[0001] Die Erfindung betrifft ein Herstellungsverfahren von Gussbauteilen mit einer Gießvorrichtung,
wobei eine metallische Schmelze im fließfähigen Zustand aus einer Füllkammer über
mehrere Gießläufe in eine einen Hohlraum aufweisende Formkavität eingebracht wird
und wobei die Gießläufe unterschiedliche Längen oder unterschiedliche Querschnitte
aufweisen. Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Zur Urformung metallischer Gussteile wird eine metallische Schmelze, üblicherweise
in Form einer flüssigen Legierung, bereitgestellt. Die Schmelze wird in einer Füllkammer
als einem Reservoir zwischengespeichert und dort durch Zuführung von Wärme flüssig
gehalten. Über eine Angusseinheit gelangt die Schmelze zu einer Formkavität, welche
die Negativform des zu gießenden Gussteils darstellt.
[0003] Ein wichtiges Kriterium für hochwertige Gusserzeugnisse ist eine turbulenzfreie,
gasfreie und gleichmäßige Zuführung der flüssigen Schmelze. Zum gleichmäßigen Transport
der Schmelze sind beispielsweise elektromagnetische Pumpen bekannt, die im Pumpenrohr
eine laminare Bewegung der flüssigen Schmelze erzeugen.
[0004] Die Fließgeschwindigkeit der Schmelze kann auf mehrere Weisen beeinflusst werden.
Aus
DE 10 2009 035 241 A1 ist beispielsweise ein Bremsen und ein Beschleunigen elektrisch leitender Schmelzen
bekannt, das auf elektromagnetische Wechselfeldern zurückgeht.
[0005] Während des gesamten Füllvorgangs muss sichergestellt sein, dass die Schmelze an
keiner Stelle erstarrt. Der Gießlauf benötigt deshalb einen von seiner Länge und der
Fließgeschwindigkeit der Schmelze abhängigen Mindestquerschnitt, um diese ohne externe
Energiezufuhr nicht erstarren zu lassen. Andererseits wächst bei einem großen Gießlaufquerschnitt
die Abgussmasse, so dass ein größerer Teil der Schmelze verloren ist.
[0006] Großfläche Gussteile mit mehreren Anschnittbereichen oder besonders dünnwandige Gussteile
benötigen mehrere Gießläufe, um eine Erstarrung in der Gießform zu verhindern, bevor
diese vollständig gefüllt ist. Mehrere Gießläufe müssen so angeordnet werden, dass
beim Gießvorgang möglichst wenig Verwirbelungen entstehen. Zur gleichmäßigen Befüllung
weisen die einzelnen Gießläufe daher im Allgemeinen unterschiedliche Längen oder Querschnitte
auf. Dadurch wird auf nachteilige Weise der Anteil des Umlaufmaterials oder die Abgussmasse
erhöht, und ein gleichzeitiger Beginn der zweiten Gießphase kann nicht immer sichergestellt
werden. Ferner sind hohe Gießdrucke und hohe Temperaturen der Schmelze erforderlich,
die sich am Gießlauf mit dem geringsten Querschnitt und an den dünnwandigsten Strukturen
des Gussteils orientieren.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, den Stand der Technik zu verbessern und
insbesondere ein Verfahren zur Beeinflussung der Schmelze bereitzustellen, welches
die vorstehend genannten Nachteile vermeidet. Weiterhin ist es Aufgabe der Erfindung,
ein Gießverfahren zu entwickeln, das eine unkontrollierte Formfüllung auch bei komplexen
Gusserzeugnissen vermeidet sowie eine Vorrichtung zu schaffen, die zur Durchführung
der genannten Gießverfahren geeignet ist.
[0008] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren der gattungsgemäßen Art, wobei die einzelnen
Schmelzläufe in den Gießläufen mittels elektromagnetischer Felder unterschiedlich
stark erhitzt, gebremst oder beschleunigt werden, dass die Schmelzefront in allen
Gießläufen die Formkavität dann erreicht, wenn eine Gießkammer durch einen vorfahrenden
Gießkolben vollständig gefüllt ist.
