TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft ein Wärmebehandlungsverfahren für einen einkristallinen oder
gerichtet erstarrten Werkstoffkörper aus einer Nickel-Basis-Superlegierung gemäss
dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Nickel-Basis-Superlegierungen, wie sie zum Beispiel aus der Schrift
US-A-5,759,301 bekannt sind, werden nach dem Giessprozess einer Wärmebehandlung unterzogen. Dabei
wird in einem ersten Lösungsglühschritt die während des Giessprozesses ungleichmässig
ausgeschiedene γ-Phase ganz oder teilweise aufgelöst. In einer zweiten Ausscheidungswärmebehandlung
wird diese γ-Phase wieder kontrolliert ausgeschieden. Um optimale mechanische Eigenschaften
zu erzielen, wird diese Ausscheidungswärmebehandlung derart durchgeführt, dass feine,
gleichmässig-verteilte γ'-Teilchen ausgeschieden werden.
Eine solche Wärmebehandlung ist aus dem Artikel
Development of two Rheniumcontaining superalloys for single crystal blade and directionally
solidified vane applications in advanced turbine engines, Journal of Materials Engineering
and Performance, 2(1993)August, No. 4, Materials Park, Ohio, US bekannt. Der Werkstoff CMSX-4 wird dabei einer zweistufigen Wärmebehandlung unterworfen,
die vorsieht, zuerst γ'-Teilchen mit einer Durchschnittsgrösse von 0.45 µm bei einer
Temperatur von 1140°C auszuscheiden, bevor ein zweiter Teil feinster γ'-Teilchen mit
einer Grösse im Nanometerbereich bei einer Temperatur von 871°C ausgeschieden wird.
Ähnliche Wärmebehandlungen zur Ausscheidung von γ'-Teilchen bei Nickel-Basis-Superlegierungen
offenbaren die Schriften
GB-A-2 235 697,
EP-A2-155 827,
US-A-5,100,484,
US-A-4,459,160 und
US-A-4,4643,782.
[0003] Aus
EP-A2-76 360,
US-A-5,154,884 und
EP-A1-937 784 sind ebenso derartige Wärmebehandlungen bekannt. Diese Schriften sehen Ausscheidungswärmebehandlungen
bei verschiedenen Temperaturen zur Ausscheidung von γ'-Teilchen unterschiedlicher
Grösse vor. In
EP-A1-76 360 beispielsweise wird eine erste Phase von "groben" γ'-Teilchen bei einer Temperatur
von 1204° bis 1260° C in einer Zeit von 2 bis 4 Stunden ausgeschieden. Nachfolgend
wird eine zweite Phase von "feinen" γ'-Teilchen bei einer Temperatur von 1080°C ausgeschieden.
In einem letzten Schrift wird eine Wärmebehandlung von 649°C durchgeführt.
[0004] Beim Vorliegen einer mechanischen Belastung und langzeitiger Hochtemperaturbeanspruchung
kommt es zur gerichteten Vergröberung der γ'-Teilchen, der sogenannten Flossbildung
(rafting) und, bei hohen γ'-Gehalten (d.h. bei einem γ'-Volumenanteil von mindestens
50%), zur Invertierung der Mikrostruktur, d.h. γ' wird zur durchgehenden Phase, in
der die frühere γ-Matrix eingebettet ist. Da die intermetallische γ'-Phase zur Umgebungsversprödung
(environmental embrittlement) neigt, führt dies unter bestimmten Belastungsbedingungen
zu massivem Verlust an mechanischen Eigenschaften. Die Umgebungsversprödung tritt
insbesondere dann auf, wenn Feuchtigkeit und lange Haltezeiten unter Zugbelastung
vorliegen.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Wärmebehandlungsverfahren der eingangs
genannten Art anzugeben, mit dem in einfacher Weise die beschriebene Versprödung und
der damit verbundene Eigenschaftsverlust von Nickel-Basis-Superlegierungen mit hohem
γ'-Gehalt von 50% und mehr vermieden wird.
