[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörhilfegerät sowie ein Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes
mit einem Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches
Eingangssignal, einer Signalverarbeitungseinheit zur Verarbeitung und frequenzabhängigen
Verstärkung des elektrischen Eingangssignals und zur Erzeugung eines elektrischen
Ausgangssignals und einem Ausgangswandler zur Wandlung des elektrischen Ausgangssignals
in ein von einem Benutzer als akustisches Ausgangssignal wahrnehmbares Ausgangssignal.
[0002] Der mit einem Hörhilfegerät maximal erreichbaren Verstärkung sind in der Regel durch
die geforderte, geringe Größe der Geräte sowie den geringen Abstand zwischen Eingangswandler
(insbesondere Mikrofon) und Ausgangswandler (insbesondere Hörer) enge Grenzen gesetzt.
Bei einer zu hohen Verstärkung tritt insbesondere das extrem störende Feedback-Pfeifen
auf. Die Feedback-Neigung eines Hörhilfegerätes ist frequenzabhängig und betrifft
zumeist den oberen Bereich des von einem Hörhilfegerät übertragbaren Frequenzbereiches.
[0003] Bei vielen Hörgeschädigten stellt sich daher das Problem, dass bestimmte Frequenzbereiche
selbst bei einer Versorgung mit einem Hörhilfegerät nicht mehr ausreichend wahrgenommen
werden können. Bei der Wahrnehmung von Sprache führt dies dazu, dass bestimmte Laute,
insbesondere Konsonanten, die in Bezug auf Sprache Signalanteile im hochfrequenten
Signalspektrum aufweisen, nicht richtig verstanden werden. Davon sind insbesondere
sogenannte Frikative, die nach ihrer Artikulationsart benannten sind, betroffen, beispielsweise
"s", "Sch", "v" oder "z".
[0004] Zum Ausgleich der genannten Hörverluste ist es bekannt, die betroffenen Frequenzbereiche
in andere Frequenzbereiche zu transponieren, die besser wahrgenommen werden können.
Bei der Durchführung einer derartigen Frequenztransposition unterscheidet man hauptsächlich
zwei Verfahren: bei der Frequenzverschiebung wird ein Frequenzbereich (z.B. 4 kHz
- 6 kHz) in einen anderen Frequenzbereich (z.B. 2 KHz - 4 kHz) verschoben. Im Unterschied
hierzu ergibt sich bei der Frequenzkompression die Frequenz des Ausgangssignals durch
Multiplikation der Frequenz des Eingangssignals mit einem Faktor (z.B. 0,75). Häufig
erfolgt eine Frequenzkompression jedoch nicht bei 0 Hz beginnend, sondern erst oberhalb
einer bestimmten (Kniepunkt) Frequenz, z.B. 2 kHz.
[0005] Verfahren zur Frequenztransposition in einem Hörhilfegerät sowie ein Hörhilfegerät
zur Durchführung einer Frequenztransposition sind aus der Druckschrift
EP 1 441 562 A2 bekannt.
[0006] Die Frequenztransposition, insbesondere die Frequenzverschiebung, hat zwei wesentliche
Nachteile: einerseits spektral die Zerstörung der ursprünglichen spektralen Zusammensetzung
bestimmter Konsonanten und anderer Laute und andererseits - die Wahrnehmung betreffend
- wird die Fähigkeit, unterschiedliche Frikative unterscheiden zu können, wesentlich
verschlechtert.
[0007] Aus dem Stand der Technik sind Verfahren zur Sprachsignalverarbeitung bekannt, durch
die Vokale oder Konsonanten in einem Sprachsignal erkannt werden können. Beispielsweise
offenbart die Druckschrift
DE 691 05 154 T2 ein derartiges Verfahren, bei dem ein Sprachsignalspektrum analysiert wird zur Bestimmung
von Spitzen- und Mittelwerten, die zum Erkennen von Vokalen und Konsonanten mit bestimmten
Schwellenwerten verglichen werden.
[0008] Auch aus der Druckschrift
US 2009/0112594 A1 ist ein Verfahren bekannt, bei dem auf Grundlage akustischer Modelle zwischen vor-
und nachvokalischen Konsonanten unterschieden wird.
