[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes, welcher
mindestens ein Additiv und mindestens einen organischen Faserstoff umfasst, wobei
der Faserstoff ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche Holzschliff, Halbzellstoff,
Zellstoff, Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle, synthetische Polymerfasern und/oder andere
Faserstoffe mit Faserstärken von weniger als 0,5 mm umfasst, wobei mindestens ein
Additiv zugesetzt wird, welches Ca- und/oder Mg-Verbindungen umfasst und welches in
dem Faserverbund seine Struktur ändert und/oder eine Struktur ausbildet und nach der
Strukturänderung und/oder der Strukturbildung eine netzartige Faserstoffstruktur,
welche durch den Faserstoff gebildet wird, zur Stabilisierung des Faserverbundes als
dreidimensionaler Verbund der Ca- und/oder Mg-Verbindungen durchsetzt.
[0002] Weiterhin betrifft die Erfindung einen Faserverbund, welcher mindestens ein Additiv
und mindestens einen organischen Faserstoff aufweist, wobei der Faserstoff ausgewählt
ist aus einer Gruppe, welche Holzschliff, Halbzellstoff, Zellstoff, Wolle, Seide,
Leinen, Baumwolle, synthetische Polymerfasern und/oder andere Faserstoffe mit Faserstärken
von weniger als 0,5 mm umfasst und mindestens eines der Additive eine Ca- und/oder
Mg-Verbindung umfasst, welche in einem dreidimensionalen Verbund der Ca- und/oder
Mg-Verbindungen vorliegt oder in diesen überführbar ist, welcher eine eine netzartige
Faserstoffstruktur, welche durch den Faserstoff bildbar oder gebildet ist, durchsetzende
Struktur zur Stabilisierung des Faserverbundes aufweist.
[0003] Außerdem betrifft die Erfindung die Verwendung eines derartigen Faserverbundes als
Medium zur Informationsspeicherung, Verpackungsmaterial, Dekorationsmittel (z.B. Tapete),
Hygieneartikel, Dämmmaterial, Gas-, Wasser- oder Dampfbarriere, Flammschutzmaterial,
Schallschutzmaterial, Werkstoff, Isolationsmittel oder ähnlichem.
[0004] Unter einem Faserverbund sollen im Folgenden jegliche Faserverbunde verstanden werden,
wie sie bevorzugt in Form von Papier, Pappe, Wellpappe oder Platten oder aber auch
in einer anderen Form z.B. als Verpackungsmaterial, Dekorationsmittel (z.B. Tapete),
Hygieneartikel, Dämmmaterial, Gas-, Wasser- oder Dampfbarriere, Flammschutzmaterial,
Schallschutzmaterial, Werkstoff, Isolationsmittel Verwendung finden können. Ein erfindungsgemä-Ber
Faserverbund ist beispielsweise Papier. Papier wird vorwiegend zum Beschreiben und
Bedrucken verwendet wird und besteht bisher größtenteils aus pflanzlichen Fasern.
Daneben kommen Füllstoffe, Pigmente und Additive zum Einsatz. Wichtige Einsatzgebiete
sind Verpackungen (Pappe, Karton), Hygienepapiere wie Toilettenpapier und Spezialpapiere
wie Tapeten. Papier wird in der Regel aus Zellstoff oder aus Holzstoff (aus Holzschliff)
sowie Fasern aus Recyclingpapier hergestellt.
[0005] Die für das Papier notwendigen Ausgangsmaterialien können in vier Gruppen eingeteilt
werden:
- Faserstoffe (Holzschliff, Halbzellstoffe, Zellstoffe, andere Fasern)
- Leimung und Imprägnierung (tierische Leime, Harze, Paraffine, Wachse)
- Füllstoffe (Kaolin, Talkum, Gips, Bariumsulfat, Calciumcarbonat, Titanweiß)
- Hilfsstoffe (Wasser, Farbstoffe, Entschäumer, Dispergiermittel, Retentionsmittel,
Flockungsmittel, Netzmittel).
[0006] Die Faserstoffe wiederum können in zwei Gruppen unterteilt werden:
- Primärfaserstoffe, nämlich Rohstoffe, die erstmals in der Produktion eingesetzt werden,
und
- Sekundärfaserstoffe, nämlich Recyclingstoffe, die nach dem Gebrauch noch einmal dem
Produktionsprozess zugeführt werden.
[0007] Nach dem Stand der Technik werden rund 95 % des Papiers aus Holz in Form von Holzstoff,
Halbzellstoff oder Zellstoff hergestellt. Häufig werden Nadelhölzer wie Fichte, Tanne,
Kiefer und Lärche verwendet. Aufgrund der längeren Fasern gegenüber Laubhölzern verfilzen
Nadelholz-Fasern leichter und es ergibt sich eine höhere Festigkeit des Papiers.
[0008] Der im Papier eingesetzte Faserstoff ist einer der größten Kostenfaktoren bei den
Papierrohstoffen, da er im Vergleich zu weiteren eingesetzten Füllstoffe teuer ist
und zusätzlich auch in großen Mengenanteilen eingesetzt wird. Es wird global ein zunehmender
Papierbedarf erwartet, verbunden mit weiter steigenden Preisen für Faserstoffe. Außerdem
wird aufgrund des zukünftig zu erwarteten verschärften Wettbewerbs verschiedener Nutzungsarten
für nachwachsende Rohstoffe (z.B. für energetische Nutzung, biobasierter Polymere)
eine weitergehende erhebliche Verknappung von Faserstoffen erwartet, was mit weiteren
Preissteigerungen verbunden sein könnte.
[0009] Neben den Faserstoffen werden dem Ganzstoff nach dem Stand der Technik bereits mehr
als 30 % Füllstoffe hinzugefügt. Bei diesen kann es sich z.B. um Kaolin, Talkum, Titandioxid,
gemahlenes Calciumcarbonat (GCC) und gefälltes Calciumcarbonat (PCC) handeln.
[0010] Einer der bei der Papierherstellung traditionell oft eingesetzten Materialien ist
Kaolin, welches sowohl als Füllstoffe als auch als Streichpigment zugesetzt wird.
Kaolin bleibt über ein weites pH-Spektrum chemisch inert und kann deshalb nicht nur
in sauren, sondern auch in alkalischen Produktionsverfahren verwendet werden.
[0011] Talkum wird Papier zugesetzt, um die Porosität des Papiers zu verringern und somit
eine Verbesserung der Bedruckbarkeit ungestrichener Papiere zu erreichen. Durch die
Verwendung von qualitativ hochwertigem Talkum zur Beeinflussung der Holzfaserkörnung
werden die Laufeigenschaften des Papiers verbessert.
[0012] Titandioxid ist ein besonders effektives Weißpigment, welches einem Papier zugesetzt
werden kann, um eine besonders hohe Opazität, eine gute Lichtstreuung und ausgezeichneten
Glanz zu erzielen. Da dieses Material um ein Vielfaches teurer als Calciumcarbonat
ist, wird es nicht in standardmäßigen Füll- oder Streichanwendungen eingesetzt, sondern
lediglich in besonders hochwertigen Papieren.
[0013] Calciumcarbonat kann Papieren in zwei verschiedenen Modifikationen, nämlich als gemahlenes
oder gefälltes Calciumcarbonat, zugesetzt werden.
[0014] Gemahlenes Calciumcarbonat (GCC) mit einem Anteil von 40 - 75 % Partikel mit einer
Größe von weniger als 2 µm wird vorwiegend als Füllstoff verwendet. Neben dieser Anwendung
wird GCC insbesondere in Europa auch als Papierstreichpigment verwendet. Die wichtigsten
für die Herstellung von GCC verwendeten CaC0
3-haltigen Materialien sind Sedimentgesteine (Kalkstein oder Kreide) und das metamorphe
Marmorgestein.
[0015] Gefälltes Calciumcarbonat (precipitated calcium carbonate (PCC)) ist ein synthetisches
Industriemineral, das aus gebranntem Kalk oder dessen Rohstoff, Kalkstein, hergestellt
wird. Die Papierindustrie, wo es als Füllstoff und als Streichpigment verwendet wird,
ist der größte Abnehmer von PCC. Zusätze von PCC wirken sich positiv auf eine Vielzahl
von Eigenschaften des Papiers aus. Insbesondere weisen PCC-haltige Papiere eine größere
Helligkeit, Lichtundurchlässigkeit und Dicke als GCC-haltige Papiere auf. PCC kann
jedoch nicht unbegrenzt als Füllstoff verwendet werden, da es die Faserfestigkeit
reduziert.
[0016] Durch das Ausfüllen der Zwischenräume zwischen den Fasern machen die Füllstoffe das
Papier weicher und geschmeidiger und geben ihm eine glatte Oberfläche. Der Anteil
der Füllstoffe am Flächengewicht drückt sich in der so genannten Aschezahl aus. Die
Zusammensetzung und Kristallstruktur der Füllstoffe bestimmt Transparenz und Opazität
eines Papiers sowie die Farbannahme beim Druck mit wegschlagenden Farben.
[0017] Eines der zentralen Ziele bei der Papierherstellung ist es, eine hohe Zugfestigkeit,
wie z. B. bei der Herstellung von Kraftpapier, zu erreichen. Die Zugfestigkeit eines
Papieres wird in N/m angegeben. Da die Zugfestigkeit vorwiegend von der Flächenmasse
abhängt, wird oft auch der Zugfestigkeitsindex mit der Maßeinheit Nm/g angegeben.
[0018] Wie bereits beschrieben ist Faserstoff einer der größten Kostenfaktoren bei der Papierherstellung.
Er ist z.T. um ein vielfaches teurer als die eingesetzten Füllstoffe. Vor allem aus
diesem Grund besteht seitens der Papierindustrie großes Interesse daran, Möglichkeiten
zur Verfügung zu haben, um zukünftig ein Papierprodukt mit gleicher oder besserer
Eigenschaft und Funktionalität, insbesondere hoher Festigkeit, zu einem vertretbaren
Preis bereitstellen zu können.
[0019] Möglichkeiten hierzu sind, die Fasern und/oder die Füllstoffe beispielsweise mittels
physikalischer, chemischer oder mechanischer Verfahren (oder Kombinationen dieser)
so zu verändern, dass diese dem Papier höhere Festigkeit bei gleichzeitig geringerer
Fasermenge verleihen. Der relative Füllstoffanteil kann dadurch erhöht werden. Ein
positiver Nebeneffekt hierbei ist, dass die optischen Eigenschaften und Verarbeitungseigenschaften
so hergestellter Papiere aufgrund des höheren Füllstoffgehaltes ebenfalls verbessert
werden. Das Flächengewicht könnte dadurch ebenfalls reduziert werden, ohne dass andere
Parameter wesentlich negativ beeinflusst werden.
[0020] DE 10 2006 029 642 B3 beschreibt beispielsweise ein Verfahren zum Beladen einer Faserstoffsuspension mit
Füllstoffen, insbesondere Calciumcarbonat (PCC) wobei Calciumhydroxid in flüssiger
oder trockener Form in die Fasersuspension eingebracht und der Füllstoff durch eine
chemische Reaktion in der Faserstoffsuspension ausgefällt wird. Das PCC fällt rhomboedrisch,
skalenoedrisch oder kugelförmig an und die Kristalle haben Abmessungen von 0,05-5
µm, insbesondere 0,3-2,5 µm.
[0021] Weiterhin ist es möglich, durch mehrfache, wechselnde Anlagerung von kationischen
und anionischen Polyelektrolyten an der geladenen Oberfläche von cellulosischen Fasern
diese so zu beschichten, dass - ohne vorherige Mahlung - erhebliche Papierfestigkeiten
erzeugt werden können (ERIKSSON M., The Influence of Molecular Adhesion on Paper strength,
Dissertation KTH Stockholm, Department of Fibre and Polymer Technology, Stockholm
2006 und LINGSTRÖM R., Formation and Properties of Polyelectrolyte Multilayers on
Wood fibres: Influence on Paper Strength and fibre Wettability, Dissertation KTH Stockholm,
Department of Fibre and Polymer Technology, Stockholm, 2006).
[0022] Daneben können auch durch Anlagerung von Carboxy-Methyl-Cellulose die Festigkeit
von gebleichtem Zellstoff oder Altpapierstoff aus gemischtem Altpapier erhöht werden
(ERHARD K. und K. FROHBERG, Verbesserung der Spaltfestigkeit von Papier durch CMC-modifizierte
Faserstoffe, PTS Forschungsbericht zum Forschungsvorhaben BMWA 408/03 und ERHARD K.
und T. GÖTZE, Verbesserung der Gebrauchswerteigenschaften von Altpapierstoff für die
Herstellung von Wellpappenrohpapier durch chemische Reaktivierung der Faseroberfläche,
PTS Forschungsbericht zum Forschungsvorhaben AiF 12110B).
[0023] Nach dem bisherigen Stand der Technik wird versucht, durch physikalische und/oder
mechanische und/oder chemische Modifizierung der Fasern und/oder der Füllstoffe oder
einer Kombinationen dieser Verfahren z. B. in Kombination mit anderen Verfahren oder
Materialien, wie z.B. Füllstoffen, eine Möglichkeit bereitzustellen, um die relative
Fasermenge im Papier zu reduzieren und die Papierfestigkeit zu erhalten oder auch
das Blattgewicht zu reduzieren und gleichzeitig die Papiereigenschaften wie z.B. die
optischen Eigenschaften und die Verarbeitungseigenschaften beizubehalten.