[0006] Erfindungsgemäss wird dies bei dem Wärmebehandlungsverfahren gemäss dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 dadurch gelöst, dass bei einer ersten Temperatur T
1 γ'-Teilchen von grösser 1 µm mit einem Volumenanteil von V
ges - V
1 von kleiner als 50% ausgeschieden werden, wobei V
1 der Anteil der γ'-Teilchen, der grösser als 1 µm ist, und bei mindestens einer zweiten
Temperatur T
A γ'-Teilchen von kleiner 1 µm ausgeschieden werden. Vorzugsweise werden die γ'-Teilchen
bei der ersten Temperatur in einer Grösse von 2 µm oder mehr mit einem Volumenanteil
von 0.25 < (V
ges -V
1)/(100 - V
1) < 0.55 ausgeschieden.
[0007] Die Ausscheidung von γ'-Teilchen von grösser 1 µm wird bei einem Werkstoff mit der
Zusammensetzung von (Gew.-%) Ni - 6.5% Cr - 9.6% Co - 0.6% Mo - 6.4% W - 6.5% Ta -
3% Re - 5.6 % Al - 1.0% Ti - 0.2 Hf -230ppm C - 70 ppm B bei einer Temperatur T
1 zwischen 1180°C und 1275°C, vorzugsweise bei einer Temperatur T
1 zwischen 1230°C und 1265°C in einer Zeit zwischen 1 und 10 Stunden, durchgeführt.
[0008] Die Ausscheidung von γ'-teilchen von kleiner 1 µm wird bei einer Temperatur T
A1 von 1050° bis 1150°C in 1 bis 10 Stunden und einer Temperatur T
A2 von 820° bis 900°C in 10 bis 30 Stunden durchgeführt.
[0009] Vorteilhaft wird von Lösungsglühtemperatur mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von
kleiner 5K/min, vorzugsweise zwischen 2K/min und 0.1 K/min, bevorzugt von 0.5 K/min,
auf die erste Ausscheidungstemperatur zur Ausscheidung grober γ'-Teilchen mit einer
Teilchengröße größer 1µm abgekühlt. Alternativ kann zwischen der Lösungsglühung und
der Ausscheidung von groben γ'-Teilchen der Werkstoffkörper auf Raumtemperatur abgekühlt
werden und nachfolgend auf die erste Temperatur T
1 wiedererwärmt werden.
KURZE BESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0010] Die Erfindung wird in den beiliegenden Figuren näher erläutert, wobei
- Fig. 1
- einen Werkstoffkörper dargestellt, welcher nach erfindungsgemässen Variante 1 wärmebehandelt
wurde und
- Fig. 2
- einen Werkstoffkörper dargestellt, welcher nach der Variante 3 die nicht der Erfindung
entspricht, wärmebehandelt wurde,
[0011] Es werden nur die für die Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0012] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Wärmebehandlungsverfahren für einen
einkristallinen oder gerichtet erstarrten Werkstoffkörper, welcher aus einer Nickel-Basis-Superlegierung
mit einem γ'-Volumenanteil V
ges nach vollständiger Wärmebehandlung von mindestens 50% besteht. Eine derartige Nickel-Basis-Superlegierung
ist beispielsweise aus der Schrift
US-A-5,759,301 bekannt. Es kann sich dabei beispielsweise um ein thermisch belastetes Teil, wie
z.B. um eine Leit- oder Laufschaufel einer Gasturbine, handeln.
[0013] In einem ersten Schritt wird der Werkstoffkörper bei einer Temperatur T
L zur nahezu vollständigen Auflösung der γ'-Teilchen gemäß dem Stand der Technik lösungsgeglüht.
Dieser erste Schritt dient dazu die während des Giessverfahrens ungleichmässig ausgeschiedene
γ'-Phase ganz oder teilweise aufzulösen. In einer weiteren Wärmebehandlung werden
diese γ'-Teilchen dann gleichmassig verteilt wieder ausgeschieden.
[0014] Erfindungsgemäss wird diese γ'-Phase bei verschiedenen Temperaturen und damit in
verschiedenen Grössen ausgeschieden. Der mittlere Teilchendurchmesser einer bei einer
Temperatur T
1 zuerst ausgeschiedenen, "groben" γ'-Phase muss grösser als 1µm, bevorzugt größer
als 2µm, sein. Ein qualitatives Merkmal ist die unregelmäßige Morphologie dieser γ'-Teilchen,
die sich daraus ergibt, dass die Teilchen ihre Kohärenz zur Matrix zumindest teilweise
verlieren. Sei V
ges der gesamte ausscheidbare γ'-Volumenanteil, also z.B. 70%, und V
1 der erste, grob auszuscheidende Anteil der γ'-Teilchen, so muss V
ges - V
1 kleiner 50% gelten. Darüber hinaus sollte bevorzugt folgende Beziehung erfüllt werden:
0.25 < (V
ges-V
1) / (100 - V
1) < 0.55. Diese Beziehungen sollen im gesamten Materialvolumen, d.h. in den dendritischen
wie interdendritischen Bereichen erfüllt sein. Dies Beziehung führt zu einem grossen
interpartiellen Abstand der "groben" γ'-Phase, welche den Diffusionsabstand vergrössert
und somit deren Flosssbildung verhindert.
