[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur galvanischen Zink-Nickel-Abscheidung
unter Einsatz eines sauren, borsäurefreien Elektrolyten enthaltend Netzmittel, Grundglänzer,
Glanzbildner, Komplexbildner und Puffer, insbesondere organische Säuren, sowie gegebenenfalls
weitere Hilfsstoffe.
[0002] DE 2 251 103 A1 beschreibt einen sauren Zink-Elektrolyten. Wesentliche Merkmale sind der pH-Wert
von 3,5-4,5, die Verwendung von Ammoniumchlorid und die für Plattierungsbäder sinnvolle
ZinkKonzentration von 105 - 360 g/L, welche so nicht für Legierungsbäder verwendet
werden kann. Nicht im Patentanspruch wiederholt wird die angegebene hohe Stromdichte
von 10 bis 100 A/dm
2. Die Natriumsuccinat-Konzentration liegt im Bereich von 5 bis 30 g/L. Die Aufgabe
des Succinats besteht in der Stabilisierung des pH-Werts des Zink-Elektrolyten.
[0003] US-Patent 4,877,497 beschreibt ebenfalls einen sauren Zink-Elektrolyten. Wesentlich ist der pH-Wert von
4,0, der in Anspruch 10 auf pH 2 bis 5 erweitert wird, sowie die hohe Zinkkonzentration
≥ 50 g/L. In den Beispielen werden hohe Stromdichten von 10 bis 80 A/dm
2 beschrieben. Die Succinat-Konzentration liegt hier in einer großen Bandbreite (2
bis 40 g/L des Kaliumsalzes). In Tabelle 1 wird der Einsatz von 2 g/L Adipinsäure
beschrieben. Viele der in Tabelle 1 beschriebenen alternativen Säuren sind für ein
Zink-Nickel-Legierungsverfahren nicht geeignet.
[0004] US-Patent 5,779,873 beschreibt einen stark sauren Nickel-Elektrolyten. Im Falle von 10 g/L Bernsteinsäure
als Puffer wird hier bei einem pH = 2,22 gearbeitet, allgemein pH ≤ 3. Wie in
US 4,877,497 wird auch hier eine Bandbreite an alternativen, für einen Zink-Nickel-Elektrolyten
zum Teil nicht geeigneten Puffern beschrieben.
[0005] JP 2001-107284 A2 geht laut englischsprachigem Abstract von einem Watts'schen Nickelbad aus, in dem
Bernsteinsäure, Glutarsäure und Adipinsäure als Puffersubstanzen bei pH = 4,8 eingesetzt
werden.
[0006] DE 1 953 707 A1 beschreibt Plattierungsbäder für Nickel aus Bädern ohne Chlorid und Bromid. Alle
beschriebenen Versuche wurden bei Stromdichten > 53.8 A/dm
2 durchgeführt; die Elektrolyte arbeiten im pH-Wert-Bereich 2,0 bis 4,0. Die in der
Tabelle auf Seite 11 angegebenen alternativen Puffersubstanzen lassen sich in einem
Zink-Nickel-Elektrolyten gemäß der vorliegenden Erfindung nicht einsetzen.
[0007] US-Patent 3,986,843 beschreibt ein saures Zinkbad mit pH = 4,0 mit geringen Mengen an Chrom, Zinn und
Indium. Die Ansprüche umfassen nur den Einsatz dieser Metalle. In der Beschreibung
selbst werden hohe Stromdichten (45 A/dm
2) und eine geringe Expositionszeit (4 s) angegeben. Die Abscheidungen sind also in
keinster Weise mit denen aus einem Zink-Nickel-Bad zu vergleichen.
[0008] Sämtliche Verfahren in dem vorgenannten Stand der Technik für Zinkelektrolyte einerseits
und Nickelelektrolyte andererseits arbeiten bei pH-Werten ≤ 5, i. d. R. aber noch
deutlich darunter.
[0009] Der vorgenannte Stand der Technik umfasst somit Zinkelektrolyte oder Nickelelektrolyte,
aber nicht Zink-Nickel-Legierungselektrolyte (ZnNi-Elektrolyte). Die Erzeugung einer
galvanischen Abscheidung einer definierten Legierung insbesondere deutlich verschieden
edler Metalle wie Zink (E
0 = -0,7618 V für Zn ⇆ Zn
2+ + 2 e
-) und Nickel (E
0 = -0,257 V für Ni ⇆ Ni
2+ + 2 e
-, beide Werte aus:
CRC Handbook of Chemistry and Physics, 73rd Edition) ist aus eben diesem Grund wesentlich schwieriger als die Abscheidung von Schichten
aus nur einem Metall. Das Verhalten von sauren ZnNi-Bädern ist nicht mit dem von sauren
Nickelbädern und kaum mit dem von sauren Zinkbädern vergleichbar.
[0010] Galvanotechnik 2011 109(10) S. 2199-2205 beschreibt die elektrochemische Abscheidung von ZnNi-Beschichtungen und deren übliche
Rahmenbedingungen. Insoweit wird in vollem Umfang auf den Inhalt dieser Veröffentlichung
Bezug genommen.
[0011] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung eines sauren,
borsäurefreien Verfahrens zur galvanischen Abscheidung von ZnNi.
