(19)
(11) EP 2 606 987 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.06.2013  Patentblatt  2013/26

(21) Anmeldenummer: 11194948.3

(22) Anmeldetag:  21.12.2011
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B05C 17/01(2006.01)
B05C 17/005(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(71) Anmelder: Sika Technology AG
6340 Baar (CH)

(72) Erfinder:
  • Tobler, David
    8406 Winterthur (CH)
  • Buck, Manuel
    5412 Gebenstorf (CH)
  • Maiwald, Dana
    8006 Zürich (CH)
  • Schmider, Martin
    22303 Hamburg (DE)

(74) Vertreter: Sika Patent Attorneys 
Sika Technologies AG Tüffenwies 16-22
8048 Zürich
8048 Zürich (CH)

   


(54) Applikationssystem, akkubetriebenes Applikationsgerät und Verfahren zur Herstellung einer Verklebung


(57) Applikationssystem (1, 17; 21, 27) für Zweikomponentenstoffe, umfassend eine in einer ersten Verpackungseinheit aufgenommene feucht-reaktive Zusammensetzung, eine in einer zweiten Verpackungseinheit aufgenommene Härter-Komponente und einen zum Einsetzen in ein Applikationsgerät und zum Antrieb durch dieses ausgebildeten dynamischen Mischer (17; 27).




Beschreibung

Technisches Gebiet



[0001] Die Erfindung betrifft ein Applikationssystem für Zweikomponentenstoffe, welches eine in einer ersten Verpackungseinheit aufgenommene erste Komponente und eine in einer zweiten Verpackungseinheit aufgenommene zweite Komponente umfasst. Sie betrifft des Weiteren ein Applikationsgerät für ein solches System und ein Verfahren zur Herstellung einer Verklebung und/oder Abdeckung aus Zweikomponentenstoffen.

Stand der Technik



[0002] Die Verarbeitung von Zweikomponentenstoffen zur Herstellung von Klebverbindungen und/oder Abdichtungen ist auf den verschiedensten Gebieten der Technik seit langem bekannt und tägliche Praxis. Für die verschiedenen, sich hinsichtlich der Praxisanforderungen teils ganz erheblich unterscheidenden Einsatzgebiete wurden verschiedenartige Verpackungs-Konfigurationen für die Komponenten des Systems und hieran angepasste Applikationsgeräte entwickelt.

[0003] Im industriellen Einsatzbereich dominieren koordinatengesteuerte Anlagen, bei denen vorrangig Pumpen bzw. pneumatische Fördereinrichtungen zum Austreiben der Systemkomponenten aus den jeweiligen Verpackungseinheiten benutzt werden. Derartige Anlagen eignen sich nur bedingt für die Kleinserienproduktion und grundsätzlich nicht für den Handwerksbereich.

[0004] Im Handwerksbereich, etwa bei der bauseitigen Herstellung von Verklebungen bzw. Abdichtungen oder bei der Fahrzeugersatzverglasung, dominierten früher handbetriebene Applikationsgeräte, und seit einigen Jahren gibt es netz- und akkubetriebene Geräte. Diese haben den kraftraubenden Austreibvorgang für den Handwerker wesentlich erleichtert und den Einsatz größerer Packungen mit entsprechenden Austreibkräften überhaupt erst möglich gemacht, der Einsatzbereich ist aber begrenzt.

[0005] Bestimmte Einschränkungen im Handwerksbereich ergeben sich auch aus der chemischen Zusammensetzung bekannter Zweikomponentenstoffe und den hiermit zusammenhängenden physikochemischen Parametern und Verarbeitungsbedingungen. So lassen sich Systeme mit sehr hohen Mengenverhältnissen der einzelnen Komponenten - wie beispielsweise 30:1 oder höher - mit bekannten Geräten nur schwer hinreichend exakt mischen. Bestimmte Systeme haben zumindest bei niedrigen Temperaturen von wenigen Grad Celsius, die aber im handwerklichen Einsatz durchaus beherrscht werden müssen, so hohe Viskosität bzw. Zähigkeit, dass ihr Austreiben aus den Verpackungen nur mit großem Kraftaufwand oder Stromverbrauch möglich ist. Des Weiteren ist bei bestimmten bekannten Systemen die zulässige "offene Zeit" (Topfzeit) zu kurz und/oder die sog. "sichere Wegfahrzeit" (im Bereich der Fahrzeugersatzverglasung), insbesondere bei niedrigen Temperaturen, ungünstig lang.