[0009] Erfindungsgemäß wird nicht die gesamte Schmelze einem elektromagnetischen Wechselfeld
gleicher Stärke ausgesetzt, sondern es erfolgt eine räumlich abgegrenzte, auf die
Schmelzlaufgeometrie abgestimmte Beeinflussung der Schmelze, um lediglich die Eigenschaften
eines oder mehrerer Schmelzläufe im Verhältnis zu anderen Schmelzläufen zu ändern.
Dadurch kann insbesondere die Fließgeschwindigkeit einzelner Schmelzläufe in den die
Formkavität befüllenden Gießläufen oder in der Formkavität selbst erhöht oder herabgesetzt
werden, wodurch ihre Füllung günstig beeinflusst werden kann.
[0010] Die sich ändernden elektromagnetischen Wechselfelder induzieren Wirbelströme in jedem
einen elektrischen Leiter bildenden Schmelzlauf. Auf die Wirbelströme übt das Magnetfeld
Kräfte aus, deren Stärke von der räumlichen Änderung der magnetischen Flussdichte
abhängt. Die Schmelze erfährt deshalb eine zur geringeren magnetischen Flussdichte
gerichtete Kraft. Analog zur auf einen festen Körper wirkenden Lorentzkraft, die diesen
räumlich verschiebt, wird je nach Flussdichtengradient der Schmelzestrom beschleunigt
oder abgebremst.
[0011] Die elektromagnetischen Felder können kontaktlos auf den jeweiligen Schmelzlauf einwirken.
Dadurch ist kein unmittelbarer Elektrodenkontakt mit dem Schmelzestrom erforderlich,
der einem deutlichen Verschleiß unterliegen würde.
[0012] Unter elektromagnetischen Feldern soll ein sich zeitlich änderndes elektrisches oder
magnetisches Feld verstanden werden. Die elektromagnetischen Felder werden vorzugsweise
durch Spulen erzeugt. Stromdurchflossen erzeugen sie ein Magnetfeld, das in der Schmelze
lokal Wirbelströme induziert. Eine oder mehrere Spulen umschließen die einzelnen Gießläufe
beispielsweise über ihre gesamte Länge. Alternativ umschließen sie diese nur auf Teilstücken.
Auch Bereichen dünneren Durchmessers der Formkavität können von Spulen umschlossen
sein.
[0013] In einer Ausgestaltung setzen die elektromagnetischen Wechselfelder die Fließgeschwindigkeit
lokal so weit herab, dass die Schmelzfront nahezu oder vollständig verharrt. Dadurch
ist ein kontaktlos arbeitendes Ventil gebildet. Das Stoppen der Schmelzefront muss
in der Regel nicht an allen Gießlaufquerschnitten erfolgen, so dass nicht alle Gießläufe
notwendigerweise mit einem derartigen Ventil versehen sind. Derartige Ventile können
zusätzlich zu oder anstatt von die Geschwindigkeit der Schmelze ändernden Spulen vorgesehen
sein. Im ersten Fall können sie als Sicherungsmechanismus ein vorzeitiges Befüllen
der Formkavität verhindern, im zweiten Fall stellen sie einen geeigneten Mechanismus
für ähnlich lange Gießläufe dar, die keiner komplexen Steuerung oder Regelung bedürfen.
[0014] Damit die Spulenabmessungen der die Gießläufe oder Randschichtbereiche der Formkavität
umgebenden Spulen nicht zu groß werden, können Feldformer verwendet werden, die die
Krafteinwirkung auf einen bestimmten Bereich konzentrieren. Ein Feldformer ist beispielsweise
als ein längs zur Spulenachse geschnittener Leiter ausgebildet, der mit kurzen Strompulsen
versetzt wird. Die kurzen Impulse dringen aufgrund des Skineffekts kaum in den Leiter
selbst ein und können deshalb auf die dicht vorbeiströmende Schmelze mit einer sehr
hohen Feldstärke einwirken.
