[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Schulterstütze für ein Streichinstrument, insbesondere
für eine Violine oder Bratsche, mit einem Auflageelement zum Auflegen auf Schulter
und/oder Brust des Spielers.
[0002] Streichinstrumente, besonders Violinen und Bratschen, letztere auch unter dem Begriff
Viola bekannt, werden beim Musizieren an ihrem Korpus-Ende zwischen Kinn und Schulter
des Musikers gehalten. Da der Abstand zwischen dem Kopf des Spielers und dem Schulterbereich
jedoch in der Regel größer ist als die Dicke des Instruments, ist ein Festhalten oder
Einklemmen des Instruments für den Musiker nur in sehr unbequemer Haltung möglich,
so dass - wenn überhaupt ein Bespielen des Instruments möglich ist- Beeinträchtigungen
der Spielqualität nicht vermieden werden können. Um dem entgegen zu wirken, wurden
so genannte Kinnstützen, auch Kinnschalen genannt, und Schulterstützen für Violinen
und Bratschen entwickelt.
[0003] Diese Schulterstützen werden abnehmbar mit einer Haltevorrichtung am Korpus des Instruments
angebracht und dienen somit dazu, dem Musiker das Halten des Instruments bequemer
zu machen. Grundsätzlich wird eine Schulterstütze an einer Violine oder dergleichen
befestigt und bildet eine Auflagefläche, die auf der Schulter des Musikers aufliegt,
wobei das Instrument selbst auf einem gewählten Niveau abgestützt ist. Dieses ist
insbesondere abhängig vom Körperbau, insbesondere von der Halslänge, der Schulterform
und der Geigenposition, des Musikers. Derartige Schulterstützen sind beispielsweise
bekannt aus der
EP 507 994 B1, der
US 4,062,695, der
DE 100 07 834 A1, der
US 7,265,284 oder der
US 7,488,877 B2.
[0004] Die Schulterstützen können dabei mit festem Boden ausgeführt sein. Dieser ist in
der Regel aber nur unzureichend entsprechend der Schulter des Musikers geformt und
somit individualisiert angepasst, so dass üblicherweise einige Einbußen hinsichtlich
Spielkomfort und Bequemlichkeit hingenommen werden müssen. Aus Komfortgründen kann
der feste Boden aber auch unten mit einem Kissen versehen sein, welches an der Schulter
des Musikers anliegt, wenn das Instrument bespielt wird. An den beiden Enden des Bodens
sind nach oben ragende Halteelement oder Trageelemente befestigt, die schwenkbare,
gabelförmige Endstücke tragen. Diese können an den Seitenwänden des Instrumentenkorpus
nahe dem Korpusboden angebracht werden. Um diese Art von Schulterstütze fest am Instrument
befestigen zu können, weist der Boden der Schulterstütze eine gewisse eigene Elastizität
auf, und diese dient zur Erzeugung einer gewissen Klemmkraft, mit der die gabelförmigen
Endstücke das Instrument ergreifen. Endstücke sind auch in anderen Ausführungsarten
in Kombination mit den Trägerelementen bekannt, die aber meist alle mit einer gewissen
Klemmwirkung das Instrument erfassen.
[0005] Für eine hochwertige Klangqualität und Harmonie mit dem Instrument sind derartige
Schulterstützen üblicherweise aus Plastik oder Kunststoff, in jüngerer Zeit aber auch
aus Holz oder auf Holzbasis gefertigt und in ihrer Kontur zumindest annähernd individualisiert
an die Körperform des Spielers angepasst. Damit soll u. a. erreicht werden, dass der
Spieler besonders komfortabel und harmonisch und ohne Beeinträchtigung seiner Konzentration
oder seiner Aufmerksamkeit das Instrument bespielen kann.
[0006] Eine besonders individualisierte und an die persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben
eines Spielers angepasste Formgebung und Konturierung der Schulterstütze ist dabei
jedoch in der Regel überhaupt nicht oder nur mit erheblichem Aufwand und unter Rückgriff
auf spezielle Ressourcen wie beispielsweise Maschinen oder dergleichen möglich. Bei
einer derartigen individualisierten Formgebung ist zudem auch immer darauf zu achten,
dass die klangliche Qualität des Instruments durch die anmontierte Schulterstütze
nicht oder nur in akzeptablem Ausmaß beeinträchtigt werden sollte. Gerade für die
Kombination dieser Auslegungsziele wurden bislang allenfalls mittelmäßige Ergebnisse
erzielt.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Schulterstütze der oben genannten
Art anzugeben, für die auf besonders einfache und insbesondere auch für den Benutzer
selbst durchführbare Weise eine besonders weitgehend an den Benutzer angepasste Formgebung
und damit eine insgesamt besonders hohe Spielqualität erreichbar ist, ohne dass die
klangliche Qualität des Instruments zu stark beeinträchtigt wird.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem das Auflageelement der Schulterstütze
einen Grundkörper aus komprimiertem Pressholz aufweist.
[0009] Die Herstellung und einige Eigenschaften von komprimiertem Pressholz, im Allgemeinen
auch bezeichnet als "compressed wood", sind beispielsweise bekannt aus der
EP 2 002 759 A1, deren Offenbarung bezüglich der Definition und des Herstellungsprozesses von komprimiertem
Pressholz ausdrücklich mit einbezogen wird ("Incorporation by reference").
[0010] Insbesondere wird bei der Herstellung von komprimiertem Pressholz ("compressed wood")
ein äußerst sorgfältig ausgewählter Holz-Ausgangskörper, der beispielsweise einen
Feuchtigkeitsgehalt von etwa 50 bis 60 % aufweist, zunächst unter natürlichen Umgebungsbedingungen
auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 30 % abgetrocknet, anschließend geschnitten
und geglättet, und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 20 % weiter getrocknet.
Anschließend kann es dem eigentlichen Kompressionsprozess unterworfen werden.
[0011] Dazu, also bei der eigentlichen Kompression, wird der zu behandelnde Holzblock zunächst
einer Wärmebehandlung unterzogen, insbesondere um ihn geeignet aufzuweichen. Anschließend
wird der so vorbehandelte Holzblock in der eigentlichen Kompressionskammer einem hydrostatischen
Druck ausgesetzt. Hierdurch bedingt werden die Holzfasern in ihrer Faserrichtung gestaucht,
so dass die Faserwände in eine Faltung gebracht werden. Hierdurch wird das Holz in
seiner Gesamtgestalt bieg- und formbar gemacht.
