(19)
(11) EP 2 438 912 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.04.2012  Patentblatt  2012/15

(21) Anmeldenummer: 10011331.5

(22) Anmeldetag:  20.05.2003
(27) Früher eingereichte Anmeldung:
 20.05.2003 PCT/DE03/01635
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A61K 9/70(2006.01)
A61L 15/46(2006.01)
A61K 31/4468(2006.01)
A61K 47/32(2006.01)
A61L 24/06(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT RO SE SI SK TR

(30) Priorität: 28.05.2002 DE 10223835
22.11.2002 US 428556 P

(62) Anmeldenummer der früheren Anmeldung nach Art. 76 EPÜ:
03755897.0 / 1509210

(71) Anmelder: Labtec GmbH
40764 Langenfeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Cordes, Günter
    de-42799 Leichlingen (DE)
  • Vollmer, Ulrike
    de-41542 Dormagen (DE)

(74) Vertreter: von Renesse, Dorothea et al
König-Szynka-Tilmann-von Renesse Patentanwälte Partnerschaft Postfach 11 09 46
40509 Düsseldorf
40509 Düsseldorf (DE)

 
Bemerkungen:
Diese Anmeldung ist am 29-09-2010 als Teilanmeldung zu der unter INID-Code 62 erwähnten Anmeldung eingereicht worden.
 


(54) Pflaster, enthaltend Fentanylum


(57) Transdermales therapeutisches System mit einer Deckschicht, einer Klebermatrix mit einem Gehalt an Fentanyl als Wirkstoff und mit einer abziehbaren Schutzschicht, gekennzeichnet durch eine Acrylat-Copolymer- Klebermatrix, die frei von Penetrationsbeschleunigern ist, wobei die Klebermatrix ausgewählt ist aus den Gruppen basisches Acrylat-Copolymeres, insbesondere Acrylat- Copolymeres mit Hydroxyethylacrylat-Einheiten, und mit einer organischen Titan-Verbindung als Vernetzer und basisches Acrylat-Copolymeres mit Vinylacetat-Einheiten und frei von Vernetzern, insbesondere Acrylat-Copolymeres mit Hydroxyethylacrylat-Einheiten und Vinylacetat- Einheiten.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein transdermales therapeutisches System mit einer Deckschicht, einer Klebermatrix mit einem Gehalt an Fentanyl als Wirkstoff und mit einer abziehbaren Schutzschicht.

[0002] Fentanylum (Fentanyl, Fentanil) ist bereits 1984 in der Anwendung mittels eines transdermalen Pflasters patentiert worden (US 45 88 580). Es hat sich seit her bestens in der Therapie von starken und/oder chronischen Schmerzzuständen, insbesondere postoperativ als auch bei Krebspatienten bewährt. Als Nebenwirkungen sind in dieser Substanzklasse der Opioide und so auch bei Fentanyl Übelkeit, Kreislaufprobleme, Verstopfung oder Pruritus und lebensbedrohliche Atemdepression zu beobachten, was eine langsame und kontinuierliche Zufuhr in den Körper erfordert. Wegen der schlechten oralen Bioverfügbarkeit von < 10% sind orale Retardformen (Retardtabletten) nicht anwendbar. Transdermal appliziert wird der first-pass- Effekt in der Leber vermieden, die Aufnahme der Substanz durch die Haut ist gut und man kann auf diese Weise lang anhaltende, gleichmäßige Blutspiegel erreichen, wenn es gelingt, eine geeignete transdermale Formulierung zu entwickeln. Aus diesen Gründen zählt die Applikation von Fentanyl aus einem transdermalen Pflaster einen stets wachsenden Marktanteil bei der Therapie starker Schmerzzustände dar.

[0003] Bei einem transdermalen System wie Durogesic ™ penetriert das aus der Formulierung freigesetzte Fentanyl die Hautbarriere, um durch die durchblutete Unterhaut in den systemischen Blutkreislauf zu gelangen und von dort zentral den analgetischen Effekt mittels Reaktion an den Opiatrezeptoren im Gehirn zu entfalten. Allerdings erfolgt auch aufgrund der hohen Lipophilie des Opioidanalogons eine Anreicherung im Fettgewebe, woraus wiederum eine Freigabe zu späterem Zeitpunkt in den Kreislauf erfolgen kann; man spricht hier von einem Hautdepot.

