[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Kunstrasenbelag mit einer speziellen Stützschicht,
der sich insbesondere zur Verwendung für einen temporär angelegten Sport- oder Spielplatz
eignet.
[0002] Kunstrasenbeläge werden insbesondere auf Sport- und Spielplätzen oft als Alternative
für einen natürlichen Rasen verwendet. Gegenüber letzterem weisen Kunstrasenbeläge
den Vorteil auf, dass sie über eine höhere Belastbarkeit verfügen und relativ pflegeleicht
sind. Daher sind sie gerade für Fussball- oder Rugbyplätze besonders zweckmässig.
Zudem sind sie im Vergleich zu einem natürlichen Rasen auch bei schlechter Witterung
gut bespielbar.
[0003] Solche Kunstrasenbeläge umfassen typischerweise einen Rasenflor, welcher von Florfäden
aus Kunststoff gebildet wird, die auf einem Träger angebracht sind.
[0004] Bei starker und/oder wiederholter mechanischer Beanspruchung können diese Florfäden
gebogen oder beschädigt werden, so dass sie sich nicht mehr aufrichten. Dadurch verliert
der Kunstrasenbelag seine rasenartigen Eigenschaften.
[0005] Um eine mechanische Beschädigung der Florfäden zu verhindern, schlägt
EP 1 696 077 vor, auf dem Träger eine Stützschicht anzubringen, welche die Florfäden im Anschluss
an den Träger umschliesst. Wird ein Florfaden infolge einer Krafteinwirkung aus seiner
ursprünglichen Position ausgelenkt, so verhindert diese Stützschicht, dass der Florfaden
unmittelbar am Träger ausgelenkt wird. Ausserdem unterstützt die Stützschicht die
Rückstellung der Florfäden.
[0006] Um ein "Abliegen" der Florfäden eines Kunstrasenbelags zu vermeiden, ist es zusätzlich
von Vorteil, wenn die Florfäden an sich schon über ein hohes Rückstellvermögen verfügen.
Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass die Florfäden aus einem Material bestehen,
welches nicht zu Hautverbrennungen führt, wenn ein Benutzer mit relativ hoher Geschwindigkeit
über den Kunstrasen gleitet.
[0007] In diesem Sinne offenbart
EP 2 395 135 eine Kunststofffaser für einen Kunstrasenbelag, welche zwei verschiedene Kunststoffkomponenten
umfasst. Dabei ist eine erste Kunststoffkomponente mit einem höheren Rückstellvermögen
in eine zweite, besonders hautverträgliche Kunststoffkomponente eingebettet.
[0008] Nebst dem ästhetischen Aspekt eines möglichst rasenartigen Aussehens und der Vermeidung
von Hautverbrennungen bei der Nutzung ist es auch wichtig, dass der Kunstrasenbelag
eine ausreichende Schockabsorption gewährleistet. Diesbezüglich fordert die DIN-Norm
EN 15336 einen Kraftabbau von mindestens 50% und die FIFA 1* von mindestens 55% für
Kunstrasenbeläge auf Fussballplätzen.
[0009] Typischerweise wird daher zwischen einem Kunstrasenbelag und dem Untergrund eine
zusätzliche Dämpfungsschicht angeordnet. Diese soll eine ausreichende Schockabsorption
durch den Boden gewährleisten. Üblicherweise besteht die Dämpfungsschicht aus einem
elastischen Material, z.B. aus gebundenen Splittern aus Styrol-Butadien-Kautschuk
(SBR) und/oder aus zelligen Schäumen aus Polyurethan (PU), Polyethylen (PE) oder expandiertem
Polypropylen (EPP). Die Dämpfungsschicht wird meist als Rolle mit einer Dicke ab etwa
6 mm oder in Form von einzelnen Fliesen (auch als Paneelen bezeichnet) oder als Ganzes
mit einer Dicke von bis zu 30 mm bereitgestellt und auf dem Untergrund angebracht.
Dabei werden vorfabrizierte Rollen oder Fliesen typischerweise lose aufgelegt und
mittels Klebband oder mit Puzzle- oder Nut-Kamm-Systemen oder ähnlichem miteinander
verbunden. Alternativ können beispielsweise SBR-Splitter zusammen mit Klebstoff in
pastöser Form als ganze Dämpfungsschicht auf dem Untergrund ausgetragen werden.
[0010] Zusätzlich oder alternativ dazu kann eine verbesserte Schockabsorption auch durch
Aufbringen eines Kunststoffgranulats auf den Träger des Kunstrasenbelags, wie etwa
in
EP 2 331 56 offenbart, erreicht werden. Solche Kunstrasenbeläge werden auch als "verfüllt" bezeichnet.
