[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anziehen einer Schraubverbindung
unter Längung der Schraube, wobei ein Kraftschrauber eingesetzt wird, bei welchem
Hübe eines Kraftgliedes, insbesondere eines Hydraulikzylinders, in eine Drehbewegung
eines Schraubwerkzeugs umgesetzt werden. Als Kraftschrauber werden insbesondere Werkzeuge
eingesetzt, bei welchen der Drehwinkel pro Hub des Kraftgliedes eine Konstante bildet.
[0002] Bei der Herstellung von hochfest vorgespannten Schraubverbindungen ist es zur Einstellung
der Vorspannung oftmals notwendig, eine definierte Längung der Schraube in einem relativ
geringen Toleranzbereich prozeßsicher herzustellen.
[0003] Dabei ist es bekannt, die Schraubenlängung z. B. durch eine Ultraschallmessung fortlaufend
zu überprüfen und hierdurch die korrekte Längung der Schraube sicherzustellen. Weiterhin
sind Verfahren zum Anziehen von Schraubverbindungen bekannt, bei welchen der Drehwinkel
der Schraube durch einen Drehwinkelsensor während des Anziehens gemessen und der Kraftschrauber
anhand der Werte des Drehwinkelsensors angesteuert wird. Hierdurch sind konventionelle
Kraftschrauber ohne solche Sensoren jedoch nicht mehr einsetzbar. Zudem sind diese
Verfahren steuerungstechnisch alle recht aufwendig.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Anziehen einer
Schraubverbindung zur Verfügung zu stellen, welches einfach und kostengünstig umzusetzen
ist und dennoch ein prozeßsicheres Erreichen einer gewünschten Schraubenlängung mit
geringen Toleranzen ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Anziehen einer Schraubverbindung unter Längung
der Schraube wird ein Kraftschrauber eingesetzt, bei welchem Hübe eines Kraftgliedes,
insbesondere eines Hydraulikzylinders, in eine Drehbewegung eines Schraubwerkzeugs
umgesetzt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren erfolgt dabei mindestens in zwei
Schritten. In einem ersten Schritt wird die Schraubverbindung zunächst bis zu einem
vorbestimmten Fügemoment angezogen. In einem zweiten Schritt wird die Schraubverbindung
dann mit einer vorbestimmten Anzahl von ganzen Hüben des Kraftgliedes des Kraftschraubers
fertig angezogen. Es wird also ein Drehmomentverfahren mit einem durch die Anzahl
der Hübe gesteuerten Drehwinkelverfahren kombiniert.
[0006] Durch das erfindungsgemäße Verfahren lässt sich auch beim Einsatz konventioneller
Kraftschrauber eine kontrollierte Längung mit geringen Toleranzen der Gesamtlängung
erreichen. Insbesondere sind dabei Toleranzen von weniger als +/- 10% erreichbar.
Damit kann auf den Einsatz kostenintensiver und relativ großer Drehwinkelschrauber
mit Drehwinkelsensoren verzichtet werden. Weiterhin kann auf aufwendige Steuerungen,
welche auf Sensorwerten wie z. B. auf Winkelsensoren, einer Volumenmessung des Hydraulikfluids
oder einer Zeitmessung beruhen, komplett verzichtet werden.
[0007] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird der Einfluß von Reibbeiwerten beim Verschraubungsvorgang
gegenüber reinen Drehmomentverfahren minimiert, so dass die Prozeßsicherheit verbessert
wird. Insbesondere werden dabei die Einflüsse der Reibung ausschließlich in den ersten
Schritt verlagert, d.h. in den Fügemomentbereich. Im zweiten, Hubzahl-gesteuerten
Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens hat die Reibung dagegen keinen Einfluß mehr
auf die Schraubenlängung. Zudem ist das Verfahren äußerst einfach und kostengünstig
anwendbar.