[0006] Von der Anmelderin wurden daher Systeme aus einer feucht-reaktiven Zusammensetzung und einer in wesentlich geringerem Anteil beizumischenden Härter-Komponente entwickelt. Diese Systeme erfüllen wichtige Praxisanforderungen in hervorragender Weise.

Darstellung der Erfindung



[0007] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein für den handwerklichen Einsatz besonders geeignetes Applikationssystem für Zweikomponentenstoffe des zuletzt genannten Typs sowie ein hierfür geeignetes Applikationsgerät und schließlich ein entsprechendes vorteilhaftes Verfahren zur Herstellung einer Verklebung und/oder Abdichtung bereitzustellen.

[0008] Diese Aufgabe wird in ihrem Systemaspekt durch ein Applikationssystem gemäß Anspruch 1, in einem Vorrichtungsaspekt durch ein akkubetriebenes Applikationsgerät mit den Merkmalen des Anspruchs 14 und in ihrem Verfahrensaspekt durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst. Zweckmäßige Fortbildungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand der jeweiligen abhängigen Ansprüche.

[0009] In dem vorgeschlagenen Applikationssystem wird ein dynamischer Mischer eingesetzt, der bevorzugt mindestens eines der folgenden Merkmale aufweist: mindestens ein Anstichelement zum Öffnen der ersten und/oder zweiten Verpackungseinheit, zwei Vormischkammern und einen zum Bewirken eines Vorschubs in Verbindung mit dem Mischvorgang ausgebildeten Rotor mit Rotorblättern. Bevorzugt weist der Mischer diese Merkmale in Kombination auf.

[0010] Die erste Verpackungseinheit ist in einer Ausführung der Erfindung ein Schlauchbeutel, und die zweite Verpackungseinheit ist eine Kartusche mit starrer Wandung. In weiterer Ausgestaltung sind die erste und zweite Verpackungseinheit fest miteinander verbunden, und noch weiter sind mehrere Mischer in einer von der Kombination aus erster und zweiter Verpackungseinheit getrennten Verpackung aufgenommen. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass bei praxisüblichen Packungsgrößen die vollständige Verarbeitung des Packungsinhalts der beiden Komponenten üblicherweise in mehreren zeitlich beabstandeten Prozessen erfolgt und zu Beginn eines neuen Verarbeitungsprozesses ein neuer Mischer zum Einsatz kommen muss.

[0011] Mit der Erfindung wird weiterhin ein Applikationsgerät mit Akku- bzw. Batteriebetrieb vorgeschlagen, welches neben einer Halterung zur Aufnahme der speziell gestalteten Verpackungseinheiten der Systemkomponenten einen elektrischen Antrieb mit Akku-Stromversorgung zum koordinierten Austreiben der feucht-härtenden Zusammensetzung aus der ersten Verpackungseinheit und der Härter-Komponente aus der zweiten Verpackungseinheit sowie Mittel zum Antrieb eines in das Applikationsgerät im Gebrauchszustand eingesetzten dynamischen Mischers aufweist. Der die Flexibilität des Einsatzes bekannter Applikationsgeräte verringernde und die Handhabung in bestimmten Situationen erschwerende Netzanschluss entfällt hierbei.

[0012] In einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst die Halterung des Applikationsgerätes eine erste Kartuschenaufnahmevorrichtung, welche zur Aufnahme einer als Schlauchbeutel ausgebildeten ersten Verpackungseinheit ausgebildet ist, und eine zweite Kartuschenaufnahmevorrichtung, welche zur Aufnahme einer als Kartusche mit starrer Wandung ausgebildeten zweiten Verpackungseinheit ausgebildet ist. Entsprechend umfasst der elektrische Antrieb eine erste Austriebsstange mit einem daran angebrachten Austriebskolben zum Austreiben der feucht-reaktiven Zusammensetzung aus dem Schlauchbeutel und eine zweite Austriebsstange mit einem zum Eingriff in einen in der Kartusche mit starrer Wandung integrierten Austriebskolben für die Härter-Komponente sowie eine Antriebswelle für den dynamischen Mischer, die alle ausgangsseitig einer eingangsseitig mit dem Elektromotor verbundenen Getriebeeinheit angeordnet sind. Ein erfindungsgemäßes Applikationsgerät in dieser Ausgestaltung gewährleistet eine breite Verwendung des erwähnten neuartigen Zweikomponentenstoffs in einer besonders geeigneten Verpackungs-Konfiguration in verschiedenen Anwendungsgebieten, insbesondere auf dem Gebiet der Fahrzeugersatzverglasung.

