[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur rechnergestützten Bestimmung der Position,
in der ein ISO-Container mittels eines Krans auf ein Trägerfahrzeug aufzusetzen ist,
anhand einer die Oberseite des Trägerfahrzeugs repräsentierenden Wolke von Messpunkten,
die durch Abtasten des Trägerfahrzeugs von oben mit einem 3D-Laserscanner gewonnen
werden, sowie eine 3D-Laserscan-Messanlage gemäß den Oberbegriffen der unabhängigen
Patentansprüche.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist aus der
DE 10 2007 055 316 A1 bekannt und ermöglicht es, Container mehr oder weniger zielgenau auf ein Trägerfahrzeug
aufzusetzen, ohne spezielle Merkmale des Trägerfahrzeugs kennen zu müssen. Die minimal
erzielbare Positioniergenauigkeit ist durch die für den Laserscanner angegebene Entfernungsauflösung
von 2 cm begrenzt. Dementsprechend müssen die Container mittels Trichter, Fänger oder
Mulden am Trägerfahrzeug in ihre Endposition geführt werden.
[0003] Ein derartiges Verfahren und eine derartige Messanlage sind auch aus der
EP 2 574 587 A1 bekannt, welche Stand der Technik gemäß Art. 54 (3) EPÜ darstellt. Anhand von in
der Messpunktwolke erscheinenden 3D-Konturen lassen sich Twistlocks identifizieren
und lokalisieren, da die zu suchende 3D-Form genau bekannt ist, und anhand der so
ermittelten Twistlock-Orte werden Container-Zielpositionsdaten für den auf das Trägerfahrzeug
aufzusetzenden Container berechnet.
[0004] Die
DE 10 2008 014 125 A1 offenbart ein Verfahren zur rechnergestützten Lokalisierung eines Trägerfahrzeugs
anhand von Fahrerhausdach und Querträgern desselben relativ zu einem Kran oder Referenzkoordinatensystem
anhand einer die Oberseite des Trägerfahrzeugs repräsentierenden Wolke von Messpunkten,
die durch Abtasten des Trägerfahrzeugs von oben mit einem 3D-Laserscanner gewonnen
werden, um die Zielposition für die auf das Trägerfahrzeug aufzusetzende Last zu gewinnen.
Danach ist es grundsätzlich bekannt, ein dreidimensionales Modell eines zu lokalisierenden
Objekts so lange zu verschieben und zu rotieren, bis die Abweichung zwischen der Messpunktwolke
und dem Modell im Gesamtfehler minimal ist. Doch wird hier ein anderes Lokalisierungsverfahren
verwendet, eine sog. PCA-Analyse.
[0005] In einem Container-Terminal lädt eine Containerbrücke, insbesondere ein so genannter
STS(Ship-To-Shore)-Kran, Container vom Schiff an Land, entweder direkt auf LKW oder
Eisenbahnen, oder sie übergibt die Container an Transportfahrzeuge, insbesondere fahrerlose
Transportfahrzeuge (AGV; Automated Guided Vehicle), die meist als Portalhubwagen ausgebildet
sind.
[0006] An Land, auch an hafenlosen Containerumschlagplätzen, können Container mit Stapel-
bzw. Portalkränen, insbesondere führerlos betriebenen Stapelbrücken (ASC; Automated
Stacking Crane), umgeschlagen bzw. auf LKW oder Eisenbahnen verladen werden. ASC-Krane
gibt es auch mit Kamerasystemen, welche auf die Eckbeschläge (engl.: corner castings)
der Container gerichtete Kameras enthalten, um einen Container halbautomatisch auf
einen LKW aufsetzen zu können. Ein vollautomatisches Beladen von LKW ist hiermit aber
nicht möglich.
[0007] Trägerfahrzeuge für den Straßentransport von Containern gibt es als LKW mit oder
ohne Anhänger sowie als Sattelkraftfahrzeuge bestehend aus einer LKW-Zugmaschine und
einem wie ein normaler Sattelauflieger angehängten Containerchassis. Ein Containerchassis
ist ein Fahrgestell für ISO-Container, welche mittels Twistlocks am Containerchassis
gesichert werden. Die Abstände der Twistlocks ergeben sich durch die Normen der ISO-Container.
[0008] Für ein vollautomatisches Beladen von Trägerfahrzeugen, die mit Twistlocks ausgestattet
sind, müsste man nicht nur die Positionen der Container-Eckbeschläge, sondern auch
jene der Twistlocks am Trägerfahrzeug exakt kennen, damit diese richtig ineinandergreifen
können. Darüber hinaus muss man praktisch absolut sicher sein, dass die Twistlock-Positionen
richtig ermittelt worden sind, weil das Aufsetzen in einer falschen Position aufwändige
Korrekturen oder sogar fatale Folgen nach sich ziehen kann.
[0009] Es hat sich gezeigt, dass eine für das vollautomatische Laden von Containern auf
Trägerfahrzeuge genügend exakte und zuverlässige Objekt- und Positionserkennung anhand
von Kamerabildern nicht zu erreichen ist, da die zu erkennenden Teile optisch äußerst
unterschiedlich aussehen können, nicht nur weil sie ganz unterschiedliche Abnutzungsgrade
und entsprechend unterschiedliche Erscheinungsbilder zeigen, sondern auch wegen der
Beleuchtungsverhältnisse, die je nach Blickrichtung und Witterung ständig wechseln
können.
[0010] Die
DE 10 2008 062 854 A1 offenbart eine Mechanik zur automatischen Verriegelung und Entriegelung von handbetätigten
Twistlocks auf der Ladefläche eines LKW von einem so genannten Spreader aus. Ein Spreader
ist ein Hebezeug, das einen Container an seinen vier oberen Ecken packt, indem er
in die Eckbeschläge eingreift. Es wird auch vorgeschlagen, Position und Typ der Twistlocks
mittels eines Laserscanners zu erkennen, der sich an einem die Twistlocks entriegelnden
bzw. verriegelnden Roboter befindet.
[0011] Die
DE 10 2009 037 742 A1 offenbart, Ladegüter und Angriffspunkte für deren Handhabung mittels eines Laserscanners
zu vermessen und mit gespeicherten Objektformen zu vergleichen.
[0012] Die
DE 10 2010 060 942 A1 offenbart eine Anordnung von mehreren Sensoren wie z. B. Laserscannern, die mittels
Marken im gemeinsamen Sichtfeld registriert und dadurch fusioniert werden.
[0013] Die
WO 2010/010977 A1 offenbart einen Spreader mit Sensoren zur Erkennung der Positionen seiner Twistlocks
und eines aufzunehmenden Containers, um die Twistlocks automatisch auf die Eckbeschläge
des Containers einzustellen.
