[0001] Die Erfindung betrifft eine Gießvorrichtung zum Gießen von Zylinderkurbelgehäusen
nach dem Niederdruckverfahren, mit einem als Schmelztiegel zur Aufnahme von Metallschmelze
bildenden, mit Überdruck beaufschlagbaren Ofenraum, einer oberhalb des Ofenraums angeordneten
Gussform mit einem die Außenkontur des zu gießenden Zylinderkurbelgehäuses gießtechnisch
abbildenden Formhohlraum, und einem den Ofenraum und die Gussform verbindenden Steigrohr
zum Füllen des Formhohlraums mit Metallschmelze von unten her.
[0002] Eine Gießanlage mit diesen Merkmalen ist bereits aus der
EP 1 779 943 B1 bekannt. Es hat sich herausgestellt, dass bei einer derartigen Gießvorrichtung hinsichtlich
des Metalleintrags und des Speisungsvermögens in kritischen Werkstückbereichen Verbesserungsbedarf
besteht.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, eine hinsichtlich des Speisungsdrucks
und der Formtemperierung in kritischen Werkstückbereichen verbesserte Gießvorrichtung
zu schaffen.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe ist eine Gießvorrichtung zum Gießen von Zylinderkurbelgehäusen
nach dem Niederdruckverfahren mit den eingangs angegebenen Merkmalen gekennzeichnet
durch eine Anordnung des Formhohlraums derart, dass dieser gießtechnisch die Kurbelwellenlagerstühle
oben, und die Zylinderkopfdeckflächen unten abbildet.
[0005] Die Vorteile dieser Gießvorrichtung bestehen im schnelleren Metalleintrag unter Ausbildung
einer feinen Gefügestruktur im Bereich vor allem der Lagerstühle des Zylinderkurbelgehäuses,
bei gleichzeitig optimaler Dichtspeisung im Angussbereich auf der Zylinderkopfdichtfläche.
[0006] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Gießvorrichtung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0007] Gemäß einer ersten Ausgestaltung weist die Gießanlage zur Bildung von Zylinderhohlräumen
des Zylinderkurbelgehäuses als Kern von außen her durch die Gussform und durch die
Zylinderkopfdeckflächen der Außenkontur bis in den Formhohlraum hineinragend einfahrbare
metallische Pinolen auf. Derartige Pinolen und deren Vorteile sind aus der
EP 1 779 943 B1 bekannt, auf welche insbesondere auch bezüglich der Maßnahmen für eine präzise Positionierung
der Pinolen und der Programmierbarkeit ihres Ein- und Ausfahrens in und aus der Gussform
verwiesen wird. Aufgrund der im Vergleich zu der Anordnung nach der
EP 1 779 943 B1 umgekehrten, d. h. um ca. 180° um eine horizontale Achse gedrehte Anordnung, werden
die Pinolen von unten her, senkrecht durch die Außenkontur der gießtechnisch abgebildeten
Zylinderkopfdeckflächen der einzelnen Zylinder in den Formhohlraum ein- und ausgefahren.
Abhängig von der geometrischen Formgebung und der Bauform des zu gießenden Zylinderkurbelgehäuses,
z. B. Reihen-, V-, W- Motoren, sind die Pinolen so angeordnet, dass sie in einem Winkelbereich
von 0 bis +/- 80° zu der Vertikalen linear bzw. translatorisch bewegt werden.
[0008] Mit einer weiteren Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass das Steigrohr außerhalb
des Ofenraums einen Rohrabschnitt zur Überbrückung der Distanz zwischen dem Ofenraum
und der Gussform aufweist, welcher vorzugsweise eine Länge von 20 bis 80 cm aufweist.
Die Länge des Rohrabschnitts variiert dabei abhängig von der Gießlage des Gussstücks,
welche wiederum z. B. abhängig ist von der Bauform der zu gießenden Zylinderkurbelgehäuses
sowie weiterer baulicher Maßnahmen zwischen dem Ofenraum und der Gussform. Die vorgeschlagene
Länge von 20 bis 80 cm des Rohrabschnitts bemisst sich dabei von seinem unteren Ende
direkt oberhalb des Austritts des Steigrohrs aus dem Ofenraum bis zu seinem oberen
Ende an der Einmündung des durch das Steigrohr gebildeten Speisekanals in den Formhohlraum.