[0004] Die Penetration von Arzneistoffen durch die Haut ist weitgehend durch die physikochemischen Eigenschaften der Substanz bestimmt. Hierbei spielen im wesentlichen der Octanol/Wasser-Verteilungskoeffizient sowie die Molekülgröße eine Rolle (Potts RO, Guy RH in: Gurny R, Teubner A; Dermal and transdermal drug delivery, Wiss. Verlagsges. Stuttgart (1993)). Da der Patient es bevorzugt, ein wirksames Pflaster in einer Größe so unauffällig und klein wie möglich anzuwenden, besteht auch in diesem Falle der Wunsch, die Penetrationsrate zu steigern, wobei es eigentlich nur zwei Möglichkeiten gibt, wenn man nicht die Haut durch "Microinjektionen", Microläsionen oder das Anlegen von externen Energiequellen (z.B. Iontophorese o.ä.) steigern will:
  1. 1.Erleichterung der Diffusion durch Zusatz von Penetrationsbeschleunigern oder Anwendung von elektrischer Spannung (Iontophorese)
  2. 2.Steigerung der Arzneistoffkonzentration in der Grundlage auch über die Löslichkeitsgrenze hinaus (Übersättigung).


[0005] Als Penetrationsbeschleuniger werden u.a. Alkohole, Fettsäuren, Fettalkohole, einfache und mehrwertige Alkohole, Laurocapram und Tenside eingesetzt. Viele dieser Substanzen wirken jedoch über eine Störung der Barrierefunktion der Haut und sind damit als mehr oder weniger hautreizend einzustufen. Dennoch sind zahlreiche Systeme in Patentschriften beschrieben (vgl. WO 89 10 108, WO 9956782, WO 9932153 etc.).

[0006] Verträglicher ist die Verwendung von Systemen, bei denen der Wirkstoff in übersättigter Form vorliegt. Üblicherweise ist der maximale Flux einer Substanz durch die Haut durch seine Löslichkeit in der Hörnhaut (Stratum corneum), welche die Hauptpenetrationsbarriere darstellt, begrenzt. Diese Sättigungskonzentration wird sich dann einstellen, wenn der Wirkstoff im Vehikel, z.B. in der Matrix des Transdermalsystems, ebenfalls in einer Konzentration vorliegt, die der Löslichkeit im Vehikel entspricht. Eine Möglichkeit, diese sog. maximale thermodynamische Aktivität weiter zu erhöhen, besteht darin, den Arzneistoff in einer die Löslichkeit im Vehikel überschreitenden Konzentration einzuarbeiten. Dies ist z.B. durch die Einarbeitung des Fentanyl in Acrylat-Copolymere möglich (WO 20024386). Die Einstellung der Übersättigung muß aber so sensibel erfolgen, daß die Übersättigungen so hoch wie möglich, aber auch so stabil wie nötig sind, da übersättigte Systeme bekanntlich metastabil sind und nach Lagerung durch Rekristallisation in den gesättigten Zustand übergehen. Das hat dann den Nachteil, daß diese Systeme aufgrund der Kristallisation zu Produktreklamationen infolge mangelnden Aspekts als auch mangelnder Klebkraft führen. Ebenfalls ist ein enger Kontakt zwischen transdermalem System und der Haut notwendig, um einen wirksamen Anteil an Fentanyl in den zielbereich der Blutzirkulation zu erhalten.

[0007] Allerdings zählt Fentanyl wie bereits erwähnt, zu den wenigen Arzneistoffen, die aufgrund der physikochemischen Substanzeigenschaften sehr gut durch die Hautbarriere permeieren und gerne in Polymere migrieren und sich anreichern. Da die therapeutische Breite von Fentanyl gering ist und zudem auch ein Suchtpotential wie bei allen Opioiden besteht, ist ein weiterer Wunsch bei der Entwicklung eines transdermalen Fentanylpflasters der, so wenig Substanz wie möglich, aber soviel wie nötig, einzuarbeiten, damit ein therapeutischer Blutspiegel über mehrere Tage aufrechterhalten werden kann.

