[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Walzen eines Materialbandes mittels mehrerer
hintereinander angeordneter Walzgerüste und zwischen den Walzgerüsten angeordneten
Schlingenhebern.
[0002] In Warmwalzwerken werden Materialbänder in Walzstraßen mittels hintereinander angeordneter
Walzgerüste und zwischen den Walzgerüsten angeordneten Schlingenhebern gewalzt. Mittels
der Schlingenheber wird das Materialband dabei jeweils zwischen zwei Walzgerüsten
angehoben, so dass in dem Materialband Bandzüge erzeugt werden, die die Breite des
Materialbandes reduzieren. An den Enden des Materialbandes kommt es dabei zu einer
gestuften Breitenreduktion, da auf Bandabschnitte an den Enden des Materialbandes
durch die Schlingenheber kein oder nur ein reduzierter Bandzug ausgeübt werden kann,
der Bandzug eine Breitenreduktion in den Walzspalten der Walzgerüste bewirkt und die
Schlingenheber durch die Dickenreduktion und die damit verbundene Bandverlängerung
an den Bandenden örtlich unterschiedlich wirken.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zum Walzen eines
Materialbandes in einer Walzstraße anzugeben.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Walzen eines Materialbandes mittels mehrerer
hintereinander angeordneter Walzgerüste und zwischen den Walzgerüsten angeordneten
Schlingenhebern wird das Materialband durch die Walzgerüste transportiert. Während
des Transportes des Materialbandes wird für wenigstens einen Bandendabschnitt des
Materialbandes laufend wenigstens eine Breitendifferenz zwischen einer momentanen
Breite des Bandendabschnitts und einer momentanen Breite eines dem Bandendabschnitt
benachbarten Bandabschnitts des Materialbandes ermittelt. Wenn sich der Bandendabschnitt
ganz oder teilweise zwischen zwei Walzgerüsten befindet, wird mittels eines dort angeordneten
Schlingenhebers ein Bandzug in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von einer ermittelten
Breitendifferenz derart eingestellt, dass diese Breitendifferenz reduziert wird.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden Breitendifferenzen zwischen Bandendabschnitten
und benachbarten Bandabschnitten durch eine entsprechende Änderung der Bandzüge in
den Bandendabschnitten reduziert. Dadurch kann vorteilhaft einer gestuften Breitenreduktion
in den Endbereichen des Materialbandes entgegengewirkt und somit eine gleichmäßigere
Breitenverteilung entlang des Materialbandes (genauer: eine gleichmäßige Breitenverteilung
in einem größeren Bereich des Materialbandes) erreicht werden. Das Verfahren eignet
sich besonders vorteilhaft zur Verwendung für Walzstraßen, die keine geeigneten Stauchvorrichtungen
aufweisen, mittels derer die gestufte Breitenreduktion in den Endbereichen des Materialbandes
kompensiert werden kann. Derartige Walzstraßen finden sich vor allem in älteren Warmwalzwerken.
[0008] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird während des Transportes des
Materialbandes laufend ein momentaner Wert wenigstens einer Einflussgröße erfasst,
die eine Abhängigkeit einer Breitenänderung des Bandendabschnittes von dem Bandzug
in einem Bandendabschnitt beeinflusst, und der Bandzug in dem Bandendabschnitt wird
in Abhängigkeit von dem momentanen Wert dieser Einflussgröße eingestellt.
[0009] Als Einflussgrößen werden dabei vorzugsweise eine Dicke des Bandendabschnitts und/oder
eine Temperatur des Bandendabschnitts und/oder eine Breite des Materialbandes verwendet.
[0010] Die Berücksichtigung derartiger Einflussgrößen ermöglicht vorteilhaft eine genauere
und den jeweiligen Gegebenheiten anpassbare Breitenkorrektur in den Bandendabschnitten
des Materialbandes.
[0011] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird der Bandzug in wenigstens
einem Bandendabschnitt anhand eines Bandmodells eingestellt, das eine Abhängigkeit
einer Breitenänderung des Materialbandes von einer Bandzugänderung beschreibt.