[0012] Unmittelbar nach der Kompression kann das behandelte Holz behandlungsbedingt eine
Verkrümmung oder Verformung des gesamten Holzblocks aufweisen. Um dies zu kompensieren,
kann nachfolgend eine Biege- oder Formungsschritt vorgesehen sein, um dem Holzblock
seine für die weitere Verarbeitung günstige geradlinige Form zurückzugeben.
[0013] Die Erfindung geht von der Überlegung aus, dass gerade bei hohen Ansprüchen und Erwartungen
an die klangliche Qualität und das Spielverhalten des Ensembles aus Instrument einerseits
und Schulterstütze andererseits eine Konturanpassung des Auflageelements der Schulterstütze
an Schulter oder Brust des Spielers vorgenommen werden sollte. Um aber darüber hinaus
auch noch eine nachträgliche Verbesserung der Formgebung der Schulterstütze in der
Art einer schrittweisen Anpassung an die Körperform des Benutzers für möglicherweise
notwendige Verbesserungen oder Optimierungen der Konturierung bei überschaubarem Aufwand
zu ermöglichen, sollte eine Veränderung der Formgebung grundsätzlich durch den Benutzer
selbst, insbesondere also ohne Rückgriff auf hierfür spezialisiertes Personal oder
entsprechende Werkzeuge oder Infrastruktur, möglich sein. Zu diesem Zweck sollte das
Auflageelement des Schulterstücks aus einem geeignet gewählten, nachträglich verformbaren
Material gefertigt sein.
[0014] Wie sich völlig überraschend herausgestellt hat, ist hierzu komprimiertes Pressholz,
insbesondere hergestellt mit dem beschriebenen Prozess, ganz besonders geeignet. Einerseits
ist nämlich durch die Verwendung des komprimierten Pressholzes aufgrund seiner Bieg-
und Formbarkeit eine besonders erleichterte auch nachträgliche Anpassung der Form
durch den Benutzer selbst, nämlich durch Verbiegen, möglich, wobei die vom Benutzer
vorgegebene endgültige Form auch durch einen nachfolgenden Wärmebehandlungsprozess,
beispielsweise in einem Mikrowellen-Ofen, noch nachträglich fixiert werden kann. Diese
Fixierung kann durch geeignete Behandlung, insbesondere durch Erhöhung der Feuchtigkeit
und ggf. einen erneuten Wärmebehandlungsprozess, auch nachträglich wieder ganz oder
teilweise aufgehoben werden, so dass ein erneutes Verformen des Auflageelements und
eine Korrektur der Formgebung ermöglicht ist. Andererseits ist das komprimierte Pressholz
aber auch hinsichtlich seiner akustischen oder klanglichen Eigenschaften für die vorgesehene
Verwendung in einer Schulterstütze besonders geeignet, da sein Schwingungsverhalten
besonders gut kompatibel mit dem Schwingungsverhalten des Klangkörpers des Instruments
zu sein scheint.
[0015] Gerade für die Verwendung im Auflageelement einer Schulterstütze ist ein Grundkörper
besonders geeignet, dessen Materialeigenschaften gezielt an die gewünschten Eigenschaften
hinsichtlich Biegbarkeit einerseits und klanglicher Qualität andererseits angepasst
sind. Vorteilhafterweise weist das den Grundkörper bildende komprimierte Pressholz
eine mittlere Kompression von zwischen etwa 15 % und etwa 25 %, besonders bevorzugt
von etwa 17 % bis etwa 20 %, auf. Unter "Kompression" ist hierbei die herstellungsbedingt
auftretende Längenreduktion, bezogen auf die ursprüngliche Länge des unbehandelten
Holzes, zu verstehen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass typischerweise die Kompression
nicht gleichmäßig, sondern für jeden behandelten Holzblock innerhalb eines Bereiches
von etwa +/-2 % um die mittlere Kompression liegt. Das heißt, ein Holzblock mit einer
mittleren Kompression von 17 % weist Kompressionswerte von 15 bis 19 % auf.
[0016] Um weiterhin in klanglicher Hinsicht besonders hohe Qualitäten des Auflageelements
sicherzustellen und damit für das Ensemble aus Instrument und Schulterstütze besonders
hochwertige Eigenschaften zu gewährleisten, weist das zur Bildung des Grundkörpers
vorgesehene Holz (bevorzugt Ahornholz) vor seiner Kompression vorteilhafterweise eine
Dichte von zwischen etwa 0,5 und etwa 0,8 g/cm
3, vorzugsweise von etwa 0,6 g/cm
3, auf. Nach der Kompression weist das den Grundkörper bildende komprimierte Pressholz
vorteilhafterweise eine Dichte von zwischen etwa 0,6 und etwa 0,96 g/cm
3, vorzugsweise von etwa 0,72 g/cm
3, auf. Gerade durch die Vorgabe eines Materials mit einer Dichte in diesem Bereich
ist nämlich das Schwingungsverhalten des Materials und damit des Auflageelements annähernd
vergleichbar mit dem von vergleichsweise hartem Holz, wie es beispielsweise auch für
den Korpus einer Geige, insbesondere den Geigenboden, verwendet wird, so dass besonders
vorteilhafte Schallleitungs- und klangliche Eigenschaften erreichbar sind. Um diese
noch weiter zu begünstigen, ist in besonders vorteilhafter Ausgestaltung Ahornholz,
bevorzugt mit seiner Darrdichte, als komprimiertes Pressholz vorgesehen. Dieses bietet
bei hoher mechanischer Belastbarkeit einen besonders harmonischen Klang in Verbindung
mit einer Geige.
[0017] Wie sich weiterhin überraschenderweise herausgestellt hat, ist für eine besonders
vorteilhafte Kombination von klanglichen Eigenschaften einerseits und komfort- und
nutzerfreundlichen (Kontur-)Eigenschaften andererseits die Wahl geeigneter Geometrieparameter
für das Auflageelement der Schulterstütze bedeutsam. In besonders vorteilhafter Ausgestaltung
sollte die Querschnittsfläche des Grundkörpers des Auflageelements, bezogen auf seine
Längsrichtung, mindestens 60 mm
2 (insbesondere bei einer Verwendung als Stütze für ein Auflageelement und/oder bei
Verwendung von gehärtetem Holz), vorzugsweise mindestens 75 mm
2, und höchstens 210 mm
2 (insbesondere bei einer Dicke von 7 mm und einer Breite von 3 cm), besonders bevorzugt
höchstens 150 mm
2, betragen. Insbesondere sollte die Querschnittsfläche annähernd gleichförmig sein
und sich über die Längsrichtung der Schulterstütze möglichst nur geringfügig verändern,
da Änderungen der Querschnittsfläche Störungen im Klangverhalten zu bedingen scheinen.
