Gebiet der Erfindung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Metallisieren elektrisch nichtleitender
Kunststoffoberflächen von Gegenständen unter Verwendung von Beizlösungen, die frei
von hexavalentem Chrom sind. Die Beizlösungen basieren auf Permanganatlösungen. Nach
der Behandlung mit den Beizlösungen können die Gegenstände mittels bekannter Verfahren
metallisiert werden.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Gegenstände aus elektrisch nichtleitendem Kunststoff können mit einem stromlosen
Metallisierungsverfahren oder alternativ mit einem Direktgalvanisierungsverfahren
metallisiert werden. Bei beiden Verfahren wird der Gegenstand zunächst gereinigt und
gebeizt, dann mit einem Edelmetall behandelt und schließlich metallisiert. Die Beizung
wird typischerweise mittels Chromschwefelsäure vorgenommen. Die Beizung dient dazu,
die Oberfläche des Gegenstandes für die nachfolgende Metallisierung empfänglich zu
machen, sodass die Oberflächen der Gegenstände in den nachfolgenden Behandlungsschritten
mit den jeweiligen Lösungen gut benetzt werden und das abgeschiedene Metall schließlich
auf der Oberfläche ausreichend fest haftet.
[0003] Zur Beizung wird die Oberfläche von Gegenständen beispielsweise aus Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer
(ABS-Copolymer) unter Verwendung von Chromschwefelsäure geätzt, sodass sich oberflächlich
Mikrokavernen bilden, in denen sich Metall abscheidet und dort anschließend fest haftet.
Im Anschluss an die Beizung wird der Kunststoff für die stromlose Metallisierung mittels
eines Aktivators, der ein Edelmetall enthält, aktiviert und danach stromlos metallisiert.
Anschließend kann auch eine dickere Metallschicht elektrolytisch aufgebracht werden.
Im Falle des Direktgalvanisierungsverfahrens, das ohne stromlose Metallisierung auskommt,
wird die gebeizte Oberfläche typischerweise mit einer Palladiumkolloid-Lösung behandelt.
Anschließend wird die Oberfläche mit einer alkalischen Lösung, die mit einem Komplexbildner
komplexierte Kupferionen zur Erhöhung der Leitfähigkeit enthält, in Kontakt gebracht.
Dieser Schritt führt zur Ausbildung einer Kupferschicht und damit zu einer Metallschicht
auf der Oberfläche des Gegenstands mit erhöhter Leitfähigkeit. Daran anschließend
kann der Gegenstand direkt elektrolytisch metallisiert werden (
EP 1 054 081 B1). Beizlösungen auf Basis von Chromschwefelsäure sind jedoch toxisch und sollen deshalb
möglichst ersetzt werden.
[0004] In der Literatur sind Versuche beschrieben, Beizlösungen auf Basis von Chromschwefelsäure
durch solche enthaltend Permanganatsalze zu ersetzen. Die Verwendung von Permanganaten
in alkalischem Medium zur Metallisierung von Leiterplatten als Träger elektronischer
Schaltungen ist seit langem etabliert. Da die sechswertige Stufe (Manganat), die bei
der Oxidation entsteht, wasserlöslich ist und im Alkalischen eine ausreichende Stabilität
aufweist, kann das Manganat ähnlich wie auch das dreiwertige Chrom zu dem ursprünglichen
Oxidationsmittel, in diesem Fall dem Permanganat, wieder elektrolytisch zurück oxidiert
werden. In der Schrift
DE 196 11 137 A1 ist die Verwendung des Permanganats auch zur Metallisierung anderer Kunststoffe als
Leiterplattenmaterial beschrieben. Für die Metallisierung von ABS-Kunststoffen hat
sich eine Lösung aus alkalischem Permanganat als nicht geeignet erwiesen, da auf diese
Weise eine verlässliche, ausreichende Haftfestigkeit zwischen Metallschicht und Kunststoffsubstrat
nicht erzeugt werden konnte. Diese Haftfestigkeit wird im Streifenabzugstest ("peel
test") ermittelt. Sie sollte mindestens einen Wert von 0,4 N/mm aufweisen.
[0005] In
EP 1 0010 52 ist eine saure Permanganatlösung, die zur Verwendung bei der Kunststoffgalvanisierung
geeignet sein soll, offenbart. Die dort beschriebenen Lösungen unterscheiden sich
in mehrfacher Hinsicht von der vorliegenden Erfindung, zum Beispiel, weil sie sehr
hohe Säurekonzentrationen und sehr geringe Permanganatkonzentrationen verwenden (z.B.
15 M H
2SO
4 und 0,05 M KMnO
4).
EP 1 0010 52 berichtet nicht über die mit dieser Beizbehandlung erzielbaren Haftfestigkeiten.
Eigene Versuche haben gezeigt, dass die Haftfestigkeiten unter einem Wert von 0,4
N/mm liegen. Außerdem sind die in
EP 1 0010 52 beschriebenen Lösungen nicht stabil. Eine konstante Qualität der Metallisierung kann
deshalb nicht erreicht werden.
[0006] Als Alternative zur Chromschwefelsäure werden in
WO 2009/023628 A2 stark saure Lösungen enthaltend ein Alkalipermanganat-Salz vorgeschlagen. Die Lösung
enthält etwa 20 g/l Alkalipermanganat-Salz in 40 - 85 Gew.-% Phosphorsäure. Solche
Lösungen bilden kolloidale Mangan(IV)spezies, die sich schwer abtrennen lassen. Gemäß
der
WO 2009/023628 A2 führen die Kolloide bereits nach kurzer Zeit dazu, dass eine Beschichtung ausreichender
Qualität nicht mehr möglich ist. Zur Lösung des Problems schlägt die
WO 2009/023628 A2 vor, Mangan(VII)-Quellen einzusetzen, die keine Alkali- oder Erdalkaliionen enthalten.
Die Herstellung solcher Mangan(VII)-Quellen ist jedoch aufwendig. Nach wie vor wird
deshalb die toxische Chromschwefelsäure zur Beizbehandlung von Kunststoffen eingesetzt.
[0007] Bei der konventionellen Galvanisierung von Kunststoff-Substraten, bei der zunächst
außenstromlos eine erste Metallschicht abgeschieden wird, reichen manchmal weniger
als 1mg/m
2 Palladium auf der Kunststoffoberfläche aus, um die außenstromlose Metallabscheidung
zu starten. Bei der Direktgalvanisierung, die ohne stromlose Metallisierung auskommt,
werden mindestens 30mg/m
2 bis 50mg/m
2 Palladium auf der Kunststoffoberfläche benötigt, um eine elektrolytische Metallisierung
zu ermöglichen. 40mg/m
2 Palladium sind in der Regel für die Direktgalvanisierung ausreichend. Diese Mindestmengen
an Palladium auf Kunststoffoberflächen sind bisher nur zu erreichen, wenn die Kunststoffoberflächen
vor der Metallisierung mit toxischer Chromschwefelsäure gebeizt wurden.
Beschreibung der Zeichnungen
[0008]
- Figur 1:
- Einfluss der Behandlung von Kunststoffoberflächen mit verschiedenen Beizbehandlungen
auf die Belegung der Kunststoffoberfläche mit Palladium.
- Figur 2:
- Einfluss der Behandlungsdauer von Kunststoffoberflächen mit Lösungen von Glykolverbindungen
auf die Haftfestigkeiten nachfolgend aufgebrachter Metallschichten, auf abgelagerte
Mangandioxid-Mengen und auf gebundene Palladium-Mengen.
- Figur 3A:
- Einfluss der Temperatur eines alkalischen Beizschritts auf die Haftfestigkeit, wenn
dieser nach einem sauren Beizschritt im erfindungsgemäßen Metallisierungsverfahren
ausgeführt wird.
- Figur 3B:
- Einfluss der Behandlungsdauer eines alkalischen Beizschritts auf die Haftfestigkeit
und die gebundene Palladium-Menge, wenn dieser nach einem sauren Beizschritt im erfindungsgemäßen
Metallisierungsverfahren ausgeführt wird.
Beschreibung der Erfindung
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt von daher das Problem zugrunde, dass es bisher nicht
möglich ist, mit einer ausreichenden Prozesssicherheit und Haftfestigkeit der nachfolgend
aufgebrachten Metallschichten eine Metallisierung von Gegenständen aus elektrisch
nichtleitendem Kunststoff auf ökologisch unbedenkliche Weise zu erreichen. Weiter
ist es bisher nicht möglich, eine haftfeste, großflächige Metallisierung von Gegenständen
aus elektrisch nichtleitendem Kunststoff per Direktgalvanisierung zu erhalten, wenn
der Kunststoff nicht vor der Metallisierung mit Chromschwefelsäure gebeizt wurde.
[0010] Es besteht daher die Aufgabe, Beizlösungen für elektrisch nichtleitende Kunststoffoberflächen
von Gegenständen zu finden, die nicht toxisch sind, jedoch eine ausreichende Haftfestigkeit
der aufgebrachten Metallschichten auf der Kunststoffoberfläche liefern. Eine weitere
Aufgabe besteht darin, Beizlösungen für elektrisch nichtleitende Kunststoffoberflächen
von Gegenständen zu finden, die nicht toxisch sind und die die Direktgalvanisierung
der elektrisch nichtleitenden Kunststoffoberflächen ermöglichen.
[0011] Diese Aufgaben werden mit dem folgenden erfindungsgemäßen Verfahren gelöst: Verfahren
zum Metallisieren von elektrisch nichtleitenden Kunststoffoberflächen von Gegenständen,
umfassend die Verfahrensschritte:
- A) Behandeln der Kunststoffoberfläche mit Beizlösungen;
- B) Behandeln der Kunststoffoberfläche mit einer Lösung eines Kolloids oder einer Verbindung
eines Metalls; und
- C) Metallisieren der Kunststoffoberfläche mit einer Metallisierungslösung;
dadurch gekennzeichnet, dass die Beizlösungen mindestens eine saure Beizlösung und
mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen.
[0012] Unter Gegenständen werden im Rahmen dieser Erfindung Gegenstände verstanden, die
aus mindestens einem elektrisch nichtleitenden Kunststoff gefertigt sind oder die
mit mindestens einer Schicht mindestens eines elektrisch nichtleitenden Kunststoffs
bedeckt sind. Die Gegenstände weisen also Oberflächen aus mindestens einem elektrisch
nichtleitenden Kunststoff auf. Unter Kunststoffoberflächen werden im Rahmen dieser
Erfindung diese besagten Oberflächen der Gegenstände verstanden.
[0013] Die Verfahrensschritte der vorliegenden Erfindung werden in der angegebenen Reihenfolge,
nicht notwendigerweise aber unmittelbar aufeinander folgend durchgeführt. Es können
weitere Verfahrensschritte und zusätzlich jeweils Spülschritte, vorzugsweise mit Wasser,
zwischen den Schritten durchgeführt werden.
[0014] Durch das erfindungsgemäße Beizen der Kunststoffoberfläche mit Beizlösungen, die
mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen
(Verfahrensschritt A)), werden deutlich höhere Haftfestigkeiten der auf die Kunststoffoberflächen
aufzubringenden Metallschicht oder Metallschichten erreicht als mit den bereits bekannten
Behandlungen, z.B. mit Chromschwefelsäure, oder bekannten, einzeln angewendeten sauren
oder alkalischen Permanganatlösungen.
[0015] Weiter führt das erfindungsgemäße Beizen der Kunststoffoberfläche mit Beizlösungen,
die mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen
(Verfahrensschritt A)) zu einer deutlich höheren Belegung der Kunststoffoberflächen
mit einem Metall während der Aktivierung der Kunststoffoberflächen mit einer Lösung
eines Kolloids oder einer Verbindung eines Metalls. Dadurch ist zum einen nachfolgend
nicht nur eine außenstromlose Metallisierung der Kunststoffoberflächen möglich, sondern
auch die Direktgalvanisierung der Kunststoffoberflächen, das heißt, die Kunststoffoberflächen
werden nicht außenstromlos metallisiert sondern mit einem elektrolytischen Verfahren
direkt metallisiert. Diese Effekte werden bei bekannten Beizbehandlungen, z.B. mit
Chromschwefelsäure, oder bekannten, einzeln angewendeten sauren oder alkalischen Permanganatlösungen
nicht beobachtet.
[0016] Die Kunststoffoberflächen sind aus mindestens einem elektrisch nichtleitenden Kunststoff
gefertigt. In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird der mindestens
eine elektrisch nichtleitende Kunststoff ausgewählt aus der Gruppe enthaltend ein
Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS-Copolymer), ein Polyamid (PA), ein Polycarbonat
(PC) und eine Mischung eines ABS-Copolymers mit mindestens einem weiteren Polymer.
[0017] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der elektrisch nichtleitende
Kunststoff ein ABS-Copolymer oder eine Mischung eines ABS-Copolymers mit mindestens
einem weiteren Polymer. Besonders bevorzugt ist das mindestens eine weitere Polymer
Polycarbonat (PC), das heißt besonders bevorzugt sind ABS/PC-Mischungen.
[0018] In einer Ausführungsform der Erfindung kann vor Verfahrensschritt A) folgender weiterer
Verfahrensschritt durchgeführt werden:
Behandeln des Gestells mit einer Lösung enthaltend eine Quelle für Iodationen.
[0019] Das Behandeln des Gestells mit einer Lösung enthaltend eine Quelle für Iodationen
wird im Folgenden auch als Schützen des Gestells bezeichnet. Das Schützen des Gestells
kann zu verschiedenen Zeitpunkten während des erfindungsgemäßen Verfahrens stattfinden.
Zu dem Zeitpunkt vor Verfahrensschritt A) sind die Gegenstände noch nicht in dem Gestell
befestigt. Das Gestell wird also allein, ohne die Gegenstände, mit der Lösung enthaltend
eine Quelle für Iodationen behandelt.
[0020] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann vor Verfahrensschritt A) folgender
weiterer Verfahrensschritt durchgeführt werden:
Befestigen des Gegenstands oder der Gegenstände in einem Gestell.
[0021] Dieser weitere Verfahrensschritt wird im Folgenden als Befestigungsschritt bezeichnet.
Das Befestigen der Gegenstände in Gestellen ermöglicht die gleichzeitige Behandlung
einer großen Zahl von Gegenständen mit den aufeinanderfolgenden Lösungen der einzelnen
Verfahrensschritte sowie die elektrische Kontaktierung während der letzten Schritte
zur elektrolytischen Abscheidung einer oder mehrerer Metallschichten herzustellen.
Die Behandlung der Gegenstände gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird vorzugsweise
in einem herkömmlichen Tauchverfahren durchgeführt, indem die Gegenstände nacheinander
in Lösungen in Behältern eingetaucht werden, in denen die jeweilige Behandlung stattfindet.
In diesem Falle können die Gegenstände entweder an Gestellen befestigt oder in Trommeln
eingefüllt in die Lösungen eingetaucht werden. Alternativ können die Gegenstände auch
in so genannten Durchlaufanlagen, indem sie beispielsweise auf Horden liegen und in
horizontaler Richtung kontinuierlich durch die Anlagen befördert werden, behandelt
werden. Eine Befestigung an Gestellen ist bevorzugt. Die Gestelle sind in der Regel
selbst mit Kunststoff beschichtet. Bei dem Kunststoff handelt es sich meist um Polyvinylchlorid
(PVC).
[0022] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Schützen des Gestells vor
dem Befestigungsschritt durchgeführt werden.
[0023] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird vor dem Verfahrensschritt
A) folgender weiterer Verfahrensschritt durchgeführt:
Behandeln der Kunststoffoberfläche in einer wässrigen Lösung enthaltend mindestens
eine Glykolverbindung.
[0024] Dieser weitere Verfahrensschritt wird im Folgenden als Vorbehandlungsschritt bezeichnet.
Durch diesen Vorbehandlungsschritt wird die Haftfestigkeit zwischen dem Kunststoff
und der Metallschicht erhöht.
[0025] Falls vor Verfahrensschritt A) zusätzlich der Befestigungsschritt durchgeführt wurde,
wird der Vorbehandlungsschritt zwischen dem Befestigungsschritt und dem Verfahrensschritt
A) durchgeführt.
[0026] Unter einer Glykolverbindung werden Verbindungen der folgenden allgemeinen Formel
(I) verstanden:

worin
n eine ganze Zahl zwischen 1 und 4 bedeutet; und
R1 und R2 unabhängig voneinander bedeuten -H, -CH
3, -CH
2-CH
3, -CH
2-CH
2-CH
3, -CH(CH
3)-CH
3, -CH
2-CH
2-CH
2-CH
3, -CH(CH
3)-CH
2-CH
3, -CH
2-CH(CH
3)-CH
3, -CH
2-CH
2-CH
2-CH
2-CH
3, -CH(CH
3)-CH
2-CH
2-CH
3, -CH
2-CH(CH
3)-CH
2-CH
3, -CH
2-CH
2-CH(CH
3)-CH
3, -CH(CH
2-CH
3)-CH
2-CH
3, -CH
2-CH(CH
2-CH
3)-CH
3, -CO-CH
3, -CO-CH
2-CH
3, -CO-CH
2-CH
2-CH
3, -CO-CH(CH
3)-CH
3, -CO-CH(CH
3)-CH
2-CH
3, -CO-CH
2-CH(CH
3)-CH
3, -CO-CH
2-CH
2-CH
2-CH
3.
