[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Aufzug mit zwei unabhängig verfahrbaren
Kabinen und mit einer Sicherheitseinrichtung zum Vermeiden einer Kollision zwischen
den beiden Kabinen gemäss dem Gegenstand des unabhängigen Anspruchs.
[0002] Beim Betreiben von Aufzügen mit mindestens zwei Kabinen, die entlang einer gemeinsamen
Fahrbahn verfahrbar sind, stellt sich stets die Problematik der Kollisionsvermeidung.
[0003] In der europäischen Patentschrift
1 562 848 Alwird eine Sicherheitseinrichtung vorgestellt, die obengenannter Problematik Rechnung
trägt. Diese Sicherheitseinrichtung verhindert eine Kollision zwischen zwei Kabinen,
indem die Sicherheitseinrichtung überwacht, ob die Kabinen einen minimalen Sicherheitsabstand
einhalten. Bei Unterschreiten dieses Sicherheitsabstands leitet die Sicherheitseinrichtung
einen Notstopp ein. Die Sicherheitseinrichtung überwacht bei der Ausführung des Notstopps
weiterhin den Abstand zwischen den beiden Kabinen. Wenn trotz des Notstopps eine weitere
Annäherung der Kabinen stattfindet und dabei ein kritischer Sicherheitsabstand unterschritten
wird, so leitet die Sicherheitseinrichtung eine Fangbremsung ein.
[0004] Bei diesem zweistufigen Bremsverfahren in Abhängigkeit eines minimalen und eines
kritischen Sicherheitsabstands, ist der Abstand der beiden Aufzugkabinen fortlaufend
zu überwachen. Diese kontinuierliche Überwachung der Distanz stellt relativ hohe Anforderungen
an die Rechenkapazität der Sicherheitseinrichtung.
[0005] Dementsprechend ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung einen Aufzug mit einer
Sicherheitseinrichtung zu entwickeln, die eine Kollision zwischen den Kabinen einfach
und zuverlässig verhindert.
[0006] Die Aufgabe wird durch einen Aufzug gemäss dem Gegenstand des unabhängigen Anspruchs
gelöst.
[0007] Der Aufzug umfasst eine erste und eine zweite Kabine, die entlang einer gemeinsamen
[0008] Fahrbahn verfahrbar sind, eine Sicherheitseinrichtung, mit der die beiden Kabinen
überwachbar sind, und ein Schachtinformationssystem, das mit der Sicherheitseinrichtung
verbunden ist und mit dem die Geschwindigkeit und Position der beiden Kabinen bestimmbar
sind. Dabei ist mittels der Sicherheitseinrichtung für mindestens eine erste Kabine
eine erste Bremsmassnahme einleitbar, wenn die beiden Kabinen einen Sicherheitsabstand
unterschreiten. Der Aufzug zeichnet sich dadurch aus, dass mittels der Sicherheitseinrichtung
beim Einleiten der ersten Bremsmassnahme eine Verzögerungskurve für die mindestens
erste Kabine vorgebbar ist. Mittels der Sicherheitseinrichtung ist bei Überschreiten
der Verzögerungskurve durch die mindestens erste Kabine eine zweite Bremsmassnahme
einleitbar.
[0009] Der Vorteil dieses Aufzugs liegt darin, dass nach Einleiten der ersten Bremsmassnahme
die Sicherheitseinrichtung eine Verzögerungskurve für die erste Kabine vorgibt. In
der Folge muss der Abstand zwischen der ersten Kabine und der zweiten Kabine nicht
mehr weiter überwacht werden. Die Sicherheitseinrichtung vergleicht während der Verzögerung
lediglich die Geschwindigkeit der ersten Kabine mit dem vorgegebenen Geschwindigkeitswert
der Verzögerungskurve pro zurückgelegten Bremsweg. Dieser einfache Wertvergleich stellt
relativ geringe Anforderungen an die Rechenkapazität der Sicherheitseinrichtung.
[0010] Im Folgenden wird die Erfindung durch Ausführungsbeispiele und Figuren verdeutlicht
und weiter beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 einen Aufzug mit einer Sicherheitseinrichtung zum Verhindern einer Kollision
zwischen zwei entlang einer gemeinsamen Fahrbahn unabhängig verfahrbaren Kabinen.