[0012] Die vorgenannte Aufgabe wird in einer ersten Ausführungsform gelöst durch ein Verfahren
zur sauren, borsäurefreien, galvanischen Zink-Nickel-Abscheidung bei einem pH-Wert
im Bereich von 4,5 bis 6,5 unter Einsatz eines Elektrolyten, der Nickelionen (beispielsweise
aus Nickelchlorid, Nickelacetat, Nickelsulfat), Zinkionen (beispielsweise aus Zinkchlorid,
Zinkoxid, Zinksulfat, Zinkacetat), Leitsalz (beispielsweise Kaliumchlorid, Natriumchlorid),
Netzmittel (beispielsweise aufgebaut aus einem oder mehreren Bausteinen wie [i] gegebenenfalls
noch anderweitig substituierten aliphatischen oder aromatischen Grundkörpern mit beispielsweise
Sauerstoff-, Stickstoff- oder Schwefelfunktionalitäten, [ii] unterschiedlich langen
Ketten aus beispielsweise Ethylenoxid, Propylenoxid, Ethylenamin oder Mischungen hieraus
und [iii] hydrophilen Endgruppen, beispielsweise erzeugt durch Sulfopropylierung oder
Synthese eines Sulfobernsteinsäureesters oder - halbesters), Grundglänzer (beispielsweise
Arylcarbonsäuren und deren Salze), Glanzbildner (beispielsweise Benzylidenaceton,
o-Chlorbenzaldehyd oder deren Derivaten), Komplexbildner (beispielsweise ein- oder mehrwertige
Amine oder Carbonsäuren, Polyamine, Aminosäuren) und Puffersubstanzen, insbesondere
organische Säuren, sowie gegebenenfalls andere Hilfsstoffe enthält, der dadurch gekennzeichnet
ist, dass die Puffersubstanzen ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend aus Adipinsäure,
Bernsteinsäure, Glutarsäure und Sulfobernsteinsäure sowie Propionsäure einschließlich
deren Alkalisalze sowie deren Gemische.
[0013] Zinksalze und Nickelsalze dienen der Bereitstellung von Ionen der abzuscheidenden
Metalle. Leitsalze dienen der Erhöhung der Leitfähigkeit des Elektrolyten. Netzmittel
dienen der Senkung der Oberflächenspannung des Elektrolyten und gewährleisten eine
gute Benetzung der zu beschichtenden Oberfläche. Grundglänzer und Glanzbildner dienen
in Kombination der Steuerung von Glanzgrad und Brillanz der Abscheidung. Komplexbildner
dienen der Komplexierung der Nickelionen, um die bevorzugte Abscheidung des im Vergleich
zu Zink edleren Nickels auf das durch die gewünschte Legierungskomposition vorgegebene
Mass zu reduzieren. Die Puffersubstanzen dienen dem Ausgleich des mit Annäherung an
die Oberfläche der Kathode immer basischer werdenden Elektrolyten hin zu einem neutralen
bzw. schwach sauren pH-Wert. Aus einem zu basischen Elektrolyten kann keine geordnete
Abscheidung mehr erfolgen; darüber hinaus kann es zu Ausfällungen von Metallhydroxiden
kommen. Der Effekt des in Nähe der Kathodenoberfläche basischer werdenden Elektrolyten
nimmt mit der Stromdichte zu. Einzelne Substanzen können auch mehrfache Funktionen
erfüllen.
[0014] In dem erfindungsgemäß eingesetzten Verfahren mit einem pH-Wert im Bereich von 4,5
bis 6,5 liegen die ersten Säurefunktionen von mehrwertigen Carbonsäuren, z. B. mit
pK
a1 < 4,5, bereits größtenteils deprotoniert vor. Die genutzte Pufferwirkung beruht daher
im Wesentlichen auf der zweiten Säurefunktionalität mit höherem pK
a2-Wert > 5. Die Säuregruppen von einwertigen Carbonsäuren liegen bei pH 4,5 bis 6,5
ebenfalls zu einem großen Anteil deprotoniert vor. Hier erfolgt die Pufferwirkung
durch den noch nicht deprotonierten Anteil der Carbonsäure im Elektrolyten (Tabelle
1).
Tabelle 1: pK
a-Werte relevanter Carbonsäuren[CRC Handbook of Chemistry and Physics, 73rd Edition]
Säure |
pKa1 |
pKa2 |
T [°C] |
Essigsäure |
4,75 |
- |
25 |
Propionsäure |
4,87 |
- |
25 |
Adipinsäure |
4,43 |
5,41 |
25 |
Bernsteinsäure |
4,16 |
5,61 |
25 |
Glutarsäure |
4,31 |
5,41 |
25 |
Sulfobernsteinsäure |
- keine Daten vorhanden - |
[0015] Die Auswahl der Carbonsäuren wurde durch drei Faktoren eingeschränkt:
- (a) Verträglichkeit mit hohen Salzkonzentrationen (beispielsweise Ionen von Nickel,
Zink, Kalium, Chlor),
- (b) Gewährleistung der Verfahrensmerkmale (Eisenfällbarkeit, Optik der Abscheidung,
Elektrolytstabilität, Legierungskomposition).
[0016] Die erfindungsgemäße Auswahl der Carbonsäuren beschränkt sich auf Adipinsäure, Bernsteinsäure,
Glutarsäure, Sulfobernsteinsäure und Propionsäure einschließlich deren Salze und Gemische.
[0017] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden nicht
die einzelnen Säuren, sondern Gemische der Säuren in beliebigen Anteilen untereinander
eingesetzt.