[0015] Zur Beschleunigung der Schmelze in einem Gießlauf kann durch einen Induktor nach
dem Prinzip des Linearmotors ein elektromagnetisches Wanderfeld erreicht werden. Der
jeweilige Schmelzlauf bildet somit den Sekundärteil eines Linearmotors, also den "Läufer".
[0016] In einer Ausgestaltung der Erfindung wird die Schmelze in keinem der Gießläufe verzögert.
Die einzelnen Gießläufe werden also beschleunigt oder erfahren keine Geschwindigkeitsänderung
durch die Wechselfelder. Diese Ausgestaltung ist zum einen für eine schnelle Formung
vorteilhaft. Zum anderen können die Spulen aufgrund des Skineffekts besonders effektiv
auf die äußeren Randschichten des Gießlaufs einwirken und damit den Schmelzlauf vor
allem dort beschleunigen, wo der hydrodynamische Druck am geringsten ist. Ihre Wirkung
ist deshalb so besonders effektiv. Gleichzeitig wirken sie aufgrund der durch die
Wirbelströme verursachten inneren Reibung dem Temperaturgradienten im Schmelzenquerschnitt
und damit einer Randschichterstarrung entgegen. Durch die höhere Temperatur sinkt
in der Regel die Viskosität, was die Fließeigenschaft auch indirekt verbessert.
[0017] In einer Weiterbildung ermöglichen besonders große elektromagnetische Felder einen
sehr steilen Temperaturgradienten zwischen Schmelzenrand und Gießlaufwandung, was
sich günstig auf die Lebensdauer der Gießlaufwandung auswirken kann.
[0018] Für ein Verzögern oder Anhalten des Schmelzenstroms muss die Stärke der elektromagnetischen
Felder auf die Mitte des Gießlaufs abgestimmt werden, da hier der hydrodynamische
Druck am größten ist, gleichzeitig die Eindringtiefe der Felder abnimmt. Diese Felder
müssen vergleichsweise groß sein, was vergleichsweise große Ströme und Spulen erfordert.
[0019] Die für das Beschleunigen oder Abbremsen der Schmelze verantwortlichen Wirbelströme
erhöhen aufgrund der inneren Reibung der Schmelze auch deren Temperatur. Die entstehende
Wärme hat insofern einen günstigen Einfluss auf das Gießen, als ein vorzeitiges Erstarren
unterbunden werden kann. Bei Gießläufen sehr geringen Querschnitts oder auch bei dünnwandigen
Abschnitten des zu gießenden Gussstücks kann dieser Effekt auch genutzt werden, um
eine vorzeitige Erstarrung zu verhindern, ohne eine Änderung der Fließgeschwindigkeit
zu bezwecken. Insbesondere können auch Gussstücke mit Wandstärken unter 3mm oder mit
langen Fließwegen prozesssicher urgeformt werden.
[0020] Die Fließgeschwindigkeit kann auch bis zum für das Gussstück maximal geeigneten Wert
erhöht werden, was eine Verringerung der Gießlaufquerschnitte ermöglicht. Dem dadurch
größer werdenden Einfluss des Wärmeübergangs an der Wandfläche gegenüber der Wärmeinbringung
durch den Volumenstrom kann so entgegengewirkt werden. Beispielsweise weist ein ideal
rund gestalteter Gießlauf, der auf den halben Durchmesser verkleinert wird, eine Querschnittsfläche
von nur noch 25% der ursprünglichen Querschnittsfläche auf, während die Wandfläche
um 50% abnimmt. Dem bei gleicher Strömungsgeschwindigkeit verdoppelten Wärmeverlust
an den Wandflächen wird durch die höhere Fließgeschwindigkeit aus dem Volumenstrom
der Schmelze teil-, voll- oder überkompensiert.
