[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung des Kippmoments nach vorne um
die Vorderachse eines Flurförderzeugs. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung
ein Verfahren zur Bestimmung des Kippmoments eines Flurförderzeugs mit neigbaren Hubgerüst
zum Anheben einer Last, wobei das Hubgerüst in Hubgerüstlagerungspunkten drehbar gelagert
und in Neigungsabstützpunkten gegenüber einem Fahrzeugkörper abstandsveränderlich
geführt ist.
[0002] Flurförderfahrzeuge mit einem Hubgerüst zum Anheben von Lasten werden mit unterschiedlichen
Tragfähigkeiten hergestellt. Die Tragfähigkeit und insbesondere die maximale Traglast
des Flurförderzeuges werden dabei über das sogenannte Traglastdiagramm angegeben,
in das sowohl der Lastabstand einer Last zu dem Hubgerüst wie auch die Hubhöhe einbezogen
werden. So kann dem Traglastdiagramm entnommen werden, dass eine Last X bei einem
Lastabstand Y bis zur Höhe Z angehoben werden darf.
[0003] Diese Werte sind jedoch nur für Eckpunkte des Traglastdiagramms, wie zum Beispiel
bestimmte Lasten, angegeben und vom Fahrer müssen die Werte für die aktuelle Situation
etwa durch das Ablesen von Liniendiagrammen des Traglastdiagramms interpoliert werden.
Häufig sind dem Fahrer die Last, der Lastschwerpunkt sowie die Hubhöhe nicht bekannt,
so dass er die Stabilität des Flurförderzeugs nur schätzen kann.
[0004] Zur Unterstützung des Fahrers sind Systeme zur Messung und Anzeige der aktuellen
Last bzw. der aktuellen Hubhöhe bekannt. Durch die Anzeige dieser Werte kann der Fahrer
die Resttragfähigkeit des Flurförderzeugs besser, aber immer noch nicht genau bestimmen,
da ihm die Lage des Schwerpunkts nicht bekannt ist und er die Angaben in dem Traglastdiagramm
interpolieren muss.
[0005] Das Kippmoment eines Flurförderzeugs, insbesondere eines Gabelstaplers, kann in Bezug
auf verschiedene Kipplinien, die durch die Aufstandspunkte der Räder festgelegt werden,
betrachtet werden. Eine der wichtigsten dieser Kipplinien stellt die Verbindungslinie
der beiden Aufstandspunkte der Vorderräder an der Vorderachse dar, wobei diese Kipplinie
der Drehachse eines Kippens bei gebremsten, blockierten Rädern entspricht. Bei gelösten
Bremsen ist die Kipplinie in der Drehachse der Vorderräder oberhalb dieser Linie auf
dem Boden. Durch das Fahrzeuggewicht sowie das Gegengewicht wird der Gabelstapler
um diese Kipplinie gedreht in Richtung auf die Hinterachse. Durch das Eigengewicht
des Hubgerüstes, an dem mittels einer Lastgabel Lasten aufgenommen und angehoben werden
können, wird auf den Gabelstapler ein Drehmoment in Gegenrichtung um diese Kipplinie
bzw. bei gelösten Bremsen um die Vorderachse ausgeübt, insbesondere wenn eine Last
auf der Lastgabel auffliegt, die vor der Vorderachse angeordnet ist.
[0006] Aus der
EP 916527 A2 ist ein Verfahren zur Verbesserung der Kippstabilität von Flurförderzeugen bekannt.
Durch eine hydraulische Sperrvorrichtung wird die Hinterachse arretiert und die Standsicherheit
für ein seitliches Umkippen erhöht. Für ein Kippen nach vorne bringt das beschriebene
Verfahren keine Verbesserung.
[0007] Aus der
DE 10304658 A1 ist ein Verfahren zur Steuerung der Fahrstabilität bekannt, bei dem die Kippkräfte
sowie die in Längs- und Querrichtung wirkenden Beschleunigungen bestimmt werden. Nachteilig
an diesem Verfahren ist, dass eine Vielzahl von Sensoren benötigt wird.