[0012] Auf diese Weise kann die Breite des Materialbandes in den Bandendabschnitten kontrolliert
anhand des Bandmodells korrigiert werden. Außerdem kann das Verfahren vorteilhaft
durch Verbesserung des Bandmodells verbessert werden sowie Änderungen der Walzstraße
und/oder des Materialbandes durch entsprechende Änderungen des Bandmodells angepasst
werden.
[0013] Dabei wird mittels des Bandmodells vorzugsweise eine zu einer ermittelten Breitendifferenz
korrespondierende Bandzugänderung bestimmt und der erzeugte jeweilige Bandzug wird
über eine Bandzugregelung des jeweiligen Schlingenhebers um die ermittelte Bandzugänderung
geändert.
[0014] Dadurch werden die Bandzüge vorteilhaft derart eingestellt, dass sie die ermittelten
Breitendifferenzen wenigstens teilweise kompensieren, da sie gerade diese Breitendifferenzen
kompensierende Bandzugänderungen bewirken.
[0015] Ferner wird vorzugsweise laufend eine momentane Position eines Bandendabschnitts
ermittelt, indem laufend momentane Geschwindigkeiten und Walzkräfte aller Walzgerüste
und momentane Stellungen aller Schlingenheber erfasst und ausgewertet werden.
[0016] Auf diese Weise kann die Position eines Bandendabschnitts in der Walzstraße verfolgt
werden und somit vorteilhaft ein der ermittelten Position jeweils vorausliegender
Schlingenheber zur Breitenreduktion eingesetzt werden. Unter einer Geschwindigkeit
eines Walzgerüstes wird hier die Winkelgeschwindigkeit der Rotation von Arbeitswalzen
des Walzgerüstes verstanden.
[0017] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei zeigen:
- FIG 1
- schematisch eine Walzstraße eines Warmwalzwerkes mit sieben hintereinander angeordneten
Walzgerüsten,
- FIG 2
- die Wirkung des Schlingenhebers auf einen Bandabschnitt,
- FIG 3
- den Einfluss eines ersten Schlingenhebers auf die Breite des Materialbandes in einem
Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik,
- FIG 4
- den Einfluss eines zweiten Schlingenhebers auf die Breite des Materialbandes in einem
Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik,
- FIG 5
- den Einfluss eines zweiten Schlingenhebers auf die Breite des Materialbandes in einem
erfindungsgemäßen Walzverfahren, und
- FIG 6
- ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0018] Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
[0019] Figur 1 zeigt schematisch eine Walzstraße 1 eines Warmwalzwerkes mit sieben hintereinander
angeordneten Walzgerüsten 2.1 bis 2.7, wobei in Zwischengerüstbereichen 9.1 bis 9.6
zwischen je zwei benachbarten Walzgerüsten 2.1 bis 2.7 je ein Schlingenheber 3.1 bis
3.6 angeordnet ist. Mittels der Walzstraße 1 wird ein Materialband 4 bearbeitet, das
durch die Walzgerüste 2.1 bis 2.7 (in Figur 1 von links nach rechts) transportiert
und dabei durch Walzen in seiner Breite, Dicke und Länge verändert wird. 4.1 bezeichnet
einen Bandkopf des Materialbandes 4, d. h. dasjenige Ende des Materialbandes 4, das
zuerst in die Walzstraße 1 gefahren wird. 4.2 bezeichnet einen Bandfuß des Materialbandes
4, d. h. dasjenige Ende des Materialbandes 4, das zuletzt in die Walzstraße 1 gefahren
wird.
[0020] Jedes Walzgerüst 2.1 bis 2.7 weist zwei übereinander angeordnete Arbeitswalzen 5
auf, die durch einen Walzspalt 6 voneinander getrennt sind, durch den das Materialband
4 geführt wird.