[0014] Die
EP 2 327 652 A1 offenbart einen Laserscanner, der einen in eine Krananlage einfahrenden LKW dreidimensional
abtastet. Anhand von Objektmodellen aus einer Datenbank werden Objektzustände geschätzt,
aus denen sich Objekttyp, Objektposition und Objektorientierung von Zugfahrzeug und
Container ableiten lassen, um ein Zielführungssignal zum Anfahren einer Be- und Entladeposition
zu erzeugen.
[0015] Die
DE 10 2008 026 608 A1 offenbart, LKW-Auflieger mit einem Laserscanner abzutasten, so dass sich eine Messpunktwolke
ergibt, und Aufliegertypen z. B. anhand ihrer Querstreben zu identifizieren, so dass
die Anschlusspunkte des Containers und die korrespondierenden Anschlusspunkte des
Aufliegers schnell und präzise angefahren werden können. Hierfür wird eine Datenbank
von Aufliegertypen benötigt, weshalb das Verfahren bei unbekannten Aufliegertypen
oder bei an sich bekannten, aber individuell modifizierten Aufliegern versagt.
[0016] Die
WO 2012/051024 A2 offenbart ein Verfahren zum automatischen Laden von Containern auf ein Containerschiff,
wofür die absolute Position des Containerschiffs und der Stauplan exakt bekannt sein
müssen.
[0017] Die Anmelderin hat eine Messanlage mit zwei am Querträger eines STS-Krans befestigten
3D-Laserscannern realisiert, um die Szenerie im Portal dreidimensional zu vermessen
und die Positionen von LKW, Anhänger, AGV oder Container zu ermitteln. Mithilfe der
Messdaten können LKW und Anhänger relativ zentrisch unter die Containerbrücke geleitet
werden, damit eine Übergabe der Container ohne Kranfahrt erfolgen kann, und außerdem
kann eine geeignete Vorpositionierung des Spreaders an der Containerbrücke erfolgen.
Auf diese Weise kann die Umschlaggeschwindigkeit erhöht und kann die Inanspruchnahme
und Gefährdung von Personal vermindert werden. Die Anmelderin hat auch eine ähnliche
Messanlage mit zwei an der Katze eines ASC-Krans befestigten 3D-Laserscannern realisiert,
um LKW, Anhänger, AGV oder Container dreidimensional zu vermessen.
[0018] Dazu wird in der Zeitschrift
'Hebezeuge Fördermittel', Huss-Medien, Berlin, 2009, Heft 6, Seiten 324-325, vorgeschlagen, in einer von zwei 3D-Laserscannern gelieferten Messpunktwolke einer
Szene Positionen von markanten Punkten wie z. B. Containerecken zu bestimmen, um das
Aufnehmen und das Absetzen von Containern von/auf LKW zu unterstützen. Dadurch ist
ein Teilautomatikbetrieb möglich, bei dem der Spreader schon über dem LKW bzw. über
dem Container vorpositioniert ist.
[0019] Trotz aller bisherigen Bemühungen und Anregungen im Stand der Technik ist ein vollautomatisches
Laden von Containern auf nicht auf bestimmte Typen festgelegte Trägerfahrzeuge mit
Twistlocks auch mittels Laserunterstützung in der Praxis immer noch nicht möglich,
weil hierfür kein wirklich praxistaugliches lasergestütztes Objekt- und Positionserkennungsverfahren
existiert. Tatsächlich ist es immer noch erforderlich, dass ein Mitarbeiter den Vorgang
des Aufsetzens eines Containers auf das Containerchassis per Augenschein überwacht,
da die Zielposition eines Containers auf dem Containerchassis bislang weder mit der
erforderlichen Genauigkeit noch mit der nötigen Zuverlässigkeit automatisch ermittelt
werden kann. Dies hat mehrere Gründe, die nachfolgend erläutert werden.
[0020] Die Szenerie im Portal über die ganze Länge eines Hängerzugs oder Sattelkraftfahrzeugs
mittels eines 3D-Laserscanners zu vermessen, stellt hohe Anforderungen an den Scanner.
Dieser muss in einer ausreichenden Höhe über dem Fahrzeug angebracht sein und eine
entsprechende Reichweite haben. Und um zuverlässige Messungen erzielen zu können,
sollte der Scanner von einem Typ sein, der die Entfernung von Messpunkten nach dem
Laufzeitverfahren bestimmt. Dabei sendet der Laser gepulste Lichtbündel aus und bestimmt
die Entfernung anhand der Laufzeit des zurückreflektierten Lichts.
[0021] Dieses Arbeitsprinzip wird jedoch dadurch begrenzt, dass nur Laser der Laserschutzklasse
1 in Frage kommen. Um gesundheitliche Schäden auszuschließen, muss die Lichtenergie
je Fläche begrenzt werden. Praktisch wird das erreicht durch relativ starke Laser,
deren Strahl optisch aufgeweitet wird, so dass die maximal erlaubte Energie je Fläche
nach dem Austritt aus dem Gehäuse nicht überschritten wird. Dabei gilt, je größer
die Aufweitung bzw. der Mess-Leuchtfleck ist, desto geringer wirken sich Umwelteinflüsse
und Reflexionseigenschaften der zu messenden Oberfläche auf die Güte der Messung aus.
Je kleiner die Aufweitung bzw. der Messfleck ist, desto genauer können feine Strukturen
erkannt werden.
[0022] Dies alles beschränkt die Wahl der Laserscanner auf solche mit Winkel- und Entfernungsauflösungen,
die nur wenig kleiner sind als die Abmessungen von Twistlocks, wie von einem Kran
aus gesehen. Der über seine Basis vorstehende Teil eines Twistlocks misst 96 x 35
x 50 mm, und im Handel erhältliche 3D-Laserscanner, die sich als für den vorliegenden
Zweck tauglich erwiesen haben, haben einen Leuchtfleckdurchmesser von 20 bis 30 mm
in 10 Meter Entfernung, eine Winkelauflösung von ungefähr 0,02° und eine Abstandsauflösung
von ± 12 mm, und somit ein entsprechendes Rauschen. Bei den damit erzielbaren Auflösungen
hebt sich die Form eines Twistlocks zwar noch vom Rauschen ab, wenn man ein Containerchassis
von einem Kranquerträger aus abtastet, doch muss in der Praxis oft unter ungünstigen
Bedingungen gemessen werden, z. B. bei Regen, Schnee, Nebel oder verschmutztem Schutzglas
des Scanners.
[0023] Um die vorgenannten Hindernisse zu überwinden, könnte man erwägen, viele Einzellaser
und/oder -kameras zu verwenden, die jeweils nur einen Ausschnitt der Szenerie aus
geringerer Distanz betrachten, doch würde so etwas auch den apparativen und rechnerischen
Aufwand vervielfachen.
[0024] Ein weiterer Grund, weshalb man die Positionen eines Containers und dessen Zielposition
auf Trägerfahrzeugen für Landtransport bislang nicht zuverlässig genug automatisch
ermitteln kann, ist der, dass Containerchassis komplex aufgebaut und praktisch bei
jedem ankommenden Sattelkraftfahrzeug anders gestaltet sind. Noch unterschiedlichere
Formen gibt es bei für Containertransport eingerichteten LKW mit oder ohne Anhänger.
