[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrohydraulische Ventilsteuerung zur variablen Betätigung
eines Gaswechselventils einer Brennkraftmaschine, umfassend
- einen von einem Nocken angetriebenen Geberkolben,
- einen das Gaswechselventil antreibenden Nehmerkolben,
- einen von dem Geberkolben und dem Nehmerkolben begrenzten Druckraum mit veränderlichem
Volumen,
- einen Druckentlastungsraum, der mit dem Druckraum über eine Steuerleitung verbindbar
ist, die mittels eines zur Steuerleitung hin öffnenden Sperrventils mit der Hydraulikmittelversorgung
der Brennkraftmaschine verbunden ist,
- ein elektrisch bestrombares erstes Hydraulikventil, das in der Steuerleitung angeordnet
ist und das die Verbindung vom Druckraum mit dem Druckentlastungsraum im unbestromten
Zustand herstellt und im bestromten Zustand unterbricht,
- und ein zweites Hydraulikventil, das in der Steuerleitung angeordnet ist und bei fehlerhaft
offenem ersten Hydraulikventil die Verbindung vom Druckraum mit dem Druckentlastungsraum
unterbricht.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Bei derartigen Ventilsteuerungen wird die Variabilität der Steuerzeiten und des Maximalhubs
des Gaswechselventils dadurch erzielt, dass ein Teilvolumen des als so genanntes hydraulisches
Gestänge wirkenden Druckraums bei geöffnetem ersten Hydraulikventil stufenlos in den
Druckentlastungsraum abregelbar ist und dementsprechend der von der Nockenwelle vorgegebene
Nockenhub vollständig, teilweise oder gar nicht auf das Gaswechselventil übertragen
wird.
[0003] Eine wesentliche Verantwortung für die Funktionssicherheit der Ventilsteuerung übernimmt
folglich das erste Hydraulikventil, dessen Schaltfunktion unter allen Betriebsbedingungen
der Brennkraftmaschine präzise und reproduzierbar gewährleistet sein muss. Das stromlos
geöffnete erste Hydraulikventil birgt jedoch das nie vollständig auszuschließende
Risiko einer Fehlfunktion, bei der es nicht mehr schließt. Die Folge ist eine unkontrollierte
Stilllegung des oder der zugehörigen Gaswechselventile.
[0004] Im Hinblick auf ausreichende Notlaufeigenschaften der Brennkraftmaschine (Limp-Home-Mode)
ist es in der gattungsgemäßen
DE 10 2008 049 181 A1 vorgeschlagen, das Hydrauliksystem der Ventilsteuerung um ein zweites Hydraulikventil
zu ergänzen, das im Normalbetrieb der Ventilsteuerung geöffnet ist und im Falle der
Fehlfunktion schließt, um die Verbindung vom Druckraum mit dem Druckentlastungsraum
zu unterbrechen. Durch diese Maßnahme wird auch bei permanent offen stehendem ersten
Hydraulikventil - beispielsweise aufgrund einer elektrischen Stromunterbrechung oder
eines mechanischen Defekts am ersten Hydraulikventil - ein für die Hubübertragung
auf das Gaswechselventil ausreichender Druckaufbau im Druckraum ermöglicht, indem
das zweite Hydraulikventil während des Notlaufbetriebs geschlossen ist und eine Druckentlastung
des Druckraums verhindert.
Aufgabe der Erfindung
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Ventilsteuerung der
eingangs genannten Art in einer alternativen Ausgestaltung anzugeben.
Zusammenfassung der Erfindung
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1, während vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung den Unteransprüchen
entnehmbar sind. Demnach soll das zweite Hydraulikventil so in der Steuerleitung angeordnet
sein, dass bei fehlerhaft offenem ersten Hydraulikventil die Verbindung vom Druckraum
mit der Hydraulikmittelversorgung hergestellt und die Verbindung von der Hydraulikmittelversorgung
mit dem Druckentlastungsraum unterbrochen ist.
[0007] Mit anderen Worten bleibt die Verbindung von der Hydraulikmittelversorgung mit dem
ersten Hydraulikventil unabhängig von der Schaltstellung des zweiten Hydraulikventils
bestehen. Das Nachführen von Leckage ausgleichendem Hydraulikmittel aus der Hydraulikmittelversorgung
in den Druckraum wird dementsprechend nicht durch die Schaltstellung des zweiten Hydraulikventils
beeinträchtigt. Folglich kann die im eingangs zitierten Stand der Technik erforderliche
Bypassleitung, die die beiden dort stromabwärts der Hydraulikmittelversorgung in Reihe
geschalteten Hydraulikventile umgeht und eine mittels eines Rückschlagventils gesteuerte,
direkte Verbindung von der Hydraulikmittelversorgung mit dem Druckraum herstellt,
entfallen.
[0008] In Weiterbildung der Erfindung soll das zweite Hydraulikventil ebenfalls elektrisch
bestrombar, anders als das erste Hydraulikventil jedoch stromlos geschlossen ausgebildet
sein, um auch im Falle eines Stromausfalls an beiden Hydraulikventilen die erforderlichen
Notlaufeigenschaften der Brennkraftmaschine zu gewährleisten.
