(19)
(11) EP 2 644 289 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.10.2013  Patentblatt  2013/40

(21) Anmeldenummer: 12161767.4

(22) Anmeldetag:  28.03.2012
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B21B 37/22(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(71) Anmelder: Siemens Aktiengesellschaft
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Burger, Rainer
    90491 Nuernberg (DE)
  • Kotzian, Daniel
    91052 Erlangen (DE)

   


(54) Verfahren zum Walzen eines Materialbandes


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Walzen eines Materialbandes (4) mittels mehrerer hintereinander angeordneter Walzgerüste (2.1 bis 2.7) und zwischen den Walzgerüsten (2.1 bis 2.7) angeordneten Schlingenhebern (3.1 bis 3.6). Dabei wird während des Transportes des Materialbandes (4) durch die Walzgerüste (2.1 bis 2.7) für wenigstens einen Bandendabschnitt des Materialbandes (4) laufend wenigstens eine Breitendifferenz zwischen einer momentanen Breite des Bandendabschnitts und einer momentanen Breite eines dem Bandendabschnitt benachbarten Bandabschnitts des Materialbandes (4) ermittelt. Wenn sich der Bandendabschnitt ganz oder teilweise zwischen zwei Walzgerüsten (2.1 bis 2.7) befindet, wird mittels eines dort angeordneten Schlingenhebers (3.1 bis 3.6) ein Bandzug in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von einer ermittelten Breitendifferenz derart eingestellt, dass diese Breitendifferenz reduziert wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Walzen eines Materialbandes mittels mehrerer hintereinander angeordneter Walzgerüste und zwischen den Walzgerüsten angeordneten Schlingenhebern.

[0002] In Warmwalzwerken werden Materialbänder in Walzstraßen mittels hintereinander angeordneter Walzgerüste und zwischen den Walzgerüsten angeordneten Schlingenhebern gewalzt. Mittels der Schlingenheber wird das Materialband dabei jeweils zwischen zwei Walzgerüsten angehoben, so dass in dem Materialband Bandzüge erzeugt werden, die die Breite des Materialbandes reduzieren. An den Enden des Materialbandes kommt es dabei zu einer gestuften Breitenreduktion, da auf Bandabschnitte an den Enden des Materialbandes durch die Schlingenheber kein oder nur ein reduzierter Bandzug ausgeübt werden kann, der Bandzug eine Breitenreduktion in den Walzspalten der Walzgerüste bewirkt und die Schlingenheber durch die Dickenreduktion und die damit verbundene Bandverlängerung an den Bandenden örtlich unterschiedlich wirken.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zum Walzen eines Materialbandes in einer Walzstraße anzugeben.

[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.

[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.

[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Walzen eines Materialbandes mittels mehrerer hintereinander angeordneter Walzgerüste und zwischen den Walzgerüsten angeordneten Schlingenhebern wird das Materialband durch die Walzgerüste transportiert. Während des Transportes des Materialbandes wird für wenigstens einen Bandendabschnitt des Materialbandes laufend wenigstens eine Breitendifferenz zwischen einer momentanen Breite des Bandendabschnitts und einer momentanen Breite eines dem Bandendabschnitt benachbarten Bandabschnitts des Materialbandes ermittelt. Wenn sich der Bandendabschnitt ganz oder teilweise zwischen zwei Walzgerüsten befindet, wird mittels eines dort angeordneten Schlingenhebers ein Bandzug in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von einer ermittelten Breitendifferenz derart eingestellt, dass diese Breitendifferenz reduziert wird.

[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden Breitendifferenzen zwischen Bandendabschnitten und benachbarten Bandabschnitten durch eine entsprechende Änderung der Bandzüge in den Bandendabschnitten reduziert. Dadurch kann vorteilhaft einer gestuften Breitenreduktion in den Endbereichen des Materialbandes entgegengewirkt und somit eine gleichmäßigere Breitenverteilung entlang des Materialbandes (genauer: eine gleichmäßige Breitenverteilung in einem größeren Bereich des Materialbandes) erreicht werden. Das Verfahren eignet sich besonders vorteilhaft zur Verwendung für Walzstraßen, die keine geeigneten Stauchvorrichtungen aufweisen, mittels derer die gestufte Breitenreduktion in den Endbereichen des Materialbandes kompensiert werden kann. Derartige Walzstraßen finden sich vor allem in älteren Warmwalzwerken.

