[0001] Die Erfindung betrifft einen Stallbodenbelag, enthaltend eine Schaumstoffmatte umfassend
expandierten thermoplastischen Polyurethan-Partikelschaumstoff, Verfahren zu dessen
Herstellung sowie die Verwendung von expandiertem thermoplastischen Polyurethan-Partikelschaumstoff
zur Herstellung des Stallbodenbelags (im Rahmen dieser Anmeldung werden thermoplastische
Polyurethane auch als "TPU" und expandierte thermoplastische Polyurethane auch als
"E-TPU" bezeichnet).
[0002] Der Begriff "Stallbodenbelag" im Sinne der vorliegenden Erfindung umfaßt nicht nur
Bodenbeläge im Bereich der Stallungen, also der eigentlichen Daueraufenthaltsbehausungen
für Tiere, sondern auch Beläge für sämtliche Böden, auf denen sich Tiere kurz- oder
langfristig aufhalten, beispielsweise auch Bodenbeläge im Bereich von Liegeboxen,
Boxengassen, Laufgängen oder Führanlagen für Tiere.
[0003] Die Anforderungen an Stallbodenbeläge können je nach Tierart und Einsatzgebiet recht
unterschiedlich sein. So unterscheiden sich die Anforderungen bei einer Nutztierhaltung
(z.B. von Milchkühen oder Schweinen) beispielsweise von denen der Pferde- oder Hundehaltung.
Auch die Anforderungen an Bodenbeläge für die Stallungen, die Liegebox, die Boxengasse,
die Führanlagen, der Außenflächen etc. sind jeweils unterschiedlich. Dennoch gibt
es für bestimmte Eigenschaften Anforderungen, die für alle Stallbodenbeläge und für
alle Tierarten relevant sind. Die Stallbodenbeläge beispielsweise für Milchkühe (sogenannte
Kuhmatratzen) haben zum Ziel das Wohlbefinden der Kühe zu verbessern und damit die
Milchleistung zu erhöhen. Daher werden neben guten thermischen Isoliereigenschaften
eine hohe Rutschfestigkeit, hohe mechanische Beanspruchbarkeit, aber auch geringe
Druckfestigkeit (hohe Weichheit) bei gleichbleibender hoher Gummielastizität unter
Dauerbelastung (geringer Druckverformungsrest) gefordert. Die Kuhmatratze sollte aus
hygienischen Gründen möglichst wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Außerdem sollte die Kuhmatratze
eine chemische Beständigkeit gegenüber Urin, Kot und Milchsäure aufweisen.
Weiterhin sollten Kuhmatratzen formstabil und leichtgewichtig beschaffen sein, so
dass der technische Aufwand für ihre Verlegung möglichst gering ist. Zudem ist der
wirtschaftliche Aspekt nicht zu vernachlässigen.
[0004] Zur Herstellung von Stallbodenbelägen die solchen Anforderungen möglichst nahe kommen,
sind daher verschiedene Kunststoffmaterialien und Ausführungen bekannt.
So weisen beispielsweise Stallbodenbeläge aus massiven Gummimatten oder aus Gummigranulat,
das mit Bindemittel zu Matten verarbeitet wurde, hohe mechanische Festigkeiten und
geringe Feuchtigkeitsaufnahmen auf, sind jedoch bezüglich der thermischen Isolationswerte
und der Verformbarkeit (Weichheit) verbesserungswürdig.
Stallbodenbeläge aus Schaumstoffen, beispielsweise Polyurethan-Flockenverbundschaumstoffen
oder Latexschaumstoffen weisen demgegenüber eine wesentlich verbesserte thermische
Isolierung und Verformbarkeit (Weichheit) auf, sind aber in der Regel aufgrund ihrer
offenzelligen Schaumstoffstruktur bezüglich ihrer mechanischen Festigkeit und Feuchtigkeitsaufnahme
nachteilig. Diesen Nachteilen kann in gewissem Maße abgeholfen werden, indem die Schaumstoffmatten
mit einer Folie verpackt werden und mit einer flüssigkeitsundurchlässigen und mechanisch
stabilen Deckschicht versehen werden (Sandwichaufbau). Allerdings sind dazu komplexere
Herstellverfahren nötig, die die entsprechenden Stallbodenbeläge verteuern. Die Folien
können zudem während des Gebrauchs oder während der Reinigung, z.B. mit einem Hochdruckreiniger,
beschädigt werden.
Das Eigenschaftsprofil von Stallbodenbelägen kann auch durch einen Mehrschichtaufbau
der Matte (mit oder ohne Deckschicht) verbessert werden, z.B. durch Kombination Polyurethanschaumstoff
und Vollgummi. Dies ist jedoch ebenfalls mit den eben beschriebenen Nachteilen verbunden.