[0021] Wie erwähnt, verhindert die lokale Temperaturerhöhung nicht nur ein vorzeitiges Erstarren,
sondern mindert auch den hydrodynamischen Widerstand lokal an dünnen Gießläufen. Der
zentral eingeleitete Gießdruck muss so hoch sein, dass ein gleichmäßiges Befüllen
auch dieser kritischen Bereiche stets sichergestellt ist. Durch die lokale Herabsetzung
des hydrodynamischen Widerstandes kann daher der zentrale Gießdruck deutlich herabgesetzt
werden, was unaufwändigere Gießvorrichtungen ermöglicht.
[0022] Wird der hydrodynamische Widerstand aufgrund der elektromagnetischen Kraft allein
überwunden, kann gegebenenfalls auch auf einen zentralen Gießantrieb ganz verzichtet
werden. Damit wird durch die elektromagnetischen Felder ein direkter elektromagnetischer
Gießantrieb bereitgestellt.
[0023] Mittels der elektromagnetischen Felder kann der hydrodynamische Widerstand zumindest
so herabgesetzt werden, dass der erforderliche Gießdruck sinkt und damit ebenfalls
die für das Schließen der Formkavität erforderliche Schließkraft reduziert wird. Die
Gießvorrichtung kann damit deutlich günstiger hergestellt werden. Insbesondere zur
Herstellung großflächiger und dünnwandiger Strukturteile ist der Effekt vorteilhaft.
[0024] Die Spulen können permanent oder nach einem in einer Steuerelektronik hinterlegten
Algorithmus bestromt werden. Alternativ erfolgt eine Steuerung oder eine Regelung
der Spulenströme in Abhängigkeit bestimmter Eingangsgrößen oder im Falle der Regelung
auch Ausgangsgrößen wie beispielsweise Gießgeschwindigkeit, Geometrie des Gießsystems,
Anschnittsystem, Gestalt des Gussteils, Ort der Schmelzefront, Art, Temperatur oder
Temperaturgradient der Schmelze. Besonders vorteilhaft ist eine Regelung, die die
Geschwindigkeit der Schmelzläufe so abstimmt, dass die Formkavität zeitgleich an allen
Gießläufen gefüllt wird und an jedem Ort ein optimales Wärmeangebot zur Verfügung
steht. Auch kann der Füllgehalt als Regelungsgröße dienen. Beispielsweise kann die
Schmelzenzufuhrgeschwindigkeit in Abhängigkeit des zu vergasenden Schaumstoffmodellvolumens
geregelt werden.
[0025] Die metallische Schmelze wird im fließfähigen Zustand aus einer Füllkammer über mehrere
Gießläufe in eine einen Hohlraum aufweisende Formkavität mit mehreren Anschnittbereichen
eingebracht. Die mehreren Gießläufe dienen zum Befüllen der Formkavität eines einzelnen
Gussteils. Damit eine schnelle Formfüllung erfolgen und die zweite Gießphase an allen
Anschnittbereichen gleichzeitig gestartet werden kann, weisen die einzelnen Gießläufe
vorzugsweise eine unterschiedliche Länge und/oder eine unterschiedliche geometrische
Gestalt auf. Die Fließgeschwindigkeit der Schmelze in den einzelnen Gießläufen kann
mittels der elektromagnetischen Felder so verändert werden, dass die Schmelzefront
in allen Gießläufen die Formkavität dann erreicht, wenn beispielsweise eine Gießkammer
durch einen vorfahrenden Gießkolben vollständig gefüllt ist.
[0026] Das Gießverfahren eignet sich insbesondere zum Gießen, vorzugsweise Druckgießen,
großflächiger Bauteile. Insbesondere wenn viele Gießläufe die Formkavität füllen,
ist ein Abstimmen der einzelnen Fronten der Schmelzläufe allein durch die Geometrie
der Gießläufe schwierig. Die Erfindung ermöglicht daher auch komplexe Angusseinheiten
mit vielen Gießläufen.