[0015] Ferner wird bei Einhaltung der oberen Schranke von V
ges - V
1 kleiner 50% bzw. (V
ges - V
1) / (100 - V
1) < 0.55) der Anteil feiner γ'-Teilchen kleiner 1µm soweit reduziert, dass es nicht
mehr zu dem eingangs beschriebenen Verlust bestimmter mechanischer Eigenschaften durch
Umgebungsversprödung kommt, da deren Volumenanteil nicht mehr ausreicht, um eine Matrixinvertierung
zu verursachen. Die bevorzugte untere Schranke von 0.25 < (V
ges - V
1) / (100 - V
1) ergibt sich daraus, dass die Festigkeitswerte durch Anwesenheit eines ausreichenden
Volumenanteils feiner γ'-Teilchen ein bestimmtes Mindestniveau erreichen müssen.
[0016] Weiter werden in einer zweiten Ausscheidungswärmebehandlung bei Temperatur T
A < T
1 γ'-Teilchen von kleiner 1µm ausgeschieden. Dies kann auch bei zwei Temperaturen T
A1 und T
A2 < T
A1 zur weiteren Ausscheidung von γ'-Teilchen im Bereich einiger 10 Nanometer erfolgen.
[0017] Darüber hinaus wird vorgeschlagen von der Lösungsglühtemperatur T
L zur Ausscheidungstemperatur T
1 eine Abkühlungsrate v von kleiner 5K/min einzuführen. Dies begünstigt die hier gewünschte
Einstellung eines groben γ'-Gefüges, da eine langsame Abkühlung zu einer geringen
Dichte an γ'-Keimen führt. Eine untere Grenze besteht nur aus Kostengründen auf Grund
zunehmender Wärmebehandlungszeiten. Die Abkühlgeschwindigkeit v liegt vorzugsweise
zwischen 0.1 K/min und 2 K/min mit einem bevorzugtem Wert bei 0.5 K/min.
[0018] Alternativ zu der genannten langsamen Abkühlung ist auch eine Abkühlung von T
L auf Raumtemperatur mittels Gasabkühlung (gas fan quenching) mit nachfolgendem Wiederaufheizen
auf T
1 denkbar. Typischerweise werden dabei Abkühlungsgeschwindigkeiten von mindestens 20
K/min erreicht. T
1 und die Wärmebehandlungsdauer lassen sich wiederum gemäß obiger abgestufter Kriterien
bezüglich mittlerem Durchmesser und Volumenanteil der groben Ausscheidungen definieren.
Experimentelle Ergebnisse
[0019] Die experimentellen Ergebnisse beziehen sich auf den Werkstoff MK4 mit folgendender
Zusammensetzung (Gew.-%) Ni - 6.5% Cr - 9.6% Co - 0.6% Mo - 6.4% W - 6.5% Ta - 3%
Re - 5.6 % Al - 1.0% Ti - 0.2 Hf - 230 ppm C - 70 ppm B.
Variante 1 der erfindungsgemässen Wärmebehandlung
[0020]
- Lösungsglühung bei TL = 1300°C / 2.5 h und 1310°C / 6h
- Abkühlung mit 0.5 K/min auf T1 = 1250°C
- Glühung bei T1 = 1250°C / 6h
- Gasabkühlung mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von mehr als 20K/min auf Raumtemperatur
- Ausscheidungswärmebehandlung bei TA1 = 1140°C / 6 h und TA2 = 870° C / 20h.
Variante 2 der erfindungsgemässen Wärmebehandlung
[0021]
- Lösungsglühung bei TL = 1300°C / 4 h
- Abkühlung mit Ofenkühlung (1-3 K/min) auf T1 = 1200°C
- Glühung bei T1 = 1200°C / 6h
- Gasabkühlung mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von 10 bis 30K/min auf Raumtemperatur
- Ausscheidungswärmebehandlung bei TA1 = 1110°C / 6 h und TA2 = 760° C / 16h.
