[0001] Die Erfindung betrifft ein Evakuationsverfahren für einen Aufzug und einen Aufzug
zum Durchführen des Evakuationsverfahrens nach dem Gegenstand der unabhängigen Ansprüche.
[0002] Üblicherweise verfügt ein Aufzug über eine Kabine, die in einem Schacht zwischen
zwei Endpositionen, nämlich einer ersten oberen Endposition im Bereich einer Schachtdecke
und einer zweiten unteren Endposition im Bereich eines Schachtbodens verfahren wird.
Dazu ist die Kabine an einem Traktionsmittel aufgehängt, das mindestens über eine
Traktionsscheibe läuft. Zudem ist ein Gegengewicht dermassen am Traktionsmittel aufgehängt,
dass das Gewicht der Kabine zumindest teilweise ausbalanciert ist. Ein Antrieb steht
in Wirkkontakt mit der Traktionsscheibe und verfährt die Kabine auf Stockwerke des
Gebäudes. Der Antrieb verfügt über eine Haltebremse, die bei einem Halt der Kabine
auf dem Stockwerk oder bei einem Notstop aktiviert wird.
[0003] Bei einem Notstop kommt die Kabine typischerweise zwischen zwei Stockwerken zum Stillstand.
Ein Stromausfall stellt beispielsweise eine Ursache für die Aktivierung der Haltebremsen
bzw. für einen Notstop dar. Bei einem Stromausfall ist der Aufzug zumindest während
der Dauer des Ausfalls nicht in Betrieb nehmbar. Trotzdem ist eine möglichst schnelle
Evakuation der in der Kabine eingeschlossenen Fahrgäste wünschenswert.
[0004] Ein für obige Situation einfach umsetzbares Evakuationsverfahren wird in
EP1332999 A1 vorgestellt. Darin wird vorgeschlagen, das Gewicht des Gegengewichts bei Bedarf soweit
zu reduzieren, dass ein Verfahren der Kabine auf ein Stockwerk möglich wird. So können
eingeschlossene Fahrgäste die Kabine schnell und ohne Zuhilfenahme externer Stromquellen
auf dem angefahrenen Stockwerk verlassen.
[0005] Bei einem solchen Evakuationsverfahren ist die Sicherheit der eingeschlossenen Fahrgäste
sowie von Servicepersonal, das die Evakuation durchführt und überwacht, zu jeder Zeit
zu gewährleisten.
[0006] Daher ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Evakuationsverfahren sowie
einen Aufzug zur Durchführung des Evakuationsverfahrens zu entwickeln, das hohe Sicherheitsanforderungen
erfüllt.
[0007] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst.
[0008] Darin wird ein Evakuationsverfahren für einen Aufzug mit einer Kabine, einem Gegengewicht,
das die Kabine ausbalanciert, einem Antrieb, mittels dem die Kabine und das Gegengewicht
in einem Aufzugsschacht verfahrbar sind und einer Haltebremse, die die Kabine und
das Gegengewicht hält, vorgeschlagen. Dabei verfügt das Gegengewicht über mehrere
Gegengewichtskörper verfügt. Das Evakuationsverfahren umfasst folgende Schritte:
- Entnehmen mehrerer Gegengewichtsgewichte bis zu einer Markierung am Gegengewicht,
- Lüften der Haltebremse und
- Verfahren der Kabine in eine Evakuationsposition mittels herbeigeführten Ungleichgewichts
zwischen dem Gewicht des Gegengewichts und dem Gewicht der Kabine.
[0009] Typsicherweise umfasst das Gegengewicht einen Gegengewichtsrahmen, in dem mehrere
Gegengewichtsgewichte gefasst sind. Die einzelnen Gegengewichtsgewichte sind dermassen
bemessen, dass ein einziger Servicetechniker im Stande ist die einzelnen Gegengewichtsgewichte
aus dem Gegengewichtsrahmen heraus oder wieder in den Gegengewichtsrahmen hinein zu
heben.
[0010] Die Markierung stellt eine Grenze für die Entnahme der Gegengewichtsgewichte dar.
Die Markierung ist dermassen beschaffen, dass ein Servicetechniker unzweifelhaft erkennt,
wie viele Gegengewichtsgewichte dem Gegengewicht zu entnehmen sind, ohne einen unsicheren
Zustand der Aufzugsanlage herbeizuführen oder ohne unnötigerweise viele Gegengewichtsgewichte
dem Gegengewicht zu entnehmen.