[0018] Neben den oben genannten fünf Säuren kann im Sinne der vorliegenden Erfindung auch
weiterhin Essigsäure in dem Elektrolyten enthalten sein. Essigsäure wirkt wie Propionsäure
selbst als pH-Puffer und erhöht so die maximal anwendbare Stromdichte. Zusätzlich
lässt sich durch den Einsatz von Essigsäure und Propionsäure die Löslichkeit der Dicarbonsäuren
signifikant verbessern. Wird allerdings der Anteil an Essigsäure und/oder Propionsäure
zu hoch gewählt, so kann die Optik der erhaltenen Oberfläche massiv beeinträchtigt
werden. Dementsprechend sollte die Menge an Essigsäure den Wert von 60 g/L nicht überschreiten
und die von Propionsäure den Wert von 100 g/L nicht überschreiten.
[0019] Die Konzentration der anwesenden Säuren ist maßgeblich für den gewünschten Effekt
der vorliegenden Erfindung und wird nach oben hin durch die Löslichkeit in dem Elektrolyten
begrenzt. Dementsprechend sollte bevorzugterweise der Gesamtgehalt an organischer
Säure 1 bis 100 g/L bezogen auf den Elektrolyten, insbesondere 10 bis 60 g/L betragen.
Wird der Gesamtgehalt der Säuren zu niedrig gewählt, ergibt sich eine zu geringe maximal
anwendbare Stromdichte. Wird hingegen der Gesamtgehalt der organischen Säuren zu hoch
gewählt, so ergeben sich Ausfällungen wegen zu geringer Löslichkeiten.
[0020] Besonders bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung wird der der pH-Wert des
Elektrolyten auf einen Wert im Bereich von 4,5 bis 6,5, insbesondere 5,0 bis 6,0 eingestellt.
Wird hingegen der pH-Wert zu niedrig gewählt, so sinkt die Stromausbeute. Stellt man
jedoch den pH-Wert zu hoch ein, so kommt es zu Ausfällungen von Metallsalzen.
[0021] Die Stromdichte zur Durchführung der gewünschten ZnNi-Abscheidung kann in weiten
Grenzen variiert werden. Besonders bevorzugt ist es, die Abscheidung bei einer theoretisch
anwendbaren Stromdichte bis > 10 A/dm
2, insbesondere 0,2 bis 5,0 A/dm
2, besonders bevorzugt 0,5 bis 3,5 A/dm
2 durchzuführen. Zu geringe Stromdichte führt häufig zu dunkler Abscheidung mit hoher
Nickeleinbaurate. Zu hohe Stromdichte führt zu dendritischer, also ungeordneter Abscheidung.
[0022] Als Ersatz für Borsäure und Ammonium mit pK
a = 9,25, die aufgrund von registrierungsrechtlichen Problemen (REACH) oder aus praktischen
Gründen beide nicht im Elektrolyten verwendet werden sollen, sind weitere Carbonsäuren
mit pK
a > 5 neben den erfindungsgemäß genannten ungeeignet.
[0023] Säuren mit pK
a < 5, die die in den Patenten beschriebenen Elektrolyte puffern könnten, sind dagegen
vielfach bekannt, wie beispielsweise Essigsäure als kostengünstige Verbindung.
[0024] In Bezug auf die vorgenannten Eigenschaften wurden die folgenden Hullzellversuche
bei sonst identischen Parametern durchgeführt.
Ausführungsbeispiele:
[0025] Alle Elektrolyte enthielten 200 g/L Kaliumchlorid, 100 g/L Nickelchlorid Hexahydrat,
50 g/L Zinkchlorid, 10 g/L RALUFON® NAPE 14-90, 600 mg/L Natriumbenzoat, 500 mg/L
Diethylentriamin, 100 mg/L Benzylidenaceton sowie die bei den einzelnen Versuchen
genannten Säuremengen und waren auf pH = 5,3 eingestellt.
[0026] Der Ansatz der Elektrolyte erfolgte bei Raumtemperatur. Die Auflösung der Feststoffe
wurde durch Erwärmung des Ansatzes auf 40 bis 60 °C deutlich beschleunigt. Der Trübungspunkt
der Elektrolyte lag teilweise unter 40 °C. Bei Temperaturen unter dem Trübungspunkt
sind Elektrolyte klar und homogen, bei Temperaturen über dem Trübungspunkt trübe und
die Ergebnisse u. U. nicht reproduzierbar.
[0027] In Abhängigkeit der Konzentration an Puffersubstanzen wurden die Elektrolyte nach
zwei Varianten vorbereitet. Bei den Beispielen ist vermerkt, nach welcher Variante
der Ansatz erfolgte.
[0028] Durch die Neutralisierung der Säuren lagen diese im Elektrolyten bei pH = 5,3 nicht
mehr in ihrer freien Form vor, sondern teils deprotoniert und teils als freie Säure.
Bei den Versuchsbeschreibungen wurden die Konzentrationen der Einfachheit halber weiter
in Form der beim Ansatz verwendeten, freien Säuren angegeben.
[0029] Adipinsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure und Propionsäure wurden als Reinverbindungen
eingesetzt, Essigsäure in technischer Qualität als Lösung mit 80 Gewichtsprozenten
und Sulfobernsteinsäure in technischer Qualität als Lösung mit ca. 70 Gewichtsprozenten.
Die Massenangaben in diesem Patent beziehen sich auf die Reinverbindungen.
[0030] Aufgrund der geringen Säuremengen wurde für die Elektrolyte der Beispiele 25 bis
27 eine mit Kalilauge 50% (500,00 g/kg Kaliumhydroxid in Wasser) auf pH = 5,5 eingestellte
Lösung von je 12,50 g/L Adipinsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure und Sulfobernsteinsäure
in Wasser eingesetzt. Die verwendeten Volumina dieser Lösung finden sich bei den jeweiligen
Beispielen.
