[0001] Die Neuerung betrifft eine Zündvorrichtung für die Sprengladung eines Penetrators,
dessen Sprengladung aus zumindest einer Teilladung und einer Einlage besteht, welche
innerhalb der Hülle des Penetrators angeordnet ist, wobei die Zündvorrichtung am Heck
() des Penetrators fest montiert ist und mit einer Verstärkerladung verbunden ist.
[0002] Penetratoren sind Wirksysteme, die aufgrund ihres konstruktiven Aufbaus geeignet
sind, widerstandsfähige Strukturen wie beispielsweise Gebäudewände aus Ziegel oder
Beton oder auch Fels zu durchdringen. Bei der Bekämpfung derartiger Strukturen durch
einen mit einer Hohlladung ausgestatteten Penetrator steht die Wirkung der gerichteten
Hohlladung nicht mehr unbedingt im Vordergrund. Vielmehr ist es von Interesse, dass
der Penetrator nach dem Durchdringen der Struktur in der Lage ist, im Raum hinter
der Struktur eine möglichst hohe Blast- und/oder Splitterleistung zu entfalten. Anderenfalls
kann die Mission nur unzureichend erfüllt werden.
[0003] Der Neuerung liegt das Problem zugrunde, dass einerseits hochfeste und dicke Strukturen
perforiert werden müssen. Dies erfordert schnelle und schlanke Penetratoren mit einer
entsprechenden Sprengladung, der eine Einlage und ein vorgelagerter Hohlraum in der
Spitze des Penetrators zugeordnet sind. Andererseits erfahren der Penetrator und damit
auch die Sprengladung beim Perforationsvorgang eine sehr hohe negative Beschleunigung,
die dazu führt, dass sich die Sprengladung aufgrund des Umstülpens der Einlage zur
Penetratorspitze hin bewegt. Diese Bewegung der Sprengladung hin zur Penetratorspitze
und weg von der Zündeinrichtung birgt die Gefahr, dass Abstände insbesondere von der
Verstärkerladung zur Sprengladung zu groß werden und eine sichere Initiierung der
Sprengladung nicht mehr gewährleistet ist. Aus der
DE 10 2007 035 551 A1 ist aufgrund dieses Problems eine Stützvorrichtung für ein Kombinationswirksystem
bestehend aus einem Penetrator mit integrierter Hohlladung bekannt geworden. Diese
Stützvorrichtung verhindert bei der Zielpenetration die Vorwärtsbewegung der Sprengladung.
Gleichzeitig wird auch die mögliche Ausbildung einer übermäßig großen Lücke zwischen
dem Zündsystem und der Sprengladung vermieden, welche die Initiierung verhindern kann.
[0004] Es werden verschiedene Abstützvorrichtungen vorgeschlagen. Vielen davon ist es gemeinsam,
dass sie in die Sprengladung integriert sein müssen. Dies hat nahe der Hohlladungs-Einlage
zu erfolgen, da diese selbst in der Regel nur sehr eingeschränkt die Sprengladung
abstützen kann. Die Einlage ist konstruktiv so ausgelegt, dass sie eine hohe Hohlladungsleistung
unterstützt, eine mechanische Stützfunktion ist jedoch nicht vorgesehen und auch nicht
mit der Hauptaufgabe zu vereinbaren.
[0005] Stützvorrichtungen in der Nähe der Hohlladungs-Einlage können aber auch insofern
problematisch sein, da diese die optimale Ausbildung des Stachels stören können. Bei
langen Penetratoren kommt als weiterer Aspekt dazu, dass die Zündung der Sprengladung
relativ weit von der Hohlladungs-Einlage entfernt ist und dadurch die Detonationswelle
eher streifend als frontal auf die Hohlladungs-Einlage trifft. Dies führt in der Regel
zur Leistungsreduktion.
[0006] Der Neuerung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen Lösungsansatz aufzuzeigen,
der einen Verzicht auf die beschriebenen Stützvorrichtungen ermöglicht und die Ausbildung
von Detonationsfronten zur Folge hat, welche die Stachelausbildung und die Stachelleistung
unterstützt.