Des Weiteren hat sich überraschenderweise hinsichtlich der klanglichen Eigenschaften
herausgestellt, dass bei hoher Materialstärke (entsprechend großer Querschnittsfläche)
das Klangverhalten eher gesättigt, aber auch weniger offen und grob in der Tongebung
ist.
[0018] Falls hingegen weniger Material vorhanden ist (entsprechend niedrigerer Querschnittsfläche),
ist ein offeneres Klangverhalten erreichbar, das bei zu geringer Materialstärke aber
zu hart zu werden scheint. In vorteilhafter Ausgestaltung weist das Auflageelement
daher eine Dicke von mindestens 2 mm und höchstens 7 mm, vorzugsweise von mindestens
3 mm und höchstens 6 mm, besonders bevorzugt von mindestens 3,3 mm und höchstens 5
mm, auf.
[0019] Um unter diesen Randbedingungen einen besonders hohen Tragekomfort und damit eine
besonders günstige Bespielbarkeit sicherzustellen, ist zudem vorteilhafterweise auch
die Breite des Auflageelements geeignet gewählt. Vorteilhafterweise ist dabei eine
Breite des Auflageelements von mindestens 20 mm und höchstens 40 mm, besonders bevorzugt
von mindestens 22 mm und höchstens 30 mm, vorzugsweise von mindestens 24 mm und höchstens
28 mm, vorgesehen.
[0020] Als weitere besonders bevorzugte Dimensionierungsvorgabe hat sich dabei herausgestellt,
dass im Hinblick auf ausreichende Stabilität und strukturelle Integrität das Material
bei einer Breite von 25 mm wenigstens 2,5 mm, bevorzugt etwa 3,5 mm, dick sein sollte
(bevorzugt bei einer Verwendung als Stützelement in Kombination mit einem separaten
Adapterstück), wohingegen bei einer Breite von 28 mm eine Dicke zwischen 4,5 mm und
5,5 mm gewählt werden sollte. Für eine Schulterstütze in eigenständiger Ausführung,
d. h. für eine Verwendung direkt in Kombination mit dem zu bespielenden Instrument,
sind folgende Parameterkombinationen besonders bevorzugt:
- Für eine Schulterstütze für eine ¾-Violine: Dicke 4 mm, Länge 205 mm, Breite 25 mm,
mittlere Kompression 17 bis 20 %.
- Für eine Schulterstütze für eine 4/4-Violine: Dicke 4,5 mm, Länge 221 mm, Breite 25
mm, mittlere Kompression 17 bis 20 %.
- Für eine Schulterstütze für eine 4/4-Viola: Dicke 5 mm, Länge 274 mm, Breite 28 mm,
mittlere Kompression 17 bis 20 %.
[0021] Stattdessen kommt auch die Verwendung einer Schulterstütze in Kombination mit einem
Adapterstück in Betracht, das eine Kopplung der Schulterstütze an das Instrument bei
möglichst gering gehaltener Beeinträchtigung der Klangqualitäten ermöglichen soll.
Bei Verwendung eines derartigen Adapterstücks, wie es beispielsweise aus der
DE 10 2007 038 004 A1 bekannt ist, weist das Auflageelement vorteilhafterweise einen minimalen Querschnitt
von 60 mm
2, vorzugsweise einen Querschnitt von mindestens 75 mm
2, auf. Insbesondere weist der Grundkörper des Auflageelements dabei vorteilhafterweise
folgende Parameterkombination auf: Dicke 3,3 mm, Länge 205 mm, Breite 25 mm, mittlere
Kompression 17%.
[0022] Wie sich weiterhin völlig überraschend herausgestellt hat, ist auch die Faserrichtung
des den Grundkörper bildenden komprimierten Pressholzes erheblich für die erreichbare
klangliche Qualität und Harmonie der Schulterstütze in Kombination mit dem eigentlichen
Instrument. Vorteilhafterweise ist der Grundkörper des Auflageelements daher durch
ein aus einem komprimierten Pressholzblock herausgeschnittenes Werkstück gebildet,
das mit seiner Querrichtung im Wesentlichen senkrecht zu einer einem Jahresring zugeordneten
Faserrichtung des Pressholzblocks orientiert ist. Damit ergibt sich bevorzugt eine
Orientierung, bei der die den Pressholzblock durchziehenden Jahresringe des Holzes
"stehend" angeordnet sind, so dass ihre Flächennormale in der Basisebene des Auflageelements
liegt.
[0023] Eine erhebliche Verbesserung der klanglichen Eigenschaften des Ensembles aus Instrument
und Schulterstütze ist erreichbar, indem in besonders vorteilhafter Ausgestaltung
das Auflageelement der Schulterstütze mit einer Mehrzahl von Löchern versehen ist.
Durch eine derartige Ausgestaltung des Auflageelements, der eigenständige erfinderische
Bedeutung zukommt, und die auch unabhängig von der Materialwahl eine erhebliche Verbesserung
der Klangqualitäten bei Verwendung der Schulterstütze bietet, die aber gerade auch
in Kombination mit der nunmehr spezifizierten Materialwahl für das Auflageelement
vorteilhaft ist, ist das Schwingungsverhalten der Schulterstütze und die akustische
Ankopplung an das Schwingungsverhalten des Instruments an sich besonders günstig und
störungsarm, so dass in der Gesamtheit eine besonders hohe klangliche Qualität beim
Bespielen des Instrumentes erzielt werden kann.
