GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vergießen von Kupfer und kupferhaltigen
Legierungen sowie für dieses Verfahren geeignete semipermanente Kokillenbeschichtungen.
HINTERGRUND DER ERFINDUNG
[0002] Bei so genannten Kokillengießverfahren werden üblicherweise metallische Dauergussformen
verwendet, in die das flüssige Gießmetall unter der Wirkung der Schwerkraft (Gravitationsguss)
bzw. im Niederdruckverfahren durch Anlegen eines Unterdrucks gegossen werden. Mit
dem Kokillengießverfahren lassen sich maßgenaue Gussstücke mit guter Oberflächenbeschaffenheit
und ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften herstellen. Qualitätsfehler sind beim
Kokillenguss weitaus seltener als beispielsweise beim Sandguss oder Druckguss.
[0003] Kokillengießverfahren werden auch im Messingguss eingesetzt. Mit Hilfe von Messinggussverfahren
werden beispielsweise Armaturen für den Sanitärbereich, wie beispielsweise Wasserhähne
gefertigt.
[0004] Allerdings ist das Kokillengießverfahren kostenaufwendiger als andere Gießverfahren.
Dies ist hauptsächlich in den Kosten für die Kokillen begründet, die über die gesamte
zu erwartende Standzeit amortisiert werden müssen. Darüber hinaus lässt sich aufgrund
von bei herkömmlichen Verfahren notwendigen Zwischenschritten, wie etwa Reinigungsschritten,
nur eine relative geringe Zahl an Gussstücken pro Zeiteinheit herstellen, was zu einer
geringen Produktivität führt.
[0005] Einen wesentlichen Einfluss auf die Haltbarkeit einer Kokille sowie die Qualität
der Gussstücke hat die Schlichte, die üblicherweise als Schutzschicht auf die Innenseite
der Kokille aufgebracht wird. Die Schlichte soll die Kokille vor frühzeitigem Verschleiß
schützen, ein Anhaften der Gussteile an der Formwand verhindern und die Entformung
erleichtern. Darüber hinaus beeinflusst die Schlichte die Wärmeableitung und auch
die Qualität des Gussteils. Beispielsweise können Graphit und Wasser verdampfen bzw.
sich zersetzen und zu Fehlern beim Gießbild führen.
[0006] Üblicherweise werden die Kokillenwände zunächst durch Sandstrahlen mit Schmelzkammerschlacke,
Glasbruch, Glaskugeln oder Korund gereinigt und dann die Schlichte auf die gegebenenfalls
erwärmten Flächen gestrichen oder gesprüht. In die beschichteten Kokillen wird nachfolgend
die Schmelze eingefüllt.
[0007] Es gibt kommerziell erhältliche anorganische Schlichten, die auf den Verbindungen
Graphit (C), Molybdändisulfid (MoS
2) und/oder Bornitrid (BN) basieren und diese in Anteilen von bis zu 70 Gew.-% Feststoff
enthalten. Derartige Schlichten sind normalerweise Aufschlämmungen ohne weitere Zusätze,
die zur einmaligen Anwendung vorgesehen sind, also nach jedem Gießvorgang erneuert
werden müssen. Üblicherweise werden beim Vergießen von Kupfer und kupferhaltigen Legierungen
Graphitsuspensionen als Schlichte eingesetzt. Diese Materialen weisen zwar gute entformende
und wärmeleitende Eigenschaften auf, sind jedoch nicht sehr abrasionsbeständig und
führen sehr häufig zu einer Schädigung der Kokille durch Verschweißen oder Legierungsbildung
des Gießmetalls mit dem Kokillenmaterial. Infolgedessen verschleißen derartige Schlichten
sehr schnell und sind in der Regel auch nicht zur mehrmaligen Verwendung geeignet.
Das Erneuern der Schlichten nach jedem Gießvorgang bewirkt eine signifikante Verringerung
der Produktivität. Darüber hinaus führt gerade der Einsatz graphithaltiger Schlichten
trotz guter Trennwirkung zu beträchtlichen Ausschussquoten auf Grund von Oberflächendefekten
am Gussteil (wie etwa Lunker, Verwirbelungen oder Risse) sowie zu erheblichen Instandsetzungskosten
bei Maschinen und Geräten. Bei dem Vergießen von Messing besteht insbesondere das
Problem, dass hohe Mengen an Zink aus dem Messing ausgetragen werden, was ebenfalls
zu einer Erhöhung der Ausschussrate führt.
[0008] Die Verwendung von graphithaltigen Schlichten erzeugt zudem eine extreme Feinstaubbelastung
für Mensch und Maschine und verursacht einen hohen Verschmutzungsgrad des Arbeitsplatzes.
Dies kann zu gesundheitlichen Problemen der Arbeitnehmer führen und birgt weitere
Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz, wie beispielsweise eine hohe Rutschgefahr im Arbeitsbereich
auf Grund der Schmiereigenschaften des Graphitstaubs. Des weiteren kann es auf Grund
der elektrischen Leitfähigkeit des Graphits zu Störungen in der Elektrik, und so zu
Beeinträchtigungen der Anlagentechnik der Gießerei, wie z.B. der Hydraulik, kommen.
Zudem müssen für die Entsorgung bzw. das Recycling der verbrauchten Graphitschlichten
hohe Kosten aufgewendet werden. Graphitfreie Schlichtezusammensetzungen wurden bereits
auf dem Gebiet der Gusstechnik beschrieben. Eine abrasionsbeständige, graphitfreie
Zusammensetzung zur Herstellung einer Schlichte ist beispielsweise in der deutschen
Patentanmeldung
DE 10 2005 045 666 der Anmelderin beschrieben.
[0009] Für das Kokillengießen spielt neben der Zusammensetzung der verwendeten Kokillenschlichte
und der Art der Aufbringung des Schlichteüberzugs, auch die Temperaturführung der
Kokille eine wesentliche Rolle. Während des Gießvorgangs ist entscheidend, dass ein
Gleichgewicht zwischen der Wärmezufuhr durch die Schmelze und dem Wärmeverlust durch
Kühlung der Kokille hergestellt wird. Da die Wärmeverluste und -zufuhr der Kokille
auch von der Art und der Dicke der aufgebrachten Schlichte abhängt, muss das eingesetzte
Schlichtematerial bei der Temperaturführung ebenfalls berücksichtigt werden. Starke
Abweichungen im Wärmegleichgewicht von Gießzyklus zu Gießzyklus können einen erhöhten
Ausschuss zur Folge haben. Außerdem führen zu hohe Gießtemperaturen zum Bruch des
Gussstücks, während zu niedrige Temperaturen unvollständig ausgelaufene Gussteile,
Kaltlauf oder Gaseinschlüsse zur Folge haben. Bei Verfahren zum Gießen von Messing
wird zudem häufig ein unerwünschter Zinkaustrag beobachtet, der zur Folge hat, dass
Gießteil und Kokille durch die Zinktröpfchen miteinander verschweißen. Dadurch kommt
es zu Oberflächenfehlern und Rissen am Gießteil sowie zu einer schlechten Entformung
und mangelhaftem Auswurf des Teils aus der Kokille. Diese Problem tritt insbesondere
bei semipermanenten bzw. permanenten Kokillenbeschichtungen auf, da, anders als bei
Einmalschlichten, das ausgetragene Zink zwischen den Gießvorgängen nicht entfernt
wird.
