[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren für den Kolkschutz von
Offshore-Bauwerken. Unter Verkolkung werden Erosionserscheinungen eines wasserbedeckten
Bodens durch Strömungen im Bereich der Offshore-Bauwerke verstanden. Ein Nachteil
von bekannten Schutzmaßnahmen ist, dass sie aufwändig aber dennoch hinsichtlich ihrer
Schutzwirkung unzureichend sind. Im Offshore-Bereich, z.B. bei Monopiles von Windkraftanlagen,
ist es Stand der Technik, als Kolkschutz ca. 300 bis 1000 t Steine aufzuschichten.
Diese Steine erzeugen jedoch schädliche Strömungen, die eine Sedimentation von Sand
verhindern und auf diese Weise die Verkolkung sogar beschleunigen. Zusätzlich besteht
die Gefahr, dass fallende oder durch die Strömung absinkende, unterspülte Steine den
Seekabelanschluss der Offshore-Windkraftanlage beschädigen.
[0002] Es ist auch bekannt, mit Sand gefüllte, über 1000 kg schwere Geotextil-Container
als Kolkschutz zu verwenden. Dabei kann jedoch nicht sichergestellt werden, dass diese
ihre einmal eingenommene Lage am Meeresboden beibehalten. Sie bilden außerdem einen
Winkel zum Meeresboden und können dadurch sogar eine Verkolkung begünstigen. Ebenfalls
können diese Container und Steine durch Strömungsereignisse in den Meeresboden einsinken
und müssen in diesem Fall immer neu eingebracht werden, was laufende Kosten verursacht.
Auch hier ist eine Beschädigung des Seekabels denkbar. Außerdem können sowohl Steine
als auch Container ab einer bestimmten Wassertiefe nicht mehr ortsgenau eingebracht
werden.
[0003] Eine dritte, häufig angewandte Möglichkeit besteht deshalb darin, überhaupt keinen
Kolkschutz zu verwenden, eine Verkolkung in Kauf zu nehmen und dabei zu hoffen, dass
die sich bildende Verkolkung eine gewisse Tiefe nicht überschreitet. Um diese Tiefe
muss das Fundament beispielsweise eines Monopiles dann aber tiefer in den Meeresboden
gesetzt werden, was höhere Baukosten verursacht. Zudem können durch die Verkolkung
verlegte Seekabel des Offshore-Bauwerkes freigespült und/oder dessen Anschlüsse durch
Strömungseinwirkung beschädigt oder zerstört werden.
[0004] Sowohl Steine als auch Container können nach Rückbau der Anlagen einen dauernden
Gefahrenpunkt für die Fischerei bilden, da diese Vorrichtungen aufgrund der sehr hohen
Kosten in der Regel nicht demontiert werden.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung und ein Verfahren für den Kolkschutz
von Offshore-Bauwerken vorzuschlagen, die einen haltbaren, kostengünstigen und dabei
einen wirksamen Schutz bieten.
[0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Vorrichtung für den Kolkschutz von Offshore-Bauwerken
eine oder mehrere elastische Platten aus Gummi mit Gewichtselementen zur Fixierung
der Platten an den zu schützenden Stellen aufweist, wobei die Gewichtselemente jeweils
an einem Endbereich der elastischen Platte oder der miteinander verbundenen elastischen
Platten befestigt sind, um die elastische Platte oder die elastischen Platten an ihren
Endbereichen nach unten zu ziehen oder zu drücken und so eine gekrümmte, hydrodynamische
Form auszubilden. Die Rückseite bzw. die Unterseite der Platten dient als Auflagefläche
für den Untergrund und die Vorderseite bzw. die Oberseite der Platten dient als Auflauffläche
und Schutz gegen abtragende Sand- und Wasserwirbel. Die Platten aus Gummi können unter
der Wasser- bzw. Meeresoberfläche direkt auf die Sand- bzw. Bodenoberfläche im Bereich
der Offshore-Bauwerke verlegt werden oder auch vollständig oder zum Teil unter der
Bodenoberfläche liegen. Sie haben dabei den Vorteil, dass sie sich dem Verlauf der
Bodenoberfläche anpassen und durch ihre elastischen Eigenschaften die Energie der
Wellen und Wirbel aufnehmen können. Weiterhin sind sie beständig gegenüber Salzwasser
und es tritt keine Korrosion auf. Durch die Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit des