[0009] Ferner weist bei einer weiteren Ausgestaltung der Rohrabschnitt eine thermische Isolation
und/oder eine Zusatzheizung auf. Durch diese Maßnahmen kann gewährleistet werden,
dass die Temperatur der in diesen Rohrabschnitt aufsteigenden Metallschmelze gehalten
werden kann. Ferner ist es durch die Zusatzheizung möglich, die Temperatur kurz vor
Eintritt in den Formhohlkörper durch eine Temperaturregelung exakt zu steuern. Mögliche
Unregelmäßigkeiten der Temperatur im Ofenraum können ausgeglichen werden.
[0010] Mit einer weiteren Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass sich an das Steigrohr eine
Verzweigung anschließt. Dies ermöglicht eine Ausgestaltung der Gießanlage derart,
dass zum Gießen mehrerer Gussstücke mit einem Abguss oder bereits für einen verbesserten
Zulauf der Metallschmelze in einen einzelnen Formhohlkörper, sich das Steigrohr mit
einem aufgesetzten Verteilersystem verzweigt. Die Verzweigungen über dem Steigrohr
können flexibel an für die Qualität des Gussstücks optimale Positionen der Außenkontur
des Formhohlkörpers geführt werden. Beispielsweise bei V- und W- Motoren können separate
Verzweigungen für jeden Zylinderschenkel, d. h. bei V-Motoren zwei und bei W-Motoren
vier Abzweigungen, vorgesehen werden. In dem Fall, dass sich das Steigrohr oberhalb
eines unverzweigten Rohrabschnitts verzweigt, gilt für die Länge des Rohrabschnitts
dieser Übergang als sein oberes Ende.
[0011] Eine Ausgestaltung der vorgeschlagenen Gießanlage mit mehr als einem Steigrohr ist
ebenfalls möglich.
[0012] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung sind die Pinolen jeweils mit einer Kühleinrichtung
zur Kühlung der Mantelflächen der Pinolen versehen. Die Kühlung kann dabei durch ein
flüssiges Kühlmedium im Inneren der Pinolen erfolgen.
[0013] In unterschiedlichen Ausgestaltungen kann die Gussform eine Sand-, eine Kokillenform
oder eine Kombination daraus sein. Der Ofenraum enthält eine Leichtmetalllegierung,
vorzugsweise eine Aluminiumlegierung.
[0014] Weitere Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung des auf der
Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels. Die Zeichnung zeigt eine schematische
Schnittdarstellung einer Ausführungsform der Gießvorrichtung in einer seitlichen Ansicht.
[0015] Figur 1 zeigt schematisch in einer seitlichen Schnittdarstellung eine Ausführungsform
der Gießanlage zum Gießen eines V-Motors. In einen nicht ganz mit Metallschmelze 10
gefüllten Ofenraum 12 führt abgedichtet und von oben her ein Steigrohr 14 bis in die
Metallschmelze 10 vertikal herab. Oberhalb des Ofenraums 12 und des Steigrohrs 14
ist eine Gussform 16 angeordnet, welche in ihrem Inneren einen Formhohlraum 18 umschließt.
[0016] Ersichtlich ist, dass die, das zu gießende Zylinderkurbelgehäuse gießtechnisch abbildende,
Außenkontur 20 des Formhohlraums 18 den zu gießenden V-Motor, vereinfacht ausgedrückt,
auf dem Kopf stehend abbildet. Der Formhohlraum 18 ist wie ein auf dem Kopf stehendes
"Y" angeordnet. Bei dieser Anordnung des Formhohlraums 18 befinden sich jene Formbereiche,
welche nach dem Gießen die Zylinderkopfdeckflächen 22 darstellen, unten und, im Falle
des dargestellten V-Motors, an den zwei Schenkeln des auf dem Kopf stehenden "Y".
Hingegen befindet sich jener Formbereich, dessen flüssigkeitsgekühlte Formteile den
späteren Kurbelwellenraum 24 mit den auf der Zeichnung nicht näher dargestellten Kurbelwellenlagerstühlen
abbilden, im oberen Bereich der Außenkontur 20 des mit Schmelze zu füllenden Hohlraums
18, also dort, wo die beiden Schenkel des "Y" zusammenlaufen.