Was ISO-Container betrifft, so kann man immerhin anhand der Container-Außenseiten
und/oder -kanten auf die Position der Eckbeschläge schließen, obwohl auch dies problematisch
ist, weil es Container gibt, die sich im Gebrauch verformt haben. Bei LKW mit oder
ohne Anhänger sowie Containerchassis gibt es aber keine Merkmale, anhand derer man
die Container-Zielposition eindeutig ermitteln könnte, mit Ausnahme der Twistlocks
selbst.
[0025] Twistlocks in relativ gering aufgelösten 3D-Daten zu erkennen, welche die mehr oder
weniger unebene Oberseite des Containerchassis als ein 3D-Profil z. B. in Form einer
Messpunktwolke repräsentieren, ist aber in mehrfacher Hinsicht äußerst schwierig.
An Containerchassis kann es nämlich viele Teile geben, die von ihrer Form her mit
einem Twistlock verwechselbar sind, besonders in Zonen, in denen das Containerchassis
nicht senkrecht von oben, sondern mehr oder weniger schräg abgetastet wird. Außerdem
können Twistlocks abgenutzt oder verschmutzt sein, so dass sie nicht leicht als solche
erkannt werden, und es kann Anbauteile oder Verschmutzungen am Containerchassis geben,
die möglicherweise mit einem Twistlock verwechselt werden können.
[0026] Daher ist es bislang nicht möglich, die Twistlocks an einem Trägerfahrzeug mit der
für vollautomatische Prozesse erforderlichen Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu lokalisieren.
Was die Genauigkeit betrifft, so müsste diese in der Größenordnung von 10 mm liegen,
damit jeder Twistlock sicher und vollständig in einen Container-Eckbeschlag eingreifen
kann, und was die Zuverlässigkeit betrifft, so müsste diese praktisch bei 100 % liegen,
wie erwähnt.
[0027] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, die Position, in der ein ISO-Container
mittels eines Krans auf ein Trägerfahrzeug aufzusetzen ist, mit möglichst geringem
Hard- und Softwareaufwand mit einer Genauigkeit sowie einer Zuverlässigkeit ermitteln
zu können, die ein vollautomatisches Laden von ISO-Containern auf Trägerfahrzeuge
mit Twistlocks ermöglichen, und zwar unabhängig von der speziellen Form des Trägerfahrzeugs.
[0028] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren und eine 3D-Laserscan-Messanlage mit den in
den unabhängigen Patentansprüchen angegebenen Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
[0029] Gemäß der Erfindung wird die durch vollständiges Abtasten des Trägerfahrzeugs von
oben mit einem 3D-Laserscanner gewonnene Messpunktwolke, welche die Oberseite des
Trägerfahrzeugs repräsentiert, mit einem virtuellen Prüfkörper abgetastet, der zumindest
teilweise, insbesondere auf seiner Oberseite, eine Form hat, die an die Form des über
die Oberseite des Trägerfahrzeugs vorstehenden Teils von Twistlocks am Trägerfahrzeug
angenähert ist.
[0030] Es werden alle Orte ermittelt, an denen die an einen Twistlock angenäherte Form des
virtuellen Prüfkörpers mindestens in einem vorbestimmten Grad mit der örtlichen Form
der Messpunktwolke übereinstimmt, und als Kandidaten-Orte für Twistlocks festgelegt.
Dies kann dadurch geschehen, dass die Messpunktwolke oder ein daraus ausgewählter
Bereich rein rechnerisch mit dem virtuellen Prüfkörper "abgetastet wird". Dabei wird
der Prüfkörper quasi über die Oberfläche hinweg bewegt, welche die Messpunktwolke
repräsentiert, und wenn der Prüfkörper an einem Ort gewissermaßen "einrastet", weil
seine Form gut mit der örtlichen Form der Messpunktwolke übereinstimmt, befindet sich
an diesem Ort möglicherweise ein Twistlock.
[0031] Dieses Abtasten der Messpunktwolke mit einem Prüfkörper kann wesentlich schneller
und mit wesentlich weniger Hard- und Softwareaufwand als eine normale 3D-Objekterkennung
durchgeführt werden, bei der man alle drei Raumrichtungen in allen rotatorischen Freiheitsgraden
durchsuchen muss. Irgendwelche Objektdrehungen brauchen bei der Erfindung nicht berücksichtigt
werden, weil die Orientierung der Twistlocks durch die Konstruktion der Verladeanlage
vorgegeben ist, z. B. durch die Fahrspur, die ein Trägerfahrzeug einhalten muss, und
das Abtasten einer Messpunktwolke, welche die Oberseite des Trägerfahrzeugs repräsentiert,
erfordert viel weniger Aufwand als allgemeine Objekterkennung in drei Dimensionen.
[0032] Bei einem realen Trägerfahrzeug und bei einer mit angemessenem Hard- und Softwareaufwand
realisierbaren Scanauflösung, die nur wenig kleiner ist als die Abmessungen von Twistlocks,
erhält man auf diese Weise sehr viele Kandidaten-Orte, an denen sich tatsächlich keine
Twistlocks befinden. Dies liegt an der zerklüfteten Konstruktion von Trägerfahrzeugen
sowie den zahlreichen Anbauteilen und Hydraulik- und Elektrikleitungen und -bauteilen,
die zudem in der Regel von Trägerfahrzeug zu Trägerfahrzeug verschieden sind.
[0033] Gemäß der Erfindung werden aus den Kandidaten-Orte tatsächliche Twistlock-Orte anhand
ihrer Distanzen selektiert. Aufgrund der normierten Abmessungen von ISO-Containern
können Twistlocks nur bestimmte vorgegebene Distanzen voneinander haben. Es hat sich
gezeigt, dass die anhand des Kriteriums Distanzen ausgewählten Kandidaten-Orte mit
äußerst hoher Zuverlässigkeit tatsächlich Orte von Twistlocks sind.
[0034] Anhand dieser Orte sowie der bekannten Normen für ISO-Container können daher Container-Zielpositionsdaten
berechnet werden, die genau genug sind, um einen Container zielgenau auf das Trägerfahrzeug
aufsetzen zu können, wobei je ein Twistlock verriegelbar in einen Eckbeschlag des
Containers hineinragt. Erst wenn die Twistlocks korrekt in den Eckbeschlägen sitzen,
kann der Container durch Drehen der Twistlocks am Trägerfahrzeug verriegelt werden.