Fig. 2 Weg-Geschwindigkeits-Verläufe zweier hintereinander herfahrender Kabinen bei
Eingreifen der Sicherheitseinrichtung; und
Fig. 3 Weg-Geschwindigkeits-Verläufe zweier aufeinander zufahrender Kabinen bei Eingreifen
der Sicherheitseinrichtung.
[0011] Die Figur 1 zeigt einen Aufzug 1 mit mindestens zwei Kabinen 2, 3. Jede dieser Kabinen
2, 3 ist im Wesentlichen entlang einer gemeinsamen Fahrbahn unabhängig verfahrbar.
Im gezeigten Beispiel wird die Fahrbahn durch ein Paar Kabinenführungsschienen 5.1,
5.2 definiert, die in einem Aufzugsschacht 4 installiert sind.
[0012] Die Kabinen 2, 3 sind jeweils an einem Tragmittel 8, 9.1, 9.2 aufgehängt. Dabei stellt
das hier dargestellte Aufhängungsverhältnis von 1:1 ein gängiges Aufhängungsverhältnis
im Aufzugsbau dar. Dem Fachmann steht es aber frei ein davon abweichendes höheres
Aufhängungsverhältnis von 2:1, 3:1 oder höher zu wählen.
[0013] Die obere Kabine 2 ist an einem ersten Aufhängungspunkt 21 an einem ersten Tragmittel
8 aufgehängt. Der Aufhängungspunkt 21 liegt vorzugsweise zentral auf der Oberseite
der oberen Kabine 2. Vom ersten Aufhängungspunkt 21 aus verläuft das Tragmittel nach
oben in den oberen Bereich des Aufzugschachts 4. Dort läuft das erste Tragmittel 8
über eine erste Treibscheibe. Mittels der Treibscheibe und optionaler erster Umlenkrollen
wird das erste Tragmittel 8 wieder nach unten zu einem ersten Gegengewicht geführt.
Das erste Gegengewicht ist ebenfalls am ersten Tragmittel 8 aufgehängt und balanciert
die Gewichtskraft der oberen Kabine 2 aus.
[0014] Eine untere Kabine 3 ist an zweiten und dritten Aufhängungspunkten 31.1, 31.2 an
einem zweiten Tragmittel, das zwei zweite Tragmittelstränge 9.1, 9.2 umfasst, befestigt.
Die untere Kabine 3 ist vorzugsweise in seinem unteren Bereich auf gegenüberliegenden
Seiten an den zweiten Tragmittelsträngen 9.1, 9.2 aufgehängt. Von den zweiten und
dritten Aufhängungspunkten 31.1, 31.2 aus verlaufen die Tragmittelstränge 9.1, 9.2
seitlich an der oberen Kabine 2 vorbei nach oben in den oberen Bereich des Aufzugschachts
4. Dort laufen die zweiten Tragmittelstränge 9.1, 9.2 über zweite Treibscheiben. Mittels
der zweiten Treibscheiben und optionaler zweiter Umlenkrollen werden die zweiten Tragmittelstränge
9.1, 9.2 wieder nach unten zu einem zweiten Gegengewicht geführt. Das zweite Gegengewicht
ist schliesslich ebenfalls an den zweiten Tragmittelsträngen 9.1, 9.2 aufgehängt und
balanciert die Gewichtskraft der unteren Aufzugskabine 3 aus.
[0015] Die ersten und zweiten Treibscheiben werden je von einem ersten und zweiten Antrieb
angetrieben. Die ersten und zweiten Antriebe übertragen mittels der jeweils zugeordneten
Treibscheiben ein Antriebsmoment auf die ersten und zweiten Tragmittel 8, 9.1, 9.2.
Dementsprechend sind die beiden Kabinen 2, 3 weitgehend unabhängig voneinander von
einem zugeordneten Antrieb verfahrbar. Dazu verfügen die ersten und zweiten Antriebe
je über einen zugeordneten Motor und je über eine zugeordnete Antriebsbremse.
[0016] Desweiteren ist eine Aufzugsteuerung 6 vorgesehen, die die beiden Antriebe der Kabinen
2, 3 steuert. Mittels Rufeingabegeräte, die jeweils auf einem Stockwerk angeordnet
und mit der Aufzugsteuerung 6 verbunden sind, ruft ein Fahrgast eine Kabine 2, 3 auf
ein Stockwerk. Vorzugsweise sind diese Rufeingabegeräte als Zielrufeingabegeräte ausgelegt.
