[0001] Die Erfindung betrifft ein Papiermaschinenband.
[0002] Papiermaschinenbänder sind endlose oder über eine Naht endlos gemachte Textilerzeugnisse
großer Länge und großer Breite, die in ihrem Aufbau und in der Materialwahl an die
spezifischen Anforderungen in einer Papiermaschine angepasst sind. Die Papiermaschinenbänder
laufen in der Papiermaschine um und unterstützen dabei die in der Papiermaschine sich
bildende Papierbahn beim Durchlauf durch die Papiermaschine und ermöglichen und fördern
dabei den Entwässerungsprozess. Dabei können entsprechend ihrem Einsatzort drei Grundtypen
von Papiermaschinenbändern unterschieden werden.
[0003] Im ersten Teil der Papiermaschine, der Formierpartie, werden ein- oder mehrlagige
Gewebe verwendet, auf die die Papierpulpe derart aufgebracht wird, dass sich eine
Papierbahn ausbildet. Ihre Entwässerung erfolgt unter Schwerkrafteinfluss und durch
Einwirkung von mittels Saugkästen aufgebrachtem Unterdruck durch das Formiersieb.
Formiersiebe müssen deshalb einerseits sehr durchlässig sein und andererseits eine
gute Faserretention auf deren Außenseite aufweisen. In dem nachfolgenden Abschnitt
der Papiermaschine, der Pressenpartie, wird die Papierbahn von Pressfilzen übernommen
und durch Walzenpressen hindurchgeführt, wobei die in der Papierbahn noch enthaltene
Flüssigkeit unter Pressendruck herausgepresst und durch den Pressfilz hindurchgedrückt
wird. Pressfilze weisen grundsätzlich einen Träger in Form eines Fadensystems auf,
auf das eine oder mehrere Faserschichten aufgenadelt sind. Das Fadensystem kann ein
Gewebe, Gewirke oder ein Fadengelege sein. Bekannt sind auch Kombinationen solcher
Fadensysteme. Auf die Pressenpartie folgt die Trockenpartie, in der die Papierbahn
auf Trockensiebe übergeben wird, die die Papierbahn über heiße Walzen führt. Die Entwässerung
erfolgt hier thermisch. Trockensiebe bestehen in der Regel aus einem offenen Gewebe
oder aus einem Drahtgliederband (zur Gattung:
EP 0 171 891 A1,
EP 0 472 072 A1 und
EP 0 763 623 B1). Daneben gibt es noch weitere Formen von Papiermaschinenbändern, beispielsweise
sogenannte Schuhpressenbänder, welche aus einem Träger, bestehend z.B. aus einem Gewebe
oder einem Fadengelege, und einer darauf aufgebrachten, undurchlässigen Polymerschicht
hergestellt sind.
[0004] Früher wurden die Fadensysteme solcher Papiermaschinenbänder aus Wolle oder Baumwolle
hergestellt. Deren mechanische Eigenschaften waren jedoch so eingeschränkt, dass sie
mit der weiteren Entwicklung der Papiermaschinen nicht schritthalten konnten. Seit
mehreren Jahrzehnten werden deshalb Papiermaschinenbänder ausschließlich aus Kunststoffen
hergestellt, die auf fossilen Rohstoffen basieren, wie Polyethylen, Polypropylen,
Polyamid, Polyester, Polyethylenterephthalat, Polyetheretherketon und dergleichen.
Dabei ist der Mengenverbrauch an solchen Kunststoffen durchaus beachtlich, da Papiermaschinenbänder
wegen der ungünstigen Umgebungsbedingungen in der Papiermaschine nur eine Lebensdauer
von einigen Monaten haben und dann gegen neue Bänder ausgetauscht werden müssen.