[0035] Die Erfindung ermöglicht es, Container-Zielpositionsdaten völlig unabhängig von der
speziellen Form des Trägerfahrzeugs wie z. B. eines Containerchassis zu ermitteln,
und zwar mit einer überraschend hohen Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Selbst wenn
eine sehr große Zahl von Kandidaten-Orten für Twistlocks erkannt werden, an denen
sich tatsächlich meist kein Twistlock befindet, führt die weitere Selektion anhand
der für ISO-Container zulässigen Distanzen dazu, dass sich an den selektierten Orten
tatsächlich Twistlocks befinden.
[0036] Darüber hinaus hat es sich gezeigt, dass ein Container sogar dann korrekt auf seine
vier Twistlocks an einem Trägerfahrzeug aufgesetzt werden kann, wenn nur drei oder
sogar nur zwei der Twistlocks richtig erkannt werden. Allerdings gibt es Fälle, in
denen bei einer Nichterkennung von an sich zu erwartenden Twistlocks eine Warnung
an einen Kranführer ausgegeben und/oder eine Mitteilung an einen LKW-Fahrer gesendet
werden sollte, die Oberseite des Trägerfahrzeugs noch einmal in Augenschein zu nehmen.
Ein derartiger Fall ist z. B., wenn das Trägerfahrzeug ein Gooseneck-Containerchassis
ist. Gooseneck-Containerchassis dienen dem Transport von High-Cube-Containern, die
höher als Containerchassis mit planer Bodenplatte sind und im vorderen Bereich ihrer
Bodenplatte einen Ausschnitt haben, welcher sich über das Chassis stülpt, so dass
sich die Ladehöhe verringert. Gooseneck-Containerchassis oder Multi-Gooseneck-Containerchassis
können durch Wechseln oder Verstellen von einzelnen Twistlocks an die jeweils zu transportierenden
Containertypen angepasst werden, und es kann sein, dass der LKW-Fahrer dabei einen
Fehler gemacht hat. Es könnte auch sein, dass versehentlich ein hinderlicher Gegenstand
auf einem Trägerfahrzeug bzw. auf einem Twistlock liegen geblieben ist. Derartige
Fehler können durch die Erfindung zuverlässig erkannt werden, und das Verladepersonal
kann ggf. gewarnt werden, so dass es von routinemäßigen und daher fehleranfälligen
Überwachungsaufgaben entlastet wird.
[0037] In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung werden die erfindungsgemäß berechneten
Container-Zielpositionsdaten an eine Kransteuereinrichtung gesendet, die den Container
unter Verwendung der Container-Zielpositionsdaten derart auf das Trägerfahrzeug aufsetzt,
dass je ein Twistlock korrekt in einem Eckbeschlag des Containers sitzt. Damit der
Kran den Container vollautomatisch korrekt auf das Trägerfahrzeug aufsetzen kann,
ist es aber erforderlich, die genaue Position des Containers zu kennen. Manche Stapelbrücken
sind imstande, die Position des Containers präzise zu steuern. In anderen Fällen,
z. B. wenn ein Spreader mittels langer Stahlseile am Kran hängt, ist es jedoch erforderlich,
die aktuelle Position des Containers zu messen. Dies kann entweder mittels separater
Messeinrichtungen durchgeführt werden, oder es kann auch der Container mit dem 3D-Laserscanner
abgetastet werden, während er verladen wird. Aber selbst in Fällen, in denen nur der
Kranfahrer Kontrolle über die aktuelle Containerposition hat, kann die Erfindung nützlich
sein. Zum Beispiel kann dem Kranfahrer die Position, wo der Container abzusetzen ist
und die er nicht direkt sehen kann, auf eine geeignete Weise visualisiert werden.
[0038] In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung ist der Kran eine Containerbrücke,
insbesondere ein STS-Kran, oder ein Stapelkran, insbesondere ein ASC-Kran, oder ein
RTG-Kran (Rubber Tyred Gantry; gummibereifter Portalkran). Der Kran kann aber auch
irgendein anderer Kran für Containerverladung auf Trägerfahrzeuge sein.
[0039] In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung ist das Trägerfahrzeug ein Landtransportfahrzeug,
insbesondere ein LKW mit oder ohne Anhänger oder ein Containerchassis oder ein Terminalchassis
oder ein Eisenbahnwaggon für Twistlock-gesicherten Containertransport oder ein AGV.
Terminalchassis sind terminaleigene Chassis, die nicht per LKW, sondern mit speziellen
Zugmaschinen auf einem Terminal bewegt werden. Containerchassis und Terminalchassis
sind beim Beladen normalerweise an eine Zugmaschine angehängt, können aber auch ohne
Zugmaschine beladen werden, wenn sie z. B. auf dem Boden oder auf einem Eisenbahnwaggon
stehen.
[0040] In bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung ist der 3D-Laserscanner, der vorzugsweise
aus einem 2D-Laserscanner gebildet ist, der mittels eines Servomotors schwenkbar an
einer Basis angebracht ist, ein Laufzeit-Infrarot-Laserscanner mit einem Leuchtfleckdurchmesser
zwischen ungefähr 10 mm und ungefähr 50 mm in 10 Meter Entfernung, einer Winkelauflösung
zwischen ungefähr 0,01° und ungefähr 0,05 ° sowie einer Abstandsauflösung von ungefähr
± 10mm.
[0041] In einer speziellen Ausführungsform ist der 3D-Laserscanner in einer Höhe von mindestens
ungefähr 5 Meter, vorzugsweise ca. 6,5 Meter, entweder ortsfest über einer LKW-Ladespur
oder zwischen zwei LKW-Ladespuren oder an dem Kran montiert. Es genügt ein einziger
3D-Laserscanner, doch kann man z. B. auch zwei Laserscanner vorsehen, die in einem
gewissen Abstand voneinander befestigt sind, etwa für Doppel-Hubbetrieb oder um die
vermessbare Ladespurlänge zu vergrößern oder um die Laser auf irgendeine andere Weise
zusammenarbeiten zu lassen.
[0042] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird nicht die ganze durch Laserscan
erhaltene Messpunktwolke mit dem mindestens einen Prüfkörper abgetastet, sondern nur
zwei je maximal 1/2 Meter breite Randstreifen entlang der beiden Längsseiten des Trägerfahrzeugs,
innerhalb derer erwartungsgemäß Twistlocks am Trägerfahrzeug montiert sind. Dies senkt
den Rechenaufwand erheblich. Sofern die äußeren Abmessungen und die Position des Trägerfahrzeugs
nicht schon vorgegeben sind, wie es bei Schienenfahrzeugen möglicherweise realisiert
werden kann, können diese auf einfache und schnelle Weise ermittelt werden, beispielsweise
durch einen schnellen groben Vor-Scan oder durch Einschränkung der Messpunktwolke
auf Punkte, die sich in einer entsprechenden Höhe über dem Boden befinden.