[0009] In der Druckschrift
US 5 014 319 ist ein Hörgerät beschrieben, bei welchem eine Frequenzanalyseeinrichtung Laute klassifiziert
und entsprechend der in den Lauten vorkommenden Frequenzen einen Transponierfaktor
für eine Frequenztransposition festlegt. Um zu vermeiden, dass durch die Frequenztransposition
einzelne Sprachlaute unterdrückt werden und hierdurch Nutzinformationen verloren gehen,
ist bei dem Hörgerät eine Einrichtung zur Rekonstruktion von Sprachkomponenten vorgesehen.
Hierzu werden zu einzelnen, erkannten Sprachlauten jeweils deren Anfänge gespeichert,
und der verbleibende Rest jeweils verworfen. Durch zeitlich gedehntes Ausgeben dieser
Sprachlautanfänge wird dann die eigentliche Frequenztransposition erreicht.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, das Verstehen von Sprache bei Hörverlusten,
bei denen bestimmte Frequenzbereiche selbst bei hoher Lautstärke nicht mehr wahrgenommen
werden können, zu verbessern.
[0011] Diese Aufgabe wird durch ein Hörhilfegerät mit den in Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmalen gelöst. Ferner wird die Aufgabe durch ein Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes
mit den in Patentanspruch 10 genannten Verfahrensschritten gelöst.
[0012] Unter einem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung wird jedes Gerät verstanden, welches
ein von einem Benutzer als akustisches Signal wahrnehmbares Ausgangssignal liefert
oder dazu beiträgt, ein solches Ausgangssignal zu liefern, und das über Mittel verfügt,
die zum Ausgleich eines individuellen Hörverlustes des Benutzers dienen oder beitragen.
Insbesondere handelt es sich dabei um ein am Körper oder am Kopf, insbesondere am
oder im Ohr, tragbares sowie ganz oder teilweise implantierbares Hörgerät. Es sind
jedoch auch solche Geräte mit umfasst, deren vorwiegender Zweck nicht im Ausgleich
eines Hörverlustes liegt, beispielsweise Geräte der Unterhaltungselektronik (Fernsehgeräte,
Hifi-Anlagen, MP3-Player etc), oder Kommunikationsgeräte (Mobiltelefone, PDAs, Headsets
etc), die jedoch über Mittel zum Ausgleich eines individuellen Hörverlustes verfügen.
[0013] Ein Hörhilfegerät umfasst in der Regel einen Eingangswandler zur Aufnahme eines Eingangssignals.
Der Eingangswandler ist beispielsweise als Mikrofon ausgebildet, das ein akustisches
Signal aufnimmt und in ein elektrisches Eingangssignal wandelt. Als Eingangswandler
kommen jedoch auch Einheiten in Betracht, die eine Spule oder eine Antenne aufweisen
und die ein elektromagnetisches Signal aufnehmen und in ein elektrisches Eingangssignal
wandeln. Ferner umfasst ein Hörhilfegerät üblicherweise eine Signalverarbeitungseinheit
zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Eingangssignals.
Zur Signalverarbeitung im Hörhilfegerät dient ein vorzugsweise digitaler Signalprozessor
(DSP), dessen Arbeitsweise mittels auf das Hörhilfegerät übertragbarer Programme oder
Parameter beeinflussbar ist. Dadurch lässt sich die Arbeitsweise der Signalverarbeitungseinheit
sowohl an den individuellen Hörverlust eines Hörhilfegeräteträgers als auch an die
aktuelle Hörsituation anpassen, in der das Hörhilfegerät gerade betrieben wird. Das
so veränderte elektrische Eingangssignal ist schließlich einem Ausgangswandler zugeführt.
Dieser ist in der Regel als Hörer ausgebildet, der das elektrische Ausgangssignal
in ein akustisches Signal wandelt. Jedoch sind auch hier andere Ausführungsformen
möglich, z.B. ein implantierbarer Ausgangswandler, der direkt mit einem Gehörknöchelchen
verbunden ist und dieses zu Schwingungen anregt.
