[0001] Die Erfindung betrifft den Aufbau einer elektrischen Panzerung für ein zu schützendes
Objekt stationärer oder beweglicher Art vor insbesondere Hohlladungsgeschossen.
[0002] Hohlladungen stellen auch für gepanzerte (Rad-)Fahrzeuge eine Bedrohung dar. Eine
Hohlladung ist eine spezielle Anordnung von brisantem Sprengstoff (oft auf Nitropenta-
oder Hexogen/ Oktogenbasis) um eine kegel- oder halbkugelförmige Metalleinlage, die
sich besonders zum Durchschlagen von Panzerungen eignet. Sie wird als panzerbrechende
Munition dementsprechend eingesetzt. Dabei ist die kegelförmige Metalleinlage mit
einer nach vorne gerichteten Öffnung mit dem Sprengstoff umgeben. Wird die Ladung
gezündet, bildet sich von der Spitze des Metallkerns ausgehend ein Stachel aus kalt
verformtem Metall aus, der mit sehr hoher Geschwindigkeit das Ziel durchdringt, gefolgt
von einem langsameren Stößel, der die Hauptmasse bildet.
[0003] Bekannte einfache Hohlladungsschutzeinrichtungen sind sogenannte SLATs, die am Fahrzeug
angebracht sind. Einen vorzugsweise abnehmbaren SLAT Schutzaufbau offenbart die
DE 10 2007 036 393 A1. Ein Schutzgitter selbiger Art beschreibt auch die
DE 10 2007 002 577 A1. Eine weitere Schutzvorrichtung wird mit der
DE 103 10 952 A1 publiziert.
[0004] Weitere Lösungen sind beispielsweise aktive Reaktivpanzerungen, die verschiedenen
Projektilen entgegen geworfen werden, wie beispielsweise aus der
DE 10 2005 056 178 A1 bekannt. Die Ausrichtung einer Vielzahl von reaktiven Schutzelementen in einem Wasserfahrzeug
ist Gegenstand der
DE 10 2007 022 767 A1. Mit einer fluidischen Panzeranordnung beschäftigt sich die
DE 10 2007 060 611A1.
[0005] Ein Schutzmodul zum Schutz von Objekten mit elektrischem Strom gegen Bedrohungen,
insbesondere durch Hohlladungen wird mit der
DE 10 2005 021 348 B3 geschützt.
[0006] Zwischenzeitlich werden auch andere sogenannte elektrische Panzerungen als Schutzsysteme
eingesetzt. Durch eine derartige elektrische Panzerung kann die Wirkreichweite eines
Hohlladungsstrahls deutlich reduziert werden. Derartige Konzepte bestehen dabei aus
einer Plattenanordnung, einem Kondensator, einer Zuleitung und einem Ladegerät (Fig.
1). Erreicht der Hohlladungsstrahl H die Panzerung, schließt dieser durch Kontaktierung
der oberen und unteren (vorderen/ hinteren) Platte den Kondensator kurz. Der Kondensator
entlädt den Stromkreis, wodurch sich aufgrund des hohen Stromes um den Hohlleitungsstrahl
ein starkes Magnetfeld ausbildet, das wiederum auf die geladenen Teilchen des Hohlladungsstrahls
in Form starker Kräfte wirkt. Das bewirkt die Vergrößerung des Durchmesser des Hohlladungsstrahls,
was die Penetrationsleistung des Hohlladungsstrahls selbst dadurch reduziert. Je nach
Ausführung kann das Prinzip modifiziert werden, beispielsweise durch ein Hintereinanderschalten
mehrerer Platten, das Vorsehen von dielektrischen Flüssigkeiten zwischen den Platten
oder einem Wechsel von dielektrischen Flüssigkeiten und der Keramik zwischen den Platten.
[0007] Für das Wirkprinzip der elektrischen Panzerung ist es wichtig, dass möglichst schnell
ein Kurzschluss zwischen den beiden Platten mit einem hohen Strom erzeugt wird. Dieser
wird häufig aufgrund der Induktivität des Stromanstiegs in der Zuleitung gebremst,
sodass dieser Stromanstieg dann einige 10 µs betragen kann. Ein weiteres Manko ist,
dass der Kurzschluss erst zu fließen anfängt, wenn die beiden Platten miteinander
durch den Hohlladungsstrahl verbunden werden. Dies kann dazu führen, dass die vordere
Front des Hohlladungsstrahls unbeeinflusst ist, da die Anstiegsgeschwindigkeit des
Stromes nicht schnell genug ist.