[0008] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird während des Transportes des Materialbandes laufend ein momentaner Wert wenigstens einer Einflussgröße erfasst, die eine Abhängigkeit einer Breitenänderung des Bandendabschnittes von dem Bandzug in einem Bandendabschnitt beeinflusst, und der Bandzug in dem Bandendabschnitt wird in Abhängigkeit von dem momentanen Wert dieser Einflussgröße eingestellt.

[0009] Als Einflussgrößen werden dabei vorzugsweise eine Dicke des Bandendabschnitts und/oder eine Temperatur des Bandendabschnitts und/oder eine Breite des Materialbandes verwendet.

[0010] Die Berücksichtigung derartiger Einflussgrößen ermöglicht vorteilhaft eine genauere und den jeweiligen Gegebenheiten anpassbare Breitenkorrektur in den Bandendabschnitten des Materialbandes.

[0011] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird der Bandzug in wenigstens einem Bandendabschnitt anhand eines Bandmodells eingestellt, das eine Abhängigkeit einer Breitenänderung des Materialbandes von einer Bandzugänderung beschreibt.

[0012] Auf diese Weise kann die Breite des Materialbandes in den Bandendabschnitten kontrolliert anhand des Bandmodells korrigiert werden. Außerdem kann das Verfahren vorteilhaft durch Verbesserung des Bandmodells verbessert werden sowie Änderungen der Walzstraße und/oder des Materialbandes durch entsprechende Änderungen des Bandmodells angepasst werden.

[0013] Dabei wird mittels des Bandmodells vorzugsweise eine zu einer ermittelten Breitendifferenz korrespondierende Bandzugänderung bestimmt und der erzeugte jeweilige Bandzug wird über eine Bandzugregelung des jeweiligen Schlingenhebers um die ermittelte Bandzugänderung geändert.

[0014] Dadurch werden die Bandzüge vorteilhaft derart eingestellt, dass sie die ermittelten Breitendifferenzen wenigstens teilweise kompensieren, da sie gerade diese Breitendifferenzen kompensierende Bandzugänderungen bewirken.

[0015] Ferner wird vorzugsweise laufend eine momentane Position eines Bandendabschnitts ermittelt, indem laufend momentane Geschwindigkeiten und Walzkräfte aller Walzgerüste und momentane Stellungen aller Schlingenheber erfasst und ausgewertet werden.

[0016] Auf diese Weise kann die Position eines Bandendabschnitts in der Walzstraße verfolgt werden und somit vorteilhaft ein der ermittelten Position jeweils vorausliegender Schlingenheber zur Breitenreduktion eingesetzt werden. Unter einer Geschwindigkeit eines Walzgerüstes wird hier die Winkelgeschwindigkeit der Rotation von Arbeitswalzen des Walzgerüstes verstanden.

[0017] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, die im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei zeigen:
FIG 1
schematisch eine Walzstraße eines Warmwalzwerkes mit sieben hintereinander angeordneten Walzgerüsten,
FIG 2
die Wirkung des Schlingenhebers auf einen Bandabschnitt,
FIG 3
den Einfluss eines ersten Schlingenhebers auf die Breite des Materialbandes in einem Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik,
FIG 4
den Einfluss eines zweiten Schlingenhebers auf die Breite des Materialbandes in einem Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik,
FIG 5
den Einfluss eines zweiten Schlingenhebers auf die Breite des Materialbandes in einem erfindungsgemäßen Walzverfahren, und
FIG 6
ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens.


[0018] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.