[0007] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Verstärkerladung mittels eines Abstandhalters
auf der Längsachse des Penetrators in Richtung der Einlage in einem Abstand von der
Zündvorrichtung angeordnet ist. Damit wird auf einfache Weise das Problem der Überbrückung
eines nicht mit Sprengstoff gefüllten Hohlraumes gelöst. Gleichzeitig kann die Entfernung
der Verstärkerladung zur Einlage soweit verkürzt werden, dass in jedem Fall eine Initiierung
nach dem Zieldurchgang möglich ist, weil ein frontales Auftreffen der Detonationsfront
auf die Einlage gewährleistet ist.
[0008] Eine günstige Dimensionierung liegt dann vor, wenn der im Fall des Umstülpens der
Einlage vor der Zündeinrichtung entstehende Hohlraum in seiner Längsausdehnung in
Richtung zur Einlage kleiner als der Abstand L ist.
[0009] Besonders günstig auf den Verlauf der Detonationswellen wirkt sich aus, dass zwischen
der Verstärkerladung und der Einlage ein Detonationswellenlenker DWL angeordnet ist.
[0010] Eine besonders einfache und stabile Bauform ergibt sich, wenn der Abstandhalter als
rohrförmiges Bauteil ausgeführt ist.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Neuerung ist in der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1:
- einen Penetrator mit einem Abstandhalter zwischen der Zündvorrichtung und der Verstärkerladung,
- Fig. 2:
- einen Penetrator gemäß Fig. 1 nach der Perforation eines Ziels,
- Fig. 3:
- den Verlauf der Detonationswelle um einen Detonationswellenlenker,
- Fig. 4:
- den Verlauf der Detonationswelle ohne einen Detonationswellen- lenker.
[0012] Gemäß Figur 1 wird als Lösung für die Problemstellung eine Zündvorrichtung vorgeschlagen,
bei der die Verstärkerladung V in einem Abstand L von der konventionell am Heck der
Hülle H des Penetrators befestigten Zündvorrichtung Z angeordnet ist. Dies wird im
Ausführungsbeispiel mit einem Abstandhalter A in der Form einer zylinderförmig gestalteten
Vorrichtung erreicht. Diese ist zwar mit der Zündvorrichtung wirkungsmäßig verbunden,
sie ist aber völlig entkoppelt von der Sprengladung SP. Die Verstärkerladung V ist
dabei an demjenigen Ende des Abstandhalters A angeordnet, der in Richtung der Längsachse
LA des Penetrators der Einlage E am nächsten liegt.
[0013] Die Dimensionierung und individuelle Gestaltung kann in weiten Bereichen an die für
den jeweiligen Penetrator spezifischen Erfordernisse angepasst werden.
[0014] In der Figur 2 ist die Funktion der Zündvorrichtung mit Abstandhalter vereinfacht
dargestellt. Wenn ein Penetrator wie er in Figur 1 dargestellt ist ein Ziel durchdringt
bewegt sich aufgrund der starken Verzögerung die Sprengladung SP in Richtung der Penetratorspitze.
Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine kunststoffgebundene und somit plastisch
leicht verformbare Sprengladung, die derartige Verformungen toleriert ohne dabei zu
einer Reaktion angeregt zu werden.
[0015] Die Einlage E des Penetrators stützt sich gemäß Figur 1 mit ihrem Rand an der Hülle
H des Penetrators ab. Sie kann jedoch konstruktiv bedingt im Fall einer Zielpenetration
die in Richtung der Penetratorspitze drängende Sprengladung SP nicht aufhalten. Somit
stülpt sich die Einlage E um und liegt nun an der Innenseite der Hülle des Penetrators
an. Das vorher von der Einlage E und der Spitze des Penetrators gebildete leere Volumen
HO ist dann aufgrund des hohen Pressdruckes in der Sprengladung SP vollständig mit
dieser aufgefüllt. Dafür hat sich am Heck des Penetrators angrenzend an die Zündvorrichtung
Z ein anderer Hohlraum HR gebildet. Auch wenn die Verstärkerladung V nicht gänzlich
von der Sprengladung SP umgeben ist und sich dadurch ein gewisses Leervolumen unmittelbar
vor der Verstärkerladung bilden kann, ist dies hinsichtlich der Funktionalität nicht
hinderlich, da die Zündung der Sprengladung mittels der Verstärkerladung radial über
den Mantel der Verstärkerladung erfolgt.