[0011] Die Markierung stellt beispielsweise eine untere Grenze dar, bei der das Gewicht
nach Entnahme der mehreren Gegengewichtsgewichte dem Leergewicht der Kabine entspricht.
Diese Markierung sollte unter keinen Umständen unterschritten werden, da sonst möglichicherweise
die Traktion des Tragmittels an der Traktionsscheibe einen kritischen Wert unterschreitet,
unter welchem das Tragmittel über die Traktionsscheibe rutschen kann.
[0012] Eine solche Markierung ist vorzugsweise so ausgestaltet, dass eine weitere Entnahme
von Gegengewichtsgewichten verunmöglicht wird. Beispielsweise ist die Markierung als
Blechstruktur fest mit dem Gegengewichtsrahmen verbunden und deckt zumindest teilweise
darunterliegende Gegengewichtsgewichte ab. Die Blechstruktur kann direkt an den Rahmen
geschraubt, geschweisst, genietet oder dergleichen sein.
[0013] Desweiteren stellt die Markierung beispielsweise eine Grenze dar, bei der das Gewicht
des Gegengewichts nach Entnahme der mehreren Gegengewichtsgewichte dem Leergewicht
der Kabine plus einem Normgewicht eines oder mehrerer Fahrgäste entspricht.
[0014] Als Normgewicht kann beispielsweise 80 kg pro Fahrgast veranschlagt werden.
[0015] Eine solche Markierung ist vorzugsweise so ausgestaltet, dass auch darunterliegende
Gegengewichtsgewichte aus dem Gegengewichtsrahmen entnehmbar sind. Beispielsweise
ist die Markierung als visuelles Element am Gegengewichtsrahmen angebracht. Als visuelle
Elemente sind Klebbänder, Farbstriche, Gravuren und dergleichen einsetzbar.
[0016] In einem ersten Schritt des Evakuationsverfahrens stellt der Servicetechniker fest,
wie viele Fahrgäste in der Kabine eingeschlossen sind. In Abhängigkeit der Anzahl
der eingeschlossenen Fahrgäste hat der Servicetechniker mehr oder weniger Gegengewichtsgewichte
dem Gegengewicht zu entnehmen. Am meisten Gegengewichtsgewichte sind bei nur einem
eingeschlossenen Fahrgast zu entnehmen.
[0017] In so einem Fall Stellt die Markierung eine Grenze dar, bei der das Gewicht des Gegengewichts
nach Entnahme der mehreren Gegengewichtsgewichte dem Leergewicht der Kabine plus 80
kg entspricht.
[0018] Vorzugsweise sind auf dem Gegengewicht eine oder mehrere weitere Markierungen anbringbar.
Dabei stellt die erste Markierung die untere Grenze dar, bei der das Gegengewicht
dem Leergewicht der Kabine entspricht. Die eine oder mehreren weiteren Markierungen
stellen weitere Grenzen dar, bei der das Gegengewicht dem Leergewicht der Kabine plus
dem Normgewicht eines oder mehrerer Fahrgäste entspricht. Die eine oder mehreren weiteren
Markierungen sind also beispielshaft in 80kg-Abständen am Gegengewicht angebracht
und leisten eine Hilfestellung, um die Entnahme der Gegengewichtsgewichte in Abhängigkeit
der Anzahl eingeschlossener Fahrgäste schneller abschätzen zu können.
[0019] Vorzugsweise verfügt der Aufzug über einen Gegengewichtsschutzschild, der das Gegengewicht
im Bereich des Schachtbodens abschirmt und so verhindert, dass ein Servicetechniker
ungewollt in die Trajektorie des Gegengewichts eindringt. Dieses Gegengewichtsschutzschildes
wird vorgängig entfernt, um den Zugang zum Gegengewicht freizugeben.
[0020] Der Gegengewichtsschutzschild ist vorzugsweise mittels einer in wenigen Handgriffen
lösbaren Verbindung an eine mit dem Schacht fest verbundene Struktur verbindbar. Im
Vergleich mit herkömmlichen Schraubbefestigungen ist der Gegengewichtsschutzschild
einfach und schnell wegnehmbar. Die Verbindung umfasst mindestens eines folgender
Elemente: Haken, Steckelement, Schnappelement, Magnetisches Element, Klettelement,
Klemmelement oder dergleichen. Der Gegengewichtsschutzschild ist mit mindestens einem
der letztgenannten Elemente mit beispielsweise einem fest im Schacht stehenden Rahmen
oder an den Gegengewichtsführungsschienen oder dergleichen verbunden.