[0021] Jeder Schlingenheber 3.1 bis 3.6 weist eine Heberrolle 7 auf, die um eine Rollenachse
drehbar gelagert ist und an einem schwenkbaren Heberarm 8 befestigt ist. Durch Schwenkung
des Heberarms 8 kann die Heberrolle 7 gegen eine Unterseite des Materialbandes 4 gedrückt
werden, so dass ein Bandabschnitt des Materialbandes 4 in dem Zwischengerüstbereich
9.1 bis 9.6, in dem der Schlingenheber 3.1 bis 3.6 angeordnet ist, angehoben wird
und dadurch in dem Bandabschnitt ein Bandzug σ
1 bis σ
6 erzeugt wird.
[0022] Die Schlingenheber 3.1 bis 3.6 des dargestellten Ausführungsbeispiels sind somit
als rotatorische Schlingenheber 3.1 bis 3.6 ausgebildet. Für die Erfindung ist die
spezifische Ausgestaltung der Schlingenheber 3.1 bis 3.6 jedoch unwesentlich, d. h.
das erfindungsgemäße Verfahren ist analog für translatorisch ausgebildete Schlingenheber
3.1 bis 3.6 anwendbar. Ebenso ist es für das erfindungsgemäße Verfahren unwesentlich,
wie die Schlingenheber 3.1 bis 3.6 angetrieben werden. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist beispielsweise sowohl für elektrisch angetriebene als auch für hydraulisch angetriebene
Schlingenheber 3.1 bis 3.6 anwendbar.
[0023] Figur 2 zeigt die Wirkung des Schlingenhebers 3.i auf einen Bandabschnitt, der zwischen
den Walzspalten 6 der Walzgerüste 2.i und 2.i+1 verläuft. Der Heberarm 8 des Schlingenhebers
3.i ist um einen Schwenkwinkel Φ
i aus der Horizontalen nach oben geschwenkt, so dass die Heberrolle 7 des Schlingenhebers
3.i den Bandabschnitt anhebt. Die durch den Schwenkwinkel Φ
i definierte Schwenkposition des Heberarms 8 wird hier als Stellung des Schlingenhebers
3.i bezeichnet.
[0024] Der Schlingenheber 3.i erzeugt über eine Bandzugregelung (auch Momentenregelung genannt)
einen Bandzug σ
i in dem Bandabschnitt, der eine Breite b
i0, die der Bandabschnitt vor dem Einlaufen in das Walzgerüst 2.i hat, in dem Walzspalt
6 des Walzgerüstes 2.i auf eine Breite b
i und in dem Walzspalt 6 des Walzgerüstes 2.i+1 auf eine Breite b
i+1 reduziert. Die Abschnittslänge des Bandabschnittes zwischen den Walzspalten 6 der
Walzgerüste 2.i und 2.i+1 wird im Folgenden mit L
S(i,i+1) bezeichnet. Die Dicke des Bandabschnittes in dem Zwischengerüstbereich 9.i wird mit
h
i bezeichnet. Der Schwenkwinkel Φ
i ist ein Maß für den so genannten Bandvorrat in dem Zwischengerüstbereich 9.i. Unter
diesem Bandvorrat wird hier die Differenz zwischen der Abschnittslänge L
S(i,i+1) und dem Abstand der Walzgerüste 2.i und 2.i+1 verstanden. Der Bandvorrat wird von
einer Schlingenregelung über die Geschwindigkeit des Walzgerüstes 2.i geregelt, während
der Bandzug σ
i von der Bandzugregelung des Schlingenhebers 3.i erzeugt wird.
[0025] Figur 3 zeigt den Einfluss eines durch den ersten Schlingenheber 3.1 erzeugten Bandzuges
σ
1 auf die Breite des Materialbandes 4 in einem Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik.
Dabei parametrisiert eine Bandkoordinate s Orte auf dem Materialband 4 durch ihren
momentanen Abstand von dem Bandkopf 4.1 entlang des Materialbandes 4, wobei der Bandkopf
4.1 die Bandkoordinate s = 0 hat.
[0026] Das erste Diagramm in Figur 3 zeigt den Bandzug σ
1 in dem Materialband 4 an einer Position der Walzstraße 1 in dem ersten Zwischengerüstbereich
9.1.