[0009] Als Alternative kann das zweite Hydraulikventil auch in hydraulisch oder pneumatisch
druckbetätigbarer Ausführung und den beiden Varianten drucklos offen oder drucklos
geschlossen vorgesehen sein. Die pneumatische Ventilausführung kann insbesondere bei
Schiffsmotoren vorteilhaft sein, die für den Motorstart mit einer Druckluftversorgung
ausgestattet sind. In diesem Anwendungsfall kann zudem auch ein manuell betätigbares
zweites Hydraulikventil zum Einsatz kommen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0010] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und
aus den Zeichnungen, in denen Ausführungsbeispiele der Erfindung schematisch dargestellt
sind. Es zeigen:
- Figur 1
- einen hydraulischen Schaltplan einer erfindungsgemäßen elektrohydraulischen Ventilsteuerung;
- Figur 2
- ein zweites Hydraulikventil in druckbetätigbarer und drucklos offener Ausführung,
- Figur 3
- ein zweites Hydraulikventil in druckbetätigbarer und drucklos geschlossener Ausführung
und
- Figur 4
- ein zweites Hydraulikventil in manuell betätigbarer Ausführung.
Ausführliche Beschreibung der Zeichnungen
[0011] Figur 1 zeigt die wesentlichen Komponenten einer erfindungsgemäßen elektrohydraulischen
Ventilsteuerung 1 zur variablen Betätigung eines Gaswechselventils 2 einer Brennkraftmaschine
anhand eines hydraulischen Schaltplans. Dargestellt sind ein Geberkolben 3, der von
einem Nocken 4 einer Nockenwelle angetrieben ist, und ein Nehmerkolben 5, der das
in Schließrichtung federkraftbeaufschlagte Gaswechselventil 2 antreibt. Der Geberkolben
3 und der Nehmerkolben 5 begrenzen einen hydraulischen Druckraum 6, der über eine
Steuerleitung 7 mit einem hydraulischen Druckentlastungsraum 8 in Form eines federbelasteten
Druckspeichers verbunden ist. Die Steuerleitung 7 ist mittels eines Sperrventils 9
mit einer Hydraulikmittelversorgung 10 der Brennkraftmaschine und vorliegend mit deren
Schmiermittelversorgung verbunden. Bei dem Sperrventil 9 handelt es sich um ein zur
Steuerleitung 7 hin öffnendes Kugelrückschlagventil.
[0012] Ein in der Steuerleitung 7 angeordnetes erstes Hydraulikventil 11, das als schnell
schaltendes, elektrisch ansteuerbares 2/2-Wegeventil in stromlos geöffneter Bauweise
ausgeführt ist, sorgt in Abhängigkeit von dessen Bestromungszustand dafür, dass die
Verbindung vom Druckraum 6 mit dem Druckspeicher 8 hergestellt oder unterbrochen ist.
Folglich wird ein Hydraulikmittelfluss durch die Steuerleitung 7 hindurch freigegeben
oder gesperrt, wobei während der Betätigung des Geberkolbens 3 ein stufenlos einstellbares
Teilvolumen aus dem Druckraum 6 in den Druckspeicher 8 ausgeschoben wird. Die auf
dem dementsprechend veränderlichen Hydraulikmittelvolumen des Druckraums 6 basierende
Variabilität der Ventilbetätigung erstreckt sich innerhalb der Grenzen maximalen Öffnungshubs
des Gaswechselventils 2 einerseits, wenn sich das erste Hydraulikventil 11 während
der gesamten Hubphase des Geberkolbens 3 in Schließstellung befindet, und vollständiger
Abschaltung des Gaswechselventils 2 andererseits, wenn sich das erste Hydraulikventil
11 zumindest bis zur Maximalerhebung des Geberkolbens 3 in Offenstellung befindet.
[0013] Für den Fall, dass das erste Hydraulikventil 11 während des Betriebs der Brennkraftmaschine
fehlerhaft offen stehen bleibt - wie oben erwähnt, kommt als Ursache hierfür insbesondere
eine unterbrochene Stromversorgung des ersten Hydraulikventils 11 in Betracht - und
dies zur vollständigen Stilllegung des Gaswechselventils 2 bei entsprechend inakzeptablem
Betriebsverhalten der Brennkraftmaschine führen würde, umfasst die Ventilsteuerung
1 ein zweites Hydraulikventil 12, das während des normalen, d.h. fehlerfreien Betriebs
der Ventilsteuerung 1 geöffnet ist. Der auf der Schaltstellung des zweiten Hydraulikventils
12 basierende Notlaufbetrieb der Brennkraftmaschine wird dadurch eingeleitet, dass
das zweite Hydraulikventil 12 nach Detektion des fehlerhaft offen stehenden ersten
Hydraulikventils 11 schließt, so dass sich der im Druckraum 6 ausbildende Hydraulikmitteldruck
nicht mehr in den Druckspeicher 8 entlasten kann. Im idealen Falle eines vollständig
inkompressiblen und leckagedichten Druckraums 6 wird dann der vom Geberkolben 3 vorgegebene
Hub entsprechend dem eingangs genannten maximalen Öffnungshub vollständig auf das
Gaswechselventil 2 übertragen.