[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein verbessertes transdermales therapeutisches System der einleitend genannten Art auszubilden.

[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß eine Acrylat-Copolymer-Klebermatrix verwendet wird, die frei von Penetrationsbeschleunigern ist, wobei die Klebermatrix ausgewählt ist aus der folgenden Gruppe:
  1. a) basisches Acrylat-Copolymeres, insbesondere Acrylat-Copolymeres mit Hydroxyethylacrylat-Einheiten, und mit einer organischen Titan-Verbindung als Vernetzer; und
  2. b) basisches Acrylat-Copolymeres mit Vinylacetat-Einheiten und frei von Vernetzern, insbesondere Acrylat-Copolymeres mit Hydroxyethylacrylat-Einheiten und Vinylacetat-Einheiten.


[0010] Es wurde herausgefunden, daß die Einarbeitung des Fentanyl als Base in einen auf ganz spezielle Art vernetzten Acrylat-Copolymer sowohl eine so stabile Sättigung erreicht, daß man zu einem wirksamen Produkt kommt, ohne Penetrationsbeschleuniger zusetzen zu müssen als auch eine optimale Haftung auf der Haut erhält, die der Gestalt ist, daß bei engem Kontakt zwischen dem dermalen System und der äußeren Hautbarriere über mehrere Tage bis maximal eine halbe Woche trotzdem eine Wiederentfernbarkeit jederzeit gegeben ist, ohne daß es zu Schmerzempfinden noch Hautreizungen kommt.

[0011] Es wurden mehrere Acrylatcopolymere der Firma National Starch & Chemical, BV, Zutphen, Netherland (Handelsname, Durotak) getestet. So stellte sich heraus, daß ein Copolymer, der geringe Mengen an Acrylsäure enthält (Durotak 387-4350) sowie ein Graftpolymer (Durotak 87-9301 elite), der zwar keine Säure- oder Basegruppen, dafür aber ein Acryloctylamid-Graft enthält, zu reaktiv sind und zu einem deutlichen Abbau von Fentanyl innerhalb kürzester Zeit führen. Kleber ohne funktionelle Gruppen (Durotak 87-4098) erwiesen sich als ausreichend stabil, jedoch sind Kleber mit einem geringen Anteil von Hydroxyethylacrylat (Durotak 387-2510) hinsichtlich der thermodynamischen Aktivität bei gleicher Konzentration deutlich überlegen, was sich durch bessere in-vitro Permeationsraten an exzedierter Humanhaut in Franzzellen gezeigt hat.

[0012] Allerdings führt die Verwendung eines Klebers mit Hydroxyethylacrylat (Durotak 387-2510) in Gegenwart von Fentanyl zu einer Erweichung des Polymers, was zu einer zu starken Klebkraft und "kalten Fluß" der Klebermatrix führt. Beides ist unerwünscht bzw. macht ein Pflaster ungeeignet.

[0013] Es wurden mehrere Arten der Klebkrafteinstellung dieses ganz bestimmten Acrylat-Copolymeren auf Lösungsmittelbasis, wie sie von der Firma National Starch & Chemical, BV, Zutphen, Netherland unter dem Handelsnamen Durotak zur Verfügung gestellt werden, getestet. Die nachfolgende Tabelle gibt die Rezeptur-Zusammensetzungen wieder:
Parameter Vergleichs-beispiel 1 vergleiches-beispiel 2 Vergleichs-beispiel 3 Erfindungsgemäßes Beispiel 1
Durotak 387-2510 x x x x
Vernetzer - 0.5% Alumi-niumacety-lacetonat 5% Polybu-tyltitanat 0.5% Poly-butyltita-nat
Klebkraft in vitro [N/25 mm] 9.1 6.8 0.6 3.0
Klebeeigen-schaften in vivo Schmerzhaf-tes Entfer-nen incl. Hornhaut-schichta-brasion Rückstände auf der Haut beim Abziehen Klebt zu schwach Gute Klebeeigenschaft