[0024] Im Rahmen dieser als eigenständig erfinderisch angesehenen Ausgestaltung ist der
Grundkörper des Auflageelements mit einer Mehrzahl von Löchern versehen, die ein spezifisch
kombiniertes Ensemble von Haupt- und Nebenlöchern bilden, und die in ihrer Gesamtheit
für eine besonders günstige Weiterleitung des Schalls innerhalb des Grundkörpers dimensioniert
und positioniert sind. Dabei ist eine Anzahl von Hauptlöchern, bezogen auf die Breite
des Auflageelements, mittig in diesem und eine Anzahl von Nebenlöchern, ebenfalls
bezogen auf die Breite des Auflageelements, außermittig in diesem und in Längsrichtung
des Auflageelements gesehen jeweils in etwa in der Mitte zwischen zwei benachbarten
Hauptlöchern angeordnet. Durch diese Positionierung der Löcher kann insbesondere einer
Mehrzahl von eigentlich divergierenden Auslegungszielen Rechnung getragen werden:
einerseits ist eine besonders günstige Führung des Schalls im Auflageelement ermöglicht,
wobei andererseits die strukturelle Integrität des Auflageelements selbst im Hinblick
auf die durch die Löcher bedingten Schwächungen besonders stabil gehalten werden kann.
[0025] Für ein besonders harmonisches Schwingungsverhalten sind dabei vorteilhafterweise
für eine oder beide dieser Kategorien, d. h. Hauptlöcher einerseits und/oder Nebenlöcher
andererseits, die Löcher hinsichtlich ihres Durchmessers oder ihrer Fläche vorteilhafterweise
gleich groß gewählt. Wie sich zudem überraschenderweise herausgestellt hat, ist ein
besonders günstiges Schwingungsverhalten erreichbar, indem die individuelle Lochfläche
der Hauptlöcher in etwa das Vierfache der individuellen Lochfläche der Nebenlöcher
beträgt, d. h. dass die Lochgröße, beispielsweise definiert durch die lichte Weite
eines Lochs, der Hauptlöcher in etwa das Doppelte der Lochgröße der Nebenlöcher beträgt.
[0026] Besonders bevorzugt ist dabei eine Ausgestaltung, bei der in Längsrichtung des Auflageelements
gesehen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Hauptlöchern jeweils zwei außermittig angeordnete,
bevorzugt spiegelsysmmetrisch zur Mittellinie des Auflageelements positionierte, Nebenlöcher
vorgesehen sind. Bei einer derartigen Anordnung führt die genannte Geometriewahl,
bei der die Lochgröße der Hauptlöcher in etwa das Doppelte der Lochgröße der Nebenlöcher
beträgt, dazu, dass über die Breite des Auflageelements gesehen der vom Holzmaterial
ausgefüllte Querschnittsanteil im Bereich der Hauptlöcher in etwa genau so groß ist
wie im Bereich der Nebenlöcher, so dass sich in Längsrichtung des Auflageelements
gesehen besonders hochwertige Schallleitungs-Eigenschaften ergeben. Insbesondere ist
dadurch erreichbar, dass das Klangspektrum und der Ton des Instruments hochwertig
und offen wirken, wobei das Auflageelement besonders gut biegbar bleibt.
[0027] Wie sich weiterhin überraschenderweise herausgestellt hat, ist eine besonders hohe
klangliche Qualität des Ensembles aus Instrument und Schulterstütze erreichbar, indem
die Löcher vorteilhafterweise insgesamt eine Fläche von mindestens 8 %, vorzugsweise
von mindestens 10 %, und höchstens 30 %, vorzugsweise von höchstens 20 %, der Fläche
des Auflageelements einnehmen. Besonders bevorzugt nehmen die Löcher insgesamt eine
Fläche von etwa 12,5 % der Fläche des Auflageelements ein. In alternativer oder zusätzlicher
vorteilhafter Weiterbildung sind die Löcher scharfkantig ausgeführt. Im Vergleich
zu Löchern mit abgerundeten Kanten ist hierdurch ein besonders gefälliges Klangbild
erreichbar.
[0028] Ein besonders harmonisches und hochwertiges Klangbild ist zudem erreichbar, indem
die oder zumindest einige der Löcher auf besonders geeignete Weise konturiert sind.
Insbesondere ist vorgesehen, die Löcher in einer nicht runden Kontur auszuführen,
wobei einige oder alle Löcher vorteilhafterweise eine in Längsrichtung des Auflageelements
gesehen gestreckte Gestalt aufweisen, so dass sie in Längsrichtung des Auflageelements
gesehen jeweils eine größere lichte Weite aufweisen als in dessen Querrichtung. Durch
diese Ausgestaltung ist eine besonders geeignete Führung des Schalls innerhalb des
Auflageelements ermöglicht, bei der die Schallwellen besonders geeignet und harmonisch
um die als Hindernisse für die Schallausbreitung angesehenen Löcher herumgeleitet
werden. Die in Längsrichtung erstreckte Ausführung der Löcher kann dabei insbesondere
mit einer vergleichsweise spitz ausgeführten Kontur im Auftreffbereich der Schallwellen
einhergehen, so dass diese besonders störungs- und verlustarm um die Löcher herumgeleitet
werden können.
[0029] In besonders vorteilhafter Weiterbildung umfasst die Kontur der Hauptlöcher eine
Anzahl nahezu geradlinig verlaufender, vergleichsweise geringfügig gebogener Kontursegmente.
Dadurch können die Löcher beispielsweise im Wesentlichen eine diamant-, rauten- oder
"augen"-förmige Grundform aufweisen, die - in Längsrichtung des Auflageelements gesehen
- an ihrer Vorder- und Rückseite vergleichsweise spitz zuläuft (abgesehen von Abrundungen)
und an ihren Seitenkanten jeweils durchgängig eine gewisse, wenn auch vergleichsweise
geringe Biegung aufweist. Damit ist einerseits eine besonders gute Umleitungsfunktion
für die in Längsrichtung eintreffenden Schallwellen erreichbar, wobei andererseits
das das Auflageelement bildende Material in unmittelbarer Umgebung der Löcher nur
eine vergleichsweise geringe Schwächung aufweist, wobei die durch ein späteres Biegen
des Formstücks in der Umgebung der Löcher im Material entstehenden Spannungen besonders
günstig über den Umkreis des jeweiligen Lochs verteilt werden. Dadurch ist eine Gefahr
möglicher Rissbildung im Umgebungsbereich der Löcher besonders gering gehalten.
[0030] Ebenfalls auf überraschende Weise günstig für das Klangbild ist, wenn vorteilhafterweise
eine insgesamt ungerade Anzahl der Hauptlöcher, vorzugsweise fünf, vorgesehen ist.