[0017] Die Anordnung bei einem Reihenmotor wäre insofern abweichend, als der Formhohlraum
18 dann so angeordnet ist, dass sich jener Formbereich der Gießform, welcher nach
dem Gießen die Zylinderkopfdeckfläche darstellt, nach unten direkt zu dem Behälter
bzw. Ofenraum 12 hin erstreckt. Auch in diesem Fall bildet jener Formbereich der Gießform,
welcher den späteren Kurbelwellenraum einschließlich der Kurbelwellenlagerstühle abbildet,
den oberen Teil des mit Schmelze zu füllenden Hohlraums 18.
[0018] Als Formkerne für die späteren Zylinder dienen flüssigkeitsgekühlte Pinolen 28. Diese
sind zwischen einer aktiven Arbeitsposition und einer inaktiven Rückzugsposition axial
beweglich angeordnet. Bei der dargestellten Ausführungsform für einen V-Motor sind
die Pinolen 28 schräg beweglich auf Mittelachsen 26 angeordnet, die zu den Mittelachsen
der Zylinderkopfdeckflächen 22 fluchten. Die Pinolen 28 lassen sich durch die Zylinderkopfdeckflächen
22 bis in den Formhohlraum 18 verfahren.
[0019] Die Pinolen 28 sind, um in der gezeigten Position als Gießkerne für die späteren
Zylinder zu fungieren, durch entsprechende Ausnehmungen 30 in der Gussform 16 von
außen her in den Formhohlraum 18 ein- und ausfahrbar, und sind hierzu z. B. einzeln
oder in Gruppen auf längs verfahrbaren Lafetten angeordnet.
[0020] Oberhalb seines abgedichteten Austritts 32 aus dem als Druckbehälter gestalteten
Ofenraum 12 weist das Steigrohr 14 einen Rohrabschnitt 34 auf, der die Höhendistanz
zwischen dem Ofenraum 12 und dem Eintritt des Steigrohrkanals in den Formhohlraum
der Gussform 16 überbrückt.
[0021] Zumindest auf einem Teilabschnitt ist der Rohrabschnitt 34 mit einer Zusatzheizung
36 versehen, die vorzugsweise elektrisch betrieben wird. Auch Verzweigungsrohre 40
können mit Zusatzheizungen versehen sein. Zudem kann auch die Verzweigung 38 selbst
in geeigneter Weise beheizt sein, um die Temperatur der aufsteigenden Metallschmelze
auf dem für das Gießen erforderlichen Niveau zu halten.
[0022] An einen im Wesentlichen gerade verlaufenden Abschnitt des Rohrabschnitts 34, dessen
Länge L zwischen 20 und 80 cm betragen kann, schließt sich, noch knapp unterhalb der
Gussform 16, die Verzweigung 38 des Steigrohrs 14 an. An der Verzweigung 38 teilt
sich das Steigrohr 14 und damit auch der Steigrohrkanal in zwei oder mehr Verzweigungsrohre
eines Verzweigungssystems 40, wodurch jeweils ein Verzweigungsrohr zu dem die inneren
Zylindermantelflächen 42 abbildenden Bereich des Formhohlraums 18 führt, und dort
senkrecht in den die späteren Zylindermantelflächen 42 abbildenden Bereich des Formhohlraums
18 einmündet.
[0023] Im Niederdruckverfahren wird der Ofenraum 12 mit einem Druck P beaufschlagt, was
zur Förderung der Schmelze in längs des Steigrohrs führt. Die Druckbeaufschlagung
erfolgt durch Pressluft oder durch ein inertes Gas aus einem Druckspeicher.
[0024] Als Folge der Druckbeaufschlagung P wird kontinuierlich Metallschmelze 10, z. B.
eine Aluminiumschmelze oder eine Schmelze aus einer anderen Leichtmetalllegierung,
von unten her in das Steigrohr 14 gefördert, und steigt darin hoch. Dies kann auch
gleichzeitig über mehrere parallele Steigrohre 14 erfolgen. Zuvor wurden bereits alle
Pinolen 28 in ihre Arbeitsposition, also in ihre aktive Stellung im Formraum, bewegt.