[0014] Wie man ersehen kann, werden die Trageeigenschaften durch vernetzung des basischen Durotak erreicht. Es gibt viele andere Möglichkeiten, Kohäsion und Klebeeigenschaften dieser Kleber von der Firma National Starch & Chemical (Durotak 387-2510, 387-2516) zu beeinflussen, z.B. durch Titanvernetzer, oder durch Zusatz von Feststoffen wie Aerosil oder Talkum, die in anderen Systemen durchaus zu Erfolg geführt haben (JP 2000 04447), oder durch Zusatz anderer Polymere wie Silikon, Harze, Polyisobutylenen (WO 9902141, WO 9300058) aber wenn nur der oben erwähnte Kleber Durotak 387-2510 eingesetzt wird, führt eine Anwendung von Polybutyltitanat zum besten Ergebnis, was überraschend war. Es wird scheinbar eine spezielle, unbekannte Art der Einlagerung des Wirkstoffes in die entsprechend durch Vernetzung eingestellten Kavitäten des Acrylat-Copolymers erzielt, ohne daß es zu einer Bindung oder zum irreversiblen Einschluß kommt. Das ist auch daran ersichtlich, daß bei einem Zusatz von Polybutyltitanat zu einer Formulierung mit Fentanyl, wie in der Tabelle gelistet, eine Klebkraft in-vitro von etwa 3 N/25mm resultiert, das Placebo hingegen, also die Formulierung ohne Fentanyl, Klebkraftwerte besitzt, die um den Faktor 2 höher sind (6 N/25mm).

[0015] Die Einarbeitung des Titanvernetzers bedarf einiger Fertigkeiten seitens des Fachmanns. Je nach Lieferquelle des Polybutyltitanats kann es sein, daß dieser verschieden eingearbeitet werden muß. Der Vernetzer von Aldrich (Germany) beispielsweise kann einfach nach Lösen in etwas Ethanol zu der wirkstoffhaltigen Klebermasse auf einen Schlag zugegeben werden. Verfährt man in gleicher Weise mit Vernetzer von Synetix (Vertec ™, UK), so entstehen im Laminat nach einigen Wochen braune Partikel. Deshalb muß man diesen Vernetzer in Heptan vorlösen, dann Ethanol zur Mischung geben (Mischungsverhältnis 60:40), so daß eine 3%ige Vernetzerlösung resultiert. Diese wird langsam unter starken Rühren der wirkstoffhaltigen Klebermasse zugegeben. Erst dann erhält man auch nach Lagerung eine einwandfreie Matrix.

[0016] Es wird dem Fachmann empfohlen, durch Vorversuche sicherzustellen, daß bei der Zugabe des Vernetzers sorgfältig vorgegangen wird, damit es nicht zu einem verstärkten Abbau von Fentanyl, insbesondere zum Auftreten der Verunreinigung D (Europäisches Arzneibuch) kommt. Dieses Produkt tritt dann bereits bei Stresslagerung von nur 1 Monat bei 40°C/75% r.F. in einer Menge von ca. 1%, bezogen auf Fentanyl, auf. Homogenisiert man zuerst den Vernetzer in der wirkstofffreien Klebermasse und gibt erst dann den gelösten Wirkstoff zu, so sollte ein Laminat frei von verunreinigung D erhalten werden.