[0043] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Messpunktwolke bzw. werden
deren Randstreifen nicht nur mit einem virtuellen Prüfkörper, sondern mit mehreren
identischen virtuellen Prüfkörpern gleichzeitig abgetastet, indem die Messpunktwolke
in mehrere Zellen unterteilt wird, in denen die entsprechende Datenverarbeitung mit
je einem virtuellen Prüfkörper parallel durchgeführt wird. Dadurch kann die Verarbeitungsgeschwindigkeit
wesentlich erhöht werden.
[0044] Aus den festgestellten Twistlock-Orten können unter Umständen direkt Container-Zielpositionsdaten
für den auf das Trägerfahrzeug aufzusetzenden Container berechnet werden. Zum Beispiel
im Falle von Twistlock-Erkennung von einem Kran aus, welcher in der Lage ist, Container
zentimetergenau zu handhaben, würde es prinzipiell genügen, die genaue Relativposition
von Kran und Trägerfahrzeug Twistlocks und Kran zu kennen.
[0045] Doch wird meist bevorzugt, Container-Zielpositionsdaten als absolute Geopositionen
zu erhalten, um diese mit Kransteuerdaten bzw. Daten anderer Systeme verknüpfen zu
können, die sich ebenfalls auf Geopositionen beziehen. In diesem Fall werden mit dem
3D-Laserscanner mehrere ortsfest montierte Referenzkörper mit bekannten Geopositionen
abgetastet, die alle dieselbe dreidimensionale geometrische Grundform haben, wobei
die Referenzkörper als solche erkannt und lokalisiert werden, indem f) eine oder mehrere
Referenz-Messpunktwolken, in denen die Referenzkörper enthalten sind, mit einem virtuellen
Referenz-Prüfkörper abgetastet werden, der zumindest auf seiner Oberseite die geometrische
Grundform der Referenzkörper hat; g) alle Orte in der oder den Referenz-Messpunktwolke(n)
ermittelt werden, an denen die Form des virtuellen Referenz-Prüfkörpers mindestens
in einem vorbestimmten Grad, vorzugsweise in einem maximalen Grad, mit der örtlichen
Form der Referenz-Messpunktwolke(n) übereinstimmt; h) die so ermittelten Orte als
gemessene Referenzkörper-Orte festgelegt werden; i) aus den so festgelegten Referenzkörper-Orten
Referenzpositionsdaten berechnet werden, indem die gemessene Referenzkörper-Szenerie
in Übereinstimmung mit der bekannten realen Referenzkörper-Szenerie gebracht wird,
und j) die so berechneten Referenzpositionsdaten, nämlich ein genaues Geokoordinatensystem
und die genaue Position des 3D-Laserscanners darin, für die Berechnung der Container-Zielpositionsdaten
verwendet werden.
[0046] Ein derartiger Kalibrierungs-Scan kann vor einem Scan für Twistlock-Erkennung erfolgen.
Alternativ können Kalibrierung und Twistlock-Erkennung auch auf Basis eines einzigen,
gemeinsamen Scans durchgeführt werden.
[0047] Die Referenzkörper sind vorzugsweise Halbkugeln, die in Reihen oben auf Begrenzungszäunen
von LKW-Ladespuren montiert sind und einen Durchmesser haben, der ein Mehrfaches der
Länge eines Twistlocks beträgt und insbesondere ungefähr 300 mm beträgt.
[0048] Gegenstand der Erfindung ist außerdem eine 3D-Laserscan-Messanlage zur Verwendung
beim Laden von ISO-Containern auf Trägerfahrzeuge, welche Anlage zur Durchführung
der Verfahrensschritte gemäß der Erfindung bzw. deren vorteilhafte Weiterbildungen
eingerichtet ist und die insbesondere auch die erfindungsgemäßen Vorrichtungsmerkmale
bzw. deren vorteilhafte Weiterbildungen aufweist.
[0049] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung. Darin zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Draufsicht auf eine Versuchsanordnung einer 3D-Laserscan-Messanlage
zum Laden von ISO-Containern auf LKW mit oder ohne Anhänger oder auf ein Containerchassis;
- Fig. 2
- eine schematische Draufsicht auf ein Beispiel-Containerchassis;
- Fig. 3
- eine Skizze zur Veranschaulichung des Abtastens eines Abschnitts einer die Oberseite
des Containerchassis repräsentierenden Messpunktwolke mit einem virtuellen Prüfkörper;
und
- Fig. 4
- eine Skizze zur Veranschaulichung der Berechnung von Container-Zielpositionsdaten
anhand der durch die Abmessungen von ISO-Containern vorgegebenen Distanzen von Twistlocks.
[0050] Fig. 1 zeigt zwei LKW-Ladespuren 2 und 4, die jeweils von einem langgestreckten,
Rechteck begrenzt sind, das von einem LKW derart anzufahren ist, dass sich der LKW
einschließlich Anhänger bzw. das Containerchassis vollständig innerhalb des ca. 3
Meter breiten und entsprechend langen Rechtecks befindet. Zwischen den Ladespuren
2 und 4, und zwar in deren Längsrichtung gesehen ungefähr in der Mitte des Bereichs,
in dem sich die Ladefläche des Trägerfahrzeugs befinden soll, ist ein stabiler Mast
6 senkrecht am Boden verankert. Auf nicht gezeigten Begrenzungszäunen der Ladespuren
2 und 4 sind jeweils eine Reihe von identischen mattweißen Referenzkörpern 8 in gleichen
Abständen voneinander montiert, wobei ein in Fahrtrichtung vorderer Referenzkörper
8 zwischen den beiden Ladespuren 2 und 4 den Ursprung eines x-y-Koordinatensystems
bildet, dessen x-Achse sich in entgegen der Fahrtrichtung der Ladespuren 2 und 4 erstreckt.
Die Referenzkörper 8 haben jeweils die Form einer Halbkugel mit einem Durchmesser
von 300 mm, deren Scheitelpunkt senkrecht nach oben weist.
[0051] Ein 3D-Laserscanner 10 ist einer Höhe von ca. 6 Meter über dem Boden am Mast 8 befestigt.
Der 3D-Laserscanner 10 besteht aus einem 2D-Laserscanner, der mittels eines Servomotors
schwenkbar an einer Basis befestigt ist, und ist dafür eingerichtet, rechnergesteuert
die gesamte Fläche der beiden Ladespuren 4 und 6 einschließlich der Referenzkörper
8 abzutasten und durch Laufzeitmessung eine Messpunktwolke zu gewinnen, die Bereiche
enthält, welche jeweils die Oberseite eines auf der Ladespur 2 bzw. 4 befindlichen
Trägerfahrzeugs darstellen. Der in diesem Beispiel verwendete Laserscanner 10 enthält
einen Infrarot-Laser mit 905 nm Wellenlänge und hat eine ausreichende Winkelauflösung,
d. h. einen Winkelabstand zwischen zwei aufeinander folgenden Laserstrahlen, von ungefähr
0,02°, eine Abstandsauflösung von ca. ± 12 mm und eine Reichweite von ca. 26 Meter,
was ausreicht, um jede Art von Trägerfahrzeug vollständig abtasten zu können.