[0010] Es besteht somit ein Bedarf an einem verbesserten Verfahren zum Vergießen von Kupfer
und kupferhaltigen Legierungen sowie entsprechender verbesserter Schlichten.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die oben genannten Nachteile
wenigstens teilweise zu vermeiden. Insbesondere ist es eine Aufgabe der vorliegenden
Erfindung ein Verfahren zum Vergießen von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen bereitzustellen,
das die Zahl der Gießvorgänge bis zur Erneuerung der Schlichte erhöht. Eine weitere
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Kokille mit verlängerter Standzeit
bereitzustellen.
[0012] Es ist zudem wünschenswert, ein Verfahren zum Vergießen von Kupfer und kupferhaltigen
Legierungen bereitzustellen, das eine möglichst geringe Ausschussrate aufweist, zu
Gussstücken mit sehr guten Oberflächeneigenschaften führt und Produktionsausfälle
und die Wartungskosten von Gießanlagen senkt. Es wäre ebenfalls wünschenswert die
Produktivität des Gießvorgangs durch geringeren Ausschuss, bessere Prozesskontrolle
und erhöhten Produktausstoß pro Zeit zu verbessern.
[0013] Des weiteren ist es wünschenswert, beim Vergießen von Messing den Zinkaustrag aus
der Messingschmelze zu vermindern und Umweltbelastungen wie etwa die Feinstaubbelastung
in der Gießanlage zu reduzieren.
[0014] Zudem ist es wünschenswert eine Kokillenbeschichtung bereitzustellen, die eine gute
Temperaturwechselbeständigkeit, gute thermische Eigenschaften, gute Entformungseigenschaften
und eine gute Haftung auf der Kokille aufweist.
[0015] Die zuvor genannten Aufgaben werden durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 sowie die Kokille mit den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen
sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0016] In einem ersten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Vergießen von Kupfer
und kupferhaltigen Legierungen bereitgestellt, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Bereitstellen einer Kokille,
- (b) Applikation einer Schlichte auf die Innenwand der Kokille zur Herstellung einer
Beschichtung mit einer Schaumstruktur an der Oberfläche, wobei die Schlichte
mindestens ein anorganisches Oxid,
mindestens 1 Gew.% Polysiloxane, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, und
ein Bindemittel umfasst, wobei das Bindemittel nanoskalige Teilchen enthält,
- (c) Verfestigen der Schlichte zu einer Beschichtung,
- (d) Einfüllen einer Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die Kokille,
wobei die Kokille vor dem Einfüllen auf 60°C bis 200°C temperiert wird, und
- (e) Herauslösen des entstandenen Gussteils aus der Kokille.
[0017] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erfolgt die Applikation
der Schlichte als Suspension oder Dispersion.
[0018] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erfolgt
die Applikation der Schlichte bei einer Kokillentemperatur von 90 bis 200°C, vorzugsweise
zwischen 100 und 150°C.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erfolgt das Verfestigen
der Beschichtung bei einer Kokillentemperatur von 250 bis 400°C, vorzugsweise zwischen
280 und 350°C, vorzugsweise über einen Zeitraum von 1 bis 3 h.
[0020] Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung erfolgt das Verfestigen der
Beschichtung durch das Einfüllen der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen
in die Kokille.
[0021] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird die Kokille
vor dem Einfüllen der Schmelze auf 80 bis 150°C, vorzugsweise auf 100 bis 130°C, mehr
bevorzugt auf 110 bis 125°C und besonders bevorzugt auf etwa 120°C temperiert.
[0022] Gemäß einer weiteren Ausführungsform bleibt die Temperatur der Kokille während des
gesamten Gießvorgangs weitestgehend konstant und weicht von der Anfangstemperatur
nur um maximal 10°C ab.
[0023] Gemäß der vorliegenden Erfindung erfolgt die Temperierung der Kokille bevorzugt über
ein aktiv steuerbares Peltiér-Element und/oder ein Wasserbad und/oder eine aktiv steuerbare
Wasserstrahl-Kühlung und/oder Luft.
[0024] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, enthält
die Schlichte zusätzlich mindestens 1 Gew.-% von Bornitrid, MoS
2 und/oder WS
2, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte. Das Bornitrid, MoS
2 und/oder WS
2 fungiert vorzugsweise als entformendes Schmiermittel.
[0025] Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Kokille mit einer
mehrfach verwendbaren hydrophoben Kokillenbeschichtung bereitgestellt, die aus einer
Schlichte hergestellt ist umfassend mindestens ein anorganisches Oxid, mindestens
1 Gew.-% Polysiloxan, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, und ein
Bindemittel wobei das Bindemittel nanoskalige Teilchen enthält und wobei die Beschichtung
an der Oberfläche eine Schaumstruktur aufweist.
[0026] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform, enthält die Schlichte aus welcher die Beschichtung
hergestellt wird zusätzlich mindestens 1 Gew.-% von Bornitrid, MoS
2 und/oder WS
2, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte.
[0027] In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weist die durch Applikation
der Schlichte erhaltene Beschichtung ein Dicke von 1 µm bis 250 µm, vorzugsweise von
10 bis 150 µm, mehr bevorzugt von 10 bis 90 µm und besonders bevorzugt von 30-60 µm
auf.
DETALLIERTE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0028] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Vergießen von Kupfer und
kupferhaltigen Legierungen bereitgestellt, welches die folgenden Schritte umfasst:
- (a) Bereitstellen einer Kokille,
- (b) Applikation einer Schlichte auf die Innenwand der Kokille zur Herstellung einer
Beschichtung mit einer Schaumstruktur an der Oberfläche, wobei die Schlichte
mindestens ein anorganisches Oxid,
mindestens 1 Gew.% Polysiloxane, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, und
ein Bindemittel umfasst, wobei das Bindemittel nanoskalige Teilchen enthält,
- (c) Verfestigen der Schlichte zu einer Beschichtung,
- (d) Einfüllen einer Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die Kokille,
wobei die Kokille vor dem Einfüllen auf 60°C bis 200°C temperiert wird, und
- (e) Herauslösen des entstandenen Gussteils aus der Kokille.
[0029] Die Schritte (d) und (e) können mehrmals hintereinander erfolgen, ehe erneut Schlichte
appliziert und verfestigt wird (Schritte (b) und (c)). Vorzugsweise werden die Schritte
(d) und (e) wenigstens zehnmal, mehr bevorzugt wenigstens 50 mal und besonders bevorzugt
wenigstens 100 mal wiederholt ehe wieder die Schritte (b) bis (c) durchgeführt werden.
Bei kleinflächigen Beschädigungen an der Kokillenbeschichtung kann ein vorzeitiger
vollständiger Neuauftrag einer Kokillenbeschichtung vermieden werden, indem die schadhafte(n)
Stelle(n) mit der erfindungsgemäßen Schlichte nachbehandelt bzw. nachgenebelt werden.
Die Nachbehandlung kann während des laufenden Gießprozesses erfolgen.
[0030] Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung eine Kokille mit einer mehrfach
verwendbaren hydrophoben Kokillenbeschichtung, hergestellt aus einer Schlichte umfassend
mindestens ein anorganisches Oxid und mindestens 1 Gew.% Polysiloxan, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Schlichte, und ein Bindemittel, wobei das Bindemittel nanoskalige
Teilchen enthält, und wobei die Beschichtung an der Oberfläche eine Schaumstruktur
aufweist.
[0031] Es wurde überraschenderweise gefunden, dass mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
und der erfindungsgemäßen Kokille sehr gute Gussergebnisse erzielt werden können.
Insbesondere durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Schlichte bzw. Beschichtung in
Kombination mit der Temperaturführung der Kokille kann ein gegenüber herkömmlichen
Verfahren deutlich verbessertes Verfahren zum Vergießen von Kupfer und kupferhaltigen
Legierungen und insbesondere Messing bereitgestellt werden. Signifikante Vorteile
des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aufgrund der verlängerten Standzeit
der Kokille und deutlich geringeren Produktionsausfällen und Wartungskosten. Durch
das erfindungsgemäße Verfahren kann die mittels Verfestigung der Schlichte erhaltene
Beschichtung für mehrere Gussvorgänge verwendet werden ehe sie erneuert werden muss.