[0027] Entsprechend der allgemeinen Formel (I) gehören zu den Glykolverbindungen die Glykole
selbst sowie Glykolderivate. Zu den Glykolderivaten werden die Glykolether, die Glykolester
und die Glykoletherester gerechnet. Bei den Glykolverbindungen handelt es sich um
Lösungsmittel.
[0028] Bevorzugte Glykolverbindungen sind Ethylenglykol, Diethylenglykol, Ethylenglykolmonomethyletheracetat,
Ethylenglykolmonoethyletheracetat, Ethylenglykolmonopropyletheracetat, Ethylenglykolacetat,
Diethylenglykolmonoethyletheracetat, Diethylenglykolmonomethyletheracetat, Diethylenglykolmonopropyletheracetat,
Butylglykol, Ethylenglykolmonobutylether, Ethylenglykoldiacetat und Mischungen davon.
Besonders bevorzugt sind Diethylenglykolmonoethyletheracetat, Ethylenglykolacetat,
Ethylenglykoldiacetat, Butylglykol und Mischungen davon.
[0029] Bei Verwendung von Glykolestern und Glykoletherestern ist es sinnvoll, den pH-Wert
der wässrigen Lösung der Glykolverbindung durch geeignete Maßnahmen im neutralen Bereich
zu halten, um die Hydrolyse zum Alkohol und zur Carbonsäure soweit wie möglich zurück
zu drängen. Ein Beispiel ist die Hydrolyse des Diethylenglykolmonoethyletheracetats:
CH
3-CO-O-CH
2CH
2-O-CH
2CH
2-O-CH
2CH
3 + H2O → CH
3-COOH + HO-CH
2CH
2-O-CH
2CH
2-O-CH
2CH
3
[0030] Die Wasserkonzentration der Lösung enthaltend eine Glykolverbindung hat ebenfalls
einen Einfluss auf die Hydrolyse der Glykolester und Glykoletherester. Allerdings
muss die Lösung aus zwei Gründen Wasser enthalten: einerseits um eine unbrennbare
Behandlungslösung zu erhalten und andererseits, um die Stärke des Angriffs auf die
Kunststoffoberfläche einstellen zu können. Ein reines Lösungsmittel, also 100 % einer
Glykolverbindung, würde die meisten unvernetzten Polymere auflösen oder mindestens
eine unakzeptable Oberfläche hinterlassen. Es hat sich deshalb als sehr vorteilhaft
erwiesen, die Lösung eines Glykolesters oder Glykoletheresters zu puffern und so im
neutralen pH-Bereich zu halten, was bedeutet, die durch Hydrolyse des Lösungsmittels
erzeugten Protonen abzufangen. Ein Phosphatpuffergemisch hat sich dafür als ausreichend
geeignet erwiesen. Die gut löslichen Kaliumphosphate erlauben ausreichend hohe Konzentrationen
mit guter Pufferkapazität bei Lösungsmittelkonzentrationen bis zu 40% vol.
[0031] Die optimale Behandlungsdauer der Kunststoffoberfläche ist abhängig vom verwendeten
Kunststoff, der Temperatur sowie der Art und Konzentration der Glykolverbindung. Die
Behandlungsparameter haben einen Einfluss auf die Haftung zwischen der behandelten
Kunststoffoberfläche und der in nachfolgenden Prozessschritten aufgebrachten Metallschicht.
Höhere Temperaturen oder Konzentrationen der Glykolverbindungen beeinflussen ferner
die Textur der Kunststoffoberfläche. In jedem Fall sollte es dem nachfolgenden Beizschritt
A) möglich sein, das Lösungsmittel wieder aus der Kunststoffmatrix zu entfernen, weil
sonst die Folgeschritte des Verfahrens, ganz besonders die Aktivierung gemäß Verfahrensschritt
B), gestört werden. Die Behandlungsdauer in dem Vorbehandlungsschritt beträgt zwischen
1 und 30 Minuten, bevorzugt zwischen 5 und 20 Minuten und besonders bevorzugt zwischen
7 bis 15 Minuten.
[0032] In Beispiel 8 wurde für ein ABS/PC-Gemisch der Einfluss der Behandlungsdauer (Verweildauer)
der Kunststoffoberflächen mit einer Glykollösung auf die Haftfestigkeit der nachfolgend
aufgebrachten Metallschicht untersucht. Die Ergebnisse sind in Figur 2 graphisch dargestellt.
Der Begriff "Normalisierte Werte" in Figur 2 bedeutet: Für die Haftfestigkeiten wurden
die originalen Messwerte aufgetragen. Für die Mangan-Werte wurden Werte aufgetragen,
die auf den höchsten Mangan-Messwert normiert waren. Für die Palladium-Werte wurden
Werte aufgetragen, die entsprechend auf den höchsten Palladium-Messwert normiert waren.
Alle originalen Messwerte sind in Tabelle 10.2 zusammengefasst.
[0033] Ohne Behandlung mit Glykolverbindungen (Verweildauer 0 min in Figur 2) konnte kein
Metall per Direktgalvanisierung auf der Kunststoffoberfläche abgeschieden werden.
Nach einer nur 4 minütigen Behandlung mit Glykolverbindungen dagegen wurde bereits
eine gute Haftfestigkeit von 0,8 N/mm erzielt, die mit längerer Behandlungsdauer weiter
ansteigt bis ein Optimum erreicht ist.
[0034] Die Behandlungstemperatur liegt zwischen 20°C und 70°C, abhängig von der Art des
verwendeten Lösungsmittels oder Lösungsmittelgemisches. Bevorzugt ist eine Behandlungstemperatur
zwischen 20°C und 50°C, besonders bevorzugt ist eine Behandlungstemperatur zwischen
20°C und 45°C.
[0035] Die Behandlung der Kunststoffoberflächen in dem Vorbehandlungsschritt kann in einer
wässrigen Lösung enthaltend eine Glykolverbindung durchgeführt werden oder in einer
wässrigen Lösung, die zwei oder mehr verschiedene Glykolverbindungen enthält. Die
Gesamtkonzentration an Glykolverbindungen in der wässrigen Lösung beträgt 5 % Vol.
- 50 % Vol., bevorzugt 10 % Vol. - 40 % Vol. und besonders bevorzugt 20 % Vol. - 40
% Vol. Wenn die besagte Lösung eine Glykolverbindung enthält, entspricht die Gesamtkonzentration
der Konzentration dieser einen Glykolverbindung. Wenn die besagte Lösung zwei oder
mehr verschiedene Glykolverbindungen enthält, entspricht die Gesamtkonzentration der
Summe der Konzentrationen aller enthaltenen Glykolverbindungen. Im Zusammenhang mit
der Lösung enthaltend mindestens eine Glykolverbindung ist unter den Konzentrationsangaben
für die Glykolverbindung/Glykolverbindungen in % immer eine Konzentration in % Vol.
zu verstehen.
[0036] So hat sich zur Vorbehandlung von ABS Kunststoffoberflächen eine Lösung von 15% Vol.
Diethylenglykolmonoethyletheracetat im Gemisch mit 10% Vol. Butylglykol bei 45°C als
vorteilhaft erwiesen. Dabei dient das erste Lösungsmittel der Erzeugung der Haftfestigkeit,
während das zweite als nichtionisches Tensid die Benetzbarkeit erhöht und dabei hilft,
eventuell vorhandene Verschmutzungen von der Kunststoffoberfläche zu entfernen.
[0037] Zur Vorbehandlung von ABS/PC-Mischungen, zum Beispiel Bayblend T45 oder Bayblend
T65PG, hat sich eine Lösung aus 40% Vol. Diethylenglykolmonoethyletheracetat in Wasser
bei Raumtemperatur als vorteilhafter erwiesen, weil sie bei diesen Kunststoffen eine
höhere Haftfestigkeit der aufgebrachten Metallschichten erlaubt (siehe Beispiel 8).
[0038] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Schützen des Gestells zwischen
dem Befestigungsschritt und dem Vorbehandlungsschritt durchgeführt werden. In einer
weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Schützen des Gestells zwischen dem
Vorbehandlungsschritt und dem Verfahrensschritt A) durchgeführt werden. Zu diesen
Zeitpunkten sind die Gegenstände bereits in dem Gestell befestigt. Das Gestell wird
also gemeinsam mit den Gegenständen mit der Lösung enthaltend eine Quelle für Iodationen
behandelt. Unabhängig davon, ob das Schützen des Gestells allein oder gemeinsam mit
den Gegenständen stattfindet, führt es zu einem Schutz der Kunststoffummantelung der
Gestelle vor der Metallabscheidung, während die Gegenstände, die während des Befestigungsschritts
in den Gestellen befestigt werden, metallisiert werden. Das Schützen des Gestells
sorgt dafür, dass die Kunststoffummantelung der Gestelle in den späteren Verfahrensschritten
B) bis C) nicht metallisiert wird, das heißt die Gestelle bleiben frei von Metall.
Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt auf einer PVC-Ummantelung der Gestelle. Die
erfindungsgemäße Beizbehandlung gemäß Verfahrensschritt A) wird mit Beizlösungen durchgeführt,
die mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen.
[0039] Die saure Beizlösung enthält:
- 1. eine Quelle für Permanganationen und
- 2. eine Säure.
[0040] Die alkalische Beizlösung enthält:
- 1. eine Quelle für Permanganationen und
- 2. eine Hydroxidionenquelle.
[0041] Die saure und die alkalische Beizlösung enthalten also eine Quelle für Permanganationen.
Die Quelle für Permanganationen wird ausgewählt aus der Gruppe von Alkalimetall-Permanganaten
enthaltend Kaliumpermanganat und Natriumpermanganat. Die Quelle für Permanganationen
wird für die saure und alkalische Beizlösung unabhängig voneinander ausgewählt, das
heißt, beide Beizlösungen können die gleiche Quelle für Permanganationen enthalten
oder die beiden Beizlösungen können unterschiedliche Quellen für Permanganationen
enthalten.
[0042] Die Quelle für Permanganationen liegt in der sauren und der alkalischen Beizlösung
in einer Konzentration zwischen 30 g/l und 250 g/l vor, bevorzugt zwischen 30 g/l
und 180 g/l, weiter bevorzugt zwischen 90 g/l und 180 g/l und besonders bevorzugt
zwischen 90 g/l und 110 g/l. Kaliumpermanganat kann aufgrund seiner Löslichkeit in
einer Konzentration von bis zu 70 g/l in einer Beizlösung enthalten sein. Natriumpermanganat
kann in einer Konzentration von bis zu 250 g/l in einer Beizlösung enthalten sein.
Die untere Konzentrationsgrenze jedes dieser beiden Salze beträgt typischerweise 30
g/l. In der sauren Beizlösung liegt der Gehalt der Quelle für Permanganationen bevorzugt
zwischen 90 g/l und 180 g/l. In der alkalischen Beizlösung liegt der Gehalt der Quelle
für Permanganationen bevorzugt zwischen 30 g/l und 100 g/l. Die Konzentration der
Quelle für Permanganationen wird für die saure und alkalische Beizlösung unabhängig
voneinander ausgewählt, das heißt, beide Beizlösungen können die gleiche Konzentration
der Quelle für Permanganationen enthalten oder die beiden Beizlösungen können unterschiedliche
Konzentration der Quelle für Permanganationen enthalten.
[0043] Die Säuren, die in der sauren Beizlösung verwendet werden, sind bevorzugt anorganische
Säuren. Die anorganische Säure in der sauren Beizlösung gemäß Verfahrensschritt A)
wird ausgewählt aus der Gruppe enthaltend Schwefelsäure, Salpetersäure und Phosphorsäure.
Die Säurekonzentration darf nicht zu hoch sein, da die saure Beizlösung andernfalls
nicht stabil ist. Die Säurekonzentration beträgt zwischen 0,02 - 0,6 mol/l bezogen
auf eine einbasige Säure. Bevorzugt liegt sie zwischen 0,06 und 0,45 mol/l, besonders
bevorzugt zwischen 0,07 und 0,30 mol/l jeweils bezogen auf eine einbasige Säure. Bevorzugt
wird Schwefelsäure in einer Konzentration zwischen 0,035 und 0,15 mol/l eingesetzt,
was einer Säurekonzentration zwischen 0,07 und 0,30 mol/l bezogen auf eine einbasige
Säure entspricht.
[0044] Die saure Beizlösung kann bei Temperaturen zwischen 30°C und 90°C, bevorzugt zwischen
55°C bis 75°C betrieben werden. Zwar wurde gefunden, dass ausreichend hohe Haftfestigkeiten
zwischen Metallschichten und Kunststoffoberflächen auch bei niedrigen Temperaturen
zwischen 30°C und 55°C erzielt werden können. Es kann dann aber nicht sichergestellt
werden, dass sämtliches Lösungsmittel der Behandlung mit Glykolverbindung in dem Vorbehandlungsschritt
aus der Kunststoffoberfläche entfernt ist. Dies gilt in besonderem Maße für reines
ABS. Wenn also der Vorbehandlungsschritt im erfindungsgemäßen Verfahren ausgeführt
wird, sind die Temperaturen im nachfolgenden Verfahrensschritt A) höher zu wählen,
nämlich im Bereich von 55°C bis 90°C, bevorzugt im Bereich von 55°C bis 75°C.
[0045] Die optimale Behandlungsdauer mit saurer Beizlösung hängt von der behandelten Kunststoffoberfläche
und der gewählten Temperatur der Beizlösung ab. Für ABS- und ABS/PC-Kunststoffoberflächen
wird die beste Haftfestigkeit zwischen Kunststoffoberfläche und anschließend aufgebrachter
Metallschicht sowie die beste Belegung der Kunststoffoberflächen mit dem Metall des
Aktivators bei einer Behandlungsdauer zwischen 5 und 30 Minuten erreicht, bevorzugt
zwischen 10 und 25 Minuten und besonders bevorzugt zwischen 10 und 15 Minuten. Eine
längere Behandlungszeit als 30 Minuten führt in der Regel zu keiner Verbesserung der
Haftfestigkeiten oder der Belegung mit Metall mehr.
[0046] Eine saure Permanganatlösung ist bei erhöhten Temperaturen, zum Beispiel bei 70°C,
sehr reaktiv. Es bilden sich dann durch die Oxidationsreaktion mit der Kunststoffoberfläche
viel Mangan(IV)-Spezies, die als Niederschlag ausfallen. Diese Mangan(IV)-Spezies
sind überwiegend Mangan(IV)oxide oder Oxidhydrate und werden im Folgenden einfach
als Mangandioxid bezeichnet.
[0047] Der Mangandioxid-Niederschlag wirkt auf die nachfolgende Metallisierung störend,
wenn er auf der Kunststoffoberfläche verbleibt. Er sorgt während des Aktivierens gemäß
Verfahrensschritt B) dafür, dass Bereiche der Kunststoffoberfläche nicht mit Metall-Kolloid
bedeckt werden oder erzeugt nicht akzeptable Rauheiten der in späteren Verfahrensschritten
aufzubringenden Metallschicht.
[0048] Das Mangandioxid katalysiert außerdem die Reaktion des Permanganats mit Wasser und
kann so zur Instabilität der Beizlösung führen. Die Beizlösung sollte daher vorteilhafterweise
frei von Mangandioxid gehalten werden. Überraschenderweise wurde gefunden, dass die
Bildung von Mangandioxid-Spezies, die schwer abzutrennen sind, merklich reduziert
wird, wenn in der sauren Beizlösung die Säurekonzentration niedrig und die Permanganatkonzentration
hoch gewählt ist.
[0049] Die Hydroxidionenquelle in der alkalischen Beizlösung gemäß Verfahrensschritt A)
wird ausgewählt aus der Gruppe von Alkalihydroxiden enthaltend Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid
und Lithiumhydroxid. Bevorzugt ist die Hydroxidionenquelle Natriumhydroxid. Die Hydroxidionenquelle
wird in der alkalischen Beizlösung unabhängig von der Quelle für Permanganationen
ausgewählt, das heißt, die alkalische Beizlösung kann eine Hydroxidionenquelle und
Quelle für Permanganationen mit dem gleichen Alkalimetallion enthalten oder die alkalische
Beizlösung kann eine Hydroxidionenquelle und Quelle für Permanganationen mit verschiedenen
Alkalimetallionen enthalten.
[0050] Die Konzentration der Hydroxidionenquelle beträgt zwischen 1 g/l und 100g/l, bevorzugt
zwischen 5 g/l und 50 g/l und besonders bevorzugt zwischen 10 g/l und 30g/l.
[0051] Die alkalische Beizlösung kann bei Temperaturen zwischen 20°C und 90°C, bevorzugt
zwischen 30°C bis 75°C und besonders bevorzugt zwischen 30°C und 60°C betrieben werden.
Dabei hat die Temperatur der alkalischen Beizlösung nahezu keinen Einfluss auf das
Ausmaß der Belegung der Kunststoffoberflächen mit dem Metall des Aktivators. Dagegen
führt die Behandlung der Kunststoffoberflächen mit alkalischer Beizlösung im Temperaturbereich
zwischen 30°C und 60°C zu höheren Haftfestigkeiten. Die Stabilität der alkalischen
Permanganatlösung sinkt bei erhöhten Temperaturen etwas. Aber generell ist die alkalische
Permanganatlösung wesentlich stabiler als die saure Permanganatösung. Die Stabilität
der alkalischen Permanganatlösung ist im Bereich zwischen 40°C und 60°C unkritisch.