[0024] Diese Maßnahmen sollen der Reduzierung der Herstellkosten bei möglichst gleicher
oder besserer Papierqualität bei langfristig gesicherter Produktion durch ebenfalls
langfristig gesicherte Rohstoffe dienen. Die Herstellungsprozesse sollten möglichst
leicht auf neue Methoden anpassbar sein. Diese Ziele werden im Hinblick auf die beschriebenen
zukünftigen Anforderungen, der zu erwartenden Faserverknappung und der daraus resultierenden
zunehmenden Faserkosten nach dem Stand der Technik nicht befriedigend gelöst.
[0025] Ziel der Erfindung ist daher Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes wie z.B.
Papier, Pappe oder Karton bereitzustellen, wobei der Faserverbund mindestens ein Additiv
und mindestens einen organischen Faserstoff umfasst und diesem mindestens ein Additiv
zugesetzt wird, welches Ca- und/oder Mg-Verbindungen umfasst und welches in dem Faserverbund
seine Struktur ändert und/oder eine Struktur ausbildet und nach der Strukturänderung
und/oder der Strukturbildung als dreidimensionaler Verbund zur Stabilisierung des
Faserverbundes vorliegt. Durch ein derartiges Verfahren sollte der Anteil organischer
Fasern bei der Herstellung eines Faserverbundes reduziert und gleichzeitig dessen
Festigkeit nur unwesentlich zu verringert, konstant gehalten oder gesteigert, sowie
die Kosten zur Herstellung reduziert werden.
[0026] Ziel der Erfindung ist es weiterhin, einen Faserverbund bereitzustellen, welcher
mindestens ein Additiv und mindestens einen organischen Faserstoff aufweist, wobei
mindestens eines der Additive eine Ca- und/oder Mg-Verbindung umfasst, welche in einen
dreidimensionalen Verbund zur Stabilisierung des Faserverbundes überführbar ist.
[0027] Gleichzeitig sollten andere Eigenschaften des Faserverbundes, wie z.B. die optischen
Eigenschaften wie beispielsweise Opazität, Weißgrad, Helligkeit, Gelbwert und/oder
die physikalischen Eigenschaften wie beispielsweise Luftdurchlässigkeit oder Porosität,
nur unwesentlich zu verschlechtert, beibehalten oder sogar verbessert werden. Weiterhin
sollten die Verarbeitungseigenschaften des Faserverbundes beim z.B. Bedrucken, Schneiden,
Falzen, Kaschieren, Färben, Verbinden usw. ebenfalls nur unwesentlich verschlechtert,
beibehalten oder sogar verbessert werden.
[0028] Nach Möglichkeit sollte die Herstellung des Faserverbundes z.B. in Bezug auf die
Blattbildung, die Entwässerung, die Trocknung oder die Papierveredelung nur unwesentlich
beeinträchtigt, beibehalten oder sogar vereinfacht bzw. beschleunigt werden. Insbesondere
soll durch die Erfindung Energie bei der Entwässerung und der Trocknung eingespart
bzw. reduziert werden. Außerdem sollte möglichst die Abluft- und Abwassermenge nur
unwesentlich erhöht, beibehalten oder sogar verringert werden sowie die CO
2-Bilanz bei der Herstellung eines Faserverbundes nur unwesentlich verschlechtert,
beibehalten oder sogar verbessert werden.
[0029] Gelöst werden diese Aufgaben durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche 1 und
7 sowie den abhängigen Anspruch 14.
[0030] Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes,
welcher mindestens ein Additiv und mindestens einen organischen Faserstoff umfasst,
wobei der Faserstoff ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche Holzschliff, Halbzellstoff,
Zellstoff, Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle, synthetische Polymerfasern und/oder andere
Faserstoffe mit Faserstärken von weniger als 0,5 mm umfasst, wobei mindestens ein
Additiv zugesetzt wird, welches Ca- und/oder Mg-Verbindungen umfasst und welches in
dem Faserverbund seine Struktur ändert und/oder eine Struktur ausbildet und nach der
Strukturänderung und/oder der Strukturbildung eine netzartige Faserstoffstruktur,
welche durch den Faserstoff gebildet wird, zur Stabilisierung des Faserverbundes als
dreidimensionaler Verbund der Ca-und/oder Mg-Verbindungen durchsetzt.
[0031] Bei diesen zugesetzten Ca- und/oder Mg-Verbindungen ist der Einsatz einer großen
Vielzahl von Verbindungen möglich, sofern diese in dem Faserverbundes einen dreidimensionalen
Verbund, oder dreidimensionale netzartige Struktur ausbilden. Als dreidimensionaler
Verbund oder dreidimensionale netzartige Struktur wird in diesem Zusammenhang eine
räumliche Verknüpfung einzelner Kristalle oder anderer fester Partikel dieser Ca-
und/oder Mg-Verbindungen verstanden. Die einzelnen Kristalle oder Partikel sind miteinander
verbunden und/oder stehen in einer physikalischen Wechselwirkung miteinander, welche
zu der netzartigen (oder gerüstartigen) Anordnung der einzelnen Kristalle oder Partikel
führt. Der so gebildete dreidimensionale Verbund weist zwischen den Kristallen und/oder
anderen festen Partikeln Freiräume auf, durch die Gase hindurch diffundieren können
oder in denen einzelne Fasern des Faserstoffes oder weitere Additive angeordnet sein
können. Sofern dieser Verbund aus überwiegend kristallinen Ca- und/oder Mg-Verbindungen
gebildet wird, wird diese (Über-) Struktur in diesem Zusammenhang als Kristallstruktur
bezeichnet. In Verbindung mit bestimmten Formen einzelner Kristalle wie z.B. stäbchenförmigen,
plättchenförmigen, faserförmigen, sternförmigen oder büschelförmigen Kristallen wird
der Begriff Kristallstruktur für die homogene dreidimensionale Anordnung einzelner
Atome innerhalb eines kristallinen Partikels verwendet.
[0032] Durch die Fasern des Faserstoffes in den Freiräumen der durch die Ca- und/oder Mg-Verbindungen
gebildeten dreidimensionalen Verbundes wird ein weiteres netzartiges (oder gerüstartiges)
Fasergeflecht ausgebildet. Dadurch liegen in dem Faserverbund zwei netzartige Fasergeflechte
vor, welche sich in ihrer Eigenschaft als Gerüst des Faserverbundes gegenseitig unterstützen.
Es ist daher möglich, zwei ineinander liegende netzartige Strukturen auszubilden,
die jeweils einen positiven Einfluss auf die Stabilität des Faserverbundes haben.
Insbesondere ist es möglich, dass eine der strukturbildenden Substanzen - also entweder
die Ca- und/oder Mg-Verbindung oder die Fasern des Faserstoffes - deutlich kleiner
ist als die jeweils andere strukturbildende Substanz. Dadurch ist es möglich, dass
diese jeweils eine deutlich unterschiedliche Gerüst- bzw. Netzstruktur mit z.B. anderer
Geometrie, Maschenweite, Vernetzungsgrad, Größe, Bindungsstärke oder sonstiger physikalischer
Eigenschaften ausbilden. Ebenso ist es möglich, dass die kleinere der strukturbildenden
Substanzen mit Poren, Risse, Furchen, Erhebungen, Kanten oder sonstigen Oberflächenbesonderheiten
der größeren der strukturbildenden Substanzen wechselwirkt und so diese größere Struktur
in die eigene netzartige Struktur integriert. Dies ist insbesondere der Fall, wenn
vergleichsweise kleine Ca- und/oder Mg-Verbindungen mit größeren Fasern des Faserstoffes
wechselwirken und sich fest auf dessen Oberfläche anordnen. Dieses Anordnen auf der
Oberfläche erfolgt üblicherweise lediglich punktuell, um die Materialeigenschaften
der Fasern des Faserstoffes und z.B. die Bindung der Fasern untereinander nicht übermäßig
negativ zu beeinflussen. Bevorzugt umschließen die Ca- und/oder Mg-Verbindungen innerhalb
des Faserverbundes die Fasern des Faserstoffes nicht vollständig, sondern bedecken
die Oberfläche der Fasern nur abschnittsweise. Der Anteil dieser von den Ca- und/oder
Mg-Verbindungen überdeckten Abschnitte beträgt weniger als 95 %, bevorzugt weniger
als 90 %, besonders bevorzugt weniger als 80 %, kann aber auch weniger als 70 % oder
weniger als 50 % betragen.
[0033] In einer bevorzugten Variante des Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes
wird die Ca- und/oder Mg-Verbindung als Sulfat, Hydroxid, Silikat, Aluminat, Ferrit
und/oder Mischungen dieser mit einem Anteil von 1 ― 50 Ma-%, bevorzugt 2 - 40 Ma-%
eingesetzt und diese durch eine Reaktion mit Wasser, CO
2, Carbonat-lonen, Sulfat-lonen, Sauerstoff, weiteren Additiven und/oder Kombinationen
davon oder durch Abspaltung von Wasser oder Gasen, wie CO
2, O
2 oder anderen, optional unter Energiezu- oder -abfuhr, zu dem dreidimensionalen Verbund
der Ca- und/oder Mg-Verbindungen umgesetzt. Die Ca- und/oder Mg-Verbindung können
beispielsweise Zement oder Gipsvorprodukte wie CaSO
4 (,,Anhydrit") oder CaSO
4 • ½ H
2O (,,Bassanit", auch ,,Halbhydrat" oder ,,Hemihydrat") sein, jedoch wie oben beschrieben
auch jede andere Ca- und/oder Mg-Verbindung, welche netzartige, dreidimensionale Überstrukturen
bzw. Verbunde ausbildet. Die Ca- und/oder Mg-Verbindung kann dabei als Lösung, Suspension
oder Feststoff eingesetzt werden. Bevorzugt handelt es sich um lösliche Salze.
[0034] Die Herstellung und Verwendung eines Faserverbunds kann erfolgen, indem zusätzlich
zu den Faserstoffen die erwähnten strukturbildenden Ca- und/oder Mg-Verbindungen eingesetzt
werden. Diese werden auch als strukturbildende Materialien oder als kristallstrukturbildende
Materialien bezeichnet, um zu verdeutlichen, dass sie dreidimensional vernetzte Strukturen
ausbilden, bei denen einzelne Kristalle oder Kristallverbunde dieser Verbindungen
und/oder aus diesen Verbindungen entstehender Folgeprodukte einen dreidimensionalen
Verbund ausbilden. Erfindungsgemäß geschieht dies, indem in einem ersten Schritt ein
strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes Material, ausgewählt
und dieses gegebenenfalls weiter veredelt wird und anschließend das strukturbildende
Material:
- entweder getrennt von anderen oder zusammen mit anderen Materialien (z.B. organischen
oder anorganischen Fasern, Additiven oder Füllstoffen) gemischt wird, danach die Strukturen,
wie z.B. die Kristallstrukturen, zur Ausbildung gebracht werden und anschließend der
Faserverbund, z.B. aus einer Mischung der separat hergestellten Strukturen, wie z.B.
Kristallstrukturen, und anderer Komponenten (Fasern, Additiven oder Füllstoffen) gebildet
wird, und/oder
- getrennt von anderen oder zusammen mit anderen Materialien (z.B. organischen oder
anorganischen Fasern, Additiven oder Füllstoffen) gemischt wird, danach der Faserverbund
z. B. aus einer Mischung der getrennt hergestellten Komponente und anderer Komponenten
(Fasern, Additiven oder Füllstoffen) gebildet wird und die Strukturen, wie z.B. die
Kristallstrukturen, erst dann zur Ausbildung gebracht werden, und/oder
- alleine oder zusammen mit anderen auf einen ersten Faserverbund aufgetragen wird und
die Strukturen, wie z.B. die Kristallstrukturen, auf diesem oberflächennah zur Ausbildung
gebracht werden, wobei der erste Faserverbund wie z. B. Papier, Pappe, Karton oder
ein anderer Faserverbund oder ein Faserverbund wie unter a) oder b) beschrieben sein
kann
wobei jeweils der resultierende Faserverbund Papier, Pappe oder Karton oder vergleichbare
Materialien und Folgeprodukte dieser, z. B. in Kombination mit anderen Materialien,
sein kann.
[0035] Die Ausbildung der Strukturen, bzw. der vernetzten Kristallstrukturen, kann beispielsweise
durch eine Reaktion mit Wasser, CO
2, Sauerstoff, weiteren Additiven und/oder Kombinationen davon oder durch Abspaltung
von Wasser oder Gasen, wie CO
2, O
2 oder anderen ausgelöst werden. Optional kann dazu auch eine Energiezu- oder -abfuhr
notwendig sein. So kann z.B. Luftkalk durch Aufnahme von CO
2 aushärten und sich verfestigen. Zement reagiert beispielsweise mit Wasser unter Bildung
unlöslicher, stabiler Calciumsilikathydrate, welche feine nadelförmige Kristalle ausbilden,
die sich untereinander verzahnen und so zur hohen Festigkeit des daraus resultierenden
Faserverbundes führen. Ebenso sind auch Oxidationsprozesse denkbar, die zur Ausbildung
der vernetzten Kristallstrukturen führen. Weitere mögliche Reaktionen laufen unter
Abspaltung kleinerer Moleküle wie z.B. Wasser, CO
2, O
2, anderen Gasen o.ä. ab, wie dies beispielsweise bei Kondensationsreaktionen oder
Polymerisationsreaktionen der Fall ist.