[0017] Eine andere Möglichkeit, den weichmachenden Einfluß von Fentanyl auf den eingesetzten basischen Kleber zu verringern, ist die Einstellung durch Zumischen eines "härteren" Klebers, gekennzeichnet durch einen Anteil an Vinylacetat im Acrylat-Copolymeren. Dies konnte erfolgreich durch Beimischungen eines Klebers ohne funktionelle Gruppen wie Durotak 87-4098 erreicht werden. Wenn Durotaktypen eingesetzt werden wie beispielsweise Durotak 87-2979 oder 387-2287 oder deren Nachfolgetypen, so beträgt dann das Verhältnis von 2-Hydroxyethylacrylat zu Vinylacetat nicht mehr 1: 0,4 bis 1: 5, sondern 1: 5,2 oder 1: 6 und weist damit nicht mehr die positiven Eigenschaften der hohen thermodynamischen Aktivität und der damit verbundenen hohen in-vitro-Freisetzung und in-vitro Hautpermeation auf wie bei dem erfindungsgemäßen Klebergemisch, in dem das Verhältnis von Hydroxyethylacrylat zu Vinylacetat erfindungsgemäß 1: 0,4 bis 1: 5 beträgt. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die erhaltenen Werte derjenigen Rezepturen, die getestet wurden:
Parameter Vergleichs beispiel 1 Vergleichs beispiel 2 Erfindungsgemäßes Beispiel 2 Erfindungsgemäßes Beispiel 3 Erfindungsgemäßes Beispiel 4
Durotak 387-2510 0% 100% 90% 67% 50%
Durotak 87-4098 100% 0% 10% 33% 50%
Verhältnis 2-Hydroxyethyl-acrylat : Vi-nylacetat 0% Vinyl-acetat 0% 2-Hydroxy-ethyla-crylat 1 : 5 1 : 2.2 1 : 0.6
Klebkraft in vitro [N/25 mm] 3.9 9.1 8.3 7.1 6.7
Klebeeigenschaften in vivo Klebt re-lativ schwach Schmerz-haftes Entfernen incl. Hornhaut-schicht Gute Kle-beeigen-schaft, leichte Kleberän-der Gute Klebeei-gen-schaft, leichte Klebe-ränder Gute Klebeei-gen-schaft
Kalter Fluß Stark vorhanden Nicht vorhanden Kaum vor-handen Kaum vorhan-den Nicht vorhan-den
In-vitro Freisetzung [%] vom Soll-Gehalt nach 1/2/3/4/6 h -/29/-/46/103 -/62/-/88/104 -/69/-/89/95 -/57/-/75/84 Nicht bestimmt


[0018] Es wird ersichtlich, daß bereits die Untermischung der geringen Menge von 1/10 der Gesamtklebermenge bereits die in-vitro-Klebeeigenschaften erniedrigt, was sich auch bei den in-vivo Trageeigenschaften bemerkbar macht. Der Einfluß auf die in-vitro-Freisetzung ist bei 10%-Zusatz noch vergleichbar der Freisetzung aus 100% Durotak 387-2510; bei Steigerung der Verblendung mit Durotak 87-4098 auf 30% erniedrigt sich jedoch die Freisetzungsrate. Damit wurde überraschend gefunden, daß eine Beimengung von 10% Durotak 87-4098 zu optimaler Klebeeigenschaft bei unveränderter Freisetzung führt. Bei den erfindungsgemäßen Formulierungen zeigen Verum und Placebo gleiche in-vitro-Klebkräfte auf.

[0019] Darüber hinaus spielt bei den Trageeigenschaften der Träger der Matrix eine wichtige Rolle. Da das transdermale System in der stärksten Dosierung von 100 µg Fentanyl pro Stunde Abgaberate bereits eine Größe von mindestens 40 cm2 erreicht, was erheblich ist, ist eine gewisse Flexibilität von Vorteil für den Tragekomfort.

[0020] Es wurden verschiedene klarsichtige Folienmaterialien getestet, die sich von der Chemie des Materials über PET (Polyester), BOPP (biaxial orientiertes Polypropylen), PE (Polethylen, Polyolefine), PU (Polyurethan) und PS (Polystyrol-Copolymer) erstreckte. Wichtig hierbei war ebenfalls, inwieweit Fentanyl ein Migrationsverhalten gegenüber den Materialien aufwies. Es zeigte sich, daß PU keine Kohäsion zur Klebermatrix erreichte und deshalb ungeeignet war. Sehr angenehme Trageeigenschaften zeigte PE, aber etwa 8-10 % des wirkstoffes migrierten innerhalb weniger als 1 Monat bei 40°C/75% r.F. in diese Trägerfolie und standen somit nicht mehr zur Verfügung für die transdermale Absorption. Da Fentanyl als Rohstoff sehr teuer ist, wollte man nicht einen Produktionszuschlag zur Behebung einsetzen. Dieses wäre auch deshalb ungeeignet, weil die Menge an Fentanyl, die in die Folie migriert, sich über die Zeit ändert. Keine Migration wurde festgestellt in PET, gefolgt von BOPP, welche aufgrund der etwas größeren Flexibilität auch bevorzugt wird.