[0008] Erfindungsgemäß wird dabei das Fügemoment so angepasst, dass anschließend durch vollständig
ausgeführte Hübe des Werkzeugs die gewünschte Schraubenlängung mit hoher Genauigkeit
und prozeßsicher erreicht werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst daher
vorteilhafterweise weiterhin die Schritte einer Vorgabe einer gewünschten Gesamtlängung
und einer Bestimmung eines Fügemoments zum Erreichen einer Fügelängung, welche so
bemessen ist, dass die gewünschte Gesamtlängung durch die Fügelängung und eine Anzahl
von ganzen Hüben des Kraftgliedes des Kraftschraubers erreicht werden kann. Die Gesamtlängung
setzt sich damit aus der Fügelängung durch das Anziehen der Schrauberverbindung bis
zum Fügemoment und durch die Längung durch die Anzahl von ganzen Hübe des Kraftgliedes
des Kraftschraubers zusammen.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst dabei weiterhin vorteilhafterweise den Schritt
der Bestimmung eines durch einen ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers
erzeugten Drehwinkels. Hierdurch ergibt sich eine Werkzeugkonstante, durch welche
eine Berechung der für eine geforderte Längung notwenigen Anzahl an ganzen Huben ermittelbar
ist.
[0010] Zur Bestimmung des gesamten Drehwinkels bei mehreren ganzen Hüben muss lediglich
bestimmt werden, um welchen Drehwinkel das Schraubwerkzeug des Kraftschraubers durch
einen ganzen Hub des Kraftgliedes bewegt wird. Daraufhin kann durch einfache Multiplikation
mit der Anzahl von ganzen Hüben berechnet werden, welcher Gesamtdrehwinkel durch den
zweiten Schritt des Verfahrens bewirkt wird. Alternativ kann jedoch auch der durch
mehrere ganze Hübe erreichte Drehwinkel direkt bestimmt werden.
[0011] Weiterhin vorteilhafterweise umfasst die vorliegende Erfindung den Schritt einer
Bestimmung einer durch einen ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers
erzeugten Längung der eingesetzten Schraube. Ist die Längung der eingesetzten Schraube
pro ganzem Hub des Kraftgliedes bekannt, kann mit einer einfachen Multiplikation mit
der Anzahl an ganzen Hüben die während des zweiten Schritts erreichte Längung der
Schraube berechnet werden. Alternativ kann jedoch auch die durch mehrere ganze Hübe
erreichte Längung direkt bestimmt werden.
[0012] Die Längung der Schraube durch einen ganzen Hub ist dabei einerseits von dem vom
Kraftschrauber durch einen ganzen Hub des Kraftgliedes erzeugten Drehwinkel sowie
andererseits von der Geometrie der Schraube, insbesondere von der Steigungshöhe der
Schraubenwindungen, abhängig.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren kann dabei den Schritt einer Bestimmung einer durch
einen bestimmten Drehwinkel erzeugten Längung der eingesetzten Schraube umfassen.
Ist die Längung der eingesetzten Schraube bei einem bestimmten Drehwinkel bekannt,
so kann bei Kenntnis des durch einen ganzen Hub erzeugten Drehwinkels die durch einen
ganzen Hub des Kraftgliedes erzeugte Längung bestimmt werden. Alternativ kann die
Längung der Schraube pro ganzem Hub auch direkt bestimmt werden.
[0014] Vorteilhafterweise ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die Bestimmung des durch
einen ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers erzeugten Drehwinkels
im Voraus für den eingesetzten Kraftschrauber bzw. für den eingesetzten Kraftschraubertyp
bestimmt wird. Der Drehwinkel pro Hub des Kraftgliedes muss damit nur einmal für jeden
Kraftschrauber bzw. Kraftschraubertyp bestimmt werden, und kann dann bei einer Vielzahl
von Verschraubvorgängen eingesetzt werden.
[0015] Weiterhin vorteilhafterweise ist vorgesehen, dass die Bestimmung der durch einen
bestimmten Drehwinkel erzeugten Längung der eingesetzten Schraube im Voraus für den
eingesetzten Schraubentyp erfolgt. Hierdurch muss diese Bestimmung ebenfalls nur einmal
im Voraus erfolgen und kann dann bei einer Vielzahl von Verschraubungen eingesetzt
werden.