[0013] In einer kompakten und vorteilhaft zu handhabenden Konfiguration hat das Applikationsgerät einen langgestreckt zylindrischen Grundkörper, in dem in Richtung der Längsachse hintereinandergereiht die Halterung zur Aufnahme der ersten und zweiten Verpackungseinheit, die erste und zweite Austriebsstange und die Mischer-Antriebswelle in Nebeneinander-Anordnung, die Getriebeeinheit und der Elektromotor aufgenommen sind. Speziell hat das Gerät einen in einem mittleren Bereich an den Grundkörper angesetzten, in Seitenansicht U- oder V-förmigen Handgriff, der zur Aufnahme eines Akku-Packs in einem der Schenkel des "U" oder "V" ausgebildet ist.

[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen des vorgeschlagenen Verfahrens ergeben sich aus der weiter oben erwähnten Spezifik der Verpackungseinheiten der feucht-reaktiven Zusammensetzung und der Härter-Komponente (Schlauchbeutel bzw. Kartusche mit starrer Wandung) und, in weiterer Ausgestaltung, aus deren konstruktiver Verbindung zu einer zusammenhängenden Verpackungseinheit. Ein weiterer Verfahrensaspekt ergibt sich aus der separaten Bereitstellung des Mischers oder bevorzugt mehrerer Mischer in einer getrennten Verpackung, die dem Umstand Rechnung trägt, dass der Inhalt der Verpackungseinheit(en) üblicherweise nur mit Arbeitsunterbrechungen vollständig verbraucht wird, die ein Auswechseln des Mischers erforderlich machen.

[0015] Speziell ist vorgesehen, dass die Härter-Komponente in der zweiten Verpackungseinheit mit einem Volumen von 5% oder weniger, spezieller zwischen 1 und 3,5%, des Volumens der feucht-reaktiven Zusammensetzung in der ersten Verpackungseinheit bereitgestellt wird. Dies führt, gegenüber bisher praktizierten wesentlich höheren Härter-Anteilen, zu einer vorteilhaften Verringerung der Mischleistung, wobei die erforderliche Präzision durch eine geeignete Mischerkonstruktion gewährleistet wird.

[0016] In einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass das Applikationsgerät mit einer Mischerdrehzahl im Bereich zwischen 50 und 100 min-1, spezieller zwischen 60 und 80 min-1, bei einer Austragsgeschwindigkeit von 1ml/s betrieben wird. Diese Drehzahlen sind im Hinblick auf den Energieverbrauch und die Standzeit des Akku-Packs durchaus praxisgerecht.

Beschreibung der Zeichnungen



[0017] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der bevorzugten Ausführungsbeispiele mit Hilfe der Figuren näher beschrieben, wobei nur die zum Verständnis der Erfindung notwendigen Merkmale dargestellt sind. Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf gezeigte und beschriebene Ausführungsbeispiele beschränkt.

[0018] Es zeigen im Einzelnen:
Fig. 1
eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Applikationsgerätes in Art einer teilweise geschnittenen Seitenansicht;
Fig. 2
eine Seitenansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels des Applikationsgerätes;
Fig. 3
eine perspektivische Darstellung des Applikationsgerätes nach Fig. 2 mit teilweise entfernten Gehäuseabdeckungen;
Fig. 4A und 4B
eine perspektivische Darstellung bzw. Vorderansicht einer beispielhaften Verpackung eines Zweikomponentenstoffs und
Fig. 5A bis 5C
eine perspektivische Darstellung, Schnittansicht und Detaildarstellung eines Ausführungsbeispiels eines dynamischen Mischers, der mit einem Applikationsgerät nach Fig. 1 bis 3 eingesetzt wird.


[0019] Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht (in schematisierter Darstellung) eines erfindungsgemäßen Applikationsgerätes 1, wobei als wesentliche Komponenten eine Dosier- und Mischvorrichtung 1A und eine zugehörige Antriebseinrichtung 1B und schließlich ein Gerätekörper 1C gesondert bezeichnet sind.