Gummis ist die Vorrichtung somit wartungsfrei. Das Gummi kann aus Naturkautschuk umweltfreundlich
hergestellt sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Vorrichtung bei einer Kollision
mit Wasserfahrzeugen ungefährlich ist. Die elastischen Platten aus Gummi werden mit
Gewichtselementen an den zu schützenden Stellen fixiert. Eine überraschende Wirkung
ergibt sich daraus, dass die Gewichtselemente an den seitlichen Endbereichen der elastischen
Platte oder der miteinander verbundenen elastischen Platten befestigt sind. Durch
die von den Gewichtselementen auf die Platten ausgeübte Kraft und die durch deren
Elastizität bedingte, rückstellende Kraft wird die von den Platten gebildete Fläche
gekrümmt und es bildet sich eine besonders günstige, hydrodynamische Form aus, die
als Auflauffläche für Wasser- bzw. Druckwellen dient. Die Kraft der Druckwellen wird
aufgenommen, absorbiert und von den Offshore-Bauwerken abgeleitet. Sollte der Boden
unterhalb des Gewichtselementes wegsacken oder unterspült werden, dann bewegt sich
das Gewichtselement zusammen mit der Platte nach unten, wodurch die Schutzwirkung
wiederhergestellt wird. Ein unter den elastischen Platten aus Gummi verlegtes Seekabel
ist optimal geschützt und erhöht die Betriebssicherheit der Anlage. Die vorgeschlagene
Vorrichtung für den Kolkschutz hat im Offshore-Bereich weiterhin den Vorteil, dass
sie mit einem einzigen Kranhub rückgebaut werden kann und einen hindernisfreien Meeresboden
zurücklässt.
[0007] Es hat sich gezeigt, dass ein besonders guter Schutz erzielt wird, wenn die Platte
eine Dicke von etwa 2 cm aufweist. Geeignete elastische Platten sind mit einer Fläche
von etwa einem Quadratmeter oder als Rollen mit einer Breite von einigen Metern und
einer Länge von bis zu mehreren hundert Metern erhältlich. Sie können als Rollen zu
den zu schützenden Stellen transportiert und dann dort abgerollt und verlegt werden.
Die elastischen Platten werden mittels Vulkanisierung oder mechanisch mittels Verbindungsmitteln
miteinander verbunden. Hierdurch können größere Abschnitte im Bereich eines gefährdeten
Offshore-Bauwerkes geschützt werden. Eine optionale wasserdichte Verbindung der Platten
verhindert eine Unterspülung des Untergrunds.
[0008] Die Flexibilität oder Steifigkeit der Platten wird je nach Bedarf dadurch angepasst,
dass die elastischen Platten eine oder mehrere Einlagen, insbesondere aus textilem
Gewebe, oder eine Armierung aus Stahlstäben, Stahldrähten oder Stahlseilen im Material
aufweisen. Die Platten können dann größere Druck- und Zugkräfte aufnehmen.
[0009] Um eine übermäßige Verformung der elastischen Platten zu vermeiden, beispielsweise
durch Sogkräfte, können die elastischen Platten neben den oben genannten Einlagen
oder der Armierung zusätzliche, externe Versteifungselemente aufweisen. Als Versteifungselemente
eignen sich zum Beispiel Metallprofile oder Betonbalken. Die Platten können außerdem
in einer Richtung durch eine innere Stahlarmierung und in der anderen Richtung zusätzlich
durch die beispielsweise auf der Oberfläche angeordneten Versteifungselemente versteift
werden. Durch ihr Gewicht können die Versteifungselemente auch als zusätzliches Befestigungsmittel
dienen.
[0010] Die Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren für den Kolkschutz von Offshore-Bauwerken.
Bei dem Verfahren wird eine Vorrichtung nach Anspruch 1 an den zu schützenden Stellen
im Bereich von Offshore-Bauwerken fixiert. Zur Durchführung dieses Verfahrens kann
die Vorrichtung außerdem Merkmale aufweisen, die jeweils in den Ansprüchen 2 bis 5
beansprucht sind.
[0011] Eine bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung wird unter Bezugnahme auf eine Zeichnung
beispielhaft beschrieben, wobei weitere vorteilhafte Einzelheiten der Figur der Zeichnung
zu entnehmen sind.