[0005] Die für polymere Kunststoffe verwendeten fossilen Rohstoffe, insbesondere die petrochemischen
Rohstoffe wie Mineralöl, gehen zur Neige. Da Mineralöl für die Herstellung von Treibstoffen
noch nicht ersetzt werden kann, besteht ein allgemeines Bedürfnis, die Mineralölvorkommen
so weit wie möglich zu schonen und denjenigen Anwendungen vorzubehalten, für die sie
noch unverzichtbar sind.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für Papiermaschinenbänder Materialien vorzusehen,
die die bisher für Papiermaschinenbänder verwendeten, auf petrochemischen Rohstoffen
basierenden Kunststoffe zu ersetzen in der Lage sind.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Papiermaschinenband teilweise
oder ganz aus einem Biokunststoff besteht, insbesondere solchen Biokunststoffen, die
unter Verwendung von einem oder mehreren nachwachsenden Rohstoffen, vor allem pflanzlichen
Rohstoffen hergestellt sind. Durch Verwendung solcher Kunststoffe wird ein Beitrag
zur Schonung der fossilen Ressourcen geleistet. Außerdem sind Biokunststoffe unproblematischer
zu deponieren, und ihr Material lässt sich größtenteils zur erneuten Verwendung wiedergewinnen.
[0008] Für die Lösung der gestellten Aufgabe kommen sowohl biologisch nicht abbaubare als
auch biologisch abbaubare Biokunststoffe in Frage. Im letzteren Fall sollten sich
aber der Abbau erst nach Erreichen der Unbrauchbarkeit des Papiermaschinenbandes einstellen,
damit das Papiermaschinenband bis zum Ende seiner Lebensdauer die Anfangseigenschaften
beibehält. Erst zeitlich danach sollte dann der biologische Abbau möglich sein.
[0009] Für den Einsatz in der Papiermaschine eignen sich insbesondere die nachstehenden
Biopolymere. So kommen Kunststoffe infrage, die auf Stärke, insbesondere thermoplastischet
Stärke basieren. Der Rohstoff für Stärke kann sein Mais, Weizen, Kartoffel oder Tapioka.
Dabei sollte ein wasserfester Stärkekunststoff verwendet werden, wie er sich beispielsweise
aus der
EP 0 596 437 A2,
WO 02/051284 A2 oder
WO 96/19599 A1 ergibt.
[0013] Ebenfalls geeignete Biopolymere sind Polyvinylchlorid (PVC) aus biobasiertem Ethen
oder Ethin, biobasiertes Polybutylenterephthalat (PBT), z.B. erwähnt in der
US 2010/0168371 A1 und der
WO 2010/078328 A2, Polyphenylensulfid (PPS), Polyethylenterephthalat (PET), z.B. beschrieben in der
WO 2010/101698 A2, der
CN 101525416 A1, der
WO 2010/078328 A2, der
US 2010/0168371 A1 und der
WO 2009/120457 A2, Polyethylen-co-isosorbid Terephthalatpolymer (PEIT), auf 1,3-Propandiol basierendes
Polyester, z.B. erwähnt in der
US 2010/0168371 A1,
WO 2010/078328 A2 und der
WO 2008/088501 A1, sowie Polyurethan (PUR), das auf biobasierten Polyolen und biobasierten Isocyanaten
aufbaut.
[0014] Die vorzitierten Dokumente zum Stand der Technik werden vollinhaltlich zum Inhalt
der vorliegenden Beschreibung gemacht. Dies gilt insbesondere für die in den Druckschriften
dargestellten Herstellungsprozesse und auch die Kombinationen mit jeweils anderen
Materialien und Rohstoffen. Es versteht sich, dass die vorgenannten Biokunststoffe
bzw. Rohstoffe - soweit möglich - dafür auch miteinander oder - sofern es die Anforderungen
bedingen - mit den bekannten, mineralölbasierten Kunststoffen vermischt werden können,
z.B. unter Bildung von Compounds oder Blends.