[0019] Figur 1 zeigt schematisch eine Walzstraße 1 eines Warmwalzwerkes mit sieben hintereinander angeordneten Walzgerüsten 2.1 bis 2.7, wobei in Zwischengerüstbereichen 9.1 bis 9.6 zwischen je zwei benachbarten Walzgerüsten 2.1 bis 2.7 je ein Schlingenheber 3.1 bis 3.6 angeordnet ist. Mittels der Walzstraße 1 wird ein Materialband 4 bearbeitet, das durch die Walzgerüste 2.1 bis 2.7 (in Figur 1 von links nach rechts) transportiert und dabei durch Walzen in seiner Breite, Dicke und Länge verändert wird. 4.1 bezeichnet einen Bandkopf des Materialbandes 4, d. h. dasjenige Ende des Materialbandes 4, das zuerst in die Walzstraße 1 gefahren wird. 4.2 bezeichnet einen Bandfuß des Materialbandes 4, d. h. dasjenige Ende des Materialbandes 4, das zuletzt in die Walzstraße 1 gefahren wird.

[0020] Jedes Walzgerüst 2.1 bis 2.7 weist zwei übereinander angeordnete Arbeitswalzen 5 auf, die durch einen Walzspalt 6 voneinander getrennt sind, durch den das Materialband 4 geführt wird.

[0021] Jeder Schlingenheber 3.1 bis 3.6 weist eine Heberrolle 7 auf, die um eine Rollenachse drehbar gelagert ist und an einem schwenkbaren Heberarm 8 befestigt ist. Durch Schwenkung des Heberarms 8 kann die Heberrolle 7 gegen eine Unterseite des Materialbandes 4 gedrückt werden, so dass ein Bandabschnitt des Materialbandes 4 in dem Zwischengerüstbereich 9.1 bis 9.6, in dem der Schlingenheber 3.1 bis 3.6 angeordnet ist, angehoben wird und dadurch in dem Bandabschnitt ein Bandzug σ1 bis σ6 erzeugt wird.

[0022] Die Schlingenheber 3.1 bis 3.6 des dargestellten Ausführungsbeispiels sind somit als rotatorische Schlingenheber 3.1 bis 3.6 ausgebildet. Für die Erfindung ist die spezifische Ausgestaltung der Schlingenheber 3.1 bis 3.6 jedoch unwesentlich, d. h. das erfindungsgemäße Verfahren ist analog für translatorisch ausgebildete Schlingenheber 3.1 bis 3.6 anwendbar. Ebenso ist es für das erfindungsgemäße Verfahren unwesentlich, wie die Schlingenheber 3.1 bis 3.6 angetrieben werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ist beispielsweise sowohl für elektrisch angetriebene als auch für hydraulisch angetriebene Schlingenheber 3.1 bis 3.6 anwendbar.

[0023] Figur 2 zeigt die Wirkung des Schlingenhebers 3.i auf einen Bandabschnitt, der zwischen den Walzspalten 6 der Walzgerüste 2.i und 2.i+1 verläuft. Der Heberarm 8 des Schlingenhebers 3.i ist um einen Schwenkwinkel Φi aus der Horizontalen nach oben geschwenkt, so dass die Heberrolle 7 des Schlingenhebers 3.i den Bandabschnitt anhebt. Die durch den Schwenkwinkel Φi definierte Schwenkposition des Heberarms 8 wird hier als Stellung des Schlingenhebers 3.i bezeichnet.

[0024] Der Schlingenheber 3.i erzeugt über eine Bandzugregelung (auch Momentenregelung genannt) einen Bandzug σi in dem Bandabschnitt, der eine Breite bi0, die der Bandabschnitt vor dem Einlaufen in das Walzgerüst 2.i hat, in dem Walzspalt 6 des Walzgerüstes 2.i auf eine Breite bi und in dem Walzspalt 6 des Walzgerüstes 2.i+1 auf eine Breite bi+1 reduziert. Die Abschnittslänge des Bandabschnittes zwischen den Walzspalten 6 der Walzgerüste 2.i und 2.i+1 wird im Folgenden mit LS(i,i+1) bezeichnet. Die Dicke des Bandabschnittes in dem Zwischengerüstbereich 9.i wird mit hi bezeichnet. Der Schwenkwinkel Φi ist ein Maß für den so genannten Bandvorrat in dem Zwischengerüstbereich 9.i. Unter diesem Bandvorrat wird hier die Differenz zwischen der Abschnittslänge LS(i,i+1) und dem Abstand der Walzgerüste 2.i und 2.i+1 verstanden. Der Bandvorrat wird von einer Schlingenregelung über die Geschwindigkeit des Walzgerüstes 2.i geregelt, während der Bandzug σi von der Bandzugregelung des Schlingenhebers 3.i erzeugt wird.