[0027] Beim so genannten Einfädeln des Materialbandes 4 in die Walzstraße 1 wird der erste
Schlingenheber 3.1 (genauer: die Heberrolle 7 des ersten Schlingenhebers 3.1) erst
an das Materialband 4 gefahren, nachdem das zweite Walzgerüst 2.2 belastet ist, d.
h. nachdem der Bandkopf 4.1 und ein sich daran anschließender Bandabschnitt der Länge
s
1 den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 passiert haben. Daher wirkt der Bandzug
σ
1 erst ab einer Bandkoordinate s
1 auf das Materialband 4 ein.
[0028] Beim so genannten Ausfädeln des Materialbandes 4 aus der Walzstraße 1 wird der erste
Schlingenheber 3.1 (genauer: die Heberrolle 7 des ersten Schlingenhebers 3.1) bereits
abgesenkt, bevor das erste Walzgerüst 2.1 entlastet ist, d. h. bevor ein Bandabschnitt
einer Länge d am Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes
2.1 passiert hat. Daher wirkt bereits ab einer Bandkoordinate s
6 bis zur Bandkoordinate s
7 = s
6 + d des Bandfußes 4.2 kein Bandzug σ
1 mehr auf das Materialband 4.
[0029] Zwischen dem Anheben des ersten Schlingenhebers 3.1 beim Einfädeln des Materialbandes
4 und dem Absenken des ersten Schlingenhebers 3.1 beim Ausfädeln des Materialbandes
4 regelt die Schlingenregelung auf den Schwenkwinkel Φ
1 (bzw. auf den korrespondierenden Bandvorrat) und die Bandzugregelung regelt auf einen
konstanten Bandzug σ
1.
[0030] Das zweite Diagramm der Figur 3 zeigt die Breite b
0 des Materialbandes 4 an einer Position vor dem ersten Walzgerüst 2.1 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Im dargestellten Beispiel wird ein Materialband 4 betrachtet,
dessen Breite und Dicke vor dem Walzen in der Walzstraße 1 entlang des Materialbandes
4 konstant sind. Daher ist die Breite b
0 konstant entlang des Materialbandes 4.
[0031] Das dritte Diagramm der Figur 3 zeigt die Breite b
1(σ
1) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Zu dem Zeitpunkt, an dem der erste Schlingenheber 3.1 ans
Materialband 4 fährt, hat bereits ein Bandabschnitt der Länge s
2 = s
1 + L
S(1,2) am vorderen Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1
passiert. Auf diesen Bandabschnitt wirkt daher in dem Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes
2.1 kein Bandzug σ
1. Der Bandzug σ
1 wirkt auf das Materialband 4 in dem Walzspalt 6 des ersten Walzgerüstes 2.1 erst,
nachdem der vordere Bandabschnitt der Länge s
2 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der erste Schlingenheber 3.1 beim Ausfädeln
des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Deshalb verringert sich die Breite b
1(σ
1) durch den Bandzug σ
1 erst ab der Bandkoordinate s
2 und bis zur Bandkoordinate s
6.
[0032] Das vierte Diagramm der Figur 3 zeigt eine sich allein durch den Bandzug σ
1 ergebende Breite b
2(σ
1) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Diese Breite b
2(σ
1) ist die Breite des Materialbandes 4 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s, die
eine Walzstraße 1 erzeugen würde, die nur die ersten beiden Walzgerüste 2.1 und 2.2
und den ersten Schlingenheber 3.1 aufweist. In dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes
2.2 wirkt der Bandzug σ
1 auf das Materialband 4 ab dem Zeitpunkt, zu dem der vordere Bandabschnitt der Länge
s
1 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der erste Schlingenheber 3.1 beim Ausfädeln
des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Zu dem Zeitpunkt, zu dem der erste Schlingenheber
3.1 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird, hat ein Bandabschnitt der
Länge d + L
S(1,2) am Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 noch nicht
passiert. Der Bandzug σ
1 wirkt daher in diesem Walzspalt 6 auf das Materialband 4 nur zwischen den Bandkoordinaten
s
1 und s
5 = s
6 - L
S(1,2). Der Bandzug σ
1 reduziert deshalb im Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 die Breite des Materialbandes
4 zwischen den Bandkoordinaten s
1 und s
5 weiter gegenüber der Breite b
1(σ
1) auf die qualitativ im vierten Diagramm der Figur 3 dargestellte Breite b
2(σ
1).