[0014] Die Grundidee der Erfindung besteht darin, spezifische Merkmale des elektrischen
Eingangssignals zu erfassen und das transponierte Signal in Abhängigkeit der erfassten
spezifischen Merkmale des Eingangssignals zu filtern. Hierfür verfügt das erfindungsgemäße
Hörhilfegerät über entsprechende Mittel zum Erfassen spezifischer Merkmale des elektrischen
Eingangssignals sowie über Filtermittel zum Filtern des transponierten Signals. Ziel
ist es dabei, bestimmte Eigenschaften des Eingangssignals, die möglicherweise durch
die Frequenztransposition verloren gehen, zu erfassen und in dem transponierten Signal
zumindest teilweise wiederherzustellen.
[0015] Bei einer bevorzugten Ausführungsform werden als spezifische Merkmale des elektrischen
Eingangssignals insbesondere charakteristische Merkmale eines von dem Eingangssignal
umfassten Sprachsignals erfasst. Dabei handelt es sich insbesondere um charakteristische
Merkmale bestimmter Sprachanteile, wie beispielsweise charakteristische Merkmale bestimmter
Laute, Konsonanten oder Frikative. Daneben können aber auch spezifische Merkmale anderer
von dem Eingangssignal umfasster Signale, beispielsweise von Musik, erfasst werden
und eine Filterung in Abhängigkeit dieser Merkmale erfolgen. Ganz allgemein besteht
das Ziel der Erfindung darin, spezifische, d.h. bestimmte bzw. charakteristische,
Merkmale des Eingangssignals, die durch die Frequenztransposition verloren gehen,
nachträglich durch Filtermittel wenigsten zum Teil wieder zurückzugewinnen.
[0016] Bei einer Ausführungsform der Erfindung wird als spezifisches Merkmal eines elektrischen
Eingangssignals, insbesondere eines von dem elektrischen Eingangssignal umfassten
Sprachsignals, eine Energieverteilung des elektrischen Eingangssignals über der Frequenz
erfasst. Diese kann beispielsweise auf einer Spektralanalyse des Eingangssignals basieren,
bei der für einen bestimmten Frequenzbereich zu jeder Frequenz des Eingangssignals
der Signalpegel ermittelt wird. Ziel der anschließenden Filterung des transponierten
Signals ist es dann, eine ähnliche Energieverteilung in dem Ausgangssignal zu erreichen,
wobei dort die entsprechenden Energiemaxima und -Minima bei gemäß einer Frequenztranspositionsvorschrift
geänderten Frequenzen liegen.
[0017] Eine andere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, als spezifische Merkmale des
elektrischen Eingangssignals dessen Maxima und/oder Minima in Abhängigkeit der Frequenz
zu erfassen. Auch hier wird dann durch eine entsprechende Einstellung der Filtermittel
die Anzahl und Lage der Maxima und Minima auf den transponierten Frequenzbereich abgebildet.
[0018] Die Vorteile der Erfindung zeigen sich besonders deutlich bei einem Hörhilfegerät
mit Filtermitteln zur Aufteilung des elektrischen Eingangssignals in mehrere Frequenzbänder
(Kanäle), wobei die Verarbeitung und frequenzabhängige Verstärkung des elektrischen
Eingangssignals zumindest teilweise parallel in den einzelnen Frequenzbändern erfolgt,
und mit Mitteln zum Übertragen wenigstens eines in einem ersten Frequenzband vorhandenen
Signals in ein zweites Frequenzband bei der Frequenztransposition. Insbesondere bei
dieser kanalabhängigen bzw. kanalweisen Frequenzverschiebung, die in der Praxis gegenüber
der Frequenzkompression die bevorzugt verwendete Methode darstellt, kann es zu einer
von der ursprünglichen Energieverteilung bzw. Verteilung der Maxima und Minima stark
abweichenden Verteilung dieser Größen in dem Ausgangssignal kommen. Dadurch wird -
ohne Anwendung der Erfindung - insbesondere das Sprachverstehen bei einem in dem Eingangssignal
enthaltenen Sprachsignal wesentlich erschwert.