Die Kokillenbeschichtung ist demnach semipermanent. Darüber hinaus können mit Hilfe
des erfindungemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Kokille Gussstücke mit hervorragenden
Oberflächeneigenschaften und insbesondere mit einer gleichmäßigen Oberflächenstruktur
und niedriger Oberflächenrauhigkeit erhalten werden. Weiterhin wird durch die Vermeidung
von beispielsweise Graphit-basierten Schlichten die Umweltbelastung wie etwa die Feinstaubbelastung
in der Gießanlage reduziert. Des weiteren kann das erfindungsgemäße Verfahren mit
Stahl- oder Graugusskokillen statt mit wesentlich teureren Kokillen aus Kupfer oder
Kupferlegierung durchgeführt werden.
[0032] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens im Messingguss kann zudem der unerwünschte
Zinkaustrag signifikant verringert werden.
[0033] Im nachfolgenden Abschnitt werden in der vorliegenden Anmeldung verwendete Begriffe
näher erläutert:
"Nanopartikel" im Sinne der vorliegenden Erfindung sind Partikel mit einem mittleren
Partikeldurchmesser (auch als mittlere Partikelgröße bezeichnet) von nicht mehr als
100 nm oder aber re-dispergierbare Agglomerate solcher Partikel.
[0034] Unter dem "mittleren Partikeldurchmesser" bzw. der "mittleren Teilchengröße" wird
vorliegend, sofern nicht anders angegeben, der Partikeldurchmesser bezogen auf das
Volumenmittel verstanden (D
90-Wert). Der D
90-Wert wird mittels dynamischer Lichtstreuung, beispielsweise mit einem UPA (Ultrafine
Particle Analyser) bestimmt. Das Prinzip der dynamischen Lichtstreuung ist auch unter
den Bezeichnungen "Photonenkorrelationsspektroskopie" (PCS) oder "quasielastische
Lichtstreuung" (QELS) bekannt. Bei besonders kleinen Partikeln können auch quantitative
elektronenmikroskopische Methoden (insbesondere TEM) verwendet werden. Darüber hinaus
kann zu Bestimmung der Primärpartikelgröße auch Röntgenbeugung (XRD) verwendet werden.
[0035] Im Sinne der vorliegenden Erfindung umschreibt der Begriff "Schlichte" eine Zusammensetzung
mit entformenden Eigenschaften, die auf die Innenseite der Kokille appliziert wird,
z.B. in Form einer Suspension oder Dispersion. Die Mengenangaben in Gew.-% wie sie
in der vorliegenden Anmeldung im Zusammenhang mit den Komponenten der Schlichte verwendet
werden, beziehen sich (sofern nicht anders angegeben) auf die fertige Schlichte umfassend
Komponenten und Suspensions- und/oder Lösungsmittel. Die jeweiligen Komponenten der
Schlichte können beispielsweise in Form eines Feststoff, einer Suspension, einer Dispersion
oder einer Lösung verwendet bzw. zur Schlichte gegeben werden. Nach dem Verfestigen
der applizierten Schlichte, z.B. durch Trocknen oder Einbrennen, wird eine Beschichtung
auf der Innenseite der Kokille ausbildet, die weitestgehend frei von eventuell verwendeten
Suspensions- oder Lösungsmitteln ist.
[0036] Eine "kupferhaltige Legierung" im Sinne der vorliegenden Erfindung ist jegliche Legierung,
die Kupfer enthält. Beispiele für kupferhaltige Legierungen sind Bronze, Rotguss oder
Messing. Der Begriff "Messing" umschreibt im Sinne der vorliegenden Erfindung jegliche
Kupfer-Zink-Legierungen. Zusätzlich können die kupferhaltige Legierungen weitere Bestandteile
wie z.B. Ni, Zn, Sn, Pb, Al oder Sb enthalten.
[0037] Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Kokille kann aus jedem Material
gefertigt sein, das den Temperaturen des Gussvorgangs standhält. Beispiele für geeignete
Materialien sind Aluminium, Titan, Eisen, Stahl, Kupfer, Chrom, Gusseisen, Stahlguss,
Kesselstahl oder Grauguss sowie Legierungen aus vorgenannten Materialien. Für den
Messingguss sind insbesondere Kokillen aus Kupfer oder Kupferlegierungen geeignet.
[0038] Die in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Schlichte enthält mindestens ein
anorganisches Oxid und vorzugsweise mindestens 1 Gew.-% hexagonales Bornitrid, WS
2 und/oder MoS
2, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, mindestens 1 Gew.-% Polysiloxane, bezogen
auf das Gesamgewicht der Schlichte, und ein Bindemittel.
[0039] Das anorganische Oxid kann ausgewählt sein aus der Gruppe umfassend Aluminiumoxid,
Zirkonoxid, Aluminiumtitanat, Eisenoxid, Wollastonit, Xonotlite, Zirkonsilikat, Calciumsilikat,
Knochenasche, sowie sog. "Red Mud" und Titandioxid. Vorzugsweise ist das anorganische
Oxid Aluminiumoxid oder Aluminiumtitanat oder eine Mischung davon. Die anorganischen
Oxidteilchen können eine mittlere Teilchengröße zwischen 200 nm und 1 µm aufweisen,
vorzugsweise zwischen 100 nm und 1 µm. Es können jedoch auch größere mittlere Teilchengrößen,
beispielsweise um die 10 µm geeignet sein. Das anorganische Oxid kann in der erfindungsgemäßen
Schlichte vorzugsweise in einer Menge von 1 bis 80 Gew.-%, insbesondere 10 bis 70
Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 60 Gew.-% und insbesondere bevorzugt 30 bis 50 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, enthalten sein.
[0040] In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die Schlichte mindestens 1 Gew.-% Bornitrid,WS
2 und/oder MoS
2, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte. Die Erfinder haben herausgefunden,
dass sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Anteil von Bornitrid positiv auf
die Flexibilität, insbesondere die Rissanfälligkeit und die Elastizität der mittels
der Schlichte hergestellten Beschichtung auswirken kann. Der Anteil des Bornitrids
kann vorzugsweise, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte 1-50 Gew.-% betragen
oder 5-40 Gew.-% oder 10-30 Gew.-% oder etwa 20 Gew.-%. Vorzugsweise beträgt der Anteil
des Bornitrids etwa 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte.
[0041] Das erfindungsgemäß verwendete Bindemittel kann ein organisches oder anorganisches
Bindemittel sein, wobei das Bindemittel nanoskalige Teilchen enthält.
[0042] Beispiele für organische Bindemittel sind organische Naturstoffe, wie z.B. Naturharze,
organische abgewandelte Naturstoffe, wie z.B. Cellulosederivate oder modifizierte
Naturharze, oder organische synthetische Verbindungen wie z.B. Polyacryl- und Polymethacrylverbindungen,
Vinylpolymere, Polyester, Epoxidharze, Phenolharze, Polyamine und Polyamide. Geeignete
anorganische Bindemittel können Polykieselsäuren, Glasfritten, Tonmineralien, Bentonite,
Phosphate oder anorganische Oxide umfassen. Besonders bevorzugt werden anorganische
Nanopartikel, Glasfritten und Phosphate als Bindemittel verwendet. Das Bindemittel
kann in der Schlichte in einer Menge von 1 bis 40 Gew.-%, 3 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise
von 5 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte enthalten sein.