[0008] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Bestimmung des
Kippmoments nach vorne um die Vorderachse eines Flurförderzeugs mit einem Hubgerüst
zur Verfügung zu stellen, das die Kippstabilität des Flurförderzeugs auf möglichst
einfache Art und Weise und mit geringem baulichen Aufwand bestimmen kann und zu einer
möglichst weitgehenden Entlastung eines Fahrers führt.
[0009] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Bestimmung des Kippmoments eines Flurförderzeugs
mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
des Verfahrens werden in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] Vorteilhaft wird bei einem Verfahren zur Bestimmung des Kippmoments nach vorne um
die Vorderachse eines Flurförderzeugs mit einem neigbaren Hubgerüst zum Anheben einer
Last, wobei das Hubgerüst in Hubgerüstlagerungspunkten drehbar gelagert und in Neigungsabstützpunkten
gegenüber einem Fahrzeugkörper abstandsveränderlich geführt ist und ein resultierendes
Drehmoment der Kräfte um eine Kipplinie als Drehachse der Vorderachse bestimmt wird,
in einem ersten Schritt ein Fahrzeuggewichtsdrehmoment aus dem Hebelarm eines Fahrzeugschwerpunkts
des Fahrzeugkörpers ohne Hubgerüst und ohne Last sowie der Gewichtskraft des Fahrzeugschwerpunkts
bestimmt. Sodann wird ein Neigungsabstützdrehmoment aus Haltekräften in den Neigungsabstützpunkten,
der Richtung der Haltekräfte und dem Hebelarm der Vorderachse senkrecht zu diesen
Haltekräften sowie ein Hubgerüstlagerungsdrehmoments aus einem wirksamen Hebelarm
der Hubgerüstlagerungspunkte gegenüber der Vorderachse und der in den Hubgerüstlagerungsunkten
eingeleiteten Abstützkraft bestimmt.
[0011] Zur Entlastung des Fahrers wird dadurch mittels eines einfachen Sensorsystems das
Kippmoment kontinuierlich berechnet und dem Fahrer in geeigneter Form angezeigt und/oder
es erfolgt ein Eingriff in die Steuerung des Flurförderzeugs. Es kann gegebenenfalls
nur eine Warnung des Fahrers bei Erreichen eines kritischen Beladungszustands und/oder
auch ein Eingriff in die Steuerung des Flurförderzeugen erfolgen. Betrachtet wird
hierbei nur das Drehmoment nach vorne um die Kipplinie Für die Bestimmung und Berechnung
der an der Vorderachse angreifenden Drehmomente sind allein Messwerte der Haltekräfte
in den Neigungsabstützpunkten, die Hubgerüstneigung und die Abstützkräfte in den Hubgerüstlagerungspunkten
erforderlich. Dadurch sind nur sehr wenige Sensoren erforderlich. Die Haltekräfte
in den Neigungsabstützpunkten werden im Regelfall über längenveränderliche Neigungsantriebe
übertragen, die sowohl am Hubgerüst wie auch am Fahrzeugkörper des Flurförderzeugs
drehbar gelagert sind. Dadurch ändert sich auch bei den Haltekräften in den Neigungsabstützpunkten
die Kraftrichtung mit der Neigung des Hubgerüstes. Jedoch ist auch hier die Winkeländerung
relativ gering, abhängig von der konkreten Ausführungsform des Hubgerüstes und der
Positionierung der Neigungabstützpunkte.
[0012] Wenn die genauen Richtungen dieser beiden Kräfte bekannt sind, lassen sich genauere
Werte für die Drehmomente bestimmen. Da jedoch die Neigung des Hubgerüstes nur um
einen kleinen Winkelwert erfolgt, kann eventuell auch bereits ein ausreichend genauer
Wert für das durch die Abstützkräfte erzeugte Drehmoment um die Vorderachse bestimmt
werden, wenn die in Hubgerüstlagerungspunkten eingeleitete Abstützkraft als senkrecht
angenommen wird.