[0019] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst ein erfindungsgemäßes
Hörhilfegerät zum Erfassen spezifischer Merkmale des elektrischen Eingangssignals
eine Laut-Detektor-Einrichtung, mittels der Laute, insbesondere Konsonanten oder Frikative,
in dem elektrischen Eingangssignal erkennbar sind und die Filterung in Abhängigkeit
eines erkannten Lautes erfolgt. Bei den erfindungsgemäß erfassten spezifischen Merkmalen
des elektrischen Eingangssignals handelt es sich dann um charakteristische Merkmale
dieser Laute, insbesondere eine charakteristische Form des Frequenzspektrums, der
Energieverteilung etc.
[0020] Ein Laut ist allgemein ein Geräusch oder ein Klang, hervorgerufen durch die menschliche
oder tierische Stimme. In der allgemeinen Sprachwissenschaft ist ein Laut im engeren
Sinn eine definierte, mit dem Strom des Atems (Phonationsstrom) bei bestimmter Stellung
der Sprechwerkzeuge hervorgebrachte Schallwelle. Die Erzeugung und Wahrnehmung von
Lauten ist Gegenstand der Phonetik. Ein Sprachlaut bzw. Phon wird dort als kleinste
phonetische Einheit der gesprochenen Sprache verstanden.
[0021] Unter einem Konsonant im Sinne der Erfindung wird allgemein ein Laut verstanden,
dessen Artikulation eine Verengung des Stimmtraktes beinhaltet, so dass der Atemluftstrom
ganz oder teilweise blockiert wird und es zu hörbaren Turbulenzen (Luftwirbelungen)
kommt. Konsonanten sind Hemmnis überwindende Laute. Insbesondere sind Konsonanten
im Sinne der Erfindung nicht auf die Konsonantenbuchstaben (B, C, D, F etc) beschränkt.
[0022] Da die Erfindung insbesondere zur Verbesserung der Sprachverständlichkeit beitragen
soll, ist es möglich, die Anwendung der Erfindung auf die Zeitabschnitte zu beschränken,
in denen ein Sprachsignal vorhanden ist. Durch die Erfindung wird dann die spektrale
Energieverteilung eines erkannten Lautes bzw. die Verteilung der Maxima und Minima
im Signalpegel erfasst und auf die entsprechende Verteilung im transponierten Signal
abgebildet.
[0023] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst das erfindungsgemäße
Hörhilfegerät Mittel zur Transformation des Einganssignals oder eines daraus hervorgehenden
Signals in den Frequenzbereich, wobei die Signalverarbeitung zumindest teilweise im
Frequenzbereich erfolgt. Im Frequenzbereich können insbesondere Laute, insbesondere
Konsonanten bzw. Frikative, einfacher erkannt werden als bei einer Signalverarbeitung
im Zeitbereich. Auch manche spezifischen Merkmale des Eingangssignals lassen sich
im Frequenzbereich leichter erfassen als im Zeitbereich.
[0024] Weiterhin erfolgt bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung die Filterung
durch die Filtermittel im Zeitbereich. Insbesondere können schmalbandige Filter am
Ende der von einem betreffenden Hörhilfegerät ausgeführten Signalverarbeitung dazu
beitragen, dass eine für bestimmte Laute bzw. Frikative charakteristische Spektralverteilung
auf den eingeschränkten Frequenzbereich des Ausgangssignals abgebildet wird.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Dabei zeigen:
- Figur 1
- ein Hörhilfegerät gemäß dem Stand der Technik im stark vereinfachten Blockschaltbild,
- Figur 2
- ein Blockschaltbild eines Hörhilfegerätes gemäß der Erfindung,
- Figur 3
- ein Spektrum eines Eingangssignals bei einer Frequenztransposition mit einem Hörhilfegerät
gemäß der Erfindung.
[0026] Figur 1 zeigt im stark vereinfachten Blockschaltbild den Aufbau eines Hörhilfegerätes
nach dem Stand der Technik. Hörhilfegeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten
einen oder mehrere Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der
Eingangswandler ist in der Regel ein Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, oder ein
elektromagnetischer Empfänger, z. B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist
meist als elektroakustischer Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher bzw. Hörer, oder
als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker
ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle
Aufbau ist in Figur 2 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgerätes 1 dargestellt. In
ein Hörgerätegehäuse 2 zum Tragen hinter dem Ohr sind zwei Mikrofone 3 und 4 zur Aufnahme
des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 5, die ebenfalls
in das Hörgerätegehäuse 2 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt
sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 5 wird an einen Lautsprecher
bzw. Hörer 6 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls
über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum
Trommelfell des Hörgeräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgerätes
und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 5 erfolgt durch eine ebenfalls
ins Hörgerätegehäuse 2 integrierte Batterie 7.