[0043] Im Verfahren der vorliegenden Erfindung einsetzbare Bindemittel mit nanoskaligen
Teilchen sind beispielsweise in der
WO 03/093195 ausführlich beschrieben. "Nanoskalige Teilchen" im Sinne der vorliegenden Erfindung
sind Partikel mit einem mittleren Partikeldurchmesser (auch als mittlere Partikelgröße
bezeichnet) von nicht mehr als 100 nm im nicht-agglomerierten Zustand. Vorzugsweise
weisen die nanoskaligen Teilchen eine mittlere Teilchengröße von weniger als etwa
50 nm auf.
[0044] Beispiele für geeignete nanoskaligen Teilchen sind Aluminiumoxid, Zirkonoxid, Böhmit
oder Titandioxid oder auch Mischungen oder Vorstufen dieser Verbindungen. Die in dem
Bindemittel eingesetzten Nanoteilchen können über sehr große spezifische Oberflächen
verfügen, die vorzugsweise mit reaktiven Hydroxylgruppen belegt sind, die in der Lage
sind, sich bereits bei Raumtemperatur mit den Oberflächengruppen der zu bindenden
(üblicherweise gröberen) Teilchen zu vernetzen. Besonders bevorzugt werden Al
2O
3, TiO
2, Böhmit oder ZrO
2 in Form von nanoskaligen Teilchen verwendet.
[0045] Gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst die Schlichte zusätzlich mindestens 1 Gew.-%
Polysiloxan bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte. Das Polysiloxan kann ausgewählt
sein aus der Gruppe bestehend aus Polyalkylsiloxan, Polyalkylphenylsiloxan, Alkylsiliconharz
und Phenylsiliconharz. Besonders bevorzugt ist Polymethylphenylsiloxan. Der Anteil
des Polysiloxans kann bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte 1-50 Gew.-% betragen
oder 5-40 Gew.-% oder 10-30 Gew.-% oder etwa 20 Gew.-%. Vorzugsweise beträgt der Anteil
des Polysiloxans 20 bis 25 Gew.-% und vorzugsweise etwa 23 Gew.-%, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Schlichte.
[0046] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die Schlichte
zusätzlich einen glasartigen Bestandteil, der üblicherweise als Bindemittel bzw. Bestandteil
des Bindemittels fungiert. Der glasartige Bestandteil kann eine niedrigschmelzende
Glasfritte sein, d.h. ein glasartiges System, in dem wasserlösliche Salze wie z.B.
Soda oder Borax sowie weitere Stoffe silikatisch gebunden und damit weitgehend in
eine wasserunlösliche Form überführt sind. Die Glasfritten sollten darüber hinaus
weitestgehend kein Blei oder sonstige Schwermetalle enthalten. Vorzugsweise beträgt
der Erweichungspunkt der Glasfritte weniger als 500°C. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform umfasst die Glasfritte mindestens 50 Gew.-% SiO
2, mindestens 5 Gew.-% Boroxid (B
2O
3) und/oder Al
2O
3 und weist vorzugsweise einen hohen Alkaligehalt auf.
[0047] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäß verwendete Bindemittel
eine Kombination von glasartigen Bestandteilen und nanoskaligen Teilchen.
[0048] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst
die Schlichte zusätzlich Füllstoffe. Beispiele für geeignete Füllstoffe sind Oxide
oder Nitride von Al, Si, Zr, Ti, Fe, B, Wo oder Mo sowie Silikate von Al, Zr, Ti,
B, Wo oder Mo.
[0049] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die Schlichte
zusätzlich ein Suspensionsmittel. Es können z.B. polare Suspensionsmittel verwendet
werden. Geeignet sind beispielsweise Wasser oder Alkohole wie z.B. Isopropanol. In
vielen Fällen ist es jedoch wünschenswert, auf organische Bestandteile im Suspensionsmittel
zu verzichten. So besteht bei Anwesenheit organischer Lösungsmittel aufgrund ihres
niedrigen Dampfdruckes grundsätzlich immer die Gefahr eines Brandes (auch Verpuffung
und Explosion). Entsprechend weist die Schlichte in einer bevorzugten Ausführungsform
ein Suspensionsmittel auf, das im Wesentlichen frei von nichtwässrigen flüssigen Bestandteilen
ist. Zusätzlich kann die Schlichte mindestens einen grenzflächenaktiven Stoff enthalten,
z.B. ein Polyacrylat. Der Zusatz eines grenzflächenaktiven Stoffes kann insbesondere
in den Fällen vorteilhaft sein, in denen das Suspensionsmittel frei von nichtwässrigen
flüssigen Bestandteilen ist. Vorzugsweise wird Wasser als Suspensionsmittel verwendet.
[0050] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die Schlichte
zusätzlich ein Verdickungsmittel. Geeignete Verdickungsmittel sind beispielsweise
anorganische Verdicker, wie z.B. Polykieselsäuren, Tonmineralien oder Zeolithe, organische
Naturstoffe, wie z.B. Gummi arabicum, Pektine, Stärke oder Dextrine, organische abgewandelte
Naturstoffe, wie z.B. Carboxymethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose
oder Celluloseether, oder organische vollsynthetische Verdicker, wie z.B. Poly(meth)acrylverbindungen,
Vinylpolymere, Polycarbonsäuren, Polyether, Polyamine oder Polyamide. Vorzugsweise
wird ein anionisches Heteropolysaccharid verwendet.
[0051] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die Schlichte
zusätzlich einen Korrosionsinhibitor. Beispiele für geeignete Korrosionsinhibitoren
sind Korantin MAT
® (BASF, Ludwigshafen), 2-Amino-2-methyl-1-propanol (AMP), Mischungen anorganischer
Phosphate wie Zinkphoshate oder Alkali/Erdalkaliphosphate sowie Phosphorsäure.
[0052] Die Schlichte kann einen Feststoffgehalt zwischen 10 und 80 Gew.-%, zwischen 20 und
60 Gew.-% und vorzugsweise etwa 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte,
enthalten.
[0053] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst
die Schlichte:
30 bis 40 Gew.-% einer 50 Gew-%igen wässrigen Aluminiumoxid-Suspension;
3 bis 6 Gew.-% Bornitrid;
15 bis 20 Gew.-% eines 34 Gew-%igen wässrigen nanoskalige Teilchen enthaltenden Bindemittels;
20 bis 25 Gew.-% Phenylmethylpolysiloxan; ggf. zusammen mit einer oder mehreren der
folgenden Komponenten:
2 bis 4 Gew.-% einer 50 Gew-%igen wässrigen Glasfrittensuspension;
3 bis 8 Gew.-% zusätzliches Wasser;
1 bis 3 Gew.-% AMP;
0,1 bis 1,5 Gew.-% Korantin MAT
®;
1 bis 5 Gew.-% Aluminiumtitanat;
1 bis 5 Gew.-% Wollastonit;
1 bis 5 Gew.-% Xonotlite; und/oder
0,5 bis 3 Gew.-% einer 2 Gew.-%igen wässrigen Deuteron XG Lösung,
wobei sich die Bereichsangaben in Gew.-% jeweils auf das Gesamtgewicht der Schlichte
beziehen.
[0054] Die Schlichte kann mittels üblicher Applikationsverfahren wie Rakeln, Tauchen, Schleudern,
Fluten, Pinseln, Bürsten, Streichen oder Sprühen appliziert werden. Die Applikation
der Schlichte auf die Kokilleninnenseite kann erfolgen, wenn die Kokille in die Gießvorrichtung
eingebaut ist. Alternativ kann die Schlichte auch auf die Innenseite einer ausgebauten
Kokille appliziert werden.