[0052] Bei Stillstand des oder der in die Ladespuren 2, 4 eingefahrenen Trägerfahrzeuge
wird durch rechnergesteuertes Abtasten des oder der Trägerfahrzeuge mit dem Laserscanner
10 eine Messpunktwolke gewonnen, in der zunächst Anfang, Ende, die beiden Seiten und
das Führerhaus des jeweiligen Trägerfahrzeugs erkannt werden, was z. B. anhand der
Höhen vom Messpunkten über dem Boden leicht möglich ist, und für jede der beiden Ladespuren
2 und 4 wird die Messpunktwolke auf den Bereich reduziert, der die Ladefläche des
dort befindlichen Trägerfahrzeugs darstellt.
[0053] Wie in Fig. 2 für ein Containerchassis als Trägerfahrzeug gezeigt, enthält dessen
Ladefläche unter anderem vier Querträger 12, 14, 16 und 18, an deren beiden seitlichen
Enden sich jeweils ein Twistlock 20 befindet. Ein derartiges Containerchassis enthält
oft noch zwei zusätzliche, in Fig. 2 nicht gezeigte Querträger mit Twistlocks, die
es ermöglichen, einen 20-Fuß-ISO-Container mittig zu laden. Die Querträger 12 bis
18 und deren Twistlocks 20 sind so angeordnet, dass entweder je ein 20-Fuß-ISO-Container
auf den beiden vorderen Querträgern 12 und 14 bzw. den beiden hinteren Querträgern
16 und 18 abgesetzt werden kann oder ein 40-Fuß-ISO-Container auf dem vordersten Querträger
12 und dem hintersten Querträger 18 abgesetzt werden kann, wobei die entsprechenden
Twistlocks 20 in die Eckbeschläge des Containers eingreifen, um den Container am Trägerfahrzeug
verriegeln zu können.
[0054] Aus der auf das Containerchassis von Fig. 2 reduzierten Messpunktwolke, welche die
vom Laserscanner 10 aus sichtbaren Teile der Ladefläche des Containerchassis repräsentiert,
werden zunächst zwei je ungefähr 300 oder 400 mm breite, in Fig. 2 gestrichelt eingezeichnete
Randstreifen 22, 24 entlang der beiden Längsseiten des Containerchassis ausgewählt,
innerhalb derer erwartungsgemäß Twistlocks 20 montiert sind.
[0055] Die beiden Randstreifen 22, 24 der Messpunktwolke werden nun simulatorisch vollständig
mit einem virtuellen Prüfkörper 26 abgetastet, dessen Form an die Form des über die
Oberseite des Trägerfahrzeugs vorstehenden Teils der Twistlocks 20 angenähert ist.
[0056] Ein derartiger Prüfkörper 26 in drei verschiedenen Positionen entlang eines horizontalen
Schnitts durch eine Beispiel-Messpunktwolke 28 ist in Fig. 3 veranschaulicht. Das
Abtasten kann z. B. derart geschehen, dass der Prüfkörper 26 von unten zeilenweise
horizontal entlang der Messpunktwolke 28 verschoben wird, z. B. entlang des doppelendigen
Pfeils in Fig. 3, wobei der Prüfkörper 26 möglichst nahe an der Messpunktwolke 28
gehalten wird, ohne diese zu durchdringen. Der Prüfkörper 26 könnte während der horizontalen
Verschiebung aber auch etwas in die Messpunktwolke 28 eindringen gelassen werden.
[0057] An einer Stelle 30 der Messpunktwolke 28, welche annähernd die Querschnittsform eines
Twistlock 20 hat, rastet der Prüfkörper 26 gewissermaßen ein, wie es in Fig. 3 für
den Prüfkörper 26 ganz rechts der Fall ist, weil seine Form gut mit der örtlichen
Form der Messpunktwolke 28 übereinstimmt. Wenn die Übereinstimmung einen vorbestimmten
Grad übersteigt, befindet sich im Bereich der Stelle 30 ein Kandidat für einen Twistlock.
Bei zeilenweisem Abtasten der Messpunktwolke wird man in der Regel nicht die exakte
Position des Twistlock-Kandidaten treffen. Man kann aber den Prüfkörper 26 in der
Ebene der Messpunktwolke 28 etwas hin und her bewegen, bis man die am besten passende
Stelle 30 gefunden hat. Diese ist ein Kandidaten-Ort für einen Twistlock.
[0058] Die in Fig. 3 veranschaulichte Methode zum Auffinden von Kandidaten-Orten durch Abtasten
der Messpunktwolke von unten, bis der Prüfkörper 26 "einrastet", ist nur beispielhaft
und kann durch andere Methoden ersetzt werden, die sich der Fachmann leicht vorstellen
kann.
[0059] In jedem Fall wird die Messpunktwolke bzw. werden deren Randstreifen 22, 24 durch
parallele Datenverarbeitung mit mehreren identischen virtuellen Prüfkörpern 26 gleichzeitig
abgetastet, beispielsweise indem die Messpunktwolke in mehrere Zellen unterteilt wird,
die mit je einem virtuellen Prüfkörper 26 abgetastet werden.
[0060] Mit der oben beschriebenen Methode findet man bei einem realen Containerchassis wie
in Fig. 2 wegen der verhältnismäßig geringen Scanauflösung normalerweise sehr viele
Kandidaten-Orte, viel mehr als das Containerchassis Twistlocks 20 besitzt, wegen zahlreicher
Anbauteile und Hydraulik- und Elektrikleitungen und -bauteile, von denen in Fig. 2
gar nicht alle eingezeichnet sind. Einige der vielen an einem realen Containerchassis
gefundenen Kandidaten-Orte sind in Fig. 2 mit kleinen Kreuzen markiert. Man erkennt,
dass in diesem Beispiel nur die Kandidaten-Orte an den beiden Enden der Querträger
14 und 18 sowie die Kandidaten-Orte an den in der Figur oberen Enden der Querträger
12 und 16 tatsächlich Twistlock-Orte sind.
[0061] Um die tatsächlichen Twistlock-Orte zu finden, werden die Kandidaten-Orte anhand
ihrer Distanzen selektiert. Aufgrund der normierten Abmessungen von ISO-Containern
können Twistlocks nur bestimmte vorgegebene Distanzen voneinander haben. Dies ist
in Fig. 4 für ein Containerchassis hinter einem LKW-Führerhaus 34 veranschaulicht,
in der die Twistlocks an den Ecken der beiden von Diagonalen durchzogenen Rechtecke
36 und 38 sitzen, auf denen zwei 20-Fuß-ISO-Container oder ein 40-Fuß-ISO-Container
untergebracht werden können.