[0031] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass durch
die Anfertigung des Grundkörpers des Auflageelements der Schulterstütze aus komprimiertem
Pressholz eine besonders weitgehend individualisierte und an den jeweiligen Nutzer
angepasste Konturierung möglich ist, die nachträglich erneut modifiziert und damit
verbessert oder auch an andere Nutzer angepasst werden kann. Diese Anpassung kann
dabei auf besonders einfache Weise durch den Benutzer selbst durchgeführt werden,
ohne dass hierfür der Rückgriff auf spezialisiertes Personal oder entsprechende Maschinen
notwendig wäre. Durch geeignete Vorgabe der Materialparameter wie beispielsweise Dichte
und der Geometrieparameter wie beispielsweise Dicke und Breite kann zudem ein besonders
günstiges akustisches Verhalten der Schulterstütze erreicht werden, das diese gerade
im Hinblick auf die Verwendung mit einer Violine besonders geeignet macht.
[0032] Zudem ist durch die genannte Materialwahl und die Verwendung von komprimiertem Pressholz
in der Schulterstütze des Streichinstruments unter Rückgriff auf natürliches und umweltfreundliches
Material eine besonders gewichtssparende Leichtbauweise für die Schulterstütze ermöglicht.
[0033] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Darin zeigen:
- FIG. 1
- eine bodenseitige Ansicht einer klassischen Violine,
- FIG. 2
- eine Schulterstütze für die Violine gemäß FIG. 1,
- FIG. 3
- eine perspektivische Teilansicht der Violine mit angebrachtem Schulterstück,
- FIG.4
- ausschnittsweise eine Teilansicht eines Auflageelements der Schulterstütze gemäß FIG.
2,
- FIG. 5
- eine alternative Ausgestaltung einer Schulterstütze,
- FIG. 6 a-c
- jeweils den Grundkörper eines.Auflageelements der Schulterstütze gemäß FIG. 5 in Draufsicht,
und
- FIG. 7
- einen Lochquerschnitt.
[0034] Gleiche Teile sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0035] Eine klassische Violine 1 gemäß FIG. 1 umfasst einen Korpus 2, der den Resonanzkörper
bildet, einen Hals 4, auf dem ein Griffbrett angebracht ist, und einen Wirbelkasten
mit Wirbeln 6, dessen Abschluss eine Schnecke 8 bildet. Der Korpus 2 weist einen Korpusboden
10 sowie eine umlaufende Bodenkante 12 auf. Am halsseitigen Ende 14 des Korpus 2 ist
der Hals 4 der Violine 1 über den oberen Endblock 16 mit dem Korpus 2 verbunden. Andere
Blöcke, die zur Stabilisierung der Violine 1 dienen, sind im Korpus 2 eingearbeitet.
[0036] Am unteren Endblock 18 sind die Saiten der Violine 1 mit Hilfe eines Saitenhalterendes
auf der Oberseite der Violine 1 abgespannt. Daher ist der untere Endblock 18 sehr
stabil und fest in den Korpus 2 eingearbeitet. Auch der obere Endblock 16, der den
Hals 4 und das Griffbrett trägt, ist stabil und fest im Korpus 2 verarbeitet. Der
obere Endblock 16 und der Hals 4 werden heutzutage meist separat hergestellt und miteinander
verklebt, um die nötigen Trageigenschaften sowie auch Klang- und Schwingungseigenschaften
zu erfüllen.
[0037] Seitlich am Korpusboden 10 im Bereich der umlaufenden Bodenkante 12 sind Seitenwände,
so genannte Zargen 26, aufgesetzt, und auf diese Zargen 26 ist dann dem Korpusboden
gegenüber eine Korpusdecke angebracht. Diese Teile bilden im Wesentlichen den Korpus
2, der den Resonanzraum der Violine 1 bildet, und werden mit Hilfe der so genannten
Außenblöcke und des oberen und unteren Endblocks 16, 18 stabilisiert.
[0038] Um bei hoher Klangqualität der Violine 1 dem Musiker eine bequeme Haltung beim Spielen
der Violine 1 zu ermöglichen, ist eine Schulterstütze 30 vorgesehen, wie sie in FIG.
2 als separates Bauteil und in FIG. 3 in montiertem, am Korpus 2 der Violine 1 angebrachtem
Zustand dargestellt ist. Die Schulterstütze 30 umfasst dabei ein zum Auflegen auf
Schulter und/oder Brust des Spielers vorgesehenes Auflageelement 32, dessen Grundkörper
34 über endseitig angeordnete Klemmeinheiten 36 am Korpus 2 der Violine 1 und dabei
insbesondere an der umlaufenden Bodenkante 12 anbringbar ist. Im Ausführungsbeispiel
ist die Schulterstütze 30 somit über die Klemmeinheiten 36 unmittelbar am Korpus 2
der Violine 1 anbringbar; alternativ könnte aber auch die zusätzliche Verwendung eines
Adapterstücks zwischen Schulterstütze 30 und Korpus 2 vorgesehen sein.
[0039] Für eine besonders gute Spielbarkeit bei hohem Tragekomfort ist das Auflageelement
32 der Schulterstütze 30 konturiert ausgeführt, wobei durch die Formgebung oder Konturierung
des Auflageelements 32 eine individualisierte Anpassung an den jeweiligen Spieler
vorgesehen ist. Um dabei eine besonders individualisierte Formgebung und auch eine
durch den Benutzer selbst durchführbare Anpassung zu ermöglichen, ist der Grundkörper
34 des Auflageelements 32 der Schulterstütze 30 aus komprimiertem Pressholz gefertigt.
[0040] Bei der Herstellung von komprimiertem Pressholz, auch als "compressed wood" bezeichnet,
wird zunächst ein äußerst sorgfältig ausgewählter Holz-Ausgangskörper, der vorzugsweise
einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 50 bis 60 % aufweist, unter natürlichen Umgebungsbedingungen
auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 30 % abgetrocknet, anschließend geschnitten
und geglättet, und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 20 % weiter getrocknet.
Anschließend kann der so vorbereitete Holz-Ausgangskörper dem eigentlichen Kompressionsprozess
unterworfen werden.