[0036] Unter den geeigneten strukturbildenden Materialien sind stäbchen-, stern-, büschelbildende
oder ähnliche Strukturen bildende Materialien oder Mischungen dieser miteinander oder
mit anderen Materialien bevorzugt.
[0037] Die Auswahl eines strukturbildenden Materials, wie z.B. eines kristallstrukturbildenden
Materials oder Mischungen dieser miteinander oder mit anderen erfolgt abhängig von
den Gegebenheiten und den erwünschten Produkteigenschaften. Abhängig von diesen lässt
sich eine spezifische Auswahl treffen. Eine Übersicht geeigneter strukturbildender
Materialien, nach chemisch-mineralogischen Gesichtspunkten, zeigt Tabelle 1:
Tabelle 1
Strukturbildendes Material, wie z.B. kristallstrukturbildendes Material |
Beispiel |
Strukturbildung z.B.
Kristallstrukturbildung |
Gips, bzw. entwässerte |
CaSO4*0,5 H2O, |
Durch Reaktion mit Wasser |
oder teilentwässerte Gips-vorprodukte |
CaSO4 |
mit oder anderen Additiven bei bestimmten Bedingungen |
Mg-Verbindungen |
Mg(OH)2 |
Durch Reaktion mit CO2 in Wasser mit oder ohne anderen Additiven bei bestimmten Bedingungen |
Ca und/oder Al-Silikate |
Tricalciumsilikat, C3S |
Durch Reaktion mit Wasser |
|
(3 CaO × SiO2 |
mit oder ohne Sulfat oder |
|
Dicalciumsilikat, C2S |
anderen Additiven bei |
|
(2 CaO × SiO2 |
bestimmten Bedingungen |
|
Tricalciumaluminat, C3A |
|
|
(3 CaO × AI2O3) |
|
|
Tetracalciumaluminatferrit C4AF |
|
|
(4 CaO × A12O3 x Fe2O3) |
|
Ca und/oder Al-Silikate mit |
Tricalciumsilikat, C3S |
Durch Reaktion mit Wasser |
einem niedrigen Fe2O3- |
(3 CaO × SiO2) |
mit oder ohne Sulfat oder |
Gehalt <5 Ma-%, bevorzugt |
Dicalciumsilikat, C2S |
anderen Additiven bei |
<3 Ma-%, meist bevorzugt |
(2 CaO × SiO2 |
bestimmten Bedingungen |
<1 Ma-% |
Tricalciumaluminat, C3A |
|
|
(3 CaO × A12O3) |
|
|
Tetracalciumaluminatferrit, |
|
|
C4AF (4 CaO × AI2O3 × Fe2O3). |
|
Gefällte Calciumaluminate |
Ca3AI2(OH)12 = Tricalciumaluminat-Hydrat bzw. [3CaO * A12O3 * 6 H2O] |
Mit oder ohne Sulfat oder anderen Additiven in Wasser unter bestimmten Bedingungen |
|
Ca4AI2(OH)14 = Tetracalciumaluminat-Hydrat bzw. [4CaO * AI2O3 * 7 H2O] |
|
Gefällte Calciumaluminate mit einem niedrigen Fe2O3-Gehalt <5 Ma-%, bevorzugt |
Ca3AI2(OH)12 = Tricalciumaluminat-Hydrat bzw. [3CaO * AI2O3 * 6 H2O] |
Mit oder ohne Sulfat oder anderen Aditiven in Wasser unter bestimmten Bedingungen |
<3 Ma-%, meist bevorzugt |
Ca4AI2(OH)14 = Tetracalciuma- |
|
<1 Ma-% |
luminat-Hydrat bzw. [4CaO * AI2O3 * 7 H2O] |
|
Gebrannte |
CaO * AI2O3, [CA] |
Durch Reaktion mit Wasser |
Calciumaluminate |
3CaO * AI2O3, [C3A] |
mit oder ohne Sulfat oder |
|
CaO * 2AI2O3, [CA2] |
anderen Additiven bei be- |
|
12CaO * 7AI2O3, [C12A7] |
stimmten Bedingungen |
Gebrannte |
CaO * AI2O3, [CA] |
Durch Reaktion mit Wasser |
Calciumaluminate mit ei- |
3CaO * AI2O3, [C3A] |
mit oder ohne Sulfat oder |
nem Fe2O3-Gehalt <5 Ma- |
CaO * 2AI2O3, [CA2] |
anderen Additiven bei |
%, bevorzugt <3 Ma-%, meist bevorzugt <1 Ma-% |
12CaO * 7AI2O3, [C12A7] |
bestimmten Bedingungen |
Calciumsulfoaluminat |
C4A3s |
Durch Reaktion mit Wasser |
|
|
mit oder ohne Sulfat oder anderen Additiven bei bestimmten Bedingungen |
Calciumsulfoaluminat mit |
C4A3s |
Durch Reaktion mit Wasser |
einem Fe2O3-Gehalt <5 Ma-%, bevorzugt <3 Ma-%, meist bevorzugt <1 Ma-% |
|
mit oder ohne Sulfat oder anderen Additiven bei bestimmten Bedingungen |
Katoit mit einem Fe2O3- |
Tricalciumaluminat-Hydrat |
Mit oder ohne Sulfat oder |
Gehalt <5 Ma-%, bevorzugt <3 Ma-%, meist bevorzugt <1 Ma-% |
|
anderen Additiven in Wasser unter bestimmten Bedingungen |
[0038] Tabelle 2 zeigt eine Übersicht chemisch-physikalischer Parameter zur weiteren Beschreibung
der Eigenschaften der strukturbildenden Materialien, wie z.B. der kristallstrukturbildenden
Materialien, welche durch die Erfindung zum Einsatz kommen können:
Tabelle 2
Parameter |
Einheit |
Bereich |
bevorzugt |
Meist bevorzugt |
Reinheit****) |
Ma-% |
1-100 |
5-100 |
10-100 |
Schwermetalle***) |
Ma-% |
<1 |
<0,5 |
<0,1 |
Feuchtigkeit bei Verwendung als Pulver |
Ma-% |
<10 |
<7,5 |
<5 |
Feuchtigkeit bei Verwendung als Slurry |
Ma-% |
<99 |
<95 |
<90 |
BET |
m2/g |
0,001-1000 |
0,01-500 |
0,01-100 |
Brechungsindex |
|
1,0-3,0 |
1,2-2,9 |
1,4-2,7 |
Weißgrad R457, nach ISO 2470 |
% |
1-100 |
5-100 |
10-100 |
Teilchengröße*) |
µm |
0,001-1000 |
0,001-500 |
0,001-250 |
Teilchengröße**) |
µm |
0,001-1000 |
0,001-500 |
0,001-250 |
Abrasion, nach Einlehner |
mg |
<5000 |
<4000 |
<3000 |
Spez. Gewicht |
g/CM3 |
<8 |
<7 |
<6 |
Kornverteilung |
|
Uni- bis multimodal |
Uni- bis multimodal |
Uni- bis multimodal |
Partikelstruktur |
|
unregelmäßig |
unregelmäßig |
unregelmäßig |
*) gemessen als d50 (Volumen) mittels Sedimentation, z.B. Sedigraph
**) gemessen als d50 (Volumen) mittels Laserbeugung, z.B. Cilas
***) Summe aus: Cu, Pb, Hg, Zn, Ni, Cd, Cr
****) Reinheit als Einzelstoff oder als Mischung von Stoffen |
[0039] Chemisch ähnliche synthetische oder natürliche Verbindungen, die ebenfalls dreidimensionale
vernetzte Strukturen bzw. Verbunde mit vergleichbaren Eigenschaften ausbilden, jedoch
nicht explizit in Tabelle 1 erwähnt sind, sind ebenfalls Teil der Erfindung. Ebenso
sind Mischungen der strukturbildenden Verbindungen untereinander oder mit anderen
Materialien in jedem Mischungsverhältnis Gegenstand der Erfindung.
[0040] Die strukturbildenden Materialien, wie z.B. die kristallstrukturbildenden Materialien,
können vor der Verwendung zusätzlich noch chemisch und/oder physikalisch und/oder
mechanisch oder durch Kombinationen dieser Verfahren zusätzlich aufbereitet werden.
Diese Verfahren können z.B. sein:
- Trockenmahlung und/oder z.B. Sichtung, Magnetscheidung, Beschichtung, Homogenisierung
oder Aktivierung mittels aller dafür geeigneter Aggregate oder z.B.
- Nassmahlung und/oder z. B. Feinstofftrennung mittels Zyklon oder Zentrifuge und/oder
Kreislaufführung, Magnetscheidung, chemischer oder physikalischer Bleiche, optional
mit Additivierung, Homogenisierung, Beschichtung oder Abtrennung von Bestandteilen
mittels aller dafür geeigneten Aggregate.
[0041] Die zur Trocken- oder Nassmahlung verwendete Aggregate können beispielsweise sein:
Kugelmühlen, Stiftmühlen, Strahlmühle oder Perlmühlen, Rührwerkskugelmühlen, Hochleistungsdispergierer
oder Hochdruckhomogenisatoren.
[0042] Den strukturbildenden Materialien können andere, insbesondere organische oder anorganische
Fasermaterialien jeglicher Herkunft und Reinheit (natürlich, synthetisch, Recyclate)
und jeglicher Faserlänge (Langfaser, Kurzfaser, Nanofaser, mikrofibrillierte Faser
und Mischungen daraus), Füllstoffe und/oder Pigmente sowie Additive einzeln oder in
Mischungen zugesetzt werden.
[0043] Die nach einer jeweiligen Reaktion aus den Ca- und/oder Mg-Verbindungen gebildeten
Strukturen weisen üblicherweise die in Tabelle 3 aufgelistet Eigenschaften auf.
Tabelle 3
Parameter |
Einheit |
Bereich |
bevorzugt |
Meist bevorzugt |
Brechungsindex |
|
1-3 |
1,2-2,9 |
1,4-2,7 |
Weißgrad R457, ISO 2470 |
% |
1-100 |
5-100 |
10-100 |
Teilchengröße*) |
µm |
0,001-10000 |
0,01-7500 |
0,05-5000 |
Teilchengröße**) |
µm |
0,001-10000 |
0,01-7500 |
0,05-5000 |
Abrasion nach Einlehne |
mg |
<5000 |
<4000 |
<3000 |
Spez. Gewicht |
g/cm3 |
<8 |
<7 |
<6 |
Strukturdurchmesser****) |
µm |
0,001-10000 |
0,001-7500 |
0,001-5000 |
Strukturlänge****) |
µm |
0,01-10000 |
0,01-7500 |
0,02-5000 |
Aspektverhältnis***) |
|
1-10000 |
2-7500 |
2-5000 |
Kristallstruktur |
|
stäbchen-, plättchen-, faser-, stern, büschel- oder andersförmig |
stäbchen-, plättchen-, faser-, stern, büschel- oder andersförmig |
stäbchen-, plättchen-, faser-, stern, büschel- oder andersförmig |
Strukturform und Lage Kristallstrukturen zu anderen Partikeln / Fasern |
|
Jede, z.B. einzeln, Zwilling, Bündel, Stern, Büschel, mit und ohne ein- und angelagerte
Partikel / Fasern |
Jede, z.B. einzeln, Zwilling, Bündel, Stern, Büschel, mit und ohne ein- und angelagerte
Partikel / Fasern |
Jede, z.B. einzeln, Zwilling, Bündel, Stern, Büschel, mit und ohne ein- und angelagerte
Partikel / Fasern |
Beschreibung Verbundmaterial |
|
Netzwerk aus Strukturen mit z.B. anderen anorg. und/oder org. Fasern oder Füllstoffen
/ Pigmenten |
Netzwerk aus Strukturen mit z.B. anderen anorg. und/oder org. Fasern oder Füllstoffen
/ Pigmenten |
Netzwerk aus Strukturen mit z.B. anderen anorg. und/oder org. Fasern oder Füllstoffen
/ Pigmenten |
*) gemessen als d50 (Volumen) mittels Sedimentation, z.B. Sedigraph
**) gemessen als d50 (Volumen) mittels Laserbeugung, z.B. Cilas
***) Partikellänge/Partikeldurchmesser, Bereich
****) Rasterelektronenmikroskop, REM |
[0044] In einer bevorzugten Variante des Verfahrens zur Herstellung eines Faserverbundes
liegt die Ca- und/oder Mg-Verbindung nach der Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes
der Ca- und/oder Mg-Verbindungen in Form zusammenhängender Ca- und/oder Mg-enthaltender
Partikel vor, welche eine Partikelgröße, gemessen als d
50 (Volumen) zwischen 0,001 und 10000 µm, bevorzugt zwischen 0,01 und 7500 µm, besonders
bevorzugt zwischen 0,05 und 5000 µm aufweisen.