[0016] Weiterhin vorteilhafterweise kann die Längung der eingesetzten Schraube durch einen
ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers im Voraus für den eingesetzten
Kraftschraubertyp und den eingesetzten Schraubentyp bestimmt werden.
[0017] Die Bestimmung der oben genannten Werte kann dabei sowohl durch Versuche, als auch
durch mathematische Berechnungen aus der Geometrie des Kraftschraubers und/oder der
eingesetzten Schraube erfolgen. Vorteilhafterweise erfolgt die Bestimmung dabei durch
eine Messung. Insbesondere kann dabei eine Messung an einer Mehrzahl von gleichartigen
Kraftschraubern und/oder Schrauben erfolgen und eine Mittelwertbildung zur Bestimmung
der benötigten Werte herangezogen werden. Weiterhin vorteilhafterweise kann die Messung
bei unterschiedlichen Drehmomenten erfolgen, wobei der eingesetzte Wert durch eine
Mittelwertbildung erfolgt.
[0018] Nach Kenntnis der entsprechenden Werte kann für eine gewünschte Längung der Schraube
problemlos die Anzahl der hierfür benötigten ganzen Hübe sowie des notwendigen Fügemoments
bestimmt werden, wobei das Fügemoment so eingestellt wird, dass durch die anschließend
vollständig ausgeführten ganzen Hübe die gewünschte Gesamtlängung erreicht wird.
[0019] Alternativ zu diesem Verfahren kann für eine gewünschte Längung die notwendige Anzahl
von ganzen Hüben sowie das notwendige Fügemoment auch direkt durch Versuch ermittelt
werden. Auch diese Bestimmung erfolgt dabei vorteilhafterweise jeweils im Voraus für
den eingesetzten Kraftschrauber und/oder Kraftschraubertyp und/oder den eingesetzten
Schraubentyp. Die entsprechenden Werte können dann für das Anziehen der Schraubverbindung
vorgegeben werden.
[0020] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren beträgt das Fügemoment vorteilhafterweise zwischen
5 % und 50 % des maximalen Anzugsdrehmoments. Das Fügemoment beträgt dabei weiterhin
vorteilhafterweise zwischen 15 % und 35 % des maximalen Anzugsdrehmoments, weiterhin
vorteilhafterweise ca. 25 % des maximalen Anzugsdrehmoments. Vorteilhafterweise ist
das Fügemoment dabei so vorgegeben, dass bereits eine gewisse Längung der Schraube
während des ersten Schritts des Verfahrens erfolgt.
[0021] Das Fügemoment muss dabei nicht notwendigerweise über den gleichen Kraftschrauber
aufgebracht werden, welcher im zweiten Schritt mit einer vorbestimmten Anzahl von
ganzen Hüben des Kraftgliedes die Schraubverbindung fertig anzieht. Insbesondere kann
das Fügemoment auch durch einen Drehmomentschlüssel, einen durch einen Rotationsmotor
angetriebenen Drehmomentschrauber oder ähnliches aufgebracht werden. Vorteilhafterweise
wird das Fügemoment jedoch über den gleichen Kraftschrauber aufgebracht, welcher auch
im zweiten Schritt eingesetzt wird. Insbesondere handelt es sich dabei um einen Drehmomentschrauber.
Vorteilhafterweise wird das Fügemoment dabei durch den Druck des Hydraulikfluids,
mit welchem der Hydraulikzylinder des Kraftschraubers beaufschlagt wird, eingestellt.
[0022] Das erfindungsgemäße Verfahren ist gegenüber schwer kontrollierbaren Beiwerten und
anderen Einflußfaktoren beim Verschraubungsvorgang unempfindlicher als reine Drehmomentverfahren,
da die Drehmomentsteuerung zunächst nur für das Aufbringen des Fügemoments eingesetzt
wird, welches deutlich geringer ist als das maximale Anzugsdrehmoment. Damit sind
auch die Einflüsse der Reibung auf diesen Bereich begrenzt. Daraufhin erfolgt durch
die Verwendung ganzer Hübe eine ebenso einfache wie effektive Kontrolle der Länge
der Schraube über den Drehwinkel.