[0020] Die Dosier- und Mischvorrichtung 1A umfasst beispielhaft dargestellt zwei Kartuschenaufnahmevorrichtungen 2 und 3 unterschiedlichen Durchmessers und unterschiedlicher Länge für einen Schlauchbeutel 22.1 und eine feste Kartusche 3.1 Die größere Kartuschenaufnahmevorrichtung 2 wird mit Hilfe eines axial verschieblichen ersten Antriebskolbens ("Linearkolbens") 16 betätigt, der mit einer ersten Antriebsstange (Zahnstange) 4 verbunden ist und durch diese linear in die Kartuschenaufnahmevorrichtung 2 vorgetrieben wird. Die Kartuschenaufnahmevorrichtung 3, die einen wesentlich kleineren Durchmesser aufweist und außerdem wesentlich kürzer als die Kartuschenaufnahmevorrichtung 2 ist, wird erfindungsgemäß durch einen zweiten Antriebskolben ("Drehkolben") 11 betätigt, welcher auf der Außenseite ein Gewinde aufweist, das sich in die Innenwandung der Kartuschenaufnahmevorrichtung 3 oder einer dort eingesetzten Kartusche 23.1 einprägt und durch seine Rotation einen Vortrieb erzeugt.

[0021] Die Antriebseinheit 1B umfasst eine Getriebeeinheit 8, welche bei einer einzigen Antriebseingangsseite drei unterschiedliche Antriebsausgangsseiten aufweist. Dies sind einerseits ein Ausgang für die linear vorgeschobene Zahnstange 4, andererseits ein Ausgang für eine rotierende zweite Antriebsstange 5 und schließlich ein Ausgang für eine ebenfalls rotierende Antriebswelle 10, welche einen Rotationsmischer 17 betreibt. Die beiden Kartuschenaufnahmevorrichtungen 2 und 3 sind ausgangsseitig mit einer Kartuschenkupplung 6 verbunden, durch die auch das in den Kartuschenaufnahmevorrichtungen 2 und 3 befindliche Material von den Komponentenausgängen zum Rotationsmischer 17, der ebenfalls mit der Kartuschenkupplung 6 verbunden ist, befördert wird. Die Bauweise eines solchen Rotationsmischers ist bekannt. Er verfügt über eine vorne angebrachte Austriebsspitze, durch welche das gemischte Material letztendlich ausgetragen wird.

[0022] Die Getriebeeinheit 8 wird in der hier gezeigten Ausführungsform der Dosier-und Mischvorrichtung 1 durch einen Elektromotor 9 angetrieben. In ihr ist im übrigen ein Mikroschalter 12 vorgesehen, dessen Funktion hier nicht weiter beschrieben wird. Der Gerätekorpus 1C umfasst im wesentlichen eine Bedieneinheit 13 mit einem manuell zu betätigenden Ein-/Ausschalter 13a, eine Betriebssteuereinheit 14 und einen Akkupack 15.

[0023] In Fig. 2 und 3 ist ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen akkubetriebenen Applikationsgerätes in einer Seitenansicht bzw. einer perspektivischen Darstellung mit teilweise abgenommenen Gehäuseteilen genauer dargestellt. Mit Fig. 1 funktionsgleiche Teile sind mit an Fig. 1 angelehnten Bezugsziffern bezeichnet und werden nachfolgend nicht nochmals genauer erläutert.

[0024] Das Applikationsgerät 21 umfasst, unter Funktionsaspekten, wiederum eine Dosier- und Mischvorrichtung 21A und eine Antriebseinrichtung 21B, die in einem im Wesentlichen lang gestreckt zylindrischen Gerätekörper (Gehäuse) 21C untergebracht sind. Die Dosier- und Mischvorrichtung 21A umfasst hier eine zusammenhängend ausgeführte Kartuschenaufnahmevorrichtung 22/23 zur Aufnahme einer ebenfalls zusammenhängenden Verpackungseinheit des Klebstoffsystems (siehe Fig. 4A und 4B), das einen Schlauchbeutel 22.1 und eine Kartusche mit starrer Wandung 23.1 umfasst. Eine Kartuschenkupplung 26 mit Bajonettverschluss-Mechanismus gibt den ohnehin zusammenhängend gelieferten Kartuschen 22.1, 23.1 zusätzlich Halt im Applikationsgerät und ermöglicht ein leichtes Entnehmen eines verbrauchten Kartuschen-Packs und Einsetzen eines neuen. Wie in Fig. 4A bis 5C deutlicher wird und weiter unten genauer beschrieben ist, ist die Dosier- und Mischvorrichtung 21A zwar im Gebrauchszustand eine Funktionskomponente des Applikationsgerätes 21, wird aber erst durch Einsetzen des Kartuschen-Packs und eines dynamischen Mischers (Rotationsmischers) 27 in das Gerätegehäuse realisiert.