[0055] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Schlichte
durch Sprühen appliziert. Die Schichteigenschaften, die Rauhigkeit und die Oberflächenmorphologie
der Beschichtung, die durch die Applikation der Schlichte erzeugt wird, ist hierbei
von den Sprühparametern, wie z.B. dem Sprühdruck, der Art der verwendeten Sprühpistole
und Sprühdüse, dem Sprühabstand zwischen Kokille und Düse, der Temperatur der Kokille
und/oder Schlichte beim Auftrag sowie der Konzentration der Schlichte abhängig, und
kann durch Variation dieser Parameter gezielt gesteuert werden. Geeignete Sprühdruckbereiche
liegen beispielsweise bei 1 bis 6 bar, vorzugsweise bei 1.5 bis 3 bar. Der Sprühabstand
zwischen Düse und Kokillenoberfläche kann beispielsweise 15 bis 40 cm und vorzugsweise
20 bis 30 cm betragen. Ein geeigneter Düsendurchmesser liegt vorzugsweise im Bereich
zwischen 1.0 und 2.0 mm.
[0056] Die Applikation der Schlichte kann bei Raumtemperatur oder bei höherer Kokillentemperatur
erfolgen. Vorzugsweise kann die Schlichte bei einer Temperatur von etwa 60°C bis etwa
200°C appliziert werden. Besonders bevorzugt erfolgt die Applikation der Schlichte
bei einer Kokillentemperatur von etwa 90°C bis etwa 150°C. Die Applikation der Schlichte
kann als Suspension, Dispersion oder Paste erfolgen. Gegebenenfalls kann der Feststoffanteil
der Schlichte als gefriergetrocknetes Material unmittelbar vor der Applikation in
einem Lösemittel direkt dispergiert werden. Vorzugsweise wird die Schlichte als Suspension
oder Dispersion appliziert.
[0057] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird die
Innenseite der Kokille vor Applikation der Schlichte vorbehandelt. Eine übliche Vorbehandlung
ist die Reinigung durch Strahlen, beispielsweise mit CO
2, Sand, Glasperlen, Glasbruch, Schmelzkammerschlacke, Korund, Stahlschrot oder Metallkugeln,
Bürsten oder Schleifen. Andere Vorbehandlungen umfassen z.B. eine Strukturvorgabe
durch Strahlen oder Fräsen sowie den Einsatz von Lasertechnik falls die Beschichtung
mittels PVD oder CVD erfolgen soll oder bei Verwendung dünner Sol-Gel-Schichten.
[0058] Die Beschichtung, die erfindungsgemäß durch Applikation der Schlichte auf die Innenseite
der Kokille und anschließendem Verfestigen erhalten wird, weist eine Dicke von 0,5
µm bis 200 µm, von 1 µm bis 150 µm, 20 µm bis 120 µm oder etwa 80 µm auf. Vorzugsweise
beträgt die Dicke der erhaltenen Beschichtung 20 bis 60 µm. Die Isolierwirkung der
hergestellten Beschichtung kann durch die Zusammensetzung der Schlichte und die Schichtdicke
gezielt gesteuert werden.
[0059] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird
auf die erste Kokillenbeschichtung mindestens eine weitere Beschichtung aufgetragen,
wobei die Zusammensetzung der mindestens einen weiteren Beschichtung bezüglich der
Zusammensetzung der ersten Beschichtung unterschiedlich oder identisch sein kann.
[0060] Die Verfestigung der durch Applikation der Schlichte erhaltenen Kokillenbeschichtung
kann durch Trocknung und gegebenenfalls weiteres thermisches Verdichten erfolgen.
Die Trocknung der Beschichtung kann bei Raumtemperatur oder bei erhöhter Temperatur
erfolgen, z.B. bei Temperaturen von 80 bis 100°C. Durch eine weitere Temperaturbehandlung
kann die Beschichtung weiter verdichtet werden. In einer beispielhaften Ausführungsform
erfolgt die Verfestigung der Beschichtung bei einer Kokillentemperatur von 250 bis
350°C über einen Zeitraum von 1 bis 3 h. In einer bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Schlichte bei einer Kokillentemperatur von 90
bis 140°C und dann bei 280 bis 320°C, vorzugsweise etwa 300°C für 1,5 h verfestigt.
In einer anderen beispielhaften Ausführungsform erfolgt die Verfestigung der Beschichtung
durch das Einfüllen der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die
Kokille. Eine weitere Möglichkeit der Verfestigung besteht in dem Einbrennen und Verfestigen
mittels direkter oder indirekter Gasflamme.
[0061] Ist die Kokille in die Gießvorrichtung eingebaut, kann das Verfestigen der Schlichte
zu einer Beschichtung vorzugsweise mittels Durchführung eines Messinggussvorgangs
(Eingießen von Messing in die Kokille) oder mittels direkter Wärmeeinwirkung (z.B.
Gasbrennen) erfolgen. Ist die Kokille aus der Gießanlage ausgebaut, kann die Verfestigung
auch durch Einbringen der Kokillenhälften in einen Ofen verfestigt werden.
[0062] Gemäß einer Ausführungsform ist die Beschichtung, die erfindungsgemäß durch Applikation
der Schlichte auf die Innenseite der Kokille hergestellt wird, eine keramische Beschichtung.
Die keramische Beschichtung kann z.B. eine Poren- oder Schaumstruktur, eine dichte
Struktur, eine glatt-kompakte Struktur oder eine scharfkantige Oberflächenstruktur
aufweisen. Die Rauhigkeit R
z der keramischen Beschichtung kann vorzugsweise zwischen 20 µm und 250 µm liegen.
Besonders bevorzugt beträgt die Rauhigkeit 50-150 µm. Die Rauhigkeit der Beschichtung
kann auch über die Teilchengröße der in der Schlichte enthaltenen anorganischen Oxidteilchen
gesteuert werden. Die Rauhigkeit R
z kann mittels des Oberflächenrauhigkeitsprüfgeräts Mitutoyo SJ 201 (Mitutoyo Messgeräte
GmbH, Neuss) unter Verwendung des Differential-Induktive-Verfahrens bestimmt werden.
[0063] Erfindungsgemäß weist die Kokillenbeschichtung in der Kokille eine Oberflächenstruktur
auf, die ein "schaumartiges" Erscheinungsbild zeigt. Diese "Schaumstruktur" hat sich
als besonders vorteilhaft für das erfindungsgemäße Verfahren zum Vergießen von Kupfer
und kupferhaltigen Legierungen erwiesen. Insbesondere werden sehr gute entformende,
isolierende und zinkaustragsreduzierende Eigenschaften erhalten.
[0064] Die Temperaturwechselbeständigkeit der erfindungsgemäß vorgesehenen keramischen Beschichtung
kann durch Verwendung von plättchenförmigen Partikeln und/oder einem erfindungsgemäßen
Bindemittel mit elastischen Eigenschaften erhöht werden. Geeignete plättchenförmigen
Partikel bestehen z.B. aus BN, WS
2, MoS
2 oder Schichtsilikaten. Ein Beispiel für ein Bindemittel zur Verbesserung der elastischen
Eigenschaften ist Bornitrid.