[0022] Die Erfüllung des erfindungsgemässen Zwecks, die Umgebungsversprödung nach Vorliegen
einer mechanischen Hochtemperaturbeanspruchung weitgehend zu vermeiden, zeigen die
vorliegenden Ergebnisse. Figur 1 zeigt das Gefüge nach vollständiger Wärmebehandlung.
Deutlich sichtbar ist das Vorliegen einer bimodalen γ'-Teilchenverteilung nach vollständiger
Wärmebehandlung, wobei die grobe γ'-Teilchenfraktion durch einen mittleren Durchmesser
von grösser 1 µm und einer unregelmässigen Morphologie gekennzeichnet ist.
[0023] Die Tabelle 1 zeigt im Zugversuch ermittelte Kennwerte, wobei eine Wärmebehandlung
gemäss der Variante 1 und 2 gewählt wurde. Im Vergleich dazu sind Werte aufgetragen,
bei der in der Wärmebehandlung die Glühung von 1250°C weggelassen wurde und keine
langsame Abkühlung zwischen dem Lösungsglühen und der Ausscheidungswärmebehandlung
stattfand (Bezeichnung "konventionell"). Zusätzlich sind Zugversuche gemacht worden,
in denen das Material einer vorangegangenen Kriechvorformung bei hohen Temperaturen
ausgesetzt wurde (Materialzustand "degradiert"). Der Kriechversuch für das Material
mit erfindungsgemässer Wärmebehandlung wurde bei 1050°C und 120 MPa für 285 h durchgeführt.
Dabei ergab sich eine Kriechdehnung von 3.2%.
Tab. 1
Wärmebehandlung |
Materialzustand |
Abzugsgeschwindigkeit [mm/min] |
T [°C] |
Rp0.2 [MPa] |
Rm [MPa] |
Bruchdehnung [%] |
Variante 1 |
Erfindung |
1 |
RT |
639 |
660 |
18.4 |
Variante 1 |
Erfindung |
1 |
700 |
725 |
734 |
22.4 |
Variante 1 |
Erfindung, "degradiert" |
0.0005
(feuchte Umgebung) |
RT |
526 |
> 561 |
> 21.4 |
Variante 1 |
Erfindung "degradiert" |
1 |
700 |
591 |
639 |
42.2 |
Variante 2 |
Erfindung |
1 |
RT |
811 |
917 |
7.6 |
Variante 2 |
Erfindung "degradiert" |
0.0005
(feuchte Umgebung) |
RT |
623 |
946 |
17.83 |
|
Konventionell |
1 |
RT |
910 |
986 |
|
|
Konventionell |
1 |
700 |
956 |
1114 |
|
|
Konventionell, "degradiert" |
0.0005
(feuchte Umgebung) |
RT |
639 |
660 |
Sprödbruch |
|
Konventionell, "degradiert" |
1 |
700 |
725 |
734 |
|
[0024] Auffällig ist, dass die Zugfestigkeit nach erfindungsgemässer Wärmebehandlung gegenüber
MK4 in konventioneller Wärmebehandlung deutlich abfällt. Nach Alterung, wie sie im
Betrieb typischerweise auftritt, ist der Unterschied aber wesentlich geringer, so
dass auch dies als akzeptabel einzustufen ist.
[0025] Die Durchführung des Zugversuchs bei einer Abzugsgeschwindigkeit von 0.0005 mm/min
in feuchter Umgebung nach oben erwähnter Kriechverformung wurde bei einer plastischen
Dehnung von 21.4 % ohne Probenbruch abgebrochen, was zeigt, dass im Gegensatz zu der
konventionellen Wärmebehandlung keine Versprödung vorliegt. In der vergleichbaren
Probe bei Raumtemperatur von MK4 bei einer Abzugsgeschwindigkeit von 0.0005 mm/min
nach vorhergehender Kriechverformung bei 1050°C / 120 MPa bis 1 % plastischer Verformung
bricht die Probe spröde ohne plastische Verformung. Es entsteht eine Flossstruktur
mit Matrixinvertierung.