Bodenbeläge aus Polyethylenschaumstoffen, wie sie beispielsweise in der
DE 43 42 200 A als Turnmatten beschrieben werden, haben zwar eine gute Verformbarkeit und praktisch
keine Feuchtigkeitsaufnahme, aber eine hohe bleibende Verformung nach Dauertrittbelastung,
und sind daher als Stallbodenbeläge weniger gut geeignet.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, einen leichten und einfach zu verlegenden
Stallbodenbelag bereitzustellen, der eine verbesserte Kombination aus hoher Weichheit
(entsprechend einer hohen Eindringtiefe), geringer bleibender Verformung bei Dauerbelastung,
geringem Verschleiß bei Dauerbelastung und geringer Feuchtigkeitsaufnahmen aufweist.
Der Stallbodenbelag soll außerdem durch einfache Herstellverfahren, und somit kostengünstig,
erhältlich sein.
[0006] Demgemäß wurde ein Stallbodenbelag, enthaltend eine Schaumstoffmatte umfassend expandierten
thermoplastischen Polyurethan-Partikelschaumstoff, gefunden.
[0007] Der erfindungsgemäße Stallbodenbelag ist einfach und kostengünstig herstellbar, leicht
und einfach zu verlegen und weist gegenüber bekannten Stallbodenbelägen eine verbesserte
Kombination aus hoher Weichheit (entsprechend einer hohen Eindringtiefe), geringer
bleibender Verformung bei Dauerbelastung, geringem Verschleiß bei Dauerbelastung und
geringer Feuchtigkeitsaufnahme auf. Die Schaumstoffmorphologie des erfindungsgemäßen
Stallbodenbelags führt zu einer geringen Formteildichte und hoher thermischer Isolation.
Der erfindungsgemäße Stallbodenbelag ist darüber hinaus gegen Tierausscheidungen dauerbeständig.
[0008] Die erfindungsgemäßen Stallbodenbeläge, die Verfahren zu ihrer Herstellung und die
Verwendung von expandierten thermoplastischen Polyurethan-Partikelschaumstoff zur
Herstellung dieser Stallbodenbeläge werden im Folgenden näher beschrieben.
[0009] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Stallbodenbeläge enthaltend eine Schaumstoffmatte
aus E-TPU-Partikelschaum sind grundsätzlich alle in der Literatur beschriebenen und
dem Fachmann bekannten TPU geeignet.
[0010] Geeignete TPU und aufgeschäumte E-TPU-Partikel auf Basis von TPU sowie deren Herstellung
sind beispielsweise offenbart in
WO 94/20568 und
WO 07/82838.
[0011] Bevorzugt einsetzbare TPU weisen eine Shore A-Härte im Bereich von 50 bis 120, bevorzugt
60 bis 100, besonders bevorzugt 65 bis 80 auf, gemessen gemäß DIN ISO 7619-1 DE an
Prüfkörpern aus nicht-expandiertem thermoplastischem Polyurethan mit einer Dicke von
6 mm.
[0012] Bevorzugt einsetzbare TPU sind insbesondere solche, bei denen der Schmelzbereich
bei einer DSC-Messung mit einer Aufheizrate von 20K/min unterhalb von 130°C, besonders
bevorzugt unterhalb von 120°C beginnt, und bei denen das thermoplastische Polyurethan
bei 190°C und einem Auflagegewicht von 21,6 kg nach DIN EN ISO 1133 höchstens eine
Schmelzflussrate (MFR) von 250 g/10 min, besonders bevorzugt eine Schmelzflussrate
von kleiner 200 g/10 min, aufweist.
[0013] Thermoplastische Polyurethane und Verfahren zu deren Herstellung sind allgemein bekannt
und in der Literatur, beispielsweise den o.g. Schriften, beschrieben.
[0014] Aus den TPU lassen sich expandierte, d.h geschäumte, TPU-Partikel herstellen, insbesondere
durch die in der Literatur beschriebenen und dem Fachmann bekannten Suspensions- bzw.
Extrusionsverfahren. Die geschäumten E-TPU-Partikel können bei diesen Verfahren direkt
oder indirekt, d.h. über treibmittelhaltige ungeschäumte expandierbare TPU-Partikel
als Zwischenprodukt, erhalten werden.
[0015] Beim Suspensionsverfahren wird das TPU als Granulat mit Wasser, einem Suspensionshilfsmittel
und einem Treibmittel in einem geschlossenen Reaktor bis über die Erweichungstemperatur
des Granulats erhitzt. Dabei werden die Polymerpartikel mit dem Treibmittel imprägniert.