[0062] Um die tatsächlichen Twistlock-Orte zu finden, könnte man einfach jeden Kandidaten-Ort
mit jedem anderen Kandidaten-Ort vergleichen, und wenn zwei Kandidaten-Orte eine horizontale
Distanz voneinander haben, die einer der Kanten der Rechtecke 36 oder 38 oder des
beide Rechtecken 36 und 38 einschließenden Rechtecks oder einer der in Fig. 4 eingezeichneten
Diagonalen entspricht, werden diese Kandidaten-Orte als tatsächliche Twistlock-Orte
festgelegt. Alternativ kann man zu jedem Kandidaten-Ort prüfen, ob distanzmäßig dazu
passende Kandidaten-Orte existieren.
[0063] Ggf. kann man für die Prüfung, ob Kandidaten-Orte tatsächlich Twistlock-Orte sind,
weitere Kriterien vorgeben, beispielsweise ob sich die erkannten Twistlocks für einen
Container alle in der richtigen Höhe befinden. Dies ist beispielweise wesentlich,
wenn das Containerchassis 20 ein Gooseneck-Chassis ist, bei dem am vordersten Querträger
12 montierte Twistlocks 20 höher liegen und die Twistlocks 20 am zweiten Querträger
14 höhenverstellbar oder wechselbar sind. Ist ein 20-Fuß-ISO-Container auf die beiden
vorderen Querträger 12 und 14 eines Gooseneck-Chassis aufzusetzen, so müssen die Twistlocks
20 am zweiten Querträger 14 auf gleiche Höhe mit den Twistlocks 20 am vordersten Querträger
12 gestellt sein. Eine Berücksichtigung der Höhe der Twistlocks 20 ermöglicht es,
automatisch zu erkennen, ob die Twistlocks 20 am zweiten Querträger 14 richtig eingestellt
sind, und ggf. eine Warnung auszugeben.
[0064] In vielen anderen Fällen ist unschädlich, wenn nicht alle Twistlock-Orte erkannt
worden sind. Dies gilt möglicherweise auch für ein Gooseneck-Chassis in der Konfiguration
für 40-Fuß-ISO-Container, in der die Twistlocks 20 am vordersten Querträger 12 fehlen.
Nötigenfalls kann aber in der Messpunktwolke statt nach den Twistlocks 20 am vordersten
Querträger 12 nach dem standardisierten Gooseneck selbst gesucht und dessen Position
bestimmt werden.
[0065] Außerdem ist es unschädlich, wenn viel mehr Kandidaten-Orte als Twistlock-Orte erkannt
worden sind. Daher ist die beschriebene Erkennungsmethode äußerst robust und zuverlässig
und unabhängig von der speziellen Form und Ausrüstung des gerade vermessenen Trägerfahrzeugs.
[0066] Aus den 3D-Koordinaten der so gefundenen tatsächlichen Twistlock-Orte wird nun der
Mittelpunkt der Fläche berechnet, auf der ein Container aufzusetzen ist, dessen Typ
z. B. von einer Kransteuereinrichtung für den Kran, der den Container handhabt, vorgegeben
wird. Diese Mittelpunkte sind in Fig. 4 als zwei kleine Kreise 40 für je einen 20-Fuß-ISO-Container
und als ein größerer Kreis 42 für einen 40-Fuß-ISO-Container eingezeichnet. Außerdem
werden die seitliche Schiefe der Containeraufsetzfläche und die Höhen von deren Vorderkante
und Hinterkante berechnet.
[0067] Diese Daten sind Container-Zielpositionsdaten, die an die Kransteuereinrichtung gesendet
werden, die damit den Container korrekt auf die Twistlocks am Containerchassis aufsetzen
kann.
[0068] Falls sich auf beiden LKW-Ladespuren 2 und 4 je ein Trägerfahrzeug befindet, kann
das oben beschriebene Verfahren für beide Trägerfahrzeuge durchgeführt werden, die
beide mit einem einzigen Scan erfasst wurden.
[0069] Um die Container-Zielpositionsdaten als absolute Geopositionen zu erhalten, wird
ein Kalibrierungs-Scan durchgeführt, bevor Twistlock-Erkennungs-Scans durchgeführt
werden. Dazu werden mit dem 3D-Laserscanner 10 die zwölf Referenzkörper 8 abgetastet,
deren absolute Geopositionen vermessungstechnisch auf ungefähr 1 mm genau bestimmt
worden sind.
[0070] Die Erkennung und Lokalisierung der Referenzkörper 8 erfolgt nach einer ähnlichen
Methode wie oben für die Twistlocks 20 beschrieben. Das heißt, eine oder mehrere Referenz-Messpunktwolke(n),
in denen die Referenzkörper 8 enthalten sind, werden mit einem kugelförmigen virtuellen
Referenz-Prüfkörper abgetastet. Es werden alle Orte in der oder den Referenz-Messpunktwolke(n)
ermittelt, an denen die Form des virtuellen Referenz-Prüfkörpers mindestens in einem
vorbestimmten Grad mit der örtlichen Form der Referenz-Messpunktwolke(n) übereinstimmt.
Diese Orte sind die gemessenen Referenzkörper-Orte. Aus den Koordinaten der gemessenen
Referenzkörper-Orte werden mittels Anpassung der gemessenen Referenzkörper-Szenerie
an die reale Referenzkörper-Szenerie Referenzpositionsdaten berechnet, nämlich die
absolute Position des 3D-Laserscanners 10 und das x-y-Geokoordinatensystem, in dem
dann die Twistlock-Erkennungs-Scans durchgeführt werden.
[0071] Wegen der Größe, der Form und des guten Reflexionsvermögens der Referenzkörper 8
ist deren Erkennung und Lokalisierung sowohl einfach als auch sehr präzise durchführbar.
Durch Mittelwertbildung über alle Referenzkörper 8 ergibt sich die absolute Geoposition
des darauf basierenden x-y-Koordinatensystems mit größerer Genauigkeit als die vermessungstechnische
Genauigkeit der Geopositionen der einzelnen Referenzkörper 8.
[0072] Die in Fig. 1 gezeigte Messanordnung wurde als eine Versuchsanordnung realisiert,
mit der die Genauigkeit und Zuverlässigkeit des beschriebenen Verfahrens bewiesen
wurde, indem die dadurch ermittelten Twistlock-Positionen mit den mittels Theodolit
auf ungefähr 1 mm genau bestimmten tatsächlichen Positionen der Twistlocks an mehreren
verschiedenen untersuchten Containerchassis verglichen wurden. Es hat sich gezeigt,
dass das beschriebene Verfahren auch unter schlechten Witterungsbedingungen genau
und zuverlässig genug ist. Es ist jedoch darauf zu achten, dass der Laserscanner 10
im Wind möglichst wenig schwingt, z. B. indem der Mast 6 entsprechend stabil ist oder
geeignet stabilisiert wird.
