[0001] Die Erfindung betrifft Legierungen und metallische Bauteile, die Partikel aus Quasikristallen
aufweisen, ein Verfahren zur Herstellung sowie Schichtsysteme.
[0002] Die Partikelverstärkung ist ein bekannter Mechanismus zur Verbesserung der mechanischen
Eigenschaften von Metallen oder metallischen Legierungen.
[0003] Stand der Technik ist es, solche Partikelverstärkung durch keramische Partikel zu
erreichen, die durch die unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten und
den dadurch initiierten Spannungen auch eine Festigkeitssteigerung erzielen können,
aber auch Risse initiieren können, wenn die thermischen Spannungen zu groß werden,
insbesondere, wenn das Bauteil mit einer solchen Legierung bei hohen Temperaturen
eingesetzt wird und thermischen Temperaturgradienten ausgesetzt ist.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung oben genanntes Problem zu lösen.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Legierung gemäß Anspruch 1, einem Pulver gemäß
Anspruch 5, einem Bauteil gemäß Anspruch 6 und ein Verfahren nach Anspruch 10 oder
13 und ein Schichtsystem nach Anspruch 14, 15.
[0006] In den Unteransprüchen sind weitere vorteilhafte Maßnahmen aufgelistet, die beliebig
miteinander kombiniert werden können, um weitere Vorteile zu erzielen.
[0007] Es wird vorgeschlagen Quasikristallpartikel (QKP) in Metalle oder Metalllegierungen
einzubringen.
[0008] Quasikristalle haben Eigenschaften die zwischen den von Metallen und Keramiken einstellbar
sind. Beispielsweise kann der thermische Ausdehnungskoeffizient nahe bei Metallen
sein, welches thermische Spannungen zwischen Metallmatrix und QKP im Betrieb minimiert.
Die QKP stabilisieren die metallische Mikrostruktur und helfen dem Material über dies
hinaus höhere Versagensspannungen zu erlangen. Auch verbessern sich Abriebeigenschaften
durch das Einbringen von QKP.
Da Quasikristalle eine schlechte Wärmeleitung haben können oberflächennahe QKP auch
zur Wärmedämmung dienen, wobei diese allerdings nicht als Schicht mit ihrer Abplatzungsproblematik
verstanden werden muss, sondern als gradueller Konzentrationsgradient der QKP.
[0009] Es zeigen:
- Figur 1, 2, 3
- verschiedene Ausführungsbeispiele der Erfindung,
- Figur 4
- zeigt eine Turbinenschaufel,
- Figur 5
- eine Liste von Superlegierungen.
[0010] Die Beschreibung und die Figuren stellen nur Ausführungsbeispiele der Erfindung dar.
[0011] In Figur 1 ist schematisch ein Bauteil 1, 120, 130 dargestellt, das aus einer metallischen
Legierung oder Metall hergestellt wurde.
[0012] In dem Metall oder der Metalllegierung sind Partikel 4 aus Quasikristallen (QKP)
gleichförmig verteilt. Das Bauteil 1, 120, 130 kann auch aus einem Pulver hergestellt
werden, das eine Metalllegierung mit Quasikristallen aufweist.
[0013] Im Gegensatz zu Figur 1 sind in Figur 2 die Quasikristallpartikel nur im oberflächennahen
Bereich 7 des Bauteils 1', 120, 130 vorhanden, wenn dort die größten Spannungen oder
Belastungen auftreten.
[0014] In Figur 3 ist in der Komponente 1'', 120, 130 nur ein Teilbereich 7' vorgesehen,
der Quasikristallpartikel (QKP) aufweist. Dies können mechanisch stärker belastete
Bereiche des Bauteils sein. Bei Turbinenschaufeln 120, 130 ist dies z.B. die Anströmkante.
[0015] Beispielhafte Herstellverfahren für Bauteil mit Quasikristallen:
● QKP mit hohem Schmelzpunkt werden in Metallschmelze eingefügt oder mit aufgeschmolzen
und schließen sich an gewöhnlichen Gussprozess an.
● Bestreuung/Beschichten des Formschalensystems von Gussbauteilen von Innen mit QKP.
Die QKP können hierbei mit Klebstoff oder elektrostatisch an die Formschale gebunden
werden. Beim Eingießen der Metallschmelze werden die QKP sich oberflächennah platzieren
und in der Schmelze erstarren. Die Schichtdicke, in der sich die QKP niederlassen,
kann dabei durch die Abkühlrate und Schichtdicke der aufgebrachten QKP beeinflusst
werden.