[0025] Figur 3 zeigt den Einfluss eines durch den ersten Schlingenheber 3.1 erzeugten Bandzuges σ1 auf die Breite des Materialbandes 4 in einem Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik. Dabei parametrisiert eine Bandkoordinate s Orte auf dem Materialband 4 durch ihren momentanen Abstand von dem Bandkopf 4.1 entlang des Materialbandes 4, wobei der Bandkopf 4.1 die Bandkoordinate s = 0 hat.

[0026] Das erste Diagramm in Figur 3 zeigt den Bandzug σ1 in dem Materialband 4 an einer Position der Walzstraße 1 in dem ersten Zwischengerüstbereich 9.1.

[0027] Beim so genannten Einfädeln des Materialbandes 4 in die Walzstraße 1 wird der erste Schlingenheber 3.1 (genauer: die Heberrolle 7 des ersten Schlingenhebers 3.1) erst an das Materialband 4 gefahren, nachdem das zweite Walzgerüst 2.2 belastet ist, d. h. nachdem der Bandkopf 4.1 und ein sich daran anschließender Bandabschnitt der Länge s1 den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 passiert haben. Daher wirkt der Bandzug σ1 erst ab einer Bandkoordinate s1 auf das Materialband 4 ein.

[0028] Beim so genannten Ausfädeln des Materialbandes 4 aus der Walzstraße 1 wird der erste Schlingenheber 3.1 (genauer: die Heberrolle 7 des ersten Schlingenhebers 3.1) bereits abgesenkt, bevor das erste Walzgerüst 2.1 entlastet ist, d. h. bevor ein Bandabschnitt einer Länge d am Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 passiert hat. Daher wirkt bereits ab einer Bandkoordinate s6 bis zur Bandkoordinate s7 = s6 + d des Bandfußes 4.2 kein Bandzug σ1 mehr auf das Materialband 4.

[0029] Zwischen dem Anheben des ersten Schlingenhebers 3.1 beim Einfädeln des Materialbandes 4 und dem Absenken des ersten Schlingenhebers 3.1 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 regelt die Schlingenregelung auf den Schwenkwinkel Φ1 (bzw. auf den korrespondierenden Bandvorrat) und die Bandzugregelung regelt auf einen konstanten Bandzug σ1.

[0030] Das zweite Diagramm der Figur 3 zeigt die Breite b0 des Materialbandes 4 an einer Position vor dem ersten Walzgerüst 2.1 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Im dargestellten Beispiel wird ein Materialband 4 betrachtet, dessen Breite und Dicke vor dem Walzen in der Walzstraße 1 entlang des Materialbandes 4 konstant sind. Daher ist die Breite b0 konstant entlang des Materialbandes 4.

[0031] Das dritte Diagramm der Figur 3 zeigt die Breite b11) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Zu dem Zeitpunkt, an dem der erste Schlingenheber 3.1 ans Materialband 4 fährt, hat bereits ein Bandabschnitt der Länge s2 = s1 + LS(1,2) am vorderen Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 passiert. Auf diesen Bandabschnitt wirkt daher in dem Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 kein Bandzug σ1. Der Bandzug σ1 wirkt auf das Materialband 4 in dem Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 erst, nachdem der vordere Bandabschnitt der Länge s2 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der erste Schlingenheber 3.1 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Deshalb verringert sich die Breite b11) durch den Bandzug σ1 erst ab der Bandkoordinate s2 und bis zur Bandkoordinate s6.