Anschließend kann man entweder die heiße Suspension abkühlen, wobei sich die Partikel
unter Einschluss des Treibmittels verfestigen und den Reaktor entspannen. Die auf
diese Weise erhaltenen treibmittelhaltigen expandierbaren Partikel werden in einem
nachfolgenden Schritt durch Erwärmen zu den expandierten Partikeln verschäumt. Alternativ
kann man die heiße Suspension ohne Abkühlen schlagartig entspannen (Explosionsexpansionsverfahren),
wobei die erweichten, treibmittelhaltigen Partikel unmittelbar zu den expandierten
Partikeln aufschäumen, siehe z.B.
WO 94/20568.
[0016] Beim Extrusionsverfahren wird das TPU in einem Extruder unter Aufschmelzen mit -einem
Treibmittel vermischt, das dem Extruder zugeführt wird. Die treibmittelhaltige Mischung
wird entweder unter solchen Druck- und Temperaturbedingungen ausgepresst und granuliert,
dass das TPU-Granulat nicht schäumt (expandiert), wozu beispielsweise eine Unterwassergranulierung
verwendet wird, die bei einem Wasserdruck von mehr als 2 bar betrieben wird. Man erhält
treibmittelhaltige, expandierbare Partikel, die in einem anschließenden Schritt durch
Erwärmen zu den expandierten Partikeln verschäumt werden. Alternativ kann man die
Mischung auch ohne Überdruck auspressen und granulieren. Dabei schäumt der Schmelzestrang
auf und man erhält durch Granulierung die expandierten Partikel.
[0017] Die zur Herstellung der erfindungsgemäßen Stallbodenbeläge enthaltend eine Schaumstoffmatte
geeigneten expandierten TPU-Schaumstoffpartikel haben bevorzugt Schüttdichten im Bereich
von 10 kg/m
3 bis 600 kg/m
3, bevorzugt 25 kg/m
3 bis 300 kg/m
3, besonders bevorzugt von 50 bis 150 kg/m
3.
[0018] Die expandierten TPU-Partikel sind in der Regel zumindest annähernd kugelförmig und
weisen üblicherweise einen Durchmesser von 0,2 bis 50 mm, bevorzugt 0,5 bis 20 mm
und insbesondere 1 bis 15 mm auf. Bei nicht kugelförmigen, z.B. länglichen oder zylinderförmigen
Partikeln, ist mit Durchmesser die längste Abmessung gemeint.
[0019] Aus den expandierten TPU-Partikeln kann man nach dem Fachmann grundsätzlich bekannten
Verfahren Schaumstoffmatten herstellen. Beispielsweise können die TPU-Partikel in
kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Verfahren miteinander verklebt werden, beispielsweise
mit dem Fachmann bekannten Polyurethan-Klebern, oder unter Wärmeeinwirkung miteinander
verschweißt werden.
[0020] Aus den expandierten TPU-Partikeln kann man nach einem bevorzugten Verfahren Schaumstoffmatten
herstellen, indem man die E-TPU-Partikel in einer geschlossenen Form, insbesondere
einem Formteilautomaten, unter Wärmeeinwirkung miteinander verschweißt, wie beispielsweise
beschrieben in
DE-A 25 42 452. Dazu füllt man die Partikel in eine Form und leitet nach Schließen der Form Wasserdampf
oder Heißluft ein, wodurch die Partikel weiter expandieren und bei Temperaturen von
bevorzugt zwischen 100°C und 140°C miteinander zur Schaumstoffmatte verschweißen.
Die aus den E-TPU-Partikeln hergestellten Schaumstoffmatten haben vorzugsweise eine
Dichte im Bereich von 35 bis 300 kg/m
3, insbesondere von 90 bis 250 kg/m
3, und sind zur Verwendung als Stallbodenbelag geeignet. Die Dichte der Schaumstoffmatte
lässt sich beispielsweise durch Wahl der Schüttdichte der E-TPU-Partikel und dem Verdichtungsverhältnis
im Formteilautomat bzw. in einer Presse einstellen. In der Regel liegt das Verdichtungsverhältnis
(Formteildichte/Schüttdichte) im Bereich von 1,5 bis 3.
[0021] Die Dicke der zur Herstellung von Stallbodenbelägen geeigneten Schaumstoffmatten
umfassend E-TPU hängt von deren Verwendung ab und liegt in der Regel im Bereich von
20 bis 150 mm, für Kuhmatratzen bevorzugt im Bereich von 40 bis 120 mm.