[0065] Erfindungsgemäß weist die Beschichtung, die erfindungsgemäß durch Applikation der
Schlichte auf die Innenseite der Kokille hergestellt wird, eine hydrophobe Oberfläche
auf. Ohne an eine bestimmte Theorie gebunden zu sein, wird vermutet, dass durch den
Zusatz von mindestens 1 Gew.-% Polysiloxan die Hydrophobizität der Oberfläche der
aus der Schlichte hergestellten Beschichtung erhöht wird. Die Hydrophobizität der
erhaltenen Beschichtung kann durch sogenanntes Einbrennen, d.h. Verfestigen der Beschichtung
bei erhöhter bzw. geeigneter Temperatur erhöht bzw. verbessert werden. Eine höhere
Hydrophobizität der Kokillenbeschichtung führt zu einer schlechteren Benetzbarkeit
durch die Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen, und damit zu einer
verbesserten Entformung des Gussteils. Zudem wird aufgrund der erhöhten Hydrophobizität
der Beschichtung verhindert, dass Wasser in die Beschichtung eindringen kann. Zum
Eindringen von Wasser kann es beispielsweise während des Kühlvorgangs der Kokille
durch Eintauchen in ein Wasserbad oder Besprühen mit Wasser kommen. Dies führt beim
Gussvorgang zu einem schlagartigen Verdampfen des Wassers in den Poren in der Beschichtung
(so genannte Mikroexplosionen), was Fehler in der Gussoberfläche und somit einen hohen
Ausschuss verursacht. Mikroexplosionen werden z.B. häufig bei graphitbasierten Einmalschlichten
beobachtet, da sich die Wassermoleküle zwischen die Graphitagglomerate anlagern können.
[0066] Erfindungsgemäß wird die Kokille vor dem Einfüllen der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen
Legierungen in die Kokille auf etwa 60°C bis etwa 200°C temperiert. Vorzugsweise erfolgt
eine Temperierung der Kokille auf 80 bis 150°C, vorzugsweise auf 90 bis 130°C, mehr
bevorzugt auf 110 bis 125°C und besonders bevorzugt auf etwa 120°C vor dem Einfüllen
der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die Kokille. Die Temperaturführung
hat sich als besonders wichtig für das erfindungsgemäße Verfahren und insbesondere
im Hinblick auf die Wiederverwendbarkeit der Kokillenbeschichtung sowie die Kontrolle
des Zinkaustrags erwiesen.
[0067] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die Temperierung der Kokille
vor dem Einfüllen der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die Kokille
an die Eigenschaften der durch Applikation der Schlichte erhaltenen Kokillenbeschichtung
angepasst.
[0068] Die Erfinder haben weiterhin festgestellt, dass beim Vergießen von Messing der Zinkaustrag
aus der Schmelze vermindert oder vermieden werden kann, wenn die Kokillentemperatur
vor dem Einfüllen der Schmelze in einem Bereich von 60°C bis 200°C und bevorzugt 90°C
bis 130°C gehalten wird. Durch das genau abgestimmte Kühlen der Kokille kann sowohl
deren Standzeit deutlich verlängert als auch der Ausschuss beim Gießen deutlich verringert
werden. Zusätzlich kann der Zinkaustrag durch Zusätze im Kühlwasserbad, z.B. Säuren
oder Komplexbildner, die Zink auflösen bzw. in Lösung halten, weiter vermindert werden.
Eine weitere, zusätzliche Maßnahme zur Verringerung des Zinkaustrags beim Messingguss
kann darin bestehen, den Messeranschnitt der Kokille mit einem Steigkanal zu versehen.
Die Zinkablagerungen entstehen dann bevorzugt im Steigkanal und beeinflussen die Güte
der Oberflächenstruktur des Messinggussteils, wie beispielsweise einer Armatur nicht.
[0069] Des Weiteren wurde gefunden, dass durch die niedrige Kokillentemperatur das Gefüge
des Messings dichter eingestellt werden kann. Ohne an eine bestimmte Theorie gebunden
zu sein, vermuten die Erfinder, dass die größere Gefügedichte durch das schnellere
Abkühlen der eingefüllten Schmelze bewirkt wird, da durch die kürzere Abkühlzeit kleinere
Kristallite gebildet werden. Somit kann mittels des Verfahrens der vorliegenden Erfindung
die Gefügedichte von Gussstücken gezielt gesteuert bzw. optimiert werden.
[0070] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es, dass durch die niedrige
Kokillentemperatur komplexere und/oder gießtechnisch schwer oder bislang gar nicht
realisierbare Geometrien gegossen werden können.
[0071] Die Temperierung der Kokille kann mit den im Stand der Technik bekannten Mitteln
erfolgen, z.B. durch ein wärmeableitendes Medium wie z.B. Luft, Wasser oder Thermalöl.
Beispielsweise ermöglicht die Verwendung eines Peltiér-Elements zur Kühlung die gezielte
Einstellung von Temperaturgradienten und Temperaturverteilungen, und so eine Lenkung
der Erstarrung der Schmelze sowie das Abfangen von Temperaturspitzen. Eine Temperierung
der Kokille kann auch durch Wärmerohre oder eine aktiv gesteuerte Wasserbad- oder
Wasserstrahl-Kühlung erzielt werden. Luftkühlung der Kokille kann mittels Anblasen
mit Luft oder Trockeneis erfolgen. Es besteht auch die Option, die Kokille entsprechend
zu dimensionieren, also das Kokillenmasse-Gusskörperverhältnis so zu wählen, dass
die Wärmeabfuhr optimal ist. Gemäß einer Ausführungsform erfolgt die Temperierung
der Kokille über ein aktiv steuerbares Peltiér-Element und/oder Wasserbad und/oder
eine aktiv steuerbare Wasserstrahl-Kühlung. Gemäß einer weiteren beispielhaften Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird die Kokille nach dem eigentlichen Gießvorgang zum
Abkühlen in ein Wasserbad überführt und für eine bestimmte Zeit darin belassen. Die
Abkühlzeit ist erfindungsgemäß so zu wählen, dass die Kokille vor dem nächsten Gussvorgang
auf den erfindungsgemäßen Temperaturbereich gekühlt wird. Alternativ können geeignete
Kokillen zwischen Innenseite und Außenseite der Kokille Kühlkanäle zur Kühlung aufweisen,
durch die während des Gussvorgangs ein Kühlmittel geleitet wird. Entsprechende Ausführungsformen
von kühlbaren bzw. temperierbaren Kokillen sind beispielsweise aus
US 4,875,518 oder
DE 103 59 066 bekannt und werden insbesondere für Aluminiumgießverfahren eingesetzt.
[0072] Das Einfüllen der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen kann im Niederdruckguss-Verfahren
oder im Gravitationsguss-Verfahren erfolgen.
[0073] Das eigentliche Gießen kann gemäß der vorliegenden Erfindung im so genannten Handguss
oder durch übliche Gießautomaten (zum Beispiel Zweier-, Vierer -und Sechser Karussell)
erfolgen. Ein typischer Gießvorgang im Automatenguss kann die folgenden Schritte aufweisen:
- i) Formfüllung (Dauer: 2-10 Sek.)
- ii) Abkühlen und Erstarren (Dauer: 15-60 Sek.)
- iii) Kokille öffnen (5-10 Sek.)
- iv) Kokille kühlen, beispielsweise durch Wasserbad (Dauer: 5-10 Sek.)
- v) ggf. Kokille sprühen bzw. Nachnebeln (Dauer: 10-20 Sek.)
- vi) Kern einlegen, Ausblasen und Kokille schließen (Dauer: 15-30 Sek.)
[0074] Ein typischer Zeitraum für einen Gesamtgießvorgang beträgt je nach Gussteil ca. 50
und 120 Sekunden und typischerweise etwa 70 Sekunden.
[0075] Das Herauslösen des entstandenen Gussteils kann in jeder im Stand der Technik bekannten
Weise erfolgen.
BEISPIELE
Beispiel 1 - Herstellung der Schlichte A
[0076] Zur Herstellung der Schlichte A werden die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten
Komponenten in den angegebenen Gew.-%, die sich auf die Gesamtmasse der Schlichte
beziehen, eingesetzt.