[0033] Figur 4 zeigt den Einfluss eines durch den zweiten Schlingenheber 3.2 erzeugten Bandzuges
σ
2 auf die Breite des Materialbandes 4 in einem Walzverfahren gemäß dem Stand der Technik.
[0034] Das erste Diagramm in Figur 4 zeigt den Bandzug σ
2 in dem Materialband 4 an einer Position der Walzstraße 1 in dem zweiten Zwischengerüstbereich
9.2. Analog zum Bandzug σ
1 wirkt auch der Bandzug σ
2 erst ab der Bandkoordinate s
1 und bis zu einer Bandkoordinate s
6´, die den Abstand d zur Bandkoordinate s
7? des Bandfußes 4.2 hat, auf das Materialband 4 ein, da der zweite Schlingenheber
3.2 erst an das Materialband 4 gefahren wird, nachdem ein vorderer Bandabschnitt der
Länge s
1 den Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 passiert hat, und abgesenkt wird, bevor
ein Bandabschnitt der Länge d am Ende des Materialbandes 4 diesen Walzspalt 6 passiert
hat. Die Bandkoordinaten s
6´ und s
7? entsprechen dabei den Bandkoordinaten s
6 und s
7 in Figur 3, unterscheiden sich aber von diesen, da das Materialband 4 durch die Wirkung
des Walzspaltes 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 bereits verlängert worden ist. Analog
entsprechen den Bandkoordinaten s
2 und s
5 der Figur 3 nun Bandkoordinaten s
2? und s
5?. Der Bandabschnitt, dessen Enden in Figur 3 die Bandkoordinaten s
1 und s
2 hatten, hat nun Enden mit den Bandkoordinaten s
1 und s
2? und eine Länge von näherungsweise L
S(1,2)·h
1/h
2, da dieser Bandabschnitt durch den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 etwa
im Verhältnis h
1/h
2 verlängert wurde. Analog hat der Bandabschnitt, dessen Enden in Figur 3 die Bandkoordinaten
s
5 und s
6 hatten, nun Enden mit den Bandkoordinaten s
5? und s
6? und ebenfalls eine Länge von näherungsweise L
S(1,2)·h
1/h
2.
[0035] Zwischen dem Anheben des zweiten Schlingenhebers 3.2 beim Einfädeln des Materialbandes
4 regelt die Schlingenregelung auf den Schwenkwinkel Φ
2 (bzw. auf den korrespondierenden Bandvorrat) und die Bandzugregelung regelt auf einen
konstanten Bandzug σ
2.
[0036] Das zweite Diagramm der Figur 4 zeigt die Breite b
20 des Materialbandes 4 an einer Position vor dem zweiten Walzgerüst 2.2 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Die Breite b
20 entspricht dabei der Breite b
2(σ
1) in Figur 3 unter Berücksichtigung der Verlängerung des Materialbandes 4.
[0037] Das dritte Diagramm der Figur 4 zeigt die durch die Bandzüge σ
1 und σ
2 erzeugte Breite b
2(σ
1,σ
2) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Zu dem Zeitpunkt, an dem der zweite Schlingenheber 3.2 ans
Materialband 4 fährt, hat bereits ein Bandabschnitt der Länge s
3 = s
1 + L
S(2,3) am vorderen Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2
passiert. Auf diesen Bandabschnitt wirkt daher in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes
2.2 kein Bandzug σ
2. Der Bandzug σ
2 wirkt auf das Materialband 4 in dem Walzspalt 6 des zweiten Walzgerüstes 2.2 erst,
nachdem der vordere Bandabschnitt der Länge s
3 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der zweite Schlingenheber 3.2 beim Ausfädeln
des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Deshalb verringert sich die Breite b
2(σ
1,σ
2) durch den Bandzug σ
2 erst ab der Bandkoordinate s
3 und bis zur Bandkoordinate s
6?.