[0032] Das vierte Diagramm der Figur 3 zeigt eine sich allein durch den Bandzug σ1 ergebende Breite b21) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Diese Breite b21) ist die Breite des Materialbandes 4 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s, die eine Walzstraße 1 erzeugen würde, die nur die ersten beiden Walzgerüste 2.1 und 2.2 und den ersten Schlingenheber 3.1 aufweist. In dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 wirkt der Bandzug σ1 auf das Materialband 4 ab dem Zeitpunkt, zu dem der vordere Bandabschnitt der Länge s1 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der erste Schlingenheber 3.1 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Zu dem Zeitpunkt, zu dem der erste Schlingenheber 3.1 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird, hat ein Bandabschnitt der Länge d + LS(1,2) am Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 noch nicht passiert. Der Bandzug σ1 wirkt daher in diesem Walzspalt 6 auf das Materialband 4 nur zwischen den Bandkoordinaten s1 und s5 = s6 - LS(1,2). Der Bandzug σ1 reduziert deshalb im Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 die Breite des Materialbandes 4 zwischen den Bandkoordinaten s1 und s5 weiter gegenüber der Breite b11) auf die qualitativ im vierten Diagramm der Figur 3 dargestellte Breite b21).

[0033] Figur 4 zeigt den Einfluss eines durch den zweiten Schlingenheber 3.2 erzeugten Bandzuges σ2 auf die Breite des Materialbandes 4 in einem Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik.

[0034] Das erste Diagramm in Figur 4 zeigt den Bandzug σ2 in dem Materialband 4 an einer Position der Walzstraße 1 in dem zweiten Zwischengerüstbereich 9.2. Analog zum Bandzug σ1 wirkt auch der Bandzug σ2 erst ab der Bandkoordinate s1 und bis zu einer Bandkoordinate s6´, die den Abstand d zur Bandkoordinate s7? des Bandfußes 4.2 hat, auf das Materialband 4 ein, da der zweite Schlingenheber 3.2 erst an das Materialband 4 gefahren wird, nachdem ein vorderer Bandabschnitt der Länge s1 den Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 passiert hat, und abgesenkt wird, bevor ein Bandabschnitt der Länge d am Ende des Materialbandes 4 diesen Walzspalt 6 passiert hat. Die Bandkoordinaten s6´ und s7? entsprechen dabei den Bandkoordinaten s6 und s7 in Figur 3, unterscheiden sich aber von diesen, da das Materialband 4 durch die Wirkung des Walzspaltes 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 bereits verlängert worden ist. Analog entsprechen den Bandkoordinaten s2 und s5 der Figur 3 nun Bandkoordinaten s2? und s5?. Der Bandabschnitt, dessen Enden in Figur 3 die Bandkoordinaten s1 und s2 hatten, hat nun Enden mit den Bandkoordinaten s1 und s2? und eine Länge von näherungsweise LS(1,2)·h1/h2, da dieser Bandabschnitt durch den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 etwa im Verhältnis h1/h2 verlängert wurde. Analog hat der Bandabschnitt, dessen Enden in Figur 3 die Bandkoordinaten s5 und s6 hatten, nun Enden mit den Bandkoordinaten s5? und s6? und ebenfalls eine Länge von näherungsweise LS(1,2)·h1/h2.

[0035] Zwischen dem Anheben des zweiten Schlingenhebers 3.2 beim Einfädeln des Materialbandes 4 regelt die Schlingenregelung auf den Schwenkwinkel Φ2 (bzw. auf den korrespondierenden Bandvorrat) und die Bandzugregelung regelt auf einen konstanten Bandzug σ2.

[0036] Das zweite Diagramm der Figur 4 zeigt die Breite b20 des Materialbandes 4 an einer Position vor dem zweiten Walzgerüst 2.2 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Die Breite b20 entspricht dabei der Breite b21) in Figur 3 unter Berücksichtigung der Verlängerung des Materialbandes 4.