[0052] Die optimale Behandlungsdauer mit der alkalischen Beizlösung hängt ebenfalls von
der behandelten Kunststoffoberfläche und der gewählten Temperatur einer Beizlösung
ab. Für ABS- und ABS/PC- Kunststoffoberflächen wird die beste Haftfestigkeit zwischen
Kunststoffoberfläche und anschließend aufgebrachter Metallschicht sowie die beste
Belegung der Kunststoffoberfläche mit Metall des Aktivators bei einer Behandlungsdauer
mit der alkalischen Beizlösung zwischen 1 und 20 Minuten erreicht, bevorzugt zwischen
1 und 15 Minuten und besonders bevorzugt zwischen 1 und 5 Minuten. Eine längere Behandlungszeit
als 20 Minuten führt in der Regel zu keiner Verbesserung der Belegung der Kunststoffoberfläche
mit Metall des Aktivators oder der Haftfestigkeiten mehr.
[0053] In Beispiel 9 ist der Einfluss der Temperatur und der Behandlungsdauer (Verweildauer)
in der alkalischen Permanganatlösung auf die Haftfestigkeit zwischen dem Kunststoff
und der aufgalvanisierten Metallschicht (per Direktgalvanisierung) und die während
des Aktivierungsschritts gebundene Palladiummenge beispielhaft für Kunststoffoberflächen
aus einem ABS/PC-Gemisch untersucht worden. Die erzielten Haftfestigkeiten nach dem
Beizschritt in der alkalischen Permanganatlösung bei verschiedenen Temperaturen sind
in Figur 3A dargestellt. Danach werden auf ABS/PC-Gemischen die besten Haftfestigkeiten
der aufgalvanisierten Metallschicht nach 2 bis 5 Minuten Verweildauer in der alkalischen
Permanganatlösung erreicht. Betrachtet man die Temperaturen der alkalischen Permanganatlösung,
erhält man die besten Haftfestigkeiten im Bereich 30°C und 50°C. Für Kunststoffoberflächen
aus ABS/PC-Gemischen erweist sich die Behandlung mit alkalischer Permanganatlösung
bei etwa 50°C bei einer Behandlungszeit zwischen einer und fünf Minuten als besonders
vorteilhaft.
[0054] In Figur 3B sind die in Beispiel 9 erzielten Haftfestigkeiten und Mengen des auf
den Oberflächen gebundenen Palladiums nach einer Behandlung mit alkalischer Permanganatlösung
bei 50°C dargestellt. Zur besseren Übersicht wurden für die graphische Darstellung
die gefundenen Palladiummengen durch den Faktor 50 geteilt. Ab etwa einer Minute Verweildauer
in alkalischer Permanganatlösung wird das Maximum an gebundener Palladiummenge bereits
erreicht; längere Verweildauern in alkalischer Permanganatlösung führen zu keiner
wesentlichen Änderung der gebundenen Palladiummenge auf der Kunststoffoberfläche.
Die Behandlung mit alkalischer Permanganatlösung bei etwa 50°C zwischen 1 und 5 Minuten
ist also auch in Hinsicht auf die gebundene Palladiummenge für Kunststoffoberflächen
aus ABS/PC-Gemischen gut geeignet.
[0055] In Verfahrensschritt A) können die Beizlösungen in unterschiedlicher Reihenfolge
eingesetzt werden. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung wird in Verfahrensschritt A) zuerst die saure Beizlösung und danach die
alkalische Beizlösung eingesetzt, so dass Verfahrensschritt A) die folgenden Schritte
umfasst:
A i) Behandeln der Kunststoffoberfläche mit einer sauren Beizlösung, und
A ii) Behandeln der Kunststoffoberfläche mit einer alkalischen Beizlösung.
[0056] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird in Verfahrensschritt A) zuerst
die alkalische Beizlösung und danach die saure Beizlösung eingesetzt, so dass Verfahrensschritt
A) die folgenden Schritte umfasst:
A i) Behandeln der Kunststoffoberfläche mit einer alkalischen Beizlösung, und
A ii) Behandeln der Kunststoffoberfläche mit einer sauren Beizlösung.
[0057] In Beispielen 1 und 2 werden die Effekte der beiden Ausführungsformen beschrieben.
In Beispiel 1 wurde eine Kunststoffplatte zuerst mit einer sauren Beizlösung (saure
Permanganatlösung) und danach mit einer alkalischen Beizlösung (alkalische Permanganatlösung)
behandelt, anschließend mit einem Palladium-Kolloid aktiviert und durch Direktgalvanisierung
mit einer Kupferschicht versehen. Die Kunststoffplatte konnte vollständig und gleichmäßig
mittels Direktgalvanisierung mit einer Kupferschicht belegt werden.
[0058] In Beispiel 2 wurden Kunststoffplatten in beiden oben genannten Reihenfolgen mit
einer sauren und einer alkalischen Beizlösung behandelt. Anschließend wurden die Platten
mit einem Palladium-Kolloid aktiviert, stromlos vernickelt und galvanisch verkupfert.
Kunststoffplatten, die in beiden oben genannten Reihenfolgen mit einer sauren und
einer alkalischen Beizlösung gebeizt worden waren, konnten mit einer Kupferschicht
versehen werden. Die Platten, die zuerst mit einer alkalischen und nachfolgend mit
einer sauren Beizlösung gebeizt worden waren, konnten ebenfalls mit einer Kupferschicht
belegt werden, obwohl diese nicht ganz vollständig war. Die Haftfestigkeit der erhaltenen
Metallschichten auf den Kunststoffplatten wurde entsprechend der Norm ASTM B 533 1985
Reapproved 2009 mit dem Streifenabzugstest bestimmt, wie in Beispiel 2 beschrieben.
Die erreichten Haftfestigkeiten der abgeschiedenen Metallschichten lagen deutlich
über denen, die nach Behandeln mit einer einzelnen sauren Beizlösung oder einer einzelnen
alkalischen Beizlösung oder einer Chromschwefelsäure-Lösung aus dem Stand der Technik
erzielt werden konnten (siehe Vergleichsbeispiel 3). Dabei zeigten Kunststoffplatten,
die zuerst mit einer sauren und nachfolgend mit einer alkalischen Beizlösung gebeizt
worden waren, höhere Haftfestigkeiten als die Kunststoffplatten, die zuerst mit einer
alkalischen und nachfolgend mit einer sauren Beizlösung gebeizt worden waren.
[0059] Alternativ können in Verfahrensschritt A) mehr als zwei Schritte zum Behandeln der
Kunststoffoberflächen mit Beizlösungen durchgeführt werden. Beispielsweise können
die ersten beiden Schritte in Verfahrensschritt A) jeweils das Behandeln der Kunststoffoberflächen
mit sauren Beizlösungen umfassen und ein dritter Schritt umfasst das Behandeln der
Kunststoffoberflächen mit einer alkalischen Beizlösung. Oder die ersten beiden Schritte
in Verfahrensschritt A) umfassen jeweils das Behandeln der Kunststoffoberflächen mit
alkalischen Beizlösungen und ein dritter Schritt umfasst das Behandeln der Kunststoffoberflächen
mit einer sauren Beizlösung. Oder Verfahrensschritt A) umfasst drei Schritte zum Behandeln
der Kunststoffoberflächen mit Beizlösungen, wobei jeweils saure und alkalische Beizlösungen
abwechselnd eingesetzt werden. Verfahrensschritt A) kann auch mehr als drei Schritte
zum Behandeln der Kunststoffoberflächen mit Beizlösungen umfassen. Unabhängig von
der Zahl der Schritte und ihrer Reihenfolge, die in Verfahrensschritt A) durchgeführt
werden, ist es wichtig, dass Verfahrensschritt A) immer mindestens einen Schritt zum
Behandeln der Kunststoffoberflächen mit einer sauren Beizlösung und mindestens einen
Schritt zum Behandeln der Kunststoffoberflächen mit einer alkalischen Beizlösung umfasst.
Besonders bevorzugt sind dabei Ausführungsformen, in denen in Verfahrensschritt A)
der jeweils erste Schritt im Behandeln der Kunststoffoberflächen mit einer sauren
Beizlösung besteht und der jeweils letzte Schritt im Behandeln der Kunststoffoberflächen
mit einer alkalischen Beizlösung.
[0060] Regelmäßige - in der Regel tägliche - Analyse auf Inhaltsstoffe der Beizlösungen
ist vorteilhaft, um die Prozesssicherheit zu optimieren. Dazu gehört die Titration
der Säure bzw. der Base zum Erhalt der ursprünglichen Säurekonzentration bzw. Hydroxidionenkonzentration
und die photometrische Bestimmung der Permanganatkonzentration. Letztere kann mit
einem einfachen Photometer erfolgen. Das Licht grüner Leuchtdioden (Wellenlänge λ
= 520 nm) entspricht ziemlich genau dem Absorptionsmaximum des Permanganats. Die Verbräuche
sind dann entsprechend den analytischen Daten zu ergänzen. Versuche haben gezeigt,
dass sich im Schritt zum Behandeln der Kunststoffoberflächen mit einer sauren Beizlösung
in Verfahrensschritt A) bei der empfohlenen Betriebstemperatur in zehn Minuten Reaktionszeit
auf der Oberfläche von ABS Kunststoffen etwa 0,7 g/m
2 bis 1,2 g/m
2 Mangandioxid bilden. Verglichen mit den Verlusten durch Ausschleppung von Permanganatlösung
durch die Gegenstände ist dieser Verbrauch an die Oberflächenreaktion zu vernachlässigen.
[0061] Die erfindungsgemäßen Beizlösungen enthalten kein Chrom oder Chromverbindungen; die
Beizlösungen enthalten weder Chrom(III)ionen noch Chrom(VI)ionen. Die erfindungsgemäßen
Beizlösungen sind also frei von Chrom oder Chromverbindungen; die Beizlösungen sind
frei von Chrom(III)ionen und Chrom(VI)ionen.
[0062] Durch das erfindungsgemäße Beizen der Kunststoffoberfläche mit Beizlösungen, die
mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen
(Verfahrensschritt A)), werden deutlich höhere Haftfestigkeiten der auf die Kunststoffoberflächen
aufzubringenden Metallschicht oder Metallschichten erreicht als mit den bereits bekannten
Behandlungen, z.B. mit Chromschwefelsäure, oder bekannten, einzeln angewendeten sauren
oder alkalischen Permanganatlösungen.
[0063] Für das Behandeln der Kunststoffoberflächen mit einer sauren Beizlösung wird eine
Beizlösung eingesetzt, deren Säurekonzentration niedrig und deren Permanganatkonzentration
hoch ist. Dadurch kann die Bildung von Mangandioxid-Spezies so eingestellt werden,
dass die Stabilität der Beizlösung gewährleistet ist und trotzdem ein deutlicher Beitrag
zur höheren Haftfestigkeit erzielt wird. Das einzelne oder alleinige Behandeln der
Kunststoffoberflächen mit alkalischen Permanganatlösungen, wie sie routinemäßig in
der Leiterplattenindustrie als Beizlösung verwendet werden, ist für die vorliegende
Aufgabe nicht geeignet, da es keine ausreichende Haftfestigkeit zwischen Kunststoffoberfläche
und Metallschicht bietet.
[0064] Der erfindungsgemäße Verfahrensschritt A) umfasst das Behandeln der Kunststoffoberfläche
mit Beizlösungen, die mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische
Beizlösung umfassen, und stellt damit eine Kombination von Schritten zum Behandeln
von Kunststoffoberflächen mit verschiedenen Beizlösungen dar. Durch die erfindungsgemäße
Kombination von Schritten zum Behandeln von Kunststoffoberflächen mit mindestens einer
sauren Beizlösung und mindestens einer alkalischen Beizlösung werden deutlich höhere
Haftfestigkeiten der auf die Kunststoffoberflächen aufzubringenden Metallschicht oder
Metallschichten erreicht als mit den bereits bekannten Behandlungen, z.B. mit Chromschwefelsäure,
oder bekannten, einzeln angewendeten, sauren oder alkalischen Permanganatlösungen.
[0065] Wie bereits beschrieben, wurden in Beispiel 2 Haftfestigkeiten bestimmt für Metallschichten
auf Kunststoffoberflächen, die nach zwei bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Metallisierungsverfahrens erstellt wurden. In Beispiel 3 wurden ABS/PC-Kunststoff-Platten
unterschiedlich gebeizt: eine Gruppe der Kunststoff-Platten mit einer sauren Beizlösung
der vorliegenden Erfindung, eine Gruppe mit einer alkalischen Beizlösung der vorliegenden
Erfindung und eine Gruppe mit Chromschwefelsäure (bekannt aus dem Stand der Technik).
Anschließend wurden alle Platten mit Palladium-Kolloid aktiviert, dann stromlos vernickelt,
danach galvanisch verkupfert und die Haftfestigkeit der Metallschichten auf den Kunststoff-Platten
bestimmt, wie in Beispiel 2 beschrieben. Die in Beispielen 2 und 3 erhaltenen Haftfestigkeitswerte
für außenstromlos metallisierte Kunststoff-Platten sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
[0066] Die besten Haftfestigkeiten wurden für die Kunststoff-Platten erhalten, die zuerst
mit einer sauren Beizlösung und anschließend mit einer alkalischen Beizlösung gebeizt
wurden (Beizbehandlung I. in Tabelle 1). Nach dem Beizen von Platten in der umgekehrten
Reihenfolge (erst alkalische Beizlösung, dann saure Beizlösung, Beizbehandlung II.
in Tabelle 1) wurden Haftfestigkeiten erzielt, die zwar unter denen liegen, die nach
einem einzelnen sauren Beizschritt (saure Beizlösung, Beizbehandlung III. in Tabelle
1) erhalten wurden. Die Haftfestigkeiten nach Beizbehandlung II. liegen jedoch deutlich
über denen nach dem Beizen mit einem einzelnen alkalischen Beizschritt (Beizbehandlung
IV. in Tabelle 1) oder dem Beizen mit Chromschwefelsäure (Beizbehandlung V. in Tabelle
1). Beim Vergleich der Beizbehandlungen I., III. und IV zeigt sich, dass bereits der
erste saure Beizschritt in der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. einen großen Anteil
zur Verbesserung der Haftfestigkeit beiträgt. Der nachfolgend ausgeführte alkalische
Beizschritt führt jedoch zu einer deutlichen, zusätzlichen Erhöhung der Haftfestigkeit.
Dieser Effekt war überraschend, da ein einzeln ausgeführter alkalischer Beizschritt
(Beizbehandlung IV.) zu keiner nennenswerten Haftfestigkeit führt (siehe Tabelle 1).
Wenn auch nach dem Beizen mit Beizbehandlung II. (erst alkalische Beizlösung, dann
saure Beizlösung) niedrigere Haftfestigkeiten erhalten wurden als nach dem Beizen
mit der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. (erst sauer, dann alkalisch), werden mit
der erfindungsgemäßen Beizbehandlung II. doch deutlich bessere Haftfestigkeiten erzielt
als mit der bekannten Beizbehandlung IV. (nur alkalische Beizlösung) oder der bekannten
Beizbehandlung V. (Chromschwefelsäure), was ebenfalls überraschend war.
Tabelle 1: Haftfestigkeiten von außenstromlos aufgebrachten Metallschichten auf Kunststoffoberflächen
nach verschiedenen Beizbehandlungen.
Beizbehandlung |
Beizlösungen |
Haftfestigkeit Messung 1 |
Haftfestigkeit Messung 2 |
Haftfestigkeit Mittelwert |
|
|
/ N/mm |
/ N/mm |
/ N/mm |
I. |
1. saure Permanganatlösung |
1,41 |
1,24 |
1,32 |
|
2. alkalische Permanganatlösung |
|
|
|
II. |
1. alkalische Permanganatlösung |
1,01 |
0,95 |
0,98 |
|
2. saure Permanganatlösung |
|
|
|
III. |
saure Permanganatlösung |
1,09 |
1,32 |
1,21 |
IV. |
alkalische Permanganatlösung |
0 * |
0,25 |
--- |
V. |
Chromschwefelsäure |
0,45 |
0,70 |
0,58 |
* Blasen zwischen Metallschicht und Kunststoffoberfläche. |
[0067] In Beispiel 5 wurden Kunststoffplatten aus einem ABS/PC-Gemisch mit den Beizbehandlungen
I., III., IV. und V. behandelt, mit einem Palladium-Kolloid aktiviert, danach durch
Direktgalvanisierung mit einer Kupferschicht versehen und anschließend die Haftfestigkeit
der aufgebrachten Kupferschicht bestimmt, wie in Beispiel 2 beschrieben. Die in Beispiel
5 erhaltenen Haftfestigkeitswerte für durch Direktgalvanisierung metallisierte Kunststoff-Platten
sind in Tabelle 8.2 zusammengefasst.
[0068] Die erhaltenen Haftfestigkeiten nach Direktgalvanisierung in Beispiel 5 lagen für
alle Beizbehandlungen niedriger als die Haftfestigkeiten für die in Beispielen 2 und
3 durch außenstromlose Metallisierung aufgebrachten Metallschichten. Es ist ein bekannter
Effekt, dass die Haftfestigkeiten von Metallschichten auf Kunststoffoberflächen nach
Direktmetallisierung generell niedriger sind als für eine außenstromlose Metallisierung.