● Lasersintern der QKP an der Bauteiloberfläche.
Hierbei wird nach dem (Guss) Herstellungsverfahren die Oberfläche mit QKP bedeckt.
Laserpulse schmelzen die Bauteiloberfläche an und ermöglichen ein Eindringen der QKP
in die Oberfläche.
● Lasersintern der QKP gemischt mit Metallpartikeln.
Hierbei kann ein Gemisch aus Metallpartikeln und QKP in Bauteilaussparungen gefüllt
werden. Anschließender Laserbeschuss schmilzt die Metallpartikel und erzeugt somit
eine homogene Metall/QKP Matrix in der Aussparung. Diese Verfahren eignen sich auch
als Reparaturverfahren: Ausmulden von Rissen führt zu oben genannten Aussparungen,
die entsprechend wie beschrieben aufgebaut werden können.
[0016] Als QK Phasen können insbesondere Verbindungen der nominalen atomaren Zusammensetzung
verwendet werden:
Al
wCo
xM
y,
wobei M wenigstens eines der Elemente ausgewählt aus der Gruppe Nickel (Ni) und Chrom
(Cr) ist und wenigstens 30 Massenprozent der Verbindung als quasikristalline Struktur
oder als Approximat vorliegen, wobei gilt 70 ≤ w ≤ 76 und w + x + y = 100 ist
oder
darüber hinaus folgende Verbindungen:
● Al65Cu20Co15
● Al70Co10Ni20
● Al75Co10Ni15
● Al70Pd15Mn15
● Al72MgxPd28-x 5<x<10
● Al62Cu25.5Fe12.5
● Zn-Mg-RE Quasikristalle (RE: Selten Erd Element)
● zwölfzählige Quasikristalle, z.B. Tantaltellurid,
● binäre Quasikristalle wie z.B. RE13Zn58, RECd6, ZnSc, Eu4Cd25, Dy13Zn57, Ca13Cd76.
[0017] In den zuerst genannten Verbindungen (insbesondere decagonal QC und icosahedral QC:)
können die Elemente Ni durch Pd oder Ru ersetzen oder/und Co durch Fe oder Mn.
[0018] Die aufgeführten QK Typen bieten gute Flexibilität, um die vorgeschlagenen partikelbasierten
quasikristallinen Schichtsysteme zu realisieren und auf die individuellen Anforderungen
der Komponente anzupassen.
[0019] Die Figur 4 zeigt in perspektivischer Ansicht eine Laufschaufel 120 oder Leitschaufel
130 einer Strömungsmaschine, die sich entlang einer Längsachse 121 erstreckt.
[0020] Die Strömungsmaschine kann eine Gasturbine eines Flugzeugs oder eines Kraftwerks
zur Elektrizitätserzeugung, eine Dampfturbine oder ein Kompressor sein.
[0021] Die Schaufel 120, 130 weist entlang der Längsachse 121 aufeinander folgend einen
Befestigungsbereich 400, eine daran angrenzende Schaufelplattform 403 sowie ein Schaufelblatt
406 und eine Schaufelspitze 415 auf.
Als Leitschaufel 130 kann die Schaufel 130 an ihrer Schaufelspitze 415 eine weitere
Plattform aufweisen (nicht dargestellt).
[0022] Im Befestigungsbereich 400 ist ein Schaufelfuß 183 gebildet, der zur Befestigung
der Laufschaufeln 120, 130 an einer Welle oder einer Scheibe dient (nicht dargestellt).
Der Schaufelfuß 183 ist beispielsweise als Hammerkopf ausgestaltet. Andere Ausgestaltungen
als Tannenbaum- oder Schwalbenschwanzfuß sind möglich.
Die Schaufel 120, 130 weist für ein Medium, das an dem Schaufelblatt 406 vorbeiströmt,
eine Anströmkante 409 und eine Abströmkante 412 auf.
[0023] Bei herkömmlichen Schaufeln 120, 130 werden in allen Bereichen 400, 403, 406 der
Schaufel 120, 130 beispielsweise massive metallische Werkstoffe, insbesondere Superlegierungen
verwendet.
Solche Superlegierungen sind beispielsweise aus der
EP 1 204 776 B1,
EP 1 306 454,
EP 1 319 729 A1,
WO 99/67435 oder
WO 00/44949 bekannt.