[0041] Bei der eigentlichen Komprimierung wird der zu behandelnde Holzblock zunächst einer
Wärmebehandlung unterzogen, insbesondere um ihn geeignet aufzuweichen. Anschließend
wird der so vorbehandelte Holzblock in der eigentlichen Kompressionskammer einem hydrostatischen
Druck ausgesetzt. Hierdurch bedingt werden die Holzfasern in ihrer Faserrichtung gestaucht,
so dass die Faserwände in eine Faltung gebracht werden. Hierdurch wird das Holz in
seiner Gesamtgestalt bieg- und formbar gemacht. Für die vorgesehene Verwendung im
Auflageelement 32 der Schulterstütze 30 wird die Komprimierung dabei gezielt hinsichtlich
der gewünschten Biegbarkeit einerseits und der angestrebten klanglichen Qualität andererseits
durchgeführt. Wie sich überraschend herausgestellt hat, sollte das komprimierte Pressholz
hierfür eine mittlere Kompression von bevorzugt etwa 17 % bis etwa 20 %, ggf. auch
mehr, aufweisen. Unter "Kompression" ist hierbei die herstellungsbedingt auftretende
Längenreduktion, bezogen auf die ursprüngliche Länge des unbehandelten Holzes, zu
verstehen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass typischerweise die Kompression nicht
gleichmäßig, sondern für jeden behandelten Holzblock innerhalb eines Bereiches von
etwa +/-2 % um die mittlere Kompression liegt. Das heißt, ein Holzblock mit einer
mittleren Kompression von 17 % weist Kompressionswerte von 15 bis 19 % auf.
[0042] Unmittelbar nach der Kompression kann das behandelte Holz behandlungsbedingt eine
Verkrümmung oder Verformung des gesamten Holzblocks aufweisen. Um dies zu kompensieren,
kann nachfolgend eine Biege- oder Formungsschritt vorgesehen sein, um dem Holzblock
seine für die weitere Verarbeitung günstige geradlinige Form zurückzugeben. Anschließend
wird der Holzblock etwas abgelagert, um eventuellen Relaxationsprozessen oder dergleichen
Rechnung zu tragen.
[0043] Anschließend wird aus dem verfügbaren komprimierten Holz ein besonders geeignetes
Stück ausgewählt und ausgeschnitten. Dabei wird unter anderem auch die Faserrichtung
des zur Bildung des Grundkörpers 34 vorgesehenen komprimierten Pressholzes berücksichtigt.
Insbesondere wird zur Herstellung des Grundkörpers 34 des Auflageelements 32 ein aus
einem komprimierten Pressholzblock herausgeschnittenes Werkstück ausgewählt, das mit
seiner Querrichtung im Wesentlichen senkrecht zu einer Faserrichtung des Pressholzblocks
orientiert ist. Damit ergibt sich eine besonders bevorzugte Orientierung der Holzstruktur
in Relation zur Geometrie des Grundkörpers 34, wie sie beispielhaft und ausschnittsweise
in FIG. 4 erkennbar ist. Wie dieser Darstellung entnehmbar ist, ist das Pressholz
im Grundkörper 34 derart orientiert, dass seine Jahresringe 35 "stehend" angeordnet
sind, sich also flächig annähernd parallel zur z-Achse des Grundkörpers 34 erstrecken.
Dementsprechend liegt die Flächennormale n der Jahresringe 35 in der durch die Längs-
und die Breitenrichtung x, y aufgespannten Basalebene des Grundkörpers 34.
[0044] Um weiterhin in klanglicher Hinsicht besonders hohe Qualitäten des Auflageelements
32 sicherzustellen und damit für das Ensemble aus Instrument und Schulterstütze 30
besonders hochwertige Eigenschaften zu gewährleisten, ist als das den Grundkörper
34 bildende komprimierte Pressholz im Ausführungsbeispiel komprimiertes Ahornholz
gewählt und weist (nach der Kompression) eine Dichte von etwa 0,72 g/cm
3 auf. Dies entspricht einem Dichtewert vor der Kompression von etwa 0,6 g/cm
3.
[0045] Nach dem Schneiden wird das entsprechende Werkstück geeigneten Zwischenschritten
wie beispielsweise Polieren und Schleifen unterzogen. Anschließend kann noch eine
Oberflächenbehandlung vorgesehen sein, beispielsweise um den Grundkörper 34 mit einer
optisch attraktiven Textur oder dergleichen zu versehen. Dabei kann bevorzugt ein
Lack verwendet werden, der einerseits elastisch genug ist, um bei der vorgesehenen
Biegung unbeschadet zu bleiben, und andererseits ausreichend wärmebeständig im Hinblick
auf die nachfolgend vorgesehene Wärmebehandlung ist.
[0046] Die Konturierung oder individualisierte Anpassung der Form des Grundkörpers 34 des
Auflageelements 32 an den jeweiligen Nutzer ist nunmehr aufgrund der Bieg- und Formbarkeit
des komprimierten Pressholzes besonders einfach und auch nachträglich durch den Benutzer
selbst, nämlich durch Verbiegen, möglich. Die vom Benutzer vorgegebene endgültige
Form kann durch einen nachfolgenden Wärmebehandlungsprozess, beispielsweise in einem
Mikrowellen-Ofen, noch nachträglich fixiert werden. Diese Fixierung kann durch geeignete
Behandlung, insbesondere durch Erhöhung der Feuchtigkeit, auch nachträglich wieder
aufgehoben werden, so dass ein erneutes Verformen des Auflageelements 32 und eine
Korrektur der Formgebung ermöglicht ist. Bevorzugt wird dabei bei z. B. einer Behandlungszeit
von einigen Minuten (beispielsweise 4 bis 5 min.) eine Mikrowellenleistung von etwa
900 W oder bei einer Behandlungszeit von mehrere Minuten (beispielsweise 15 bis 20
min.) eine Mikrowellenleistung von etwa 450 W eingestellt, wobei das Auflageelement
während der Wärmebehandlung vorzugsweise auf einen Schüssel gelegt wird.
[0047] Für eine besonders günstige Kombination von klanglichen Eigenschaften einerseits
und komfort- und nutzerfreundlichen (Kontur-)Eigenschaften andererseits weist der
Grundkörper 34 im Ausführungsbeispiel in einer für eine Violine vorgesehenen Ausführung
eine Querschnittsfläche von etwa 112 mm
2 auf.