Dieser Effekt ist auch hier zu beobachten. Die Haftfestigkeiten in Beispiel 5 zeigten
qualitativ das gleiche Verhalten, wie in Beispielen 2 und 3. Die besten Haftfestigkeiten
wurden für die Kunststoff-Platten erhalten, die mit der erfindungsgemäßen Beizbehandlung
I. (erst saure Beizlösung, dann alkalische Beizlösung) gebeizt wurden (Tabelle 8.2).
Der Vergleich der Beizbehandlungen I., III. und IV. zeigt auch im Falle der Direktgalvanisierung
das für Beispiel 2 und 3 bereits geschilderte Zusammenwirken eines ersten sauren Beizschritts
und eines nachfolgenden alkalischen Beizschritts in der erfindungsgemäßen Beizbehandlung
I., das in der besonders guten Haftfestigkeit der aufgebrachten Metallschicht resultiert.
Die Kombination des sauren Beizschrittes mit einem alkalischen Beizschritt (erfindungsgemäße
Beizbehandlung I.) führt dabei zu einer höheren Haftfestigkeit als eine einzeln ausgeführte
saure Beizbehandlung III. Die Kombination des sauren Beizschrittes mit einem alkalischen
Beizschritt (erfindungsgemäße Beizbehandlung I.) führt weiter zu deutlich besseren
Haftfestigkeiten als mit der bekannten Beizbehandlung IV. (nur alkalische Beizlösung)
oder der bekannten Beizbehandlung V. (Chromschwefelsäure).
[0069] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden Haftfestigkeiten von mindestens 0,8 N/mm
erhalten, wenn die Metallschichten mit Hilfe außenstromloser Metallisierung auf die
Kunststoffoberflächen aufgebracht werden. Wenn die Metallschichten durch Direktgalvanisierung
auf die Kunststoffoberflächen aufgebracht werden, werden mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren Haftfestigkeiten von mindestens 0,6 N/mm erhalten. Damit liegen die mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielten Haftfestigkeiten deutlich über dem geforderten
Mindestwert von 0,4 N/mm.
[0070] Weiter führt das erfindungsgemäße Beizen der Kunststoffoberfläche mit Beizlösungen,
die mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen
(Verfahrensschritt A)) zu einer deutlich höheren Belegung der Kunststoffoberflächen
mit einem Metall während der Aktivierung der Kunststoffoberflächen mit einer Lösung
eines Kolloids oder einer Verbindung eines Metalls. Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt,
wenn die Aktivierung mit einem Metall-Kolloid durchgeführt wird. Dadurch ist zum einen
nachfolgend nicht nur eine außenstromlose Metallisierung der Kunststoffoberflächen
möglich, sondern auch die Direktgalvanisierung der Kunststoffoberflächen, das heißt,
die Kunststoffoberflächen werden nicht außenstromlos metallisiert sondern mit einem
elektrolytischen Verfahren direkt metallisiert. Zum anderen kann dadurch die Konzentration
des Metalls im Metall-Kolloid oder in der Lösung einer Verbindung eines Metalls herabgesetzt
werden. Trotz der niedrigen Metall-Konzentration in der Lösung eines Kolloids oder
einer Verbindung eines Metalls ist nachfolgend eine außenstromlose Metallisierung
der Kunststoffoberflächen oder auch die Direktgalvanisierung der Kunststoffoberflächen
möglich. Diese Effekte werden bei bekannten Beizbehandlungen, z.B. mit Chromschwefelsäure,
oder bekannten, einzeln angewendeten sauren oder alkalischen Permanganatlösungen nicht
beobachtet.
[0071] In Beispiel 4 wurden Kunststoffplatten aus ABS und einem ABS/PC-Gemisch mit den Beizbehandlungen
I. (erst saure Beizlösung, dann alkalische Beizlösung), III. (nur saure Beizlösung)
und V. (Chromschwefelsäure) gebeizt und mit Lösungen eines kolloidalen Aktivators
mit unterschiedlichen Palladiumkonzentrationen aktiviert. Nach der Aktivierung wurde
das an der Oberfläche der Platten gebundene Palladium in einem definierten Volumen
Königswasser gelöst und die Palladiumkonzentration darin durch optische Emissionsspektrometrie
mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-OES) bestimmt.
[0072] Das Messprinzip der ICP-OES besteht darin, dass eine in Lösung befindliche Probe
zerstäubt wird und die enthaltenen Ionen mittels eines induktiv gekoppelten Plasmas
zur Aussendung von Licht angeregt werden. Das emittierte Licht wird in seine Wellenlängen
zerlegt und dessen Intensität mittels eines Spektrometers gemessen. Die enthaltenen
Ionen können aufgrund ihrer Emissionslinien identifiziert und quantifiziert werden.
Die ICP-OES ist dem Fachmann zur Bestimmung von Metallionen in Lösungen bekannt. Die
Durchführung der ICP-OES-Messungen wird in Beispiel 4 beschrieben. Die Werte an oberflächlich
gebundenem Palladium für verschiedene Kunststoff-Platten und verschiedene Beizbehandlungen
werden in Tabelle 7 zusammengefasst und in Figur 1 graphisch dargestellt. In Figur
1 haben die folgenden Begriffe die folgende Bedeutung:
- ABS:
- ABS-Copolymer
- BB:
- Bayblend T45, ein ABS/PC-Gemisch
- Permanganat, 1 Schritt:
- Behandlung mit saurer Permanganatlösung entsprechend Beizbehandlung III.
- Permanganat, 2 Schritte:
- Behandlung zuerst mit saurer Permanganatlösung, dann mit alkalischer Permanganatlösung
entsprechend Beizbehandlung I.
[0073] Für Kunststoffplatten aus einem ABS/PC-Gemisch, die mit einer Kombination aus anfänglicher
Behandlung mit saurer Beizlösung und nachfolgend mit alkalischer Beizlösung gebeizt
wurden (erfindungsgemäße Beizbehandlung I., siehe Tabelle 7 und Figur 1), wurde bei
allen Palladiumkonzentrationen im Aktivator eine deutlich höhere Palladium-Belegung
der Kunststoffoberfläche erhalten als für ABS/PC-Platten, die mit einem einzelnen
sauren Beizschritt (Beizbehandlung III., saure Beizlösung) oder mit Chromschwefelsäure
(Beizbehandlung V.) gebeizt worden waren.
[0074] Für Kunststoffplatten aus ABS, die mit einer Kombination aus anfänglicher Behandlung
mit saurer Beizlösung und nachfolgend mit alkalischer Beizlösung gebeizt wurden (erfindungsgemäße
Beizbehandlung I., siehe Tabelle 7 und Figur 1), wurde bei Palladiumkonzentrationen
von 100 ppm bis 200 ppm im Aktivator eine deutlich höhere Palladium-Belegung der Kunststoffoberfläche
erhalten als für ABS-Platten, die mit einem einzelnen sauren Beizschritt (Beizbehandlung
III., saure Beizlösung) oder mit Chromschwefelsäure (Beizbehandlung V.) gebeizt worden
waren.
[0075] Das kombinierte Beizen mit einer sauren und einer alkalischen Beizlösung führt also
überraschenderweise dazu, dass deutlich mehr Palladium aus dem Aktivator auf den Kunststoffoberflächen
abgelagert wird. Daher erlaubt das kombinierte Beizen mit einer sauren und einer alkalischen
Beizlösung eine Aktivierung der Kunststoffoberflächen einerseits für eine anschließende
außenstromlose Metallisierung. Andererseits ist auch eine direkt anschließende galvanische
Metallisierung (Direktgalvanisierung) durch das kombinierte Beizen mit einer sauren
und einer alkalischen Beizlösung möglich. Wie eingangs beschrieben, erfordert die
Direktgalvanisierung generell eine höhere Belegung der Kunststoffoberflächen mit Metall,
also z.B. Palladium, als die außenstromlose Metallisierung von Kunststoffoberflächen.
Die Möglichkeit, im Anschluss an die erfindungsgemäße Beizbehandlung mit einer sauren
und einer alkalischen Permanganatlösung eine Metallisierung der Kunststoffoberflächen
durch Direktgalvanisierung erfolgreich vornehmen zu können wird also durch den Effekt
der erfindungsgemäßen Beizbehandlung, nämlich der höheren Metall-Belegung aus dem
Aktivator, eröffnet.
[0076] Im Anschluss an das kombinierte Beizen mit einer sauren und einer alkalischen Permanganatlösung
wurden die Oberflächen der verschiedenen Kunststoffe mit Aktivatoren behandelt, die
unterschiedliche Palladiumkonzentrationen aufwiesen. Der beobachtete vorteilhafte
Effekt der höheren Palladium-Belegung der Kunststoffoberflächen wurde im Konzentrationsbereich
von 50 ppm bzw. oberhalb von 50 ppm bis 200 ppm Palladium im Aktivator getestet und
beobachtet. Die Konzentration des Palladiums im Aktivator kann also auf einen Bereich
zwischen 50 ppm und 100 ppm herabgesetzt werden. Trotz dieser niedrigen Palladium-Konzentration
im Aktivator ist nachfolgend eine außenstromlose Metallisierung der Kunststoffoberflächen
oder sogar die Direktgalvanisierung der Kunststoffoberflächen möglich.
[0077] In Beispiel 6 wurde zusätzlich die Aufnahme von Palladium auf Oberflächen von Platten
eines ABS/PC-Gemischs nach verschiedenen Beizbehandlungen gemessen. Die ABS/PC-Platten
wurden mit Beizbehandlung 1. (erst saure Beizlösung, dann alkalische Beizlösung) und
Beizbehandlung IV. (nur alkalische Beizlösung) gebeizt, danach mit einem kolloidalen
Palladium-Aktivator behandelt, anschließend das auf der Oberfläche der unterschiedlich
gebeizten Kunststoff-Platten gebundene Palladium durch Königswasser wieder abgelöst
und die Palladiumkonzentration in der erhaltenen Lösung bestimmt, wie in Beispiel
4 beschrieben. Die erzielten Ergebnisse sind in Beispiel 6 angegeben.
[0078] Auf Platten, die mit der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. gebeizt worden waren,
wurde erheblich mehr oberflächlich gebundenes Palladium gefunden als auf den Platten,
die mit der Beizbehandlung IV. behandelt worden waren. Diese Ergebnisse können verglichen
werden mit denen aus Beispiel 4 für die Palladium-Belegung von ABS/PC-Platten nach
Beizen mit der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. und der Beizbehandlung III. (nur
saure Beizlösung).
[0079] In Beispiel 4 wurden auf ABS/PC-Platten für alle Palladium-Konzentrationen im Aktivator
deutlich höhere Palladium-Mengen pro Flächeneinheit gefunden, wenn die Platten mit
der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. behandelt worden waren als wenn die Platten
mit einem einzelnen sauren Beizschritt gemäß Beizbehandlung III. gebeizt worden waren.
Hier ergibt sich ein ähnlicher Effekt wie bei den erzielten Haftfestigkeiten, die
bereits diskutiert wurden. Weder ein einzelner saurer Beizschritt noch ein einzelner
alkalischer Beizschritt können zu einer erhöhten Metall-Belegung der Kunststoffoberflächen
aus dem Aktivator führen. Erst die Kombination eines sauren Beizschrittes mit einem
alkalischen Beizschritt ergibt den vorteilhaften Effekt der deutlich höheren Metall-Belegung
der Kunststoffoberflächen nach dem Aktivieren. Dabei zeigt sich, dass ein erster saurer
Beizschritt in der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. zwar einen großen Anteil zur
Palladium-Belegung beiträgt. Aber ein nachfolgend ausgeführter alkalischer Beizschritt
führt zu einer deutlichen, zusätzlichen Erhöhung der Palladium-Belegung. Dieser Effekt
war überraschend, da ein einzeln ausgeführter alkalischer Beizschritt (Beizbehandlung
IV.) zu keiner nennenswerten Palladium-Belegung von Kunststoffoberflächen führt (siehe
Werte in Beispiel 6).
[0080] In einer weiteren Ausführungsform werden die Gegenstände im Anschluss an die Permanganatbehandlung
gemäß Verfahrensschritt A) durch Abspülen von überschüssiger Permanganatlösung gereinigt.
Das Abspülen erfolgt in einem oder mehreren, vorzugsweise drei, Spülschritten mit
Wasser.
[0081] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zwischen den Verfahrensschritten
A) und B) folgender weiterer Verfahrensschritt durchgeführt:
A iii) Behandeln der Kunststoffoberfläche in einer Lösung enthaltend ein Reduktionsmittel
für Mangandioxid.
[0082] Der weitere Verfahrensschritt A iii) wird auch als Reduktionsbehandlung bezeichnet.
Durch diese Reduktionsbehandlung wird an den Kunststoffoberflächen anhaftendes Mangandioxid
zu wasserlöslichen Mangan(II)ionen reduziert. Die Reduktionsbehandlung wird nach der
Permanganatbehandlung gemäß Verfahrensschritt A) sowie gegebenenfalls nach dem Abspülen
durchgeführt. Hierzu wird eine saure Lösung eines Reduktionsmittels eingesetzt. Das
Reduktionsmittel wird ausgewählt aus der Gruppe enthaltend Hydroxylammoniumsulfat,
Hydroxylammoniumchlorid und Wasserstoffperoxid. Bevorzugt ist eine saure Lösung von
Wasserstoffperoxid, weil Wasserstoffperoxid weder toxisch noch komplexbildend ist.
Der Gehalt an Wasserstoffperoxid in der Lösung der Reduktionsbehandlung (Reduktionslösung)
beträgt zwischen 25 ml/l und 35 ml/l einer 30%-igen Wasserstoffperoxidlösung (Gew.-%),
bevorzugt 30 ml/l einer 30 %-igen Wasserstoffperoxidlösung (Gew.-%).
[0083] Als Säure wird in der Reduktionslösung eine anorganische Säure eingesetzt, bevorzugt
Schwefelsäure. Die Säurekonzentration beträgt 0,4 mol/l bis 5,0 mol/l, bevorzugt 1,0
mol/l bis 3,0 mol/l, besonders bevorzugt 1,0 mol/l bis 2,0 mol/l jeweils bezogen auf
eine einbasige Säure. Bei Verwendung von Schwefelsäure sind Konzentrationen von 50
g/l 96%-iger Schwefelsäure bis 100 g/l 96%-iger Schwefelsäure besonders bevorzugt,
was einer Säurekonzentration von 1,0 mol/l bis 2,0 mol/l bezogen auf eine einbasige
Säure entspricht.
[0084] Durch die Reduktionsbehandlung wird der für die Metallisierung der Gegenstände störend
wirkende Mangandioxid-Niederschlag entfernt. Die Reduktionsbehandlung des Verfahrensschritts
A iii) fördert dadurch die gleichmäßige durchgängige Belegung der Gegenstände mit
der gewünschten Metallschicht und fördert die Haftfestigkeit und Glätte der auf die
Gegenstände aufgebrachten Metallschicht.
[0085] Die Reduktionsbehandlung gemäß Verfahrensschritt A iii) wirkt sich ebenfalls vorteilhaft
auf die Metallisierung der Kunststoffummantelung des Gestells aus. Die unerwünschte
Belegung der Kunststoffummantelung mit Palladium während des Verfahrensschritts B)
wird zurückgedrängt. Dieser Effekt ist besonders ausgeprägt, wenn die Reduktionslösung
eine starke anorganische Säure, vorzugsweise Schwefelsäure, enthält. Wasserstoffperoxid
ist gegenüber Hydroxylammoniumsulfat oder -chlorid in der Reduktionslösung außerdem
deshalb bevorzugt, weil es die Gestellmetallisierung besser unterdrückt.
[0086] Die Reduktionsbehandlung gemäß Verfahrensschritt A iii) wird bei einer Temperatur
zwischen 30 °C und 50 °C durchgeführt, bevorzugt bei 40 °C bis 45 °C. Die Reduktionsbehandlung
wird für einen Zeitraum zwischen 1 und 10 Minuten durchgeführt, bevorzugt zwischen
3 bis 6 Minuten. Um einen ausreichenden Schutz der Gestelle vor Aktivierung zu erzielen,
ist es vorteilhaft, die Behandlungszeit in der Reduktionslösung auf 3 bis 10 Minuten
zu erhöhen, bevorzugt auf 3 bis 6 Minuten.
[0087] Das verwendete Reduktionsmittel Wasserstoffperoxid muss von Zeit zu Zeit nachdosiert
werden. Der Verbrauch von Wasserstoffperoxid lässt sich aus der Menge an auf den Kunststoffoberflächen
gebundenem Mangandioxid berechnen. In der Praxis reicht es aus, die Gasentwicklung
bei der Reduktionsreaktion während Verfahrensschritt A iii) zu beobachten und die
ursprüngliche Menge an Wasserstoffperoxid, zum Beispiel 30 ml/l einer 30%igen Lösung,
zu dosieren, wenn die Gasentwicklung nachlässt. Bei erhöhter Betriebstemperatur der
Reduktionslösung, zum Beispiel bei 40°C, ist die Reaktion rasch und nach spätestens
einer Minute abgeschlossen.