[0031] Kaliumchlorid, Zinkchlorid, Nickelchlorid-Hexahydrat, Kaliumhydroxid, Salzsäure 32%,
Diethylentriamin, Natriumbenzoat und Benzylidenaceton wurden in technischer Qualität
verwendet. Als Wasser wurde vollständig entionisiertes Leitungswasser verwendet. RALUFON®
NAPE 14-90 wurde in Originalqualität eingesetzt.
Variante 1 für Elektrolyte mit geringen Konzentrationen an Puffersubstanzen:
[0032] Kaliumchlorid (50,00 g), Zinkchlorid-Lösung (12,50 mL einer Lösung von 1000,0 g/L
Zinkchlorid in Wasser), Grundzusatz (1,000 mL einer Lösung von 150,00 g/L Natriumbenzoat
und 125,00 g/L Diethylentriamin in Wasser) und organische Säuren (bei den jeweiligen
Versuchen angegeben) wurden in Wasser gerührt (Gesamtvolumen ca. 200 mL). Mit Kalilauge
50% (500,00 g/kg Kaliumhydroxid in Wasser) wurde der pH-Wert auf pH = 6,00-6,25 so
eingestellt, dass bei diesem pH-Wert eine klare Lösung vorlag. Anschließend wurden
Nickelchlorid-Lösung (25,00 mL einer Lösung von 1000,0 g/L Nickelchlorid-Hexahydrat
in Wasser) sowie Glanzzusatz (5,00 mL einer Lösung von 500,00 g/L RALUFON® NAPE 14-90
und 5,00 g/L Benzylidenaceton in Wasser) zugegeben und auf etwa 240 mL Gesamtvolumen
aufgefüllt. Der pH-Wert des Elektrolyten wurde mit Salzsäure 1:1 auf pH = 5,3 eingestellt
und es wurde auf 250 mL Gesamtvolumen aufgefüllt.
Variante 2 für Elektrolyte mit hohen Konzentrationen an Puffersubstanzen:
[0033] Kaliumchlorid (50,00 g), Nickelchlorid-Lösung (25,00 mL einer Lösung von 1000,0 g/L
Nickelchlorid-Hexahydrat in Wasser), Grundzusatz (1,000 mL einer Lösung von 150,00
g/L Natriumbenzoat und 125,00 g/L Diethylentriamin in Wasser) und organische Säuren
(bei den jeweiligen Versuchen angegeben) wurden in Wasser gerührt (Gesamtvolumen ca.
175 mL). Mit Kalilauge 50% (500,00 g/kg Kaliumhydroxid in Wasser) wurde der pH-Wert
auf pH = 5,75-6,00 so eingestellt, dass bei diesem pH-Wert eine klare Lösung vorlag.
Anschließend wurden Zinkchlorid-Lösung (12,50 mL einer Lösung von 1000,0 g/L Zinkchlorid
in Wasser) sowie Glanzzusatz (5,00 mL einer Lösung von 500,00 g/L RALUFON® NAPE 14-90
und 5,00 g/L Benzylidenaceton in Wasser) zugegeben und auf etwa 240 mL Gesamtvolumen
aufgefüllt. Der pH-Wert des Elektrolyten wurde mit Salzsäure 1:1 auf pH = 5,3 eingestellt
und es wurde auf 250 mL Gesamtvolumen aufgefüllt.
Durchführung und Bewertung der Hullzell-Experimente:
[0034] Die Hullzell-Experimente wurden gemäß DIN 50957 in einer temperierten 250 mL-Hullzelle
mit einer Nickelanode durchgeführt, die abweichend von DIN 50957 die Abmessungen 5,0
cm x 7,5 cm x 1,0 cm hatte. Jeweils ein Stahlblech von 10,0 cm x 7,5 cm x 0,03 cm
wurde auf einer Fläche von 10 cm x 5 cm als Kathode bei 2,00 A Gleichstrom und 35
°C Elektrolyttemperatur 600 s lang beschichtet. Dabei wurde der Elektrolyt mit einem
Paddel von 1 cm Breite durchmischt, welches etwa 1 cm von der Kathode entfernt mit
ca. 5 cm/s bewegt wurde.
[0035] Auf den Hullzellblechen waren Domänen mit unterschiedlichen Abscheidungen zu erkennen.
Fig. 1 zeigt eine Skizze eines beschichteten Hullzellbleches (zu Beispiel 4, weiter
unten). Der Übersichtlichkeit halber wurden die Grenzen zwischen den Domänen vereinfacht
dargestellt. Tatsächlich verliefen die Grenzen nicht exakt vertikal, sondern häufig
leicht gebogen, bisweilen sogar diffus. Folgende Domänen ließen sich unterscheiden:
- (1) Ungeordnete, in der Regel schwarze, teils silberfarbene, raue Abscheidung; im
Übergang zu (2) häufig amorph.
- (2) Ungeordnete, raue, schwarze und silberfarbene Abscheidung in der Orientierung
vertikaler Streifen von 1 bis 5 mm Breite; insbesondere im Übergang zu (3) auch Streifen
mit geordneter Abscheidung.
- (3) Ungeordnete, raue, silberfarbene Abscheidung in der Orientierung vertikaler Streifen
von 1 bis 5 mm Breite; insbesondere im Übergang zu (4) auch zunehmend breitere Streifen
mit geordneter Abscheidung.