[0021] Vorzugsweise sind die Gegengewichtsgewichte sowie, wenn vorhanden das Gegengewichtsschutzschild
vor dem Lüften der Haltebremse ausserhalb des Schachtes zwischen zu lagern. So bleiben
Sicherheitsabstände zwischen dem Schachtboden und der Unterseite der Kabine gewährleistet.
[0022] Darüber hinaus betrifft die Erfindung einen Aufzug zum Durchführen des Evakuationsverfahren.
[0023] In der Folge wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und Zeichnungen
weiter erläutert.
[0024] Es zeigen:
- Figur 1:
- Einen Aufzug mit einer Kabine, die in einem Schacht verfahrbar ist;
- Figur 2a:
- Ein abnehmbares Gegengewichtsschutzschild, das das Gegengewicht im Bereich des Schachtbodens
abschirmt in einer Seitenansicht;
- Figur 2b:
- Ein abnehmbares Gegengewichtsschutzschild, das das Gegengewicht im Bereich des Schachtbodens
abschirmt in einer Frontalansicht;
- Figur 3:
- Eine erste Ausführungsform eines Gegengewichts; und
- Figur 4:
- Eine zweite Ausführungsform eines Gegengewichts.
[0025] Die Figur 1 zeigt einen Aufzug 10 mit einer Kabine 1, das an einem Traktionsmittel
3 aufgehängt ist und das mittels eines Gegengewichts 2 ausbalanciert ist. Im gezeigten
Beispiel ist die Kabine 1 in einem Aufhängungsverhältnis von 1:1 aufgehängt. Dem Fachmann
steht es grundsächlich offen, auch andere Aufhängungsverhältnisse von 2:1 oder mehr
zu realisieren. Das Traktionsmittel 1 ist hier von der Kabine 1 nach oben zu einer
Umlenkroller 5, dann waagrecht zu einer Traktionsscheibe 4 und von dieser schliesslich
zum Gegengewicht 2 nach unten geführt.
[0026] Das Traktionsmittel 3 steht in Wirkkontakt mit der Treibscheibe 4, die von einem
nicht dargestellten Antrieb antreibbar ist. Hierbei wird ein Drehmoment des Antriebs
in eine Linearbewegung des Traktionsmittels 3 bzw. eine Vertikalbewegung der Kabine
1 und des Gegengewichts 2 umgesetzt. Dermassen ist die Kabine 1 in einem Schacht 6
auf verschiedene Stockwerke 20.1 bis 20.4 verfahrbar.
[0027] Zudem verfügt der Antrieb über eine Haltebremse, die in einem ungelüfteten Zustand
eine Bremskraft auf eine Antriebswelle des Antriebs ausübt. Damit kann beispielsweise
die Kabine 1 auf einer bestimmten Position bei einem Stockwerk 20.1 bis 20.4 gehalten
werden oder es kann bei Eintreten eines unsicheren Zustands des Aufzugs 10 ein Notstop
der Kabine 1 ausgeführt werden. In einem gelüfteten Zustand wirkt die Haltebremse
nicht auf die Antriebswelle ein.
[0028] Der Schacht 6 ist seitlich durch vier Schachtwände 13, gegen oben durch eine Schachtdecke
11 und gegen unten durch einen Schachtboden 7 begrenzt.
[0029] Bei einem Ausfall des Antriebs, beispielsweise bei einem Stromausfall, führt die
Haltebremse einen Notstop aus. Hierbei bleibt die Kabine 1 typischerweise in einer
Position zwischen zwei Stockwerken stehen. In der Kabine 1 eingeschlossene Fahrgäste
gilt es möglichst schnell zu evakuieren. Bei einer Evakuation wird die Kabine 1 auf
ein Stockwerk verfahren, auf dem die Fahrgäste die Kabine 1 verlassen können.
[0030] Eine Möglichkeit die Kabine 1 ohne betreibbaren Antrieb im Schacht zu bewegen, ist
das Ausnutzen eines Ungleichgewichts zwischen der Kabine 1 und dem Gegengewichts 2.