[0027] In einer Weiterbildung ist vorgesehen, die einzelnen Gießläufe so zu verkürzen oder
im Querschnitt so zu verringern, dass ein gleichzeitiges Formfüllen ohne den Einfluss
der elektromagnetischen Felder nicht möglich ist. Durch die Trennung der Fließgeschwindigkeit
von der durchströmten Querschnittsfläche muss deshalb nicht mehr in Kauf genommen
werden, einzelne Gießläufe zu verlängern und somit den Anteil des Umlaufmaterials
zu erhöhen. Auch eine eigentlich unerwünschte Querschnittsvergrößerung, die ein höheres
Abgussgewicht zur Folge hätte, kann unterbleiben. Durch den gezielten Einsatz der
elektromagnetischen Felder können die jeweils kürzesten Gießläufe mit einem geringen
Querschnitt gewählt werden, was die Auslegung der Gießvorrichtung vereinfacht.
[0028] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung erfolgt ein direktes Angießen in eine
Gussform, die eine horizontale oder eine vertikale Trennfläche aufweist. Während der
ersten Gießphase wird die Gießkammer mit der Schmelze befüllt. Dabei wird die Schmelzefront
so lange zurückgehalten, bis der vorfahrende Gießkolben den Füllgrad der Gießkammer
auf 100% erhöht hat. Bevor die Gießkammer vollständig gefüllt ist, wird eine vorzeitige
Formfüllung der Formkavität unterbunden. Dazu ist eine verschleißfreie Rückhaltevorrichtung
vorgesehen, die anstatt eines Absperrblechs die Schmelze mittels elektromagnetischer
Felder zurückhält. Die durch die elektromagnetischen Felder erzeugten Wirbelströme
und der durch diese erzeugte Temperaturerhöhung wirken gleichzeitig einer vorzeitigen
Randschichterstarrung entgegen. Nach Beginn der zweiten Gießphase kann eine schnelle
Formfüllung durch ein Beschleunigen der Schmelze erfolgen.
[0029] Die vorgestellten Verfahren und Gießvorrichtungen eignen sich prinzipiell für alle
elektrisch leitfähigen Schmelzen. Insbesondere sind Schmelzen auf Aluminium- oder
Magnesiumbasis vorgesehen. Beispielsweise handelt es sich bei der zu gießenden Schmelze
um eine über- oder untereutektische Al-Si-Legierung.
[0030] Die Erfindung ist auch auf verschiedene Gießverfahren wie beispielsweise Warmkammer-
oder Kaltkammerdruckgießverfahren anwendbar. Sie erlaubt aufgrund der unterschiedlichen
Fließgeschwindigkeiten, insbesondere einer möglichen Beschleunigung von Schmelzläufen,
eine flexiblere Ausgestaltung der Angusseinheit und eine Verkürzung der Gießläufe.
Das Gussergebnis wird verbessert, und das Abgussgewicht wird reduziert.
[0031] Die Erfindung ist auf verschiedene Gießverfahren anwendbar. Nachfolgend wird die
Erfindung am Ausführungsbeispiel des Druckgießens näher beschrieben. Die einzige Abbildung
zeigt:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Druckgießen einer metallischen
Schmelze.
[0032] Figur 1 zeigt eine Gießvorrichtung 1 zum Druckgießen von Magnesium- oder Aluminiumschmelzen.