[0027] Figur 2 zeigt im stark vereinfachten Blockschaltbild ein Hörhilfegerät gemäß der
Erfindung. Dabei nimmt ein Mikrofon M ein akustisches Eingangssignal ES auf und wandelt
dieses in ein elektrisches Eingangssignal. Das elektrische Eingangssignal ist zunächst
einer Filterbank FB zugeführt, in der das elektrische Eingangssignal in Frequenzbänder
(Kanäle) eingeteilt wird. Üblich ist eine Einteilung in 3 bis 16 Frequenzbänder. Es
ist aber auch eine weitaus größere Anzahl an Frequenzbändern oder sogar eine Transformation
in den sog. Frequenzbereich möglich.
[0028] Die Signale der einzelnen Frequenzbänder sind zur Signalanalyse zunächst einer Signalanalyse-
und Steuereinheit SAS zugeführt. Diese steuert durch das Steuersignal S1 die Zusammenfassung
jeweils mehrerer Frequenzbänder zu einem Frequenzband und die Transposition des resultierenden
Frequenzbandes. Im Ausführungsbeispiel werden dabei jeweils drei Ausgangsfrequenzbänder
auf ein Zielfrequenzband abgebildet. Anschließend erfolgt eine parallele Verarbeitung
der transponierten Frequenzbänder in einer Signalverarbeitungseinheit SV1, insbesondere
zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes eines Benutzers. In einer Synthesefilterbank
SFB werden die Transponierten Frequenzbänder wieder zusammengefasst. Im einfachsten
Fall erfolgt durch die Synthesefilterbank SFB eine Addition der Signale in den einzelnen
transponierten Frequenzbändern. Es entsteht das transponierte Ausgangssignal TS. Gegebenenfalls
erfolgt weiterhin eine Signalverarbeitung, z.B. Endverstärkung, des transponierten
Ausgangssignals TS in einer weiteren Signalverarbeitungseinheit SV2. Das resultierende
Ausgangssignal AS wird schließlich einem Hörer R zugeführt, der das Ausgangssignal
in ein akustisches Ausgangssignal wandelt, das ggf. dem Gehör eines Benutzers zugeführt
wird.
[0029] Die Signalanalyse- und Steuereinheit SAS des Hörhilfegerätes 11 gemäß dem Ausführungsbeispiel
umfasst ferner eine Laut-Detektor-Einrichtung, mittels der Laute, insbesondere Konsonanten,
insbesondere Frikative, in dem elektrischen Eingangssignal ES anhand ihrer charakteristischen
Merkmale erkennbar sind. Bestimmte Laute zeichnen sich insbesondere durch eine besondere
spektrale Energieverteilung bzw. eine besondere Relation der Maxima und Minima ihrer
Signalpegel in Abhängigkeit der Signalfrequenz aus. Die Signalanalyse- und Steuereinheit
SAS erkennt ferner, wenn die für einen bestimmten Laut charakteristische Energieverteilung
bzw. Relation der Maxima und Minima durch die spezielle Frequenztransposition zerstört
wird. Es wird dann ein Steuersignal S2 erzeugt und dem einstellbaren Filter F zugeführt,
so dass durch die so gesteuerte Filterwirkung des Filters F ein Ausgangssignal AS
erzeugt wird, dessen Spektrum dem Spektrum des Eingangssignals ES - abgesehen von
der Transposition in einen anderen Frequenzbereich - ähnlich ist. Insbesondere wird
die Anzahl und Reihenfolge der Maxima und Minima in den Signalpegeln wieder hergestellt.