[0088] Weiterhin wurde überraschend gefunden, dass bei Ablagerung einer zunehmenden Menge
an Mangandioxid auf der Kunststoffoberfläche in Verfahrensschritt A) (Beizen) später
beim Aktivieren (Verfahrensschritt B)) die Belegung der Kunststoffoberfläche mit Metall-Kolloid
zunimmt, wenn das abgelagerte Mangandioxid zwischenzeitlich in Verfahrensschritt A
iii) (Reduktionsbehandlung) von der Kunststoffoberfläche entfernt wird. Wie im Abschnitt
zu Verfahrensschritt A) (Beizen) dargestellt, führen höhere Konzentrationen an Schwefelsäure
in der sauren Beizlösung zu der vorteilhaften Ablagerung einer zunehmenden Menge an
Mangandioxid auf der Kunststoffoberfläche. Gleichzeitig haben höhere Konzentrationen
an Schwefelsäure in der sauren Beizlösung aber auch die nachteiligen Wirkungen, dass
die zunehmende Menge an Mangandioxid die Stabilität der sauren Beizlösung deutlich
beeinträchtigt und Ablagerungen von Mangandioxid in verstärktem Maße von der Kunststoffoberfläche
nach dem Beizen (Verfahrensschritt A)) wieder entfernt werden muss. Die Höhe der Schwefelsäurekonzentration
in der sauren Beizlösung führt also zu gegenläufigen Effekten, die sich sowohl positiv
als auch negativ auf die Qualität der letztendlich auf die Kunststoffoberfläche aufzubringenden
Metallschicht auswirken. Der im Abschnitt zu Verfahrensschritt A) (Beizen) angegebene
Konzentrationsbereich der anorganischen Säure und besonders der Schwefelsäure in der
sauren Beizlösung stellt damit das Konzentrations-Fenster dar, innerhalb dessen die
nachteiligen Wirkungen weitestgehend zurückgedrängt sind, während die vorteilhaften
Effekte bestmöglich unterstützt werden.
[0089] Die Kombination des Beizens der Kunststoffoberflächen in einer sauren Beizlösung
und in einer alkalischen Beizlösung führt zu einer weiteren Erhöhung der Menge des
auf den Kunststoffoberflächen abgelagerten Mangandioxids. Dies wird in Beispiel 7
für Kunststoff-Platten aus ABS und einem ABS/PC-Gemisch gezeigt. Die Menge des auf
den Kunststoffoberflächen abgelagerten Mangandioxids wurde wieder mit Hilfe von ICP-OES
bestimmt, wie in Beispielen 4 und 7 beschrieben. Die Menge des abgelagerten Mangandioxids
ist deutlich höher nach der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. (erst saure Beizlösung,
dann alkalische Beizlösung) als nach einem einzelnen sauren Beizschritt (Beizbehandlung
III.).
[0090] Den Effekt, dass bei Ablagerung einer zunehmenden Menge an Mangandioxid auf der Kunststoffoberfläche
in Verfahrensschritt A) (Beizen) später beim Aktivieren (Verfahrensschritt B)) die
Belegung der Kunststoffoberfläche mit Metall aus dem Aktivator zunimmt, wenn das abgelagerte
Mangandioxid zwischenzeitlich in Verfahrensschritt A iii) (Reduktionsbehandlung) von
der Kunststoffoberfläche entfernt wird, zeigt Beispiel 8. In Beispiel 8 wurde der
Einfluss der Verweildauer von Kunststoffoberflächen in Lösungen von Glykolverbindungen
auf Haftfestigkeiten, sowie auf abgelagerte Mangandioxid- und auf gebundene Palladium-Mengen
untersucht. Die Ergebnisse aus Beispiel 8 sind in Figur 2 graphisch dargestellt. Der
Begriff "Normalisierte Werte" in Figur 2 wurde bereits weiter oben erklärt. Alle originalen
Messwerte sind in Tabelle 10.2 zusammengefasst. Die Menge des gefundenen Mangans auf
der Kunststoffoberfläche ist ein Maß für die während der Aktivierung gebundene Menge
Mangandioxid.
[0091] Figur 2 ist zu entnehmen, dass mit steigender Verweildauer der Kunststoffoberflächen
in Glykollösungen auch die Menge des auf der Kunststoffoberfläche abgelagerten Mangandioxids
zunimmt. Den jeweiligen auf der Kunststoffoberfläche abgelagerten Mangan-Mengen sind
außerdem die Mengen des auf den Kunststoffoberflächen gebundenen Palladiums aus einem
Palladium-Aktivator zugeordnet. Figur 2 zeigt deutlich, dass mit steigender Menge
des abgelagerten Mangandioxids auch die Mengen des auf den Kunststoffoberflächen gebundenen
Palladiums zunehmen.
[0092] Für die großtechnische Anwendung der Metallisierung von Kunststoffoberflächen werden
die Gegenstände für gewöhnlich an Gestellen befestigt. Dabei handelt es sich um metallene
Trägersysteme, die die gleichzeitige Behandlung einer großen Zahl von Gegenständen
mit den aufeinanderfolgenden Lösungen der einzelnen Verfahrensschritte sowie letzte
Schritte zur elektrolytischen Abscheidung einer oder mehrerer Metallschichten erlauben.
Die Gestelle sind in der Regel selbst mit Kunststoff beschichtet. Daher stellen die
Gestelle prinzipiell ebenfalls ein Substrat für Metallisierungsverfahren auf Kunststoffoberflächen
dar.
[0093] Die zusätzliche Metallisierung der Gestelle ist jedoch unerwünscht, da die Metallschichten
von den Gestellen nach der Beschichtung der Gegenstände wieder entfernt werden müssen.
Dies bedeutet einen zusätzlichen Aufwand für die Entfernung verbunden mit einem zusätzlichen
Verbrauch von Chemikalien. Weiter ist die Produktivität der Metallisierungsanlage
in diesem Fall geringer, da die Gestelle vor dem erneuten Bestücken mit Gegenständen
erst entmetallisiert werden müssen.
[0094] Bei dem Einsatz von chromsäurehaltigen Beizen ist dieses Problem deutlich reduziert.
Die Chromsäure dringt während des Beizens auch in die Kunststoffummantelung der Gestelle
ein und diffundiert während der nachfolgenden Verfahrensschritte wieder aus dieser
hinaus und verhindert so die Metallisierung des Gestells. Will man die toxische Chromschwefelsäure
zur Beizbehandlung von Kunststoffen durch ökologisch unbedenkliche Verfahrensschritte
ersetzen, ist es vorteilhaft auch die unerwünschte Metallisierung der Gestelle zu
verhindern.
[0095] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Schützen des Gestells zwischen
Verfahrensschritt A) und Verfahrensschritt B) durchgeführt werden, bevorzugt zwischen
den Verfahrensschritten A iii) und A iv).
[0096] Unabhängig davon zu welchem der beschriebenen Zeitpunkte in dem erfindungsgemäßen
Verfahren das Schützen des Gestells stattfindet, führt es zu einem Schutz der Kunststoffummantelung
der Gestelle vor der Metallabscheidung, während die Gegenstände, die während des Befestigungsschritts
in den Gestellen befestigt werden, metallisiert werden. Die Behandlung mit Iodationen
ist besonders vorteilhaft, wenn der Verfahrensschritt B ii) gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung aus einem stromlosen Metallisieren der Gegenstände in einer Metallisierungslösung
besteht.
[0097] Das Schützen des Gestells mit einer Lösung enthaltend eine Quelle für Iodationen
wird bei einer Temperatur von 20°C bis 70°C ausgeführt, besonders bevorzugt von 45°C
bis 55°C. Geeignete Quellen für Iodationen werden ausgewählt aus der Gruppe von Metalliodaten
enthaltend Natriumiodat, Kaliumiodat, Magnesiumiodat, Calciumiodat und deren Hydrate.
Die Konzentration der Metalliodate beträgt zwischen 5 g/l und 50 g/l, bevorzugt von
15 g/l bis 25 g/l. Die Dauer der Behandlung des Gestells mit Iodationen liegt zwischen
1 bis 20 Minuten, bevorzugt zwischen 2 bis 15 Minuten und besonders bevorzugt zwischen
5 bis 10 Minuten. Die Lösung enthaltend eine Quelle für Iodationen kann weiter eine
Säure enthalten. Bevorzugt sind anorganische Säuren, die ausgewählt werden aus der
Gruppe enthaltend Schwefelsäure und Phosphorsäure, bevorzugt Schwefelsäure. Die Säurekonzentration
beträgt 0,02 mol/l bis 2,0 mol/l, bevorzugt 0,06 mol/l bis 1,5 mol/l, besonders bevorzugt
0,1 mol/l bis 1,0 mol/l jeweils bezogen auf eine einbasige Säure. Bei Verwendung von
Schwefelsäure sind Konzentrationen von 5 g/l 96%-iger Schwefelsäure bis 50 g/l 96%-iger
Schwefelsäure besonders bevorzugt, was einer Säurekonzentration von 0,1 mol/ bis 1,0
mol/l bezogen auf eine einbasige Säure entspricht.
[0098] Das Verfahren der vorliegenden Erfindung enthält weiter den Verfahrensschritt B),
in dem eine Kunststoffoberfläche mit einer Lösung eines Metall-Kolloids oder einer
Verbindung eines Metalls behandelt wird.
[0099] Das Metall des Metall-Kolloids oder der Metall-Verbindung wird ausgewählt aus der
Gruppe enthaltend die Metalle der I. Nebengruppe des Periodensystems der Elemente
(PSE) und der VIII. Nebengruppe des PSE.
[0100] Das Metall der VIII. Nebengruppe des PSE wird ausgewählt aus der Gruppe enthaltend
Palladium, Platin, Iridium, Rhodium und eine Mischung aus zweien oder mehreren dieser
Metalle. Das Metall der I. Nebengruppe des PSE wird ausgewählt aus der Gruppe enthaltend
Gold, Silber und einer Mischung dieser Metalle.
[0101] Als Metall des Metall-Kolloids wird Palladium bevorzugt. Das Metall-Kolloid wird
mit einem Schutzkolloid stabilisiert. Das Schutzkolloid wird ausgewählt aus der Gruppe
enthaltend metallische Schutzkolloide, organische Schutzkolloide und andere Schutzkolloide.
Als metallisches Schutzkolloid werden Zinnionen bevorzugt. Das organische Schutzkolloid
wird ausgewählt aus der Gruppe umfassend Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon und
Gelatine, bevorzugt ist Polyvinylalkohol.
[0102] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Lösung des Metall-Kolloids
in Verfahrensschritt B) eine Aktivatorlösung mit einem Palladium/Zinn-Kolloid. Diese
Kolloidlösung wird erzeugt aus einem Palladiumsalz, einem Zinn(II)salz und einer anorganischen
Säure. Als Palladiumsalz wird Palladiumchlorid bevorzugt. Als Zinn(II)salz wird Zinn(II)chlorid
bevorzugt. Die anorganische Säure kann bestehen in Salzsäure oder Schwefelsäure, bevorzugt
Salzsäure. Die Kolloidlösung entsteht durch Reduktion des Palladiumchlorids zu Palladium
mit Hilfe des Zinn(II)chlorid. Die Umwandlung des Palladiumchlorids in das Kolloid
ist vollständig, daher enthält die Kolloidlösung kein Palladiumchlorid mehr.
[0103] Werden in den nachfolgenden Verfahrensschritten die Kunststoffoberflächen stromlos
metallisiert, beträgt die Konzentration von Palladium in der Kolloidlösung 5 mg/l
- 100 mg/l, bevorzugt 20 mg/l - 50 mg/l und besonders bevorzugt 30 mg/l - 45 mg/l,
bezogen auf Pd
2+.
[0104] Werden in den nachfolgenden Verfahrensschritten die Kunststoffoberflächen mittels
Direktgalvanisierung metallisiert, beträgt die Konzentration von Palladium in der
Kolloidlösung 50 mg/l - 200 mg/l, bevorzugt 75 mg/l - 150 mg/l, weiter bevorzugt 100
mg/l - 150 mg/l, und besonders bevorzugt 80 mg/l - 120 mg/l bezogen auf Pd
2+.
[0105] Die Konzentration von Zinn(II)chlorid beträgt 0,5 g/l - 10 g/l, bevorzugt 1 g/l -
5 g/l und besonders bevorzugt 2 g/l - 4 g/l, bezogen auf Sn
2+. Die Konzentration von Salzsäure beträgt 100 ml/l - 300 ml/l (37 Gew.-% HCl). Außerdem
enthält eine Palladium/Zinn-Kolloidlösung zusätzlich Zinn(IV)ionen, die durch Oxidation
der Zinn(II)ionen entstehen. Die Temperatur der Kolloidlösung während des Verfahrensschritts
B) beträgt 20°C - 50°C und bevorzugt 35°C - 45°C. Die Behandlungsdauer mit der Aktivatorlösung
beträgt 0,5 min - 10 min, bevorzugt 2 min - 5 min und besonders bevorzugt 3 min -
5 min.
[0106] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird in Verfahrensschritt B) die
Lösung einer Verbindung eines Metalls an Stelle des Metall-Kolloids eingesetzt. Als
Lösung einer Metallverbindung wird eine Lösung verwendet, die eine Säure und ein Metallsalz
enthält. Das Metall des Metallsalzes besteht in einem oder mehreren der oben aufgeführten
Metalle der I. und VIII. Nebengruppe des PSE. Das Metallsalz kann ein Palladiumsalz
sein, vorzugsweise Palladiumchlorid, Palladiumsulfat oder Palladiumacetat, oder ein
Silbersalz, vorzugsweise Silberacetat. Die Säure besteht bevorzugt in Salzsäure. Alternativ
kann auch ein Metallkomplex eingesetzt werden, beispielsweise ein Palladiumkomplexsalz,
wie ein Salz eines Palladium-Aminopyridin-Komplexes. Die Metallverbindung liegt in
Verfahrensschritt B) in einer Konzentration von 40 mg/l bis 80 mg/l, bezogen auf das
Metall vor. Die Lösung der Metallverbindung kann bei einer Temperatur von 25°C bis
70°C betrieben werden, bevorzugt bei 25°C. Die Behandlungsdauer mit der Lösung einer
Metallverbindung beträgt 0,5 min - 10 min, bevorzugt 2 min - 6 min und besonders bevorzugt
3 min - 5 min.
[0107] Zwischen den Verfahrensschritten A) und B) kann folgender weiterer Verfahrensschritt
durchgeführt werden:
A iv) Behandeln der Kunststoffoberfläche in einer wässrigen sauren Lösung.
[0108] Bevorzugt wird Verfahrensschritt A iv) zwischen den Verfahrensschritten A iii) und
B) durchgeführt. Wenn sich im erfindungsgemäßen Verfahren an Verfahrensschritt A iii)
das Schützen der Gestelle anschloss, wird Verfahrensschritt A iv) besonders bevorzugt
zwischen dem Schützen der Gestelle und Verfahrensschritt B) durchgeführt.
[0109] Das Behandeln der Kunststoffoberflächen gemäß Verfahrensschritt A iv) wird auch als
Vortauchen bezeichnet und die eingesetzte wässrige saure Lösung als Vortauchlösung.
Die Vortauchlösung hat dieselbe Zusammensetzung wie die Kolloidlösung in Verfahrensschritt
B), ohne dass das Metall des Kolloids und dessen Schutzkolloid enthalten sind. Die
Vortauchlösung enthält im Falle des Einsetzens einer Palladium/Zinn-Kolloidlösung
in Verfahrensschritt B) ausschließlich Salzsäure, wenn die Kolloidlösung ebenfalls
Salzsäure enthält. Zum Vortauchen reicht ein kurzes Eintauchen in die Vortauchlösung
bei Umgebungstemperatur aus. Ohne die Kunststoffoberflächen zu spülen, werden diese
nach der Behandlung in der Vortauchlösung direkt mit der Kolloidlösung des Verfahrensschritts
B) weiter behandelt.
[0110] Verfahrensschritt A iv) wird bevorzugt durchgeführt, wenn Verfahrensschritt B) in
dem Behandeln einer Kunststoffoberfläche mit einer Lösung eines Metall-Kolloids besteht.
Verfahrensschritt A iv) kann auch durchgeführt werden, wenn Verfahrensschritt B) in
dem Behandeln einer Kunststoffoberfläche mit einer Lösung einer Verbindung eines Metalls
besteht.
[0111] Nach der Behandlung der Kunststoffoberflächen mit dem Metall-Kolloid oder der Metallverbindung
gemäß Verfahrensschritt B) können diese gespült werden.
[0112] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden die Kunststoffoberflächen
in den nachfolgenden Verfahrensschritten stromlos metallisiert. In dieser Ausführungsform
werden zwischen den Verfahrensschritten B) und C) folgende weitere Verfahrensschritte
durchgeführt:
B i) Behandeln der Kunststoffoberfläche in einer wässrigen sauren Lösung und
B ii) Stromloses Metallisieren der Kunststoffoberfläche in einer Metallisierungslösung.
[0113] Die Ausführungsform ist in Tabelle 2 schematisch dargestellt.