Die Schmelze 2 wird aus einem Schmelzofen als Vorratsbehältnis 7 über eine Zuführleitung
8 in eine Füllkammer 4 geleitet. Die Füllkammer 4 bildet ein Reservoir für eine vorbestimmte
Menge der Schmelze 2. Die Schmelze 2 kann die Füllkammer 4 über mehrere Gießläufe
10, 11, 12 verlassen und in eine Formkavität 3 strömen. Die Formkavität 3 wird als
Hohlraum 13 durch zwei Gussformhalbschalen 14, 15 gebildet und ist in bekannter Weise
die um das Schwindmaß vergrößerte Negativform des herzustellenden Druckgusserzeugnisses
gebildet. Beide Gussformhalbschalen 14, 15 weisen eine vertikale Trennfläche 9 zur
späteren Entnahme des Gussstücks auf.
[0033] In der ersten Gießphase wird die Füllkammer 4 mit einer dosierten Menge der Schmelze
2 befüllt. Eine exakte Dosierung sichert, dass die Formkavität 3 später voll gefüllt
wird und der dann entstandene Pressrest nicht platzt.
[0034] Ein Gießkolben 6 zwängt die Schmelze 2 durch Strömungsdruck über die Gießläufe 10,
11, 12 in die Formkavität 3. Mit dem langsamen Vorlaufen des Gießkolbens 6 wird erreicht,
dass die Luft aus den Gießläufen 10, 11, 12 verdrängt wird, bis die Fronten der Schmelze
2 den Anschnitt erreichen.
[0035] Die Gießläufe 10, 11, 12 weisen unterschiedliche Längen und unterschiedlich große
Querschnitte auf, so dass die einzelnen Fronten der Schmelzläufe 20, 21, 22 in den
Gießläufen 10, 11, 12 die Anschnittbereiche ohne weitere Maßnahmen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten erreichen würden.
[0036] Die Gießläufe 10, 11, 12 sind auf Teillängen von jeweils unterschiedlich ausgestalteten
Spulen 30, 31, 32 umgeben, die über eine nicht dargestellte Steuer- oder Regeleinheit
bestrombar sind und Wirbelströme in der Schmelze 2 erzeugen können. Die Gießläufe
10, 11, 12 und die Spulen 30, 31, 32 sind als Teil der Angusseinheit 5 so ausgestaltet,
dass bei geeigneter Bestromung die einzelnen Schmelzläufe 20, 21, 22 so verzögert
oder beschleunigt werden können, dass sie die Anschnittbereiche zum gleichen Zeitpunkt
erreichen.
[0037] Als zusätzliche Sicherung weist einer der Gießläufe 12 eine elektromagnetisch arbeitende
Rückhaltevorrichtung 32 auf. Mit ihr lässt sich der Front des Schmelzlaufs 22 auch
bei vorzeitigem Erreichen des Anschnittbereichs wirksam zurückhalten. Durch die induzierten
Wirbelströme wird die Schmelzefront gleichzeitig erwärmt, so dass ihre Randschichten
nicht vorzeitig erstarren.
[0038] Nach dem gleichzeitigen Erreichen der Anschnitte beginnt die zweite Gießphase, in
der die Füllung der Formkavität 3 erfolgt. Die kontrollierte Formfüllung erfolgt relativ
schnell und unter hohem Druck, wobei aufgrund der Vielzahl der Gießläufe 10, 11, 12
auch bei dünnwandigen und großflächigen Gusserzeugnissen ein gleichmäßiges Befüllen
sichergestellt wird.
[0039] In dünnwandigen Randschichtbereichen sind an der oder um die Formkavität 3 wiederum
Spulen 34 angeordnet, die lokal im Gussteil eine Temperaturerhöhung bewirken und damit
den hydrodynamischen Widerstand senken. Auch ein Beschleunigen oder Verzögern der
Schmelzlauffront innerhalb der Formkavität 3 ist denkbar. Durch den hydrodynamischen
Druck füllt die Schmelze 2 die Formkavität 3 schließlich gleichmäßig und genau aus.
[0040] Die nur skizzenhaft dargestellten Spulen 30, 31, 32, 33, 34 stehen je stellvertretend
für einen Spulensatz, der jeweils auf die einzelnen Schmelzläufe 20, 21, 22 einwirkt.