[0011] Sowohl ein Kunststoffgranulat als auch eine zusätzliche Dämpfungsschicht führen jedoch
dazu, dass die Installation des Kunstrasenbelags deutlich aufwändiger wird und das
Gewicht des zu transportierenden bzw. zu verlegenden Materials signifikant erhöht
wird.
[0012] Gerade für temporäre Anwendungen, wie beispielsweise die Nutzung einer Kunsteisbahn
als Sport- oder Spielplatz im Sommer, wäre aber ein Kunstrasenbelag wünschenswert,
der sehr einfach transportiert, verlegt und auch wieder entfernt werden kann.
[0013] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Kunstrasenbelag zur Verfügung
zu stellen, der besonders einfach installiert und auch wieder entfernt werden kann
und dabei gleichzeitig die Anforderungen bezüglich rasenartigem Aussehen, Hautfreundlichkeit
und Schockabsorption erfüllt.
[0014] Diese Aufgabe wird gelöst durch den Kunstrasenbelag gemäss Anspruch 1 sowie dessen
Verwendung gemäss Anspruch 12. Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen
Ansprüche.
[0015] Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag umfasst einen flächigen Träger mit einer Oberseite
und einer Unterseite, einen Rasenflor, der aus Florfäden gebildet ist, welche mit
dem Träger verbunden sind, und eine auf der Oberseite des Trägers angeordnete, von
den Florfäden des Rasenflors durchdrungene Stützschicht, welche mindestens teilweise
aus Stützfilamenten besteht. Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Stützschicht eine Höhe von mindestens 2 cm und eine Dichte von mindestens
0.095 g/cm
3 aufweist.
[0016] Beim erfindungsgemässen Kunstrasenbelag dient die Stützschicht nicht nur dazu, ausgelenkte
Florfäden wieder aufzurichten, sondern sie verleiht dem Kunstrasenbelag gleichzeitig
auch noch eine ausreichende Schockabsorption. Dadurch ist es nicht nötig, zusätzlich
ein Granulat oder eine Dämpfungsschicht zu verwenden.
[0017] Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag liefert somit eine vollumfassende Lösung für
einen Rasenbelag, der sehr einfach transportiert, installiert und auch wieder entfernt
werden kann. Er eignet sich dadurch insbesondere für kurzzeitige Anwendungen, bei
denen der Kunstrasenbelag nur vorübergehend verwendet werden soll. Insbesondere ist
das Gewicht des Materials, das für den Kunstrasenbelag nötig ist, aufgrund des Wegfalls
der Notwendigkeit einer Dämpfungsschicht bzw. eines Kunststoffgranulats im Vergleich
zu früheren Lösungen signifikant verringert.
[0018] Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag kann direkt auf einem Untergrund ausgelegt
werden, ohne dass eine zusätzliche Dämpfungsschicht zur Schockabsorption nötig wäre.
So beträgt der Kraftabbau des erfindungsgemässen Rasenbelags etwa 55-57%. Dieser Wert
liegt oberhalb des gemäss der DIN-Norm EN 15336 geforderten Werts von 50% und demjenigen
der FIFA 1* von 55%. Er ist daher bestens geeignet für Anwendungen im Sportbereich,
insbesondere für Fussball oder Rugby.
[0019] Zudem hat sich gezeigt, dass die elastischen Eigenschaften des erfindungsgemässen
Kunstrasenbelags, welche die Schockabsorption gewährleisten, durch mechanische Beanspruchung
nicht abnehmen, so dass er über längere Zeit und/oder mehrfach eingesetzt werden kann.
[0020] Beim erfindungsgemässen Kunstrasenbelag wird ein flächiger Träger verwendet, wie
er aus dem Stand der Technik (z.B.
EP 2 333 156) bekannt ist. Dieser ist vorzugsweise dimensionsstabil und weist daher eine hohe
Ortsfestigkeit auf. Als Material für den Träger kann beispielsweise Polypropylen,
Polyester, Polyamid und/oder ein Glasfasern enthaltendes Material verwendet werden.
Der Träger kann ein- oder mehrlagig sein und zusätzlich einen Glasfasern enthaltenden
Hilfsträger umfassen.