[0045] In einer bevorzugten Variante des Verfahrens zur Herstellung eines Faserverbundes
wird daher eine Ca- und/oder Mg-Verbindung verwendet, welche nach der Strukturänderung
und/oder der Strukturbildung in dem Faserverbund einen Brechungsindex n
D von 1 - 3, bevorzugt von 1,2 - 2,9, besonders bevorzugt von 1,4 - 2,7 aufweist und
einen Weißgrad R457 nach ISO 2470 von 1 - 100, bevorzugt 5 - 100, besonders bevorzugt
10 - 100 aufweist.
[0046] Bevorzugt wird je nach den vom Faserverbund geforderten Eigenschaften, z.B. Weißgrad
und Preis oder Festigkeit ein dafür geeignetes strukturbildendes Material ausgewählt
und zur Herstellung des Faserverbundes verwendet. Die an einen Faserverbund (z.B.
Papier, Pappe, Karton) gestellten Anforderungen können dabei sehr unterschiedlich
sein. Durch die Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten strukturbildender Materialien und
der Eigenschaften der sich bildenden Strukturen, bzw. Kristallstrukturen, können die
an einen Faserverbund gestellten Anforderungen in einen weiten Bereich erfüllt werden.
Nach der Auswahl des geeigneten strukturbildenden Materials erfolgt die Herstellung
des Faserverbundes. Hierfür stehen verschiedene Vorgehensweisen zur Verfügung:
[0047] Beispielsweise kann das strukturbildende Material, bzw. die Ca- und/oder Mg-Verbindung,
in geeigneter Form (z. B. nach Aufbereitung, wie oben ausgeführt) in einem ersten
Schritt zur Ausbildung der Strukturen, wie z.B. der Kristallstruktur, gebracht werden
(z.B. auch vermischt mit anderen Materialien) und in einem zweiten Schritt auf einen
bereits bestehenden ersten Faserverbund gebracht werden, um diesen dann oberflächennah
z.B. zu verfestigen. Dies kann auch mehrmals erfolgen, wobei Geräte und Bedingungen
hierzu dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannt sind (z.B. Bladeauftrag, Curtaincoating,
Filmpresse, Leimpresse usw.). Auch jegliche Vorbehandlung des unbeschichteten Faserverbundes
oder auch eine Nachbehandlung des Faserverbundes mit bekannten geeigneten technischen
Verfahren ist möglich.
[0048] Der oben genannte Faserverbund kann ein bekanntes Material nach dem Stand der Technik
sein, z.B. Papier, Pappe, Karton, Vlies oder ein vergleichbares Material sein. Es
kann aber auch ein strukturhaltiger Faserverbund sein.
[0049] Weiterhin kann das strukturbildende Material, bzw. die Ca- und/oder Mg-Verbindung,
in geeigneter Form (z. B. nach Aufbereitung, wie oben ausgeführt) auch auf einen bereits
bestehenden ersten Faserverbund gebracht werden und dort in einem folgenden Prozessschritt
die Strukturen, wie z.B. die Kristallstrukturen, zur Ausbildung gebracht werden. In
einer Variante davon kann das strukturbildende Material, wie z.B. das kristallstrukturbildende
Material, dabei zusammen mit anderen Materialen gemischt und in dieser Form auf einen
Faserverbund aufgebracht werden. Dies kann auch mehrmals erfolgen, wobei Geräte und
Bedingungen hierzu verschiedenartig sein können und dem Fachmann bekannt sind (wie
z.B. Bladeauftrag, Curtaincoating, Filmpresse, Leimpresse usw.). Auch jegliche Vorbehandlung
des unbeschichteten Faserverbundes oder auch eine Nachbehandlung des Faserverbundes
nach der Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes der Ca- und/oder Mg-Verbindung,
auf bzw. in diesem nach den bekannten geeigneten technischen Verfahren, ist möglich.
Das Ausbilden der Strukturen, wie z.B. der Kristallstrukturen, kann auch unterbrochen
werden, z.B. durch Entzug der reaktiven Komponente (wie z.B. Wasser) und kann z. B.
zeitlich und später durch die Zugabe einer reaktiven Komponente (wie z.B. Wasser)
zeitlich und evtl. auch räumlich getrennt fortgesetzt werden.
[0050] In einer bevorzugten Variante des Verfahrens zur Herstellung eines Faserverbundes
wird die Strukturänderung und/oder die Strukturbildung der Ca- und/oder Mg-Verbindungen
vor der vollständigen Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes durch eine Änderung
von Umgebungsbedingungen unterbrochen und die Strukturänderung und/oder die Strukturbildung
bis zur vollständigen Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes zu einem späteren
Zeitpunkt, optional nachdem der Faserverbund in eine vorbestimmte Form gebracht wurde,
durch erneute Änderung der Umgebungsbedingungen weitergeführt.
[0051] Alternativ zu der Beschichtung eines bestehenden ersten Faserverbundes können Strukturen,
wie z.B. Kristallstrukturen, auch direkt in dem Faserverbund zur Ausbildung gebracht
werden. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten:
Einerseits besteht die Möglichkeit, die Strukturen alleine zur Ausbildung zu bringen,
danach mit anderen Fasern zu mischen und erst in einem folgenden Prozessschritt den
Faserverbund auszubilden.
[0052] In einer weiteren Variante kann das strukturbildende Material vor, während oder nach
der Strukturbildung, wie z.B. der Kristallstrukturbildung, mit anderen Materialien
(wie z.B. Füllstoffen, Additiven) gemischt werden. Weiterhin kann auch die Faser für
diese Variante vor, während oder nach der Mischung mit den ausgebildeten Strukturen
der Ca- und/oder Mg-Verbindungen und mit anderen Materialien (z.B. Füllstoffen, Additiven)
gemischt werden.
[0053] Weiterhin ist es möglich, das strukturbildende Material vor, während oder nach der
Strukturbildung, wie z.B. der Kristallstrukturbildung, mit den Fasern und/oder anderen
Materialien gemischt werden. wie bereits oben beschrieben kann auch die Faser vor,
während oder nach der Mischung mit dem strukturbildende Material mit anderen Materialien
und/oder Fasern gemischt werden.
[0054] In einer weiteren Variante ist es möglich, einen Faserstoff mit einem strukturbildenden
Material, wie z.B. einem kristallstrukturbildende Material, und weiteren Zusätzen
zu einem Faserverbund zu bringen und die Strukturen erst zu einem späteren Zeitpunkt
zur Ausbildung zu bringen. Dies kann z.B. geschehen, indem der Faserverbund nach der
Ausbildung noch eine reaktive Komponente, z.B. Wasser enthält und die strukturbildenden
Komponente, wie z.B. die kristallstrukturbildende Komponente, zusammen mit diesem
Wasser die Strukturen innerhalb dieses Faserverbundes ausbildet. Danach kann der Faserverbund
getrocknet oder weiterverarbeitet werden.
[0055] Dadurch sind neuartige gestalterisch-technische Anwendungen möglich, indem in einer
Variante ein Faserverbund beispielsweise einer gezielten Formgebung ausgesetzt und
diese Form dann durch Ausbildung von Strukturen z.B. Kristallstrukturen beibehalten,
bzw. fixiert wird, indem dem Faserverbund eine reaktive Komponente, z.B. Wasser zugegeben
wird.
[0056] Die Strukturen im Faserverbund können außerdem derart zur Ausbildung gebracht werden,
dass diese sehr feinteilig sind, wodurch ein schwer brennbares und/oder Wärme dämmendes
Material erzeugt wird.
[0057] Weiterhin ist es zudem möglich, einen Faserstoff mit einem strukturbildenden Material
und weiteren Zusätzen zu einem Faserverbund umzusetzen und die Strukturen der Ca-
und/oder Mg-Verbindungen erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Ausbildung zu bringen.
Dies kann beispielsweise geschehen, indem dem Faserverbund eine reaktive, zur Ausbildung
der Strukturen, wie z.B. der Kristallstrukturen, nötige Komponente (wie z.B. Wasser)
entzogen oder diese nicht zugesetzt wird und somit die Strukturbildung, bzw. die Kristallstrukturbildung,
zeitlich unterbrochen wird. Die Ausbildung der Strukturen, wie z.B. der Kristallstrukturen,
und eine damit weitergehende Vernetzung kann dann zu einem späteren Zeitpunkt für
die gleiche oder eine andere Anwendung ausgelöst werden, indem dem Faserverbund die
reaktive Komponente, z.B. Wasser zugegeben wird.
[0058] In einer bevorzugten Variante des Verfahrens zur Herstellung erfolgt daher die Ausbildung
des dreidimensionalen Verbundes der Ca- und/oder Mg-Verbindungen vor, während oder
nach einer Vernetzung der organischen Faserstoffe.
[0059] Die oben genannten Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes können zeitlich
und räumlich nebeneinander oder versetzt voneinander ablaufen. Daneben können diese
kontinuierlich oder im Batchbetrieb oder in Form von Zwischenstufen dieser Verfahren
ablaufen.
[0060] Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Erfindung ist ein Faserverbund, welcher mindestens
ein Additiv und mindestens einen organischen Faserstoff aufweist, wobei der Faserstoff
ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche Holzschliff, Halbzellstoff, Zellstoff, Wolle,
Seide, Leinen, Baumwolle, synthetische Polymerfasern und/oder andere Faserstoffe mit
Faserstärken von weniger als 0,5 mm umfasst, wobei mindestens eines der Additive eine
Ca- und/oder Mg-Verbindung umfasst, welche in einen dreidimensionalen Verbund der
Ca- und/oder Mg-Verbindungen vorliegt oder in diesen überführbar ist, welcher eine
eine netzartige Faserstoffstruktur, welche durch den Faserstoff bildbar oder gebildet
ist, durchsetzende Struktur zur Stabilisierung des Faserverbundes aufweist.
[0061] Derartige Faserverbunde können durch die Substitution der vergleichsweise teuren
organischen Faserstoffe in den Materialkosten günstiger sein als vergleichbare Faserverbunde
bei denen die dreidimensionale Vernetzung ausschließlich auf der Vernetzung der organischen
Faserstoffe beruht. Gleichzeitig können diese Faserverbunde aufgrund des dreidimensional
vernetzten Verbundes der Ca- und/oder Mg-Verbindung eine ähnliche, oder sogar verbesserte
Festigkeit wie vergleichbare Faserverbunde auf Basis von ausschließlich organischen
Faserstoffen aufweisen.
[0062] Bevorzugt umfasst ein derartiger Faserverbund die Ca- und/oder Mg-Verbindung mit
einem Anteil von 1 - 50 Ma-%, bevorzugt 2 - 40 Ma-% und die Ca- und/oder Mg-Verbindung
ist ausgewählt aus einer Gruppe, welche Sulfate, Hydroxide, Silikate, Aluminate, Ferrite
und/oder Mischungen dieser, insbesondere Zemente, Gips und/oder Vorprodukte dieser
umfasst und durch eine Reaktion mit Wasser, Gasen, insbesondere CO
2 oder Sauerstoff, Carbonat-lonen, Sulfat-lonen, weiteren Additiven und/oder Kombinationen
davon oder durch Abspaltung von Wasser oder Gasen wie CO
2, O
2 oder anderen, optional unter Energiezu- oder -abfuhr, liegt ein dreidimensionaler
Verbund der Ca- und/oder Mg-Verbindungen im Faserverbund vor oder ist ausbildbar.
[0063] Bevorzugt liegen in einem Faserverbund die Ca- und/oder Mg-Verbindung innerhalb des
dreidimensionalen Verbundes in weitgehend homogenen Kristallstrukturen vor, welche
bevorzugt vorwiegend stäbchenförmig, plättchenförmig, faserförmig, sternförmig oder
büschelförmig sind. Diese Kristallstrukturen sind aufgrund ihrer Geometrie besonders
geeignet, da sie z.B. durch Interaktionen ihrer Enden, Ecken oder Kanten mit benachbarten
Kristallen eine dreidimensionale netzartige Struktur bzw. einen dreidimensionalen
Verbund ausbilden können. Diese dreidimensionale Struktur kann als netzartig oder
gerüstartig bezeichnet werden, da aufgrund der Geometrie de Kristalle Hohlräume gebildet
werden können, die den Maschen eines Netzes oder den Freiräumen innerhalb eines Gerüstes
vergleichbar sind. Die Interaktionen zwischen den einzelnen Kristallen können physikalischer
oder chemischer Natur sein. Beispielsweise kann es sich um ein Verhaken oder von Vorsprüngen
o.ä. handeln. Ebenso sind aber auch elektronische oder elektrostatische Wechselwirkungen
zwischen den Enden sowie ein Verkleben (z.B. durch eine Bindemittel) von Enden miteinander
möglich.
[0064] Ein Faserverbund umfasst bevorzugt neben der strukturbildenden Ca- und/oder Mg-Verbindung
organische Faserstoffe welche einzelne Fasern umfassen, welche einen weitgehend kreisförmigen
Durchmesser einer Größe von weniger als 0,5 mm, bevorzugt weniger als 0,25 mm, besonders
bevorzugt weniger als 0,01 mm aufweisen. Diese Fasern können beispielsweise Holzschliff,
Halbzellstoff, Zellstoff, Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle und andere Naturprodukte,
jedoch auch synthetische Polymerfasern organischen Ursprungs wie beispielsweise (Polyamide,
Polyester, Polyether, Polyolefine wie z.B. PE, PP etc., Polyurethane und andere Polymere
organischer Substanzen) sein. Die durchschnittliche Länge der einzelnen Fasern beträgt
bevorzugt weniger als 10 mm. Sie kann aber auch je nach Art und Material der Faser
größer sein.
