigt Basis-Daten für die Formmassen der erfindungsgemässen Versuche
V1, V2, V3 und V4.
Tabelle 3
Komponente |
Bedingungen |
Einheit |
V1 |
V2 |
V3 |
V4 |
A |
PA 610 |
|
|
32.2 |
20.1 |
31.2 |
31.2 |
B |
PA MACMI/MACMT/12 |
|
|
8.1 |
15.0 |
15.0 |
15.0 |
C |
PA 6 |
|
|
|
5.0 |
7.5 |
10.0 |
D |
Polyamid-Elastomer |
|
|
39.3 |
39.3 |
27.5 |
27.5 |
E |
Nichtpolyamid-Elastomer |
|
|
19.3 |
19.3 |
17.5 |
15.0 |
|
Masterbatch für Schwarzeinfärbung und H-Stabilisierung |
|
|
1.1 |
1.3 |
1.3 |
1.3 |
Total |
|
|
100.0 |
100.0 |
100.0 |
100.0 |
H2O Gehalt |
|
Gew.-% |
0.007 |
0.023 |
0.016 |
0.020 |
Schmelzpunkt |
|
°C |
220 |
219 |
220 |
221 |
|
|
|
|
|
|
|
Shore Härte D |
|
|
n.b. |
n.b. |
68 |
n.b. |
|
|
|
|
|
|
|
Zugmodul |
1mm/min |
MPa |
670 |
740 |
1015 |
1130 |
Belastung bei 50% Dehnung |
50mm/min |
MPa |
25 |
27 |
31 |
33 |
|
|
|
|
|
|
|
Schlag Charpy |
-30 °C |
kJ/m2 |
o.B. |
o.B. |
o.B. |
o.B. |
Kerbschlag Charpy |
23 °C |
kJ/m2 |
o.B. |
o.B. |
87 |
84 |
Kerbschlag Charpy |
-30 °C |
kJ/m2 |
20 |
20 |
19 |
18 |
Dabei bedeuten: o.B. = ohne Bruch; n.b. = nicht bestimmt |
[0086] Mit den Daten für die Formmassen der erfindungsgemässen Versuche V1-V4 kann gezeigt
werden, dass mit geeigneter Wahl der Blendzusammensetzung der Elastizitätsmodul zwischen
670 MPa bis 1130 MPa eingestellt werden kann. Im Vergleich zu VB2 und VB3 wird der
Elastizitätsmodul deutlich reduziert.
[0087] Auch werden durch die erfinderischen Blends der Charpy-Kerbschlag bei +23 °C > 80
kJ/m
2 eingestellt, was höher ist als für die Vergleichsbeispiele VB1-VB3. Besonders hervorzuheben
ist der im Vergleich zu VB1-VB3 deutlich erhöhte Kerbschlag bei -30 °C.
[0088] Die Tabelle 4 zeigt Basis-Daten für die Formmassen der erfindungsgemässen Versuche
V5, V6 und V7.
Tabelle 4
Komponente |
Bedingungen |
Einheit |
V5 |
V6 |
V7 |
A |
PA 610 |
|
|
31.2 |
31.2 |
|
A |
PA 612 |
|
|
|
|
31.2 |
B |
PA MACMI/MACMT/12 |
|
|
15.0 |
22.5 |
15.0 |
C |
PA 6 |
|
|
12.0 |
|
7.5 |
D |
Polyamid-Elastomer |
|
|
27.5 |
27.5 |
27.5 |
E |
Nichtpolyamid-Elastomer |
|
|
13.0 |
17.5 |
17.5 |
|
Masterbatch für Schwarzeinfärbung und H-Stabilisierung |
|
|
1.3 |
1.3 |
1.3 |
Total |
|
|
100.00 |
100.00 |
100.00 |
HzO Gehalt |
|
Gew.-% |
0.02 |
0.026 |
0.021 |
Schmelzpunkt |
|
°C |
220 |
219 |
213 |
|
|
|
|
|
|
|
Zugmodul |
1mm/min |
MPa |
1250 |
1020 |
1040 |
Belastung bei 50% Dehnung |
50mm/min |
MPa |
35 |
32 |
31 |
|
|
|
|
|
|
Schlag Charpy |
-30 °C |
kJ/m2 |
o.B. |
o.B. |
o.B. |
Kerbschlag Charpy |
23 °C |
kJ/m2 |
79 |
75 |
o.B. |
Kerbschlag Charpy |
-30 °C |
kJ/m2 |
17 |
20 |
19 |
Dabei bedeutet: o.B. = ohne Bruch |
[0089] Mit den Daten für die Formmassen der erfindungsgemässen Versuche V6-V7 kann gezeigt
werden, dass mit geeigneter Wahl der Blendzusammensetzung der Elastizitätsmodul zwischen
1020 MPa bis 1250 MPa eingestellt werden kann. Im Vergleich zu VB2 und VB3 wird der
Elastizitätsmodul deutlich reduziert.