[0015] Sofern das Papiermaschinenband ein Fadensytem mit Fäden aufweist oder daraus besteht,
sollte ein Teil der Fäden oder sollten sämtliche Fäden teilweise oder ganz aus dem
Biokunststoff bestehen. Das Fadensystem kann dabei als Gewebe, Gewirke oder Fadengelege
oder auch als Drahtgliederband sowie aus Kombinationen davon ausgebildet werden. In
dem Fadensystem können Fäden vorhanden sein, die als Monofilamente - auch Drähte -
und/oder als Multifilamente oder Zwirne ausgebildet sind. Für Multifilamente können
sowohl Fasern aus Biokunststoffen als auch Fasern aus mineralölbasierten Kunststoffen
verwendet werden.
[0016] Das Fadensystem kann auch mehrere Lage aufweisen, wobei zumindest eine Lage Fäden
enthält oder daraus besteht, die teilweise oder ganz aus einem Biokunststoff bestehen.
Auch hier sind Kombinationen aus Biokunststoff und petrochemischen Kunststoffen möglich,
indem beispielsweise die eine Lage aus einem Biokunststoff und die andere Lage aus
einem petrochemischen Kunststoff gefertigt werden oder beide Lagen aus einer Kombination
beider Arten von Kunststoffen. Wenn die Umgebungsbedingungen in der Papiermaschine
es erlauben, sollten beide Lagen aus einem jeweils dafür geeigneten Biokunststoff
hergestellt sein, um möglichst weitgehend auf petrochemische Kunststoffe verzichten
zu können.
[0017] Wie bei bekannten Papiermaschinenbändern kann dabei auch eine Lage des Fadensystems
als Gewebe oder Gewirke und eine weitere Lage als Fadengelege ausgebildet sein, bei
der die Fäden übereinandergelegt und nicht miteinander verwoben oder verwirkt sind.
[0018] Wie schon erwähnt, können in dem Fadensystem Fäden vorhanden sein, die teilweise
aus dem Biokunststoff und teilweise aus einem petrochemischen Kunststoff bestehen,
indem beide Kunststoffe als Compound oder Blend vermischt sind und/oder ein Teil der
Fäden aus Biokunststoff und ein anderer Teil aus petrochemischem Kunststoff hergestellt
sind. Dies kann beispielsweise in der Form geschehen, dass die Fäden als Kern-Mantel-Fäden
ausgebildet sind und dass der Kern aus dem Biokunststoff und der Mantel aus dem petrochemischen
Kunststoff oder umgekehrt hergestellt sind. Es können jedoch auch Fäden vorhanden
sein, die als Multifilamentfäden und/oder Zwirnen ausgebildet sind, wobei ein Teil
der Filamente aus dem Biokunststoff und ein Teil der Filamente aus dem petrochemischen
Kunststoff bestehen können.
[0019] In Sonderheit kann das Papiermaschinenband als Formiersieb ausgebildet sein, das
in der Formiersektion zur Ausbildung der Papierbahn einzusetzen ist. Dabei sollten
diejenigen Fäden, die teilweise oder ganz aus dem Biokunststoff bestehen, Eigenschaften
in folgenden Bereichen haben:
Fadendurchmesser: 0,08 - 0,5 mm;
Zugkraft: 2 - 110 N;
Fadendehnung beim Bruch: 10 - 32%;
Fadenelastizitätsmodul: 80 - 9250 N/mm2.
[0020] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Papiermaschinenband
mit einer Beschichtung versehen ist und die Beschichtung teilweise oder ganz aus einem
Biokunststoff besteht, beispielsweise einem der vorstehend näher bezeichneten Biokunststoffe.
Unabhängig davon kann das Papiermaschinenband auch mit einer Faserschicht versehen
sein, wobei die Faserschicht teilweise oder ganz aus einem Biokunststoff besteht.
[0021] Das vorbeschriebene Papiermaschinenband kann vorzugsweise als Formiersieb, Pressenfilz
oder Trockensieb ausgebildet sein.
1. Papiermaschinenband, dadurch gekennzeichnet, dass ein Teil der Fäden oder sämtliche Fäden teilweise oder ganz aus einem Biokunststoff
bestehen.