[0065] In einer bevorzugten Ausführungsform des Faserverbundes weist die Ca- und/oder Mg-Verbindung
nach der Änderung und/oder Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes einen Brechungsindex
n
D von 1 - 3, bevorzugt von 1,2 - 2,9, besonders bevorzugt von 1,4 - 2,7 auf. Durch
die große Differenz des Brechungsindex im besonders bevorzugten Bereich von n
D = 1,4 - 2,7 zu dem Brechungsindex der Luft (n
D≈ 1) weisen diese Substanzen besonders gute optische Eigenschaften, wie hohe Opazität,
hohen Weißgrad usw. auf.
[0066] Da insbesondere bei Anwendungen von Faserverbunden als Papier besonders weißes Papier
in großen Mengen benötigt wird, weist in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
des Faserverbundes die Ca- und/oder Mg-Verbindung nach der Änderung und/oder Ausbildung
des dreidimensionalen Verbundes einen Weißgrad R457 nach ISO 2470 von 1 ― 100, bevorzugt
5 -100, besonders bevorzugt 10 -100 auf. Um den Weißgrad des Faserverbundes weiter
zu steigern, ist es möglich, weiter Additive zuzusetzen, die den Weißgrad positiv
beeinflussen. Diese sind nach dem Stand der Technik bekannt und können z.B. TiO
2, Kaolin, CaCO
3 usw. sein.
[0067] In einer bevorzugten Ausführungsform des Faserverbundes ist auf den Faserverbund
eine Oberflächenbeschichtung aufstreichbar, aufdruckbar, aufsprühbar, aufkaschierbar,
aufwalzbar, aufklebbar oder auf eine andere geeignete Weise auftragbar. Dadurch ist
es möglich, den Faserverbund weiter zu veredeln. Diese Oberflächenbeschichtung kann
beispielsweise in Form von Schrift als Informationsmedium dienen. Außerdem sind jedoch
auch weitere Oberflächenbeschichtungen denkbar, die den Faserverbund lediglich für
spätere Anwendungen (wie z.B. zur Informationsspeicherung, als Verpackungsmaterial,
als Dekorationsmittel (z.B. Tapete), als Hygieneartikel, als Dämmmaterial, als Gas-,
Wasser- oder Dampfbarriere, als Flammschutzmaterial, als Schallschutzmaterial, als
Werkstoff, als Isolationsmittel oder ähnlichem) vorbereiten. Diese Oberflächenbeschichtungen
können die Oberflächeneigenschaften verändern und beispielsweise die Porosität, die
Farbe, den Glanz, die Opazität, die Haptik, die Transparenz, die Wasserbeständigkeit,
die Benetzbarkeit und viele andere entsprechend der Anforderungen anpassen.
[0068] Es ist weiterhin möglich, die oben beschriebenen Faserverbunde auch durch mehrere
Lagen dieser jeweiligen Faserverbunde aufeinander oder gemischt miteinander oder mit
anderen Materialien (z.B. Polymerfolien, Metallfolien), zu einem mehrschichtigen Faserverbundwerkstoff
zusammenzuführen. Für die jeweiligen Prozesse können alle geeigneten, dem Fachmann
bekannten technischen Verfahren und Materialien zum Einsatz kommen.
[0069] Die Faserverbunde können je nach Anforderung und Verwendungszweck oder Anwendung
weiter bearbeitet werden, wie z.B. gestrichen, bedruckt, besprüht, gewalzt, kaschiert,
gefalzt, geschnitten, beklebt, beschichtet usw. werden.
[0070] Erfindungsgemäß können die oben genannten Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes
zeitlich und räumlich nebeneinander oder versetzt voneinander ablaufen. Daneben können
diese kontinuierlich oder im Batchbetrieb oder in Form von Zwischenstufen dieser Verfahren
ablaufen.
[0071] Nachfolgend wird die Herstellung eines erfindungsgemäßen flächigen Faserverbundes
an konkreten Beispielen, hier Papier, beschrieben, selbstverständlich ohne dabei andere
Anwendungen auszuschließen.
[0072] Die Verbundstrukturen werden jeweils, anhand von Rasterelektronenmikroskopaufnahmen
(REM) gezeigt. Zur Ausbildung des Faserverbundes wird in den nachfolgenden Beispielen
ungemahlener Laubholzzellstoff (Eucalyptus Grandis) als Faserstoff verwendet. Aus
einer wässrigen Suspension dieses Faserstoffes und gegebenenfalls weiteren Zusätzen
wird mittels Filtration ein Faserverbund (Papier) hergestellt, dieser danach getrocknet
und die Verbundstruktur mittels Rasterelektronenmikroskop untersucht.
[0073] Darin zeigen:
- Fig. 1a und 1b
- eine rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds ohne Zusatz von strukturbildenden
Materialien;
- Fig. 2a und 2b
- eine rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds mit ausgebilde- ten netzartigen
Strukturen, hier eines u.a. stäbchen- und nadelförmige Kristallstrukturen ausbildenden
Materials, wobei die Stäbchen- und Kris- tallstrukturen bereits vor der Faserverbundherstellung
ausgebildet wor- den sind;
- Fig. 3a und 3b
- eine weitere rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds mit ausgebildeten netzartigen
Strukturen, hier eines u.a. stäbchen- und na- delförmige Kristallstrukturen ausbildenden
Materials, wobei die Stäb- chen- und Kristallstrukturen einen besonders engmaschigen,
filzartigen Faserverbund ausbilden;
- Fig. 4a und 4b
- eine rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds mit ausgebilde- ten netzartigen
Strukturen, wobei Strukturen nach der Herstellung des Verbundes der organischen Fasern
ausgebildet worden sind und wiede- rum einen filzartigen Faserverbund ausbilden;
- Fig. 5a
- eine rasterelektronische Aufnahme von Ca-Al-Silikat als Beispiel für ein strukturbildendes
Material;
- Fig. 5b
- eine rasterelektronische Aufnahme von Wollastonit als weiteres Beispiel für ein Material,
welches keine dreidimensionale Verbundstruktur ausbil- det;
- Fig. 6a, 7a und 8a
- eine rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds mit ausgebilde- ten netzartigen
Strukturen unter Verwendung von Ca-Al-Silikat als Struk- turbildendes Material;
- Fig. 6b, 7b und 8b
- eine rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds ohne ausgebil- deten netzartigen
Strukturen der den organischen Fasern zugesetzten Ca- und/oder Mg-Verbindung Wollastonit
(Ca3[Si3O9] und
- Fig. 9a und 9b
- eine rasterelektronische Aufnahme eines Faserverbunds mit ausgebilde- ten netzartigen
Strukturen, wobei das Strukturbildende Ca-Al-Silikat nach Ausbildung eines ersten
Faserverbundes aus organischen Fasern mittels Rakel auf diesen aufgetragen wurde und
anschließend zur Aus- bildung der dreidimensional vernetzen Struktur gebracht wurde.
[0074] Diese Figuren und einige exemplarische und nicht einschränkende Beispiele zur Ausbildung
eines erfindungsgemäßen Faserverbundes sind im folgenden genauer beschrieben:
Beispiel 1:
[0075] Herstellung eines Faserverbunds ohne Zusatz von strukturbildenden Materialien, wie
z.B. kristallstrukturbildenden Materialien (Fig. 1a und 1b).
[0076] In Fig. 1a ist der Faserverbund dargestellt, in welchem kein strukturbildendes Material,
wie z.B. kristallstrukturbildendes Material, enthalten ist. Es sind hier nur die Fasern
zu erkennen. Diese bilden ein lockeres, unregelmäßiges Netzwerk, dazwischen vergleichsweise
große Poren. Die Festigkeit dieses Netzwerkes beruht alleine auf den Wechselwirkungen
dieser Fasern zueinander und ist damit gering. Fig. 1b zeigt eine vergrößerte Ansicht.
Beispiel 2:
[0077] Fig. 2a zeigt einen Faserverbund mit ausgebildeten Strukturen, wie z.B. Kristallstrukturen.
Fig. 2b zeigt eine Vergrößerung. Fig. 2a und Fig. 2b zeigen einen Faserverbund, aus
der Verwendung eines strukturbildenden Materials, hier eines stäbchen- und kristallstrukturbildenden
Materials in Mischung mit organischen Fasern resultiert, wobei die Stäbchen- und Kristallstrukturen
bereits vor der Faserverbundherstellung ausgebildet sind.
[0078] Die Ausbildung des Faserverbundes zusammen mit dem strukturbildenden Material, wie
z.B. kristallstrukturbildenden Material, in diesem Beispiel ein eisenarmes Ca-Al-Silikat
mit einer bestimmten Feinheit, erfolgt zunächst, indem ein strukturbildendes Material,
wie z.B. ein kristallstrukturbildendes Material, ausgewählt und dieses dann zusammen
mit Faserstoff in wässriger Suspension gemischt, die Strukturen, wie z.B. Kristallstrukturen,
zur Ausbildung gebracht und schließlich der Faserverbund ausgebildet wird.
[0079] Da vom herzustellenden Papier ein hoher Weißgrad gefordert ist, wird ein strukturbildendes,
wie z.B. kristallstrukturbildendes Material, mit einem hohen Weißgrad gewählt, in
diesem Fall ein eisenarmes Ca-Al-Silikat. Im Falle der Verwendung von Pappe wäre z.
B. auch nichteisenarmes Ca-Al-Silikat mit niedrigerem Weißgrad geeignet. Eine Vorbehandlung
des eisenarmen Ca-Al-Silikats erfolgt in diesem Fall dahingehend, dass die Feinheit
(gemessen als d
50, Laserbeugung (,,Cilas", Quantachrome, in volume / Durchgang) mittels Trockenmahlung
(z. B. mit einer Kugelmühle) ausgehend von d
50 = 20 µm um 50 % reduziert wird.
[0080] Zur Ausbildung des Faserverbundes wird ein Faserstoff wie im Beispiel 1 verwendet
und diesem ein strukturbildendes Material, wie z.B. kristallstrukturbildendes Material
(eisenarmes Ca-Al-Silikat), mit einem Anteil > 0,1 Ma-%, bevorzugt 1-50 Ma-% bezogen
auf den Faserstoff, zugegeben und eine wässrige Suspension hergestellt. Aus dieser
wird der Faserverbund, bestehend aus Faserstoff und ausgebildeten Strukturen, hier
z.B. Kristallstrukturen, mittels Filtration hergestellt, dieser Verbund danach getrocknet
und die Verbundstruktur mittels Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht.
[0081] Der resultierende Faserverbund (Fig. 2a und Fig. 2b) zeigt sowohl die Fasern als
auch die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen. Diese sind innig miteinander
verbunden und bilden einen Filz. Die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen,
bilden Netzwerke und sind sowohl miteinander als auch mit dem Faserstoff verbunden,
sodass auch die Poren weitgehend überbrückt sind. Die Festigkeit eines derartigen
Papiers beruht ebenfalls auf Wechselwirkungen der enthaltenen Bestandteile. Aufgrund
der hohen Vernetzung ist auch die Wechselwirkung sehr hoch, verbunden mit einer deutlichen
Zunahme der Festigkeit.
[0082] Alternativ kann zunächst auch ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, ausgewählt werden und dieses dann aber getrennt vom Faserstoff in eine wässrige
Suspension überführt und darin die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen
zur Ausbildung gebracht und erst dann mit dem Faserstoff vereint und schließlich der
Faserverbund ausgebildet werden.
[0083] Hierzu erfolgt zunächst die Auswahl eines strukturbildenden Materials, wie z.B. eines
kristallstrukturbildenden Materials: Da vom herzustellenden Papier ein hoher Weißgrad
gefordert wird, wird ein strukturbildendes z.B. kristallstrukturbildendes Material
mit einem hohen Weißgrad gewählt, in diesem Fall ein eisenarmes Ca-Al-Silikat.. Eine
Vorbehandlung des eisenarmen Ca-Al-Silikats erfolgt in diesem Fall dahingehend, dass
die Feinheit (gemessen als d
50, Laserbeugung (,,Cilas", Quantachrome, in volume / Durchgang) mittels Trockenmahlung
(z. B. mit einer Kugelmühle) ausgehend von d
50 = 20 µm um 50 % reduziert wird.
[0084] Zur Ausbildung des Faserverbundes wird als Faserstoff erneut ungemahlener Laubholzzellstoff
verwendet (Eucalyptus Grandis) und von diesem eine erste Suspension 1 hergestellt.
Von dem strukturbildenden Material, wie z.B. kristallstrukturbildenden Material (eisenarmes
Ca-Al-Silikat), wird eine zweite Suspension 2 hergestellt und darin die Strukturen,
hier Stäbchen- und Kristallstrukturen, zur Ausbildung gebracht. Danach werden die
beiden Suspension gemischt, so dass strukturbildendes Material, wie z.B. kristallstrukturbildendes
Material, mit einem Anteil > 0,1 Ma-% bevorzugt 1-50 Ma-% bezogen auf Faserstoff,
enthalten ist.