[0030] Im Ausführungsbeispiel kann die Erzeugung des Steuersignals S2 auch unter Berücksichtigung
des transponierten Signals TS erfolgen. Hierzu ist die Synthesefilterbank SFB in geeigneter
Weise mit der Signalanalyse- und Steuereinheit SAS verbunden. Insbesondere erfolgt
die Steuerung des Filters F auf Grundlage des Ergebnisses eines Vergleichs des Eingangssignals
ES mit dem Transponierten Signal TS in der Signalanalyse- und Steuereinheit SAS.
[0031] Figur 3 veranschaulicht die Signalformung bei der Frequenztransposition mit einem
erfindungsgemäßen Hörhilfegerät gemäß Figur 2. Zunächst ist in einem Schaubild D1
das Spektrum des Eingangssignals für einen bestimmten, zu einem bestimmten Zeitpunkt
in dem Eingangssignal vorhandenen Frikativ dargestellt. Durch eine Frequenztransposition,
bei der jeweils mehrere Frequenzbänder zu einem Frequenzband zusammengefasst und transponiert
werden, geht hinsichtlich des Signalspektrums die charakteristische Form dieses Frikativs
verloren. Hierzu gibt das Schaubild D2 das Spektrum des Frikativs nach der Frequenztransposition
wieder. Durch eine erfindungsgemäße Filterung des Transponierten Signals wird jedoch
die charakteristische Form des Spektrums weitgehend wiederhergestellt. Im Ausführungsbeispiel
geschieht dies dadurch, dass durch den Filter ein bestimmter Frequenzbereich im transponierten
Signal TS unterdrückt wird, so dass wieder die spezielle charakteristische Form mit
zwei Maxima und einem dazwischen liegenden Minimum (vgl. Schaubild D3) erzeugt wird.
Dadurch wird in dem Ausgangssignal der akustische Eindruck des in dem Eingangssignal
enthaltenen Frikativs weitgehend wiederhergestellt.
1. Hörhilfegerät (1; 11), umfassend wenigstens
- einen Eingangswandler (3, 4; M) zur Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung
in ein elektrisches Eingangssignal (ES),
- eine Signalverarbeitungseinheit (5; SV1, SV2) zur Verarbeitung und frequenzabhängigen
Verstärkung des elektrischen Eingangssignals (ES) und zur Erzeugung eines elektrischen
Ausgangssignals (AS) und
- einen Ausgangswandler (6; R) zur Wandlung des elektrischen Ausgangssignals (AS)
in ein von einem Benutzer als akustisches Ausgangssignal wahrnehmbares Ausgangssignal,
- Mittel zur Durchführung einer Frequenztransposition und zum Erzeugen eines transponierten
Signals,
- Mittel zum Erfassen spezifischer Merkmale des elektrischen
Eingangssignals,
gekennzeichnet durch
- Filtermittel zum Filtern des transponierten Signals, wobei die Filterung in Abhängigkeit
der erfassten spezifischen Merkmale des elektrischen Eingangssignals erfolgt.
2. Hörhilfegerät (1; 11) nach Anspruch 1, wobei die Mittel zum Erfassen dazu ausgelegt
sind, eine Energieverteilung des elektrischen Eingangssignals über der Frequenz zu
erfassen.
3. Hörhilfegerät (1; 11) nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Mittel zum Erfassen dazu ausgelegt
sind, Maxima und/oder Minima des elektrischen Eingangssignals in Abhängigkeit der
Frequenz zu erfassen.
4. Hörhilfegerät (1; 11) nach einem der vorherigen Ansprüche, umfassend
- Filtermittel (FB) zur Aufteilung des elektrischen Eingangssignals (ES) in mehrere
Frequenzbänder, wobei die Verarbeitung und frequenzabhängige Verstärkung des elektrischen
Eingangssignals (ES) zumindest teilweise parallel in den einzelnen Frequenzbändern
erfolgt,
- Mittel zum Übertragen wenigstens eines in einem ersten Frequenzband vorhandenen
Signals in ein zweites Frequenzband bei der Frequenztransposition.
5. Hörhilfegerät (1; 11) nach einem der vorherigen Ansprüche, umfassend eine Laut-Detektor-Einrichtung,
mittels der Laute, insbesondere Konsonanten bzw. Frikative, in dem elektrischen Eingangssignal
(ES) erkennbar sind, wobei die Filterung in Abhängigkeit charakteristischer Merkmale
eines erkannten Lautes erfolgt.