[0038] Das vierte Diagramm der Figur 4 zeigt eine durch die Bandzüge σ
1 und σ
2 erzeugte Breite b
3(σ
1,σ
2) des Materialbandes 4 in dem Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Diese Breite b
3(σ
1,σ
2) ist die Breite des Materialbandes 4 in Abhängigkeit von der Bandkoordinate s, die
eine Walzstraße 1 erzeugen würde, die nur die ersten drei Walzgerüste 2.1 bis 2.3
und die ersten beiden Schlingenheber 3.1 und 3.2 aufweist. In dem Walzspalt 6 des
dritten Walzgerüstes 2.3 wirkt der Bandzug σ
2 auf das Materialband 4 ab dem Zeitpunkt, zu dem der vordere Bandabschnitt der Länge
s
1 diesen Walzspalt 6 passiert hat, und bis der zweite Schlingenheber 3.2 beim Ausfädeln
des Materialbandes 4 abgesenkt wird. Zu dem Zeitpunkt, zu dem der zweite Schlingenheber
3.2 beim Ausfädeln des Materialbandes 4 abgesenkt wird, hat ein Bandabschnitt der
Länge d + L
S(2,3) am Ende des Materialbandes 4 den Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 noch nicht
passiert. Der Bandzug σ
2 wirkt daher in diesem Walzspalt 6 auf das Materialband 4 nur zwischen den Bandkoordinaten
s
1 und s
8 = s
6? - L
S(2,3). Der Bandzug σ
2 reduziert deshalb im Walzspalt 6 des dritten Walzgerüstes 2.3 die Breite des Materialbandes
4 zwischen den Bandkoordinaten s
1 und s
8 weiter gegenüber der Breite b
2(σ
1,σ
2) auf die qualitativ im vierten Diagramm der Figur 4 dargestellte Breite b
3(σ
1,σ
2).
[0039] Entsprechend beeinflussen die weiteren Schlingenheber 3.3 bis 3.6 die Breite des
Materialbandes 4 in dem Walzverfahren nach dem Stand der Technik. Nach Durchfahren
der Walzstraße 1 hat das Materialband 4 bei diesem Verfahren an seinem vorderen Ende
und an seinem hinteren Ende eine gestufte Breite.
[0040] Figur 5 zeigt den Einfluss eines durch den zweiten Schlingenheber 3.2 erzeugten Bandzuges
σ
2 auf die Breite des Materialbandes 4 bei einem erfindungsgemäßen Walzverfahren. Dabei
ist angenommen, dass der erste Schlingenheber 3.1 wie in Figur 3 wirkt, d. h. dass
der erste Schlingenheber 3.1 auf das Materialband 4, das anfänglich eine konstante
Breite b
0 hat, zwischen den Bandkoordinaten s
1 und s
6 einen konstanten Bandzug σ
1 ausübt.
[0041] Im Unterschied zu Figur 4 übt der zweite Schlingenheber 3.2 jedoch zwischen den Bandkoordinaten
s
1 und s
6? keinen konstanten Bandzug σ
2 auf das Materialband 4 aus. Statt dessen wird der Bandzug σ
2 in einem vorderen Bandendabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s
1 und s
4 und in einem hinteren Bandendabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s
9 und s
6? gegenüber dem zwischen diesen Bandendabschnitten liegenden Bandabschnitt um eine
Bandzugänderung Δσ
2 erhöht, wie qualitativ in dem ersten Diagramm von Figur 5 dargestellt ist.
[0042] Das zweite Diagramm der Figur 5 zeigt die Breite b
20 des Materialbandes 4 an einer Position vor dem zweiten Walzgerüst 2.2 in Abhängigkeit
von der Bandkoordinate s. Diese Breite b
20 verläuft entlang des Materialbandes 4 wie im zweiten Diagramm der Figur 4, da der
Bandzug σ
1 wie in Figur 3 verläuft.