[0085] Aus dieser Mischung der beiden Suspensionen wird schließlich der Faserverbund, bestehend
aus Faserstoff und ausgebildeten Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen,
mittels Filtration hergestellt, danach getrocknet und die Verbundstruktur mittels
Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht.
[0086] Der hierbei resultierende Faserverbund (Fig. 3a und Fig. 3b) zeigt sowohl die Fasern
als auch die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen. Diese sind innig
miteinander verbunden und bilden einen Filz. Die Strukturen, hier Stäbchen- und Kristallstrukturen,
bilden Netzwerke und sind sowohl miteinander als auch mit dem Faserstoff verbunden,
so dass auch die Poren weitgehend überbrückt sind. Die Festigkeit eines derartigen
Papiers beruht ebenfalls auf Wechselwirkungen der enthaltenen Bestandteile. Aufgrund
des hohen Vernetzungsgrades ist auch die Wechselwirkung sehr hoch, verbunden mit einer
deutlichen Zunahme der Festigkeit.
[0087] Verglichen mit den REM-Aufnahmen des Faserverbunds Fig. 2a und Fig 2b. zeigt dieser
ein ähnliches Bild. Im Beispiel 2 konnten also zwei Wege zur Herstellung des Faserverbundes
aufgezeigt werden, wobei beiden gemeinsam ist, dass die Strukturen, hier Stäbchen-
bzw. Kristallstrukturen zu einem großen Teil ausgebildet sind, bevor es zur Faserverbundbildung,
also zur Blattbildung kommt. Die Wechselwirkung und damit auch die Papierfestigkeit
im Verbund ist bei beiden Verfahren größer, verglichen mit dem Verfahren, welches
im Beispiel 1 angeführt ist.
Beispiel 3:
[0088] Fig. 4a und Fig. 4b zeigen einen Faserverbund, hergestellt durch Verwendung eines
strukturbildenden Materials, wie z.B. eines kristallstrukturbildenden Materials, und
die Ausbildung dieses Faserverbundes, wobei die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen,
erst nach der Faserverbundherstellung ausgebildet werden.
[0089] Dies geschieht, indem ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, ausgewählt und dieses dann zusammen mit Faserstoff in wässriger Suspension
gemischt und der Faserverbund ausgebildet wird. Ein Großteil der Strukturen, hier
Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen, wird erst danach zur Ausbildung gebracht und der
Faserverbund dadurch auch weitergehend vernetzt.
[0090] Hierzu erfolgt im ersten Schritt die Auswahl des strukturbildenden Materials, wie
z.B. kristallstrukturbildenden Materials. Da vom herzustellenden Papier ein hoher
Weißgrad gefordert wird, wird ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, mit einem hohen Weißgrad gewählt, in diesem Fall ein eisenarmes Ca-Al-Silikat.
Eine Vorbehandlung des eisenarmen Ca-Al-Silikats erfolgt in diesem Fall dahingehend,
dass die Feinheit (gemessen als d
50, Laserbeugung (,,Cilas", Quantachrome, in volume / Durchgang) mittels Trockenmahlung
(z. B. mit einer Kugelmühle) um 50 % ausgehend von d
50 = 20 µm reduziert wird.
[0091] Zur Ausbildung des Faserverbundes wird ein Faserstoff wie im Beispiel 1 verwendet
und diesem ein strukturbildendes Material, wie z.B. kristallstrukturbildendes Material
(eisenarmes Ca-Al-Silikat), mit einem Anteil > 0,1 Ma-% bevorzugt 1-50 Ma-% bezogen
auf Faserstoff zugegeben und eine wässrige Suspension hergestellt. Aus dieser wird
der Faserverbund, bestehend aus Faserstoff und dem strukturbildenden Material, wie
z.B. dem kristallstrukturbildenden Material, bei welchem die Strukturen, hier Stäbchen-
bzw. Kristallstrukturen größtenteils noch nicht ausgebildet sind, mittels Filtration
hergestellt. Anschließend werden die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen
in dem Verbund ausgebildet. Danach wird dieser Verbund getrocknet und die Verbundstruktur
mittels Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht.
[0092] Auch der hierbei resultierende Faserverbund (Fig. 4a und Fig. 4b) zeigt sowohl die
Fasern als auch die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen. Diese sind
innig miteinander verbunden und bilden einen Filz. Die Strukturen, hier Stäbchen-
bzw. Kristallstrukturen, bilden Netzwerke und sind sowohl miteinander als auch mit
dem Faserstoff verbunden, so dass auch die Poren weitgehend überbrückt sind. Die Festigkeit
eines derartigen hergestellten Papiers beruht ebenfalls auf Wechselwirkungen der enthaltenen
Bestandteile. Aufgrund der hohen Vernetzung ist auch die Wechselwirkung sehr hoch,
verbunden mit einer deutlichen Zunahme der Festigkeit.
[0093] Es wird also ein weiterer Weg zur Herstellung eines Faserverbundes aufgezeigt, wobei
sich bei diesem Faserverbund der Großteil der Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen,
erst dann bildet, wenn der Faserverbund, also die Blattbildung bereits geschehen ist.
Die Wechselwirkungen im Verbund und damit auch Papierfestigkeit nimmt auch in diesem
Fall zu. Ein besonderer Vorteil bei der Strukturbildung, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturbildung,
nach der Faserverbundbildung ist, dass ein Teil des enthaltenen Restwassers durch
die Strukturbildungsreaktion, hier die Stäbchen- bzw. Kristallstruktur-bildungsreaktion,
chemisch gebunden wird und nicht mittels Trocknung entfernt werden muss, wodurch ein
zusätzlicher Nutzen durch Energieeinsparung gegeben ist.
Beispiel 4:
[0094] Fig. 5a zeigt Ca-Al-Silikat als Beispiel für ein strukturbildendes z.B. kristallstrukturbildendes
Material und Fig. 5b zeigt Wollastonit als Beispiel für ein nichtstrukturbildendes
aber stäbchenförmiges Material. Wollastonit ist demnach unter den gewählten Bedingungen
nicht zur Ausbildung der dreidimensionalen Verbundstruktur geeignet, auch wenn die
einzelnen Wollastonitpartikel in Form von Kristallen mit einer regelmäßigen Kristallstruktur
vorliegen. Der Faserverbund wird durch Verwendung eines strukturbildenden Materials,
wie z.B. eines kristallstrukturbildenden Materials, bei steigender Konzentration und
anschließender Ausbildung dieses Faserverbundes hergestellt. Die Strukturen hier Stäbchen-
und Kristallstrukturen (Fig. 5a), werden erst nach der Faserverbundherstellung ausgebildet
- im Gegensatz zu einem Faserverbund, welcher mit Faserstoff und einem nichtstrukturbildenden
Mineral aber stäbchenförmigen Mineral (Wollastonit) hergestellt wird (Fig. 5b).
[0095] Bei diesem Beispiel wird ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, ausgewählt und dieses dann zusammen mit Faserstoff in wässriger Suspension
gemischt und der Faserverbund ausgebildet. Der größte Teil der Strukturen, hier Stäbchenund
Kristallstrukturen wird erst danach zur Ausbildung gebracht und der Faserverbund dadurch
auch weitergehend vernetzt.
[0096] Hierzu erfolgt im ersten Schritt die Auswahl des strukturbildenden Materials, wie
z.B. des kristallstrukturbildenden Materials. Da vom herzustellenden Papier ein hoher
Weißgrad gefordert ist, wird ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, mit einem hohen Weißgrad gewählt, in diesem Fall ein eisenarmes Ca-Al-Silikat.
Eine Vorbehandlung des eisenarmen Ca-Al-Silikats erfolgt in diesem Fall nicht.
[0097] Zur Ausbildung des Faserverbundes wird ein Faserstoff wie im Beispiel 1 verwendet
und diesem ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material (eisenarmes Ca-Al-Silikat), zugegeben und eine wässrige Suspension hergestellt.
Aus dieser wird der Faserverbund, bestehend aus Faserstoff und dem strukturbildenden
Material, wie z.B. dem kristallstrukturbildenden Material, welches aber die Strukturen
(hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen) größtenteils noch nicht ausgebildet hat,
mittels Filtration hergestellt. Erst danach werden die Strukturen, hier Stäbchen-
bzw. Kristallstrukturen, in dem Verbund ausgebildet. Danach wird dieser Verbund getrocknet
und die Verbundstruktur mittels Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht.
[0098] In gleicher Weise wird ein Faserverbund aus Faserstoff und einem nicht strukturbildenden,
dafür aber einem stäbchenförmigen Material hergestellt, wobei das Verhältnis von Faserstoff
und stäbchenförmigen Material gleich ist. Nach dem Trocknen wird auch dieser Faserverbund
mittels REM untersucht.
[0099] Als nichtstrukturbildendes dafür aber stäbchenförmiges Material, wird hier Wollastonit
(d
50 = 10 µm, (,,Cilas", Quantachrome, in volume / Durchgang) eingesetzt. Wollastonit
hat die Eigenschaft, dass es bereits als stäbchenförmiges Material vorliegt. Das Ziel
ist hierbei, den Vorteil der Strukturbildung, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturbildung
gegenüber der Verwendung eines nichtstrukturbildenden, dafür aber stäbchenförmigen
Materials aufzuzeigen.
[0100] Bei den Versuchen wurden folgende Verfahrensweisen angewendet:
- Einwiegen von Faserstoff und eisenarmes Ca-Al-Silikat (bzw. Wollastonit)
- Dispergieren der Komponenten in 50 ml Wasser
- Verdünnen der Suspension auf 1 Liter mit Wasser
- Entwässern der Suspensionen über einem Sieb
- Lagerung der feuchten Blätter unter Luftabschluss
- Trocknung der Blätter, nachdem die Ausbildung der Strukturen, hier Stäbchen- und Kristallstrukturen
vollzogen ist. Wollastonit wurde analog dazu behandelt.
[0101] Bei den Versuchen wurde eine Materialzusammensetzung entsprechend der Tabelle 4 ausgewählt:
Tabelle 4
|
Einheit |
10 Ma% |
25 Ma-% |
50 Ma-% |
Vorlagewasser |
ml |
50 |
50 |
50 |
Zellstoff |
g |
3,6 |
3,0 |
2,0 |
eisenarmes Ca-Al-Silikat |
g |
0,4 |
1,0 |
2,0 |
Mineralischer Faserstoff
(Wollastonit) |
g |
0,4 |
1,0 |
2,0 |
Verdünnungswasser |
ml |
950 |
950 |
950 |
[0102] Die morphologischen Unterschiede der beiden Einsatzstoffe eisenarmes Ca-Al-Silikat
(Fig. 5a) und Wollastonit (Fig. 5b) sind in den REM-Aufnahmen eindeutig zu erkennen.,
[0103] Die Faserverbunde, hergestellt unter Verwendung von eisenarmen Ca-Al-Silikat und
Wollastonit unterscheiden sich ebenfalls deutlich. Die Faserverbunde auf Basis von
eisenarmen Ca-Al-Silikat (Fig. 6a, 7a, 8a.) zeigen sowohl die Fasern als auch die
Strukturen, hier Stäbchen- und Kristallstrukturen. Diese sind innig miteinander verbunden
und bilden einen Filz. Die Strukturen, hier Stäbchen- und Kristallstrukturen, bilden
Netzwerke und sind sowohl miteinander als auch mit dem Faserstoff verbunden, sodass
auch die Poren weitgehend überbrückt sind. Die Festigkeit eines derartig hergestellten
Papiers beruht ebenfalls auf Wechselwirkungen der enthaltenen Bestandteile. Aufgrund
der hohen Vernetzung ist auch die Wechselwirkung sehr hoch, verbunden mit einer deutlichen
Zunahme der Festigkeit. Dagegen zeigen die Faserverbunde auf Basis von Wollastonit
(Fig. 6b, 7b, 8b) nur eine lose, lockere Zusammenlagerung der jeweiligen Bestandteile,
ohne dass diese erkennbar miteinander verbunden sind.
[0104] Beispiel 4 zeigt den Unterschied bei der Verwendung eines strukturbildenden Materials,
wie z.B. eines kristallstrukturbildenden Materials, im Vergleich zu einem nichtstrukturbildenden,
dafür aber stäbchenförmigen Material. Die Wechselwirkungen im Verbund und damit auch
die Papierfestigkeit sind im ersten Fall deutlich stärker ausgeprägt. Ein besonderer
Vorteil bei der Strukturbildung (hier Stäbchen- und Kristallstrukturbildung) nach
der Faserverbundbildung ist, dass ein Teil des enthaltenen Restwassers durch die Strukturbildung
(hier Stäbchen- und Kristallstrukturbildungsreaktion) chemisch gebunden wird und nicht
mittels Trocknung entfernt werden muss, wodurch ein zusätzlicher Nutzen durch Energieeinsparung
gegeben ist.