[0090] Auch werden durch die erfinderischen Blends der Charpy-Kerbschlag bei 23 °C > 75
kJ/m
2 eingestellt, was höher ist als für VB1-VB3. Besonders hervorzuheben ist der im Vergleich
zu VB1-VB3 deutlich erhöht Kerbschlag bei -30 °C.
[0091] Die Tabellen 5 und 6 zeigen Basis-Daten für die alternativen Formmassen der erfindungsgemässen
Versuche V8, V9, V10, V11, V12 und V13.
Tabelle 5
Komponente |
Bedingungen |
Einheit |
V8 |
V9 |
V10 |
A |
PA 610 |
|
|
63.7 |
63.7 |
63.7 |
B |
PA MACMI/MACMT/12 |
|
|
10.0 |
7.5 |
7.5 |
C |
PA 6 |
|
|
5.0 |
7.5 |
7.5 |
D |
Polyamid-Elastomer |
|
|
15.0 |
2.5 |
5.0 |
E |
Nichtpolyamid-Elastomer |
|
|
5.0 |
17.5 |
15.0 |
|
Masterbatch für Schwarzeinfärbung und H-Stabilisierung |
|
|
1.3 |
1.3 |
1.3 |
Total |
|
|
100.0 |
100.0 |
100.0 |
H2O Gehalt |
|
Gew.-% |
--- |
--- |
0.036 |
Schmelzpunkt |
|
°C |
221.8 |
221.8 |
221.8 |
|
|
|
|
|
|
Zugmodul |
1mm/min |
MPa |
1940 |
1620 |
1668 |
Belastung bei 50% Dehnung |
50mm/min |
MPa |
--- |
40.3 |
39.4 |
|
|
|
|
|
|
Kerbschlag Charpy |
23°C |
kJ/m2 |
12.92 |
75.17 |
71.39 |
Kerbschlag Charpy |
-30 °C |
kJ/m2 |
8.75 |
18.29 |
15.6 |
Tabelle 6
Komponente |
Bedingungen |
Einheit |
V11 |
V12 |
V13 |
A |
PA 610 |
|
|
63.7 |
63.7 |
63.7 |
B |
PA MACMI/MACMT/12 |
|
|
5.0 |
5.0 |
7.5 |
C |
PA 6 |
|
|
10.0 |
10.0 |
|
C |
PA 66 |
|
|
|
|
7.5 |
D |
Polyamid-Elastomer |
|
|
2.5 |
5.0 |
2.5 |
E |
Nichtpolyamid-Elastomer |
|
|
17.5 |
15.0 |
17.5 |
|
Masterbatch für Schwarzeinfärbung und H-Stabilisierung |
|
|
1.3 |
1.3 |
1.3 |
Total |
|
|
100.0 |
100.0 |
100.0 |
H2O Gehalt |
|
Gew.-% |
--- |
--- |
--- |
Schmelzpunkt |
|
°C |
222.4 |
221.9 |
222.3 |
|
|
|
|
|
|
Zugmodul |
1mm/min |
MPa |
1587 |
1664 |
1776 |
Belastung bei 50% Dehnung |
50mm/min |
MPa |
39.7 |
40.1 1 |
--- |
|
|
|
|
|
|
Kerbschlag Charpy |
23 °C |
kJ/m2 |
85.93 |
74.06 |
68.46 |
Kerbschlag Charpy |
-30°C |
kJ/m2 |
19.79 |
15.2 |
14.86 |
Dabei bedeutet: o.B. = ohne Bruch; n.b. = nicht bestimmt |
[0092] Es wird hier angemerkt, dass das in den Tabellen 2 bis 6 erwähnte Polyamid PA MACMI/MACMT/12
auch unter dem Namen Grilamid
® TR 60 (EMS-CHEMIE AG) bekannt ist.
[0093] Mit den Daten für die Formmassen der erfindungsgemässen Versuche V8-V13 kann gezeigt
werden, dass mit geeigneter Wahl der Blendzusammensetzung der Elastizitätsmodul zwischen
1587 MPa bis 1940 MPa eingestellt werden kann. Im Vergleich zu VB2 und VB3 wird der
Elastizitätsmodul deutlich reduziert.