- (4) Glatte, geordnete Abscheidung; bei den gegebenen Parametern wurde in der Regel
eine brillante, hochglänzende Optik erzielt.
- (5) Nicht beschichteter Teil des Hullzellbleches, der aus dem Elektrolyten herausragte.
[0036] Dabei wurden nicht bei allen Experimenten alle Arten von Abscheidungen beobachtet.
Insbesondere konnte bei sehr geringen Konzentrationen der Puffersubstanzen bisweilen
kein großflächiger Bereich geordneter Abscheidung (4) erhalten werden.
[0037] Durch den normierten Aufbau der Hullzelle ist das als Kathode geschaltete Hullzellblech
diagonal zur Anode orientiert. Am linken Rand des Hullzellbleches ist der Abstand
zur Anode geringer als am rechten Rand, so dass aufgrund des Eigenwiderstandes des
Elektrolyten die Stromdichte am linken Rand des Hullzellbleches größer ist als am
rechten Rand.
[0038] Für die Zusammenfassung der Beispiele (Fig. 2 und 3) wurden die nicht beschichteten
Bereiche der Hullzellbleche nicht berücksichtigt und die Skizzen der beschichteten
Bereiche vertikal gestaucht. Die maximal anwendbare Stromdichte, das heißt die Stromdichte,
ab der die Abscheidung nicht mehr uniform geordnet ist, wurde anhand der in DIN 50957
gegebenen Tabelle über den Abstand zum linken Rand des Hullzellbleches ermittelt.
Vergleichsbeispiel 1;
ohne Puffersubstanzen (Variante 1)
[0039] Das Hullzellblech wies im gesamten Stromdichtebereich stellenweise ungeordnete Abscheidungen
auf, der Anteil nahm dabei mit der Stromdichte ab.
Vergleichsbeispiel 2;
20,00 g/L Essigsäure (Variante 1):
[0040] Hullzellblech 2 wies ab ca. 3 cm eine geordnete Abscheidung auf. Die maximal anwendbare
Stromdichte dieses Elektrolyten betrug 5,2 A/dm
2.
Beispiel 1;
1,00 g/L Adipinsäure (Variante 1):
[0041] Ähnlich wie Vergleichsbeispiel 1 wies auch Beispiel 1 im gesamten Stromdichtebereich
stellenweise ungeordnete Abscheidungen auf. Der Anteil geordneter Abscheidung im niedrigen
Stromdichtebereich war dabei aber höher als bei Hullzellblech 1.
Beispiel 2;
2,50 g/L Adipinsäure (Variante 1):
[0042] Beispiel 2 zeigte deutlich Verbesserungen gegenüber Beispiel 1 auf. Eine geordnete
Abscheidung trat bis 1,0 A/dm
2 ein.
Beispiel 3;
10,00 g/L Adipinsäure (Variante 1):
[0043] Beispiel 3 stellte eine weitere Verbesserung der maximal andwendbaren Stromdichte
auf 5,2 A/dm
2 dar.
Beispiel 4;
12,50 g/L Adipinsäure (Variante 2):
[0044] Die unter den genannten Bedingungen etwa maximal lösliche Konzentration an Adipinsäure
bewirkte eine maximal anwendbare Stromdichte von 6,2 A/dm
2. 12,50 g/L Adipinsäure bewirkten also bereits einen stärkeren Effekt als 20,00 g/L
Essigsäure.
Beispiel 5;
20,00 g/L Adipinsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0045] Durch zusätzlichen Einsatz von 20,0 g/L Essigsäure konnte deutlich mehr Adipinsäure
in Lösung gebracht werden. Die maximal anwendbare Stromdichte wurde weiter auf 8,4
A/dm
2 erhöht, auch gegenüber Vergleichsbeispiel 2 (20,00 g/L Essigsäure) war eine deutliche
Verbesserung eingetreten.
Beispiel 6;
40,00 g/L Adipinsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0046] Bei der etwa maximal löslichen Konzentration an Adipinsäure in Gegenwart von 20,00
g/L Essigsäure ging die maximal anwendbare Stromdichte auf 4,9 A/dm
2 zurück.
Beispiel 7;
1,00 g/L Bernsteinsäure (Variante 1):
[0047] Ähnlich wie bei Beispiel 1 war eine Verbesserung gegenüber Vergleichsbeispiel 1 sichtbar.
Beispiel 8;
2,50 g/L Bernsteinsäure (Variante 1):
[0048] Analog zu Beispiel 2 wurde eine weitere Verbesserung beobachtet. Im niedrigen Stromdichtebereich
wurde eine gute Abscheidung erhalten, allerdings mit einer maximal anwendbaren Stromdichte
< 0,5 A/dm
2.
Beispiel 9;
10,00 g/L Bernsteinsäure (Variante 2):
[0049] Gegenüber Beispiel 8 war die maximal anwendbare Stromdichte auf 4,5 A/dm
2 angestiegen. 10,00 g/L Bernsteinsäure waren unter den angegebenen Bedingungen etwa
die maximal lösliche Menge.
Beispiel 10;
20,00 g/L Bernsteinsäure + 20.00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0050] Durch zusätzlichen Einsatz von 20,00 g/L Essigsäure konnte deutlich mehr Bernsteinsäure
in Lösung gebracht werden. Die maximal anwendbare Stromdichte erhöhte sich weiter
auf 8,4 A/dm
2, auch gegenüber Vergleichsbeispiel 2 (20,00 g/L Essigsäure) war eine deutliche Verbesserung
eingetreten.