[0014] Die Anordnung des zweiten Hydraulikventils 12 in der Steuerleitung 7 ist derart,
dass das während des Notlaufbetriebs geschlossene zweite Hydraulikventil 12 die Verbindungen
vom ersten Hydraulikventil 11 und von der Hydraulikmittelversorgung 10 mit dem Druckspeicher
8 unterbricht. Hingegen bleibt die Verbindung von der Hydraulikmittelversorgung 10
mit dem Druckraum 6 erhalten, um betriebsbedingte Hydraulikmittelleckagen aus dem
Druckraum 6 auszugleichen. Bei dem zweiten Hydraulikventil 12 handelt es sich gemäß
seiner symbolhaften Darstellung um ein elektrisch bestrombares 2/2-Wegeventil in stromlos
geschlossener Ausführung. Während des Normalbetriebs der Ventilsteuerung 1 wird das
zweite Hydraulikventil 12 bestromt, um permanent geöffnet zu sein und das stufenlos
einstellbare Abregeln von Hydraulikmittel aus dem Druckraum 6 in den Druckspeicher
8 zu ermöglichen.
[0015] Alternative Ausgestaltungen des zweiten Hydraulikventils sind in den Figuren 2 bis
4 symbolhaft dargestellt.
[0016] Figur 2 zeigt ein druckbetätigtes 2/2-Wegeventil 212 in drucklos offener Ausführung.
[0017] Figur 3 zeigt ein druckbetätigtes 2/2-Wegeventil 312 in drucklos geschlossener Ausführung.
[0018] Figur 4 zeigt ein manuell betätigtes 2/2-Wegeventil 412.
[0019] An die Umschaltgeschwindigkeit des zweiten Hydraulikventils 12 können deutlich geringere
Anforderungen als an das erste Hydraulikventil 11 gestellt werden. Dies liegt darin
begründet, dass das zweite Hydraulikventil 12 lediglich einmal zu Beginn des Notlaufbetriebs
von der Offenstellung in die Schließstellung umschalten muss. Dementsprechend kann
das zweite Hydraulikventil 12 wesentlich kostengünstiger als das deutlich schneller
schaltende erste Hydraulikventil 11 ausgeführt sein.
Bezugszahlen
[0020]
- 1
- Ventilsteuerung
- 2
- Gaswechselventil
- 3
- Geberkolben
- 4
- Nocken
- 5
- Nehmerkolben
- 6
- Druckraum
- 7
- Steuerleitung
- 8
- Druckentlastungsraum / Druckspeicher
- 9
- Sperrventil
- 10
- Hydraulikmittelversorgung
- 11
- erstes Hydraulikventil
- 12
- zweites Hydraulikventil
1. Elektrohydraulische Ventilsteuerung (1) zur variablen Betätigung eines Gaswechselventils
(2) einer Brennkraftmaschine, umfassend
■ einen von einem Nocken (4) angetriebenen Geberkolben (3),
■ einen das Gaswechselventil (2) antreibenden Nehmerkolben (5),
■ einen von dem Geberkolben (3) und dem Nehmerkolben (5) begrenzten Druckraum (6)
mit veränderlichem Volumen,
■ einen Druckentlastungsraum (8), der mit dem Druckraum (6) über eine Steuerleitung
(7) verbindbar ist, die mittels eines zur Steuerleitung (7) hin öffnenden Sperrventils
(9) mit der Hydraulikmittelversorgung (10) der Brennkraftmaschine verbunden ist,
■ ein elektrisch bestrombares erstes Hydraulikventil (11), das in der Steuerleitung
(7) angeordnet ist und das die Verbindung vom Druckraum (6) mit dem Druckentlastungsraum
(8) im unbestromten Zustand herstellt und im bestromten Zustand unterbricht,
■ und ein zweites Hydraulikventil (12, 212, 312, 412), das in der Steuerleitung (7)
angeordnet ist und bei fehlerhaft offenem ersten Hydraulikventil (11) die Verbindung
vom Druckraum (6) mit dem Druckentlastungsraum (8) unterbricht,
dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Hydraulikventil (12, 212, 312, 412) so in der Steuerleitung (7) angeordnet
ist, dass bei fehlerhaft offenem ersten Hydraulikventil (11) die Verbindung vom Druckraum
(6) mit der Hydraulikmittelversorgung (10) hergestellt und die Verbindung von der
Hydraulikmittelversorgung (10) mit dem Druckentlastungsraum (8) unterbrochen ist.
2. Elektrohydraulische Ventilsteuerung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Hydraulikventil (12) elektrisch bestrombar und stromlos geschlossen ausgebildet
ist.
3. Elektrohydraulische Ventilsteuerung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Hydraulikventil (212) druckbetätigbar und drucklos offen ausgebildet ist.
4. Elektrohydraulische Ventilsteuerung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Hydraulikventil (312) druckbetätigbar und drucklos geschlossen ausgebildet
ist.
5. Elektrohydraulische Ventilsteuerung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Hydraulikventil (412) manuell betätigbar ausgebildet ist.