[0025] Die Antriebseinrichtung 21B umfasst eine als Zahnstange ausgeführte erste Antriebsstange 24, an der ein erster Kolben 36 zum Austreiben der feucht-reaktiven Zusammensetzung aus dem Schlauchbeutel 22.1 angebracht ist. Mit Blick auf diese Funktion ist die Zahnstange 24 auch als (erste) "Austriebsstange" zu bezeichnen. An ihrem Ende ist ein Handgriff 24a zum manuellen Rückholen bei Auswechslung des Kartuschen-Packs vorgesehen. Zum Austrieb der Härter-Komponente aus der starrwandigen Kartusche 23.1 ist ein in die Kartusche integrierter (in der Figur nicht zu erkennender) zweiter Kolben vorgesehen, dessen konstruktive Ausgestaltung und Funktion im Wesentlichen derjenigen des zweiten Antriebskolbens (Drehkolbens) nach Fig. 1 entspricht und zu dessen Betätigung eine zweite Antriebs- bzw. Austriebsstange 25 vorgesehen ist. Der in die Kartusche 23.1 eingefügte zweite Kolben und das ihm zugewandte Ende der zweiten Austriebsstange 25 sind selbstfindend ausgeführt, und die zweite Austriebsstange 25 wird - anders als die Zahnstange 24 - rotierend betätigt und treibt den zugehörigen Kolben zu einer Drehbewegung an, die durch sein selbstschneidendes Gewinde in einen Vorschub umgesetzt wird. Eine weitere rotierende Antriebswelle 30 dient zum Antrieb des Rotationsmischers 27.

[0026] Eine spezielle Getriebeeinheit 28 verbindet über eine geeignete Getrieberad-Konfiguration (die nicht Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist und daher hier nicht genauer beschrieben wird) die erste und zweite Austriebsstange 24, 25 und die Antriebswelle 30 über ein Planetengetriebe 28a mit einem Gleichstrommotor 29, der als Antriebsmaschine für alle Gerätefunktionen dient.

[0027] Zur Betätigung des Gerätes ist eine Bedieneinheit 33 mit einem zugleich der Drehzahleinstellung dienenden Ein/Ausschalter 33a vorgesehen, und zur Energieversorgung des Motors 29 dient ein Akkupack 35. Der Akkupack 35 ist in einem der beiden Schenkel eines in der Grundform eines "U" ausgeführten Handgriffs 21D untergebracht, während das Gerät am anderen Schenkel des "U" ergriffen wird und dementsprechend dort auch der Bedienschalter 33a angeordnet ist. Der Handgriff 21D ist an das übrige Gerätegehäuse 21C in dessen Mittenbereich angesetzt, so dass das Gerät gut ausbalanciert in der Hand liegt und daher ohne übermäßigen Kraftaufwand gehandhabt werden kann. Zu dieser Gewichtsverteilung trägt insbesondere auch die Unterbringung des Akkupacks im vorderen Schenkel des Handgriffs bei; zudem ist der Akkupack dort leicht entnehmbar und wiedereinsetzbar. Zum leichten Entnehmen und Wiedereinsetzen des Kartuschen-Packs ist am vorderen Ende des Gerätegehäuses ein stirnseitiges Verschlusselement 21e vorgesehen, und ein Überwurfring 21f dient zum Fixieren des Mischers 27.

[0028] Fig. 4A und 4B zeigen in einer perspektivischen Darstellung bzw. Vorderansicht den in dem Applikationsgerät 21 gemäß Fig. 2 und 3 eingesetzten Schlauchbeutel 22.1, der eine feucht-reaktive Zusammensetzung aufnimmt, und die starrwandige Kartusche 23.1, die eine Härter-Komponente aufnimmt, in einer mittels eines Verbindungsbügels 22.2 zu einer Verpackungs- und Liefereinheit 20 zusammengefügten Ausführung.