[0022] Eine erfindungsgemäß bevorzugte Schaumstoffmatte, insbesondere zur Verwendung als
Kuhmatratze, umfassend E-TPU-Partikelschaumstoff weist nach den Prüfungsbedingungen
der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG) bezüglich der Weichheit (d.h.
im Kugeleindruckversuch im Neuzustand mit einer Kalotte mit einem Radius r = 120 mm
und einer Eindringkraft von 2000 N) eine Eindringtiefe von 20 mm oder mehr auf.
[0023] Bezüglich der Dauertrittbelastung (d.h. nach Dauertrittbelastung auf einem Prüfstand
mit einem runden Stahlfuß mit einem Durchmesser von 105 mm und einer Aufstandsfläche
von 75 cm
2, mit 5 mm breitem Ring an der Peripherie der Sohle, der die übrige Fläche 1 mm überragt,
mit 100000 Wechselbelastungen bei 10000 N) weist eine bevorzugte Schaumstoffmatte,
insbesondere zur Verwendung als Kuhmatratze, keinen signifikanten Verschleiß und eine
bleibende Verformung von maximal 50%, bevorzugt von maximal 30%, besonders bevorzugt
von maximal 10%, bezogen auf die Dicke der Schaumstoffmatte im Neuzustand, auf.
[0024] Die wie beschrieben herstellbaren Schaumstoffmatten umfassend E-TPU-Partikelschaumstoff
sind zur Herstellung von Stallbodenbelägen, insbesondere Kuhmatratzen, geeignet.
Die E-TPU-Schaumstoffmatten sind leicht und mechanisch einfach durch Sägen, Fräsen
oder Stanzen bearbeitbar. Die Verlegung und/oder Verbindung einzelner Matten untereinander
kann daher relativ einfach durch die verschiedensten Techniken erfolgen z.B. durch
Nut- und Feder- oder Schwalbenschwanz-Verbindungen.
Zur weiteren Erhöhung der Abrieb- und Rutschfestigkeit kann die Schaumstoffmatte auf
einer oder beiden Seiten mit einer Deckschicht, insbesondere aus Polyethylen, Polypropylen,
Polyvinylchlorid oder Polyester mit einer Dicke im Bereich von 0,5 bis 5 mm versehen
werden.
Die E-TPU Schaumstoffpartikel sind überwiegend, bevorzugt zu mehr als 95%, geschlossenzellig.
Durch geeignete Verarbeitung können daher Schaumstoffmatten mit geringem Zwickelanteil
und einer wasserundurchlässigen Schaumschicht hergestellt werden. Für Stallbodenbeläge
umfassend E-TPU-Schaumstoffmatten, für die eine Flüssigkeitsdurchlässigkeit erwünscht
ist, können die Schaumstoffmatten (mit oder ohne Deckschicht) einfach mit entsprechenden
Ablaufkanälen durch Bohren oder Stanzen versehen werden.
[0025] Der erfindungsgemäße Stallbodenbelag ist somit einfach und kostengünstig herstellbar,
leicht und einfach zu verlegen und weist gegenüber bekannten Stallbodenbelägen eine
verbesserte Kombination aus hoher Weichheit (entsprechend einer hohen Eindringtiefe),
geringer bleibender Verformung bei Dauerbelastung, geringem Verschleiß bei Dauerbelastung
und geringer Feuchtigkeitsaufnahme auf.
1. Stallbodenbelag, enthaltend eine Schaumstoffmatte umfassend expandierten thermoplastischen
Polyurethan-Partikelschaum.
2. Stallbodenbelag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das thermoplastische Polyurethan eine Shore A-Härte im Bereich von 50 bis 120 aufweist,
gemessen gemäß DIN ISO 7619-1 DE an Prüfkörpern aus nicht-expandiertem thermoplastischem
Polyurethan mit einer Dicke von 6 mm.
3. Stallbodenbelag nach Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaumstoffmatte eine Dichte im Bereich von 35 bis 300 kg/m3 aufweist.
4. Stallbodenbelag nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der Schaumstoffmatte im Bereich von 20 bis 150 mm liegt.
5. Stallbodenbelag nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaumstoffmatte mit einer Deckschicht aus Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid
oder Polyester mit einer Dicke im Bereich von 0,5 bis 5 mm versehen ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Stallbodenbelags gemäß Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Schaumstoffpartikel aus expandiertem thermoplastischem Polyurethan mit einer Schüttdichte
im Bereich von 10 bis 600 kg/m3 mit Heißluft oder Dampf unter Bildung einer Schaumstoffmatte verschweißt werden.
7. Verwendung von expandiertem thermoplastischen Polyurethan-Partikelschaumstoff zur
Herstellung eines Stallbodenbelags.