Bei der Bedienung eines solchen Zielrufeingabegeräts zeigt ein Fahrgast nicht nur
seinen Standort bei einem Stockwerk, auf welchem er auf eine Kabine 2, 3 wartet, an,
sondern teilt der Aufzugsteuerung 6 zudem sein gewünschtes Zielstockwerk mit. Die
Aufzugsteuerung 6 teilt eine geeignete Kabine 2, 3 diesem Ruf zu und verfährt die
zugeteilte Kabine 2, 3 auf das Stockwerk und schliesslich auf das Zielstockwerk. Dazu
steuert die Aufzugssteuerung 6 den Motor und die Antriebsbremse des der zugeteilten
Kabine 2, 3 zugeordneten Antriebs an.
[0017] Zudem verfügt der Aufzug 1 über ein Schachtinformationssystem. Dieses Schachtinformationssystem
umfasst beispielsweise einen Codestreifen 7 mit Codemarken und je Kabine 2, 3 einen
Sensor 24, 34 zum Lesen der Codemarken. Der Codestreifen 7 ist entlang der Fahrbahn
im Aufzugschacht 4 montiert. Die Codemarken stellen vorzugsweise eine eindeutige,
unverwechselbare Positionsinformation dar Mittels einer Auswertung der Positionsinformationen
über die Zeit sind Geschwindigkeitsinformationen erzeugbar. Das Schachtinformationssystem
stellt also für jede Kabine 2, 3 zumindest Informationen über deren Position und Geschwindigkeit
der Aufzugsteuerung 6 und der Sicherheitseinrichtung 22, 32 zur Verfügung. Die Sicherheitseinrichtung
22, 32 wertet die von den Sensoren 24, 34 eingehenden Positionsinformationen- und/oder
Geschwindigkeitsinformationen aus. Dies umfasst auch die Berechnung eines Abstands
zwischen den Kabinen 2, 3 aus deren Positionsinformationen.
[0018] Optional verfügt das Schachtinformationssystem über einen Abstandsensor 25, der an
der oberen Kabine 2 angeordnet ist. Mittels dieses Abstandsensors 25 ist der Abstand
zur unteren Kabine 3 feststellbar. Ebenso ist die untere Kabine 3 mit einem Abstandsensor
36 ausrüstbar, mit welchem ein Abstand zur benachbarten oberen Kabine 2 feststellbar
ist. Die Abstandsensoren 25, 36 sind jeweils mit der Sicherheitseinrichtung 22, 32
verbunden. Die Sicherheitseinrichtung 22, 32 wertet die von den Abstandsensoren 25,
36 eingehenden Abstandinformationen aus. Ein Abstandsensor 25, 36 ist beispielsweise
als Laserabstandmesssensor oder als Ultraschallabstandmesssensor ausgelegt
[0019] Zudem kann die Sicherheitseinrichtung 22, 32 die eingehenden Abstandinformationen
der jeweiligen Abstandsensoren 25, 36 auf Gleichheit überprüfen. Bei diesem Plausibilitätstest
stellt die Sicherheitseinrichtung 22, 32 fest, ob die Abstandsensoren 25, 32 zuverlässig
funktionieren. Stimmen die Abstandinformationen der Abstandsensoren 25, 36 nicht überein,
ergreift die Sicherheitseinrichtung 22, 32 zweckmässige Massnahmen, um den Aufzug
1 in einen sicheren Zustand zu bringen. So kann die Sicherheitseinrichtung 22, 32
den Aufzug 1 beispielsweise still legen, da bei einer fehlerhaften Auswertung der
Abstandinformationen eine Kollision zwischen den Kabinen 2, 3 nicht mehr ausgeschlossen
werden kann. Die Abstandinformationen der Abstandsensoren 25, 36 sind in einem Plausibilitätstest
auch mit dem vom Schachtinformationssystem aus den Positionsangaben der Kabinen 2,
3 berechneten Abstand vergleichbar.