[0029] Fig. 5A bis 5C zeigen den gemäß Fig. 2 und 3 in das Applikationsgerät 21 eingesetzten Mischer 27 genauer, und zwar in einer perspektivischen Ansicht, einer perspektivischen Schnittdarstellung und einer Detailansicht. In einem aus zwei Kunststoffteilen 27.1, 27.2 zusammengefügten Kunststoffgehäuse sind einerseits eine Hauptmischkammer 27.3 mit konisch zulaufendem Austragabschnitt und andererseits zwei Komponenten-Eingänge 27.4, 27.5 für die beiden Komponenten des Zweikomponentensystems, eine erste und zweite Vormischkammer 27.6, 27.7 und ein Lagerabschnitt 27.8 eines Rotors 27.9 des Mischers ausgebildet. An das Kunststoffteil 27.2 sind Dorne 27.10 zum Öffnen der Verpackungseinheit beim Einsetzen des Mischers in das Gerät angeformt.

[0030] Der Rotor 27.9 ist, wie in Fig. 5B zu erkennen ist, innen hohl, und in ihn ist ein (beispielsweise sechseckiger, nicht gesondert bezeichneter) Eingriffsabschnitt für die Antriebswelle 30 des Applikationsgerätes (siehe Fig. 3) eingeformt. Wie in Fig. 5C am besten zu erkennen ist, sind an die Außenoberfläche des abgestuft zylindrischen Rotorkörpers 27.9a mehrere Gruppen von Rotorblättern 27.9b zum Vermischen und gleichzeitigen Fördern des Materials durch die Hauptmischkammer 27.3 angeformt, und im hinteren Bereich ist eine Drehscheibe 27.9c angeformt. Diese trennt im in das Mischergehäuse montierten Zustand des Rotors die zweite Vormischkammer von der Hauptkammer partiell ab. An die von dem Rotorabschnitt mit den Flügelelementen abgewandte Seite der Drehfläche 27.9c sind gekrümmte, annähernd radial verlaufende Fortsätze 27.9d angeformt, die als Mischelemente in der ersten Vormischkammer wirken.

[0031] Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf diese Beispiele beschränkt, sondern ebenso in einer Vielzahl von Abwandlungen möglich, die im Rahmen fachgemäßen Handelns liegen.


Ansprüche

1. Applikationssystem (1, 17; 21, 27) für Zweikomponentenstoffe, umfassend eine in einer ersten Verpackungseinheit aufgenommene feucht-reaktive Zusammensetzung, eine in einer zweiten Verpackungseinheit aufgenommene Härter-Komponente und einen zum Einsetzen in ein Applikationsgerät und zum Antrieb durch dieses ausgebildeten dynamischen Mischer (17; 27).
 
2. Applikationssystem nach Anspruch 1, wobei der dynamische Mischer (27) mindestens ein Anstichelement zum Öffnen der ersten und/oder zweiten Verpackungseinheit, zwei Vormischkammern (27.6, 27.7) und einen zum Bewirken eines Vorschubs in Verbindung mit dem Mischvorgang ausgebildeten Rotor (27.9) mit Rotorblättern (27.9b) aufweist.
 
3. Applikationssystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei die erste Verpackungseinheit ein Schlauchbeutel und die zweite Verpackungseinheit eine Kartusche mit starrer Wandung ist.
 
4. Applikationssystem nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die erste und zweite Verpackungseinheit fest miteinander verbunden sind.
 
5. Applikationssystem nach Anspruch 4, wobei mehrere Mischer (27) in einer von der Kombination aus erster und zweiter Verpackungseinheit getrennten Verpackung aufgenommen sind.
 
6. Verfahren zur Herstellung einer Verklebung und/oder Abdichtung aus Zweikomponentenstoffen, die eine feucht-reaktive Zusammensetzung und eine Härter-Komponente umfassen, mit den Schritten:

Bereitstellen der feucht-reaktiven Zusammensetzung in einer ersten Verpackungseinheit,

Bereitstellen der Härter-Komponente in einer zweiten Verpackungseinheit,

Bereitstellen eines dynamischen Mischers,

Einsetzen der ersten und zweiten Verpackungseinheit in ein,

insbesondere akkubetriebenes, Applikationsgerät,

Einsetzen des Mischers in das Applikationsgerät in vorbestimmter Lage zur ersten und zweiten Verpackungseinheit und Öffnen der ersten und zweiten Verpackungseinheit und

Betreiben des Applikationsgerätes zum gleichzeitigen Austreiben vorbestimmter Mengenanteile der feucht-reaktiven Zusammensetzung und der Härter-Komponente unter Vermischung beider auf eine Klebe- bzw. Dichtstelle.