[0025] Die Schmelze gelangt über den Rohrabschnitt 34 und gegebenenfalls über die Verzweigung
38 von unten her zunächst nur in den die späteren Zylindermantelflächen 42 abbildenden
Teil des Formhohlraums 18 und damit auch in den Bereich rund um die eingefahrenen,
d. h. hineingefahrenen, Pinolen. Mit weiterer Zufuhr von Schmelze steigt diese im
Formraum weiter an und sie gelangt erst dann auch in den oberen, das spätere Zylinderkurbelgehäuse
mit den Lagerstühlen für die Kurbelwellenlager abbildenden Teil der Gussform, bis
schließlich das Innere der Gussform 16 komplett mit Schmelze ausgefüllt ist. Dieser
Einspeisungsprozess der Metallschmelze führt zur Ausbildung einer besonders feinen
Gefügestruktur bei der anschließenden gesteuerten oder ungesteuerten Erstarrung der
Schmelze, bevor schließlich die Pinolen 28 in ihre inaktive Stellung zurückgefahren
werden.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 10
- Metallschmelze
- 12
- Ofenraum, Behälter mit Schmelze
- 14
- Steigrohr
- 16
- Gussform
- 18
- Formhohlraum, Hohlraum
- 20
- Außenkontur
- 22
- Zylinderkopfdeckfläche
- 24
- Kurbelwellenraum
- 26
- Mittelachse
- 28
- Pinole
- 30
- Ausnehmung
- 32
- Austritt
- 34
- Rohrabschnitt
- 36
- Zusatzheizung
- 38
- Verzweigung
- 40
- Verzweigungssystem, Verzweigungsrohre
- 42
- Zylindermantelfläche
- L
- Länge
- P
- Druckbeaufschlagung
1. Gießvorrichtung zum Gießen von Zylinderkurbelgehäusen nach dem Niederdruckgießverfahren,
mit einem einen Schmelztiegel zur Aufnahme von Metallschmelze (10) bildenden, mit
Überdruck beaufschlagbaren Ofenraum (12), einer oberhalb des Ofenraums (12) angeordneten
Gussform (16) mit einem die Außenkontur (20) des zu gießenden Zylinderkurbelgehäuses
gießtechnisch abbildenden Formhohlraum (18), und einem den Ofenraum (12) und die Gussform
(16) verbindenden Steigrohr (14) zum Füllen des Formhohlraums (18) mit Metallschmelze
(10) von unten her, gekennzeichnet durch eine Anordnung des Formhohlraums (18) derart, dass dieser gießtechnisch die Kurbelwellenlagerstühle
oben, und die Zylinderkopfdeckflächen (22) unten abbildet.
2. Gießvorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch zur Bildung von Hohlräumen des Zylinderkurbelgehäuses als Kern von außen her durch die Gussform (16) und durch die Zylinderkopfdeckflächen (22) der Außenkontur (20) bis in den Formhohlraum (18)
hineinragend einfahrbare, metallische Pinolen (28).
3. Gießvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch gekühlte Formteile zur Formung des Kurbelwellenraums (24), vorzugsweise durch ein flüssiges Kühlmedium gekühlte Formteile.
4. Gießvorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Steigrohr (14) außerhalb des Ofenraums (12) einen Rohrabschnitt (34) zur Überbrückung
der Distanz zwischen dem Ofenraum (12) und der Gussform (16) aufweist.
5. Gießvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohrabschnitt (34) eine Länge L von 20 bis 80 cm aufweist.
6. Gießvorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Rohrabschnitt (34) eine thermische Isolation und/oder eine Zusatzheizung (36)
aufweist.
7. Gießvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sich an das Steigrohr (14) ein Verzweigungssystem (40) anschließt.
8. Gießvorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Pinolen (28) und die Formteile zur Formung des Kurbelwellenraums (24) jeweils
mit Kühleinrichtungen zur Kühlung der Mantelflächen der Pinolen (28) bzw. der Formteile
versehen sind.
9. Gießvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gussform (16) eine Sand-, eine Kokillenform oder eine Kombination daraus ist.
10. Gießvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Ofenraum (12) eine Leichtmetalllegierung, vorzugsweise eine Aluminiumlegierung
enthält.
11. Gießvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwei oder mehrere Steigrohre (14) zum Füllen des Formhohlraums (18) und Metallschmelze
(10) von unten her gleichzeitig vorhanden sind.