[0037] Das dritte Diagramm der Figur 4 zeigt die durch die Bandzüge σ1 und σ2 erzeugte Breite b212) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Zu dem Zeitpunkt, an dem der zweite Schlingenheber 3.2 ans Materialband 4 fährt, hat bereits ein Bandabschnitt der Länge s3 = s1 + LS(2,3) am vorderen Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 passiert. Auf diesen Bandabschnitt wirkt daher in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 kein Bandzug σ2. Der Bandzug σ2 wirkt auf das Materialband 4 in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 erst, nachdem der vordere Bandabschnitt der Länge s3 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der zweite Schlingenheber 3.2 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Deshalb verringert sich die Breite b212) durch den Bandzug σ2 erst ab der Bandkoordinate s3 und bis zur Bandkoordinate s6?.

[0038] Das vierte Diagramm der Figur 4 zeigt eine durch die Bandzüge σ1 und σ2 erzeugte Breite b312) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Diese Breite b312) ist die Breite des Materialbandes 4 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s, die eine Walzstraße 1 erzeugen würde, die nur die ersten drei Walzgerüste 2.1 bis 2.3 und die ersten beiden Schlingenheber 3.1 und 3.2 aufweist. In dem Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 wirkt der Bandzug σ2 auf das Materialband 4 ab dem Zeitpunkt, zu dem der vordere Bandabschnitt der Länge s1 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der zweite Schlingenheber 3.2 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Zu dem Zeitpunkt, zu dem der zweite Schlingenheber 3.2 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird, hat ein Bandabschnitt der Länge d + LS(2,3) am Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 noch nicht passiert. Der Bandzug σ2 wirkt daher in diesem Walzspalt 6 auf das Materialband 4 nur zwischen den Bandkoordinaten s1 und s8 = s6? - LS(2,3). Der Bandzug σ2 reduziert deshalb im Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 die Breite des Materialbandes 4 zwischen den Bandkoordinaten s1 und s8 weiter gegenüber der Breite b212) auf die qualitativ im vierten Diagramm der Figur 4 dargestellte Breite b312).

[0039] Entsprechend beeinflussen die weiteren Schlingenheber 3.3 bis 3.6 die Breite des Materialbandes 4 in dem Walzverfahren nach dem Stand der Technik. Nach Durchfahren der Walzstraße 1 hat das Materialband 4 bei diesem Verfahren an seinem vorderen Ende und an seinem hinteren Ende eine gestufte Breite.

[0040] Figur 5 zeigt den Einfluss eines durch den zweiten Schlingenheber 3.2 erzeugten Bandzuges σ2 auf die Breite des Materialbandes 4 bei einem erfindungsgemäßen Walzverfahren. Dabei ist angenommen, dass der erste Schlingenheber 3.1 wie in Figur 3 wirkt, d. h. dass der erste Schlingenheber 3.1 auf das Materialband 4, das anfänglich eine konstante Breite b0 hat, zwischen den Bandkoordinaten s1 und s6 einen konstanten Bandzug σ1 ausübt.

[0041] Im Unterschied zu Figur 4 übt der zweite Schlingenheber 3.2 jedoch zwischen den Bandkoordinaten s1 und s6? keinen konstanten Bandzug σ2 auf das Materialband 4 aus. Statt dessen wird der Bandzug σ2 in einem vorderen Bandendabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s1 und s4 und in einem hinteren Bandendabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s9 und s6? gegenüber dem zwischen diesen Bandendabschnitten liegenden Bandabschnitt um eine Bandzugänderung Δσ2 erhöht, wie qualitativ in dem ersten Diagramm von Figur 5 dargestellt ist.

[0042] Das zweite Diagramm der Figur 5 zeigt die Breite b20 des Materialbandes 4 an einer Position vor dem zweiten Walzgerüst 2.2 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s. Diese Breite b20 verläuft entlang des Materialbandes 4 wie im zweiten Diagramm der Figur 4, da der Bandzug σ1 wie in Figur 3 verläuft.