[0021] Als Schutzfolie wird ein dem Fachmann bekannte silikonisierte Polyesterfolie, z.B. Hostaphan RN 100 von Mitsubishi, Germany, Silikonisierung easy/easy, eingesetzt. Die Schutzfolie sollte nicht zu dünn sein (mind. 36 µm Schichtdicke, vorzugsweise 100 µm Schichtdicke), damit auch die größeren Systeme von 30 cm2 und mehr noch gut durch den Patienten zu handhaben sind.

[0022] Die erfindungsgemäßen dermalen therapeutischen Systeme sind vorzugsweise so beschaffen, daß sie aus einer für den Wirkstoff undurchlässigen Deckschicht, einer auf der Deckschicht haftenden wirkstoffhaltigen Kleberschicht und einer abziehbaren Schutzschicht bestehen.

[0023] Diese einfachste Form eines TDS kann in der dem Fachmann bekannten Weise hergestellt werden, indem eine Lösung des Klebers oder Klebergemisches in einem niedrigsiedenden Lösungsmittel mit dem Wirkstoff gemischt wird, die Mischung gleichmäßig auf einer abziehbaren Schutzschicht aufgetragen wird, das Lösungsmittel durch Erwärmen quantitativ entfernt und das erhaltene Produkt mit einem Träger abgedeckt wird. Die aufgebrachte wirkstoffhaltige Kleberschicht hat eine Dicke von 20 bis 500 µm.

[0024] Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung:

Erfindungsgemäßes Beispiel 1:



[0025] Zu 23,44 g einer 42 %igen (m/m) Lösung eines Acrylat-Klebstoffes (Durotak 387-2510, National Starch & Chemical B.V., NL-Zutphen) wird 0,056 g Polybutyltitanat langsam unter starkem Rühren in Form einer 3%igen Lösung aus Heptan : Ethylalkohol 60:40 gegeben und homogenisiert. Dazu gibt man 1,1 g Fentanyl, gelöst in 11,4 g Ethanol. Durch einstündiges Rühren wird die wirkstoffhaltige Klebermasse homogenisiert und anschließend mit einem Rakel auf einer silikonisierten, 100 µm starken Polyesterfolie (FL 2000 100 µ 1-S, Loparex B.V., NL-Apeldoorn) in einer Naßschichtdicke von 310 µm ausgestrichen. Nach der Trocknung (10 min. bei 70°C und 5 min bei 100°C) wird das klare und homogene Laminat mit einem Polyesterfilm (Hostaphan RN15, Mitsubishi, D-Frankfurt) kaschiert. Ein Pflaster der Größe 10 cm2 enthält bei einem Matrixgewicht von 55,0 g/m2 5,5 mg Fentanyl.

Erfindungsgemäßes Beispiel 2:



[0026] Zu einer Mischung von 6,29 g einer 42 %igen (m/m) Lösung des Acrylat-Klebstoffes Durotak 387-2510 und 0,86 g einer 38,3 %igen (m/m) Lösung des Acrylat-Klebstoffes Durotak 87-4089 wird eine Lösung von 0,33 g Fentanyl in 3,7 g Ethanol gegeben. Durch einstündiges Rühren wird die Lösung homogenisiert und anschließend mit einem Rakel auf einer silikonisierten, 100 µm starken Polyesterfolie (FL 2000 100 µ 1-S, Loparex B.V., NL-Apeldoorn) in einer Naßschichtdicke von 400 µm ausgestrichen. Nach der Trocknung (15 min bei 70°C) wird das leicht trübe Laminat mit einem BOPP-Film kaschiert (Trespaphan NAA 40 µm, (Trespaphan, D-Frankfurt) kaschiert. Ein Pflaster der Größe 10 cm2 enthält, bei einem Matrixgewicht von 55,0 g/m2 5,5 mg Fentanyl.

Erfindungsgemäßes Beispiel 3:



[0027] Zu einer Mischung von 4,71 g einer 42 %igen (m/m) Lösung des Acrylat-Klebstoffes Durotak 387-2510 und 2,58 g einer 38,3 %igen (m/m) Lösung des Acrylat-Klebstoffes Durotak 87-4089 wird eine Lösung von 0,33 g Fentanyl in 3,7 g Ethanol gegeben. Durch einstündiges Rühren wird die Lösung homogenisiert und anschließend mit einem Rakel auf einer silikonisierten, 100 µm starken Polyesterfolie (FL 2000 100 µ 1-S, Loparex B.V., NL-Apeldoorn) in einer Naßschichtdicke von 400 µm ausgestrichen. Nach der Trocknung (15 min bei 70°C) wird das leicht trübe Laminat mit einem BOPP-Film kaschiert (Trespaphan NAA 40 µm, (Trespaphan, D-Frankfurt) kaschiert. Ein Pflaster der Größe 10 cm2 enthält bei einem Matrixgewicht von 55,0 g/m2 5,5 mg Fentanyl.