Beispiel 5:
[0105] In Beispiel 5 wird ein Faserverbund durch die Verwendung eines strukturbildenden
Materials, wie z.B. eines kristallstrukturbildenden Materials hergestellt, wobei das
strukturbildende Material, wie z.B. kristallstrukturbildende Material, erst nachträglich
auf einen bereits gebildeten ersten Faserverbund aufgebracht und die Strukturen, hier
Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen, anschließend ausgebildet werden.
[0106] Dies geschieht, indem ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, ausgewählt und dieses dann in einer wässrigen Suspension auf einen ersten
Faserverbund aufgebracht wird. Der größte Teil der Strukturen, hier Stäbchen- und
Kristallstrukturen, wird erst nach dem Auftrag auf den Faserverbund zur Ausbildung
gebracht und der Faserverbund dadurch oberflächennah vernetzt.
[0107] Hierzu erfolgt im ersten Schritt die Auswahl des strukturbildenden Materials, wie
z.B. des kristallstrukturbildenden Materials. Da vom herzustellenden Papier ein hoher
Weißgrad gefordert wird, wird ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, mit einem hohen Weißgrad gewählt, in diesem Fall ein eisenarmes Ca-Al-Silikat..
Eine Vorbehandlung des eisenarmen Ca-Al-Silikats erfolgt in diesem Fall dahingehend,
dass die Feinheit (gemessen als d
50, Laserbeugung, (,,Cilas", Quantachrome, in volume / Durchgang) mittels Trockenmahlung
(z. B. mit einer Kugelmühle) ausgehend von d
50 = 20 µm um 50 % reduziert wird.
[0108] Zur Ausbildung des ersten Faserverbundes wird ein Faserstoff wie im Beispiel 1 verwendet
und von diesem eine wässrige Suspension hergestellt. Aus dieser wird der erste Faserverbund,
bestehend nur aus Faserstoff mittels Filtration hergestellt. Dieser erste Faserverbund
kann dann trocken oder nass weiterverarbeitet werden. In diesem Beispiel wurde in
trockener Form weiter verarbeitet.
[0109] Parallel dazu wird eine wässrige Suspension aus eisenarmen Ca-Al-Silikat hergestellt
und diese mittels Rakel auf den ersten Faserverbund aufgetragen. Der Großteil der
Strukturen, hier Stäbchen- und Kristallstrukturen, bildet sich an der Oberfläche des
ersten Faserverbundes aus und vernetzt diese. Danach wird der Faserverbund getrocknet
und die Struktur mittels Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht. Auch der hierbei
resultierende Faserverbund (Fig. 9a und Fig. 9b) zeigt sowohl die Fasern als auch
die Strukturen, hier Stäbchenund Kristallstrukturen. Diese sind innig miteinander
verbunden und bilden einen Filz. Die Stäbchen bilden Netzwerke und sind sowohl miteinander
als auch mit dem Faserstoff verbunden, so dass auch die Poren weitgehend überbrückt
sind. Die Festigkeit eines derartigen Papiers beruht ebenfalls auf Wechselwirkungen
der enthaltenen Bestandteile. Aufgrund der hohen Vernetzung ist auch die Wechselwirkung
sehr hoch, verbunden mit einer deutlichen Zunahme der Festigkeit.
[0110] Bei der erfindungsgemäßen Herstellung eines Faserverbundes nach Beispiel 5 wird das
strukturbildende z.B. kristallstrukturbildende Material auf einen Faserverbund aufgetragen,
wobei die Strukturen, hier Stäbchen- bzw. Kristallstrukturen, den Faserverbund oberflächennah
vernetzen. Die Wechselwirkung im gebildeten Faserverbund und damit auch die Papierfestigkeit
nimmt auch in diesem Fall zu. Besonderer Vorteil bei der nachträglichen Beschichtung
eines Faserverbundes mit einem strukturbildenden Material, wie z.B. einem kristallstrukturbildenden
Material, ist, dass ein Teil des enthaltenen Restwassers durch die Strukturbildungsreaktion,
hier eine Stäbchen- bzw. Kristallstrukturbildungsreaktion, chemisch gebunden wird
und nicht mittels Trocknung entfernt werden muss, wodurch ein zusätzlicher Nutzen
durch Energieeinsparung gegeben ist.
[0111] In einem alternativen Verfahren gemäß der Erfindung ist es auch möglich, den Faserverbund,
nachdem er mit dem strukturbildenden Material, wie z.B. einem kristallstrukturbildenden
Material, beschichtet worden ist, zu trocknen, damit eine zur Strukturbildung notwendige
reaktive Komponente zu entziehen und so die Strukturbildung, hier eine Stäbchen- bzw.
Kristallstrukturbildung, zu unterbrechen. Zeitlich und räumlich getrennt davon kann
dann in einem weiteren Schritt die Strukturbildung, hier Stäbchen- und Kristallstrukturbildung,
durch Zugabe einer reaktiven Komponente (z. B. hier Wasser) wieder fortgesetzt werden.
Beispiel 6
[0112] In Beispiel 6 wird ein Papier beschrieben, hergestellt durch Verwendung eines strukturbildenden
Materials, wie z.B. eines kristallstrukturbildenden Materials zusammen mit einem Füllstoff
und Fasern.
[0113] Hierzu erfolgt im ersten Schritt die Auswahl des strukturbildenden Materials, wie
z.B. kristallstrukturbildenden Materials. Da vom herzustellenden Papier ein hoher
Weißgrad gefordert wird, wird ein strukturbildendes Material, wie z.B. ein kristallstrukturbildendes
Material, mit einem hohen Weißgrad gewählt, in diesem Fall ein eisenarmes Ca-Al-Silikat.
Eine Vorbehandlung des eisenarmen Ca-Al-Silikats erfolgt in diesem Fall dahingehend,
dass die Feinheit (gemessen als d
50, Laserbeugung (,,Cilas", Quantachrome, in volume / Durchgang) mittels Trockenmahlung
(z. B. mit einer Kugelmühle) um 75 % ausgehend von d
50 = 20 µm reduziert wird.
[0114] Zur Ausbildung des Faserverbundes werden 300 ml Zellstoffsuspension (2 Ma-%, gemahlener
Zellstoff) mit 110 ml TiO
2-Suspension (4 Ma-%, Füllstoff) versetzt, und mit Trinkwasser auf 1000 ml aufgefüllt.
Danach wird Nassfestmittel und strukturbildendes Material, hier kristallstrukturbildenden
Materials laut Tabelle zugegeben und die Mischung homogenisiert. Für die Blattbildung
werden jeweils 300 ml dieser Suspension verwendet und das gebildete Blatt bei 90°C
über 10 min getrocknet (=Papier). Zur Laminierung wird dieses Blatt dann 30 sec. in
Melaminharz getaucht, vollständig benetzt, überschüssiges Harz entfernt und danach
30 sec bei 100°C getrocknet. Danach wird das Papier durch Tauchen in Harz erneut vollständig
benetzt, überschüssiges Harz entfernt und das Papier schließlich 120 sec bei 100°C
getrocknet. Verpresst wird das so imprägnierte Papier schließlich bei 100 bar, 160°C,
120 sec., gefolgt durch Kühlung mittels Kühlplatten (=Laminat).
Tabelle 5
Nr. |
TiO2 |
WZ* |
WZ* |
Blattgewicht |
Asche |
TI*** |
Papier |
Laminat |
|
g/Ansatz |
%TiO2** |
g/Ansatz |
g |
% |
N |
**** |
**** |
1 |
4,4 |
0 |
0 |
2,9 |
35,0 |
31,0 |
0 |
nb |
2 |
4,4 |
5 |
0,22 |
3,2 |
37,6 |
40,0 |
+ |
0 |
3 |
4,4 |
15 |
0,66 |
3,5 |
38,8 |
32,2 |
- |
nb |
4 |
4,4 |
5 |
0,22 |
3,3 |
37,3 |
38,0 |
+ |
+ |
5 |
4,4 |
15 |
0,66 |
3,5 |
38,7 |
31,5 |
- |
nb |
6 |
4,4 |
0 |
0 |
2,9 |
35,0 |
30,0 |
0 |
0 |
7 |
4,4 |
5 |
0,22 |
3,1 |
37,1 |
39,0 |
+ |
+ |
8 |
4,4 |
15 |
0,66 |
3,2 |
39,3 |
33,0 |
- |
nb |
*: WZ = Kurzbezeichnung für strukturbildendes Material, hier kristallstrukturbildendes
Material
**: Anteil WZ bezogen auf Masse Gesamtfüllstoff, gerundet
***: Tensile Index
****: Visuelle Bewertung der optischen Eigenschaften: + = besser; - = schlechter Bewertungskriterien
Papier: Weißgrad, Formation, Gleichmäßigkeit Bewertungskriterien Laminat: Opazität,
Weißgrad, Gleichmäßigkeit
nb: nicht bestimmt |
[0115] Aus den Ergebnissen geht eindeutig hervor, dass der Ascheanteil als Maß für den Füllgrad
zunimmt, gleichzeitig nimmt die Festigkeit zum Teil deutlich zu. Sowohl die Papier-
als auch die Laminateigenschaften können gleichbleibend gehalten oder tendenziell
sogar verbessert werden. Es ist somit - wie in den angeführten Beispielen gezeigt
- möglich, durch das erfindungsgemäße Verfahren und den Erfindungsgemäßen Faserverbund
die eingangs genannten Aufgaben und Anforderungen in Bezug auf Funktion und Wirkung
eines neuen Faserverbundes zu erfüllen.
[0116] Erfindungsgemäß können auch andere bei der Papierherstellung gebräuchliche, wie eingangs
beispielhaft genannte Materialien an den verschiedenen Stellen der Papier, Pappeoder
Karton- (Faserverbund) Herstellung zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Füllstoffe,
Dispergiermittel, Pigmente oder Additive, welche zu verschiedenen Zeitpunkten während
des Prozesses mit den strukturbildende Materialien, wie z.B. mit kristallstrukturbildende
Materialien sowie mit den Fasern, kombiniert werden können.
[0117] Nachfolgend ist eine Auswahl der Vorteile erfindungsgemäßer Faserverbunde, hergestellt
unter Verwendung von strukturbildender z.B. kristallstrukturbildende Materialien,
gemäß der vorliegenden Erfindung, gezeigt.
[0118] Durch die Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten bei den Eigenschaften strukturbildender
Materialien bieten sich eine große Vielfalt, wodurch die Eigenschaften an spätere
Applikation angepasst werden können. Mögliche Eigenschaften, die als Auswahlkriterium
herangezogen werden können sind z. B. die Art des strukturbildenden Materials, Korngröße,
Topcut, Korngrößenverteilung, Morphologie, chemische Zusammensetzung, mineralogische
Zusammensetzung, Reinheit, Abrasion, Löslichkeit, Dispergieverhalten, Bindemittelbedarf,
Rheologie, Optische Eigenschaften wie Weißgrad und Gelbwert, Opazität, Blainewert,
Reaktivität, Kristallstruktur, spezifische Oberfläche, Oberflächenladung, Dichte,
Schüttdichte, Aspektverhältnis, Struktur der zu bildenden Strukturen usw..
[0119] Die Eigenschaften können z.B. durch physikalische und/oder chemische und/oder mechanische
Verfahren beeinflusst, modifiziert oder optimiert werden. Beispielsweise können derartige
Eigenschaftsänderungen durch Zusatz von Beschleuniger oder Verzögerer, Dispergiermittel,
Oberflächenbeschichtung, Mischungen mit organischen und/oder anorganischen Komponenten
sowie Füllstoffen, Additiven, Fasern, Verdickern oder Polymeren usw. erreicht werden.
Weiterhin können die Eigenschaften der verwendeten Materialien und somit auch des
daraus hergestellten Faserverbundes z.B. durch Trockenmahlung, (beispielsweise mittels
Kugelmühlen, Strahlmühlen, Walzenschüsselmühlen, Stiftmühlen, Hammermühlen, Attritiormühlen,
Stabmühlen usw.), Abtrennung von Fein- und/oder Grobanteil (beispielsweise mittels
Sichtung und ggf. Grobgutkreislaufführung oder elektrostatisch Behandlung sowie ggf.
Magnetscheidung, Siebung usw.) oder mittels Nasszerkleinerung (beispielsweise mittels
Rührwerkskugelmühle, Perlmühle, Kugelmühle oder Hochdruckhomogenisierer usw.) und
gegebenenfalls Trennung nach Korngrößen verändert und den entsprechend der jeweiligen
Anforderungen angepasst werden.
[0120] Die dadurch zur Verfügung stehenden strukturbildenden Materialien können innerhalb
des Produktionsprozesses eines Faserverbundes während verschiedener Prozessschritte
(z.B. Faseraufbereitung, Blattbildung, Beschichtung, Veredelung, Sprühen, Coaten)
oder als separater Prozessschritt und in verschiedenen Darreichungsformen (z.B. trocken,
nass, alleine, mit anderen) zum Einsatz gebracht werden. Die Strukturen können den
jeweiligen Anforderungen entsprechend (schnell, langsam) an verschiedenen Orten (am
Ort der Herstellung, der Veredelung oder dem Ort der Verarbeitung) oder danach über
verschiedene Verfahren zu unterschiedlichen Zeiten zur Ausbildung gebracht werden.