Die Schaufel 120, 130 kann hierbei durch ein Gussverfahren, auch mittels gerichteter
Erstarrung, durch ein Schmiedeverfahren, durch ein Fräsverfahren oder Kombinationen
daraus gefertigt sein.
[0024] Werkstücke mit einkristalliner Struktur oder Strukturen werden als Bauteile für Maschinen
eingesetzt, die im Betrieb hohen mechanischen, thermischen und/oder chemischen Belastungen
ausgesetzt sind.
Die Fertigung von derartigen einkristallinen Werkstücken erfolgt z.B. durch gerichtetes
Erstarren aus der Schmelze. Es handelt sich dabei um Gießverfahren, bei denen die
flüssige metallische Legierung zur einkristallinen Struktur, d.h. zum einkristallinen
Werkstück, oder gerichtet erstarrt.
Dabei werden dendritische Kristalle entlang dem Wärmefluss ausgerichtet und bilden
entweder eine stängelkristalline Kornstruktur (kolumnar, d.h. Körner, die über die
ganze Länge des Werkstückes verlaufen und hier, dem allgemeinen Sprachgebrauch nach,
als gerichtet erstarrt bezeichnet werden) oder eine einkristalline Struktur, d.h.
das ganze Werkstück besteht aus einem einzigen Kristall. In diesen Verfahren muss
man den Übergang zur globulitischen (polykristallinen) Erstarrung meiden, da sich
durch ungerichtetes Wachstum notwendigerweise transversale und longitudinale Korngrenzen
ausbilden, welche die guten Eigenschaften des gerichtet erstarrten oder einkristallinen
Bauteiles zunichte machen.
Ist allgemein von gerichtet erstarrten Gefügen die Rede, so sind damit sowohl Einkristalle
gemeint, die keine Korngrenzen oder höchstens Kleinwinkelkorngrenzen aufweisen, als
auch Stängelkristallstrukturen, die wohl in longitudinaler Richtung verlaufende Korngrenzen,
aber keine transversalen Korngrenzen aufweisen. Bei diesen zweitgenannten kristallinen
Strukturen spricht man auch von gerichtet erstarrten Gefügen (directionally solidified
structures).
Solche Verfahren sind aus der
US-PS 6,024,792 und der
EP 0 892 090 A1 bekannt.
[0025] Ebenso können die Schaufeln 120, 130 Beschichtungen gegen Korrosion oder Oxidation
aufweisen, z. B. (MCrAlX; M ist zumindest ein Element der Gruppe Eisen (Fe), Kobalt
(Co), Nickel (Ni), X ist ein Aktivelement und steht für Yttrium (Y) und/oder Silizium
und/oder zumindest ein Element der Seltenen Erden, bzw. Hafnium (Hf)). Solche Legierungen
sind bekannt aus der
EP 0 486 489 B1,
EP 0 786 017 B1,
EP 0 412 397 B1 oder
EP 1 306 454 A1.
Die Dichte liegt vorzugsweise bei 95% der theoretischen Dichte.
Auf der MCrAlX-Schicht (als Zwischenschicht oder als äußerste Schicht) bildet sich
eine schützende Aluminiumoxidschicht (TGO = thermal grown oxide layer).
[0026] Vorzugsweise weist die Schichtzusammensetzung Co-30Ni-28Cr-8Al-0,6Y-0,7Si oder Co-28Ni-24Cr-10Al-0,6Y
auf. Neben diesen kobaltbasierten Schutzbeschichtungen werden auch vorzugsweise nickelbasierte
Schutzschichten verwendet wie Ni-10Cr-12Al-0,6Y-3Re oder Ni-12Co-21Cr-11Al-0,4Y-2Re
oder Ni-25Co-17Cr-10Al-0,4Y-1,5Re.
[0027] Auf der MCrAlX kann noch eine Wärmedämmschicht vorhanden sein, die vorzugsweise die
äußerste Schicht ist, und besteht beispielsweise aus ZrO
2, Y
2O
3-ZrO
2, d.h. sie ist nicht, teilweise oder vollständig stabilisiert durch Yttriumoxid und/oder
Kalziumoxid und/oder Magnesiumoxid.
Die Wärmedämmschicht bedeckt die gesamte MCrAlX-Schicht. Durch geeignete Beschichtungsverfahren
wie z.B. Elektronenstrahlverdampfen (EB-PVD) werden stängelförmige Körner in der Wärmedämmschicht
erzeugt.