[0021] Die erfindungsgemässe Stützschicht besteht zumindest teilweise aus Stützfilamenten,
welche üblicherweise etwas kürzer sind als die Florfäden des Rasenflors und zwischen
diesen Florfäden angeordnet sind. Sowohl Florfäden als auch Stützfilamente sind mit
dem Träger verbunden, beispielsweise durch Tuften.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform besteht die Stützschicht ausschliesslich aus
Stützfilamenten. Dies erlaubt eine besonders einfache Herstellung des erfindungsgemässen
Kunstrasenbelags. Insbesondere kann der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag durch Tufting
in einem einzigen Arbeitsschritt hergestellt werden, wobei sowohl die Florfäden als
auch die Stützfilamente mit dem Träger verbunden werden.
[0023] Alternativ ist es auch möglich, dass die Stützschicht zusätzlich zu den Stützfilamenten
eine auf der Oberseite des flächigen Trägers angeordnete Filzauflage umfasst. Diese
Filzauflage wird ebenfalls von den Florfäden und Stützfilamenten durchdrungen.
[0024] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Kunstrasenbelags besteht
die Stützschicht zumindest teilweise aus Polyamid, Polyethylen, Polyurethan und/oder
Polyethersulfon. Diese Materialien eignen sich besonders gut für die Herstellung von
Stützfilamenten und/oder einer Filzauflage. Besonders bevorzugt besteht die Stützschicht
aus Polyamid oder einer Mischung von Polyamid und Polyethylen.
[0025] In einer bevorzugten Ausführungsform sind die Stützfilamente der Stützschicht gekräuselt
oder texturiert. Eine solche gekräuselte oder texturierte Struktur wird nach allgemein
bekannten Verfahren bei der Herstellung der Stützfilamente erzielt. Durch diese gekräuselte
oder texturierte Ausgestaltung werden nicht nur das Stützvermögen und die Stossdämpfung
der Stützschicht weiter verbessert, sondern auch die Griffigkeit des Kunstrasenbelags
insgesamt.
[0026] In einer bevorzugten Ausführungsform bestehen die Florfäden des Rasenflors aus einer
ersten Komponente aus Polyethylen und einer in die erste Komponente eingebetteten
zweiten Komponente aus Polyamid. Solche Florfäden sind in der
EP 2 395 135 offenbart, deren Offenbarung in Bezug auf die Rasenflorfasern hiermit durch Verweis
vollumfänglich einbezogen wird. Diese Florfäden zeichnen sich durch ein besonders
gutes Rückstellvermögen und eine sehr gute Hautverträglichkeit aus. Zusätzlich oder
alternativ können die in
EP 2 395 135 offenbarten Fasern auch für die Stützfilamente des erfindungsgemässen Kunstrasenbelags
verwendet werden.
[0027] In einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Florfäden des Rasenflors von der
Oberseite des Trägers aus gemessen eine Länge von 2 . 5 bis 4.0 cm auf. Diese Länge
entspricht einer üblichen Rasenhöhe für Spiel- und Sportplätze.
[0028] In einer bevorzugten Ausführungsform ist ein erster Teil der Florfäden des Rasenflors,
von der Oberfläche des Trägers an gemessen, länger als ein zweiter Teil der Florfäden
des Rasenflors, insbesondere um 5 bis 10 mm länger. Durch diese unterschiedlich lange
Ausgestaltung der Florfäden wird der ästhetische Aspekt des Kunstrasenbelags weiter
verbessert, da auch bei einem natürlichen Rasen nicht alle Grashalme dieselbe Länge
aufweisen. Besonders bevorzugt ist es, dass der erste Teil der Florfäden des Rasenflors
zudem steifer ist als der zweite Teil der Florfäden des Rasenflors.
[0029] Bei geeigneter Wahl der Länge der Florfäden bzw. des Unterschieds in der Länge des
ersten Teils der Florfäden zum zweiten Teil der Florfäden erlaubt es diese Ausführungsform
einerseits, ein im Vergleich zu einem Naturrasen täuschend ähnlich aussehendes Erscheinungsbild
von hoher Authentizität zu erhalten. Diese kann dadurch noch erhöht werden, dass für
die Florfäden des erstens Teils und die Florfäden des zweiten Teils unterschiedliche
Grünabstufungen verwendet werden. Insbesondere wird für die Florfäden des zweiten
Teils ein helleres Grün verwendet als für die Florfäden des ersten Teils.
[0030] Andererseits erlaubt es die besagte Ausführungsform, das Ballrollverhalten und das
Ballrückspringverhalten insbesondere hinsichtlich der Verwendung des Kunstrasenbelags
für einen Fussballplatz zu optimieren.