Tabelle 2: Ausführungsform der Kunststoffmetallisierung
Verfahrensschritt |
Inhaltsstoffe |
Dauer |
Temperatur |
A) Beizen: |
A i) |
100 g/l Natriumpermanganat, 10 g/l 96%-iger Schwefelsäure |
5-15 min |
70°C |
|
A ii) |
30g/l NaMnO4, 20g/lNaOH |
10-25 min |
30-90°C |
A iii) Reduzieren |
100 g/l 96%-iger Schwefelsäure, 30ml/l Wasserstoffperoxid, 30 Gew.% |
1 min |
45°C |
A iv) Vortauchen |
Salzsäure, etwa 10 Gew.% |
1 min |
20°C |
B) Aktivieren |
Salzsaures Palladium / Zinn Kolloid, 5 mg/l - 100 mg/l Pd |
3-6 min |
20-45°C |
B i) Beschleunigen |
Schwefelsäure (5%) |
2-6 min |
40-50°C |
B ii) stromlos Metall abscheiden |
Chemisch reduktive Vernickelung oder Verkupferung |
6-20 min |
30-50°C |
C) Metall abscheiden |
Zum Beispiel elektrochemisches Verkupfern oder Vernickeln |
15-70 min |
20-35°C |
[0114] Diese weiteren Verfahrensschritte B i) und B ii) werden dann angewendet, wenn die
Gegenstände mit einem stromlosen Metallisierungsverfahren metallisiert werden sollen,
das heißt dass eine erste Metallschicht mit einem stromlosen Verfahren auf die Kunststoffoberflächen
aufgebracht werden soll.
[0115] Wenn in Verfahrensschritt B) die Aktivierung mit einem Metall-Kolloid durchgeführt
wurde, werden in Verfahrensschritt B i) die Kunststoffoberflächen mit einer Beschleunigerlösung
behandelt, um Bestandteile des Kolloids der Kolloidlösung, beispielsweise eines Schutzkolloids,
von den Kunststoffoberflächen zu entfernen. Falls das Kolloid der Kolloidlösung gemäß
Verfahrensschritt B) ein Palladium/Zinn-Kolloid ist, wird als Beschleunigerlösung
vorzugsweise eine wässrige Lösung einer Säure verwendet. Die Säure wird beispielsweise
ausgewählt aus der Gruppe enthaltend Schwefelsäure, Salzsäure, Citronensäure und Tetrafluoroborsäure.
Im Fall eines Palladium/Zinn-Kolloids werden mit Hilfe der Beschleunigerlösung die
Zinnverbindungen entfernt, welche als Schutzkolloid dienten.
[0116] Alternativ wird in Verfahrensschritt B i) eine Reduktorbehandlung durchgeführt, wenn
in Verfahrensschritt B) für die Aktivierung eine Lösung einer Metallverbindung an
Stelle eines Metall-Kolloids eingesetzt wurde. Die dazu verwendete Reduktorlösung
enthält dann, wenn die Lösung der Metallverbindung in einer salzsauren Lösung von
Palladiumchlorid oder einer sauren Lösung eines Silbersalzes bestand, Salzsäure und
Zinn(II)chlorid. Die Reduktorlösung kann auch ein anderes Reduktionsmittel enthalten,
wie NaH
2PO
2 oder auch ein Boran oder Borhydrid, wie ein Alkali- oder Erdalkaliboran oder Dimethylaminoboran.
Bevorzugt wird in der Reduktorlösung NaH
2PO
2 eingesetzt.
[0117] Nach der Beschleunigung oder Behandlung mit der Reduktorlösung gemäß Verfahrensschritt
B i) können die Kunststoffoberflächen zunächst gespült werden.
[0118] Verfahrensschritt B i) und gegebenenfalls ein oder mehrere Spülschritte werden von
Verfahrensschritt B ii) gefolgt, in dem die Kunststoffoberflächen stromlos metallisiert
werden. Zum stromlosen Vernickeln dient beispielsweise ein herkömmliches Nickelbad,
das unter anderem Nickelsulfat, ein Hypophosphit, beispielsweise Natriumhypophosphit,
als Reduktionsmittel sowie organische Komplexbildner und pH-Einstellmittel (beispielsweise
einen Puffer) enthält. Als Reduktionsmittel können ebenfalls Dimethylaminoboran oder
ein Gemisch aus Hypophosphit und Dimethylaminoboran eingesetzt werden.
[0119] Alternativ zum Vernickeln kann die Kunststoffoberfläche stromlos verkupfert werden.
Zum Verkupfern kann ein stromloses Kupferbad eingesetzt werden, das typischerweise
ein Kupfersalz, beispielsweise Kupfersulfat, Kupferchlorid, Kupfer-EDTA oder Kupferhypophosphit,
ferner ein Reduktionsmittel, wie Formaldehyd oder ein Hypophosphitsalz, beispielsweise
ein Alkali- oder Ammoniumsalz, oder hypophosphorige Säure, ferner einen oder mehrere
Komplexbildner, wie Weinsäure, sowie ein pH-Einstellmittel, wie Natriumhydroxid, enthält.
[0120] Die so leitfähig gemachte Oberfläche kann anschließend elektrolytisch weiter metallisiert
werden, um eine funktionelle oder dekorative Oberfläche zu erhalten.
[0121] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden die Kunststoffoberflächen
mittels Direktgalvanisierung metallisiert, das heißt, die Kunststoffoberflächen werden
nicht stromlos sondern mit einem elektrolytischen Metallisierungsverfahren direkt
metallisiert. In dieser Ausführungsform werden zwischen den Verfahrensschritten B)
und C) folgende weitere Verfahrensschritte durchgeführt:
B i) Behandeln der Kunststoffoberflächen in einer Umwandlungslösung.
[0122] Die Ausführungsform ist in Tabelle 3 schematisch dargestellt.
Tabelle 3: Weitere Ausführungsform der Kunststoffmetallisierung
Verfahrensschritt |
Inhaltsstoffe |
Verweildauer |
Temperatur |
A) Beizen: |
A i) |
100 g/l Natriumpermanganat, 10 g/l Schwefelsäure |
5-15 min |
70°C |
|
A ii) |
100 g/l NaMnO4, 10 g/l NaOH |
10-25 min |
30-90°C |
A iii) Reduzieren |
100 g/l 96%-iger Schwefelsäure, 30 ml/l Wasserstoffperoxid, 30 Gew.% |
1 min |
45°C |
A iv) Vortauchen |
Salzsäure, etwa 10 Gew.% |
1 min |
20°C |
B) Aktivieren |
Salzsaures Palladium / Zinn Kolloid, 50 mg/l - 200 mg/l Pd |
3-6 min |
20-45°C |
B i) Umwandeln |
Alkalische Lösung mit Kupferionen |
1 min |
>55°C |
C) Elektrolytisch Metall abscheiden |
Zum Beispiel elektrochemisches Verkupfern oder Vernickeln |
15-70 min |
20-35°C |
[0123] Das Behandeln der Kunststoffoberflächen in einer Umwandlungslösung führt dazu, dass
auf den Kunststoffoberflächen eine für eine direkte elektrolytische Metallisierung
ausreichend elektrisch leitfähige Schicht gebildet wird, ohne dass zunächst stromlos
metallisiert wird. Falls das Kolloid der Kolloidlösung gemäß Verfahrensschritt B)
ein Palladium/Zinn-Kolloid ist, wird als Umwandlungslösung vorzugsweise eine alkalische
Lösung von mit einem Komplexbildner komplexierten Kupferionen verwendet. Beispielsweise
kann die Umwandlungslösung einen organischen Komplexbildner, wie Weinsäure, Ethylendiamintetraessigsäure
(EDTA) oder Ethanolamin und/oder ein Salz davon, sowie ein Kupfersalz, wie Kupfersulfat,
enthalten.
[0124] Nach der Behandlung mit der Umwandlungslösung gemäß Verfahrensschritt B i) können
die Kunststoffoberflächen zunächst gespült werden.
[0125] Die so leitfähig gemachte Kunststoffoberfläche kann anschließend elektrolytisch weiter
metallisiert werden, um eine funktionelle oder dekorative Oberfläche zu erhalten.
[0126] Schritt C) des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das Metallisieren der Kunststoffoberfläche
mit einer Metallisierungslösung. Das Metallisieren gemäß Verfahrensschritt C) kann
elektrolytisch erfolgen. Zur elektrolytischen Metallisierung können beliebige Metallabscheidungsbäder
eingesetzt werden, beispielsweise zur Abscheidung von Nickel, Kupfer, Silber, Gold,
Zinn, Zink, Eisen, Blei oder von deren Legierungen. Derartige Abscheidungsbäder sind
dem Fachmann geläufig. Als Glanznickelbad wird typischerweise ein Watts-Nickelbad
eingesetzt, das Nickelsulfat, Nickelchlorid und Borsäure sowie Saccharin als Additiv
enthält. Als Glanzkupferbad wird beispielsweise eine Zusammensetzung verwendet, die
Kupfersulfat, Schwefelsäure, Natriumchlorid sowie organische Schwefelverbindungen,
in denen der Schwefel in einer niedrigen Oxidationsstufe vorliegt, beispielsweise
organische Sulfide oder Disulfide, als Additive enthält.
[0127] Das Metallisieren der Kunststoffoberfläche in Verfahrensschritt C) führt dazu, dass
die Kunststoffoberfläche mit Metall überzogen wird, wobei das Metall ausgewählt ist
aus den oben aufgeführten Metallen für die Abscheidungsbäder.
[0128] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird nach Verfahrensschritt C) folgender
weiterer Verfahrensschritt durchgeführt:
C i) Lagern der metallisierten Kunststoffoberfläche bei erhöhter Temperatur.
[0129] Wie bei allen galvanischen Prozessen, in denen ein Nichtleiter nasschemisch mit Metall
beschichtet wird, nimmt in der ersten Zeit nach dem Aufbringen der Metallschicht die
Haftfestigkeit zwischen Metall und Kunststoff-Substrat zu. Bei Raumtemperatur ist
dieser Vorgang nach etwa drei Tagen abgeschlossen. Das lässt sich durch Lagerung bei
erhöhter Temperatur erheblich beschleunigen. Der Vorgang ist bei 80°C nach etwa einer
Stunde abgeschlossen. Es wird angenommen, dass die zunächst geringe Haftfestigkeit
durch eine dünne Wasserschicht verursacht wird, die an der Grenzschicht zwischen Metall
und nichtleitendem Substrat liegt und die Ausbildung elektrostatischer Kräfte behindert.
[0130] Es wurde gefunden, dass das erfindungsgemäße Beizen mit saurer und alkalischer Permanganatlösung
(Verfahrensschritt A)) eine Struktur der Kunststoffoberfläche erzeugt, die eine größere
Kontaktfläche des Kunststoffs mit der Metallschicht erlaubt als beispielsweise eine
konventionelle Vorbehandlung mit Chromschwefelsäure. Das ist auch der Grund dafür,
dass im Vergleich zur Behandlung mit Chromschwefelsäure höhere Haftfestigkeiten erreicht
werden (siehe Beispiele 2, 3 und 5). Die glattere Oberfläche bietet aber direkt nach
der Metallisierung bisweilen eine noch geringere anfängliche Haftfestigkeit als dies
bei der Verwendung von Chromschwefelsäure der Fall ist. Insbesondere bei der galvanischen
Vernickelung und ganz besonders, wenn die abgeschiedenen Metallschichten hohe innere
Spannungen aufweisen oder wenn die thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Metall
und Kunststoff stark unterschiedlich sind und der Verbund rasch wechselnden Temperaturen
ausgesetzt wird, kann die anfängliche Haftfestigkeit nicht ausreichend sein. Dann
ist das Behandeln der metallisierten Kunststoffoberflächen bei erhöhter Temperatur
vorteilhaft. Ein solcher Schritt kann darin bestehen, einen metallisierten Gegenstand
aus ABS-Kunststoff für einen Zeitraum zwischen 5 Minuten und 60 Minuten bei erhöhter
Temperatur im Bereich von 50°C bis 80°C, zu behandeln, bevorzugt bei einer Temperatur
von 70°C, in einem Wasserbad, damit sich das Wasser an der Grenzschicht Metall - Kunststoff
in der Kunststoffmatrix verteilen kann. Das Behandeln oder Lagern der metallisierten
Kunststoffoberflächen bei erhöhter Temperatur führt dazu, dass eine anfängliche, geringere
Haftfestigkeit weiter verstärkt wird, so dass nach dem Verfahrensschritt C i) eine
Haftfestigkeit der auf die Kunststoffoberfläche aufgebrachten Metallschicht erreicht
wird, die im gewünschten Bereich von mindestens oder größer als 0,6 N/mm liegt.
[0131] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht also mit guter Prozesssicherheit und ausgezeichneter
Haftfestigkeit der nachfolgend aufgebrachten Metallschichten eine Metallisierung von
elektrisch nichtleitenden Kunststoffoberflächen von Gegenständen zu erreichen. Dabei
werden nicht nur planare Kunststoffoberflächen durch das erfindungsgemäße Verfahren
mit hoher Haftfestigkeit metallisiert, sondern auch ungleichmäßig geformte Kunststoffoberflächen
werden mit einer gleichmäßigen und haftfesten Metallbeschichtung versehen.
[0132] Weiter führt das erfindungsgemäße Beizen der Kunststoffoberfläche mit Beizlösungen,
die mindestens eine saure Beizlösung und mindestens eine alkalische Beizlösung umfassen
(Verfahrensschritt A)) zu einer deutlich höheren Belegung der Kunststoffoberflächen
mit einem Metall während der Aktivierung der Kunststoffoberflächen mit einer Lösung
eines Kolloids oder einer Verbindung eines Metalls.
Ausführungsbeispiele
[0133] Die nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Beispiel 1: erfindungsgemäßes Beispiel
[0134] Eine Platte aus Bayblend T45PG (10cm x 5cm, ABS/PC-Mischung) wurde in einer 40 %-igen
Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat, die mit einem Kaliumphosphatpuffer auf
pH = 7 eingestellt war, sieben Minuten lang bei 25°C behandelt (Vorbehandlungsschritt).
Anschließend wurde die Platte etwa eine Minute lang unter fließendem Wasser abgespült.
[0135] Die Platte wurde zehn Minuten in einer sauren Permanganatlösung (100 g/l NaMnO
4, 10 g/l 96%-iger H
2SO
4) behandelt, die auf 70°C temperiert war. Danach wurde die Platte zehn Minuten in
einer alkalischen Permaganatlösung (30 g/l NaMnO
4 und 20 g/l NaOH) behandelt (Beizbehandlung I., Verfahrensschritt A)).
[0136] Die Platte hatte danach eine gleichmäßig braune Oberfläche. Durch Reduktion mit einer
Reduktionslösung aus 25 ml/l 96%-iger Schwefelsäure und 30 ml/l 30%-igem Wasserstoffperoxid
bei 40°C wurde von der Platte das Mangandioxid abgelöst (Verfahrensschritt A iii)).
[0137] Nach anschließendem Spülen und kurzem Vortauchen in eine Lösung aus 300 ml/l 36 %-iger
Salzsäure (Verfahrensschritt A iv)) wurde die Platte fünf Minuten lang in einem kolloidalen
Aktivator auf Basis eines Palladiumkolloids (Adhemax Aktivator PL der Fa. Atotech,
125 mg/l Palladium) bei 40 °C aktiviert (Verfahrensschritt B)).
[0138] Danach wurde die Platte gespült und anschließend eine Minute bei 60°C in eine Umwandlungslösung
auf Basis von Kupferionen (Futuron Ultra CuLink der Fa. Atotech, Verfahrensschritt
B i)) getaucht.
[0139] Nach dem Spülen wurde die Platte verkupfert, indem sie bei Raumtemperatur in ein
galvanisches Kupferbad (Cupracid HT, Fa. Atotech, Verfahrensschritt C)) gebracht und
mit etwa 2,5A Strom beaufschlagt wurde.
[0140] Die Platte war nach zwei Minuten vollständig und gleichmäßig verkupfert.
[0141] Die Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 1 ist in Tabelle 4 zusammengefasst.
Beispiel 2: erfindungsgemäßes Beispiel
[0142] Zwei Platten aus Bayblend T45PG (10cm x 5cm, ABS/PC-Mischung) wurden in einer Lösung
aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat vorbehandelt, wie in Beispiel 1 beschrieben, und
anschließend etwa eine Minute lang unter fließendem Wasser abgespült.
[0143] Die beiden Platten wurden mit P1 und P2 gekennzeichnet. Platte P1 wurde zehn Minuten
in einer sauren Permanganatlösung (100 g/l NaMnO
4, 10 g/l 96%-iger H
2SO
4) behandelt, die auf 70°C temperiert war. Platte P2 wurde zehn Minuten in der alkalischen
Permanganatlösung (30 g/l NaMnO
4 und 20 g/l NaOH) behandelt, die bei 50°C gehalten wurde. Danach wurde Platte P1 zehn
Minuten in der beschriebenen alkalischen Permaganatlösung behandelt (Beizbehandlung
I., Verfahrensschritt A)) und Platte P2 zehn Minuten in der beschriebenen sauren Permanganatlösung
(Beizbehandlung II., Verfahrensschritt A)). Nachfolgend wurden die beiden Platten,
wie in Beispiel 1 beschrieben, mit Reduktionslösung behandelt sowie vorgetaucht. Anschließend
wurden die Platten fünf Minuten lang in einem kolloidalen Aktivator auf Basis eines
Palladiumkolloids (Adhemax Aktivator PL der Fa. Atotech, 23 ppm Palladium) bei 40
°C aktiviert (Verfahrensschritt B)).