[0008] Hier stellt sich die Erfindung die Aufgabe, eine frühere Reaktion auf den Hohlladungsstrahl
durch kürzere / geringere Anstiegsgeschwindigkeiten zu schaffen.
[0009] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind in den Unteransprüchen aufgezeigt.
[0010] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, die Kapazität eines sonst verwendeten zentralen
Kondensator auf eine Vielzahl von Plattenkondensatoren aufzuteilen, sodass die Kapazität
des Kondensators durch eine Vielzahl von Plattenkondensatoren, die zwischen den hintereinander
liegenden Schutzplatten gebildet werden, realisiert wird. Dabei wird jeder einzelne
der Kondensatoren auf eine Spannung U
0 geladen. Trifft nun der Hohlladungsstrahl auf die Schutzplatte, ist aufgrund der
kurzen "Zuleitung" ein schneller Stromanstieg möglich, wenn der Strahl die Platten
des ersten Kondensators elektrisch miteinander verbindet und so nur der erste Kondensator
kurzgeschlossen wird, wodurch der Hohlladungsstrahl nahezu die einzige Induktivität
des Kurzschlusskreises darstellt. So kann bereits auf die Front des Strahles reagiert
werden. Durch jedes weitere Penetrieren des Schutzelementes bzw. -moduls werden sukzessive
weitere Kondensatoren kurzgeschlossen. Das Ladegerät befindet sich vorzugsweise innerhalb
des Fahrzeuges oder zu schützenden Objektes. Das aus den vielen Schutzplatten gebildete
Schutzmodul wird mittels eines koaxialen HV- Kabels aufgeladen. Die Spannungsaufteilung
kann sowohl im Ladegerät als auch im Schutzmodul erfolgen.
[0011] Zur Erhöhung der Kapazität hat es sich in Weiterentwicklung der Idee als vorteilhaft
gezeigt, wenn zwischen die einzelnen Platten der Kondensatoren dielektrische Keramiken
eingebunden werden.
[0012] Der Stromanstieg und die Amplitude werden nunmehr nur noch von den Parametern des
Hohlladungsstrahls, der ersten Kapazität C und der Ladespannung U
0 bestimmt. Da sowohl die Induktivität als auch die Kapazität des Kurzschlusskreises
geringer ist als dies bei herkömmlichen Anwendungen der Fall ist, weist dieser kleinere
Kreis eine deutlich geringere Anstiegsgeschwindigkeit auf. Der Plattenabstand kann
auch geringer als herkömmliche Platten gewählt werden, da mehrere hintereinander angeordnet
werden. Auch dieses trägt zu einer früheren Beeinflussung der Spitze des Hohlladungsstrahls
bei. Ein weiterer nicht unwichtiger Vorteil bildet sich dadurch, dass auf den zentralen
Kondensator verzichtet wird, dieser nicht mehr im Fahrzeug seinen eigenen Platz benötigt.
[0013] Das Schutzmodul kann aus mehreren Schutzmodulteilen aufgebaut sein. Dies hat den
Vorteil, dass die weniger wichtigen Bereiche, die geschützt werden müssen, weniger
Platten aufweisen können, sodass das gesamte Schutzmodul leichter wird. Ein weiterer
sich mit Teilmodulen realisierbarer Vorteil ist die Austauschbarkeit defekter Teilmodule.
[0014] In einer weiteren denkbaren Variante können die Schutzteilmodule miteinander so verbunden
werden, dass bei detektiertem Angriff die Kondensatoren im Beschussbereich mit einer
zusätzlichen Spannung versorgt werden können, um somit die Anstiegsgeschwindigkeit
zu erhöhen. Dabei kann es offen bleiben, ob die Kapazitäten außerhalb des detektierten
Aufschlagpunktes des Hohlladungsprojektils ihre Spannung abgeben oder eine zentrale
Quelle diese Aufgabe übernimmt.
[0015] Anhand eines kleinen Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher
erläutert werden.