[0012] Figur 1 zeigt eine Gesamtansicht der Vorrichtung 1 als Kolkschutz mit einem Monopile
301 im Vertikalschnitt. Derartige Monopile 301 sind in den Meeresboden 37 gerammte
Betonpfeiler und werden beispielsweise als Träger für Windkraftanlagen oder Bohrtürme
verwendet. Aufgrund von Wasserströmungen kommt es in der Nähe von Monopilen 301 oder
anderen Offshore-Bauwerken zur Verkolkung 302, d.h. im Bereich des Bauwerks 301 wird
der Sand fortgespült und es bildet sich ein Kolktrichter aus. Durch die Vorrichtung
1, die bei der gezeigten Ausführungsform im Wesentlichen aus den miteinander verbundenen
elastischen Platten 2 und Betonelementen 73 an den Rändern bzw. Endbereichen der elastischen
Platten 2 besteht, kann der Monopile 301 effektiv vor Verkolkung geschützt werden.
Mit der Bezugsziffer 302 ist dargestellt, dass die Sandoberfläche 20 im Bereich des
Monopiles 301 oberflächlich fortgespült wurde, aber eine weitere Fortspülung durch
die dem Monopile 301 anliegenden elastischen Platten 2 verhindert wurde. Die Betonelemente
73 ziehen die Platten 2 nach unten und sorgen so für eine hydrodynamisch günstige
Form der Vorrichtung 1. Sie dienen außerdem als Befestigungselement, so dass, wenn
der Kolkschutz eine bestimmte Größe nicht überschreitet, situationsgebunden auf andere
geeignete Befestigungsmittel verzichtet werden kann. Die elastischen Platten 2 können
sowohl einschichtige und wasserundurchlässige als auch mehrschichtige Platten sein,
die wasserdurchlässig sind, aber Sand zurückhalten. Die elastischen Platten können
eine oder mehrere Einlagen, insbesondere aus textilem Gewebe, oder eine Armierung
aus Stahlstäben, Stahldrähten oder Stahlseilen im Material aufweisen. Sie können alternativ
oder zusätzlich externe Versteifungselemente, insbesondere Metallprofile aufweisen.
Hierdurch können die Flexibilität oder Steifigkeit der Platten je nach Bedarf angepasst
werden, um eine übermäßige Verformung zu vermeiden und eine optimale hydrodynamische
Form auszubilden.
[0013] Die in der Figur 1 gezeigte Ausführungsform der Vorrichtung 1 ist nicht auf die dargestellte
Verwendung an Monopiles 301 beschränkt, sondern kann in der gezeigten Weise für alle
Arten von Offshore-Bauwerken oder für Fundamente von Offshore-Unterwasserbauwerken
verwendet werden.
Bezugszeichenliste
[0014]
- 1.
- Schutzvorrichtung
- 2.
- Elastische Platten
- 10.
- Wasseroberfläche
- 20.
- Sandoberfläche
- 73.
- Gewichtselemente
- 301
- Monopile
- 302
- Verkolkung
1. Vorrichtung (1) für den Kolkschutz von Offshore-Bauwerken, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung (1) eine oder mehrere elastische Platten (2) aus Gummi mit Gewichtselementen
(73) zur Fixierung der Platten (2) an den zu schützenden Stellen im Bereich der Offshore-Bauwerke
aufweist, wobei die Gewichtselemente (73) jeweils an einem Endbereich der elastischen
Platte (2) oder der miteinander verbundenen elastischen Platten (2) befestigt sind,
um die elastische Platte (2) oder die elastischen Platten (2) an ihren Endbereichen
nach unten zu ziehen oder zu drücken und so eine gekrümmte, hydrodynamische Form auszubilden.
2. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die elastischen Platten (2) eine Dicke von etwa 2 cm aufweisen.
3. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die elastischen Platten (2) eine oder mehrere Einlagen (14), insbesondere aus textilem
Gewebe, oder eine Armierung aus Stahlstäben, Stahldrähten oder Stahlseilen aufweisen.
4. Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass für die elastischen Platten (2) Versteifungselemente vorgesehen sind, um die Flexibilität
oder Steifigkeit der Platten je nach Bedarf anzupassen.
5. Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Offshore-Bauwerk ein Monopile (301) ist.
6. Verfahren für den Kolkschutz von Offshore-Bauwerken, dadurch gekennzeichnet, dass eine Vorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche an den zu schützenden
Stellen fixiert wird.