[0144] Danach wurden die Platten gespült und anschließend wurden fünf Minuten lang bei 40
°C die Schutzhüllen der Palladiumpartikel entfernt (Adhemax Beschleuniger ACC1 der
Fa. Atotech, Verfahrensschritt B i)). Die Platten wurden anschließend zehn Minuten
lang außenstromlos vernickelt (Adhemax LFS, Fa. Atotech, Verfahrensschritt B ii))
bei 45 °C. Während Platte P1 danach eine gleichmäßige, matte, hellgraue Nickelschicht
aufwies, fanden sich auf Platte P2 einige offene Stellen, auf denen kein Nickel abgeschieden
worden war.
[0145] Beide Platten wurden danach gespült und eine Stunde lang bei 3,5A/dm
2 bei Raumtemperatur verkupfert (Cupracid HT, Fa. Atotech, Verfahrensschritt C)). Nach
dem Spülen wurden die Platten eine Stunde lang bei 80 °C gelagert (Verfahrensschritt
C i)). Anschließend wurde die Haftfestigkeit der aufgebrachten Metallschichten bestimmt,
indem mit einem Messer ein etwa 1 cm breiter Streifen der metallisierten Kunststoffplatten
ausgeschnitten und dessen präzise Breite gemessen wurde. Anschließend wurde mit einer
Zugprüfmaschine (Fa. Instron) die Metallschicht vom Kunststoff abgezogen und die dazu
nötige Kraft registriert (gemäß ASTM B 533 1985 Reapproved 2009). Platte P1 wies eine
Haftfestigkeit der Kupferschicht von 1,41 N/mm und 1,24N/mm (Mittel: 1.32N/mm) auf
und Platte P2 1,01 N/mm sowie 0.95N/mm (Mittel: 0,98N/mm).
[0146] Die Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 2 ist in Tabelle 5 zusammengefasst.
Tabelle 4: Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 1
Verfahrensschritt |
Chemie |
Dauer |
Temperatur |
Vorbehandeln |
40% 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat in Wasser, Kaliumphosphatpuffer, pH = 7 |
7 min |
25°C |
A) Beizen: |
|
|
|
Saures Beizen |
100g/l Natriumpermanganat, 10g/l 96%-iger Schwefelsäure |
10 min |
70°C |
Alkalisches Beizen |
30g/l NaMnO4 und 20g/l NaOH |
10 min |
50°C |
A iii) Reduzieren |
25ml/l 96%-iger Schwefelsäure, 30ml/l Wasserstoffperoxid, 30 Gew.% |
1 min |
40°C |
A iv) Vortauchen |
300ml/l 36%-ige Salzsäure |
1 min |
20°C |
B) Aktivieren |
Palladiumkolloid, 125 ppm Palladium |
5 min |
40°C |
B i) Umwandeln |
Umwandlungslösung auf Basis von Kupferionen, Futuron Ultra CuLink, Fa. Atotech |
1 min |
60°C |
C) Elektrolytisch Metall abscheiden |
elektrochemisches Verkupfern, Cupracid HT, Fa. Atotech, 2,5 A/dm2 |
70 min |
21°C |
Tabelle 5: Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 2
Verfahrensschritt |
Chemie |
Dauer |
Temperatur |
Vorbehandeln |
40% 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat in Wasser, Kaliumphosphatpuffer, pH = 7 |
7 min |
25°C |
A) Beizen: |
|
|
|
Saures Beizen |
100g/l Natriumpermanganat, 10g/l 96%-iger Schwefelsäure |
10 min |
70°C |
Alkalisches Beizen |
30g/l NaMnO4 und 20g/l NaOH |
10 min |
50°C |
A iii) Reduzieren |
25ml/l 96%-iger Schwefelsäure, 30ml/l Wasserstoffperoxid, 30 Gew.% |
1 min |
40°C |
A iv) Vortauchen |
300ml/l 36%-ige Salzsäure |
1 min |
20°C |
B) Aktivieren |
Palladiumkolloid, 23 ppm Palladium |
5 min |
40°C |
B i) Beschleunigen |
Schwefelsäure 5% |
5 min |
40°C |
B ii) stromlos Metall abscheiden |
Chemisch reduktive Vernickelung, Adhemax LFS, Fa. Atotech |
10 min |
40°C |
C) Elektrolytisch Metall abscheiden |
elektrochemisches Verkupfern, Cupracid HT, Fa. Atotech, 3,5 A/dm2 |
60 min |
21°C |
C i) Lagern |
--- |
60 min |
80°C |
Beispiel 3: Vergleichs-Experiment
[0147] Vier Platten aus Bayblend T45 (5,2 x 14,9 x 0,3 cm, ABS/PC-Mischung) wurden in einer
Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat zehn Minuten lang vorbehandelt und gespült,
wie in Beispiel 1 beschrieben.
[0148] Beizbehandlung III.: Zwei der vorbehandelten Platten wurden danach mit einer warmen
(70 °C) sauren Permanganatlösung behandelt, die 100 g/l Natriumpermanganat und 10
g/l 96%-iger Schwefelsäure enthielt (Endkonzentration: 0,1 mol/l Schwefelsäure). Beizbehandlung
IV.: Die anderen beiden vorbehandelten Platten wurden mit alkalischer Permanganatlösung
behandelt, welche aus 30 g/l Natriumpermanganat und 20 g/l Natriumhydroxid bestand.
Die Beiz-Behandlung wurde für zehn Minuten bei 70 °C durchgeführt.
[0149] Beizbehandlung V.: Zwei weitere, nicht-vorbehandelte Platten wurden mit Chromschwefelsäurelösung
behandelt, welche aus 380 g/l Chrom(VI)oxid und 380 g/l 96%-iger Schwefelsäure bestand.
Die Beiz-Behandlung wurde für zehn Minuten bei 70 °C durchgeführt. Danach wurden alle
Platten eine Minute lang unter Wasser gespült und die Platten aus Beizbehandlung III.
und IV. in einer Lösung aus 50 g/l 96%-iger Schwefelsäure und 30 ml/l 30 %-igem Wasserstoffperoxid
von abgeschiedenem Braunstein gereinigt (Verfahrensschritt A iii)).
[0150] Anschließend wurden alle Platten behandelt, wie in Beispiel 2 angegeben, nämlich
gespült, kurz vorgetaucht (Verfahrensschritt A iv)), drei Minuten lang in einem Palladiumkolloid
(25 ppm Palladium) bei 45 °C aktiviert (Verfahrensschritt B)), wieder gespült, bei
50 °C die Schutzhüllen der Palladiumpartikel entfernt (Verfahrensschritt B i)), außenstromlos
vernickelt (Verfahrensschritt B ii)), danach gespült, 70 Minuten lang verkupfert (Verfahrensschritt
C)), 30 Minuten lang bei 80 °C gelagert (Verfahrensschritt C i)). Anschließend wurde
die Haftfestigkeit der Metallschicht auf den Kunststoffplatten bestimmt, wie in Beispiel
2 beschrieben.
[0151] Für Platten, die gemäß Beizbehandlung III. (nur saure Permanganatlösung) gebeizt
waren, wurden Haftfestigkeiten zwischen 1,09 N/mm und 1,32 N/mm gefunden, für Platten,
die gemäß Beizbehandlung IV. (nur alkalische Permanganatlösung) gebeizt waren, wurden
Haftfestigkeiten zwischen 0 N/mm (Blasen zwischen Metallschicht und Kunststoffoberfläche)
und 0,25 N/mm gefunden und für Platten, die gemäß Beizbehandlung V. (Chromschwefelsäure)
gebeizt waren, Haftfestigkeiten zwischen 0,45 N/mm und 0,70 N/mm. Im Vergleich dazu
wurden für Platten, die mit der erfindungsgemäßen Beizbehandlung I. (erst saure Permanganatlösung,
dann alkalische Permanganatlösung) gebeizt wurden, bessere Haftfestigkeiten zwischen
1,41 N/mm und 1,24 N/mm gefunden (siehe Beispiel 2).
[0152] Die Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 3 ist in Tabelle 6 zusammengefasst.
Tabelle 6: Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 3
Verfahrensschritt |
Chemie |
Dauer |
Temperatur |
Vorbehandeln |
40 % 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat in Wasser, Kaliumphosphatpuffer, pH = 7, für Beizbehandlungen
III. und IV. |
10 min |
20°C |
A) Beizen |
Verschiedene Beizbehandlungen |
- |
- |
A iii) Reduzieren |
50g/l 96%-iger Schwefelsäure, 30ml/l Wasserstoffperoxid, 30 Gew.%, für Beizbehandlungen
III. und IV. |
1 min |
45°C |
A iv) Vortauchen |
300ml/l 36 %-ige Salzsäure |
1 min |
20°C |
B) Aktivieren |
Palladiumkolloid, 25 ppm Palladium |
3 min |
45°C |
B i) Beschleunigen |
Schwefelsäure 5% |
5 min |
50°C |
B ii) stromlos Metall abscheiden |
Chemisch reduktive Vernickelung, Adhemax LFS, Fa. Atotech |
10 min |
45°C |
C) Elektrolytisch Metall abscheiden |
elektrochemisches Verkupfern, Cupracid HT, Fa. Atotech, 3,5 A/dm2 |
70 min |
21°C |
C i) Lagern |
--- |
30 min |
80 °C |
Beispiel 4: Vergleichsexperiment
[0153] Zwei Sätze Platten aus den Kunststoffen Novodur P2MC (ABS) und Bayblend T45 (ABS/PC-Gemisch)
der Größe 10,4cm x 14,9cm x 3mm wurde 10 Minuten lang in einer Lösung aus 15% 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat
und 10% Butoxyethanol behandelt, die mit einem Kaliumphosphatpuffer auf pH = 7 eingestellt
war und in einem Thermostaten bei 45°C gehalten wurde.
[0154] Beizbehandlung III.: Nach sorgfältigem Spülen wurden die Platten zehn Minuten lang
nur sauer gebeizt, wie in Beispiel 3 beschrieben.
[0155] Beizbehandlung I.: Einer der beiden Platten-Sätze wurde anschließend in einer alkalischen
Permanganatlösung, die aus 30g/l Natriumpermanganat und 20g/l Natriumhydroxid bestand,
in einem zweiten Beiz-Schritt für 10 Minuten bei 50 °C weiterbehandelt. Beizbehandlung
V.: Ein dritter Satz Platten aus Kunststoffen und mit Abmessungen, wie eingangs beschrieben,
wurde in einer Chromschwefelsäurelösung behandelt und anschließend gespült, wie in
Beispiel 3 beschrieben.
[0156] Die Platten, die mit Beizbehandlungen I. und III. behandelt wurden, wurden dann in
einer Reduktionslösung aus Wasserstoffperoxid und Schwefelsäure gereinigt und danach
gespült, wie in Beispiel 2 beschrieben.
[0157] Alle Platten aus allen Beizbehandlungen wurden anschließend in eine Lösung aus 300
ml/l 36 %-iger Salzsäure vorgetaucht und mit Lösungen eines kolloidalen Aktivators
von unterschiedlichen Palladiumkonzentrationen (Adhemax Aktivator PL der Fa. Atotech,
Palladiumkonzentrationen siehe Tabelle 7) bei 40°C fünf Minuten lang behandelt. Dabei
wurden die Platten in der Aktivatorlösung nicht bewegt, um vergleichbare Werte zu
erhalten. Die Bewegung zwischen einer Palladiumlösung und einem Kunststoff-Substrat
hat einen großen Einfluss auf die Menge an erreichtem oberflächengebundenen Palladium.
Eine gute Bewegung hätte bis fast zur Verdoppelung der aufgenommenen Palladiummengen
geführt, wäre aber schwer zu reproduzieren gewesen. Die Platten wurden dann abgespült
und getrocknet.
[0158] Die trockenen Platten wurden waagerecht in eine geeignete Kristallisierschale gelegt
und mit exakt 25ml mit 1:1 mit Wasser verdünntem Königswasser bedeckt. Nach einer
Minute Reaktionszeit wurde die Flüssigkeit von jeder Platte gesammelt und die Palladiumkonzentration
darin per ICP-OES bestimmt.
[0159] Die ICP-OES-Messungen wurden mit dem Atomemissionsspektrometer Varian Vista MPX durchgeführt.
Dazu wurde das Atomemissionsspektrometer mit Standardlösungen von 0,10mg/l; 0,25 mg/l;
0,50mg/l; 2,0mg/l und 5,0mg/l Palladium in 1% HNO
3 kalibriert. Die Proben wurden in 1% HNO
3 aufgenommen und direkt analysiert. Die Geräteeinstellungen waren wie folgt:
Wellenlängen für Palladium: 340,458 nm und 360,955 nm
Wiederholungen der Messungen: 3
Gasdruck des Probenzerstäubers (Nebulizer gas pressure): 200 kPa
Fließgeschwindigkeit des Hilfs-Gases (Auxiliary gas flow rate): 1,5 l/min
Fließgeschwindigkeit des Plasma-Gases (Plasma gas flow rate): 16,5 l/min
RF-Leistung des Hochfrequenzgenerators (RF-Power): 1250 Watt
[0160] Die Messwerte wurden mit Hilfe der zum Gerät gehörenden ICP Expert Software ausgewertet
und direkt als Konzentrationswerte in mg/l ausgegeben. Die gefundene Palladiumkonzentration
wurde dann in die Palladiummenge per Flächeneinheit umgerechnet. Die erhaltenen Werte
des an die Kunststoffoberflächen gebundenen Palladiums sind in Tabelle 7 zusammengefasst
und in Figur 1 graphisch dargestellt. Die Ergebnisse werden in der Beschreibung diskutiert.
Tabelle 7: Belegung der Oberfläche von Kunststoffplatten mit Palladium nach verschiedenen
Beizbehandlungen und Aktivierung mit Kolloid verschiedener Palladiumkonzentrationen
Beizen |
Platten |
Pd-Konzentration im Aktivator / ppm |
Pd-Belegung auf Oberfläche von Platten / mg/m2 |
Beizbehandlung III.: Saures Permanganat |
Novodur P2MC |
50 |
17,2 |
100 |
28,8 |
150 |
31,5 |
200 |
33,2 |
Bayblend T45 |
50 |
16,4 |
100 |
23,2 |
150 |
26,8 |
200 |
31,1 |
Beizbehandlung I.: Saures Permanganat und Alkalisches Permanganat |
Novodur P2MC |
50 |
20,8 |
100 |
38,5 |
150 |
47,8 |
200 |
53,2 |
Bayblend T45 |
50 |
19,2 |
100 |
31,8 |
150 |
38,9 |
200 |
39,9 |
Beizbehandlung V.: Chromschwefelsäure |
Novodur P2MC |
50 |
26,0 |
100 |
29,1 |
150 |
35,2 |
200 |
39,4 |
Bayblend T45 |
50 |
13,4 |
100 |
20,0 |
150 |
22,8 |
200 |
31,0 |
Beispiel 5: Vergleichsexperiment
[0161] Vergleich der Haftfestigkeiten von Metallschichten auf ABS/PC-Platten, die durch
Direktgalvanisierung aufgebracht wurden, nach verschiedenen Beizbehandlungen.
[0162] Platten aus Bayblend T45PG (5,2cm x 14,9cm x 0,3cm; ABS/PC-Mischung), die für Beizbehandlungen
I., III. und IV. bestimmt waren, wurden in einer Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat
behandelt (Vorbehandlungsschritt) und gespült, wie in Beispiel 1 beschrieben.
[0163] Beizbehandlung III.: Vier der Platten wurden danach für 10 Minuten nur sauer gebeizt,
wie in Beispiel 3 beschrieben.
[0164] Beizbehandlung I. (erfindungsgemäße Beizbehandlung): Zwei der Platten, die bereits
Beizbehandlung III. (saure Permanganatlösung) erfahren hatten, wurden anschließend
für zwei Minuten mit einer alkalischen Permanganatlösung weiterbehandelt, wie in Beispiel
4 beschrieben.
[0165] Beizbehandlung IV.: Die letzten beiden Platten, die mit Glykollösung vorbehandelt
worden waren, wurden bei 50 °C mit alkalischer Permanganatlösung behandelt, wie in
Beispiel 3 beschrieben.
[0166] Beizbehandlung V.: Zwei Platten, die nicht mit Glykollösung vorbehandelt worden waren,
wurden mit Chromschwefelsäurelösung gebeizt, wie in Beispiel 3 beschrieben.
[0167] Danach wurden alle Platten eine Minute lang unter Wasser gespült und die Platten
aus Beizbehandlungen I., III. und IV. in einer Reduktionslösung von abgeschiedenem
Braunstein gereinigt (Verfahrensschritt A iii)), wie in Beispiel 3 angegeben.
[0168] Anschließend wurden alle Platten behandelt, wie in Beispiel 1 angegeben, nämlich
gespült und kurz vorgetaucht (Verfahrensschritt A iv)) und in einem Palladiumkolloid
(140mg/l Palladium) bei 45 °C aktiviert (Verfahrensschritt B)), wie in Beispiel 1
beschrieben.
[0169] Zum Erzeugen einer elektrisch leitfähigen Schicht aus dem abgeschiedenen Palladiumkolloid
wurden die Platten drei Minuten in eine Umwandlungslösung auf Basis von Kupferionen
(Futuron Plus CuLink der Fa. Atotech, Verfahrensschritt B i)) getaucht.