Beispiel 11;
75,00 g/L Bernsteinsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0051] Bei der etwa maximal löslichen Konzentration an Bernsteinsäure in Gegenwart von 20,00
g/L Essigsäure ging die maximal anwendbare Stromdichte auf 7,0 A/dm
2 zurück.
Beispiel 12;
1,00 g/L Glutarsäure (Variante 1):
[0052] Hier wurde eine deutliche Verbesserung gegenüber Vergleichsbeispiel 1 sichtbar, die
maximal anwendbare Stromdichte betrug bereits 0,6 A/dm
2.
Beispiel 13;
2,50 g/L Glutarsäure (Variante 1):
[0053] Analog zu Beispiel 2 wurde eine weitere Verbesserung beobachtet. Im niedrigen Stromdichtebereich
wurde bis zu einer maximal anwendbaren Stromdichte von 1,6 A/dm
2 eine gute Abscheidung erhalten.
Beispiel 14;
10,00 g/L Glutarsäure (Variante 1):
[0054] Gegenüber Beispiel 13 konnte eine weitere Erhöhung der maximal anwendbaren Stromdichte
auf 4,5 A/dm
2 erreicht werden.
Beispiel 15;
12,50 g/L Glutarsäure (Variante 2):
[0055] Gegenüber Beispiel 14 wurde eine weitere Erhöhung der maximal anwendbaren Stromdichte
auf 6,4 A/dm
2 erzielt. Ähnlich wie bei Adipinsäure in Beispiel 4 stellten hier auch 12,50 g/L Glutarsäure
in etwa die unter diesen Bedingungen maximal lösliche Menge dar, die maximal anwendbare
Stromdichte wurde auch durch 12,50 g/L Glutarsäure stärker erhöht als durch 20,00
g/L Essigsäure in Vergleichsbeispiel 2.
Beispiel 16;
20,00 g/L Glutarsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0056] In Gegenwart von 20,00 g/L Essigsäure lösten sich deutlich mehr als 12,50 g/L Glutarsäure.
Ein Elektrolyt mit 20,00 g/L Glutarsäure und 20,00 g/L Essigsäure wies eine maximal
anwendbare Stromdichte von 3,9 A/dm
2 auf.
Beispiel 17;
50,00 g/L Glutarsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0057] In Gegenwart von 20,00 g/L Essigsäure lösten sich maximal ca. 50,00 g/L Glutarsäure.
Hierdurch wurde eine maximal anwendbare Stromdichte von 3,2 A/dm
2 erzielt.
Beispiel 18;
1,00 g/L Sulfobernsteinsäure (Variante 1):
[0058] Analog Beispiel 1 war die Optik des Hullzellbleches gegenüber Vergleichsbeispiel
deutlich verbessert, ohne dass eine einwandfreie Beschichtung zu erkennen gewesen
wäre.
Beispiel 19;
2,50 g/L Sulfobernsteinsäure (Variante 1):
[0059] Durch Einsatz von 2,50 g/L Sulfobernsteinsäure wurde die Optik gegenüber Beispiel
18 weiter verbessert.
Beispiel 20;
10,00 g/L Sulfobernsteinsäure (Variante 1):
[0060] Durch Einsatz von 10,00 g/L Sulfobernsteinsäure wurde die Optik gegenüber Beispiel
19 noch weiter verbessert.
Beispiel 21;
20,00 g/L Sulfobernsteinsäure (Variante 2):
[0061] Bei Einsatz von 20,00 g/L Sulfobernsteinsäure wurde eine maximal anwendbare Stromdichte
von 1,9 A/dm
2 erzielt. Der Bereich einwandfreier Abscheidung wies jedoch weniger Brillanz und Glanz
auf als vergleichbare Hullzellbleche mit anderen Puffersubstanzen.
Beispiel 22;
75,00 g/L Sulfobernsteinsäure (Variante 2):
[0062] Auch ohne Beimischung von Essigsäure wies Sulfobernsteinsäure eine gute Löslichkeit
im Elektrolyten auf. Ein Elektrolyt mit 75,00 g/L Sulfobernsteinsäure hatte eine maximal
anwendbare Stromdichte von 5,1 A/dm
2. Auch hier fehlten der Abscheidung im Vergleich etwas Brillanz und Glanz.
Beispiel 23;
20,00 g/L Sulfobernsteinsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0063] Zum direkten Vergleich mit Vergleichsbeispiel 2 und Beispielen 5, 10 und 16 wurde
auch ein Hullzellexperiment mit einem Elektrolyten mit 20,00 g/L Essigsäure und 20,00
g/L Sulfobernsteinsäure aufgenommen. Der guten Abscheidung bis zu einer maximal anwendbaren
Stromdichte von 5,1 A/dm
2 fehlten im Vergleich zu den anderen Beispielen etwas Brillanz und Glanz.
Beispiel 24;
75,00 g/L Sulfobernsteinsäure + 20,00 g/L (Variante 2):
[0064] Im direkten Vergleich mit Versuchen mit weniger Sulfobernsteinsäure in Beispiel 23
bzw. weniger Gesamtsäure in Beispiel 22 ging die maximal anwendbare Stromdichte in
diesem Beispiel geringfügig zurück.