[0031] Anstelle unterschiedlicher Florfadenlängen kann insbesondere hinsichtlich des optischen
Erscheinungsbilds ein ähnlicher Effekt erzielt werden, wenn ein Teil der Florfäden
texturiert wird.
[0032] Der erfindungsgemässe Rasenflor wird vorzugsweise mittels eines Tuftingverfahrens
hergestellt. Dies erlaubt eine sehr einfache Fertigung des Kunstrasenbelags und eine
sichere Verbindung der Florfäden mit dem Träger. Der Rasenflor weist vorzugsweise
eine Stichdichte im Bereich von 20 '000 bis 30 '000 pro Quadratmeter auf. Die Garnfeinheit
der Florfäden liegt vorzugsweise in einem Bereich von 1 '000 bis 2 '000 dtex pro Florfaden.
[0033] In einer bevorzugten Ausführungsform werden auch die Stützfilamente der Stützschicht
mittels Tufting mit dem Träger verbunden.
[0034] Gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag
unverfüllt, das heisst, dass er nicht mit einem Granulat oder einem ähnlichen Material,
z. B. Sand, versehen ist. Durch diese Ausgestaltung wird einerseits das Gewicht des
Kunstrasenbelags signifikant verringert und andererseits auch das Installieren des
Belags deutlich vereinfacht.
[0035] In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung des erfindungsgemässen
Kunstrasenbelags für einen Sportplatz oder Spielplatz, insbesondere für einen Fussballplatz
oder einen Rugbyplatz. Dabei wird der Kunstrasenbelag auf einem festen Untergrund
angeordnet. Vorzugsweise wird dabei zwischen dem Kunstrasenbelag und dem Untergrund
keine Dämpfungsschicht angeordnet. Eine besonders hohe Ortsfestigkeit wird dann erzielt,
wenn der Kunstrasenbelag am Randbereich des Sport- oder Spielplatzes mit dem Untergrund
verschraubt oder verklebt wird.
[0036] Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag lässt sich problemlos und rasch am gewünschten
Ort auslegen und kann sehr leicht dorthin transportiert werden. Er ist daher besonders
geeignet für eine Anwendung im Bereich von Kleinspielfeldern oder für die sommerliche
Nutzung von Kunsteisplätzen sowie für Indoor- oder Outdoor-Events, bei denen der Kunstrasenbelag
nur während einer relativ kurzen Zeit verwendet werden soll.
[0037] In den meisten Fällen ist dabei keine spezielle Befestigung zum Untergrund nötig.
Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag wird typischerweise in Form von Bahnen hergestellt,
welche nebeneinander ausgelegt werden und durch stumpfes Aneinanderstossen oder durch
Kletten miteinander verbunden werden.
[0038] Alternativ kann der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag auch in Form von Fliesen (auch
als Paneelen bezeichnet) zur Verfügung gestellt werden. Diese lassen sich besonders
leicht transportieren und auslegen, da sie aufgrund ihrer Grösse relativ handlich
sind. Solche Fliesen werden vorzugsweise mithilfe eines Klettsystems, beispielsweise
mit einem Haken/Flausch Verschluss, wie ihn die Linie Klettostar® der Firma Gottlieb
Binder GmbH & Co KG (Holzgerlingen, Deutschland) aufweist, auf dem Untergrund befestigt.
Dabei wird auf der Unterseite der Fliesen der eine Teil des Klettsystems (im Folgenden
als "Fliesenteil" bezeichnet) und auf dem Boden der andere Teil des Klettsystems (im
Folgenden als "Bodenteil" bezeichnet) befestigt, vorzugsweise bei den Fliesen jeweils
im Bereich der vier Ecken und auf dem Untergrund so, dass jeder Bodenteil des Klettsystems
jeweils mit vier Fliesenteilen von vier verschiedenen Fliesen zusammenwirken kann.
Beispielsweise kann auf den Fliesen in jeder Ecke ein etwa 10 x 10 cm grosses Stück
Klettostar® Haft und auf dem Untergrund ein etwa 21 x 21 cm grosses Stück Klettostar®
Flausch angebracht sein, so dass im ausgelegten Zustand die vier Ecken der Fliesen
in der Mitte des Klettostar® Flausch Stückes zusammentreffen.
[0039] Zudem verfügt der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag über eine hohe Belastbarkeit,
so dass er sich besonders gut für Anwendungen mit einer starken Beanspruchung eignet,
z.B. für Rugby oder Fussball.