[0043] Die Bandzugänderung Δσ2 und die Bandkoordinaten s4 und s9 werden dabei derart gewählt, dass sie eine Breitendifferenz Δb20 zwischen der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s3 und s2? und der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s2? und s5? beseitigt. Die Bandzugänderung Δσ2 beseitigt auch die Breitendifferenz Δb20 zwischen der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s5? und s8? und der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s2? und s5?. Ferner reduziert die Bandzugänderung Δσ2 die Breitendifferenzen zwischen den Breiten in den Bandabschnitten zwischen den Bandkoordinaten s1 und s4 bzw. s9 und s6? und der Breite im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s2? und s5?. Dies ist in dem dritten und vierten Diagramm der Figur 5 dargestellt.

[0044] Durch die Erhöhung des Bandzuges σ2 um die Bandzugänderung Δσ2 in den Bandendabschnitten zwischen den Bandkoordinaten s1 und s4 sowie s9 und s6? wird also eine konstante Breite b312) des Materialbandes 4 zwischen den Bandkoordinaten s3 und s8 erreicht (siehe viertes Diagramm der Figur 5), im Unterschied zu dem in Figur 4 dargestellten Walzverfahren, bei dem der Bandzug σ2 zwischen den Bandkoordinaten s1 und s6? konstant ist. Mit anderen Worten wird der Bandzug σ2 entlang des Materialbandes 4 derart geändert, dass durch den Bandzug σ1 erzeugte Breitenunterschiede entlang des Materialbandes 4 reduziert werden.

[0045] Analog wird der Bandzug σi mit i>2 am Anfang und Ende des Materialbandes 4 derart geändert, dass durch die Bandzüge σ1 bis σi-1 erzeugte Breitenunterschiede entlang des Materialbandes 4 reduziert werden.

[0046] Figur 6 zeigt schematisch, wie die Bandzüge σ1 bis σ6 erfindungsgemäß mittels eines Materialverfolgungsmodells 10 und eines Bandmodells 11 angepasst werden. Im Materialverfolgungsmodell 10 wird das Materialband 4 in eine Anzahl von Bandabschnitten unterteilt und es werden eine momentane Position, eine momentane Länge und eine momentane Breite jedes dieser Bandabschnitte in der Walzstraße 1 verfolgt. Dazu werden Eingangswerte I von Größen ausgewertet, aus denen die momentanen Positionen, Längen und Breiten der Bandabschnitte ermittelt werden können. Derartige Größen können beispielsweise sein:
  • die Menge momentan belasteter Walzgerüste 2.1 bis 2.7,
  • die Radien der Arbeitswalzen 5 der Walzgerüste 2.1 bis 2.7,
  • die Winkelgeschwindigkeiten der Arbeitswalzen 5,
  • die Menge der momentan ans Materialband 4 gefahrenen Schlingenheber 3.1 bis 3.6,
  • die momentanen Bandzüge σ1 bis σ6,
  • die momentanen Schwenkwinkel Φ1 bis Φ6 der Schlingenheber 3.1 bis 3.6,
  • Breiten des Materialbandes 4 vor Durchlaufen der Walzstraße 1,
  • Breiten des Materialbandes 4 nach Durchlaufen der Walzstraße 1,
  • Temperaturen des Materialbandes 4 vor Durchlaufen der Walzstraße 1,
  • Temperaturen des Materialbandes 4 nach Durchlaufen der Walzstraße 1.


[0047] Anhand der vom Materialverfolgungsmodell 10 bereit gestellten Informationen werden mittels des Bandmodells 11 die Bandzugänderungen Δσ1 bis Δσ6 als Ausgangswerte O ermittelt, die dann entlang des Materialbandes 4 von den Schlingenhebern 3.1 bis 3.6 mit der Bandzugregelung erzeugt werden.

[0048] Dazu werden von dem Bandmodell 11 Sensitivitäten Si verwendet, die eine Abhängigkeit Δσi/Δb einer Breitenänderung Δb des Materialbandes 4 von einer Bandzugänderung Δσi beschreiben und für die Walzstraße 1 und das jeweilige Materialband 4 vorher in Abhängigkeit von relevanten Einflussgrößen wie einer Temperatur, Breite und Dicke des Materialbandes 4 ermittelt und beispielsweise in Form eines entsprechenden Kennlinienfeldes gespeichert wurden.