Beispiel 25;
0,25 g/L Adipinsäure + 0,25 g/L Bernsteinsäure + 0.25 g/L Glutarsäure + 0,25 g/L Sulfobernsteinsäure
(Variante 1):
[0065] Der Elektrolyt wurde mit 20,00 mL/L der oben beschriebenen Lösung der Carbonsäuren
in Wasser angesetzt. Ähnlich wie in den Beispielen 1, 7, 12 und 18 mit jeweils 1,00
g/L einer einzelnen Säure war auch in diesem Beispiel das Bild der Abscheidung gegenüber
Vergleichsbeispiel 1 verbessert.
Beispiel 26;
0,625 g/L Adipinsäure + 0,625 g/L Bernsteinsäure + 0,625 g/L Glutarsäure + 0,625 g/L
Sulfobernsteinsäure (Variante 1):
[0066] Der Elektrolyt wurde mit 50,00 mL/L der oben beschriebenen Lösung der Carbonsäuren
in Wasser angesetzt. Gegenüber Beispiel 25 war eine weitere Verbesserung des Abscheidungsbildes
erkennbar.
Beispiel 27;
2,50 g/L Adipinsäure + 2,50 g/L Bernsteinsäure + 2,50 g/L Glutarsäure + 2,50 g/L Sulfobernsteinsäure
(Variante 1):
[0067] Der Elektrolyt wurde mit 200,00 mL/L der oben beschriebenen Lösung der Carbonsäuren
in Wasser angesetzt. Die Hullzelle wies eine maximal anwendbare Stromdichte von 5,4
A/dm
2 auf.
Beispiel 28;
5,00 g/L Adipinsäure + 5,00 g/L Bernsteinsäure + 5,00 g/L Glutarsäure + 5,00 g/L Sulfobernsteinsäure
+ 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0068] Mit dieser Elektrolytzusammensetzung wurde eine maximal anwendbare Stromdichte von
8,1 A/dm
2 erreicht.
Beispiel 29;
10,00 g/L Adipinsäure + 18,75 g/L Bernsteinsäure + 12,50 g/L Glutarsäure + 18,75 g/L
Sulfobernsteinsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0069] In diesem Beispiel wurden jeweils 25% der maximal löslichen Menge der einzelnen Säuren
in Gegenwart von 20,00 g/L Essigsäure gelöst. Es wurde eine maximal anwendbare Stromdichte
von 5,1 A/dm
2 erzielt.
Beispiel 30;
1,00 g/L Propionsäure (Variante 1):
[0070] Ähnlich wie Vergleichsbeispiel 1 wies auch dieses im gesamten Stromdichtebereich
stellenweise ungeordnete Abscheidungen auf. Der Anteil geordneter Abscheidung im niedrigen
Stromdichtebereich war dabei aber höher als bei Vergleichsbeispiel 1.
Beispiel 31;
2,50 g/L Propionsäure (Variante 1):
[0071] Im Vergleich zu Beispiel 30 sind die ungeordneten Abscheidungen in feineren, vertikalen
Streifen vorhanden. Der anwendbare Stromdichtebereich ist immer noch < 0,5 A/dm
2.
Beispiel 32;
20,00 g/L Propionsäure (Variante 1):
[0072] Hier ist bereits der Stromdichtebereich bis 4,0 A/dm
2 anwendbar.
Beispiel 33;
60,00 g/L Propionsäure (Variante 2):
[0073] Die anwendbare Stromdichte ist weiter auf 7,0 A/dm
2 erhöht.
Beispiel 34;
100,00 g/L Propionsäure (Variante 2):
[0074] In diesem Beispiel ist die anwendbare Stromdichte gegenüber Beispiel 33 auf 6,0 A/dm
2 zurückgegangen.
Beispiel 35;
20,00 g/L Propionsäure + 20,00 g/L Essigsäure (Variante 2):
[0075] Essigsäure hat keinen Einfluss auf die gute Löslichkeit von Propionsäure. Gegenüber
Beispiel 32 mit 20,00 g/L Propionsäure erhöht sich die anwendbare Stromdichte auf
5,2 A/dm
2.
Beispiel 36;
20,00 g/L Propionsäure + 20,00 g/L Adipinsäure (Variante 2):
[0076] Die maximal anwendbare Stromdichte beträgt 6 A/dm
2.
[0077] Die maximal anwendbare Stromdichte, bis zu der keine ungeordnete, dendritische Abscheidungen
auftritt, ist nicht nur von der Konzentration der organischen Säuren, sondern auch
von einer Fülle anderer Parameter abhängig. Die Parameter der Ausführungsbeispiele
wurden so gewählt, dass diese die Auswirkung der vorliegenden Erfindung besonders
deutlich wiedergeben. Bei abweichender Wahl der Parameter können zum Teil auch deutlich
höhere Stromdichten angewendet werden.
[0078] Aufgrund der Konzentration an Glanzbildner hatte die Abscheidung bis zur maximal
anwendbaren Stromdichte in allen Experimenten eine brillant glänzende Optik. Lediglich
bei den Versuchen mit Sulfobernsteinsäure (18-24) wurde im niedrigen Stromdichtebereich
eine leicht matte Optik erhalten, die sich durch andere Versuchsparameter, beispielsweise
mehr Essigsäure, aber auch brillant glänzend erhalten ließ.
[0079] Die Nickeleinbaurate ist unter anderem von den Konzentrationen der Komplexbildner,
der Zinkionen sowie der Nickelionen und liegt in den Ausführungsbeispielen durchgängig
im Bereich 4 bis 24%, besonders im Bereich 7 bis 16%.