[0020] Im gezeigten Beispiel ist jeder Kabine 2, 3 eine dezentral operierende Sicherheitseinrichtung
22, 32 zugeordnet, die jeweils mit der einer Kabine 2, 3 zugeordneten Kabinenbremse
23.1, 23.2, 33.1, 33.2 sowie den Sensoren 24, 34 in Verbindung steht. Die Sensoren
24, 34 übermitteln Positions- und Geschwindigkeitsinformationen an die Sicherheitseinrichtung
22, 32. Die Kabinenbremsen 23.1, 23.2, 33.1, 33.2 sind durch die Sicherheitseinrichtung
22, 32 ansteuerbar. Zudem kommuniziert die Sicherheitseinrichtung 22, 32 mit der Aufzugssteuerung
6 und steuert über diese den ersten und zweiten Antrieb sowie dessen zugeordneten
Antriebsbremsen und Motoren mittelbare an. Über die Aufzugsteuereinheit 6 verfügt
eine jeweilige Sicherheitseinrichtung 22, 32 auch über Informationen zu Position und
Geschwindigkeit der jeweils anderen Kabine 3,2. Alternativ ist die Sicherheitseinrichtung
22, 32 einer Kabine 2, 3 unmittelbar mit dem jeweiligen Antrieb und deren zugeordneten
Antriebsbremsen verbunden und kann gegebenenfalls direkt den Antrieb bzw. die Antriebsbremsen
oder Motoren ansteuern. Abweichend von der Konfiguration mit zwei Sicherheitseinrichtungen
22, 32, die je einer Kabine 2, 3 zugeordnet sind, ist auch eine zentrale Sicherheitseinrichtung
einsetzbar, die beide Kabinen 2, 3 überwacht und die die Antriebe und Kabinenbremsen
23.1, 23.2, 33.1, 33.2 ansteuert. Ebenso ist ein direkter Informationsaustausch über
Position und Geschwindigkeit der jeweils anderen Kabine 2, 3 zwischen den beiden Sicherheitseinrichtungen
22, 32 möglich.
[0021] Zudem ist die Sicherheitseinrichtung 22, 33 einer Kabine 2, 3 mit einer der jeweiligen
Kabine 2, 3 zugeordneten Kabinenbremse 23.1, 23.2, 33.1, 33.2 verbunden und kann diese
bei einer gefährlichen Annäherung der beiden Kabinen 2, 3 ansteuern.
[0022] Das in Fig. 1 gezeigte Beispiel betrifft eine Momentaufnahme, in welcher die obere
Kabine 2 in eine Richtung A vorausfährt und eine untere Kabine 3 in eine gleiche Richtung
B der oberen Kabine 2 nachfährt.
[0023] Die Sicherheitseinrichtung 32 der unteren nachfahrenden Kabine 3 vergleicht den aktuellen
Abstand mit einem zulässigen Sicherheitsabstand D. Dazu verfügt die Sicherheitseinrichtung
32 zumindest über einen Prozessor und eine Speichereinheit, wobei ein Programm zum
Vergleichen eines aktuellen Abstands mit dem Sicherheitsabstand D auf der Speichereinheit
abgelegt ist und der Prozessor dieses Programm aufruft und den Vergleich durchführt.
Dieses Programm vergleicht Abstandsinformationen, die vom Schachtinformationssystem
bereitgestellt werden, mit einem Sicherheitsabstand D. Dieser Sicherheitsabstand D
ist entweder als fix vorgegebener Wert oder als weiteres Programm, das eine geschwindigkeitsabhängige
Berechnung des Sicherheitsabstands D ermöglicht, auf der Speichereinheit abgelegt.
[0024] Der zulässige Sicherheitsabstand D stellt einen Abstand dar, bei welchem gerade noch
eine sichere Abbremsung der nachfahrenden unteren Kabine 3 möglich ist. Falls dieser
zulässige Sicherheitsabstand unterschritten wird, so leitet die Sicherheitseinrichtung
32 eine erste Bremsmassnahme ein, um eine Kollision zwischen den beiden Kabinen 2
und 3 zu verhindert. Dazu steuert die Sicherheitseinrichtung 32 den Antrieb der nachfahrenden
unteren Kabine 3 an, die untere Kabine 3 abzubremsen. Die erste Bremsmassnahme wird
vorzugsweise mittels Betätigung einer dem Antrieb zugeordneten Antriebsbremse durchgeführt.