[0013] Die Richtung der Kraft kann durch die mechanische Anordnung und die Hubgerüstneigung
berechnet werden oder vereinfachend mit einem festen Wert angenommen werden. Vorteilhaft
ergibt sich ein Verfahren zur Bestimmung der Kippstabilität, das einen geringen Rechenaufwand
erfordert und einfach und mit wenigen Sensoren umzusetzen ist. Dabei ist es möglich,
das Verfahren gegebenenfalls noch weiter zu vereinfachen, indem für die Haltekräfte
in den Neigungsabstützpunkten sowie für die Abstützkraft in den Hubgerüstlagerungspunkten
feste Werte für die Richtung der Kräfte angenommen werden. Im Regelfall werden die
Richtungen der Kräfte berücksichtigt. Zur Bestimmung des Kippmoments werden durch
das Verfahren die wesentlichen Drehmomentkräfte um die Vorderachse bestimmt, um das
resultierende Drehmoment an der Vorderachse zu berechnen. Das Drehmoment ergibt sich
jeweils aus dem Produkt von Hebelarm und drehmomentbildender Komponente des Kraftvektors.
Dabei entspricht der Abstand zwischen Achsmittelpunkt und Angriffspunkt des Kraftvektors
dem Hebelarm. Das Fahrzeuggewichtsdrehmoment entspricht dabei der Gewichtskraft des
Flurförderzeugs ohne Hubgerüst und Last multipliziert mit dem horizontalen Abstand
zwischen der Vorderachse und dem Schwerpunkt des Flurförderzeugs ohne Hubgerüst und
Last. Die Gewichtskraft und der Schwerpunkt können aus der Massenverteilung einmal
ermittelt werden und das daraus resultierende Fahrzeuggewichtsdrehmoment steht für
das Verfahren dann als bereits bestimmter Wert zur Verfügung. Vorteilhaft kann das
Verfahren in vielen Fällen ohne zusätzlichen Aufwand verwirklicht werden, da bereits
eine Messung der Last vorgesehen ist und aus dieser die Gesamtgewichtskraft des Hubgerüstes
sowie der Last bestimmt werden kann.
[0014] Vorteilhaft können die Haltekräfte in den Neigungsabstützungspunkten durch Kraftsensoren
bestimmt werden.
[0015] Eine einfache Möglichkeit der Erfassung der Haltekräfte stellen beispielsweise Druckmeßbolzen,
aber auch Dehnmeßstreifen oder Piezoelemente dar. Diese können in den Aufhängungspunkten
von Stellelementen für die Neigungsverstellung angeordnet sein.
[0016] In einer günstigen Weiterbildung des Verfahrens ist das Hubgerüst in den Neigungsabstützungspunkten
durch hydraulische Neigezylinder gelagert und die Haltekräfte in den Neigungsabstützpunkten
werden durch einen Differenzdruck der Neigezylinder bestimmt.
[0017] Dadurch können die Haltekräfte im Fall von hydraulischen Neigezylindern ohne größeren
Mehraufwand erfasst werden.
[0018] Vorteilhaft kann ein Erreichen der Endanschläge der Neigezylinder verhindert werden,
insbesondere durch eine elektronische Steuerung mit Endlagendämpfung.
[0019] Wenn ein hydraulischer Neigezylinder an seinem Endanschlag steht, erfasst der Differenzdruck
nicht die übertragenen Kräfte. Durch eine elektronische Steuerung, insbesondere in
Verbindung mit einer Entlagendämpfung, die den Neigezylinder kurz vor den Endlagen
abbremst, kann der hydraulische Neigezylinder in einer Position mit einem geringfügigen
Abstand zu der jeweiligen Endlage angehalten werden.
[0020] Die in die Hubgerüstlagerungspunkte eingeleitete Abstützkraft kann aus dem Druck
eines hydraulischen Hubzylinders des Hubgerüstes sowie der bekannten Gewichtskraft
des Hubgerüstes bestimmt werden.
[0021] Durch den Druck im hydraulischen Hubzylinder kann die Gewichtskraft einer aufliegenden
Last bestimmt werden.
[0022] In einer Weiterbildung des Verfahrens kann die in die Hubgerüstlagerungspunkte eingeleitete
Abstützkraft durch Kraftsensoren bestimmt werden.
[0023] Eine einfache Möglichkeit der Erfassung der Abstützkraft stellen beispielsweise Druckmeßbolzen,
aber auch Dehnmeßstreifen oder Piezoelemente dar.