[0023] Vorteilhafterweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren das maximale Anzugsdrehmoment
des Kraftschraubers bzw. der maximale Druck, mit welchem das Kraftglied beaufschlagt
wird, so eingestellt, dass der letzte Hub zur Gänze ausgeführt wird. Vorteilhafterweise
wird zumindest dieser letzte Hub mit einer einfachen Steuerung überwacht.
[0024] Alternativ kann jedoch für das maximales Anzugsdrehmoment des Kraftschraubers bzw.
den maximalen Druck, mit welchem das Kraftglied beaufschlagt wird, ein vorbestimmter
Wert eingesetzt werden, welcher auch bei einem reinen drehmomentgesteuerten Verfahren
als Endwert eingesetzt würde. Das erfindungsgemäße Anziehen einer Schraubverbindung
in zwei Schritten erlaubt auch in diesem Fall ein besonders prozeßsicheres Längen
der Schraube, wobei die maximale Längung sowohl über die Druckbegrenzung, als auch
über die Fügelängung und die Anzahl der Hübe auf den gleichen Wert eingestellt wird.
[0025] Wie bereits oben dargestellt, kann durch das erfindungsgemäße Verfahren mit einfachsten
Mitteln dennoch eine hochgenaue Schraubenlängung, insbesondere in einem Toleranzbereich
von +/- 10% erreicht werden. Vorteilhafterweise erfolgt dabei keine Messung des Schraubwinkels
über einen Drehwinkelsensor. Auf eine solche Messung des Schraubwinkels durch einen
Drehwinkelsensor kann verzichtet werden, da im zweiten Schritt der Drehwinkel durch
die ganzen Hübe aus der Werkzeug- und der Schraubengeometrie bestimmt werden kann.
Insbesondere kann das Verfahren so mit Kraftschraubern durchgeführt werden, welche
keinen Drehwinkelsensor aufweisen.
[0026] Weiterhin kann auch auf eine Steuerung, welche den Kraftschrauber anhand von Sensordaten
wie Winkelsensoren, Volumenmessung und Zeitmessung ansteuert, verzichtet werden. Insbesondere
kann dabei auf eine elektronische Steuerung verzichtet werden. Weiterhin kann auf
eine Regelung der durch den Kraftschrauber erzeugten Drehbewegung über eine entsprechende
Regelungselektronik und/oder Regelungshydraulik verzichtet werden.
[0027] Weiterhin vorteilhafterweise erfolgt erfindungsgemäß die Ansteuerung des Kraftschraubers
manuell oder mittels einer einfachen Steuerung der Hubzahlvorgabe.
[0028] Die vorliegende Erfindung umfasst neben dem oben dargestellten Verfahren weiterhin
die Verwendung eines Kraftschraubers, bei welchem Hübe eines Kraftgliedes, insbesondere
eines Hydraulikzylinders in eine Drehbewegung eines Schraubwerkzeugs umgesetzt werden,
in einem solchen Verfahren. Offensichtlich ergeben sich durch die Verwendung des Kraftschraubers
die gleichen Vorteile, welche bereits oben bezüglich des Verfahrens dargestellt wurden.
[0029] Der für ein erfindungsgemäßes Verfahren eingesetzte Kraftschrauber kann als Kraftglied
dabei insbesondere einen hydraulischen Kolbenzylinderantrieb aufweisen, dessen Linearbewegung
über eine entsprechende Vorrichtung in eine Drehbewegung eines Schraubwerkzeugs umgesetzt
wird. Das Schraubwerkzeug weist dabei insbesondere ein Verbindungselement zur lösbaren
Verbindung mit einer Schraube und/oder einer Schraubenmutter auf. Bei dem Schraubwerkzeug
kann es sich dabei insbesondere um Schraubschlüssel bzw. Schraubschlüsseleinsätze
handeln, durch welche eine drehschlüssige Verbindung mit einer Schraube oder einer
Schraubenmutter hergestellt werden kann. Insbesondere handelt es sich dabei um formschlüssige
Werkzeugeinsätze.