2. Papiermaschinenband nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Biokunststoff unter Verwendung von einem oder mehreren nachwachsenden Rohstoffen,
insbesondere pflanzlichen Rohstoffen, hergestellt ist.
3. Papiermaschinenband nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Biokunststoff nicht biologisch abbaubar ist.
4. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Biokunststoff derart beschaffen ist, dass er unter den Umgebungsbedingungen in
einer Papiermaschine nicht oder erst nach Erreichen der Unbrauchbarkeit des Papiermaschinenbandes
biologisch abbaut.
5. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Biokunststoff oder sein Rohstoff aus einer Gruppe ausgewählt ist, die besteht
aus Stärke, Cellulosepolymer, Polylactidsäure (PLA), Polytrimethylenterephthalat (PTT)
aus biobasiertem 1,3-Propandiol (PDO), biobasiertem Polyamid (PA), Polyhydroxyalkanoat
(PHA), biobasiertem Polyethylen (PE), Polyvinylchlorid (PVC) aus biobasiertem Ethen
oder Ethin, biobasiertem Polybutylenterephthalat (PBT), biobasiertem Polyphenylensulfid
(PPS), biobasiertem Polyethylenterephthalat (PET), biobasiertem Polyethylen-co-isosorbid
Terephthalatpolymer (PEIT), Polyurethan (PUR) aus biobasiertem Polyol und/oder biobasiertem
Isocyanat.
6. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Papiermaschinenband ein Fadensystem mit Fäden aufweist oder daraus besteht, wobei
ein Teil der Fäden oder sämtliche Fäden teilweise oder ganz aus einem Biokunststoff
bestehen.
7. Papiermaschinenband nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Fadensystem ein oder mehrere Gewebe, Gewirke oder Fadengelege oder Kombinationen
davon und/oder ein Drahtgliederband bildet.
8. Papiermaschinenband nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Fadensystem Fäden vorhanden sind, die als Monofilamente und/oder als Multifilamente
ausgebildet sind.
9. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Fadensystem mehrere Lagen aufweist und dass zumindest eine Lage Fäden enthält
oder daraus besteht, die teilweise oder ganz aus einem Biokunststoff bestehen.
10. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Fadensystem mehrere Lagen aufweist und dass zumindest eine Lage Fäden enthält,
die teilweise oder ganz aus einem petrochemischen Kunststoff bestehen.
11. Papiermaschinenband nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lage des Fadensystems als Gewebe und eine weitere Lage als Fadengelege ausgebildet
sind.
12. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Fadensystem Fäden vorhanden sind, die teilweise aus dem Biokunststoff und
teilweise aus einem petrochemischen Kunststoff bestehen.
13. Papiermaschinenband nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Fäden als Kern-Mantel-Fäden ausgebildet sind, wobei der Kern aus dem Biokunststoff
und der Mantel aus dem petrochemischen Kunststoff oder umgekehrt bestehen, oder dass
in dem Fadensystem Fäden vorhanden sind, die als Multifilamentfäden oder Zwirne ausgebildet
sind, wobei ein Teil der Filamente aus dem Biokunststoff und ein Teil der Filamente
aus dem petrochemischen Kunststoff bestehen.
14. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 6 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass das Papiermaschinenband als Formiersieb ausgebildet ist und diejenigen Fäden, die
teilweise oder ganz aus dem Biokunststoff bestehen, Eigenschaften in folgenden Bereichen
haben:
Fadendurchmesser: 0,08 - 0,5 mm;
Zugkraft: 2 - 110 N;
Fadendehnung beim Bruch: 10 - 32%;
Fadenelastizitätsmodul: 80 - 9250 N/mm2.
15. Papiermaschinenband nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Papiermaschinenband mit einer Beschichtung versehen ist und die Beschichtung
teilweise oder ganz aus einem Biokunststoff besteht, und/oder dass das Papiermaschinenband
mit einer Faserschicht versehen ist und die Faserschicht teilweise oder ganz aus einem
Biokunststoff besteht.