Erfindungsgemäßes Beispiel 4:



[0028] Zu einer Mischung von 3,54 g einer 42 %igen (m/m) Lösung des Acrylat-Klebstoffes Durotak 387-2510 und 3,87 g einer 38,3 %igen (m/m) Lösung des Acrylat-Klebstoffes.Durotak 87-4089 wird eine Lösung von 0,33 g Fentanyl in 3,7 g Ethanol gegeben. Durch einstündiges Rühren wird die Lösung homogenisiert und anschließend mit einem Rakel auf einer silikonisierten, 100 µm starken Polyesterfolie (FL 2000 100 µ 1-S, Loparex B.V., NL-Apeldoorn) in einer Naßschichtdicke von 400 µm ausgestrichen. Nach der Trocknung (15 min bei 70°C) wird das leicht trübe Laminat mit einem BOPP-Film kaschiert (Trespaphan NAA 20 µm, Trespaphan, D-Frankfurt) kaschiert. Ein Pflaster der Größe 10 cm2 enthält bei einem Matrixgewicht von 55,0 g/m2 5,5 mg Fentanyl.

[0029] Das nachfolgenden Ausführungsbeispiel zeigt, daß ein erfindungsgemäß hergestelltes Pflaster sich in einer vergleichenden Bioverfügbarkeitsstudie an 6 gesunden Probanden im cross-over als bioequivalent zum Orginatorprodukt Durogesic erweist, wenn beide Pflasterprodukte jeweils 3 Tage getragen werden:

Die Formulierung entsprach dem erfindungsgemäßen Beispiel 1 mit der Ausnahme, daß statt mit einem Polyesterfilm (Hostaphan RN15, Mitsubishi, D-Frankfurt) mit einem BOPP-Film kaschiert (Trespaphan NAA 40 µm, Trespaphan, D-Frankfurt) wurde. Jedes getestete Pflaster der Größe 10 cm2 enthielt bei einem Matrixgewicht von 55,0 g/m2 5,5 mg Fentanyl. Das Vergleichspräparat hieß Durogesic ™ 25 µg Membranpflaster.



[0030] Die Ergebnisse der Kinetik sind in der Tabelle zusammengefaßt:
Name Erfindungsgemäßes Bsp. 1 Fentanyl TDS 25 Durogesic 25 µg Membranpflaster
AUC (0-72h) 26.723 pg/ml*h 24.911 pg/ml*h
C max 496 pg/ml 499 pg/ml
T max 33 h (9h) 42 h
C peaks 24 - 42 h 30 - 71,8 h
Absorption Etwas schneller -
Abgaberate gleich -
BV (AUC) 107,2 % (89-129,3%) etwas geringer
BV (C max) 99,5 % (80,1-123.5%) gleich
Anova CV (AUC) n=6 15,2% -
Anova CV (Cmax) n=6 17,7% -


[0031] Die Hautverträglichkeit und Nebenwirkungen erwiesen sich als vergleichbar bei beiden Produkten.

[0032] Die Graphik in Figur 1 zeigt den Verlauf der Blutspiegel beider Produkte.

[0033] Die in den Beispielen angegebenen Trockenbedingungen waren diejenigen, die im Labormaßstab zur Herstellung der Pflaster angewendet wurden. Bei Herstellung im größeren Maßstab können die Bedingungen hiervon abweichen. So wird das Produkt z.B. im Technikummaßstab in einem Trockentunnel mit 4 Trockenzonen mit einer Geschwindigkeit von 2m/min gefördert, die einzelnen Zonen weisen Temperaturen von 40 °C, 60 °C, 90 °C und 120 °C auf. Bei Herstellung im Produktionsmaßstab können wiederum andere Bedingungen herrschen, die bei den Scale up-Versuchen zu ermitteln sind.