[0030] Vorteilhafterweise wird dabei die Bewegung des Kraftgliedes in eine Richtung in eine
Drehbewegung des Schraubwerkzeugs umgesetzt, während das Schraubwerkzeug bei der Rückbewegung
des Kraftgliedes unbewegt bleibt. Weiterhin vorteilhafterweise umfasst der Kraftschrauber
dabei eine Ratscheneinrichtung, durch welche diese intermittierende Bewegung des Kraftgliedes
in eine Drehbewegung in eine bestimmte Richtung umgesetzt wird.
[0031] In vorteilhafter Weise kann weiterhin die Hubüberwachung des Kraftschraubers mittels
einer einfachen Sensorik dicht am Kraftglied erfolgen, wodurch die Werkzeuggeometrie
nicht verändert werden muß. Hierdurch ist eine Endlagenüberwachung aller Hübe gegeben.
[0032] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen sowie einer Zeichnung
näher beschrieben. Dabei zeigt:
- Figur 1:
- ein Diagramm, in welchem die Schraubenlängung während der Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt ist.
[0033] Vor Durchführung der eigentlichen Verschraubung muss für den eingesetzten Kraftschrauber
bzw. für den eingesetzten Kraftschraubertyp eine Werkzeugkonstante ϕ bestimmt werden,
welche den durch einen kompletten Hub des Kraftgliedes erzeugten Drehwinkel beschreibt.
Diese Konstante ϕ muss dabei nur einmal für jedes Werkzeug bzw. für jeden Werkzeugtyp
ermittelt werden. Diese Werkzeugkonstante kann dabei sowohl durch entsprechende Versuche,
als auch theoretisch anhand der Werkzeuggeometrie ermittelt werden.
[0034] Das erfindungsgemäße Verfahren kann dabei für alle Schrauberwerkzeuge, bei welchen
ein solcher Zusammenhang zwischen Werkzeughub und Längung bzw. Drehwinkel ermittelbar
ist, angewendet werden.
[0035] Weiterhin muss für den eingesetzten Schraubentyp die Längung I der Schraube in Abhängigkeit
vom Drehwinkel bestimmt werden. Dies kann im Voraus für den jeweiligen Schraubentyp
durchgeführt werden. Auch dies kann wiederum entweder durch eine Messung, oder durch
eine entsprechende theoretische Berechnung anhand der Schraubengeometrie erfolgen.
[0036] Aus diesen beiden Werten lässt sich nun für jede Kombination aus Kraftschrauber und
eingesetzter Schraube die Längung Iϕ pro ganzem Hub berechnen. Alternativ kann auch
für eine jeweilige Kombination aus Kraftschrauber und Schraube die Längung pro ganzem
Hub des Kraftgliedes direkt bestimmt werden.
[0037] Der eigentliche Verschraubungsvorgang erfolgt dann in zwei Stufen. In Stufe 1 wird
ein vorbestimmtes Fügemoment in die Verschraubung eingebracht. In Stufe 2 erfolgt
dann eine hubanzahlgesteuerte Schraubenlängung. Die vorgegebene Schraubenlängung kann
dabei im erforderlichen Toleranzbereich prozeßsicher erreicht werden, indem das Fügemoment
so angepasst wird, dass anschließend durch vollständig auszuführende Werkzeughübe
die gewünschte Gesamtlängung erfolgt.
[0038] Das erforderliche Fügemoment kann dabei z. B. mittels Versuch ermittelt werden. Üblicherweise
sollte dabei ein Fügemoment von ca. 25% des insgesamt erforderlichen Anzugdrehmoments
eingesetzt werden. Das Fügemoment kann dabei beispielsweise durch Drehmomentschlüssel,
Drehmomentschrauber und ähnliches aufgebracht werden. Auch die erforderliche Hubzahl
des Werkzeugs bei der darauffolgenden Schraubenlängung mittels ganzer Hübe kann dabei
durch Versuch ermittelt werden.