[0043] Die Bandzugänderung Δσ
2 und die Bandkoordinaten s
4 und s
9 werden dabei derart gewählt, dass sie eine Breitendifferenz Δb
20 zwischen der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten
s
3 und s
2? und der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten
s
2? und s
5? beseitigt. Die Bandzugänderung Δσ
2 beseitigt auch die Breitendifferenz Δb
20 zwischen der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten
s
5? und s
8? und der Breite des Materialbandes 4 im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten
s
2? und s
5?. Ferner reduziert die Bandzugänderung Δσ
2 die Breitendifferenzen zwischen den Breiten in den Bandabschnitten zwischen den Bandkoordinaten
s
1 und s
4 bzw. s
9 und s
6? und der Breite im Bandabschnitt zwischen den Bandkoordinaten s
2? und s
5?. Dies ist in dem dritten und vierten Diagramm der Figur 5 dargestellt.
[0044] Durch die Erhöhung des Bandzuges σ
2 um die Bandzugänderung Δσ
2 in den Bandendabschnitten zwischen den Bandkoordinaten s
1 und s
4 sowie s
9 und s
6? wird also eine konstante Breite b
3(σ
1,σ
2) des Materialbandes 4 zwischen den Bandkoordinaten s
3 und s
8 erreicht (siehe viertes Diagramm der Figur 5), im Unterschied zu dem in Figur 4 dargestellten
Walzverfahren, bei dem der Bandzug σ
2 zwischen den Bandkoordinaten s
1 und s
6? konstant ist. Mit anderen Worten wird der Bandzug σ
2 entlang des Materialbandes 4 derart geändert, dass durch den Bandzug σ
1 erzeugte Breitenunterschiede entlang des Materialbandes 4 reduziert werden.
[0045] Analog wird der Bandzug σ
i mit i>2 am Anfang und Ende des Materialbandes 4 derart geändert, dass durch die Bandzüge
σ
1 bis σ
i-1 erzeugte Breitenunterschiede entlang des Materialbandes 4 reduziert werden.
[0046] Figur 6 zeigt schematisch, wie die Bandzüge σ
1 bis σ
6 erfindungsgemäß mittels eines Materialverfolgungsmodells 10 und eines Bandmodells
11 angepasst werden. Im Materialverfolgungsmodell 10 wird das Materialband 4 in eine
Anzahl von Bandabschnitten unterteilt und es werden eine momentane Position, eine
momentane Länge und eine momentane Breite jedes dieser Bandabschnitte in der Walzstraße
1 verfolgt. Dazu werden Eingangswerte I von Größen ausgewertet, aus denen die momentanen
Positionen, Längen und Breiten der Bandabschnitte ermittelt werden können. Derartige
Größen können beispielsweise sein:
- die Menge momentan belasteter Walzgerüste 2.1 bis 2.7,
- die Radien der Arbeitswalzen 5 der Walzgerüste 2.1 bis 2.7,
- die Winkelgeschwindigkeiten der Arbeitswalzen 5,
- die Menge der momentan ans Materialband 4 gefahrenen Schlingenheber 3.1 bis 3.6,
- die momentanen Bandzüge σ1 bis σ6,
- die momentanen Schwenkwinkel Φ1 bis Φ6 der Schlingenheber 3.1 bis 3.6,
- Breiten des Materialbandes 4 vor Durchlaufen der Walzstraße 1,
- Breiten des Materialbandes 4 nach Durchlaufen der Walzstraße 1,
- Temperaturen des Materialbandes 4 vor Durchlaufen der Walzstraße 1,
- Temperaturen des Materialbandes 4 nach Durchlaufen der Walzstraße 1.
[0047] Anhand der vom Materialverfolgungsmodell 10 bereit gestellten Informationen werden
mittels des Bandmodells 11 die Bandzugänderungen Δσ
1 bis Δσ
6 als Ausgangswerte O ermittelt, die dann entlang des Materialbandes 4 von den Schlingenhebern
3.1 bis 3.6 mit der Bandzugregelung erzeugt werden.