Beim Lüften der Haltebremse senkt sich dementsprechend entweder die Kabine 1 oder
das Gegengewicht 2. Die Kabine 1 kann also entweder auf ein unteres oder oberes Evakuationsstockwerk
verfahren werden. Ein solches Stockwerk stellt eine Evakuationsposition dar.
[0031] Eine spezielle Ausgangslage liegt beispielsweise bei einem Gebäude mit einer Attikawohnung
bzw. Penthouse auf dem obersten Stockwerk 20.4 vor, bei der die Kabine 1 die Attikawohnung
direkt bedient. Unmittelbar hinter einer Schachttüre befindet sich meistens eine Eingangstüre
zur Attikawohnung. Diese Wohnungstüre ist normalerweise nur durch den Wohnungsinhaber
aufschliessbar. Falls die Kabine 1 bei einem Stromausfall zwischen den beiden oberen
Stockwerken 20.3 und 20.4 stecken bleibt und falls das Gegengewicht 2 schwerer ist
als die Kabine 1, ist eine Evakuation auf dem höher gelegenen Stockwerk 20.4 eventuell
nicht möglich. Da die Attikawohnung nicht jederzeit zugänglich ist. Ähnliches trifft
auch bei einem Stockwerkbrand auf dem obersten Stockwerk 20.4 zu, bei dem der Zugang
zum Stockwerk verwehrt bleibt.
[0032] Bei einer solchen Ausgangslage soll die Kabine 1 vorzugsweise auf eine Evakuationsposition
verfahren werden, die auf einem der unteren Stockwerke 20.1 bis 20.3 liegt.
[0033] Folgendes Evakuationsverfahren ermöglicht auch bei schwererem Gegengewicht 2 das
Verfahren der Kabine 1 auf eine Evakuationsposition in untere Stockwerke 20.1 bis
20.3.
[0034] In einem ersten Schritt wird ein Hauptschalter des Aufzugs 10 ausgeschalten und gesichert,
beispielsweise mit einem Vorhängeschloss. Dadurch wird sichergestellt, dass bei wieder
verfügbarer Stromquelle während des Evakuationsverfahrens durch den Antrieb keine
unbeabsichtigte Fahrt der Kabine 1 durchgeführt wird. Dies Erhöht die Sicherheit eines
Servicetechnikers, der während des Evakuationsverfahrens Manipulationen am Aufzug
10, insbesondere innerhalb des Schachts 6 vornimmt. Der Hauptschalter befindet sich
vorzugsweise an einer von aussen gut Erreichbaren Stelle am Aufzug 10, meist im Bereich
eines Schaltpanels der Aufzugsteuerung.
[0035] In einem zweiten Schritt muss vom Servicetechniker die Position der Kabine 1 ausfindig
gemacht werden.
[0036] In einem dritten Schritt ist die Anzahl der eingeschlossenen Fahrgäste fest zu stellen.
Über die Anzahl der eingeschlossenen Fahrgäste kann zumindest annäherungsweise auf
das Gewicht der Kabine 1 geschlossen werden. Dies kann beispielsweise mittels Kontaktaufnahme
mit den eingeschlossenen Fahrgästen erfolgen.
[0037] In einem vierten Schritt muss die Kabine 1 mittels Notevakuation bzw. Lüften der
Haltebremse in eine obere Position im Schacht 6 verfahren werden, bis das Gegengewicht
2 vorzugsweise auf einem Puffer aufsteht, der im Bereich des Schachtbodens 7 angeordnet
ist.
[0038] In einem fünften Schritt begibt sich der Servicetechniker in den Schacht 6 im Bereich
des Schachtbodens 7 und entfernt den Gegengewichtsschutzschild 9. Dadurch gewinnt
der Servicetechniker unmittelbaren Zugang zum Gegengewicht 2 selber.
[0039] In den Figuren 2a und 2b sind in einer Seitenansicht und Frontalansicht eine Ausführungsvariante
des Gegengewichtsschutzschildes 9 bzw. seine Anordnung am Aufzug 10 dargestellt. Die
Figur 2b zeigt eine Momentaufnahme, in welcher der Gegengewichtsschutzschild 9 entfernt
ist. Der Gegengewichtsschutzschild 9 schirmt das Gegengewicht 2 im Bereich des Schachtbodens
7 gegenüber dem Schachtraum ab. Der Gegengewichtsschutzschild 9 ist an einer mit einer
Schachtwand 13 und/oder Schachtboden 7 verbundenen Struktur 8 angeordnet. Die Struktur
8 und das Gegengewichtsschutzschild 9 bilden einen Käfig um das Gegengewicht 2. Die
Verbindung zwischen dem Gegengewichtsschutzschild 9 und der Struktur 8 ist dermassen
ausgelegt, dass der Gegengewichtsschutzschild in wenigen Handgriffen von der Struktur
8 entfernbar ist.