[0094] Auch werden durch die erfinderischen Blends der Charpy-Kerbschlag bei 23 °C > 12
kJ/m
2 eingestellt, was höher ist als für VB2 oder VB3. Besonders hervorzuheben ist bei
den Beispielen V9-V13 der im Vergleich zu VB1-VB3 deutlich erhöhte Kerbschlag bei
-30 °C.
[0095] An den aus diesen Formmassen hergestellten Rohren respektive Prüfkörpern wurden weitere
Messungen vorgenommen, die entsprechenden Resultate sind in den Tabellen 7 bis 10
zusammengestellt.
[0096] Die Tabelle 7 zeigt den bei verschiedenen Temperaturen an ISO-Zugstäben gemessenen
E-Modul.
Tabelle 7
Bedingungen |
Einheit |
VB1 |
V1 |
V2 |
V3 |
V4 |
V5 |
V6 |
V7 |
-40°C |
MPa |
2415 |
n.b. |
1500 |
1550 |
1930 |
1710 |
n.b. |
1585 |
23°C |
MPa |
670 |
670 |
740 |
1015 |
1130 |
1250 |
1020 |
1040 |
80°C |
MPa |
260 |
130 |
n.b. |
204 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
120°C |
MPa |
150 |
100 |
n.b. |
134 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
180°C |
MPa |
40 |
40 |
50 |
55 |
65 |
75 |
40 |
30 |
200°C |
MPa |
n.m. |
n.b. |
n.b. |
25 |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
n.b. |
Dabei bedeuten: n.b. = nicht bestimmt;
n.m. = nicht messbar, da VB1 einen Schmelzpunkt von 198 °C hat. |
[0097] Besonders hervorzuheben ist der im Vergleich zu VB1 reduzierte Elastizitätsmodul
bei -40 °C bei gleichem bis höherem Elastizitätsmodul bei 180 °C.
[0098] Die Tabelle 8 zeigt die Hitzealterung von ISO-Zugstäben durch eine Lagerung bei 150
°C und die sich daraus ergebende Zugbelastung beim Bruch dieser ISO-Zugstäbe.
Tabelle 8
Lagerzeit [h] |
Einheit |
V3 |
VB1 |
0 |
MPa |
38 |
100% |
43 |
100% |
250 |
MPa |
37 |
97% |
33 |
77% |
500 |
MPa |
37 |
97% |
31 |
72% |
750 |
MPa |
36 |
95% |
29 |
67% |
1000 |
MPa |
36 |
95% |
28 |
65% |
[0099] V3 besitzt nach 1000 h bei 150 °C noch eine Bruchspannung von 97 % des Ausgangswerts,
hingegen ist die Bruchspannung bei VB1 bereits auf 65 % abgesunken.
[0100] Die Tabelle 9 zeigt die Hitzealterung von ISO-Zugstäben durch eine Lagerung bei 150
°C und die sich daraus ergebende Verlängerung beim Bruch dieser ISO-Zugstäbe.
Tabelle 9
Lagerzeit [h] |
Einheit |
V3 |
VB1 |
0 |
% |
110 |
100% |
347 |
100% |
250 |
% |
83 |
75% |
273 |
79% |
500 |
% |
64 |
58% |
167 |
48% |
750 |
% |
62 |
57% |
116 |
33% |
1000 |
% |
56 |
51% |
86 |
25% |
[0101] V3 besitzt nach 1000 h bei 150 °C noch eine Bruchdehnung von 51 % des Ausgangswerts,
hingegen ist die Bruchdehnung bei VB1 bereits nach 500 h unter den 50 % des Ausgangswerts
gesunken.
[0102] Die Tabelle 10 zeigt den Berstdruck nach DIN 73378 (+23°C) an Rohren mit unterschiedlicher
Dimension.