[0048] Dazu werden von dem Bandmodell 11 Sensitivitäten S
i verwendet, die eine Abhängigkeit Δσ
i/Δb einer Breitenänderung Δb des Materialbandes 4 von einer Bandzugänderung Δσ
i beschreiben und für die Walzstraße 1 und das jeweilige Materialband 4 vorher in Abhängigkeit
von relevanten Einflussgrößen wie einer Temperatur, Breite und Dicke des Materialbandes
4 ermittelt und beispielsweise in Form eines entsprechenden Kennlinienfeldes gespeichert
wurden.
[0049] Mittels einer Sensitivität S
i wird aus einer Breitendifferenz Δb
i0 zwischen momentanen Breiten b
i(σ
1,...,σ
i-1) des Materialbandes 4 eines Bandendabschnitts und eines jeweils benachbarten Bandabschnitts
dann die entsprechende Bandzugänderung Δσ
i ermittelt und der Bandzugregelung als Zusatzsollwert übermittelt. Beispielsweise
wird die im ersten Diagramm der Figur 5 dargestellte Bandzugänderung Δσ
2 mittels der entsprechenden Sensitivität S
2 aus der in dem zweiten Diagramm der Figur 5 dargestellten Breitendifferenz Δb
20 gemäß S
2·Δb
20 ermittelt.
[0050] Obwohl die Erfindung im Detail durch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zum Walzen eines Materialbandes (4) mittels mehrerer hintereinander angeordneter
Walzgerüste (2.1 bis 2.7) und zwischen den Walzgerüsten (2.1 bis 2.7) angeordneten
Schlingenhebern (3.1 bis 3.6), wobei
- das Materialband (4) durch die Walzgerüste (2.1 bis 2.7) transportiert wird,
- für wenigstens einen Bandendabschnitt des Materialbandes (4) während des Transportes
des Materialbandes (4) laufend wenigstens eine Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) zwischen einer momentanen Breite (b0 bis b6, b10 bis b60) des Bandendabschnitts und einer momentanen Breite (b0 bis b6, b10 bis b60) eines dem Bandendabschnitt benachbarten Bandabschnitts des Materialbandes (4) ermittelt
wird
- und, wenn sich der Bandendabschnitt ganz oder teilweise zwischen zwei Walzgerüsten
(2.1 bis 2.7) befindet, mittels eines dort angeordneten Schlingenhebers (3.1 bis 3.6)
ein Bandzug (σ1 bis σ6) in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von einer ermittelten Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) derart eingestellt wird, dass diese Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) reduziert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass während des Transportes des Materialbandes (4) laufend ein momentaner Wert wenigstens
einer Einflussgröße erfasst wird, die eine Abhängigkeit einer Breitenänderung eines
Bandendabschnittes von dem Bandzug (σ1 bis σ6) in dem Bandendabschnitt beeinflusst, und dass der Bandzug (σ1 bis σ6) in dem Bandendabschnitt in Abhängigkeit von dem momentanen Wert dieser Einflussgröße
eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass als eine Einflussgröße eine Dicke (h1 bis h6) des Bandendabschnitts verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass als eine Einflussgröße eine Temperatur des Bandendabschnitts verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass als eine Einflussgröße eine Breite des Materialbandes (4) verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Bandzug (σ1 bis σ6) in wenigstens einem Bandendabschnitt anhand eines Bandmodells (11) eingestellt wird,
das eine Abhängigkeit einer Breitenänderung des Materialbandes (4) von einer Bandzugänderung
(Δσ1 bis Δσ6) beschreibt.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass mittels des Bandmodells (11) eine zu einer ermittelten Breitendifferenz (Δb10 bis Δb60) korrespondierende Bandzugänderung (Δσ1 bis Δσ6) bestimmt wird und dass der erzeugte jeweilige Bandzug (σ1 bis σ6) über eine Bandzugregelung des jeweiligen Schlingenhebers (3.1 bis 3.6) um die ermittelte
Bandzugänderung (Δσ1 bis Δσ6) geändert wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass laufend eine momentane Position eines Bandendabschnitts ermittelt wird, indem laufend
momentane Geschwindigkeiten und Walzkräfte aller Walzgerüste (2.1 bis 2.7) und momentane
Stellungen aller Schlingenheber (3.1 bis 3.6) erfasst und ausgewertet werden.