[0040] In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Kunstrasen-System,
umfassend den erfindungsgemässen Kunstrasenbelag. Dieses Kunstrasen-System kann direkt
auf einem festen Untergrund ausgelegt werden und erfordert keine zusätzliche Dämpfungsschicht
oder Verfüllung (z.B. Kunststoffgranulat oder Sand). Das Kunstrasen-System besteht
also im Wesentlichen aus dem erfindungsgemässen Kunstrasenbelag.
[0041] Dieses Kunstrasen-System enthält den erfindungsgemässen Kunstrasenbelag vorzugsweise
in Form von Bahnen oder Fliesen. Dadurch lässt er sich besonders leicht zum Ort der
Verwendung transportieren, auslegen und später auch wieder entfernen. Typischerweise
weist eine solche Bahn eine Breite von etwa 2 m auf und, sofern es das Gewicht erlaubt,
eine Länge, die der kürzeren Seite des mit dem Kunstrasenbelag zu versehenden Untergrunds
entspricht. Fliesen sind grundsätzlich in beliebiger Grösse möglich, wobei Grössen
von 0.25 bis 4 m
2 bevorzugt sind.
[0042] Das erfindungsgemässe Kunstrasen-System kann zusätzlich auch noch Mittel zur Verbindung
des Kunstrasenbelags umfassen, beispielsweise ein Klettsystem, oder in Form eines
bekannten "Puzzle-Systems" bereitgestellt werden.
[0043] Besonders bevorzugt umfasst das erfindungsgemässe Kunstrasen-System zusätzlich ein
Klettsystem mit einem Haken/Flausch-Verschluss, insbesondere entsprechende Elemente
aus der Linie Klettostar® der Firma Gottlieb Binder GmbH & Co KG (Holzgerlingen, Deutschland).
[0044] So kann das erfindungsgemässe Kunstrasen-System zum Beispiel eine einzelne Fliese
des erfindungsgemässen Kunstrasenbelags aufweisen, auf deren Unterseite jeweils in
den Ecken ein etwa 10 x 10 cm grosses Stück Klettostar® Haft als Fliesenteil befestigt
ist, und zusätzlich zwei etwa 21 x 21 cm grosse Stücke Klettostar® Flausch, die vom
Anwender auf dem Untergrund als Bodenteil angebracht werden sollen. Alternativ können
Klettostar® Haft und Klettostar® Flausch natürlich auch vertauscht werden oder in
anderen Dimensionen vorliegen.
[0045] Ein Kunstrasen-System mit einem Klettsystem bietet eine erhöhte Flexibilität bei
der Verlegung, da die Grösse des zu verlegenden Kunstrasens individuell an die Bedürfnisse
des Nutzers angepasst werden können. Zudem erlaubt es eine besonders rasche und einfache
Verlegung und kann auch problemlos wieder entfernt werden. Dabei eignen sich die besonders
stabilen Fliesen des erfindungsgemässen Kunstrasenbelags besonders gut für eine Verwendung
mit einem Klettsystem.
[0046] Die vorliegende Erfindung soll im Folgenden anhand der Zeichnung weiter veranschaulicht
werden.
[0047] Es zeigt rein schematisch:
- Fig. 1
- einen ersten Kunstrasenbelag aus dem Stand der Technik mit einer Stützschicht und
einer Dämpfungsschicht;
- Fig. 2
- einen zweiten Kunstrasenbelag aus dem Stand der Technik mit einer Stützschicht und
einer Dämpfungsschicht;
- Fig. 3
- einen dritten Kunstrasenbelag aus dem Stand der Technik mit einem Kunststoffgranulat
und einer Dämpfungsschicht;
- Fig. 4
- eine erste bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemässen Kunstrasenbelags;
- Fig. 5
- eine zweite bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemässen Kunstrasenbelags;
- Fig. 6
- eine Kunststofffaser für einen Rasenflor;
- Fig. 7
- zwei Fliesen eines erfindungsgemässen Kunstrasen-Systems, welche mittels eines Klettsystems
mit dem Untergrund verbunden werden; und
- Fig. 8
- eine schematische Darstellung eines erfindungsgemässen Kunstrasen-Systems.
[0048] Figur 1 zeigt einen Querschnitt durch einen ersten Kunstrasenbelag 10 gemäss
EP 1 696 077. Dieser weist eine Dämpfungsschicht 12 und eine darüber angeordnete Nutzschicht 14
auf. Die Dämpfungsschicht 12 umfasst Blöcke 16 aus einem stossabsorbierenden Material,
zwischen denen Kanäle 18 verlaufen, welche zur Abführung von versickertem Wasser dienen.