[0024] Vorteilhaft wird die Neigung des Hubgerüstes bestimmt und die Richtung der Haltekräfte
in den Neigungsabstützungspunkten aus der Neigung des Hubgerüstes bestimmt.
[0025] Dadurch kann die Bestimmung der drehmomentbildenden Haltekräfte in den Neigungsabstützpunkten
genauer erfolgen.
[0026] Richtung und Betrag der in den Hubgerüstlagerungspunkten eingeleiten Abstützkraft
können durch die Neigung des Hubgerüstes, der Richtung und dem Betrag der Haltekräfte
in den Neigungsabstützpunkte und einem ermittelten Lastgewicht bestimmt werden.
[0027] Die Abstützkraft in den Hubgerüstlagerungspunkten kann in Richtung und Betrag über
die nach Betrag und Richtung bekannten Haltekräfte in den Neigungsabstützungspunkten
sowie einem gemessenen Anteil der Abstützkraft berechnet werden. Der senkrechte Anteil
der Abstützkraft kann beispielsweise über die Lastmessung und ein bekanntes Gewicht
des Hubgerüstes bestimmt werden.
[0028] In einer günstigen Ausgestaltung des Verfahrens werden Beschleunigungen bzw. Verzögerungen
und/oder eine Neigung des Flurförderzeugs erfasst.
[0029] Damit das beschriebene Verfahren nicht nur mit einem stehenden Fahrzeug in der Ebene
genügend genaue Werte für die Kippstabilität liefert, muss die die Neigung des Flurförderzeugs,
etwa wenn ein Gabelstapler auf einer Rampe steht mit betrachtete werden. Die Erfassung
der Neigung des gesamten Flurförderzeugs kann zum Beispiel durch einen eigenen Neigungssensor
erfolgen. Ebenso müssen Beschleunigung und Verzögerung des Flurförderzeugs berücksichtigt
werden und in die Bestimmung der Kippstabilität mit einbezogen werden. Dies kann z.B.
über einen Beschleunigungssensor erfolgen. Durch einen Beschleunigungssensor lässt
sich zugleich auch die Fahrzeugneigung bestimmen, wenn eine zusätzliche Information
über die Drehzahl des Fahrantriebs bzw. dessen Änderung vorliegt. Dadurch lässt sich
vorteilhaft die Genauigkeit der Bestimmung der Kippstabilität verbessern,
[0030] In einer Weiterbildung des Verfahrens wird während einer Bremswirkung an der Vorderachse
ein resultierendes Drehmoment um einen von der Vorderachse in Richtung auf den Aufstandspunkt
der Vorderräder verschobenen Kipplinie als Drehachse bestimmt.
[0031] Bei einem gebremsten Flurförderzeug, etwa wenn die Handbremse oder Fußbremse betätigt
ist, verschiebt sich die Kipplinie aus der Drehachse der in Richtung des Punktes der
Vorderradauflage. Somit müssen die Drehmomente für die Bestimmung der Kippstabilität
beim Bremsen um diese verschobene Kipplinie gebildet werden, während bei dem zuvor
beschriebenen Verfahren die Drehmomente stets um die Drehachse der Vorderachse als
Kipplinie bestimmt wurden. Bei bis zur Blockade abgebremster Vorderachse können sich
die Räder der Vorderachse nicht mehr drehen und die Kipplinie entspricht der Verbindungslinie
der beiden Aufstandspunkte der Vorderachse. Mit sich verstärkender Abbremsung werden
die Zwischenwerte zwischen der Drehachse der Vorderachse und dieser Linie eingenommen.
[0032] Als Stabilitätskriterium kann das Unterschreiten des resultierenden Drehmoments unter
ein Mindestdrehmoment überwacht werden, wobei das Mindestdrehmoment das Flurförderzeug
auf die Hinterachse dreht.
[0033] Damit ein Flurförderzeugen mit einem Hubgerüst, das an, oder vor der Vorderachse
angeordnet ist, in allen Betriebssituationen sowohl mit Last, als auch ohne Last und
auch auf schrägen Ebenen sich immer in einem stabilen Bereich in Bezug auf das Kippen
über die Vorderachse befindet, muss das resultierende Gesamtdrehmoment stets das Flurförderzeug
auf die Hinterachse drehen und einen gewissen Mindestwert aufweisen.