[0049] Mittels einer Sensitivität Si wird aus einer Breitendifferenz Δbi0 zwischen momentanen Breiten bi1,...,σi-1) des Materialbandes 4 eines Bandendabschnitts und eines jeweils benachbarten Bandabschnitts dann die entsprechende Bandzugänderung Δσi ermittelt und der Bandzugregelung als Zusatzsollwert übermittelt. Beispielsweise wird die im ersten Diagramm der Figur 5 dargestellte Bandzugänderung Δσ2 mittels der entsprechenden Sensitivität S2 aus der in dem zweiten Diagramm der Figur 5 dargestellten Breitendifferenz Δb20 gemäß S2·Δb20 ermittelt.

[0050] Obwohl die Erfindung im Detail durch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel näher illustriert und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.


Ansprüche

1. Verfahren zum Walzen eines Materialbandes (4) mittels mehrerer hintereinander angeordneter Walzgerüste (2.1 bis 2.7) und zwischen den Walzgerüsten (2.1 bis 2.7) angeordneten Schlingenhebern (3.1 bis 3.6), wobei

- das Materialband (4) durch die Walzgerüste (2.1 bis 2.7) transportiert wird,

- für wenigstens einen Bandendabschnitt des Materialbandes (4) während des Transportes des Materialbandes (4) laufend wenigstens eine Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) zwischen einer momentanen Breite (b0 bis b6, b10 bis b60) des Bandendabschnitts und einer momentanen Breite (b0 bis b6, b10 bis b60) eines dem Bandendabschnitt benachbarten Bandabschnitts des Materialbandes (4) ermittelt wird

- und, wenn sich der Bandendabschnitt ganz oder teilweise zwischen zwei Walzgerüsten (2.1 bis 2.7) befindet, mittels eines dort angeordneten Schlingenhebers (3.1 bis 3.6) ein Bandzug (σ1 bis σ6) in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von einer ermittelten Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) derart eingestellt wird, dass diese Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) reduziert wird.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass während des Transportes des Materialbandes (4) laufend ein momentaner Wert wenigstens einer Einflussgröße erfasst wird, die eine Abhängigkeit einer Breitenänderung eines Bandendabschnittes von dem Bandzug (σ1 bis σ6) in dem Bandendabschnitt beeinflusst, und dass der Bandzug (σ1 bis σ6) in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von dem momentanen Wert dieser Einflussgröße eingestellt wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass als eine Einflussgröße eine Dicke (h1 bis h6) des Bandendabschnitts verwendet wird.
 
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass als eine Einflussgröße eine Temperatur des Bandendabschnitts verwendet wird.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass als eine Einflussgröße eine Breite des Materialbandes (4) verwendet wird.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Bandzug (σ1 bis σ6) in wenigstens einem Bandendabschnitt anhand eines Bandmodells (11) eingestellt wird, das eine Abhängigkeit einer Breitenänderung des Materialbandes (4) von einer Bandzugänderung (Δσ1 bis Δσ6) beschreibt.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass mittels des Bandmodells (11) eine zu einer ermittelten Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) korrespondierende Bandzugänderung (Δσ1 bis Δσ6) bestimmt wird und dass der erzeugte jeweilige Bandzug (σ1 bis σ6) über eine Bandzugregelung des jeweiligen Schlingenhebers (3.1 bis 3.6) um die ermittelte Bandzugänderung (Δσ1 bis Δσ6) geändert wird.
 
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass laufend eine momentane Position eines Bandendabschnitts ermittelt wird, indem laufend momentane Geschwindigkeiten und Walzkräfte aller Walzgerüste (2.1 bis 2.7) und momentane Stellungen aller Schlingenheber (3.1 bis 3.6) erfasst und ausgewertet werden.
 




Zeichnung













Recherchenbericht









Recherchenbericht