Tabelle 10
Rohre 9 x 1.5mm Berstdruck [bar] |
Rohre 10 x 1mm Berstdruck [bar] |
Rohre 12.5 x 1.25mm Berstdruck [bar] |
V3 |
V4 |
V5 |
V3 |
V4 |
V5 |
V3 |
V4 |
V5 |
90 |
90 |
104 |
51 |
53 |
56 |
47 |
51 |
53 |
[0103] Beim Testen der Rohre auf ihre Unterdruckfestigkeit, wurde die Einfalltemperatur
der Leitungen bei einem Unterdruck von 940 mbar gemessen. Die geprüften, mit der erfindungsgemässen
Formmasse V3 hergestellten Leitungen mit den Dimensionen 12.5 x 1.25 mm sind bei -940
mbar Unterdruck und +166 °C eingefallen. Diese Einfalltemperatur liegt somit 10 °C
über derjenigen von VB1. Damit konnte gezeigt werden, dass die erfindungsgemässen
Formmassen bei der Verwendung als Vakuumleitung bei höherer Temperatur, bevorzugt
als Bremskraftverstärkerleitung eines Kraftfahrzeugs, einen speziellen und unerwarteten
Vorteil haben.
[0104] Wenngleich die Figur 1 ausschliesslich die Schubmodulkurven von Formstücken zeigt,
die mit unterschiedlichen Formmassen hergestellt worden sind, so soll diese Figur
den Offenbarungsumfang dieser Patentanmeldung nicht beschränken. Tatsächlich wurden
auch Zugmodule bzw. Elastizitätsmodule gemessen. Dabei stellte sich heraus, dass Formstücke,
die mit erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmassen (z.B. V2) hergestellt wurden,
bei einer Temperatur von -30 °C einen Elastizitätsmodul von höchstens 1400 MPa aufweisen.
Weitere Messungen ergaben, dass Formstücke, die mit erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmassen
(z.B. V2) hergestellt wurden, bei einer Temperatur von -40 °C einen Elastizitätsmodul
von höchstens 2400 MPa aufweisen. Bei mit bevorzugten Polyamid-Blend-Formmassen (z.B.
V7) hergestellten Formstücken beträgt der Elastizitätsmodul bei -40 °C höchstens 2000
MPa, bei besonders bevorzugten Polyamid-Blend-Formmassen (z.B. V3) höchstens 1950
MPa.
[0105] Auch bei höheren Temperaturen, z.B. bei +120 °C, wurden Zugmodule bzw. Elastizitätsmodule
an Formstücken gemessen, die mit erfindungsgemässen Polyamid-Blend-Formmassen (z.B.
V2) hergestellt wurden. Dabei hat es sich herausgestellt, dass diese Formstücke bei
einer Temperatur von +120 °C einen Elastizitätsmodul von mindestens 180 MPa aufweisen.
Bei mit bevorzugten Polyamid-Blend-Formmassen (z.B. V7) hergestellten Formstücken
beträgt der Elastizitätsmodul mindestens 150 MPa, bei besonders bevorzugten Polyamid-Blend-Formmassen
(z.B. V3) mindestens 140 MPa.
1. Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Blend-Anteil und mindestens einer Schlagzähkomponente,
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil folgende Polyamide umfasst:
(A) 20 bis 65 Gew.-% zumindest eines teilkristallinen Polyamids mit einer Schmelz-Enthalpie
von > 40 J/g und mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit;
(B) 8 bis 25 Gew.-% zumindest eines amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids,
wobei das mikrokristalline Polyamid eine Schmelz-Enthalpie im Bereich von 4 bis 40
J/g aufweist; und
(C) 1 bis 20 Gew.-% zumindest eines Polyamids mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen
pro Monomereinheit;
und dass die Schlagzähkomponente umfasst:
(D) 10 bis 40 Gew.-% eines Polyamid-Elastomers, das aufgebaut ist aus Hartsegmenten
und Weichsegmenten, wobei die Hartsegmente auf Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren
basieren; und
(E) 0 bis 35 Gew.-% eines Nichtpolyamid-Elastomers;
wobei sich alle Angaben in Gew.-% auf das Gesamtgewicht der Polyamid-Blend-Formmasse
beziehen und sich, optional ergänzt durch ebenfalls zugegebene handelsübliche Additive,
zu 100 Gew.-% ergeben.