Andere Beschichtungsverfahren sind denkbar, z.B. atmosphärisches Plasmaspritzen (APS),
LPPS, VPS oder CVD. Die Wärmedämmschicht kann poröse, mikro- oder makrorissbehaftete
Körner zur besseren Thermoschockbeständigkeit aufweisen. Die Wärmedämmschicht ist
also vorzugsweise poröser als die MCrAlX-Schicht.
[0028] Wiederaufarbeitung (Refurbishment) bedeutet, dass Bauteile 120, 130 nach ihrem Einsatz
gegebenenfalls von Schutzschichten befreit werden müssen (z.B. durch Sandstrahlen).
Danach erfolgt eine Entfernung der Korrosions- und/oder Oxidationsschichten bzw. -produkte.
Gegebenenfalls werden auch noch Risse im Bauteil 120, 130 repariert. Danach erfolgt
eine Wiederbeschichtung des Bauteils 120, 130 und ein erneuter Einsatz des Bauteils
120, 130.
[0029] Die Schaufel 120, 130 kann hohl oder massiv ausgeführt sein. Wenn die Schaufel 120,
130 gekühlt werden soll, ist sie hohl und weist ggf. noch Filmkühllöcher 418 (gestrichelt
angedeutet) auf.
1. Metall oder Metalllegierung,
die Quasikristallpartikel (4) aufweist.
2. Metall oder Metalllegierung nach Anspruch 1,
die eine nickel- oder kobaltbasierte Legierung aufweist.
3. Metall oder Metalllegierung nach einem oder beiden der Ansprüche 1 oder 2,
bei dem die Quasikristallpartikel die Zusammensetzung AlwCoxMy mit 70 ≤ w ≤ 76 und w + x + y = 100 aufweisen.
4. Metalle oder Metalllegierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
bei dem die Quasikristallpartikel die Zusammensetzung aufweisen:
Al65Cu20Co15 und/oder
Al70Co10Ni20 und/oder
Al75Co10Ni15 und/oder
Al70Pd15Mn15 und/oder
A172MgxPd28-x mit 5<x<10 und/oder
Al62Cu25.5Fe12.5 und/oder
Zn-Mg-RE Quasikristalle und/oder
zwölfzählige Quasikristalle, insbesondere Tantaltellurid,
und/oder
binäre Quasikristalle, insbesondere RE13Zn58, RECd6, ZnSc, Eu4Cd25, Dy13Zn57, Ca13Cd76,
wobei jeweils die Elemente Ni durch Pd oder Ru ersetzen oder/und
Co durch Fe oder Mn ersetzt sind (RE: Selten Erd Element).
5. Pulver,
aufweisend eine Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
insbesondere bestehend daraus.
6. Bauteil (1, 1', 1'', 120, 130)
hergestellt aus einer Metalllegierung oder einem Metall gemäß Anspruch 1, 2 oder 3,
4
oder
aus einem Pulver gemäß Anspruch 5.
7. Bauteil nach Anspruch 6,
bei dem die Quasikristallpartikel (4) gleichförmig im ganzen Bauteil (1) verteilt
sind.
8. Bauteil nach Anspruch 6,
bei dem die Quasikristallpartikel (4) nur im oberflächennahen Bereich (7) des Bauteils
(1') vorhanden sind.
9. Bauteil nach einem oder beiden der Ansprüche 6 oder 8,
bei dem die Quasikristallpartikel (4) nur in einem bestimmten Bereich (7') des Bauteils
(1') vorhanden sind.
10. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils nach einem oder mehreren der Ansprüche 6
bis 9,
bei dem Quasikristallpartikel (4) beim Gussprozess verwendet werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
bei dem eine Schmelze mit Quasikristallpartikel (4) abgegossen wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10,
insbesondere zur Herstellung eines Bauteils nach Anspruch 7,
bei dem Quasikristallpartikel (4) vorab in oder auf die Oberfläche einer Gussform
eingebracht werden und
bei dem ein flüssiges Metall in die Gussform eingegossen wird.
13. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils nach einem oder beiden der vorherigen Ansprüche
8 oder 9,
bei dem die Oberfläche des Bauteils (120, 130) mit Quasikristallpartikeln (4) bedeckt
wird und Laserpulse die Bauteiloberfläche anschmelzen und so ein Eindringen der Quasikristallpartikel
(4) in die Oberfläche ermöglichen.
14. Schichtsystem,
das ein Substrat nach Anspruch 6, 7, 8 oder 9 aufweist.
15. Schichtsystem,
das eine metallische Schicht mit Quasikristallpartikeln (4) aufweist.