[0039] Die Gesamtlängung der Schraube kann wie folgt berechnet werden:

wobei
L die Gesamtlängung (geforderte bzw. berechnete Schraubenlängung),
Fü die Fügelängung,
n die Anzahl der Hübe,
I die Schraubenkonstante (Längung der Schraube pro Winkelgrad) und
ϕ die Werkzeugkonstante (Winkelgrad pro Werkzeughub)
darstellen.
[0040] Alternativ kann statt der Schraubenkonstante I und der Werkzeugkonstante ϕ auch eine
einzige Konstante k eingesetzt werden, welche die Längung der Schraube pro Werkzeughub
beschreibt, so dass L = Fü + n * k gilt.
[0041] Das erfindungsgemäße Vorgehen wird nochmals anhand von Figur 1 näher dargestellt.
Dabei ist die Schraubenlängung L über die Zeit t in einem Diagramm aufgetragen. In
Phase 1 erfolgt dabei eine Fügelängung durch Aufbringen eines vorbestimmten Fügemoments.
Daraufhin wird die restliche Längung der Schraube durch einen oder mehrere ganze Hübe
3 vorgenommen. An Punkt 4 ist nun die geforderte Schraubenlängung erreicht. Das Fügemoment
wird dabei so angepaßt, dass die geforderte Längung durch die darauffolgenden ganzen
Hübe des Schraubwerkzeugs erreicht werden kann.
[0042] Die Plateauphasen 2 im Diagramm zwischen den der Fügelängung und den ganzen Hüben
entsprechen dabei dem Rückhub des Kraftgliedes. Hier wird das Kraftglied in seine
Ausgangsposition zurückgestellt, ohne dass eine Drehung der Schraube oder Schraubenlängung
erfolgen würde.
[0043] Weiterhin wird das Drehmoment bzw. der Druck so begrenzt, dass der letzte Hub vollständig
durchgeführt wird. Hierfür kann eine entsprechende Steuervorrichtung vorgesehen sein,
welche zumindest den letzten Hub überwacht. Die Drehmoment- bzw. Druckbegrenzung kann
dabei über den maximalen vom Werkzeugaggregat zur Verfügung gestellten Betriebsdruck
für den Kraftschrauber erfolgen.
[0044] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist eine ebenso einfache wie hochgenaue Schraubenlängung
im ± 10%-Toleranzbereich ohne jegliche Sensoren oder Steuerung am Kraftschrauber möglich.
Insbesondere kann dabei auf Winkelsensoren, eine Volumenmessung, eine Zeitmessung
und ähnliches verzichtet werden. Hierdurch wird auch bei Einsatz konventioneller Drehmoment-Drehwinkelschrauber
eine erhöhte Genauigkeit möglich.
[0045] Das erfindungsgemäße Verfahren realisiert dabei Drehmomement-Drehwikelverschraubungen,
indem bei Werkzeugen mit Kolbenantrieb die Längung durch ganze Hübe des Kolbens erfolgt.
Dabei bestimmten die Werkzeug- und Schraubengeometrie das Fügemoment und die Endlängung
der Schraubenverbindung.
[0046] Insbesondere ergeben sich durch das erfindungsgemäße Verfahren dabei folgende Vorteile:
- Mit diesem Verfahren ist eine hochgenaue Schraubenlänung im +-10% Toleranzbereich,
ohne jegliche Sensoren, oder Steuerung (Winkelsensoren, Volumenmessung, Zeitmessung,
usw, ...) möglich!