[0049] Die Nutzschicht 14 weist einen Träger 20, eine Stützschicht 22 und einen rasenartigen,
aus Florfäden 24 gebildeten Flor 26 auf. Die in Figur 1 gezeigte Stützschicht 22 ist
durch Stützfäden 28 gebildet. Sowohl die Florfäden 24 als auch die Stützfäden 28 sind
mit dem Träger 20 durch Tuften verbunden. Beim Kunstrasenbelag 10 gemäss
EP 1 696 077 dient die Stützschicht 22 dazu, ausgelenkte Florfäden 24 wieder aufzurichten.
[0050] Figur 2 zeigt einen Querschnitt durch einen zweiten Kunstrasenbelag 30 gemäss
EP 1 696 077. Dieser weist ebenfalls eine Dämpfungsschicht 32 und eine darüber angeordnete Nutzschicht
34 auf. Auch hier umfasst die Dämpfungsschicht 32 Blöcke 36 aus einem stossabsorbierenden
Material, zwischen denen Kanäle 38 verlaufen, welche zur Abführung von versickertem
Wasser dienen.
[0051] Die Nutzschicht 34 weist ebenfalls einen Träger 40, eine Stützschicht 42 und einen
rasenartigen, aus Florfäden 44 gebildeten Flor 46 auf. Die in Figur 2 gezeigte Stützschicht
42 ist jedoch durch ein kontinuierliches Flächengebilde 48, beispielsweise ein Vlies,
gebildet. Die Florfäden 44 sind mit dem Träger 40 durch Tuften verbunden und durchdringen
das kontinuierliche Flächengebilde 48, welches auf dem Träger 40 aufliegt. Auch beim
Kunstrasenbelag 30 gemäss
EP 1 696 077 dient die Stützschicht 42 dazu, ausgelenkte Florfäden 44 wieder aufzurichten.
[0052] Figur 3 zeigt einen Querschnitt durch einen Kunstrasenbelag 50 gemäss
EP 2 333 156. Dieser weist einen Unterteil 52 und einen darüber angeordneten Nutzteil 54 auf.
Der Unterteil 52 umfasst eine Elastikschicht 56 und mindestens eine zusätzliche Trägerschicht
58, welche eine ausreichende Stossdämpfung und eine zuverlässige Abführung von versickertem
Wasser garantieren sollen.
[0053] Der Nutzteil 54 weist einen Träger 60 und einen rasenartigen Flor 62 auf, wobei letzterer
aus ersten, längeren Florfäden 64 und zweiten, kürzeren Florfäden 66 gebildet ist.
Die Florfäden 64, 66 sind wiederum durch Tuften mit dem Träger 60 verbunden. Unmittelbar
auf der Oberfläche des Trägers 60 ist eine Kunststoffgranulatschicht 68 angeordnet.
Diese bewirkt eine zusätzliche Stossdämpfung.
[0054] Figur 4 zeigt einen Querschnitt durch einen erfindungsgemässen Kunstrasenbelag 70
gemäss einer ersten bevorzugten Ausführungsform. Dieser Kunstrasenbelag 70 ist direkt
- d.h. ohne eine zusätzliche Dämpfungsschicht - auf einem Untergrund 72 angeordnet.
[0055] Der erfindungsgemässe Kunstrasenbelag 70 umfasst einen flächigen Träger 74 mit einer
Oberseite 76 und einer Unterseite 78, einen Rasenflor 80 und eine Stützschicht 82.
[0056] Der flächige Träger 74 besteht aus Polypropylen, Polyester und Glasfasern. Die Unterseite
78 des Trägers 74 liegt lose auf dem Untergrund 72 auf.
[0057] Der Rasenflor 80 ist aus ersten Florfäden 84 und zweiten Florfäden 86 gebildet, welche
mit dem Träger 74 verbunden sind, vorzugsweise durch Tuften. Die ersten Florfäden
84 sind von der Oberseite 76 des Trägers 74 an gemessen länger als die zweiten Florfäden
86. Beispielsweise haben die ersten Florfäden 84 eine Länge von 34 mm und die zweiten
Florfäden 86 eine Länge von 29 mm, jeweils von der Oberseite 76 des Trägers 74 aus
gemessen. Zudem können die ersten Florfäden 84 steifer sein als die zweiten Florfäden
86. Die Florfäden 84, 86 bestehen vorzugsweise aus Polyamid, Polyethylen, Polyurethan
und/oder Polyethersulfon, wobei die Verwendung von Kunststofffasern, wie sie in Figur
6 gezeigt sind, besonders bevorzugt ist.