 
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei als erste Verpackungseinheit ein Schlauchbeutel und als zweite Verpackungseinheit eine Kartusche mit starrer Wandung eingesetzt wird.
 
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, wobei die erste und zweite Verpackungseinheit fest miteinander verbunden bereitgestellt werden.
 
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei mehrere Mischer in einer von der Kombination aus erster und zweiter Verpackungseinheit getrennten Verpackung bereitgestellt werden.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, wobei das Öffnen der Verpackungseinheiten beim Einsetzen des Mischers durch am Mischer vorgesehene Anstichelemente erfolgt.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10, wobei die Härter-Komponente in der zweiten Verpackungseinheit mit einem Volumen von 5% oder weniger, spezieller zwischen 1 und 3,5%, des Volumens der feucht-reaktiven Zusammensetzung in der ersten Verpackungseinheit bereitgestellt wird.
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 11, wobei das Applikationsgerät (21) mit einer Mischerdrehzahl im Bereich zwischen 50 und 100 min-1, spezieller zwischen 60 und 80 min-1, bei einer Austragsgeschwindigkeit von 1ml/s betrieben wird.
 
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 13, ausgebildet als Verfahren zur Herstellung einer Fahrzeugersatzverglasung.
 
14. Akkubetriebenes Applikationsgerät für ein Applikationssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Applikationsgerät (1; 21) aufweist:

eine Halterung (2, 3; 22, 23) zur Aufnahme der ersten und zweiten Verpackungseinheit, und

einen elektrischen Antrieb (4, 5, 8 bis 15; 24, 25, 28 bis 35) mit Akku- Stromversorgung, welcher zum koordinierten und dosierten Austreiben der feucht-härtenden Zusammensetzung aus der ersten Verpackungseinheit und der Härter-Komponente aus der zweiten Verpackungseinheit sowie zum Antrieb eines separaten, in das Applikationsgerät (1) eingesetzten dynamischen Mischers (7; 27) ausgebildet ist.


 
15. Applikationsgerät nach Anspruch 14, wobei die Halterung eine erste Kartuschenaufnahmevorrichtung (2; 22), welche zur Aufnahme einer als Schlauchbeutel (2.1; 22.1) ausgebildeten ersten Verpackungseinheit ausgebildet ist, und eine zweite Kartuschenaufnahmevorrichtung (3; 23) aufweist, welche zur Aufnahme einer als Kartusche (3.1; 23.1) mit starrer Wandung ausgebildeten zweiten Verpackungseinheit ausgebildet ist, und
der elektrische Antrieb eine erste Austriebsstange (4; 24) mit einem daran angebrachten Austriebskolben (16) zum Austreiben der feucht-reaktiven Zusammensetzung aus dem Schlauchbeutel und eine zweite Austriebsstange (5; 25) mit einem zum Eingriff in einen in der Kartusche mit starrer Wandung integrierten Austriebskolben für die Härter-Komponente sowie eine Antriebswelle (10; 30) für den dynamischen Mischer (17; 27) aufweist, die alle ausgangsseitig einer eingangsseitig mit dem Elektromotor (9; 29) verbundenen Getriebeeinheit (8; 28, 28a) angeordnet sind.
 
16. Applikationsgerät nach Anspruch 15, mit einem langgestreckt zylindrischen Gehäuse (1C; 21C), in dem in Richtung der Längsachse hintereinandergereiht die Halterung (6; 26) zur Aufnahme der ersten und zweiten Verpackungseinheit (2.1, 3.1; 22.1, 23.1), die erste und zweite Austriebsstange (4, 5; 24, 25) in Nebeneinander-Anordnung, die Getriebeeinheit (8; 28, 28a) und der Elektromotor (9; 29) aufgenommen sind.
 
17. Applikationsgerät nach Anspruch 16, mit einem in einem mittleren Bereich an den Grundkörper angesetzten, in Seitenansicht U- oder V-förmigen Handgriff (21D), der zur Aufnahme eines Akku-Packs (35) in einem der Schenkel des "U" oder "V" ausgebildet ist.
 




Zeichnung



















Recherchenbericht









Recherchenbericht