Substanz |
Gew.-% |
Aluminiumoxid-Suspension (50 Gew.-% in Wasser) |
45,9 |
bleifreie Frittenmischung (50 Gew.-% in Wasser) (Die Frittenmischung enthält mind.
50 Gew.-% Al2O3, bezogen auf den Feststoffgehalt der Fritte, mind. 5 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt
der Fritte, B2O3, Al2O3, hoher Alkaligehalt, Erweichungspunkt: < 500°C) |
5,2 |
Basischer Zirkonoxid-Nanobinder (34 Gew.-% in Wasser) ; Hersteller ItN Nanovation
AG |
22,5 |
Korantin MAT |
0,85 |
2-Amino-2-methyl-1-propanol (AMP) |
2,06 |
Deuteron XG (2 Gew.-% in Wasser) |
6,95 |
Phenylmethylsiliconharz-Emulsion (Silres MP42 E) |
3,62 |
Aluminiumtitanat, 0-10 µm mittlere Partikelgröße |
2,36 |
[0077] Zur Herstellung der Schlichte werden die Aluminiumoxidsuspension und die Frittenmischung
in einem Rührgefäß vorgelegt und 10 Minuten bei 100 U/min gerührt. Anschließend werden
Korantin MAT und AMP untergerührt. Der Nanobinder wird bei erhöhter Drehzahl von 130
U/min zugegeben. Bei 170 U/min wird das Aluminiumtitanat binnen 10 Minuten untergerührt,
anschließend folgen Silres MP42E sowie das Deuteron XG (2%ige Lösung). Anschließend
wird noch einmal 30 Minuten gerührt.
Beispiel 2 - Herstellung der Schlichte B
[0078] Zur Herstellung der Schlichte B werden die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten
Komponenten in den angegebenen Gew.-%, die sich auf die Gesamtmasse der Schlichte
beziehen, eingesetzt.
Substanz |
Gew.-% |
Aluminiumoxid-Suspension (50 Gew.-% in Wasser) |
35,03 |
bleifreie Frittenmischung (50 Gew.-% in Wasser) (Die Frittenmischung enthält mind.
50 Gew.-% Al2O3, bezogen auf den Feststoffgehalt der Fritte, mind. 5 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt
der Fritte, Al2O3, hoher Alkaligehalt, Erweichungspunkt: < 500°C) |
2,88 |
Wasser |
5,53 |
2-Amino-2-methyl-1-propanol (AMP) |
1,67 |
Korantin MAT |
0,72 |
Basischer Nanobinder auf Basis n ZrO2-(34 Gew.-% in Wasser); Hersteller ItN Nanovation AG |
17,59 |
Aluminiumtitanat, ≤10 µm mittlere Partikelgröße |
2,36 |
Bornitrid |
4,56 |
Phenylmethylsiliconharz-Emulsion (Silres MP42 E) |
22,53 |
Wollastonit |
2,60 |
Xonotlite |
2,60 |
Deuteron XG (2 Gew.-% in Wasser) |
1,92 |
[0079] Zur Herstellung der Schlichte werden die Aluminiumoxid-Suspension, die Frittenmischung
und das Wasser in einem Rührgefäß vorgelegt und 10 min bei 85 U/min gerührt. Nach
10 min wird das AMP unter Rühren zugegeben und danach das Korantin MAT untergerührt.
Anschließend wird die Drehzahl auf 130 U/min erhöht und der Nanobinder unter Rühren
zugegeben. Bei 170 U/min werden zuerst das Aluminiumtitanat und das Bornitrid Hebofill
110 untergerührt, und dann nacheinander jeweils innerhalb von 5 min die Phenylmethylsiliconharz-Emulsion,
das Wollastonit MM80 und das Xonotlite Promaxon D. Anschließend wird Deuteron XG mit
170 U/min untergerührt und weitere 30 min nachgerührt. Der Feststoffgehalt der erhaltenen
Schlichte betrug 41,8%.
Beispiel 3 - Beschichtung einer Kokille mit Schlichte A zur Erzeugung einer Schaumstruktur
[0080] Die Kupferkokille wird zunächst durch Strahlen mit Glasgranulat (150-300 µm) vorbehandelt.
Vor der Applikation wurde die Schlichte A für etwa 15 min aufgerührt und dann bei
einer Kokillentemperatur von 130°C mit der Spritzpistole SATA-jet HVLP (SATA GmbH
& Co. KG) mit einer WSB 1.2 -1.4 mm Düse mit einem Sprühdruck von 2 bar auf die Innenseite
der Kokille mit einem mäßigen Flachstrahl aufgesprüht. Der Abstand zur Kokillenoberfläche
betrug etwa 30 cm und das Aufsprühen erfolgte im doppelten Kreuzgang, um eine Schichtdicke
von etwa 30 µm zu erzeugen. Wie die Abbildung 1 zeigt, weist die so hergestellte Kokillenbeschichtung
eine ausgeprägte Schaumstrukur auf.
Beispiel 4 - Vergießen von Messing unter Verwendung von Schlichte A ohne Temperaturführung
bzw. Kühlung der Kokillen (Vergleichsbeispiel)
[0081] Mehrere Kokillen aus Kupfer wurden aus der Gießmaschine ausgebaut und mit Glasperlen
(100 µm bis 350 µm) gestrahlt. Dann wurden die Kokillen mittels eines auf die Außenseite
gerichteten Gasbrenners auf Temperaturen zwischen 100 bis 125°C aufgeheizt und anschließend
mittels SATA-jet HVLP 3000 WSB (Sprühdruck: 1,5 bar) mit der Schlichte A beschichtet.
Nach dem Schlichten wurden die Kokillen in die Gießanlage eingebaut und kühlten bis
zu dem ersten Guss auf 50°C ab. Die Schichtdicken betrugen wegen des händigen Auftrags
zwischen 20 bis 70 µm. Anschließend wurde die Messingschmelze eingefüllt.
[0082] Nach dem ersten Gießzyklus lagen die Kokillentemperaturen zwischen 60 und 110°C.
Die Gussteile ließen sich leicht entformen und die Sichtprüfung zeigte eine fehlerfreie
Oberfläche. Die Kokillenbeschichtungen wiesen eine gleichmäßig braun-schwarze Färbung
auf. Stark graue Zinkablagerungen konnten nicht beobachtet werden.
[0083] Nach dem dritten Gießzyklus stiegen die Kokillentemperaturen stark an. Die Gussteile
ließen sich schlecht entformen und die Sichtprüfung zeigte zahlreiche Oberflächendefekte.
Die Kokillenbeschichtungen hatten sich von braun-schwarz zu grau hin verfärbt, was
auf einen starken Zinkaustrag hinweist.
Beispiel 5 - Vergießen von Messing unter Verwendung von Schlichte A und Kühlung der
Kokillen
[0084] Das Vorbehandeln der Kokillen, die Applikation der Schlichte und das Einfüllen der
Messingschmelze erfolgte wie in Beispiel 4 beschrieben.
[0085] Der erste Gießzyklus wurde ohne Kühlung der Kokillen durchgeführt, während in den
nachfolgenden Gießzyklen die Kokillen mittels einer Wasserstrahlkühlung gekühlt wurden.
Nach dem ersten Gießzyklus lagen die Kokillentemperaturen zwischen 60 und 110°C. Die
Kokillentemperatur vor dem Einfüllen der Schmelze wurde bei den nachfolgenden Gießzyklen
zwischen 110 und 150°C gehalten. Insgesamt wurden 22 Gießzyklen durchgeführt.