[0026] Selbstverständlich sollen andere mechanische Eigenschaften durch die erfindungsgemässe
Wärmebehandlung nicht unzulässig reduziert werden.
[0027] Ermüdungsversuch bei 900°C mit 10 min Haltezeit bei grösster Druckdehnung und Δε
= 0.8%; R
ε=-1.
[0028] Die Probe hat 1300 Zyklen ohne Bruch erreicht. Zum Vergleich liegen Mittelwert und
Minimum für MK4 in konventioneller Wärmebehandlung bei ca. 2500 bzw. 1000 Zyklen.
Damit ist nachgewiesen, dass das Ermüdungsverhalten in etwa dem von MK4 in konventioneller
Wärmebehandlung entspricht.
[0029] Kriechversuch bei 1050°C / 120 MPa bis zu einer Kriechdehnung von 3.2% nach 285 Stunden. Dieses
Ergebnis entspricht in etwa den Minimalwerten von MK4 in konventioneller Wärmebehandlung.
Auch hier ergibt sich also kein unzulässig grosser Eigenschaftsverlust.
Variante 3 der Wärmebehandlung
[0030]
- Lösungsglühung bei TL = 1300°C / 2.5 h und 1310°C / 6h
- Abkühlung mit 0.5 K/min auf T1 = 1275°C
- Glühung bei T1 = 1275°C / 6h
- Gasabkühlung mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von mehr als 20K/min auf Raumtemperatur
- Ausscheidungswärmebehandlung bei TA1 = 1140°C / 6 h und TA2 = 870° C / 20h.
[0031] Wie in der Figur 2 sichtbar, ergab die Ausscheidungswärmebehandlung, dass sich die
groben γ'-Teilchen bei T
1 = 1275°C für den Werkstoff MK4 bei V
ges von ca. 70% nicht in den Dendritenkernen einstellen. Dies ist weniger günstig, da
damit nicht alle Bereiche des Werksstoffs effizient gegen das beschriebene Versprödungsphänomen
geschützt sind. Dies hat zur Folge, dass diese Temperatur bei den weiteren experimentellen
Daten nicht mehr berücksichtigt wurde. Konkret bedeutet das, dass T
1 = 1275°C bereits zu hoch ist, da sich keine groben γ'-Ausscheidungen in den Dendritenkernen
gebildet haben.
Variante 4 der Wärmebehandlung
[0032]
- Lösungsglühung bei TL = 1300°C / 2.5 h und 1310°C / 6h
- Abkühlung mit 0.5 K/min auf T1 = 1180°C
- Glühung bei T1 = 1180°C / 6h
- Gasabkühlung mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit von mehr als 20K/min auf Raumtemperatur
- Ausscheidungswärmebehandlung bei TA1 = 1140°C / 6 h und TA2 = 870° C / 20h.
[0033] Bei einer Ausscheidungswärmebehandlung von T
1 = 1180°C ergaben sich überall grobe γ'-Teilchen. Die anschliessende Wärmebehandlung
bei T
A führt aber nur in Ansätzen zur Ausscheidung von feinen γ'-Teilchen. Es liegt also
nur in Ansätzen ein bimodales Gefüge vor. T
1 = 1180°C ist somit wiederum zu gering, da praktisch das gesamte Ausscheidungsvolumen
als grobe Phase vorliegt un die feinere Teilchenfraktion benötigt wird, um ausreichende
Festigkeitswerte sicher zu stellen.
[0034] Für den verwendeten Werkstoff MK4 ergibt sich damit ein Temperaturfenster zwischen
1180°C und 1275°C mit einem bevorzugten Bereich von 1230°C bis 1265°C.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0035]
- TL
- Lösungsglühtemperatur
- T1
- Ausscheidungstemperatur der "groben" γ'-Phase
- TA
- Ausscheidungstemperatur einer "feinen" γ'-Phase
- TA1
- Ausscheidungstemperatur einer ersten "feinen" γ'-Phase
- TA2
- Ausscheidungstemperatur einer zweiten "feinen" γ'-phase
- v
- Abkühlungsgeschwindigkeit
- Vges
- Volumenanteil der gesamten γ'-Phase
- V1
- Volumenanteil der "groben" γ'-Phase
1. Wärmebehandlungsverfahren für einen einkristallinen oder gerichtet erstarrten Werkstoffkörper
aus einer Nickel-Basis-Superlegierung mit einem γ'-Volumenanteil Vges nach vollständiger Wärmebehandlung von mindestens 50%, wobei der Werkstoffkörper
lösungsgeglüht wird, und danach γ'-Teilchen in verschiedenen Grössen bei unterschiedlichen
Temperaturen (T1, TA) ausgeschiedenen werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei einer ersten Temperatur (T1) γ'-Teilchen von grösser 1 µm mit einem Volumenanteil von Vges - V1 von kleiner als 50% ausgeschieden werden, wobei V1 der Anteil der γ'-Teilchen, der grösser als 1 µm ist, und bei mindestens einer zweiten
Temperatur (TA) γ'-Teilchen von kleiner 1 µm ausgeschieden werden.
2. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
zuerst γ'-Teilchen von grösser 2 µm mit einem Volumenanteil 0.25 < (Vges - V1))/(100 - V1) < 0.55 ausgeschieden werden.
3. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ausscheidung von γ'-Teilchen von grösser 1 µm bei einem Werkstoff mit der Zusammensetzung
von (Gew.-%) Ni - 6.5% Cr - 9.6% Co - 0.6% Mo - 6.4% W - 6.5% Ta - 3% Re - 5.6 % Al
- 1.0% Ti - 0.2 Hf - 230 ppm C - 70 ppm B bei einer Temperatur (T1) zwischen 1180°C und 1275°C durchgeführt wird.
4. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ausscheidung von γ'-Teilchen von grösser 1 µm bei einer Temperatur (T1) zwischen 1230°C und 1265°C in einer Zeit zwischen 1 und 10 Stunden durchgeführt
wird.
5. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ausscheidung von γ'-Teilchen von kleiner 1 µm bei einer Temperatur (TA1) von 1050° bis 1150°C in 1 - 10 Stunden und einer Temperatur (TA2) von 820° bis 900°C in 10 bis 30 Stunden durchgeführt wird.
6. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen der Lösungsglühung und der Ausscheidung von groben γ'-Teilchen bei der ersten
Temperatur (T1) eine Abkühlungsgeschwindigkeit (v) von kleiner 5K/min gewählt wird.
7. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen der Lösungsglühung und der Ausscheidung von groben γ'-Teilchen eine Abkühlungsgeschwindigkeit
(v) zwischen 2K/min und 0.1 K/min gewählt wird.
8. Wärmebehandlungsverfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen der Lösungsglühung und der Ausscheidung von groben γ'-Teilchen eine Abkühlungsgeschwindigkeit
(v) von 0.5 K/min gewählt wird.
9. Wärmebehandlungsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
zwischen der Lösungsglühung und der Ausscheidung von groben γ'-Teilchen der Werkstoffkörper
auf Raumtemperatur abgekühlt wird und nachfolgend auf die erste Temperatur (T1) wiedererwärmt wird.
1. Heat treatment process for a single-crystal or directionally solidified material body
comprising a nickel-based superalloy with a volumetric γ' content Vtot after complete heat treatment of at least 50%, the material body being solution-annealed
and then γ' particles being precipitated in various sizes at different temperatures
(T1, TA), characterized in that, at a first temperature (T1), γ' particles of larger than 1 µm are precipitated in a proportion by volume of
Vtot - V1 of less than 50%, where V1 is the proportion of the γ' particles which is larger than 1 µm, and, at least at
a second temperature (TA), γ' particles of less than 1 µm are precipitated.
2. Heat treatment process according to Claim 1, characterized in that first of all γ'particles of greater than 2 µm are precipitated in a proportion by
volume of 0.25 < (Vtot - V1)/(100 - V1) < 0.55.
3. Heat treatment process according to Claim 1 or 2, characterized in that the precipitation of γ' particles of greater than 1 µm in a material with a composition
of (% by weight) Ni - 6.5% Cr - 9.6% Co - 0.6% Mo - 6.4% W - 6.5% Ta - 3% Re - 5.6%
Al - 1.0% Ti - 0.2 Hf - 230 ppm C - 70 ppm B is carried out a temperature (T1) of between 1180°C and 1275°C.
4. Heat treatment process according to Claim 3, characterized in that the precipitation of γ' particles of greater than 1 µm is carried out at a temperature
(T1) of between 1230°C and 1265°C over a period of between 1 and 10 hours.