[0016] Es zeigt:
- Fig. 1
- einen prinzipiellen elektrischen Aufbau einer elektrischen Panzerung nach dem Stand
der Technik,
- Fig. 2
- ein prinzipieller Aufbau der Schutzmoduls gemäß der Erfindung,
- Fig. 3
- in einer Vorderansicht eine Variante des Aufbaus des Schutzmoduls.
[0017] Fig. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines elektrischen Schutzmoduls 1, bestehend
aus mehreren hintereinander angebrachten Platten P
1,P
2, bis P
n zur Bildung mehrerer Kapazitäten C
1 bis C
n. Bevorzugt werden dielektrische Keramiken 3 zwischen den Platten P
1-n eingebunden.
[0018] Jede der Kapazitäten C1 bis C
n wird auf eine Ladespannung U
0 aufgeladen.
[0019] Trifft der Hohlladungsstrahl H auf die erste Platte P
1 schließt er den ersten Kondensator C
1 kurz (P
1 und P
2). Mit jedem weiteren Durchdringen der Kapazitäten C
2-n durch den Hohlladungsstrahls H werden diese nacheinander kurzgeschlossen, der Hohlladungsstrahl
wird H abgeschwächt und die Hauptmasse unwirksam gemacht.
[0020] Fig. 2 zeigt die Aufteilung des Schutzmoduls 1, hier an einem skizzenhaft dargestellten
Objekt 20, in verschiedene bzw. unterteilte Schutzbereiche 10 bzw. Schutzteilmodule.
Dabei besteht die Möglichkeit, diese symmetrisch zu gestalten, was eine einfache Austauschbarkeit
bei Defekt ermöglicht, oder aber eine Unsymmetrie zuzulassen. Die Teilmodule 10' können
in ihrem Aufbau in den wichtigsten zu schützenden Bereichen an einem Objekt 20 dicker
aufgebaut sein, als in anderen Bereichen.
[0021] In einer weiteren bevorzugten Ausführung können die Schutzteilmodule 10 miteinander
so verbunden werden, dass bei detektiertem Angriff die Kondensatoren C
1-n im Beschussbereich 11 mit einer zusätzlichen Spannung U versorgt werden können, um
somit die Stromamplitude an diesen Kondensatoren zwischen den Platten zu erhöhen.
[0022] Ebenfalls denkbar ist eine weitere Verteilung der Kapazität auf C
1(-n), das / die im Schutzmodul 1 / Schutzteilmodul 10 (jeweils) eingebunden ist (sind),
und einem zentralen Kondensator. Die /der Einzelkondensator C
1(-n) bestimmt(en) dabei die Stromanstieggeschwindigkeit zu Beginn und wird (werden) durch
den zentralen Kondensator danach mit dem Hauptstrom versorgt. Es versteht sich, dass
auch Kombinationen dieser und der bereits beschriebenen Variante möglich sind.
1. Schutzmodul (1) zum Schutz von Objekten insbesondere gegen Hohlladungsgeschosse, bestehend
aus mehreren, hintereinander und / oder übereinander angebrachten Platten (P1 bis Pn) zur Bildung verteilter bzw. mehrerer Kapazitäten (C1 bis Cn).
2. Schutzmodul nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dielektrische Keramiken (3) zwischen den Platten (P1 bis Pn) eingebunden sind.
3. Schutzmodul nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Schutzmodul (1) in mehrere Schutzteilmodule (10) unterteilt ist.
4. Schutzmodul nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzteilmodule (10) symmetrisch als auch unsymmetrisch ausgeführt sein können.
5. Schutzmodul nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der Platten (P1 bis Pn) je Schutzteilmodul (10) unterschiedlich sein können.
6. Schutzmodul nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzteilmodule (10) miteinander so verbunden werden können, dass bei detektiertem
Angriff die Kondensatoren (C1-n) im Beschussbereich mit einer zusätzlichen Spannung (U) versorgt werden können, um
somit die Stromamplitude zu erhöhen.
7. Schutzmodul nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die zusätzliche Spannung durch einen zentralen Kondensator geliefert wird.
8. Schutzmodul nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verteilung der Kapazität ein Kondensator (C1) im Schutzmodul (1) und der andere Kondensator (C2) zentral angeordnet sind.
9. Schutzmodul nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verteilung der Kapazität jeweils ein Kondensator (C1-n) in den Schutzteilmodulen (10) und ein zentraler Kondensator vorgesehen sind.