[0086] Die Gussteile ließen sich nach jedem Gießzyklus leicht entformen und die Sichtprüfung
zeigte eine fehlerfreie Oberfläche. Die Kokillenbeschichtungen wiesen eine gleichmäßig
braun-schwarze Färbung auf. Graue Zinkablagerungen konnten nicht beobachtet werden.
Beispiel 6 - Vergießen von Messing unter Verwendung von Schlichte B
[0087] Mehrere in die Gießanlage eingebaute Kokillen aus Kupfer wurden mit einer druckluftbetriebenen
Edelstahlbürste gereinigt. Dann wurden die Kokillen mittels eines auf die Außenseite
gerichteten Gasbrenners auf Temperaturen zwischen 90 bis 95°C aufgeheizt und anschließend
mittels SATA-jet HVLP (Sprühdruck: 2 bar) mit der Schlichte B beschichtet. Die Schichtdicken
betrugen zwischen 30 und 55 µm. Anschließend wurde die Messingschmelze eingefüllt.
[0088] Der erste und zweite Gießzyklus wurde ohne Kühlung der Kokillen durchgeführt, während
in den nachfolgenden Gießzyklen die Kokillen mittels einer Wasserstrahlanlage gekühlt
wurden. Die Kokillentemperatur vor dem Einfüllen der Schmelze wurde bei den nachfolgenden
Gießzyklen zwischen 130 und 150°C gehalten. Insgesamt wurden 8 Gießzyklen durchgeführt.
[0089] Die Gussteile ließen sich nach jedem Gießzyklus leicht entformen und die Sichtprüfung
zeigte eine fehlerfreie Oberfläche. Die Kokillenbeschichtungen wiesen eine gleichmäßig
braun-schwarze Färbung auf. Graue Zinkablagerungen konnten nicht beobachtet werden.
Beispiel 7 - Vergießen von Messing unter Verwendung von Schlichte B
[0090] Mehrere Kokillen aus Kupfer wurden ausgebaut und mit Glasperlenstrahlmittel (300-600
µm) gereinigt. Dann wurden die Kokillen mittels eines auf die Außenseite gerichteten
Gasbrenners auf 130°C aufgeheizt und anschließend die Schlichte B mittels SATA-jet
HVLP (Sprühdruck: 2 bar) in einem Abstand von 20 cm auf die Innenseiten der Kokillen
appliziert. Zur Verfestigung der Beschichtung wurde die Kokille im Ofen für 1,5 h
hochgeheizt, für 30 min bei 300°C gehalten und danach im Ofen ausgekühlt. Die Schichtdicke
betrug zwischen 60 und 70 µm. Anschließend wurde die Messingschmelze eingefüllt, wobei
die Messingschmelze eine Temperatur von 1024°C aufwies.
[0091] Der erste Gießzyklus wurde ohne Kühlung der Kokillen durchgeführt, während in den
nachfolgenden Gießzyklen die Kokillen durch Wasser mittels eines Eintauchbades gekühlt
wurden. Die Kokillentemperatur vor dem Einfüllen der Schmelze wurde bei den nachfolgenden
Gießzyklen zwischen 130 und 150°C gehalten. Insgesamt wurden 11 Gießzyklen durchgeführt.
[0092] Die Gussteile ließen sich nach jedem Gießzyklus leicht entformen und die Sichtprüfung
zeigte eine fehlerfreie Oberfläche. Die Kokillenbeschichtungen wiesen eine gleichmäßig
braun-schwarze Färbung auf. Graue Zinkablagerungen konnten nicht beobachtet werden.
[0093] Weitere Aspekte der vorliegenden Anmeldung betreffen:
a. Bereitstellen einer Kokille,
b. Applikation einer Schlichte auf die Innenwand der Kokille zur Herstellung einer
Beschichtung mit einer Schaumstruktur an der Oberfläche, wobei die Schlichte
mindestens ein anorganisches Oxid,
mindestens 1 Gew.% Polysiloxane, bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, und
ein Bindemittel umfasst, wobei das Bindemittel nanoskalige Teilchen enthält,
c. Verfestigen der Schlichte zu einer Beschichtung,
d. Einfüllen einer Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die Kokille,
wobei die Kokille vor dem Einfüllen auf 60°C bis 200°C temperiert wird, und
e. Herauslösen des entstandenen Gussteils aus der Kokille.
2. Verfahren gemäß Aspekt 1, wobei die Schlichte zusätzlich mindestens 1 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Schlichte, von Bornitrid, MoS2 und/oder WS2 enthält.
3. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei die Applikation der Schlichte als
Suspension oder Dispersion erfolgt.
4. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei die Applikation der Schlichte bei
einer Kokillentemperatur von 90 bis 200°C erfolgt.
5. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei das Verfestigen der Beschichtung
bei einer Kokillentemperatur von 250 bis 400°C über einen Zeitraum von 1 bis 3 h erfolgt.
6. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei das Verfestigen der Beschichtung
durch das Einfüllen der Schmelze von Kupfer oder kupferhaltigen Legierungen in die
Kokille erfolgt.
7. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei die Kokille vor dem Einfüllen der
Schmelze auf 80 bis 150°C, vorzugsweise auf etwa 120°C temperiert wird.
8. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei die erhaltene Beschichtung eine
Dicke von 1 µm bis 150 µm, vorzugsweise von 20 bis 90 µm aufweist.
9. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei die erhaltene Beschichtung eine
hydrophobe Oberfläche aufweist.
10. Verfahren gemäß den vorherigen Aspekten, wobei die Temperierung der Kokille über
ein aktiv steuerbares Peltiér-Element und/oder Luftkühlung und/oder Wasserbad und/oder
eine aktiv steuerbare Wasserstrahl-Kühlung erfolgt.
11. Mehrfach verwendbare hydrophobe Kokillenbeschichtung, hergestellt aus einer Schlichte
umfassend mindestens ein anorganisches Oxid, mindestens 1 Gew.-% Polysiloxan, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Schlichte, und ein Bindemittel, wobei das Bindemittel nanoskalige
Teilchen enthält, und wobei die Beschichtung an der Oberfläche eine Schaumstruktur
aufweist.
12. Beschichtung gemäß Aspekt 11, wobei die Schlichte zusätzlich mindestens 1 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Schlichte, Bornitrid, MoS2 und/oder WS2 enthält.
13. Beschichtung gemäß Aspekt 11 oder 12, wobei das Polysiloxan ausgewählt ist aus
der Gruppe umfassend Polyalkylsiloxan, Polyalkylphenylsiloxan, Alkylsiliconharz und
Phenylsiliconharz.
14. Beschichtung gemäß Aspekt 11, 12 oder 13, wobei das mindestens eine anorganische
Oxid ausgewählt ist aus der Gruppe umfassend Aluminiumoxid, Zirkonoxid, Aluminiumtitanat,
Wollastonit, Xonotlite, Zirkonsilikat, Eisenoxid und Titandioxid.
15. Beschichtung gemäß Aspekt 11, 12, 13 oder 14, wobei die Beschichtung an der Oberfläche
eine Schaumstruktur aufweist.
16. Kokille mit verlängerter Standzeit umfassend eine hydrophobe Kokillenbeschichtung
gemäß den Aspekten 11 bis 15, wobei die Kokille im Bereich von 60 bis 200°C gezielt
temperaturgesteuert ist.
17. Verwendung einer hydrophoben Beschichtung gemäß den Aspekten 11 bis 15 zur Verlängerung
der Standzeit einer Kokille.
18. Verwendung des Verfahrens gemäß einem der Aspekte 1 bis 10 zur Verminderung des
Zinkaustrags beim Vergießen von Messing.