[0016] Die Länge des Abstandhalters A ist nun so ausgelegt, dass die Verstärkerladung V
auf alle Fälle im Bereich der verformten Sprengladung SP verbleibt. Die Zündung der
Verstärkerladung V führt somit zur gewollten Detonation der Sprengladung.
[0017] Eine vorteilhafte Ausgestaltung besonders bei sehr langen Penetratoren ist es, den
Abstandshalter in der Längenausdehnung flexibel zu gestalten, so dass er der Vorwärtsbewegung
der Sprengladung weitestgehend folgt und so auf keinen Fall der Kontakt zu dieser
verloren geht, wodurch eine sichere Zündung gewährleistet ist. Eine solche variable
Längenausdehnung kann beispielsweise durch ein teleskopartig ausgelegtes Gehäuse,
oder durch ein zick-zack-gefaltetes Gehäuse (ähnlich Ziehharmonika-Effekt) erzielt
werden. Diese Art von Abstandshalter-Gehäusen ist nicht in den Figuren dargestellt.
Weitere flexible Ausgestaltungen sind durch angepasste Konstruktionen denkbar, sollen
aber hier nicht weiter aufgezählt werden.
[0018] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung ist in der Figur 3 dargestellt. Hierbei ist
angrenzend an die Verstärkerladung und in Richtung zur Einlage E ein Detonationswellenlenker
DWL oder Dämpfungselement vorgesehen. Falls der Penetrator in ein Ziel eingedrungen
ist und sich die Sprengladung nach vorn verschoben hat, erfolgt eine Initiierung in
der gleichen Weise wie sie gemäß Figur 2 beschrieben wurde.
[0019] Falls die Zündung der Sprengladung jedoch vor einer Zielpenetration erfolgt dann
verläuft die Detonationswelle in der Sprengladung so wie in Figur 3 gestrichelt und
mit den Bezugszeichen 1, 2, 3 bezeichnet dargestellt. Die durch den Detonationswellenlenker
DWL abgelenkten Detonationswellenfronten werden radial auf die mit 1, 2, 3 bezeichneten
Pfade gezwungen. Der Einfallswinkel auf die Einlage E ist damit deutlich steiler als
wie bei einem Verlauf ohne einen Detonationswellenlenker DWL, der in der Figur 4 dargestellt
ist.
[0020] Ohne Detonationswellenlenker DWL wird nur ein streifender Einfall der Detonationswellenfront
1a, 2a, 3a erreicht, wodurch ein deutlicher Leistungsabfall gegenüber der anhand der
Figur 3 beschriebenen Situation in Kauf zu nehmen ist.
1. Zündvorrichtung für die Sprengladung eines Penetrators, dessen Sprengladung (SP) aus
zumindest einer Teilladung und einer Einlage (E) besteht, welche innerhalb der Hülle
(H) des Penetrators angeordnet ist, wobei die Zündvorrichtung (Z) am Heck des Penetrators
fest montiert ist und mit einer Verstärkerladung (V) verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstärkerladung (V) mittels eines Abstandhalters (A) auf der Längsachse (LA)
des Penetrators in Richtung der Einlage (E) in einem Abstand (L) von der Zündvorrichtung
(Z) angeordnet ist.
2. Zündvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (L) so gewählt ist, dass der im Fall des Umstülpens der Einlage (E) vor
der Zündeinrichtung (Z) entstehende Hohlraum (HR) in seiner Längsausdehnung in Richtung
zur Einlage (E) kleiner als der Abstand (L) ist.
3. Zündvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Verstärkerladung (V) und der Einlage (E) ein Detonationswellenlenker
(DWL) angeordnet ist.
4. Zündvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstandhalter (A) als rohrförmiges Bauteil ausgeführt ist.
5. Zündvorrichtung nach Anspruch 1 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstandhalter (A) längenveränderlich ausgeführt ist.