Alternativ oder ergänzend ist die erste Bremsmassnahme mit einem dem Antrieb zugeordneten
Motor mittels Aufbringung eines der Drehbewegung einer zugeordneten Treibscheibe entgegengesetzten
Drehmoments durchführbar.
[0025] Beim Einleiten der ersten Bremsmassnahme gibt die Sicherheitseinrichtung 32 der nachfahrenden
unteren Kabine 3 eine Verzögerungskurve vor. In einer ersten Ausführungsvariante ist
diese Verzögerungskurve fix auf der Speichereinheit abgelegt. Hierbei richtet sich
die Verzögerungskurve vorzugsweise nach der Nenngeschwindigkeit, die eine Kabine 2,
3 im Normalbetrieb des Aufzugs 1 erreicht. Bei einer zweiten Ausführungsvariante ist
die Verzögerungskurve mittels eines weiteren Programms, das auf der Speichereinheit
abgelegt ist, geschwindigkeitsabhängig berechenbar. Dazu ruft der Prozessor dieses
Programm auf und führt die entsprechende Berechnung durch.
[0026] Während der ersten Bremsmassnahme vergleicht die Sicherheitseinrichtung 22, 32 die
pro zurückgelegtem Bremsweg momentane Geschwindigkeit der nachfahrenden unteren Kabine
3 mit dem von der Verzögerungskurve vorgegebenen Geschwindigkeitswert. Für diesen
Vergleich ist auf der Speichereinheit ein weiteres Programm abgelegt, das der Prozessor
aufruft und durchführt. Wenn diese Verzögerungskurve mittels der ersten Bremsmassnahme
nicht eingehalten werden kann, d.h., wenn eine für einen erreichten Bremsweg zugeordnete
Geschwindigkeit überschritten wird, leitet die Sicherheitseinrichtung 32 eine zweite
Bremsmassnahme ein.
[0027] Bei dieser zweiten Bremsmassnahme steuert die Sicherheitseinrichtung 32 die der nachfahrenden
unteren Kabine 3 zugeordnete Kabinenbremse 33.1, 33.2 an, die untere Kabine 3 zu bremsen.
[0028] Bei zwei in die gleiche Richtung verfahrende Kabinen 2, 3 wird vorzugsweise nur die
nachfahrende untere Kabine 3 mit der ersten Bremsmassnahme bzw. zweiten Bremsmassnahme
gebremst. Die vorausfahrende erste obere Kabine 2 kann die Fahrt fortsetzen und entschärft
dabei die gefährliche Annäherung der beiden Kabinen 2, 3. Selbstverständlich sind
obige Angaben entsprechend auf eine vorausfahrende unteren Kabine 3 und eine nachfahrenden
oberen Kabine 2 anwendbar. Hierbei wird bei einer gefährlichen Annäherung zwischen
den beiden Kabinen 2, 3 lediglich die nachfahrende obere Kabine 2 mittels einer ersten
oder zweiten Bremsmassnahme abgebremst.
[0029] Genauso kann die Erfindung auf einander entgegengesetzte Fahrtrichtungen der Kabinen
2, 3 angewendet werden, wobei die untere Kabine 3 wie in der Fig. 1 gezeigt in eine
Richtung B fährt und die obere Kabine 2 in eine der Richtung A entgegengesetzten Richtung
auf die untere Kabine 3 zufährt. Bei zwei aufeinander zufahrenden Kabinen 2, 3 verdoppelt
sich der Sicherheitsabstand D auf 2*D. Wird dieser Sicherheitsabstand 2*D unterschritten
steuert die Sicherheitseinrichtung 22, 32 beide Antriebe bzw. Antriebsbremsen oder
Motoren an, um eine erste Bremsmassnahme einzuleiten. Dabei werden beide Kabinen 2,
3 abgebremst. Auch hier ist der Sicherheitsabstand 2*D geschwindigkeitsabhängig von
der Sicherheitseinrichtung 22, 32 festlegbar. Je schneller eine Kabine 2, 3 verfahren
wird, desto grösser ist der Sicherheitsabstand D festlegbar.