Ansprüche

1. Transdermales therapeutisches System mit einer Deckschicht, einer Klebermatrix mit einem Gehalt an Fentanyl als Wirkstoff und mit einer abziehbaren Schutzschicht, gekennzeichnet durch eine Acrylat-Copolymer-Klebermatrix, die frei von Penetrationsbeschleunigern ist, wobei die Klebermatrix ausgewählt ist aus der folgenden Gruppe:

a) basisches Acrylat-Copolymeres, insbesondere Acrylat-Copolymeres mit Hydroxyethylacrylat-Einheiten, und mit einer organischen Titan-Verbindung als Vernetzer; und

b) basisches Acrylat-Copolymeres mit Vinylacetat-Einheiten und frei von Vernetzern, insbesondere Acrylat-Copolymeres mit Hydroxyethylacrylat-Einheiten und Vinylacetat-Einheiten.


 
2. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Gehalt an Fentanyl in einer Konzentration von 0,1 bis 30 Gew.-%, insbesondere 5 bis 18 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Klebermatrix mit Wirkstoff.
 
3. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 1 und/oder 2, gekennzeichnet durch einen Restgehalt an Fentanyl-Lösemittel, insbesondere Ethylalkohol, von kleiner 0,25 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Klebermatrix mit Wirkstoff.
 
4. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch

a) ein Acrylat-Copolymeres aus Einheiten, die ausschließlich von 2-Ethylhexylacrylat, Methylacrylat und 2-Hydroxyethylacrylat herrühren, oder

b) ein Acrylat-Copolymeres aus Einheiten, die ausschließlich von 2-Ethylhexylacrylat, Methylacrylat, 2-Hydroxyethylacrylat und Vinylacetat herrühren.


 
5. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch ein Acrylat-Copolymeres als Klebermatrix, das durch Trocknung bei einer Temperatur von etwa 70 °C oder bei einer Temperatur über 70 °C gewinnbar ist.
 
6. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch ein Acrylat-Copolymeres als Klebermatrix gemäß Anspruch 1 (a), das durch Vernetzen der Hydroxylgruppen des Acrylat-Cöpolymeren und nachfolgende Zugabe des Wirkstoffs gewinnbar ist.
 
7. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet durch eine Klebermatrix gemäß Anspruch 1 (b), die aus 2-Ethylhexylacrylat, Methylacrylat, 2-Hydroxyethylacrylat und Vinylacetat bei einem Verhältnis von 2-Hydroxyethylacrylat:Vinylacetat von 1:0,3 bis 1:5, vorzugsweise 1:0,4 bis 1:5, besonders bevorzugt 1:0,6 bis 1:5 und insbesondere 1:2.2 bis 1:5, jeweils auf Molbasis oder auf Gewichtsbasis, gewinnbar ist.
 
8. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch eine Klebermatrix gemäß Anspruch 1 (b), die aus 2-Ethylhexylacrylat, Methylacrylat, 2-Hydroxyethylacrylat und Vinylacetat bei einem Verhältnis von 2-Hydroxyethylacrylat:Vinylacetat von 1:1,5 bis 1:3,0 und insbesondere etwa 1:2,2, jeweils auf Molbasis oder Gewichtsbasis, gewinnbar ist.
 
9. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch ein Acrylat-Copolymeres als Klebermatrix gemäß Anspruch 1 (a) mit Polybutyltitanat als Vernetzer.
 
10. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 10, gekennzeichnet durch einen Gehalt an Polybutyltitanat in Höhe von 0,1 bis 1 %, vorzugsweise von 0,4 bis 0,6 %, berechnet auf Molbasis.
 
11. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Schichtdicke der Klebermatrix von 20 bis 500 µm.
 
12. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Deckschicht auf Polypropylenbasis, insbesondere durch eine biaxial orientierte, längs- und quergerichtete Polypropylenfolie.
 
13. Transdermales therapeutisches System nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 11, gekennzeichnet durch eine Deckschicht auf Polyesterbasis, insbesondere durch ein Polyestergewebe.
 
14. Transdermales therapeutisches System nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht als ein Matrixträger ausgebildet ist.
 




Zeichnung








Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente




In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur