Stand der Technik
[0001] Eine Methode zur Formgebung von komplexen metallischen Bauteilen ist das Metallpulverspritzguss-Verfahren,
auch Metal Injection Molding (MIM) genannt. Um eine spritzbare Masse, einen so genannten
Feedstock, zu erhalten, wird dabei Metallpulver mit Binderkomponenten vermengt.
[0002] Als polymere Binderkomponente werden häufig Polyamide eingesetzt.
[0003] Die Druckschrift
DE 10 2008 054 615 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Esters aus einer Hydroxybenzoesäure
und einem Fettalkohol zur Verwendung in einem Bindersystem für Pulverspritzguss sowie
ein entsprechendes Bindersystem.
Offenbarung der Erfindung
[0004] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Bindersystem für eine Pulverspritzgussmasse,
beispielsweise eine Metall- und/oder Keramikpulverspritzgussmasse, insbesondere eine
Metallpulverspritzgussmasse, welches mindestens ein Polymer und mindestens einen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
umfasst.
[0005] Unter einem Fettalkohol kann insbesondere ein gesättigter oder ungesättigter, linearer
oder verzweigter, einwertiger primärer Alkohol mit einer Kohlenstoffkettenlänge von
≥ 8 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen verstanden werden.
[0006] Um die Homogenität und Verarbeitbarkeit der Pulverspritzgussmasse zu verbessern,
umfasst das Bindersystem insbesondere mindestens eine Fettsäure.
[0007] Unter einer Fettsäure kann dabei insbesondere eine gesättigte oder ungesättigte,
lineare oder verzweigte Carbonsäure mit einer Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 8 Kohlenstoffatomen
bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen verstanden werden.
[0008] Durch den Fettsäurezusatz können vorteilhafterweise die Dispersionseigenschaften
des Bindersystems und damit die Homogenität der Pulverspritzgussmasse verbessert,
die Tendenz zu Entmischungen an Umlenkungen und Fließfront verringert und die Viskosität
verringert werden. Insgesamt kann so auch eine homogenere Verteilung der Pulverspritzgussmasse
in der Kavität des Spritzgusswerkzeugs erzielt werden. Zudem kann durch den Fettsäurezusatz
der Nachdruck beim Pulverspritzgussprozess verringert werden. Insbesondere ermöglicht
es der Fettsäurezusatz den Schmelzbereich des Bindersystems auf einfache Weise einzustellen.
Zum Beispiel hat sich gezeigt, dass durch den Zusatz von Fettsäuren der Schmelzbereich
erniedrigt und verbreitert werden kann. Durch die Erniedrigung und Verbreiterung des
Schmelzbereiches erstarrt die Pulverspritzgussmasse langsamer und gleichmäßiger in
der Kavität des Spritzgusswerkzeugs, was sich besonders vorteilhaft auf die Rundheit
von Bohrungen beziehungsweise die Rundheit von rotationssymmetrischen Bauteilen selbst
auswirkt.
[0009] Im Rahmen einer Ausführungsform umfasst das Bindersystem mindestens eine Fettsäure,
die eine geringere oder gleiche Kohlenstoffkettenlänge aufweist als der Fettalkohol
des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge.
Insbesondere kann das Bindersystem mindestens eine Fettsäure umfassen, die eine geringere
Kohlenstoffkettenlänge aufweist als der Fettalkohol des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge. Beispielsweise kann das Bindersystem
dabei mindestens eine Fettsäure umfassen, die eine geringere oder gleiche, insbesondere
geringere, Kohlenstoffkettenlänge als die durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge
der Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
oder als die Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
im Einzelnen aufweist. Zum Beispiel kann das Bindersystem dabei eine oder mehrere
Fettsäure umfassen, die durchschnittlich oder sogar alle eine geringere oder gleiche,
insbesondere geringere, Kohlenstoffkettenlänge als die durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge
der Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
oder als die Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
im Einzelnen aufweisen.
[0010] Dabei kann die Kohlenstoffkettenlänge der mindestens einen Fettsäure, beispielsweise
von einer Fettsäure oder von zumindest einer Fettsäure, gegebenenfalls auch von mehreren
Fettsäuren oder sogar von allen Fettsäuren, zum Beispiel um mindestens 2 Kohlenstoffatome,
beispielsweise um mindestens 3 Kohlenstoffatome oder um mindestens 4 Kohlenstoffatome,
zum Beispiel um mindestens 5 Kohlenstoffatome oder um mindestens 6 Kohlenstoffatome,
kürzer sein als die Kohlenstoffkettenlänge des Fettalkohols des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge, gegebenenfalls auch als die durchschnittliche
Kohlenstoffkettenlängen der Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
oder sogar als die Kohlenstoffkettenlänge der Fettalkohole aller in dem Bindersystem
enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester im Einzelnen. Gegebenenfalls kann die
Kohlenstoffkettenlänge der mindestens einen Fettsäure, beispielsweise von zumindest
einer Fettsäure, gegebenenfalls auch von mehreren Fettsäuren oder sogar von allen
Fettsäuren, zum Beispiel um höchstens 8 Kohlenstoffatome, beispielsweise um höchstens
7 Kohlenstoffatome oder um höchstens 6 Kohlenstoffatome, kürzer sein als die Kohlenstoffkettenlänge
des Fettalkohols des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge,
gegebenenfalls auch als die durchschnittliche Kohlenstoffkettenlängen der Fettalkohole
aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester oder sogar
als die Kohlenstoffkettenlänge der Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen
Hydroxybenzoesäurefettalkoholester im Einzelnen.
[0011] Die Struktur der mindestens einen kürzerkettigen oder gleichlangen, insbesondere
kürzerkettigen, Fettsäure kann dabei insbesondere ähnlich der Struktur des Fettalkohols
sein. Zum Beispiel kann sowohl die mindestens eine kürzerkettige beziehungsweise gleichlange,
insbesondere kürzerkettige, Fettsäure als auch der Fettalkohol des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
gesättigt oder ungesättigt beziehungsweise linear oder verzweigt, insbesondere gesättigt
und gegebenenfalls linear, sein. Durch den Einsatz einer oder mehrerer Fettsäuren
mit einer - verglichen mit dem Fettalkoholester - geringeren oder gleichlangen Kohlenstoffkettenlänge
und gegebenenfalls ähnlichen Struktur, kann vorteilhafterweise der Schmelzbereich
des Bindersystems zu niedrigeren Temperaturen hin verschoben als auch verbreitert
werden. Durch den Einsatz einer oder mehrerer Fettsäuren mit einer - verglichen mit
dem Fettalkoholester - geringeren Kohlenstoffkettenlänge und gegebenenfalls ähnlichen
Struktur, kann vorteilhafterweise der Schmelzbereich des Bindersystems besonders effektiv
zu niedrigeren Temperaturen hin verschoben und verbreitert werden.
[0012] Im Rahmen einer Ausführungsform weist die mindestens eine Fettsäure eine Kohlenstoffkettenlänge
von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen auf. Beispielsweise kann die
mindestens eine Fettsäure eine Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis
≤ 22 Kohlenstoffatomen, insbesondere von ≥ 14 Kohlenstoffatomen oder ≥ 15 Kohlenstoffatomen
oder ≥ 16 Kohlenstoffatomen oder ≥ 17 Kohlenstoffatomen bis ≤ 22 Kohlenstoffatomen
oder ≤ 21 Kohlenstoffatomen oder ≤ 20 Kohlenstoffatomen oder ≤ 19 Kohlenstoffatomen
oder ≤ 18 Kohlenstoffatomen, zum Beispiel von ≥ 16 Kohlenstoffatomen oder ≥ 17 Kohlenstoffatomen
bis ≤ 22 Kohlenstoffatomen oder ≤ 20 Kohlenstoffatomen oder ≤ 19 Kohlenstoffatomen,
beispielsweise von 18 Kohlenstoffatomen, aufweisen.
[0013] Insbesondere kann die mindestens eine Fettsäure eine gesättigte Carbonsäure, zum
Beispiel eine gesättigte und lineare Carbonsäure, sein.
[0014] Zum Beispiel kann die mindestens eine Fettsäure ausgewählt sein, aus der Gruppe bestehend
aus Behensäure (C
22H
44O
2, Docosansäure), Heneicosansäure (C
21H
42O
2), Arachinsäure (C
20H
40O
2, Eicosan-/Icosansäure), Nonadecansäure (C
19H
38O
2), Stearinsäure (C
18H
36O
2, Octadecansäure), Heptadecansäure (C
17H
34O
2), Palmitinsäure (C
16H
32O
2, Hexadecansäure), Pentadecansäure (C
15H
30O
2), Myristinsäure (C
14H
28O
2, Tetradecansäure) und Mischungen davon.
[0015] Es ist möglich, dass das Bindersystem lediglich eine Fettsäure umfasst, beispielsweise
deren Kohlenstoffkettenlänge in einem Bereich von ≥ 16 Kohlenstoffatomen und ≤ 20
Kohlenstoffatomen, insbesondere von ≥ 17 Kohlenstoffatomen und ≤ 19 Kohlenstoffatomen,
zum Beispiel bei 18 Kohlenstoffatomen, liegt.
[0016] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform umfasst das Bindersystem jedoch mindestens
zwei Fettsäuren. So kann vorteilhafterweise ein besonders breiter Schmelzbereich erzielt
werden.
[0017] Die mindestens zwei Fettsäuren können dabei ebenfalls aus der Gruppe, bestehend aus
Behensäure (C
22H
44O
2, Docosansäure), Heneicosansäure (C
21H
42O
2), Arachinsäure (C
20H
40O
2, Eicosan-/Icosansäure), Nonadecansäure (C
19H
38O
2), Stearinsäure (C
18H
36O
2, Octadecansäure), Heptadecansäure (C
17H
34O
2), Palmitinsäure (C
16H
32O
2, Hexadecansäure), Pentadecansäure (C
15H
30O
2), Myristinsäure (C
14H
28O
2, Tetradecansäure) und Mischungen davon, ausgewählt sein.
[0018] Es hat sich herausgestellt, dass es vorteilhaft ist, wenn das Bindersystem mindestens
zwei Fettsäuren umfasst, dass dann deren durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge
geringer oder gleichlang, insbesondere geringer, als der Fettalkohol des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge, ist.
[0019] Im Rahmen einer speziellen Ausgestaltung, umfasst daher das Bindersystem mindestens
zwei Fettsäuren, deren durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge geringer oder gleich
als der Fettalkohol des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge,
ist. Insbesondere kann das Bindersystem mindestens zwei Fettsäuren umfassen, deren
durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge geringer als die Kohlenstoffkettenlänge des
Fettalkohols des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge
ist. Beispielsweise kann das Bindersystem dabei mindestens zwei Fettsäuren umfassen,
deren durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge geringer oder gleich, insbesondere
geringer, als die durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge der Fettalkohole aller
in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester oder sogar geringer
oder gleich, insbesondere geringer, als die Kohlenstoffkettenlänge der Fettalkohole
aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester im Einzelnen
ist.
[0020] Dabei kann die durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge der Fettsäuren zum Beispiel
um mindestens 2 Kohlenstoffatome, beispielsweise um mindestens 3 Kohlenstoffatome
oder um mindestens 4 Kohlenstoffatome, kürzer sein als die Kohlenstoffkettenlänge
des Fettalkohols des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge,
gegebenenfalls auch als die durchschnittliche Kohlenstoffkettenlängen der Fettalkohole
aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester oder sogar
als die Kohlenstoffkettenlänge der Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen
Hydroxybenzoesäurefettalkoholester im Einzelnen. Gegebenenfalls kann die durchschnittliche
Kohlenstoffkettenlänge der Fettsäuren zum Beispiel um höchstens 8 Kohlenstoffatome,
beispielsweise um höchstens 7 Kohlenstoffatome oder um höchstens 6 Kohlenstoffatome,
kürzer sein als die Kohlenstoffkettenlänge des Fettalkohols des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge, gegebenenfalls auch als die durchschnittliche
Kohlenstoffkettenlängen der Fettalkohole aller in dem Bindersystem enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
oder sogar als die Kohlenstoffkettenlänge der Fettalkohole aller in dem Bindersystem
enthaltenen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester im Einzelnen.
[0021] Beispielsweise kann das Bindersystem mindestens zwei Fettsäuren umfassen, deren durchschnittliche
Kohlenstoffkettenlänge in einem Bereich von ≥ 16 Kohlenstoffatomen und ≤ 20 Kohlenstoffatomen,
insbesondere von ≥ 17 Kohlenstoffatomen und ≤ 19 Kohlenstoffatomen, zum Beispiel bei
18 Kohlenstoffatomen, liegt.
[0022] Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn das Bindersystem Palmitinsäure und/oder
Behensäure und/oder Stearinsäure umfasst.
[0023] Insbesondere kann das Bindersystem Stearinsäure oder Palmitinsäure oder Palmitinsäure
und Behensäure oder Palmitinsäure und Stearinsäure oder Stearinsäure und Behensäure
umfassen. Diese Fettsäuren beziehungsweise Fettsäuren-Kombinationen haben sich für
ein niedrig und breit schmelzendes Bindersystem und zum Erzielen einer guten Rundheit
von runden Bauteilen als besonders vorteilhaft erwiesen.
[0024] Zur Senkung der Schmelztemperatur hat sich dabei Palmitinsäure als besonders vorteilhaft
herausgestellt.
[0025] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform umfasst daher das Bindersystem, insbesondere
zumindest, Palmitinsäure.
[0026] Insofern das Bindersystem nur eine Fettsäure umfasst, hat es sich jedoch als vorteilhaft
herausgestellt, wenn diese eine Kohlenstoffkettenlänge in einem Bereich von ≥ 17 Kohlenstoffatomen
und ≤ 19 Kohlenstoffatomen umfasst. Zum Beispiel kann das Bindersystem als alleinige
Fettsäure Nonadecansäure oder Stearinsäure oder Heptadecansäure, insbesondere Stearinsäure,
umfassen.
[0027] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform ist der Fettsäuregewichtsanteil des Bindersystems
geringer als der Hydroxybenzoesäurefettalkoholestergewichtsanteil des Bindersystems.
Dies hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, um eine gute Dispersion der
Bestandteile der Pulverspritzgussmasse zu bewirken und eine homogene Verteilung der
Bestandteile der Pulverspritzgussmasse in der Schmelze zu erzielen. Beispielsweise
kann der Fettsäuregewichtsanteil des Bindersystems, kleiner oder gleich der Hälfte,
insbesondere kleiner oder gleich einem Drittel, des Hydroxybenzoesäurefettalkoholestergewichtsanteils
des Bindersystems sein.
[0028] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform weist der mindestens eine Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
eine Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen
auf.
[0029] Insbesondere kann es sich bei dem mindestens einen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
um einen Ester eines gesättigten Fettalkohols, zum Beispiel eines gesättigten und
linearen Fettalkohols, handeln. Zum Beispiel kann der mindestens eine Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
ausgewählt sein, aus der Gruppe bestehend aus Hydroxybenzoesäurelignocerylester (C
31H
54O
3), Hydroxybenzoesäurebehenylester (C
29H
50O
3), Hydroxybenzoesäurearachidylester (C
27H
46O
3), Hydroxybenzoesäurestearylester (C
25H
42O
3), Hydroxybenzoesäurepalmitylester (C
23H
38O
3), Hydroxybenzoesäuremyristylester (C
21H
34O
3) und Mischungen davon.
[0030] Insbesondere kann das Bindersystem einen oder mehrere, wie in der Druckschrift
DE 10 2008 054 615 A1 beschrieben hergestellte Hydroxybenzoesäurefettalkoholester umfassen.
[0031] Vorzugsweise umfasst das Bindersystem mindestens einen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester,
dessen Fettalkohol eine Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 22
Kohlenstoffatomen, insbesondere von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 20 Kohlenstoffatomen,
beispielsweise von ≥ 14 Kohlenstoffatomen, oder zum Beispiel ≥ 15 Kohlenstoffatomen
oder ≥ 16 Kohlenstoffatomen oder ≥ 17 Kohlenstoffatomen, bis ≤ 20 Kohlenstoffatomen,
oder zum Beispiel ≤ 19 Kohlenstoffatomen oder ≤ 18 Kohlenstoffatomen oder ≤ 17 Kohlenstoffatomen
oder ≤ 16 Kohlenstoffatomen, aufweist.
[0032] Durch den Einsatz eines Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit einem kurzkettigen
Fettalkohol kann vorteilhafterweise der Schmelzbereich der Pulverspritzgussmasse erniedrigt
und verbreitert werden. Dies ermöglicht es zum Einen beim Pulverspritzgussprozess
einen geringeren Nachdruck anzuwenden. Zum Anderen kann dadurch bewirkt werden, dass
die Pulverspritzgussmasse langsamer in der Kavität des Spritzgusswerkzeugs erstarrt,
was sich besonders vorteilhaft auf die Rundheit von daraus hergestellten runden Bauteilen
auswirkt.
[0033] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform umfasst das Bindersystem mindestens zwei
Hydroxybenzoesäurefettalkoholester, beispielsweise mit Fettalkoholen unterschiedlich
langer Kohlenstoffkettenlänge. So kann vorteilhafterweise ebenfalls ein besonders
breiter Schmelzbereich erzielt werden.
[0034] Im Rahmen einer Ausgestaltung dieser Ausführungsform umfasst das Bindersystem zumindest
einen ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholester und einen zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholester,
wobei der Fettalkohol des zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters eine geringere
Kohlenstoffkettenlänge als der Fettalkohol des ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
aufweist. Die Fettalkohole des ersten und zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
können dabei insbesondere eine einander ähnliche Struktur aufweisen. Zum Beispiel
kann sowohl der Fettalkohol des ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters als auch
der Fettalkohol des zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters gesättigt oder ungesättigt
beziehungsweise linear oder verzweigt, insbesondere gesättigt und gegebenenfalls linear,
sein. Durch den Einsatz eines Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters dessen Fettalkohol
- verglichen mit dem Fettalkohol des anderen Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters -
eine geringere Kohlenstoffkettenlänge und gegebenenfalls eine ähnlich Struktur aufweist,
kann vorteilhafterweise ebenfalls der Schmelzbereich des Bindersystems besonders effektiv
sowohl zu niedrigeren Temperaturen hin verschoben als auch verbreitert werden. Dadurch
kann wiederum bewirkt werden, dass die Pulverspritzgussmasse langsamer in der Kavität
des Spritzgusswerkzeugs erstarrt, was sich besonders vorteilhaft auf die Rundheit
von daraus hergestellten runden Bauteilen auswirkt.
[0035] Zum Beispiel kann der erste Hydroxybenzoesäurefettalkoholester einen Fettalkohol
mit einer Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 20 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen
und der zweite Hydroxybenzoesäurefettalkoholester einen Fettalkohol mit einer Kohlenstoffkettenlänge
von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 20, insbesondere von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤
18, zum Beispiel von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 16, beispielsweise von 14 Kohlenstoffatomen,
aufweisen. Diese Kombination hat sich für ein niedrig und breit schmelzendes Bindersystem
und damit zum Erzielen einer guten Rundheit von runden Bauteilen als besonders vorteilhaft
erwiesen.
[0036] Insbesondere kann das Bindersystem zwei oder mehr Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
umfassen, deren Fettalkohole eine durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge in einem
Bereich von ≥ 16 Kohlenstoffatomen und ≤ 20 Kohlenstoffatomen, insbesondere von ≥
17 Kohlenstoffatomen und ≤ 19 Kohlenstoffatomen, zum Beispiel von 18 Kohlenstoffatomen,
aufweisen.
[0037] Vorzugsweise ist der Gewichtsanteil des zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
des Bindersystems geringer als der Gewichtsanteil des ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
des Bindersystems. So kann vorteilhafterweise eine gute Entformbarkeit des Bauteils
aus der Kavität gewährleistet werden. Beispielsweise kann der Gewichtsanteil des zweiten
Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters des Bindersystems kleiner oder gleich der Hälfte,
insbesondere kleiner oder gleich einem Drittel, beispielsweise kleiner oder gleich
einem Viertel beziehungsweise Fünftel, des Gewichtsanteil des ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
des Bindersystems sein.
[0038] Insbesondere kann dabei der Gewichtsanteil des ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
≥ 80 Gew.-% bis ≤ 99,9 Gew.-% und der Gewichtsanteil des zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
≥ 0,1 Gew.-% bis ≤ 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
des Bindersystems, betragen.
[0039] Der Polymergewichtsanteil des Bindersystems kann insbesondere ebenfalls geringer
als der Hydroxybenzoesäurefettalkoholestergewichtsanteil des Bindersystems sein. Beispielsweise
kann der Polymergewichtsanteil des Bindersystems ebenfalls kleiner oder gleich der
Zweidrittel, gegebenenfalls kleiner oder gleich der Hälfte, des Hydroxybenzoesäurefettalkoholestergewichtsanteils
des Bindersystems sein.
[0040] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform umfasst das mindestens eine Polymer ein
Polyamid. Insbesondere kann das mindestens eine Polymer ein Polyamid oder eine Polyamid-Mischung
oder ein Polyamid-(block-)Copolymer sein. Zum Beispiel kann das mindestens eine Polymer
ein Copolyamid 612, eine Mischung aus Polyamid 11 und Polyamid 12 oder ein Polyether-Blockamid
(PEBA) sein.
[0041] Bei dem oder den Hydroxybenzoesäurefettalkoholestern kann es sich grundsätzlich sowohl
um Fettalkoholester der ortho-Hydroxybenzoesäure oder der meta-Hydroxybenzoesäure
oder der para-Hydroxybenzoesäure oder einer Mischung dieser Hydroxybenzoesäuren handeln.
Insbesondere kann es sich dem oder den Hydroxybenzoesäurefettalkoholestern um Fettalkoholester
der ortho-Hydroxybenzoesäure oder para-Hydroxybenzoesäure oder einer Mischung dieser
Hydroxybenzoesäuren handeln.
[0042] Hinsichtlich weiterer technischer Merkmale und Vorteile des erfindungsgemäßen Bindersystems
wird hiermit explizit auf die Erläuterungen im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen
Pulverspritzgussmasse, den Ausführungsbeispielen sowie den Figuren verwiesen.
[0043] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Pulverspritzgussmasse
(Feedstock), beispielsweise eine Metall- und/oder Keramikpulverspritzgussmasse, insbesondere
eine Metallpulverspritzgussmasse, welche ein erfindungsgemäßes Bindersystem und mindestens
ein Metallpulver und/oder mindestens ein Keramikpulver, insbesondere mindestens ein
Metallpulver, umfasst.
[0044] Im Rahmen einer Ausführungsform umfasst die Pulverspritzgussmasse, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Pulverspritzgussmasse, ≥ 70 Gew.-% bis ≤ 99 Gew.- % Metall- und/oder
Keramikpulver, insbesondere Metallpulver, und ≥ 1 Gew.-% bis ≤ 30 Gew.-% Bindersystem.
[0045] Insbesondere kann eine Metallpulverspritzgussmasse, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Pulverspritzgussmasse, ≥ 90 Gew.-% bis ≤ 99 Gew.-% Metallpulver und ≥ 1 Gew.-%
bis ≤ 10 Gew.-% Bindersystem umfassen.
[0046] Eine Keramikpulverspritzgussmasse kann insbesondere, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Pulverspritzgussmasse, ≥ 70 Gew.-% bis ≤ 90 Gew.-% Keramikpulver und ≥ 10 Gew.-%
bis ≤ 30 Gew.-% Bindersystem umfassen.
[0047] Im Rahmen einer weiteren Ausführungsform umfasst das Bindersystem, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Pulverspritzgussmasse, ≥ 0,1 Gew.-% bis ≥ 5 Gew.- % an Polymeren,
≥ 0,1 Gew.-% bis ≤ 10 Gew.-% an Hydroxybenzoesäurefettalkoholestern und ≥ 0,1 Gew.-%
bis ≤ 5 Gew.-% an Fettsäuren. Insbesondere kann das Bindersystem, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Pulverspritzgussmasse, ≥ 1 Gew.-% bis ≤ 3 Gew.-% an Polymeren, 2
Gew.-% bis ≤ 6 Gew.-% an Hydroxybenzoesäurefettalkoholestern und ≥ 0,5 Gew.-% bis
≤ 2 Gew.-% an Fettsäuren umfassen.
[0048] Derartige Bindersysteme beziehungsweise Pulverspritzgussmassen sind besonders gut
verarbeitbar und haben sich zur Herstellung von runden Bauteilen mit einer guten Rundheit
als vorteilhaft erwiesen.
[0049] Hinsichtlich weiterer technischer Merkmale und Vorteile der erfindungsgemäßen Pulverspritzgussmasse
wird hiermit explizit auf die Erläuterungen im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen
Bindersystem, den Ausführungsbeispielen sowie den Figuren verwiesen.
[0050] Ferner betrifft die vorliegende Erfindung ein Formteil, welches unter Verwendung
eines erfindungsgemäßen Bindersystems oder aus einer erfindungsgemäßen Pulverspritzgussmasse,
insbesondere mittels Pulverspritzguss, beispielsweise mittels Metall- und/oder Keramik-Pulverspritzguss,
hergestellt ist.
[0051] Insbesondere kann es sich bei dem Formteil um ein abgerundetes oder rundes Bauteil
handeln. Beispielsweise kann es sich bei dem Formteil um einen Ventilkörper oder ein
Mehrlochventil handeln.
[0052] Hinsichtlich weiterer technischer Merkmale und Vorteile des erfindungsgemäßen Formteils
wird hiermit explizit auf die Erläuterungen im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen
Bindersystem, der erfindungsgemäßen Pulverspritzgussmasse den Ausführungsbeispielen
sowie den Figuren verwiesen.
Ausführungsbeispiele
[0053] Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Gegenstände
werden durch die Ausführungsbeispiele und Zeichnungen veranschaulicht und in der nachfolgenden
Beschreibung erläutert. Dabei ist zu beachten, dass die Ausführungsbeispiele und Zeichnungen
nur beschreibenden Charakter haben und nicht dazu gedacht sind, die Erfindung in irgendeiner
Form einzuschränken.
[0054] Zur Untersuchung des Einflusses von Fettsäuren auf die Eigenschaften von Pulverspritzgussmassen
und daraus spritzgegossenen Formteilen, wurden Ventilkörper aus mehreren Pulverspritzgussmassen
vergleichbarer Zusammensetzung hergestellt. Die Pulverspritzgussmassen enthielten
dabei jeweils ein Metallpulver, ein Polyamid, einen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
und optional eine oder mehrere Fettsäuren.
[0055] Es zeigte sich, dass die fettsäurehaltigen Pulverspritzgussmassen homogener als die
fettsäurefreien Pulverspritzgussmassen waren und vorteilhafterweise mit einem geringeren
Nachdruck spritzgegossen werden konnten. Zudem konnte mit den fettsäurehaltigen Pulverspritzgussmassen
eine homogenere Verteilung der Pulverspritzgussmasse in der Kavität des Spritzgusswerkzeugs
bewirkt werden, was sich vorteilhaft auf die Qualität der hergestellten Ventilkörper
auswirkte.
[0056] Um den Einfluss von unterschiedlichen Fettsäuren beziehungsweise Fettsäuremischungen
auf Hydroxybenzoesäurefettalkoholester enthaltende Zusammensetzungen zu untersuchen,
wurde ein Hydroxybenzoesäurefettalkoholester und eine oder mehrere Fettsäuren wie
in Tabelle 1 angegeben eingewogen und gemischt. Die Gewichtsprozentangaben in Tabelle
1 beziehen sich auf das Gesamtgewicht der Bestandteile jeweiligen Zusammensetzung.
Tabelle 1: Hydroxybenzoesäurefettalkoholester enthaltende Zusammensetzungen
Nr. |
Hydroxybenzoesäurefettalkoholester (22 C) |
Behensäure (22 C) |
Stearinsäure (18 C) |
Palmitinsäure (16 C) |
0 |
100 Gew.-% |
- |
- |
- |
1 |
91 Gew.-% |
9 Gew.-% |
- |
- |
2 |
76 Gew.-% |
- |
24 Gew.-% |
- |
3 |
76 Gew.-% |
- |
- |
24 Gew.-% |
4 |
76 Gew.-% |
12 Gew.-% |
12 Gew.-% |
- |
5 |
76 Gew.-% |
- |
12 Gew.-% |
12 Gew.-% |
6 |
76 Gew.-% |
12 Gew.-% |
- |
12 Gew.-% |
[0057] Die Zusammensetzungen Nr. 0 bis 6 wurden in hochwandigen Präparate-Gläschen auf einer
Heizplatte aufgeschmolzen und unter Bewegung wieder abgekühlt. Anschließend wurden
die Schmelzbereiche mittels dynamischer Differenzkalorimetrie (DSC) untersucht. Die
Ergebnisse der dynamischen Differenzkalorimetrie sind in Tabelle 2 wiedergegeben.
Die Ergebnisse der dynamischen Differenzkalorimetrie sind zudem in Figur 1 in Form
eines Balkendiagramms dargestellt.
Tabelle 2: DSC-Ergebnisse der in Tabelle 1 angegebenen Zusammensetzungen
Zusammensetzung |
Schmelzbereich |
Nr. |
von [°C] |
bis [°C] |
Δ [K] |
0 |
72,6 |
78,7 |
6,1 |
1 |
69,6 |
76,7 |
7,1 |
2 |
67,1 |
74,6 |
7,5 |
3 |
56 |
74,7 |
18,7 |
4 |
57 |
74,8 |
17,8 |
5 |
50 |
74,3 |
24,3 |
6 |
48 |
74,4 |
26,4 |
[0058] Tabelle 2 und Figur 1 zeigen, dass der Schmelzbereich 1 der Behensäure enthaltenden
Zusammensetzung Nr. 1 verglichen mit dem Schmelzbereich 0 der fettsäurefreien Zusammensetzung
Nr. 0 leicht aufgeweitet und zu niedrigeren Temperaturen hin verschoben ist.
[0059] Tabelle 2 und Figur 1 zeigen zudem, dass durch den Zusatz von Stearinsäure anstelle
von Behensäure, der Schmelzbereich 2 der Stearinsäure enthaltenden Zusammensetzung
Nr. 2 - verglichen mit dem Schmelzbereich 1 der Behensäure enthaltenden Zusammensetzung
Nr. 1 - leicht verbreitert und zu niedrigeren Temperaturen hin verschoben werden konnte.
[0060] Weiterhin zeigen Tabelle 2 und Figur 1, dass durch den Zusatz von Palmitinsäure,
welche eine deutlich geringere Kohlenstoffkettenlänge (C16) aufweist als der Fettalkohol
des Esters (C22), der Schmelzbereich der Palmitinsäure enthaltenden Zusammensetzung
Nr. 3 signifikant verbreitert und zu deutlich niedrigeren Temperaturen hin verschoben
werden konnte.
[0061] Tabelle 2 und Figur 1 zeigen darüber hinaus, dass durch den Zusatz einer Fettsäurekombination,
nämlich von Behensäure und Stearinsäure in Zusammensetzung Nr. 4, ein mit dem von
der Palmitinsäure enthaltenden Zusammensetzung Nr. 3 vergleichbarer Effekt erzielt
werden kann.
[0062] Die in Tabelle 2 und Figur 1 veranschaulichten Schmelzbereiche der Stearinsäure und
Palmitinsäure enthaltenden Zusammensetzung Nr. 5 und der Behensäure und Palmitinsäure
enthaltenden Zusammensetzung Nr. 6 zeigen, dass eine besonders starke Reduktion der
Schmelztemperatur und eine besonders starke Verbreiterung des Schmelzbereiches durch
den Einsatz einer Fettsäurekombination erreicht werden kann, bei der - verglichen
mit der Kohlenstoffkettenlänge des Fettalkohols des Esters (C22), die eine Fettsäure
eine deutlich geringere Kohlenstoffkettenlänge (Palmitinsäure = C16) und die andere
Fettsäure eine leicht geringere (Stearinsäure = C18) oder eine gleichlange Kohlenstoffkette
(Behensäure = C22) aufweist.
[0063] Zur Untersuchung des Einflusses von Hydroxybenzoesäurefettalkoholester-Fettsäure-Zusammensetzungen
auf die Eigenschaften von Pulverspritzgussmassen und daraus spritzgegossenen Formteilen
wurden, die Zusammensetzungen Nr. 1 bis 6 jeweils mit Metallpulver und Polyamid zu
Pulverspritzgussmassen vermischt und aus den resultierenden Pulverspritzgussmassen
Ventilkörper mittels Metallpulverspritzguss (MIM) hergestellt.
[0064] Die Rundheit der hergestellten Ventilkörper wurde mittels eines Koordinatenmessgerätes
(KMG) überprüft.
Tabelle 3: Ergebnisse der Rundheitsmessungen
Zusammensetzung |
Rundheit |
Nr. |
[µm] |
1 |
49 |
2 |
37,5 |
3 |
43,5 |
4 |
43,9 |
5 |
38,5 |
6 |
38,9 |
[0065] Die Ergebnisse der Rundheitsmessungen zeigen, dass durch die Zusammensetzungen Nr.
1 bis 6 bewirkte Schmelztemperaturerniedrigung und Schmelzbereichsaufweitung ein vorzeitiges
Erstarren der Pulverspritzgussmassen in der Kavität des Spritzgusswerkzeugs vermieden
und somit eine homogenere Verteilung der Spritzgussmasse in der Kavität erzielt werden
kann.
[0066] Tabelle 3 zeigt insbesondere, dass durch den Zusatz einer Fettsäure oder Fettsäuremischung
gute Rundheitswerte erzielt werden können.
[0067] Die Messergebnisse der Zusammensetzungen Nr. 1 bis 3 zeigen, dass durch den Einsatz
der kürzerkettigen Fettsäuren Stearinsäure und Palmitinsäure in den Zusammensetzungen
Nr. 2 beziehungsweise 3 anstelle der in Zusammensetzung Nr. 1 eingesetzten längerkettigen
Behensäure die Rundheit noch verbessert werden kann. Dabei zeigt die Zugabe von Stearinsäure
in Zusammensetzung Nr. 2 die deutlichste Auswirkung auf die Rundheit der Bauteile
beim Einsatz lediglich einer Fettsäure.
[0068] Tabelle 3 zeigt weiterhin, dass auch durch eine Kombination von Fettsäuren die Rundheit
verglichen mit der Behensäure enthaltenden Zusammensetzung Nr. 1 verbessert werden
kann. Dabei ist die Kombination der beiden Fettsäuren Behensäure und Stearinsäure
in Zusammensetzung Nr. 4 mit einer Rundheit von 43,9 µm zwar deutlich besser als die
ausschließlich Behensäure enthaltende Zusammensetzung Nr.1, allerdings zeigt der Zusatz
der kürzerkettigeren Palmitinsäure in der Stearinsäure und Palmitinsäure enthaltenden
Zusammensetzung Nr. 5 und der Behensäure und Palmitinsäure enthaltenden Zusammensetzung
Nr. 6 einen noch ausgeprägteren Effekt auf die Rundheit.
[0069] Dies kann dadurch erklärt werden, dass anscheinend auch eine geringere durchschnittliche
Kohlenstoffkettenlänge der in der Fettsäuremischung enthaltenen Fettsäuren, welche
im Fall von Zusammensetzung Nr. 4 bei 20 Kohlenstoffatomen, im Fall der Zusammensetzungen
Nr. 5 und 6 jedoch bei 17 Kohlenstoffatomen beziehungsweise 19 Kohlenstoffatomen liegt,
einen positiven Einfluss auf die Rundheit hat.