[0030] Bei der Einleitung der ersten Bremsmassnahme für die obere und untere Kabine 2, 3
gibt die Sicherheitseinrichtung 22, 32 für jede Kabine 2, 3 eine Verzögerungskurve
vor. Wenn eine der beiden Kabinen 2, 3 oder sogar beide Kabinen 2, 3 diese Verzögerungskurve
nicht einhalten kann oder können bzw. eine Geschwindigkeit für einen vorgegebenen
erreichten Bremsweg überschreitet oder überschreiten, so leitet die Sicherheitseinrichtung
22, 32 eine zweite Bremsmassnahme für die betroffene Kabine 2, 3 ein. Dazu steuert
die Sicherheitseinrichtung 22, 32 die Kabinenbremse 23.1, 23.2, 33.1, 33.2 der jeweiligen
Kabine 2, 3 an, um die Kabine 2, 3 abzubremsen. Bei entgegengesetzten Fahrtrichtungen
A, B der beiden Kabinen 2, 3 ist also mittels der Sicherheitseinrichtung 22, 32 für
die erste und für die zweite Kabine 2, 3 je eine erste oder gegebenenfalls eine zweite
Bremsmassnahme einleitbar.
[0031] In den Fig. 2 und 3 sind zwei Bremsbeispiele anhand eines Weg-Geschwindigkeitsverlaufs
der beiden Kabinen 2, 3 dargestellt.
[0032] Fig. 2. zeigt eine Situation, die derjenigen aus Fig. 1 entspricht. Beide Kabinen
2, 3 werden in dieselbe Fahrtrichtung A, B verfahren. Eine erste vorausfahrende Kabine
2 wird in Fahrtrichtung A verfahren und eine zweite nachfahrende Kabine 3 wird in
Fahrtrichtung B verfahren. Die nachfahrende Kabine 3 wird vor einem Zeitpunkt t1 mit
einer Geschwindigkeit c1 verfahren, die unterhalb der Nenngeschwindigkeit n liegt.
Die vorausfahrende Kabine 2 hingegen wird vor einem Zeitpunkt t1 mit einer Geschwindigkeit
verfahren, die kleiner als c1 ist. Dies ist beispielsweise nach einem Halt auf einem
Stockwerk beim Anfahren der vorausfahrenden Kabine 2 der Fall. Die Fahrt der vorausfahrenden
Kabine 2 vor dem Zeitpunkt t1 ist in der Fig. 2 aus Übersichtlichkeitsgründen nicht
dargestellt. Beim Zeitpunkt t1 wird der Sicherheitsabstand D zwischen der vorausfahrenden
und der nachfahrenden Kabine 2, 3 unterschritten. Dementsprechend leitet die Sicherheitseinrichtung
32 eine erste Bremsmassnahme ein. Gleichzeitig gibt die Sicherheitseinrichtung 32
eine Verzögerungskurve b vor. Nach Einleiten der ersten Bremsmassnahme wird die nachfahrende
Kabine 3 der Verzögerungskurve c2 entsprechend abgebremst. Zum Zeitpunkt t2 liegt
die Geschwindigkeit der nachfahrenden Kabine 3 über der vorgegebenen Verzögerungskurve
b. Dies veranlasst die Sicherheitseinrichtung 32 für die nachfahrende Kabine 3 eine
zweite Bremsmassnahme einzuleiten. Nach Einleiten der zweiten Bremsmassnahme wird
die nachfahrende Kabine 3 der Verzögerungskurve c3 entsprechend bis zum Stillstand
abgebremst. Während dieses zweistufigen Bremsvorgangs der nachfahrenden Kabine 3 kann
die vorausfahrende Kabine 2 mit der Geschwindigkeit c1 weiter verfahren werden.
[0033] Fig. 3. hingegen zeigt eine Situation, in der die beiden Kabinen 2,3 aufeinander
zufahren. Beide Kabinen 2, 3 werden entsprechend in die Fahrtrichtungen A', B' verfahren.
Eine obere Kabine 2 wird in Fahrtrichtung A' verfahren und eine untere Kabine 3 wird
in entgegengesetzter Fahrtrichtung B' verfahren. Beide Kabinen 2, 3 werden vor einem
Zeitpunkt t1' mit einer Geschwindigkeit c1' verfahren, die unterhalb der Nenngeschwindigkeit
n' liegt. Beim Zeitpunkt t1' wird der Sicherheitsabstand D' zwischen der ersten und
der zweiten Kabine 2, 3 unterschritten, wobei der Sicherheitsabstand D'=2D beträgt.