[0080] Neben einer direkten Abhängigkeit von der angelegten Stromstärke sind beispielsweise
Temperatur, pH-Wert, Elektrolytbewegung, die Konzentrationen anorganischer (hier Nickelchlorid,
Zinkchlorid, Kaliumchlorid) und organischer (hier Netzmittel, Glanzbildner, Grundglänzer,
Komplexbildner) Inhaltsstoffe wie auch deren Auswahl entscheidend.
Auswertung:
[0081] Fig. 2 zeigt eine tabellarische Zusammenfassung der Hullzellexperimente Vergleichsbeispiele
1 und 2 sowie Beispiele 1 bis 29. Fig. 3 zeigt eine tabellarische Übersicht der Beispiele
30 bis 36.
[0082] Die Hullzellbleche zeigten die Abscheidung aus den Elektrolyten über einen breiten
Stromdichtebereich. Alle Hullzellbleche 1 bis 29 verdeutlichen, dass im Vergleich
zu Vergleichsbeispiel 1 ohne Puffersubstanzen bei allen Versuchen erst bei einer zum
Teil sehr viel höheren Stromdichte ungeordnete, dendritische Abscheidungen eintrat
("höhere Anbrennfestigkeit"). Elektrolyte mit den beschriebenen mehrwertigen Carbonsäuren
oder deren Mischungen, gegebenenfalls jeweils zusätzlich mit Essigsäure, könnten also
bei höheren Stromdichten betrieben werden als Elektrolyte ohne diese Säuren.
[0083] Im Einzelnen wird deutlich, dass eine Erhöhung der Konzentration der einzelnen Puffersubstanzen
oder der Mischungen stets mit einer Verbesserung des Abscheidungsbildes bzw. einer
Erhöhung der maximal anwendbaren Stromdichte einherging (Beispiele 1 bis 4, 7 bis
9, 12 bis 15, 18 bis 22, 25-27, alle gegenüber Vergleichsbeispiel 1). Adipinsäure,
Bernsteinsäure und Glutarsäure verhielten sich in Bezug auf Pufferwirkung und Löslichkeit
sehr ähnlich (beispielsweise Beispiele 3, 9 und 14). Im Gegensatz dazu wies Sulfobernsteinsäure
eine schlechtere Pufferwirkung auf (beispielsweise Beispiel 20 im Vergleich zu 3,
9 und 14). Sulfobernsteinsäure war aber deutlich besser löslich als die beschriebenen
Dicarbonsäuren (Beispiel 22 im Vergleich zu 4, 9 und 15). Der Einsatz der Säuren als
Mischung war sehr gut möglich, brachte aber keinen besonderen Vorteil (beispielsweise
Beispiel 27 im Vergleich zu 3, 9, 14 und 20).
[0084] Wurde dem Elektrolyten Essigsäure, beispielsweise 20,00 g/L, zugegeben, so erhöhte
sich die Löslichkeit der Dicarbonsäuren signifikant (beispielsweise Beispiel 6 gegenüber
4, 11 gegenüber 9, 17 gegenüber 15). Außer im Falle der Glutarsäure erhöhte sich auch
die maximal anwendbare Stromdichte im Vergleich zu den Beispielen mit nur einer mehrwertigen
Carbonsäure, auch gegenüber dem Vergleichsbeispiel 2 ausschließlich mit Essigsäure
(Beispiel 5 gegenüber 4 und Vergleichsbeispiel 2, Beispiel 10 gegenüber 9 und Vergleichsbeispiel
2, Beispiel 23 gegenüber 21 und Vergleichsbeispiel 2). Dies galt auch für die Mischung
aller vier mehrwertigen Carbonsäuren mit Essigsäure (Beispiel 28 gegenüber 27 und
Vergleichsbeispiel 2).
[0085] Im Falle der Glutarsäure nahm die maximal anwendbare Stromdichte bei analogen Versuchen
zusammen mit Essigsäure bereits wieder ab (Beispiel 16 gegenüber 15 und Vergleichsbeispiel
2).
[0086] Bei allen Reihen mit Essigsäure wurde deutlich, dass bei sehr hohen Konzentrationen
an mehrwertigen Carbonsäuren die maximal anwendbare Stromdichte wieder abnimmt (Beispiele
5 bis 6, 10 bis 11, 16 bis 17, 28 bis 29).
[0087] Die Beispiele 30 bis 34 verdeutlichen, dass Propionsäure auch allein als Puffersubstanz
geeignet ist. Im Vergleich zu Essigsäure können höhere Konzentrationen ohne Einbussen
bei der Optik eingesetzt werden.
[0088] Beispiel 35 und 36 zeigen, dass allen entsprechenden Beispielen Essigsäure vollständig
oder anteilig durch Propionsäure ersetzt werden kann.
[0089] Alle beschriebenen mehrwertigen Carbonsäuren eignen sich allein, allein in Kombination
mit Essigsäure und/oder Propionsäure, als Mischung sowie als Mischung in Kombination
mit Essigsäure und/oder Propionsäure als Puffersubstanzen für saure ZnNi-Bäder. Dabei
kann die Mischung mit Essigsäure und/oder Propionsäure dazu dienen, ein noch besseres
Ergebnis in Bezug auf die maximal anwendbare Stromdichte zu erzielen oder bei vergleichbaren
Ergebnissen einen Teil der mehrwertigen Carbonsäuren zu ersetzen.
[0090] Propionsäure ist auch als alleinige Puffersubstanz für saure ZnNi-Bäder geeignet.
[0091] Alle Säuren können dabei als freie Säuren oder als deren Alkalisalze oder Mischungen
davon verwendet werden.