[0073] In der Praxis kann die Messanordnung auch anders sein als in Fig. 1. Insbesondere
kann der 3D-Laserscanner 10 an einem Querträger oder einer Laufkatze eines Krans statt
an dem Mast 6 montiert sein. Doch könnte der 3D-Laserscanner 10 auch in praktischen
Anwendungen an einem Mast oder dergleichen montiert sein, sofern dieser den Verladebetrieb
nicht stört. Außerdem kann die Messanordnung mehr als zwei LKW-Ladespuren einschließen.
1. Verfahren zur rechnergestützten Bestimmung der Position, in der ein ISO-Container
mittels eines Krans auf ein Trägerfahrzeug aufzusetzen ist, anhand einer die Oberseite
des Trägerfahrzeugs repräsentierenden Wolke von Messpunkten (28), die durch Abtasten
des Trägerfahrzeugs von oben mit einem 3D-Laserscanner (10) gewonnen werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
a) die Messpunktwolke mit mindestens einem virtuellen Prüfkörper (26) abgetastet wird,
der zumindest teilweise eine Form hat, die an die Form des über die Oberseite des
Trägerfahrzeugs vorstehenden Teils von Twistlocks (20) am Trägerfahrzeug angenähert
ist;
b) alle Orte ermittelt werden, an denen die an einen Twistlock angenäherte Form des
virtuellen Prüfkörpers mindestens in einem vorbestimmten Grad mit der örtlichen Form
der Messpunktwolke übereinstimmt;
c) die so ermittelten Orte als Kandidaten-Orte (30) für Twistlocks festgelegt werden;
d) Kandidaten-Orte, welche vorgegebene Distanzen voneinander haben, als tatsächliche
Twistlock-Orte festgelegt werden; und
e) aus den so festgelegten Twistlock-Orten Container-Zielpositionsdaten (40; 42) für
den auf das Trägerfahrzeug aufzusetzenden Container berechnet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die berechneten Container-Zielpositionsdaten an eine Kransteuereinrichtung gesendet
werden, die den Container unter Verwendung der Container-Zielpositionsdaten (40; 42)
derart auf das Trägerfahrzeug aufsetzt, dass je ein Twistlock (20) verriegelbar in
einem Eckbeschlag des Containers sitzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kran eine Containerbrücke, insbesondere ein STS-Kran, oder ein Stapelkran, insbesondere
ein ASC-Kran, oder ein RTG-Kran ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägerfahrzeug ein Trägerfahrzeug für Landtransport ist, insbesondere ein LKW
mit oder ohne Anhänger oder ein Containerchassis oder ein Terminalchassis oder ein
Eisenbahnwaggon oder ein AGV.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der 3D-Laserscanner ein Laufzeit-Infrarot-Laserscanner mit einem Leuchtfleckdurchmesser
zwischen ungefähr 10 mm und ungefähr 50 mm in 10 Meter Entfernung, einer Winkelauflösung
zwischen ungefähr 0,01° und ungefähr 0,05 ° sowie einer Abstandsauflösung von ungefähr
± 10 mm ist, der entweder ortsfest über einer LKW-Ladespur oder zwischen zwei LKW-Ladespuren
(2, 4) oder an dem Kran montiert ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Verfahrensschritt a) aus der Messpunktwolke (28) zwei Randstreifen (22, 24)
entlang der beiden Längsseiten des Trägerfahrzeugs ausgewählt werden, innerhalb derer
erwartungsgemäß Twistlocks (20) am Trägerfahrzeug montiert sind, und dass das weitere
Verfahren nur innerhalb der beiden Randstreifen der Messpunktwolke durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Verfahrensschritt a) gleichzeitig mit mehreren identischen virtuellen Prüfkörpern
(26) durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle, dass weniger als entweder vier, drei oder zwei Twistlock-Orte zu dem auf
das Trägerfahrzeug aufzusetzenden Container erkannt werden, eine Warnung oder Mitteilung
an einen Kranfahrer oder einen Trägerfahrzeug-Fahrer erfolgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass mit dem 3D-Laserscanner (10) außerdem mehrere ortsfest montierte Referenzkörper (8)
mit bekannten Geopositionen abgetastet werden, die alle dieselbe dreidimensionale
geometrische Grundform haben, wobei die Referenzkörper als solche erkannt und lokalisiert
werden, indem f) eine oder mehrere Referenz-Messpunktwolke(n), in denen die Referenzkörper
enthalten sind, mit einem virtuellen Referenz-Prüfkörper abgetastet werden, der die
geometrische Grundform der Referenzkörper hat;
g) alle Orte in der oder den Referenz-Messpunktwolke(n) ermittelt werden, an denen
die Form des virtuellen Referenz-Prüfkörpers mindestens in einem vorbestimmten Grad
mit der örtlichen Form der Referenz-Messpunktwolke(n) übereinstimmt;
h) die so ermittelten Orte als gemessene Referenzkörper-Orte festgelegt werden;
i) aus den so festgelegten Referenzkörper-Orten Referenzpositionsdaten berechnet werden;
und
j) die so berechneten Referenzpositionsdaten für die Berechnung der Container-Zielpositionsdaten
(40, 42) verwendet werden.
10. 3D-Laserscan-Messanlage zur Verwendung beim Laden von ISO-Containern auf Trägerfahrzeuge
durch rechnergestützte Bestimmung der Position, in der ein ISO-Container mittels eines
Krans auf ein Trägerfahrzeug aufzusetzen ist, anhand einer die Oberseite des Trägerfahrzeugs
repräsentierenden Wolke von Messpunkten (28), die durch Abtasten des Trägerfahrzeugs
von oben mit einem 3D-Laserscanner (10) gewonnen werden,
dadurch gekennzeichnet, dass die Messanlage dafür eingerichtet ist,
a) die Messpunktwolke mit mindestens einem virtuellen Prüfkörper (26) abzutasten,
der zumindest teilweise eine Form hat, die an die Form des über die Oberseite des
Trägerfahrzeugs vorstehenden Teils von Twistlocks (20) am Trägerfahrzeug angenähert
ist,
b) alle Orte zu ermitteln, an denen die an einen Twistlock angenäherte Form des virtuellen
Prüfkörpers mindestens in einem vorbestimmten Grad mit der örtlichen Form der Messpunktwolke
übereinstimmt,
c) die so ermittelten Orte als Kandidaten-Orte (30) für Twistlocks festzulegen;
d) Kandidaten-Orte, welche vorgegebene Distanzen voneinander haben, als tatsächliche
Twistlock-Orte festzulegen, und
e) aus den so festgelegten Twistlock-Orten Container-Zielpositionsdaten (40; 42) für
den auf das Trägerfahrzeug aufzusetzenden Container zu berechnen.
11. 3D-Laserscan-Messanlage nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Anlage zur Durchführung der in einem der Ansprüche 1 bis 9 angegebenen Verfahrensschritte
eingerichtet ist und/oder die in einem der Ansprüche 1 bis 9 angegebenen Vorrichtungsmerkmale
aufweist.