Dementsprechend leitet die Sicherheitseinrichtung 22, 32 für beide Kabinen 2, 3 eine
erste Bremsmassnahme ein. Gleichzeitig gibt die Sicherheitseinrichtung 22, 32 je für
beide Kabinen 2, 3 eine Verzögerungskurve b' vor. Nach Einleiten der ersten Bremsmassnahme
werden die erste und zweite Kabine 2, 3 der Verzögerungskurve c2' entsprechend abgebremst.
Zum Zeitpunkt t2' liegt die Geschwindigkeit der unteren Kabine 3 über der vorgegebenen
Verzögerungskurve b'. Dies veranlasst die Sicherheitseinrichtung 32 für die untere
Kabine 3 eine zweite Bremsmassnahme einzuleiten. Nach Einleitung der zweiten Bremsmassnahme
wird die untere Kabine 3 bis zum Stillstand der Verzögerungskurve c3' entsprechend
abgebremst. Die obere Kabine 2 hingegen bleibt nach Einleitung der ersten Bremsmassnahme
bis zum Erreichen des Stillstands stets unterhalb der vorgegebenen Verzögerungskurve
b'. Eine zweite Bremsmassnahme ist für die obere Kabine 2 nicht notwendig.
1. Aufzug (1) mit
- einer ersten (3) und einer zweiten Kabine (2), die entlang einer gemeinsamen Fahrbahn
verfahrbar sind,
- einer Sicherheitseinrichtung (22, 32), mit der die Kabinen (2, 3) überwachbar sind,
und
- einem Schachtinformationssystem (7), das mit der Sicherheitseinrichtung verbunden
ist und mit dem die Geschwindigkeit und die Position der beiden Kabinen bestimmbar
sind,
wobei mittels der Sicherheitseinrichtung (22, 32) für mindestens eine erste Kabine
(3) eine erste Bremsmassnahme einleitbar ist, wenn die beiden Kabinen (2, 3) einen
Sicherheitsabstand (D, D') unterschreiten, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Sicherheitseinrichtung (22, 32) beim Einleiten der ersten Bremsmassnahme
eine Verzögerungskurve (b, b') für die mindestens erste Kabine (2, 3) vorgebbar ist,
wobei mittels der Sicherheitseinrichtung (22, 32) bei Überschreiten der Verzögerungskurve
(b, b') für die mindestens erste Kabine (3) eine zweite Bremsmassnahme einleitbar
ist.
2. Aufzug (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass beide Kabinen (2, 3) je über einen Antrieb verfügen, wobei mittels der Sicherheitseinrichtung
(22, 32) der Antrieb ansteuerbar ist, um die erste Bremsmassnahme einzuleiten.
3. Aufzug (1) nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass beide Kabinen (2, 3) je über eine Kabinenbremse (23.1, 23.2, 33.1, 33.2) verfügen,
wobei mittels der Sicherheitseinrichtung (22, 32) die Kabinenbremse (23.1, 23.2, 33.1,
33.2) ansteuerbar ist, um die zweite Bremsmassnahme einzuleiten.
4. Aufzug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Kabine (2, 3) über einen Abstandsensor (25, 36) verfügt, mittels dem ein
Abstand zur zweiten Kabine (2, 3) feststellbar ist.
5. Aufzug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei gleichgerichteter Fahrtrichtung (A, B) der beiden Kabinen (2, 3), mittels der
Sicherheitseinrichtung (22, 23) nur für die nachfahrende erste Kabine (2, 3) eine
erste oder zweite Bremsmassnahme einleitbar ist.
6. Aufzug (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei entgegengesetzten Fahrtrichtung (A, B) der beiden Kabinen (2, 3), mittels der
Sicherheitseinrichtung (22, 32) für die erste und für die zweite Kabine (2, 3) je
eine erste oder zweite Bremsmassnahme einleitbar ist.
7. Aufzug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Sicherheitsabstand (D, D') geschwindigkeitsabhängig und/oder fahrtrichtungsabhängig
vorgebbar ist.
8. Aufzug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verzögerungskurve (b, b') geschwindigkeitsabhängig vorgebbar ist.