- Verhinderung kostenintensiver Werkzeugumstellung (konventionelle Werkzeuge, bei welchen
der Drehwinkel pro Hub bestimmbar ist, sind einsetzbar, z.B. übliche Drehmomentschrauber)
- Minimierung der Werkzeugbaugröße
- Platzbedarf für marktübliche Drehwinkelschrauber (Drehwinkelsensoren) nicht gegeben
- Reibbeiwerteinfluss beim Verschraubungsvorgang minimiert
- Verbesserung der Prozeßsicherheit
- Prüfkostenreduktion, fortlaufende Prüfungen (Ultraschall-Messungen) können reduziert
werden
- Realisierung von Drehmoment-Drehwinkelverschraubungen ohne Drehwinkelsensoren bei
Werkzeugen mit Kolbenantrieb
- Werkzeug- und Schraubengeometrie bestimmen Fügemoment, Hubzahl und Endlängung der
Schraubenverbindung
- Nach dem Fügen wird durch die Ausführung von vollständigen Werkzeughüben die erforderliche
Schraubenlängung erreicht
- Eine Druckbegrenzung (Werkzeugaggregat max. Druckeinstellung) verhindert eine Überlastung
der Schraube
- Reibeinflüsse werden ausschließlich in den Fügemomentbereich (Drehmomentverfahren
Fü) verlagert
1. Verfahren zum Anziehen einer Schraubverbindung unter Längung der Schraube,
wobei ein Kraftschrauber eingesetzt wird, bei welchem Hübe eines Kraftgliedes, insbesondere
eines Hydraulikzylinders, in eine Drehbewegung eines Schraubwerkzeugs umgesetzt werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einem ersten Schritt die Schraubverbindung zunächst bis zu einem vorbestimmten
Fügemoment angezogen wird, und
in einem zweiten Schritt die Schraubverbindung mit einer vorbestimmten Anzahl von
ganzen Hüben des Kraftgliedes des Kraftschraubers fertig angezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, mit den weiteren Schritten:
Vorgabe einer gewünschten Gesamtlängung,
Bestimmung eines Fügemoments zum Erreichen einer Fügelängung, welche so bemessen ist,
dass die gewünschte Gesamtlängung durch die Fügelängung und eine Anzahl von ganzen
Hüben des Kraftgliedes des Kraftschraubers erreicht werden kann.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, mit dem weiteren Schritt:
Bestimmung eines durch einen ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers
erzeugten Drehwinkels.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, mit dem weiteren Schritt:
Bestimmung einer durch einen ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers
und/oder durch einen bestimmten Drehwinkel erzeugten Längung der eingesetzten Schraube.
5. Verfahren nach Anspruch 3 und/oder 4, wobei die Bestimmung des durch einen ganzen
Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers erzeugten Drehwinkels und/oder
der durch einen ganzen Hub des Kraftgliedes des eingesetzten Kraftschraubers und/oder
der durch einen bestimmten Drehwinkel erzeugten Längung der eingesetzten Schraube
im voraus für den eingesetzten Kraftschraubertyp und/oder den eingesetzten Schraubentyp
erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das Fügemoment zwischen
5 % und 50 % des maximalen Anzugsdrehmoments beträgt, vorteilhafterweise zwischen
15 % und 35 % des maximalen Anzugsdrehmoments, weiterhin vorteilhafterweise ca. 25
% des maximalen Anzugsdrehmoments.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das maximale Anzugsdrehmoment
des Kraftschraubers und/oder der maximale Druck, mit welchem das Kraftglied beaufschlagt
wird, so eingestellt wird, dass der letzte Hub zur Gänze ausgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei keine Messung des Schraubwinkels
über einen Drehwinkelsensor erfolgt und/oder der eingesetzte Kraftschrauber keinen
Drehwinkelsensor aufweist.
9. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die Ansteuerung des Kraftschraubers
manuell oder mittels einer einfachen Steuerung der Hubzahlvorgabe.
10. Verwendung eines Kraftschraubers, bei welchem Hübe eines Kraftgliedes, insbesondere
eines Hydraulikzylinders, in eine Drehbewegung eines Schraubwerkzeugs umgesetzt werden,
in einem Verfahren zum Anziehen einer Schraubverbindung gemäß einem der vorangegangenen
Ansprüche.