[0170] Nach dem Spülen wurden alle Platten verkupfert, indem sie für 70 Minuten bei 25°C
in ein galvanisches Kupferbad (Cupracid HT, Fa. Atotech, Verfahrensschritt C)) gebracht
und mit 3A/dm
2 Strom beaufschlagt wurden.
[0171] Nach dem Lagern der Platten für 60 Minuten bei 70°C und Abkühlen wurden die Haftfestigkeiten
der Kupferschichten auf den Kunststoff-Platten bestimmt, wie in Beispiel 2 beschrieben.
Die Tabelle 8.2 zeigt die erhaltenen Werte der Haftfestigkeiten.
[0172] Die Abfolge der Verfahrensschritte mit den verschiedenen Beizbehandlungen ist in
Tabelle 8.1 zusammengefasst. Die nach jedem Verfahrensschritt benutzten Spülschritte
sind nicht aufgeführt.
Tabelle 8.1: Direktgalvanisierung von ABS/PC-Platten nach verschiedenen Beizbehandlungen.
Verfahrensschritt |
Verweildauer |
Temperatur |
40 vol% 2-(2-Ethoxy-ethoxy)-ethylacetat |
7 min |
25°C |
Eine der Beizbehandlungen: |
|
|
I.: saure Permanganatlösung und alkalische Permanganatlösung, oder |
10 min 2 min |
70°C 50°C |
III.: saure Permanganatlösung, oder |
10 min |
70°C |
IV.: alkalische Permanganatlösung, oder |
10 min |
50°C |
V.: 380g/l CrO3, 380g/l 96%-ige Schwefelsäure, * |
10 min |
70°C |
Entfernen des Mangandioxids |
1 min |
40°C |
Aktivieren |
5 min |
45°C |
Umwandeln (Futuron Plus CuLink) |
3 min |
60°C |
Verkupfern (Cupracid HT, 3A/dm2) |
70 min |
25°C |
Lagern |
60 min |
70°C |
* Wenn die Beizbehandlung in Chromschwefelsäure durchgeführt wird, wird die Vorbehandlung
in 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat weggelassen. |
Tabelle 8.2: Haftfestigkeiten von Metallschichten nach Direktgalvanisierung von ABS/PC-Platten
nach verschiedenen Beizbehandlungen
Beizbehandlung |
Beizlösungen |
Haftfestigkeit [N/mm] |
|
|
Einzelmessungen |
Mittelwert |
I. |
saure und alkalische Permanganat-Lösung |
0.78/0.75/0.90/0.84 |
0.82 |
III. |
saure Permanganat-Lösung |
0.72/0.74/0.70/0.82 |
0.75 |
IV. |
alkalische Permanganat-Lösung |
0.12/0.16/0.11/0.12 |
0,13 |
V. |
Chromschwefelsäure |
0.52/0.53/0.55/0.59 |
0.55 |
[0173] Die höchsten Haftfestigkeiten wurden für ABS/PC-Platten erzielt, die mit der Kombination
aus einem sauren und nachfolgend alkalischen Permanganat-Beizschritt behandelt wurden.
Beispiel 6: Vergleichsexperiment
[0174] Vergleich der Palladiumaufnahme von ABS/PC nach verschiedenen Beizbehandlungen
[0175] Zur Durchführung dieser Untersuchung wurden Platten aus einem ABS/PC-Gemisch (Bayblend
T45PG) verwendet. Die Platten waren 10cm x 7,5cm x 3mm groß.
[0176] Die Platten wurden zehn Minuten lang in einer Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat
(Vorbehandlungsschritt) vorbehandelt und etwa eine Minute lang gespült, wie in Beispiel
1 beschrieben.
[0177] Beizbehandlung I. (erfindungsgemäße Beizbehandlung): Zwei Platten wurden nach der
Vorbehandlung zuerst mit für 10 Minuten mit einer warmen (70 °C) sauren Permanganat-lösung
behandelt, die 100 g/l Natriumpermanganat und 10 g/l 96%-iger Schwefelsäure enthielt
(Endkonzentration: 0,1 mol/l Schwefelsäure). Danach wurden die Platten für zwei Minuten
bei 50 °C mit alkalischer Permanganatlösung behandelt, welche aus 30 g/l Natriumpermanganat
und 20 g/l Natriumhydroxid bestand.
[0178] Beizbehandlung IV.: Zwei weitere, vorbehandelte Platten wurden bei 50 °C mit alkalischer
Permanganatlösung behandelt, wie in Beispiel 3 beschrieben.
[0179] Danach wurden alle Platten eine Minute lang unter Wasser gespült und bei 45°C in
einer Reduktionslösung behandelt (Verfahrensschritt A iii)), wie in Beispiel 3 angegeben.
[0180] Anschließend wurden alle Platten gespült und kurz vorgetaucht, wie in Beispiel 4
beschrieben. Nachfolgend wurden die Platten fünf Minuten lang in einem kolloidalen
Aktivator auf Basis eines Palladiumkolloids (Adhemax Aktivator PL der Fa. Atotech,
140mg/l Palladium) bei 45 °C aktiviert (Verfahrensschritt B)).
[0181] Zur Ermittlung des oberflächlich gebundenen Palladiums wurde vorgegangen, wie in
Beispiel 4 beschrieben.
[0182] Für die mit Beizbehandlung I. (erst saure Permanganatlösung, dann alkalische Permanganatlösung)
wurde eine Palladiummenge von 42,5 mg/m
2 auf den Oberflächen der ABS/PC-Platten gefunden und für Beizbehandlung IV. (nur alkalische
Permanganatlösung) 8,2 mg/m
2 Palladium.
[0183] Die erfindungsgemäße Beizbehandlung führt dazu, dass auf Kunststoffoberflächen erheblich
mehr Palladium gebunden wird als wenn die Oberflächen nur mit einer alkalischen Beizlösung
behandelt wurden.
Beispiel 7
[0184] Je zwei Platten aus den Kunststoffen Novodur P2MC (ABS) und Bayblend T45 (ABS/PC-Gemisch)
der Größe 10cm x 7,5cm x 3mm wurden 10 Minuten lang in einer Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat
behandelt, wie in Beispiel 1 beschrieben.
[0185] Beizbehandlung III.: Nach sorgfältigem Spülen wurden alle Platten zehn Minuten lang
in saurer Permanganatlösung behandelt, wie in Beispiel 3 beschrieben.
[0186] Beizbehandlung I.: Jeweils eine der ABS- und eine der ABS/PC-Platten, die gemäß Beizbehandlung
III. behandelt wurden, wurden anschließend in einer alkalischen Permanganatlösung
weiterbehandelt, wie in Beispiel 4 beschrieben.
[0187] Danach wurden alle Platten getrocknet und das an den Oberflächen der Platten haftende
Mangandioxid wurde mit Hilfe von 25 ml je Platte einer Lösung aus 50 g/l 96%-iger
Schwefelsäure und 30 ml/l 30 %-igem Wasserstoffperoxid von diesen abgelöst. In den
erhaltenen Lösungen wurden die Mangan-Konzentrationen mittels ICP-OES bestimmt, wie
in Beispiel 4 beschrieben, und auf die Fläche der jeweiligen Platte umgerechnet. Die
für die ICP-OES genutzten Wellenlängen für Mangan waren: 257,610 nm und 259,372 nm.
Die erhaltenen Werte des an den Kunststoffoberflächen haftenden Mangans sind in Tabelle
9 zusammengefasst.
Tabelle 9: Menge von Mangan auf Kunststoffoberflächen nach verschiedenen Beizbehandlungen
Platten |
Beizbehandlung |
Mn / g/m2 |
ABS |
nur saures Permanganat (III.) |
0,895 |
|
erst saures Permanganat, dann alkalisches Permanganat (I.) |
1,044 |
ABS/PC |
nur saures Permanganat (III.) |
0,695 |
|
erst saures Permanganat, dann alkalisches Permanganat (I.) |
0,793 |
[0188] Die Menge des gefundenen Mangans auf der Kunststoffoberfläche ist ein Maß für die
während der Aktivierung gebundene Menge Mangandioxid. Die Kombination des Beizens
der Kunststoffoberflächen in einer sauren Permanganatlösung und in einer alkalischen
Permanganatlösung führt zu einer weiteren Erhöhung der Menge des auf den Kunststoffoberflächen
abgelagerten Mangandioxids gegenüber Kunststoffoberflächen, die mit einem einzelnen
sauren Beizschritt (Beizbehandlung III.) gebeizt wurden.
Beispiel 8:
[0189] Einfluss der Verweildauer in Lösungen von Glykolverbindungen auf Haftfestigkeiten,
sowie abgeschiedene Mangandioxid- und Palladium-Mengen
[0190] Platten aus Bayblend T45PG (ABS/PC-Gemisch) wurden in einer 40%igen Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat
verschieden lange bei 25°C behandelt (Verweildauern siehe Tabelle 10.2).
[0191] Beizbehandlung I.: Anschließend wurden die Platten in einem ersten Schritt mit saurer
Permanganatlösung und danach mit alkalischer Permanganatlösung gebeizt, wie in Beispiel
6 beschrieben.
[0192] Abgeschiedenes Mangandioxid wurde mit einer Lösung aus 30ml/l 30 %-igem Wasserstoffperoxid
in 5%iger Schwefelsäure entfernt. Für einen Satz Platten mit unterschiedlichen Verweildauern
in der Glykollösung wurde die abgeschiedene Menge Mangan mittels ICP-OES bestimmt,
wie in Beispielen 4 und 7 beschrieben. Die erhaltenen Werte des an den Kunststoffoberflächen
haftenden Mangans sind in Tabelle 10.2 zusammengefasst und in Figur 2 dargestellt.
Die Menge des gefundenen Mangans auf der Kunststoffoberfläche ist ein Maß für die
während der Aktivierung gebundene Menge Mangandioxid.
[0193] Nach anschließendem Spülen und kurzem Tauchen in eine Lösung aus 300 ml/l 36 %-iger
Salzsäure (Verfahrensschritt A iv)) wurden die restlichen Platten fünf Minuten lang
in einem kolloidalen Aktivator auf Basis eines Palladiumkolloids (Adhemax Aktivator
PL der Fa. Atotech, 140mg/l Palladium) bei 45 °C aktiviert (Verfahrensschritt B)).
Für einen weiteren Satz Platten mit unterschiedlichen Verweildauern in der Glykollösung
wurde das an die Kunststoffoberflächen gebundene Palladium wieder abgelöst und die
Palladiummenge per ICP-OES bestimmt, wie in Beispiel 4 beschrieben. Die erhaltenen
Werte sind in Tabelle 10.2 zusammengefasst und in Figur 2 graphisch dargestellt.
[0194] Danach wurden die restlichen Platten gespült und anschließend bei 60°C in eine Umwandlungslösung
(Verfahrensschritt B i)) getaucht und nach dem Spülen verkupfert, wie in Beispiel
5 beschrieben.
[0195] Nach einer Stunde Lagern bei 70 °C wurden im Streifenabzugstest die Haftfestigkeiten
bestimmt, wie in Beispiel 2 beschrieben. Die Haftfestigkeiten der Metallschicht sind
in Tabelle 10.2 zusammengefasst und in Figur 2 dargestellt.
[0196] Die Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 8 ist in Tabelle 10.1 zusammengefasst.
Tabelle 10.1: Abfolge der Verfahrensschritte in Beispiel 8
Verfahrensschritt |
Verweildauer |
Temperatur |
40 vol% 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat |
2 bis 10 min |
25°C |
saure Permanganatlösung |
10 min |
70°C |
alkalische Permanganatlösung |
2 min |
50°C |
Entfernen des Mangandioxids |
1 min |
40°C |
Aktivieren |
5 min |
45°C |
Umwandeln (Futuron Plus CuLink) |
3 min |
60°C |
Verkupfern (Cupracid HT, 3A/dm2) |
70 min |
25°C |
Lagern |
60 min |
70°C |
Tabelle 10.2: Haftfestigkeiten, abgeschiedene Mn- und Pd-Mengen in Abhängigkeit von
der Verweildauer der Kunststoffoberflächen in der Glykollösung der Vorbehandlung,
Verweildauer |
Mn |
Pd |
Haftfestigkeit [N/mm] |
[min] |
[mg/m2] |
[mg/m2] |
Einzelwerte |
Mittelwerte |
0 |
112.7 |
15.2 |
---* |
--- |
2 |
268.0 |
29.9 |
0.48/0.60 |
0,54 |
4 |
347.2 |
37.5 |
0.77/0.87 |
0,82 |
6 |
366.3 |
42.8 |
0.95/1.03 |
0,99 |
8 |
417.3 |
49.1 |
1.00/1.10 |
1,05 |
10 |
423.4 |
43.3 |
0.93/0.91 |
0,92 |
[0197] Die Verweildauer der Kunststoffoberflächen in der Lösung der Glykolverbindungen (Vorbehandlungsschritt)
hat einen Einfluss auf die Haftfestigkeit der aufgebrachten Metallschichten. Ohne
Behandlung mit Glykolverbindungen (Verweildauer 0 min in Figur 2) konnte kein Metall
per Direktgalvanisierung auf der Kunststoffoberfläche abgeschieden werden. Nach einer
nur 4 minütigen Behandlung mit Glykolverbindungen dagegen wurde bereits eine gute
Haftfestigkeit von 0,8 N/mm erzielt, die mit längerer Behandlungsdauer weiter ansteigt.
Beispiel 9:
[0198] Einfluss von Behandlungsdauer und Temperatur in alkalischer Permanganatlösung auf
Kunststoffoberflächen
[0199] Platten aus Bayblend T45PG (14,9cm x 5,1cm x 3mm, Oberfläche: 1,64dm
2, ABS/PC-Mischung) wurden in einer Lösung aus 2-(2-Ethoxyethoxy)-ethylacetat behandelt
(Vorbehandlungsschritt) und gespült, wie in Beispiel 1 beschrieben.
[0200] Beizbehandlung I.: Die Platten wurden zuerst zehn Minuten in einer sauren Permanganat-lösung
(100 g/l NaMnO
4, 10 g/l 96%-iger H
2SO
4) behandelt, die auf 70°C temperiert war. Anschließend wurden die Platten verschieden
lange (Verweildauern siehe Tabelle 11) in eine alkalische Lösung aus 30g/l Natriumpermanganat
und 20g/l Natriumhydroxid gebracht, die jeweils bei 30°C, 50°C und 70°C betrieben
wurde.
[0201] Durch Reduktion mit einer Reduktionslösung bei 45°C wurde in 30 Sekunden von den
Platten das Mangandioxid abgelöst (Verfahrensschritt A iii)), wie in Beispiel 3 beschrieben.
[0202] Anschließend wurden alle Platten behandelt, wie in Beispiel 1 angegeben, nämlich
gespült, kurz vorgetaucht, in einem Palladiumkolloid (140mg/l Palladium) bei 45 °C
aktiviert, wieder gespült, drei Minuten in eine Umwandlungslösung auf Basis von Kupferionen
(Futuron Plus CuLink der Fa. Atotech, Verfahrensschritt B i)) getaucht und verkupfert,
indem sie in einem galvanischen Kupferbad für 70 Minuten mit 3,5A/dm
2 Strom beaufschlagt wurden.
[0203] Zwischen allen Verfahrensschritten wurden die Kunststoffsubstrate unter fließendem
Wasser abgespült.
[0204] Anschließend wurde die verkupferten Platten eine Stunde lang bei 70°C gelagert und
danach mit einer Instron-Zugprüfmaschine die Haftfestigkeit der Kupferschicht zum
Kunststoffsubstrat ermittelt, wie in Beispiel 2 beschrieben.
[0205] Zu jeder dieser Platten wurde eine weitere Platte parallel behandelt aber nach der
Aktivierung aus dem Verfahren entnommen und die Menge des auf den Oberflächen gebundenen
Palladiums per ICP-OES bestimmt, wie in Beispiel 4 beschrieben. Tabelle 11 und Figuren
3A und 3B zeigen die erhaltenen Resultate für Haftfestigkeit und Palladiummenge. Die
erzielten Ergebnisse werden in der Beschreibung diskutiert.
Tabelle 11: An den Oberflächen gebundene Palladiummenge und Haftfestigkeiten auf Kunststoffplatten
nach unterschiedlich langer Verweildauer und Temperatur in der alkalischen Permanganatlösung.
Temperatur |
Verweildauer |
Palladium |
Haftfestigkeit [N/mm] |
[°C] |
[min] |
[mg/m2] |
Vorder- / Rückseite |
30 |
0 |
25.6 |
0,69/0,52 |
1 |
33.5 |
0,86/0,65 |
5 |
41.3 |
0,84/0,91 |
10 |
38.7 |
0,80/0,73 |
15 |
37.2 |
0,69/0,77 |
50 |
0 |
28,5 |
0,57/0,71 |
1 |
42,8 |
0,83/0,85 |
2 |
38.7 (41,2)* |
0,82/0,94 |
5 |
41.3 |
0,72/0,72 |
7 |
38.4 |
0,65/0,65 |
10 |
39.8 (44,8) |
0,41 / 0,51 (0,56 / 0,59) |
15 |
42.2 |
0,31/0,28 |
70 |
0 |
29,4 |
0,33/0,31 |
2 |
37,0 |
0,65/0,70 |
5 |
41,8 |
0,64/0,57 |
10 |
44,8 |
0,45/0,46 |
15 |
38,3 |
0,37/0,31 |
*: Werte in Klammern sind Wiederholmessungen |