[0058] Die Stützschicht 82 ist auf der Oberseite 76 des Trägers 74 angeordnet und wird von
den Florfäden 84, 86 des Rasenflors 80 durchdrungen. Sie weist eine Höhe von mindestens
2 cm und eine Dichte von mindestens 0.095 g/cm
3 auf.
[0059] Bei der in Figur 4 gezeigten bevorzugten Ausführungsform besteht die Stützschicht
82 ausschliesslich aus Stützfilamenten 88. Die Stützfilamente 88 bestehen vorzugsweise
aus Polyamid und sind vorzugsweise gekräuselt (wie in Figur 4 gezeigt).
[0060] Figur 5 zeigt einen Querschnitt durch einen erfindungsgemässen Kunstrasenbelag 70
gemäss einer zweiten bevorzugten Ausführungsform. Diese zweite bevorzugte Ausführungsform
unterscheidet sich von der in Figur 4 gezeigten ersten bevorzugten Ausführungsform
nur in der Ausgestaltung der Stützschicht 82. Aus diesem Grund wird im Folgenden nur
die Stützschicht 82 genauer beschrieben; für die übrigen in Figur 5 gezeigten Elemente
wird auf die Ausführungen zu Figur 4 verwiesen.
[0061] Bei der zweiten bevorzugten Ausführungsform gemäss Figur 5 umfasst die Stützschicht
82 zusätzlich zu den Stützfilamenten 88 eine auf der Oberseite 76 des flächigen Trägers
74 angeordnete Filzauflage 90. Die Filzauflage 90 wird von den Florfäden 84, 86 und
den Stützfilamenten 88 durchdrungen.
[0062] Die in den Figuren 4 und 5 gezeigten erfindungsgemässen Kunstrasenbeläge 70 sind
zudem beide unverfüllt.
[0063] Figur 6 zeigt einen Querschnitt durch eine Kunststofffaser gemäss
EP 2 395 135, welche beim erfindungsgemässen Kunstrasenbelag 70 vorzugsweise für die Florfäden
84, 86 des Rasenflors 80 verwendet wird.
[0064] Die Kunststofffaser 100 weist im Wesentlichen einen rhombischen Querschnitt mit abgerundeten
Ecken auf. Der Rhombus weist eine Querschnitthauptachse A und eine rechtwinklig dazu
verlaufende Querschnittnebenachse B auf, welche beide Symmetrieachsen der Kunststofffaser
100 sind. Die Ausdehnung der Kunststofffaser 100 in Richtung der Querschnittnebenachse
B ist dabei geringer als diejenige in Richtung der Querschnitthauptachse A.
[0065] Die Kunststofffaser 100 umfasst eine erste Komponente 102 und eine in die erste Komponente
102 eingebettete zweite Komponente 104, wobei die zweite Komponente 104, welche z.B.
aus Polyamid besteht, ein höheres Rückstellvermögen aufweist als die erste Komponente
102, welche z.B. aus Polyethylen besteht.
[0066] Figur 7 zeigt einen Ausschnitt eines erfindungsgemässen Kunstrasen-Systems 108 mit
zwei Fliesen 110 aus dem erfindungsgemässen Kunstrasenbelag 70 gemäss Figur 4. Dieser
weist einen flächigen Träger 74 und einen Rasenflor 80 mit einer Stützschicht 82 auf.
Auf der Unterseite 78 des flächigen Trägers 74 ist jeweils im Bereich der Ecken ein
Fliesenteil 112 eines Klettsystems angeordnet. Dabei kann es sich beispielsweise um
ein etwa 10 x 10 cm grosses Stück Klettostar® Haft handeln.
[0067] Zur Befestigung der Fliesen 110 auf dem Untergrund 72 ist auf dem Untergrund 71 ein
Bodenteil 114 des Klettsystems angeordnet. Dabei kann es sich beispielsweise um ein
etwa 21 x 21 cm grosses Stück Klettostar® Flausch handeln. Die einzelnen Fliesen 110
des erfindungsgemässen Kunstrasen-Systems 108 werden derart auf dem Untergrund 72
ausgelegt, dass jeweils vier Fliesenteile 112 mit einem Bodenteil 114 des Klettsystems
in Eingriff gelangen. Dabei treffen sich vorzugsweise je eine Ecke von vier nebeneinander
angeordneten Fliesen 110 in der Mitte des Bodenteils 114.