[0048] Eine alternative Ausführungsform einer Schulterstütze 38 ist in FIG. 5 gezeigt. Ebenso
wie die Schulterstütze 30 gemäß FIG. 2 ist hierbei der Grundkörper 34 des Auflageelements
32 aus komprimiertem Pressholz gefertigt. Zusätzlich weist im Ausführungsbeispiel
gemäß FIG. 5 das Auflageelement 32 aber auch noch eine Mehrzahl von Löchern 40 auf,
die das Schwingungs- und damit das klangliche Verhalten der Schulterstütze 38 erheblich
verbessern. Die nachfolgend beschriebene Ausgestaltung des Auflageelements 32 mit
diesen Löchern 40 wird als eigenständig erfinderisch angesehen, und somit könnte der
Grundkörper 34 des Auflageelements 32 der Schulterstütze 38 auch aus einem anderen
geeignet gewählten Material, insbesondere aus "gewöhnlichem" Holz, gefertigt sein.
[0049] Der Grundkörper 34 des Auflageelements 32 der Schulterstütze 38 ist mit einer Mehrzahl
von Löchern 40 versehen, die ein spezifisch kombiniertes Ensemble von Hauptlöchern
42 einerseits und Nebenlöchern 44 andererseits bilden. Die Löcher 40 sind in ihrer
Gesamtheit für eine besonders günstige Weiterleitung des Schalls innerhalb des Grundkörpers
34 dimensioniert und positioniert. Dabei sind insgesamt fünf Hauptlöcher 42, bezogen
auf die Breite des Auflageelements 32, mittig in diesem und die Nebenlöcher 44, ebenfalls
bezogen auf die Breite des Auflageelements 32, außermittig paarweise symmetrisch zur
Mitte des Auflageelements 32 in diesem und in dessen Längsrichtung gesehen jeweils
in etwa in der Mitte zwischen zwei benachbarten Hauptlöchern 42 angeordnet. Durch
diese Positionierung der Löcher 40 kann insbesondere einer Mehrzahl von eigentlich
divergierenden Auslegungszielen Rechnung getragen werden: einerseits ist eine besonders
günstige Führung des Schalls im Auflageelement 32 ermöglicht, wobei andererseits die
strukturelle Integrität des Auflageelements 32 selbst im Hinblick auf die durch die
Löcher 40 bedingten Schwächungen besonders stabil gehalten werden kann.
[0050] Die Hauptlöcher 42 sind gleich groß zueinander gewählt, ebenso wie die Nebenlöcher
44 zueinander. Zudem beträgt die individuelle Lochfläche der Hauptlöcher 42 in etwa
das Vierfache der individuellen Lochfläche der Nebenlöcher 44, d. h. dass die Lochgröße,
beispielsweise definiert durch die lichte Weite eines Lochs 40, der Hauptlöcher 42
in etwa das Doppelte der Lochgröße der Nebenlöcher 44 beträgt. Durch diese Geometriewahl
ist erreicht, dass über die Breite des Auflageelements 32 gesehen der vom Holzmaterial
ausgefüllte Querschnittsanteil im Bereich der Hauptlöcher 42 in etwa genau so groß
ist wie im Bereich der Nebenlöcher 44, so dass sich in Längsrichtung des Auflageelements
32 gesehen besonders hochwertige Schallleitungs-Eigenschaften ergeben. Die Löcher
40 nehmen im Ausführungsbeispiel insgesamt eine Fläche von etwa 12,5 % der Fläche
des Auflageelements 32 ein. Im allgemeinen hat sich herausgestellt, dass vergleichsweise
kleinere Löcher 40 zu eher gedämpftem Klang neigen, wohingegen vergleichsweise größere
Löcher 40 zu eher offenem Klang neigen, so dass die gewählte Lochgröße und damit auch
deren Flächenanteil an der Gesamtfläche des Auflageelements 32 auch im Hinblick auf
das gewünschte Klangverhalten und ggf. auch im Hinblick auf das zur Verwendung vorgesehene
Material (Holz) geeignet gewählt werden kann.
[0051] Zudem sind die Löcher 40 scharfkantig ausgeführt, da im Vergleich zu Löchern mit
abgerundeten Kanten hierdurch ein besonders gefälliges Klangbild erreichbar ist.
[0052] Der Grundkörper 34 des Auflageelements 32 der Schulterstütze 38 ist in den FIG. 6
a-c in drei verschiedenen beispielhaften Größenvarianten in Draufsicht dargestellt.
Für eine Schulterstütze 38 in eigenständiger Ausführung, d. h. für eine Verwendung
direkt in Kombination mit dem zu bespielenden Instrument, sind dabei hinsichtlich
der Dimensionierung folgende Parameterkombinationen vorgesehen:
- Für eine Schulterstütze zur Verwendung mit einem separaten Adapterstück ("Cradle")
oder für eine Schulterstütze für eine ¾-Violine (dargestellt in FIG. 6a): Dicke 4
mm, Länge 205 mm, Breite 25 mm, mittlere Kompression 17 bis 20 %.
- Für eine Schulterstütze für eine 4/4-Violine(dargestellt in FIG. 6b): Dicke 4,5 mm,
Länge 221 mm, Breite 25 mm, mittlere Kompression 17 bis 20 %.
- Für eine Schulterstütze für eine 4/4-Viola (dargestellt in FIG. 6c): Dicke 5 mm, Länge
274 mm, Breite 28 mm, mittlere Kompression 17 bis 20 %.
[0053] Wie den Draufsichten in FIG. 6 besonders deutlich entnehmbar ist, sind die Löcher
40 zudem nicht rund, sondern in einer in Längsrichtung des Auflageelements 32 gesehen
gestreckten Gestalt konturiert. Sie weisen somit in Längsrichtung des Auflageelements
32 gesehen jeweils eine größere lichte Weite auf als in dessen Querrichtung. Hierdurch
wird erreicht, dass sie eine besonders geeignete Führung des Schalls innerhalb des
Auflageelements 32 bewirken, bei der die Schallwellen besonders geeignet und harmonisch
um die als Hindernisse für die Schallausbreitung angesehenen Löcher 40 herumgeleitet
werden. Die in Längsrichtung erstreckte Ausführung der Löcher 40 kann dabei insbesondere
mit einer vergleichsweise spitz ausgeführten Kontur im Auftreffbereich der Schallwellen
einhergehen, so dass diese besonders störungs- und verlustarm um die Löcher 40 herumgeleitet
werden können.