Bezugszahlenliste
[0041]
- 1
- Gießvorrichtung
- 2
- Schmelze
- 3
- Formkavität
- 4
- Füllkammer
- 5
- Angusseinheit
- 6
- Gießkolben
- 7
- Vorratsbehältnis
- 8
- Zuführleitung
- 9
- Trennfläche
- 10
- erster Gießlauf
- 11
- zweiter Gießlauf
- 12
- dritter Gießlauf
- 13
- Hohlraum
- 14
- Gussformhalbschale
- 15
- Gussformhalbschale
- 20
- erster Schmelzlauf
- 21
- zweiter Schmelzlauf
- 22
- dritter Schmelzlauf
- 30
- Spule
- 31
- Spule
- 32
- Rückhaltevorrichtung
- 33
- Spule
- 34
- Spule
1. Verfahren zum Herstellen von Gussbauteilen mit einer Gießvorrichtung (1), wobei eine
metallische Schmelze (2) im fließfähigen Zustand aus einer Füllkammer (4) über mehrere
Gießläufe (10, 11, 12) in eine einen Hohlraum (13) aufweisende Formkavität (3) eingebracht
wird, wobei die Gießläufe (10, 11, 12) unterschiedliche Längen oder unterschiedliche
Querschnitte aufweisen, dadurch gekennzeichnet, dass die Fließgeschwindigkeit der Schmelzläufe (20, 21, 22) in den einzelnen Gießläufen
(10, 11, 12) mittels der elektromagnetischen Felder so erhöht oder herabgesetzt wird,
dass eine Schmelzefront in allen Gießläufen (10, 11, 12) die Formkavität (3) dann
erreicht, wenn die Gießkammer (4) durch einen vorfahrenden Gießkolben (6) vollständig
gefüllt ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die elektromagnetischen Felder in Abhängigkeit der Formkavität (3), der Temperatur
oder der Schmelzezusammensetzung gesteuert und/oder geregelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die elektromagnetischen Felder einen hydrodynamischen Widerstand von Teilbereichen
geringen Querschnitts der Schmelze (2) derart verringern, dass eine Schließkraft der
Gießvorrichtung (1) reduziert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die elektromagnetischen Felder den hydrodynamischen Widerstand von Teilbereichen
geringen Querschnitts der Schmelze (2) verringern, um eine Gießantriebskraft herabzusetzen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die einzelnen Schmelzläufe (20, 21, 22) in den Gießläufen (10, 11, 12) mittels der
elektromagnetischen Felder unterschiedlich stark erhitzt, gebremst und/oder beschleunigt
werden.
6. Gießvorrichtung (1) für eine metallische Schmelze (2) zur Durchführung eines der Verfahren
nach den Ansprüchen 1 bis 5, aufweisend: eine einen Hohlraum (13) für das Gussteil
bildende Formkavität (3), eine Füllkammer (4) als ein Reservoir für eine metallischen
Schmelze (2), eine Angusseinheit (5) mit mindestens zwei Gießläufen (10, 11, 12),
die die Füllkammer (4) mit der Formkavität (3) verbinden, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießvorrichtung Mittel zur Beeinflussung der Strömungsgeschwindigkeit der Schmelze
aufweist, die lediglich auf einen Teil der Angusseinheit (5), der Gießläufe (10, 11,
12) oder der Formkavität (3) einwirken.
7. Gießvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die einzelnen Gießläufe (10, 11, 12) von unterschiedlichen Spulen (30, 31, 32, 33,
34) eingefasst sind.
8. Gießvorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Formkavität (3) an einem Randschichtbereich (14) eine oder mehrere Spulen (33)
aufweist.
9. Gießvorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Gießvorrichtung (1) eine elektromagnetische Rückhalteeinrichtung (34) für die
Schmelze (2) aufweist.