[0040] Der Gegengewichtsschutzschild 9 verfügt dazu beispielsweise über Haken 9.1, die in
Öffnungen 9.2 der Struktur 8 einhängbar sind. Die Öffnungen 9.2 sind hier an Seitenteilen
8.1 der Struktur 8 angeordnet. Die Verbindung kann auch wie zuvor beschrieben abweichend
von einer Haken/Öffnung-Ausführung realisiert sein.
[0041] In einer besonders bevorzugten Ausführung wird eine Verbindung zwischen dem Gegengewichtsschutzschild
9 und der Struktur 8 mittels eines Sicherheitsschalters überwacht. Der Sicherheitsschalter
ist in einen Sicherheitskreis integriert. Beim Lösen der Verbindung wird der Sicherheitskreis
geöffnet und ein Verfahren des Gegengewichts ist verunmöglicht. Bei dieser Ausführung
kann von Schritt 1 abgesehen werden. Der Sicherheitsschalter kann alternativ oder
in Ergänzung dazu Bestandteil eines elektronischen Sicherheitssystems sein.
[0042] In einer weiteren Ausführung kann lediglich ein oberer Bereich vom Gegengewichtsschutzschild
abnehmbar ausgelegt sein. Die zuvor beschriebenen Ausführungen der Verbindung sind
auch für diese Ausführung geeignet. Alternativ kann der obere Bereich des Gegengewichtsschutzschildes
auch abklappbar ausgelegt sein. Hierbei ist der obere Bereich des Gegengewichtsschutzschildes
scharnierend am unteren Bereich des Gegengewichtsschutzschildes angeordnet und verfügt
zudem über eine zuvor beschriebene Verbindung mit der Struktur 8. Die Verbindung hält
den oberen Bereich des Gegengewichtsschutzschildes in einer geschlossenen Position
an der Struktur 8.
[0043] Der obere Bereich des Gegengewichtsschutzschildes ist zumindest so hoch dimensioniert,
dass bei seinem Abnehmen oder Abklappen eine maximal mögliche Entfernung von Gegengewichtsgewichten
am Gegengewicht 2 vornehmbar ist. Was unter einer maximal möglichen Entnahme von Gegengewichtsgewichten
zu verstehen ist, wird weiter unten definiert.
[0044] In einem sechsten Schritt ist ein Anschlagswinkel oder dergleichen, der ein Herausnehmen
von Gegengewichtsgewichten aus dem Gegengewicht 2 verhindert zu entfernen.
[0045] In einem siebten Schritt werden so viele Gegengewichtssteine aus dem Gegengewicht
2 entfernt bis das Gewicht des Gegengewichts 2 leichter ist als dasjenige der Kabine
1. Die Entnahme der Gegengewichtssteine ist weitgehend von der Anzahl der eingeschlossenen
Fahrgäste abhängig. Es dürfen jedoch maximal nur so viele Gegengewichtssteine aus
dem Gegengewicht 2 entfernt werden bis das Gegengewicht gleich schwer ist wie das
Leergewicht der Kabine 1. Dadurch ist sichergestellt, dass die Traktion des Traktionsmittels
3 an der Treibscheibe 4 ausreicht, um ein Durchrutschen des Traktionsmittels 4 an
der Traktionsscheibe 4 zu verhindern. Eine unkontrollierte Fahrt der Kabine, auch
bei ungelüfteter Haltebremse kann so verhindert werden.
[0046] Die Figur 3 zeigt eine erste Ausführung des Gegengewichts 2. Das Gegengewicht 2 verfügt
beispielsweise über einen Gegengewichtsrahmen 12. In diesem Gegengewichtsrahmen 12
sind n Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.n einsetzbar. Dabei ist das Gegengewicht 2
dermassen ausgelegt, dass eine Entnahme von Gegengewichtsgewichten 2.1 bis 2.n nur
bis zu der maximal entfernbaren Anzahl von Gegengewichtsgewichten 2.1 bis 2.8 möglich
ist. Dazu ist eine Markierung vorgesehen, die hier aus zwei Anschlagswinkel 22 realisiert
ist. Die Anschlagswinkel 22 sind fest (beispielsweise verschraubt) mit dem Gegengewichtsrahmen
12 verbunden sind. In der Figur 3 ist eine Momentaufnahme festgehalten, in der die
Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.8 bis zu den Anschlagswinkeln 22 entfernt wurden.