6. Hörhilfegerät (1; 11) nach Anspruch 5, wobei die Erkennung der Laute durch Erfassen
der Verteilung von Maxima und Minima des elektrischen Eingangssignals über der Frequenz
erfolgt und wobei die Filtermittel derart einstellbar sind, dass eine Verteilung von
Maxima und Minima in dem elektrischen Ausgangssignal in Abhängigkeit der Verteilung
der Maxima und Minima in dem elektrischen Eingangssignal erfolgt.
7. Hörhilfegerät (1; 11) nach Anspruch 5 oder 6, wobei die Wirkung der Filtermittel zeitlich
begrenzbar ist und die Filtermittel wenigstens im Wesentlichen für die Dauer eines
erkannten Lautes wirken.
8. Hörhilfegerät (1; 11) nach einem der vorherigen Ansprüche, umfassend Mittel zur Transformation
des Einganssignals oder eines daraus hervorgehenden Signals in den Frequenzbereich,
wobei die Signalverarbeitung zumindest teilweise im Frequenzbereich erfolgt.
9. Hörhilfegerät (1; 11) nach einem der vorherigen Ansprüche, wobei die Filterung durch
die Filtermittel im Zeitbereich erfolgt.
10. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) mit folgenden Verfahrensschritten:
- Aufnahme eines Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Eingangssignal (ES),
- Verarbeitung und frequenzabhängige Verstärkung des elektrischen Eingangssignals
(ES) und Erzeugung eines elektrischen Ausgangssignals (AS),
- Wandlung des elektrischen Ausgangssignals (AS) in ein von einem Benutzer als akustisches
Ausgangssignal wahrnehmbares Ausgangssignal,
- Durchführung einer Frequenztransposition und Erzeugen eines transponierten Signals,
- Erfassen spezifischer Merkmale des elektrischen Eingangssignals,
gekennzeichnet durch den Verfahrensschritt
- Filtern des transponierten Signals in Abhängigkeit der erfassten spezifischen Merkmale
des Eingangssignals.
11. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach Anspruch 10, wobei eine Energieverteilung
des elektrischen Eingangssignals über der Frequenz erfasst wird.
12. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach Anspruch 10 oder 11, wobei
Maxima und/oder Minima des elektrischen Eingangssignals in Abhängigkeit der Frequenz
erfasst werden.
13. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach einem der Ansprüche 10 bis
12,
- wobei das elektrische Eingangssignal in mehrere Frequenzbänder aufgeteilt und zumindest
teilweise parallel in den einzelnen Frequenzbändern verarbeitet und frequenzabhängig
verstärkt wird, und
- wobei bei der Frequenztransposition wenigstens ein in einem ersten Frequenzband
vorhandenes Signal in ein zweites Frequenzband übertragen wird.
14. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach einem der Ansprüche 10 bis
13, wobei Laute, insbesondere Konsonanten bzw. Frikative, in dem elektrischen Eingangssignal
(ES) erkannt werden und die Filterung in Abhängigkeit eines erkannten Lautes erfolgt.
15. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach Anspruch 14, wobei die Laute
unter Berücksichtigung der Verteilung von Maxima und Minima des elektrischen Eingangssignals
über der Frequenz erkannt werden und das transponierte Signal derart gefiltert wird,
dass eine Verteilung von Maxima und Minima in dem elektrischen Ausgangssignal in Abhängigkeit
der Verteilung der Maxima und Minima in dem elektrischen Eingangssignal erfolgt.
16. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach Anspruch 14 oder 15, wobei
die Wirkung der Filtermittel zeitlich begrenzt wird und die Filterung wenigstens im
Wesentlichen für die Dauer eines erkannten Lautes erfolgt.
17. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach einem der Ansprüche 10 bis
16, wobei das Einganssignal oder ein daraus hervorgehendes Signal in den Frequenzbereich
transformiert wird und die Signalverarbeitung zumindest teilweise im Frequenzbereich
erfolgt.
18. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätes (1; 11) nach einem der Ansprüche 10 bis
17, wobei die Filterung im Zeitbereich erfolgt.