2. Polyamid-Blend-Formmasse mit einem Polyamid-Blend-Anteil und mindestens einer Schlagzähkomponente,
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil folgende Polyamide umfasst:
(A) 50 bis 85 Gew.-% zumindest eines teilkristallinen Polyamids mit einer Schmelz-Enthalpie
von > 40 J/g und mit durchschnittlich mindestens 8 C-Atomen pro Monomereinheit;
(B) 2 bis 15 Gew.-% zumindest eines amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids,
wobei das mikrokristalline Polyamid eine Schmelz-Enthalpie im Bereich von 4 bis 40
J/g aufweist; und
(C) 2 bis 15 Gew.-% zumindest eines Polyamids mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen
pro Monomereinheit;
und dass die Schlagzähkomponente umfasst:
(D) 1 bis 20 Gew.-% eines Polyamid-Elastomers, das aufgebaut ist aus Hartsegmenten
und Weichsegmenten, wobei die Hartsegmente auf Lactamen und/oder Aminocarbonsäuren
basieren; und
(E) 0 bis 35 Gew.-% eines Nichtpolyamid-Elastomers;
wobei sich alle Angaben in Gew.-% auf das Gesamtgewicht der Polyamid-Blend-Formmasse
beziehen und sich, optional ergänzt durch ebenfalls zugegebene handelsübliche Additive,
zu 100 Gew.-% ergeben.
3. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das mikrokristalline Polyamid der Komponente (B) eine Schmelz-Enthalpie im Bereich
von 4 bis 25 J/g aufweist.
4. Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Polyamid-Elastomere der Komponente (D) aus der Gruppe Polyetheramide, Polyesteretheramide
und/oder Polyesteramide ausgewählt sind.
5. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil aus den folgenden Polyamiden besteht:
25 bis 50 Gew.-% des zumindest einen teilkristallinen Polyamids der Komponente (A);
10 bis 20 Gew.-% des zumindest einen amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids
der Komponente (B); und
5 bis 10 Gew.-% des zumindest einen Polyamids der Komponente (C).
6. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil aus den folgenden Polyamiden besteht:
55 bis 70 Gew.-% des zumindest einen teilkristallinen Polyamids der Komponente (A);
5 bis 10 Gew.-% des zumindest einen amorphen und/oder mikrokristallinen Polyamids
der Komponente (B); und
5 bis 10 Gew.-% des zumindest einen Polyamids der Komponente (C).
7. Polyamid-Blend-Formmasse einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Polyamid der Komponente (A) mit durchschnittlich mindestens 8
C-Atomen pro Monomereinheit ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche die Polyamide
PA 11, PA 12, PA 610, PA 612, PA 1010, PA 106, PA 106/10T, PA 614 und PA 618 umfasst.
8. Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine amorphe und/oder mikrokristalline Polyamid der Komponente (B)
ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche die Polyamide PA MACMI/MACMT/12, PA MACMI/12
und PA PACM12, PA 6I/6T, PA TMDT, PA NDT/INDT, PA 61/MACMI/MACMT, PA 61/6T/MACMI,
PA MACM12/PACM12, PA MACMI/MACM36, PA 61; PA 12/PACMI, PA 12/MACMI, PA 12/MACMT, PA
61/PACMT, PA 6/61 und PA 6/IPDT; PA MACM12, PA MACM18, PA PACM12, PA MACM12/PACM12,
PA MACM18/PACM18, PA 61/PACMI/PACMT; PA 61/MXDI; sowie eine beliebige Mischung dieser
Polyamide umfasst.
9. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass das Polyamid PA MACMI/MACMT/12 gebildet ist aus:
- 30 bis 45 Gewichtsteilen MACMI,
- 30 bis 45 Gewichtsteilen MACMT, und
- 10 bis 40 Gewichtsteilen LC12.
10. Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest eine Polyamid der Komponente (C) mit durchschnittlich maximal 6 C-Atomen
pro Monomereinheit ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche die Polyamide PA 6, PA
46 und PA 66 umfasst.
11. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil aus den folgenden Polyamiden besteht:
(A) 25 bis 50 Gew.-% PA 610;
(B) 10 bis 20 Gew.-% PA MACMI/MACMT/12; und
(C) 5 bis 10 Gew.-% PA 6.
12. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass der Polyamid-Blend-Anteil aus den folgenden Polyamiden besteht:
(A) 55 bis 70 Gew.-% PA 610;
(B) 5 bis 10 Gew.-% PA MACMI/MACMT/12; und
(C) 5 bis 10 Gew.-% PA 6.
13. Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Polyamid-Elastomer der Komponente (D) mit Hartsegmenten auf Lactam- und/oder
Aminocarbonsäure-Basis ausgewählt ist aus einer Gruppe, die Polyetheramide, Polyesteretheramide
und/oder Polyesteramide umfasst, wobei das Polyamid-Elastomer vorzugsweise Hartblöcke
aus PA 6-, PA 11-, oder PA 12-Segmenten aufweist.
14. Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Nichtpolyamid-Elastomer der Komponente (E) ausgewählt ist aus einer Gruppe, die
Ethylen-α-Olefin-Copolymere, Ethylen-C3-12-α-Olefin-Copolymere, und Ethylen-C3-12-α-Olefin mit einem unkonjugierten Dien, NBR (Acrylnitril-Butadien-Kautschuk) und
Acrylat umfasst.
15. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Ethylen-α-Olefin-Copolymer ein EP-Elastomer (Ethylen-Propylen-Kautschuk) und/oder
EPDM-Elastomer (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) ist, wobei das Olefin des Ethylen-C3-12-α-Olefin-Copolymers ausgewählt aus der Gruppe Propen, 1-Buten, 1-Penten, 1-Hexen,
1-Octen, 1-Decen und/oder 1-Dodecen, und wobei das unkonjugierte Dien ausgewählt ist
aus der Gruppe Bicyclo(2.2.1)heptadien, Hexadien-1.4, Dicyclopentadien und 5-Ethylidennorbornen.
16. Polyamid-Blend-Formmasse nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Ethylen-α-Olefin-Copolymere eine mit Maleinsäureanhydrid gepfropfte Mischung
aus Ethylen-Propylen-Copolymer und Ethylen-Butylen-Copolymer sind.
17. Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Blend ein Füllstoff beigemischt ist, der ausgewählt ist aus einer Gruppe, die
Fasern und organisch modifizierte Schichtsilikate umfasst, wobei die Fasern als Glasfasern
ausgebildet sind, wobei der Polyamid-Blend-Formmasse bis zu 20 Gew.-% an Glasfasern
beigemischt sind, und wobei die organisch modifizierten Schichtsilikate ausgewählt
sind aus einer Gruppe, die Glimmer, Smektite und Vermiculit umfasst, wobei der Polyamid-Blend-Formmasse
bis zu 15 Gew.-% an organisch modifizierten Schichtsilikaten beigemischt sind.
18. Verfahren zum Herstellen einer Polyamid-Blend-Formmasse nach einem der Ansprüche 1
bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass jedes Polyamid der Komponenten (A,B,C) des Polyamid-Blend-Anteils sowie das Polyamid-Elastomer
der Schlagzähkomponente (D) in einem klassischen Polymerisationsautoklaven bei einem
Totaldruck hergestellt wird, der 300 mbar beträgt oder höher liegt.
19. Formstück, hergestellt aus einer Polyamid-Blend-Formmasse, gemäss einem der Ansprüche
1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass dieses Formstück bei einer Temperatur von -30 °C einen Elastizitätsmodul von höchstens
1400 MPa aufweist.
20. Formstück, hergestellt aus einer Polyamid-Blend-Formmasse, gemäss einem der Ansprüche
1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass dieses Formstück bei einer Temperatur von -40 °C einen Elastizitätsmodul von höchstens
2400 MPa, bevorzugt von höchstens 2000 MPa, und besonders bevorzugt von höchstens
1950 MPa aufweist.
21. Formstück, hergestellt aus einer Polyamid-Blend-Formmasse, gemäss einem der Ansprüche
1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass dieses Formstück bei einer Temperatur von +120 °C einen Elastizitätsmodul von mindestens
180 MPa, bevorzugt von mindestens 150 MPa, besonders bevorzugt von mindestens 140
MPa. aufweist.
22. Formstück nach einem der Ansprüche 19 bis 21, dadurch gekennzeichnet, dass es als Rohr ausgebildet ist, das ausgewählt ist aus einer Gruppe, die Leitungen in
oder an Kraftfahrzeugen und Leitungen in oder an unbeweglichen Bauten umfasst, wobei
das Rohr vorzugsweise als einschichtig extrudiertes Rohr ausgebildet ist.
23. Formstück nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass die Leitungen in oder an Kraftfahrzeugen Bremskraftverstärker-, Kühlwasser-, Luftansaug-,
Heizungs-, Lüftungs-, Hydraulik- und Druckluft-Brems-Leitungen umfassen.
24. Formstück nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass die Leitungen in oder an unbeweglichen Bauten Abwasser-, Meteorwasser-, Rohrpost-,
Heizöl-, Fernheiz-, Kaltwasser-, Heisswasser- und Trinkwasser-Leitungen sowie Schutzrohre
für elektrische Leitungen umfassen.
25. Formstück nach einem der Ansprüche 19 bis 24, dadurch gekennzeichnet, dass es als spritzgegossenes Bremskraftverstärker-, Kraftstofffilter- oder Luftfilter-Bauteil
ausgebildet ist.