[0121] In einem Faserverbund mit den beschriebenen strukturbildenden Materialien lassen
sich eine Vielzahl von Eigenschaften variabel einstellen bzw. beeinflussen. Mögliche
Materialeigenschaften, auf die bei der Herstellung eines erfindungsgemäßen Faserverbundes
einfluss genommen werden kann sind z.B. die Festigkeit, Nassfestigkeit, Dehnung, Optische
Eigenschaften, Weißgrad, Helligkeit, Gelbwert, Opazität, Brechung, Streuung, Reflektion,
Farbort, Glanz, Papiervolumen, Porengröße, -anzahl und -verteilung, Dampfdichtigkeit,
Wasserdichtigkeit, Gasdichtigkeit, Glätte, Benetzbarkeit, Saugfähigkeit, Kopierbarkeit,
Siegelbarkeit, Adhäsionswirkung, Antihaftwirkung, Brennbarkeit, korrosionshemmende
Wirkung, fungizide, bakterizide, insektizide Wirkung, Alterungsbeständigkeit, Staubfreiheit,
hohe Nass- und Laugenfestigkeit, gute Prägefähigkeit, Kaschierbarkeit, Lackierfähigkeit,
Bedruckbarkeit, Gleichmäßigkeit, Satinageverhalten, Dimensionsstabilität (z.B. Flachlage,
Tellern, Cockling, Randwelligkeit), Welligkeit und Rollneigung, Druckfarbenaufnahme,
Tintenadsorptionsfähigkeit, Wärmestabilität, Wärmeleitung, Abriebfestigkeit, Spaltbarkeit,
Lichtechtheit, Wischbeständigkeit, geringe Rollneigung, Druckglanz, Farbwegschlagverhalten,
Rupffestigkeit, Bindemittelbedarf, Faserabdeckung, Immobilisierung, Bruchkraft, Bruchdehnung,
Falzfestigkeit, Biegefestigkeit, Rauigkeit und andere.
[0122] Daher eigenen sich erfindungsgemäße Faserverbunde für eine große Anzahl von Verwendungsmöglichkeiten.
Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist daher die Verwendung eines wie oben beschriebenen
Faserverbundes als Medium zur Informationsspeicherung, Verpackungsmaterial, Dekorationsmittel
(z.B. Tapete), Hygieneartikel, Dämmmaterial, Gas-, Wasser- oder Dampfbarriere, Flammschutzmaterial,
Schallschutzmaterial, Werkstoff, Isolationsmittel oder ähnlichem.
[0123] In einer bevorzugten Verwendung des Faserverbundes wird der Faserverbund in Form
von Papier als Medium zur Informationsspeicherung verwendet.
[0124] Durch die erfindungsgemäße Verwendung strukturbildender Materialien, wie z.B. kristallstrukturbildender
Materialien, zur Herstellung eines Faserverbundes wird erreicht, dass insbesondere
der Anteil organischer Fasern und damit die Kosten zur Herstellung eines Faserverbundes,
wie z.B. Papier oder Pappe reduziert und gleichzeitig die Festigkeit nur unwesentlich
verringert, beibehalten oder sogar gesteigert wird.
[0125] Weiterhin können durch die Verwendung von strukturbildenden Materialien, wie z.B.
kristallstrukturbildenden Materialien, zur Herstellung eines Faserverbundes gleichzeitig
andere Eigenschaften des Faserverbundes (z.B. Papier oder Pappe), wie z.B. die optischen
Eigenschaften wie Opazität, Weißgrad, Helligkeit, Gelbwert oder die physikalischen
Eigenschaften wie z.B. Luftdurchlässigkeit oder Porosität, nur unwesentlich verschlechtert,
beibehalten oder sogar verbessert werden.
[0126] Vorteilhaft werden durch die Verwendung der strukturbildenden Materialien, wie z.B.
kristallstrukturbildenden Materialien, zur Herstellung eines Faserverbundes gleichzeitig
die Verarbeitungseigenschaften eines Faserverbundes (z.B. Papier oder Pappe) beim
z.B. Bedrucken, Schneiden, Falzen, Kaschieren, Färben, Verbinden usw. nur unwesentlich
verschlechtert, beibehalten oder sogar verbessert.
[0127] Zusätzlich wird durch die erfindungsgemäße Verwendung der strukturbildenden Materialien,
wie z.B. der kristallstrukturbildenden Materialien, zur Herstellung eines Faserverbundes
gleichzeitig die Herstellung des Faserverbundes (z.B. Papier oder Pappe) nur unwesentlich
beeinträchtigt, beibehalten oder sogar verbessert, z.B. durch Blattbildung, durch
die Entwässerung und Trocknung oder die Papierveredelung. Insbesondere besteht zusätzlich
die Möglichkeit die Energiekosten bei der Trocknung eines Faserverbundes zu reduzieren.
[0128] Aufgrund der besonders hohen Festigkeit der Faserverbunde ist es sogar möglich, Objekte
die besondere Anforderungen in Bezug auf die Stabilität haben, aus derartigen Faserverbunden
herzustellen. In einer Variante der Verwendung des Faserverbundes wird dieser als
Möbelstück verwendet.
[0129] Durch die Verwendung von strukturbildenden Materialien bei der Herstellung eines
Faserverbundes, wie z. B. Papier oder Pappe, können einige Produktionsprozesse hinsichtlich
moderner ökologischer Anforderungen optimiert werden. So ist es bei der Herstellung
eines wie oben beschriebenen Faserverbundes möglich die Abluft- und Abwassermenge
nur unwesentlich zu erhöhen, beizubehalten oder sogar zu verringern. Ebenso kann die
CO
2-Bilanz nur unwesentlich verschlechtert, beibehalten oder sogar verbessert werden.
[0130] Sämtliche in den Anmeldungsunterlagen offenbarten Merkmale werden als erfindungswesentlich
beansprucht, sofern sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik
neu sind.
1. Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes, welcher mindestens ein Additiv und
mindestens einen organischen Faserstoff umfasst, wobei der Faserstoff ausgewählt ist
aus einer Gruppe, welche Holzschliff, Halbzellstoff, Zellstoff, Wolle, Seide, Leinen,
Baumwolle, synthetische Polymerfasern und/oder andere Faserstoffe mit Faserstärken
von weniger als 0,5 mm umfasst,
dadurch h gekennzeichnet,dass
mindestens ein Additiv zugesetzt wird, welches Ca- und/oder Mg-Verbindungen umfasst
und welches in dem Faserverbund seine Struktur ändert und/oder eine Struktur ausbildet
und nach der Strukturänderung und/oder der Strukturbildung eine netzartige Faserstoffstruktur,
welche durch den Faserstoff gebildet wird, zur Stabilisierung des Faserverbundes als
dreidimensionaler Verbund der Ca- und/oder Mg-Verbindungen durchsetzt.
2. Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes nach Anspruch 1,
dadurch h gekennzeichnet,dass
die Ca- und/oder Mg-Verbindung als Sulfat, Hydroxid, Silikat, Aluminat, Ferrit und/oder
Mischungen dieser mit einem Anteil von 1 - 50 Ma-%, bevorzugt 2 - 40 Ma-% eingesetzt
wird und diese durch eine Reaktion mit Wasser, CO2 Carbonat-lonen, Sulfat-lonen, Sauerstoff, weiteren Additiven und/oder Kombinationen
davon oder durch Abspaltung von Wasser oder Gasen, wie CO2, O2 oder anderen, optional unter - oder -abfuhr, zu dem dreidimensionalen Verbund der
Ca- und/oder Mg-Verbindungen umgesetzt wird.
3. Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch h gekennzeichnet,dass
eine Ca- und/oder Mg-Verbindung verwendet wird, welche nach der Strukturänderung und/oder
der Strukturbildung in dem Faserverbund einen Brechungsindex nD von 1 - 3, bevorzugt von 1,2 - 2,9, besonders bevorzugt von 1,4 - 2,7 aufweist und
einen Weißgrad R457 nach ISO 2470 von 1 - 100, bevorzugt 5-100, besonders bevorzugt
10 - 100 aufweist.
4. Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch h gekennzeichnet,dass
die Ca- und/oder Mg-Verbindung nach der Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes
der Ca- und/oder Mg-Verbindungen in Form zusammenhängender Ca- und/oder Mg-enthaltender
Partikel vorliegt, welche eine Partikelgröße, gemessen als d50 (Volumen) zwischen 0,001 und 10000 µm, bevorzugt zwischen 0,01 und 7500 µm, besonders
bevorzugt zwischen 0,05 und 5000 µm aufweisen.
5. Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch h gekennzeichnet,dass
die Strukturänderung und/oder die Strukturbildung der Ca- und/oder Mg-Verbindungen
vor der vollständigen Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes durch eine Änderung
von Umgebungsbedingungen unterbrochen wird und die Strukturänderung und/oder die Strukturbildung
bis zur vollständigen Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes zu einem späteren
Zeitpunkt, optional nachdem der Faserverbund in eine vorbestimmte Form gebracht wurde,
durch erneute Änderung der Umgebungsbedingungen weitergeführt wird.
6. Verfahren zur Herstellung eines Faserverbundes nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch h gekennzeichnet,dass
die Ausbildung des dreidimensionalen Verbundes der Ca- und/oder Mg-Verbindungen vor,
während oder nach einer Vernetzung der organischen Faserstoffe erfolgt.
7. Faserverbund, welcher mindestens ein Additiv und mindestens einen organischen Faserstoff
aufweist, wobei der Faserstoff ausgewählt ist aus einer Gruppe, welche Holzschliff,
Halbzellstoff, Zellstoff, Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle, synthetische Polymerfasern
und/oder andere Faserstoffe mit Faserstärken von weniger als 0,5 mm umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens eines der Additive eine Ca- und/oder Mg-Verbindung umfasst, welche in einem
dreidimensionalen Verbund der Ca- und/oder Mg-Verbindungen vorliegt oder in diesen
überführbar ist, welcher eine eine netzartige Faserstoffstruktur, welche durch den
Faserstoff bildbar oder gebildet ist, durchsetzende Struktur zur Stabilisierung des
Faserverbundes aufweist.
8. Faserverbund nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Faserverbund die Ca- und/oder Mg-Verbindung mit einem Anteil von 1 - 50 Ma-%,
bevorzugt 2 - 40 Ma-% umfasst und die Ca- und/oder Mg-Verbindung ausgewählt ist aus
einer Gruppe, welche Sulfate, Hydroxide, Silikate, Aluminate, Ferrite und/oder Mischungen
dieser, insbesondere Zemente, Gips und/oder Vorprodukte dieser umfasst und durch eine
Reaktion mit Wasser, Gasen, insbesondere CO2 oder Sauerstoff, Carbonat-lonen, Sulfat-lonen, weiteren Additiven und/oder Kombinationen
davon oder durch Abspaltung von Wasser oder Gasen wie CO2, O2 oder anderen, optional unter Energiezu- oder -abfuhr, ein dreidimensionaler Verbund
der Ca- und/oder Mg-Verbindungen im Faserverbund vorliegt oder ausbildbar ist.
9. Faserverbund nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ca- und/oder Mg-Verbindung innerhalb des dreidimensionalen Verbundes in weitgehend
homogenen Kristallstrukturen vorliegt, welche bevorzugt vorwiegend stäbchenförmig,
plättchenförmig, faserförmig, sternförmig oder büschelförmig sind.
10. Faserverbund nach einem der Ansprüche 7 - 9,
dadurch gekennzeichnet,dass
die organischen Faserstoffe einzelne Fasern umfassen, welche einen weitgehend kreisförmigen
Durchmesser einer Größe von weniger als 0,5 mm, bevorzugt weniger als 0,25 mm, besonders
bevorzugt weniger als 0,01 mm aufweisen.
11. Faserverbund nach einem der Ansprüche 7 - 10,
dadurch gekennzeichnet,dass
die Ca- und/oder Mg-Verbindung nach der Änderung und/oder Ausbildung des dreidimensionalen
Verbundes einen Brechungsindex nD von 1 - 3, bevorzugt von 1,2 - 2,9, besonders bevorzugt von 1,4 - 2,7 aufweist.
12. Faserverbund nach einem der Ansprüche 7 - 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ca- und/oder Mg-Verbindung nach der Änderung und/oder Ausbildung des dreidimensionalen
Verbundes einen Weißgrad R457 nach ISO 2470 von 1 - 100, bevorzugt 5-100, besonders
bevorzugt 10 - 100 aufweist.
13. Faserverbund nach einem der Ansprüche 7 - 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
auf den Faserverbund eine Oberflächenbeschichtung aufstreichbar, aufdruckbar, aufsprühbar,
aufkaschierbar, aufwalzbar, aufklebbar oder auf eine andere geeignete Weise auftragbar
ist.
14. Verwendung eines Faserverbundes nach einem der Ansprüche 7-13,
dadurch gekennzeichnet,dass
der Faserverbund als Medium zur Informationsspeicherung, Verpackungsmaterial, Dekorationsmittel,
Hygieneartikel, Dämmmaterial, Gas-, Wasser- oder Dampfbarriere, Flammschutzmaterial,
Schallschutzmaterial, Werkstoff, Isolationsmittel oder ähnlichem verwendet wird.
15. Verwendung eines Faserverbundes nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Faserverbund in Form von Papier als Medium zur Informationsspeicherung verwendet
wird.