Die Lage der entfernten Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.8 im Gegengewichtsrahmen 12
ist gestrichelt angedeutet. Die Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.n sind hier beispielsweise
40 kg schwer. Die Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.n können natürlich davon abweichend
hinsichtlich ihres Gewichts anders dimensioniert werden.
[0047] Die Figur 4 zeigt eine weitere Ausführung des Gegengewichts 2. In dieser Ausführung
verfügt das Gegengewicht 2 zudem über weitere Markierungen 32.1, 32.2, 32.n. Diese
Markierungen 32.1, 32.2, 32.n sind dermassen am Gegengewichtsrahmen 12 angeordnet,
dass eine Entnahme von Gegengewichtsgewichten 2.1 bis 2.8 zwischen der ersten Markierung
22 und einer weiteren Markierung 32.1 und zwischen den weiteren Markierungen 32.2,
32.n einem Normgewicht eines Fahrgastes entspricht. Ein solches Normgewicht beträgt
beispielsweise 80 kg. Die weiteren Markierungen 32.1, 32.2, 32.n bilden für den Servicetechniker
bei bekannter Anzahl eingeschlossener Fahrgäste einen Anhaltspunkt, wie viele Gegengewichtsgewichte
2.1 bis 2.8 aus dem Gegengewichtsrahmen 12 zu entnehmen sind, um die gewünschte Abwärtsfahrt
der Kabine 1 herbeizuführen. Die weiteren Markierungen 32.1, 32.2, 32.n sind beispielsweise
als Klebband auf dem Gegengewichtsrahmen 12 aufgeklebt. Weitere Ausgestaltungsvarianten
der weiteren Markierungen 32.1, 32.2, 32.n sind zuvor erwähnt.
[0048] Figur 4 hält eine Momentaufnahme fest, in der die Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.4
bis zur zweiten weiteren Markierung 32.2 aus dem Gegengewichtsrahmen 12 entfernt sind.
Im gezeigten Beispiel sind also zwei Fahrgäste in der Kabine 1 eingeschlossen.
[0049] Die konkrete Einteilung und Anzahl der Markierungen 32.1, 32.2, 32.n am Gegengewichtsrahmen
12 hängt weitgehend von der Dimensionierung der Kabine 1 ab, insbesondere für wie
viele Fahrgäste die Kabine 1 ausgelegt ist. Es obliegt also dem Fachmann eine für
die jeweilige Kabine 1 geeignete Markierung des Gegengewichts 2 vorzunehmen.
[0050] In einem achten Schritt sind die entfernten Gegengewichtsgewichte 2.1 bis 2.8 und
das Gegengewichtsschutzschild 9 aus dem Schacht 6 zu bringen und ausserhalb des Schachts
6 zwischen zu lagern. Dies garantiert, dass der Schutzraum unterhalb der Kabine 1
zwischen dem Schachtboden 7 und der Unterseite der Kabine 1 jederzeit gewährleistet
ist. Bei einer abklappbaren Ausführung eines oberen Bereichs des Gegengewichtsschutzschildes
ist das abgeklappte Teil vorzugsweise so bemessen, dass der Schutzraum unterhalb der
Kabine 1 frei bleibt. Dementsprechend kann der Gegengewichtsschutzschild 9 im Schacht
verbleiben.
[0051] In einem neunten Schritt verlässt der Servicetechniker den Schachtraum 6 und lüftet
die Haltebremse. Das gezielt herbeigeführte Ungleichgewicht zwischen der Kabine 1
und dem Gegengewicht 2, insbesondere das im Vergleich zur Kabine 1 leichtere Gewicht
des Gegengewichts 2, bewirkt eine Abwärtsfahrt der Kabine 1 auf ein unteres Stockwerk
20.1 bis 20.3 in die vorgesehene Evakuationsposition.
[0052] In einem zehnten und letzten Schritt können die eingeschlossenen Fahrgäste schliesslich
in der Evakuationsposition aus der Kabine 1 befreit werden.