[0034] Ein Abstand bis zum Erreichen des Mindestdrehmoments bzw. ein Unterschreiten des
Mindestdrehmoments kann vorteilhaft durch eine Anzeigevorrichtung angezeigt werden.
[0035] Dadurch kann ein Warnhinweis an einen Fahrer gegeben werden.
[0036] In einer Weiterbildung des Verfahrens erfolgt bei einem Unterschreiten des Mindestdrehmoments
ein Eingriff in die Fahrzeugsteuerung, insbesondere durch Begrenzen von Parametern,
wie Bremsverzögerung und/oder Fahrgeschwindigkeit und/oder Lenkeinschlag und/oder
Hubhöhe und/oder Neigegeschwindigkeit. In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
verwendet bei einem System bestehend aus einem Flurförderzeug und einer Mehrzahl verschiedener
Hubgerüste für dieses Flurförderzeug eine Steuerung für das Fahrzeuggewichtsdrehmoment
einen zuvor ermittelten und abgespeicherten Wert und werden das Neigungsabstützdrehmoment
sowie das Hubgerüstlagerungsdrehmoment jeweils aus Messwerten bestimmt.
[0037] Besonders vorteilhaft ist, dass im Rahmen der Entwicklung eines Flurförderzeugs die
Gewichtsverteilung und der Schwerpunkt des Fahrzeugkörpers ohne das Hubgerüst relativ
genau ermittelt werden kann. Dadurch kann das Fahrzeuggewichtsdrehmoment als fester
Wert in einer Steuerung abgespeichert werden und durch diesen Wert bestimmt werden.
An einem bestimmten Typ eines Flurförderzeugs werden oft eine große Anzahl verschiedener
Ausführungsformen von Hubgerüsten angebracht, die zu abweichenden Werten für die Kippstabilität
führen. Besonders vorteilhaft ist mit dem erfindungsgemäßen Verfahren dann keine Anpassung
einer Software der Steuerung oder ähnliches erforderlich, da durch die erfassten und
bestimmten Kräfte auch bei abweichenden und unterschiedlichen Hubgerüsten sich automatisch
eine korrekte Berechnung der Kippstabilität ergibt, wenn allein die Drehmomente um
die Vorderachse betrachtet werden und ein gewisses für die Kippstabilität erforderliches
resultierendes Gesamtdrehmoment in Richtung der Hinterachse gefordert wird.
[0038] Zur weiteren Verbesserung der Genauigkeit des Verfahrens kann zusätzlich die Hubhöhe
mit einbezogen werden. So kann durch Erfassung der Hubhöhe die Bewertung des Abstands
bis zu der Kippgrenze und somit der Kippstabilität abweichend bewertet werden. Zum
Beispiel kann eine Warnung bei großer Hubhöhe schon früher als bei kleinen Hubhöhen
erfolgen
[0039] Durch das Verfahren zur Bestimmung der Kippstabilität von Flurförderzeugen kann der
Fahrer bei seiner Transportaufgabe unterstützt werden und die Betriebssicherheit im
Einsatz erhöht werden. Das beschriebene Verfahren kommt mit einer geringen Anzahl
von Sensoren aus, welche zum Teil bereits schon für andere Funktionen in einem Flurförderzeug
verbaut sind. Hierdurch kann das Verfahren kostengünstig umgesetzt werden.
[0040] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand der in den schematischen
Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert. Hierbei zeigt
- Fig. 1
- schematisch in Seitenansicht einen Gabelstapler als Ausführungsbeispiel eines Flurförderzeugs,
bei dem das erfindungsgemäße Verfahren zur Anwendung kommt,
- Fig. 2
- schematisch eine Darstellung der auftretenden Kräfte und
- Fig. 3
- schematisch eine Darstellung der auftretenden Drehmomente um die Vorderachse.
[0041] Die Fig. 1 zeigt schematisch in Seitenansicht einen Gabelstapler 1 als Ausführungsbeispiel
eines Flurförderzeugs 2, bei dem das erfindungsgemäße Verfahren zur Anwendung kommt.