5. Heat treatment process according to Claims 1 to 4, characterized in that the precipitation of γ' particles of less than 1 µm is carried out at a temperature
(TA1) of 1050° to 1150°C over the course of 1 - 10 hours and a temperature (TA2) of 820° to 900°C over the course of 10 to 30 hours.
6. Heat treatment process according to Claims 1 to 4, characterized in that a cooling rate (v) of less than 5 K/min is selected between the solution annealing
and the precipitation of coarse γ' particles at the first temperature (T1).
7. Heat treatment process according to Claim 6, characterized in that a cooling rate (v) of between 2 K/min and 0.1 K/min is selected between the solution
annealing and the precipitation of coarse γ' particles.
8. Heat treatment process according to Claim 7, characterized in that a cooling rate (v) of 0.5 K/min is selected between the solution annealing and the
precipitation of coarse γ' particles.
9. Heat treatment process according to one of Claims 1 to 4, characterized in that between the solution annealing and the precipitation of coarse γ' particles the material
body is cooled to room temperature and is then reheated to the first temperature (T1).
1. Procédé de traitement thermique d'un corps en matériau monocristallin ou solidifié
de manière orientée, en superalliage à base de nickel, dont la proportion volumique
de phase γ' Vges après réalisation du traitement thermique est d'au moins 50 %,
le corps en matériau subissant un recuit de solubilisation,
des particules de phase γ' de tailles différentes étant ensuite précipitées à différentes
températures (T1, TA),
caractérisé en ce que
des particules γ' d'une taille supérieure à 1 µm et dont la proportion volumique Vges - V1 est inférieure à 50 % sont précipitées à une première température (T1), V1 étant la proportion de particules de phase γ' d'une taille supérieure à 1 µm, et
des particules de phase γ' d'une taille inférieure à 1 µm sont précipitées à au moins
une deuxième température (TA).
2. Procédé de traitement thermique selon la revendication 1, caractérisé en ce que des particules de phase γ' d'une taille supérieure à 2 µm et dont la proportion volumique
vérifie la relation 0,25 < (Vges - V1)/(100 - V1) < 0,55 sont d'abord précipitées.
3. Procédé de traitement thermique selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la précipitation de particules de phase γ' d'une taille supérieure à 1 µm est réalisée
sur un matériau présentant la composition (en % en poids) Ni - 6,5 %, Cr - 9, 6 %,
Co - 0,6 %, Mo - 6,4 %, W - 6, 5 %, Ta-3 %, Re - 5, 6 %, Al - 1, 0 %, Ti - 0,2 %,
Hf - 230 ppm C - 70 ppm B à une température (T1) comprise entre 1 180°C et 1 275°C.
4. Procédé de traitement thermique selon la revendication 3, caractérisé en ce que la précipitation de particules de phase γ' d'une taille supérieure à 1 µm est réalisée
à une température (T1) comprise entre 1 230°C et 1 265°C pendant une durée comprise entre 1 et 10 heures.
5. Procédé de traitement thermique selon les revendications 1 à 4, caractérisé en ce que la précipitation de particules de phase γ' d'une taille inférieure à 1 µm est réalisée
à une température (TA1) de 1 050°C à 1 150°C pendant 1 à 10 heures et à une température (TA2) de 820°C à 900°C pendant 10 à 30 heures.
6. Procédé de traitement thermique selon les revendications 1 à 4, caractérisé en ce qu'entre le recuit de solubilisation et la précipitation de particules grossières de
phase γ' à une première température (t1), on sélectionne une vitesse de refroidissement (v) inférieure à 5 K/min.
7. Procédé de traitement thermique selon la revendication 6, caractérisé en ce qu'entre le recuit de solubilisation et la précipitation de particules grossières de
phase γ', on sélectionne une vitesse de refroidissement (v) comprise entre 2 K/min
et 0,1 K/min.
8. Procédé de traitement thermique selon la revendication 7, caractérisé en ce qu'entre le recuit de solubilisation et la précipitation de particules grossières de
phase γ', on sélectionne une vitesse de refroidissement (v) de 0,5 K/min.
9. Procédé de traitement thermique selon l'une des revendications 1 à 4, caractérisé en ce qu'entre le recuit de solubilisation et la précipitation de particules grossières de
phase γ', le corps de matériau est refroidi jusqu'à température ambiante et est ensuite
réchauffé jusqu'à la première température (T1).