[0068] Figur 8 zeigt ein erfindungsgemässes Kunstrasen-System 108 mit 12 nebeneinander auf
einem Untergrund angeordneten Fliesen 110. Je nach Anwendung und Grösse der zu bedeckenden
Fläche können natürlich auch mehr oder weniger bzw. grössere oder kleinere Fliesen
110 verwendet werden. Die Fliesen 110 sind mittels eines Klettsystems, welches aus
mehreren Fliesenteilen 112 und mehreren Bodenteilen 114 besteht, mit dem Untergrund
verbunden. In einem inneren Bereich 116 des Kunstrasen-Systems 108 liegt jeweils ein
Fliesenteil 112 von vier verschiedenen Fliesen 110 auf jeweils einem Bodenteil 114,
also insgesamt vier Fliesenteile 112 pro Bodenteil 114. In einem Randbereich 118 dagegen
sind die Bodenteile 114 relativ zu den Fliesen 110 zum inneren Bereich 116 hin verschoben,
so dass jeweils ein Fliesenteil 112 von zwei Fliesen 110 mit dem einzelnen Bodenteil
114, also insgesamt zwei Fliesenteile 112 pro Bodenteil 114, zusammenwirken und die
Bodenteile 114 nicht über die Fliesen 110 hinausstehen.
1. Kunstrasenbelag (70) umfassend
einen flächigen Träger (74) mit einer Oberseite (76) und einer Unterseite (78),
einen Rasenflor (80), der aus Florfäden (84, 86) gebildet ist, welche mit dem Träger
(74) verbunden sind, und
eine auf der Oberseite (76) des Trägers (74) angeordnete, von den Florfäden (84, 86)
des Rasenflors (80) durchdrungene Stützschicht (82), welche mindestens teilweise aus
Stützfilamenten (88) besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass die Stützschicht (82) eine Höhe von mindestens 2 cm und eine Dichte von mindestens
0.095 g/cm3 aufweist.
2. Kunstrasenbelag (70) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützschicht (82) ausschliesslich aus Stützfilamenten (88) besteht.
3. Kunstrasenbelag (70) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützschicht (82) zusätzlich eine auf der Oberseite (76) des flächigen Trägers
(74) angeordnete Filzauflage (90) umfasst.
4. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützschicht (82) aus Polyamid, Polyethylen, Polyurethan und/oder Polyethersulfon
besteht, insbesondere aus Polyamid oder einer Mischung von Polyamid und Polyethylen.
5. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützfilamente (88) der Stützschicht (82) gekräuselt oder texturiert sind.
6. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Florfäden (84, 86) des Rasenflors (80) aus einer ersten Komponente (102) aus
Polyethylen und einer in die erste Komponente (102) eingebetteten zweiten Komponente
(104) aus Polyamid bestehen.
7. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Florfäden (84, 86) des Rasenflors von der Oberseite (76) des Trägers (74) aus
gemessen eine Länge von 2.5 bis 4.0 cm aufweisen.
8. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein erster Teil der Florfäden (84) des Rasenflors (80) von der Oberfläche (76) des
Trägers (74) an gemessen länger ist als ein zweiter Teil der Florfäden (86) des Rasenflors
(80), insbesondere um 5 bis 10 mm länger.
9. Kunstrasenbelag (70) gemäss Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Teil der Florfäden (84) des Rasenflors (80) steifer ist als der zweite
Teil der Florfäden (86) des Rasenflors (80).
10. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Rasenflor (80) mittels eines Tuftingverfahrens hergestellt ist.
11. Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass er unverfüllt ist.
12. Verwendung des Kunstrasenbelags (70) nach einem der Ansprüche 1 bis 11 für einen Sportplatz
oder Spielplatz, insbesondere für einen Fussballplatz, wobei der Kunstrasenbelag (70)
auf einem festen Untergrund (72) angeordnet wird.
13. Verwendung gemäss Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Kunstrasenbelag (70) und dem Untergrund (72) keine Dämpfungsschicht
angeordnet wird.
14. Verwendung gemäss Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunstrasenbelag in Form von Fliesen (110) vorliegt und mittels eines Klettsystems,
insbesondere mittels eines Haken/Flausch Klettsystems, auf dem Untergrund (72) befestigt
wird.
15. Kunstrasen-System (108), umfassend den Kunstrasenbelag (70) gemäss einem der Ansprüche
1 bis 11 und ein Mittel zur Verbindung des Kunstrasenbelags (70) mit einem Untergrund
(72), insbesondere ein Klettsystem.