Der Gabelstapler 1 hat ein an einer Vorderachse 3 angeordnetes Hubgerüst 4, an dem
eine Lastgabel 5 zum Anheben einer Last 6 geführt ist. Der Gabelstapler 1 weist über
einer Hinterachse 7 ein Gegengewicht 8 auf. Innerhalb einer Fahrerschutzkabine 9 ist
ein Fahrerarbeitsplatz 10 angeordnet. Über einen Neigeantrieb 11, der als hydraulischer
Neigezylinder 12 ausgeführt ist, kann das Hubgerüst 4 geneigt werden. Das Hubgerüst
4 ist an seinem unteren Ende in Hubgerüstlagerungspunkten 13 abgestützt und wird durch
den Neigeantrieb 11 in Neigungsabstützpunkten 14 gegenüber dem Gabelstapler 1 abstandsveränderlich
geführt, um das Hubgerüst 4 neigen zu können. Die Gewichtskraft des Gabelstaplers
2 ohne die Last 6 und das Gewicht des Hubgerüstes 4 wirkt in einem Fahrzeugschwerpunkt
15.
[0042] Die Fig. 2 zeigt schematisch eine Darstellung der auftretenden Kräfte. Dargestellt
sind die Vorderachse 3 und die Hinterachse 7 sowie die Hubgerüstlagerungspunkte 13,
die Neigungsabstützpunkte 14 sowie der Fahrzeugschwerpunkt 15. In der Darstellung
der Fig. 2 sind die auftretenden Kräfte der Abstützkraft A in den Hubgerüstlagerungspunkten
13, der Haltekräfte F
zyl in den Neigungabstützpunkten 14 und der Gewichtskraft F
St in dem Fahrzeug Schwerpunkt 15 zerlegt in ihre horizontale Komponente x und ihre
vertikalen Komponente z dargestellt. Weiter sind noch jeweils die vertikalen Abstände
h
A, h
zyl, h
St und horizontalen Abstände S
A, S
zyl, S
St der Abstützkraft A, der Haltekräfte F
zyl und der Gewichtskraft F
St,z dargestellt.
[0043] Die Fig. 3 zeigt schematisch eine Darstellung der auftretenden Drehmomente um die
Vorderachse 3. Dargestellt sind die Vorderachse 3 und die Hinterachse 7 sowie die
Hubgerüstlagerungspunkte 13, die Neigungabstützpunkte 14 sowie der Fahrzeugschwerpunkt
15. Die Abstützkraft A erzeugt mit einem Hebelarm I
A das Hubgerüstlagerungsdrehmoment, die Haltekräfte F
zyl erzeugen mit einem Hebelarm I
zyl das Neigungsabstütztdrehmoment und die in dem Fahrzeugschwerpunkt 15 wirkende Kraft
F
St erzeugt mit einem Hebelarm I
St das Fahrzeuggewichtsdrehmoment, das ersatzweise als durch die rein senkrechte Gewichtskraft
F
St,z des Fahrzeugschwerpunkts mit dem horizontalen Anteil des Hebelarms L
St,z erzeugt angesehen werden kann. Durch die hier schematisch dargestellte Betrachtung
allein der wirkenden Drehmomente um die Vorderachse 7, kann einfach und schnell an
unterschiedliche Hubgerüste (4) anpassbar das Kippmoment bestimmt werden. Insbesondere
weist das erfindungsgemäße Verfahren Vorteile auf, wenn eine Vielzahl unterschiedlicher
Hubgerüstausführungen an einem Flurförderzeug (2) zum Einsatz kommt.