[0053] Vor einer Inbetriebnahme des Aufzugs 10 sind die entfernten Gegengewichtsgewichte
2.1 bis 2.5 wieder in den Gegengewichtsrahmen 12 einzusetzen und das Gegengewichtsschutzschild
9 in die vorgesehene Lage an der Struktur 8 zu bringen.
1. Evakuationsverfahren für einen Aufzug mit einer Kabine, einem Gegengewicht, das die
Kabine ausbalanciert, einem Antrieb, mittels dessen die Kabine und das Gegengewicht
in einem Aufzugsschacht verfahrbar sind und einer Haltebremse, die die Kabine und
das Gegengewicht hält, wobei das Gegengewicht über mehrere Gegengewichtskörper verfügt,
die folgenden Schritte umfassend:
- Entnehmen mehrerer Gegengewichtsgewichte bis zu einer Markierung am Gegengewicht,
- Lüften der Haltebremse und
- Verfahren der Kabine in eine Evakuationsposition mittels herbeigeführten Ungleichgewichts
zwischen dem Gewicht des Gegengewichts und dem Gewicht der Kabine.
2. Evakuationsverfahren nach Anspruch 1, wobei die Markierung eine Grenze für die Entnahme
der Gegengewichtsgewichte darstellt.
3. Evakuationsverfahren nach Anspruch 2, wobei bei Entnahme der mehreren Gegengewichtsgewichte
bis zur Markierung das Gewicht des Gegengewichts dem Leergewicht der Kabine entspricht.
4. Evakuationsverfahren nach Anspruch 2, wobei eine oder mehrere weitere Markierungen
auf dem Gegengewicht angebracht sind und bei Entnahme der mehreren Gegengewichtsgewichte
bis zu der einen oder den mehreren weiteren Markierungen das Gewicht des Gegengewichts
dem Leergewicht der Kabine plus einem Normgewicht eines oder mehrerer Fahrgäste entspricht.
5. Evakuationsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, umfassend den weiteren
Schritt:
- Vorgängiges Entfernen eines Gegengewichtsschutzschildes, um den Zugang zum Gegengewicht
freizugeben.
6. Evakuationsverfahren nach Anspruch 5, umfassend den weiteren Schritt:
- Zwischenlagern des Gegengewichtsschutzschildes und der Gegengewichtsgewichte ausserhalb
des Aufzugsschachts vor dem Lüften der Haltebremse.
7. Evakuationsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, umfassend den weiteren Schritt:
- Zwischenlagern der Gegengewichtsgewichte ausserhalb des Aufzugsschachts vor dem
Lüften der Haltebremse.
8. Aufzug mit einer Kabine, einem Gegengewicht, das die Kabine ausbalanciert, einem Antrieb,
mittels dem die Kabine und das Gegengewicht in einem Aufzugsschacht verfahrbar sind
und einer Haltebremse, die die Kabine und das Gegengewicht hält, wobei das Gegengewicht
über mehrere Gegengewichtskörper verfügt, dadurch gekennzeichnet, dass das Gegengewicht über eine Markierung verfügt bis zu welcher mehrere Gegengewichtsgewichte
entnehmbar sind.
9. Aufzug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Lage der Markierung am Gegengewicht dermassen ausgelegt ist, dass nach der Entnahme
der Gegengewichtskörper das Gewicht des Gegengewichts dem Leergewicht der Kabine entspricht.
10. Aufzug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Gegengewicht über eine oder mehrere weitere Markierungen verfügt, bis zu welchen
mehrere Gegengewichtsgewichte entnehmbar sind.
11. Aufzug nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Lage der einen oder mehreren weiteren Markierungen am Gegengewicht dermassen
ausgelegt sind, dass nach Entnahme der mehreren Gegengewichtsgewichte bis zu der einen
oder den mehreren weiteren Markierungen das Gewicht des Gegengewichts dem Leergewicht
der Kabine plus einem Normgewicht eines oder mehrerer Fahrgäste entspricht.
12. Aufzug nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Gegengewicht im Bereich des Schachtbodens mittels eines Gegengewichtsschilds
abschirmbar ist, wobei das Gegengewichtsschild mittels einer in wenigen Handgriffen
lösbaren Verbindung an eine mit dem Schacht 6 fest verbundene Struktur verbindbar
ist.
13. Aufzug nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindung mindestens eines folgender Elemente umfasst:
- Haken
- Steckelement
- Schnappelement
- Magnetisches Element
- Klettelement
- Klemmelement.