[0070] Insgesamt scheint eine alleinige oder durchschnittliche Fettsäurenkohlenstoffkettenlänge
in einem Bereich von ≥ 16 Kohlenstoffatomen bis ≤ 20 Kohlenstoffatomen, insbesondere
in einem Bereich von ≥ 17 Kohlenstoffatomen bis ≤ 19 Kohlenstoffatomen, sich vorteilhaft
auf die Rundheit auszuwirken.
[0071] Dass eine Verbesserung der Rundheit dabei auch durch Fettsäurekombinationen erzielbar
ist, ist unter diesem Aspekt besonders vorteilhaft, da dadurch zum Einen eine breitere
Vielfalt an miteinander kombinierbaren Rohstoffen zur Verfügung gestellt wird und
zum Anderen dadurch auch durchschnittliche Kettenlängen einstellbar sind, bei denen
die dazu korrespondierende Einzelfettsäure teuer oder schlecht erhältlich oder nicht
herstellbar wäre, wobei diese wiederum ermöglicht die Rundheit noch stärker zu optimieren.
1. Bindersystem für eine Pulverspritzgussmasse, insbesondere eine Metall-und/oder Keramikspulverspritzgussmasse,
umfassend
- mindestens ein Polymer und
- mindestens einen Hydroxybenzoesäurefettalkoholester und
- mindestens eine Fettsäure.
2. Bindersystem nach Anspruch 1, wobei das Bindersystem mindestens eine Fettsäure umfasst,
die eine geringere oder gleiche, insbesondere geringere, Kohlenstoffkettenlänge aufweist
als der Fettalkohol des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge.
3. Bindersystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei die mindestens eine Fettsäure eine Kohlenstoffkettenlänge
von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen aufweist.
4. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das Bindersystem mindestens zwei
Fettsäuren umfasst.
5. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das Bindersystem mindestens zwei
Fettsäuren umfasst, deren durchschnittliche Kohlenstoffkettenlänge geringer oder gleich,
insbesondere geringer, als der Fettalkohol des Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
mit der längsten Fettalkoholkohlenstoffkettenlänge, ist,
insbesondere wobei das Bindersystem mindestens zwei Fettsäuren umfasst, deren durchschnittliche
Kohlenstoffkettenlänge in einem Bereich von ≥ 16 Kohlenstoffatomen bis ≤ 20 Kohlenstoffatomen
liegt.
6. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Bindersystem Behensäure und/oder
Stearinsäure und/oder Palmitinsäure umfasst.
7. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei das Bindersystem zumindest Palmitinsäure
umfasst.
8. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei der Fettsäuregewichtsanteil des
Bindersystems geringer ist als der Hydroxybenzoesäurefettalkoholestergewichtsanteil
des Bindersystems.
9. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der mindestens eine Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
eine Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen
aufweist.
10. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Bindersystem zumindest einen
ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholester und einen zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholester
umfasst, wobei der Fettalkohol des zweiten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters eine
geringere Kohlenstoffkettenlänge als der Fettalkohol des ersten Hydroxybenzoesäurefettalkoholesters
aufweist,
insbesondere wobei der erste Hydroxybenzoesäurefettalkoholester einen Fettalkohol
mit einer Kohlenstoffkettenlänge von ≥ 20 Kohlenstoffatomen bis ≤ 24 Kohlenstoffatomen
und der zweite Hydroxybenzoesäurefettalkoholester einen Fettalkohol mit einer Kohlenstoffkettenlänge
von ≥ 14 Kohlenstoffatomen bis ≤ 18 aufweist.
11. Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei das mindestens eine Polymer
ein Polyamid umfasst, oder Polyamid oder eine Polyamid-Mischung oder ein Polyamid-Copolymer
ist.
12. Pulverspritzgussmasse, umfassend ein Bindersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 11
und mindestens ein Metallpulver und/oder mindestens ein Keramikpulver, insbesondere
mindestens ein Metallpulver.
13. Pulverspritzgussmasse nach Anspruch 12, wobei die Pulverspritzgussmasse, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Pulverspritzgussmasse,
- ≥ 70 Gew.-% bis ≤ 99 Gew.-% Metall- und/oder Keramikpulver, insbesondere Metallpulver,
und
- ≥ 1 Gew.-% bis ≤ 30 Gew.-% Bindersystem,
umfasst.
14. Pulverspritzgussmasse nach Anspruch 12 oder 13, wobei das Bindersystem, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Pulverspritzgussmasse,
- ≥ 0,1 Gew.-% bis ≤ 5 Gew.-% an Polymeren,
- ≥ 0,1 Gew.-% bis ≤ 10 Gew.-% an Hydroxybenzoesäurefettalkoholestern
und
- ≥ 0,1 Gew.-% bis ≤ 5 Gew.-% an Fettsäuren
umfasst.
15. Formteil, hergestellt unter Verwendung eines Bindersystems nach einem der Ansprüche
1 bis 11 oder aus einer Pulverspritzgussmasse nach einem der Ansprüche 12 bis 14.