1. Verfahren zur Bestimmung des Kippmoments nach vorne um die Vorderachse eines Flurförderzeugs
(2) mit einem neigbaren Hubgerüst (4) zum Anheben einer Last (6),
wobei das Hubegrüst (4) in Hubgerüstlagerungspunkten (13) drehbar gelagert und in
Neigungsabstützpunkten (14) gegenüber einem Fahrzeugkörper abstandsveränderlich geführt
ist,
wobei ein resultierendes Drehmoment der Kräfte um eine Kipplinie als Drehachse der
Vorderachse (3) bestimmt wird, mit den Schritten:
- Bestimmen eines Fahrzeuggewichtsdrehmoments aus dem Hebelarm (ISt) eines Fahrzeugschwerpunkts (15) des Fahrzeugkörpers ohne Hubgerüst (4) und ohne
Last (6) sowie der Gewichtskraft (FSt,z) des Fahrzeugschwerpunkts (15),
- Bestimmen eines Neigungsabstützdrehmoments aus Haltekräften (Fzyl) in den Neigungsabstützpunkten (14), der Richtung der Haltekräfte (Fzyl) und dem Hebelarm (Izyl) der Vorderachse senkrecht zu diesen Haltekräften (Fzyl),
- Bestimmen eines Hubgerüstlagerungsdrehmoments aus einem wirksamen Hebelarm (IA) der Hubgerüstlagerungspunkte (13) gegenüber der Vorderachse (7) und der in den Hubgerüstlagerungspunkten
(13) eingeleiteten Abstützkraft (A).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Haltekräfte in den Neigungsabstützungspunkten (14) durch Kraftsensoren bestimmt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hubgerüst (4) in den Neigungsabstützungspunkten (14) durch hydraulische Neigezylinder
gelagert ist und die Haltekräfte (Fzyl) in den Neigungsabstützpunkten (14) durch einen Differenzdruck der Neigezylinder
bestimmt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Erreichen der Endanschläge der Neigezylinder verhindert wird, insbesondere durch
eine elektronische Steuerung mit Endlagendämpfung.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die in die Hubgerüstlagerungspunkte (13) eingeleitete Abstützkraft (A) aus dem Druck
eines hydraulischen Hubzylinder des Hubgerüstes (4) sowie der bekannten Gewichtskraft
des Hubgerüstes (4) bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die in die Hubgerüstlagerungspunkte (13) eingeleitete Abstützkraft (A) durch Kraftsensoren
bestimmt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Neigung des Hubgerüstes (4) bestimmt wird und die Richtung der Haltekräfte (Fzyl) in den Neigungsabstützungspunkten (14) aus der Neigung des Hubgerüstes (4) bestimmt
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass Richtung und Betrag der in den Hubgerüstlagerungspunkten (13) eingeleiten Abstützkraft
(A) durch die Neigung des Hubgerüstes (4), der Richtung und dem Betrag der Haltekräfte
(Fzyl) in die Neigungsabstützpunkte (14) und einem ermittelten Lastgewicht bestimmt werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass Beschleunigungen bzw. Verzögerungen und/oder eine Neigung des Flurförderzeugs (2)
erfasst werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass während einer Bremswirkung an der Vorderachse (3) ein resultierendes Drehmoment um
einen von der Vorderachse (3) in Richtung auf den Aufstandspunkt der Vorderräder verschobene
Kipplinie als Drehachse bestimmt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Stabilitätskriterium das Unterschreiten des resultierenden Drehmoments unter
ein Mindestdrehmoment überwacht wird, wobei das Mindestdrehmoment das Flurförderzeug
(2) auf die Hinterachse (7) dreht.
12. Verfahren nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Abstand bis zum Erreichen des Mindestdrehmoments bzw. ein Unterschreiten des
Mindestdrehmoments durch eine Anzeigevorrichtung angezeigt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Unterschreiten des Mindestdrehmoments ein Eingriff in die Fahrzeugsteuerung
erfolgt, insbesondere durch Begrenzen von Parametern, wie Bremsverzögerung und/oder
Fahrgeschwindigkeit und/oder Lenkeinschlag und/oder Hubhöhe und/oder Neigegeschwindigkeit.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem System bestehend aus einem Flurförderzeug (2) und einer Mehrzahl verschiedener
Hubgerüste (4) für dieses Flurförderzeug (2) eine Steuerung für das Fahrzeuggewichtsdrehmoment
einen zuvor ermittelten und abgespeicherten Wert verwendet und das Neigungsabstützdrehmoment
sowie das Hubgerüstlagerungsdrehmoment jeweils aus Messwerten bestimmt.