[0054] Das Auflageelement 32 kann rückseitig, also an seiner zur Auflage auf die Schulter
des Spielers vorgesehenen Seite, mit einem Pufferelement aus vergleichsweise elastischem
oder weichem Material, beispielsweise einem Gummipuffer oder dergleichen, versehen
sein. Dieses Pufferelement kann dabei ebenfalls Löcher aufweisen, die vorzugsweise
zu den Löchern 40 korrespondieren und in Position und Dimensionierung passend zu diesen
angeordnet sind. Damit sind für den Verbundkörper aus Auflageelement und Pufferelement
vollständig durchgängige Löcher gegeben, die eine besondere klangliche Qualität auch
des Verbundkörpers sicherstellen.
[0055] Wie der Draufsicht in FIG. 6 und insbesondere der Konturdarstellung der Löcher 40
in Draufsicht in FIG. 7 ebenfalls entnehmbar ist, umfasst die Kontur der Hauptlöcher
42 ebenso wie die der Nebenlöcher 44 eine Anzahl nahezu geradlinig, aber dennoch mit
einer vergleichsweise geringen durchgängigen Biegung verlaufender Kontursegmente 46,
so dass die Löcher 40 im Wesentlichen eine Diamant-, augen- oder rautenförmige Grundform
aufweisen. Die Relation zwischen lichter Längsweite und lichter Querweite der Löcher
40 kann dabei variieren, insbesondere in Abhängigkeit von den Geometrieparametern
der Schulterstütze insgesamt wie beispielsweise deren Gesamtlänge und/oder Gesamtbreite.
Bezugszeichenliste
[0056]
- 1
- Violine
- 2
- Korpus
- 4
- Hals
- 6
- Wirbel
- 8
- Schnecke
- 10
- Korpusboden
- 12
- Bodenkante
- 14
- halsseitige Enden
- 16, 18
- Endblock
- 20, 22
- Außenblock
- 24
- Wölbung
- 26
- Zarge
- 30, 38
- Schulterstütze
- 32
- Auflageelement
- 34
- Grundkörper
- 35
- Jahresring
- 36
- Klemmeinheit
- 40
- Löcher
- 42
- Hauptlöcher
- 44
- Nebenlöcher
- 46
- Kontursegment
- x,y,z
- Grundrichtungen
- n
- Flächennormale
1. Schulterstütze (30, 38) für ein Streichinstrument mit einem Auflageelement (32) zum
Auflegen auf Schulter und/oder Brust des Spielers, wobei das Auflageelement (32) einen
Grundkörper (34) aus komprimiertem Pressholz aufweist.
2. Schulterstütze (30, 38) nach Anspruch 1, bei der das den Grundkörper (34) bildende
komprimierte Pressholz eine mittlere Kompression von zwischen etwa 15 % und etwa 25
%, insbesondere von etwa 17 % bis etwa 20 %, aufweist.
3. Schulterstütze (30, 38) nach Anspruch 1 oder 2, bei der das den Grundkörper (34) bildende
komprimierte Pressholz eine Dichte von zwischen 0,6 g/cm3 und 0,96 g/cm3, vorzugsweise von etwa 0,72 g/cm3, aufweist.
4. Schulterstütze (30, 38) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei der der Grundkörper
(34) des Auflageelements (32) bezogen auf seine Längsrichtung eine Querschnittsfläche
von mindestens 60 mm2, vorzugsweise von mindestens 75 mm2, und höchstens 210 mm2, vorzugsweise von 150 mm2, aufweist.
5. Schulterstütze (30, 38) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei der der Grundkörper
(34) des Auflageelements (32) eine Dicke von mindestens 2 mm und höchstens 7 mm, vorzugsweise
von mindestens 3 mm und höchstens 6 mm, besonders bevorzugt von mindestens 3,3 mm
und höchstens 5 mm, aufweist.
6. Schulterstütze (30, 38) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, bei der der Grundkörper
(34) des Auflageelements (32) eine Breite von mindestens 20 mm und höchstens 40 mm,
vorzugsweise von mindestens 24 mm und höchstens 30 mm, aufweist.
7. Schulterstütze (30, 38) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei der der Grundkörper
(34) des Auflageelements (32) durch ein aus einem komprimierten Pressholzblock herausgeschnittenes
Werkstück gebildet ist, das mit seiner Querrichtung im Wesentlichen senkrecht zu einer
Faserrichtung des Pressholzblocks orientiert ist.
8. Schulterstütze (38) für ein Streichinstrument mit einem Auflageelement (32) zum Auflegen
auf Schulter und/oder Brust des Spielers, insbesondere nach einem der Ansprüche 1
bis 7, bei der das Auflageelement (32) mit einer Mehrzahl von Löchern (40) versehen
ist, wobei eine Anzahl von Hauptlöchern (42) bezogen auf die Breite des Auflageelements
(32) mittig in diesem und eine Anzahl von Nebenlöchern (44) bezogen auf die Breite
des Auflageelements (32) außermittig in diesem und in Längsrichtung des Auflageelements
gesehen jeweils in etwa in der Mitte zwischen zwei benachbarten Hauptlöchern (42)
angeordnet sind.
9. Schulterstütze (38) nach Anspruch 8, bei der die Hauptlöcher (42) gleich groß gewählt
sind.
10. Schulterstütze (38) nach Anspruch 8 oder 9, bei der die Nebenlöcher (44) gleich groß
gewählt sind.
11. Schulterstütze (38) nach einem der Ansprüche 8 bis 10, bei der die Hauptlöcher (42)
annähernd die vierfache Lochfläche der Nebenlöcher (44) aufweisen.
12. Schulterstütze (38) nach einem der Ansprüche 8 bis 11, bei der die Löcher (40) insgesamt
eine Fläche von mindestens 8 %, vorzugsweise von mindestens 10 %, und höchstens 30
%, vorzugsweise von höchstens 20 %, der Fläche des Auflageelements (32) einnehmen.
13. Schulterstütze (38) nach einem der Ansprüche 8 bis 12, bei der die Löcher (40) in
Längsrichtung des Auflageelements (32) gesehen jeweils eine größere lichte Weite aufweisen
als in dessen Querrichtung.
14. Schulterstütze (38) nach einem der Ansprüche 8 bis 13, bei der die Kontur der Hauptlöcher
(42) eine Anzahl gebogen verlaufender Kontursegmente (46) umfasst.
15. Schulterstütze (30) nach einem der Ansprüche 8 bis 14, bei der die Gesamtzahl der
Hauptlöcher (42) ungerade, vorzugsweise gleich fünf, ist.