[0001] Die Erfindung betrifft ein textiles Gewirk mit einer Basisstruktur und darin verankerten
Polschlingen.
[0002] Ein derartiges Gewirk ist aus dem nicht-druckschriftlich nachweisbaren Stand der
Technik einerseits im Zusammenhang mit der klapperfreien Befestigung von Kabelbäumen
in Kraftfahrzeugen und andererseits im Zusammenhang mit der Befestigung von auswechselbaren
Schleifscheiben an Schleifgeräten bekannt.
[0003] Das hierzu - auch von der Anmelderin - erzeugte, aus dem Stand der Technik bekannte
Gewirk weist jedoch zunächst nach der Herstellung nicht die notwendigen technischen
Eigenschaften auf und muss daher in mehreren Arbeitsschritten aufwändig bearbeitet
bzw. behandelt werden. Insbesondere ist dieses Gewirk sehr flach ausgebildet und kann
so nicht als Klapperschutz eingesetzt werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass es als
textile Seite des Klettverschlusses nicht geeignet ist.
[0004] Vor diesem Hintergrund wird das textile Gewirk nach dem Stand der Technik zunächst
in einem ersten Arbeitsschritt gewaschen, wodurch die dem Gewirk anhaftenden Öle entfernt
werden. Danach wird es gefärbt und in einem nächsten Schritt, einer sogenannten Velourisierung
(Aufrauung) zugeführt. Dabei wird die Struktur des Gewirks sehr stark beansprucht
und verdichtet, wobei sich die Breite des Materials - insbesondere bei Herstellung
des für den Klapperschutz entstehenden Velours - deutlich um bis zu 50% verringert.
Bei der Velourisierung kommt es auf nachteilige Weise auch zu einer gewissen Verungleichmäßigung
der Oberfläche des Gewirks.
[0005] Letztlich muss in einem abschließenden Arbeitsgang die Ware fixiert werden, wobei
dies mittels Erwärmung erfolgt und in einem allerletzten Schritt auf der Rückseite
der Ware eine Klebeschicht angeordnet wird.
[0006] Grundsätzlich wird auch das textile Gewirk, welches zum Zwecke der Befestigung von
Schleifscheiben eingesetzt wird, auf die gleiche Art und Weise hergestellt, wobei
hierfür jedoch Garne mit einem deutlich geringeren dtex und damit auch niedrigerem
Flächengewicht verwendet werden.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb nunmehr grundsätzlich darin, für die beiden
oben genannten sowie weitere Anwendungsfälle ein neues textiles Gewirk zu schaffen,
welches wesentlich preiswerter in der Herstellung ist und auch eine konstante Qualität
bzw. Oberfläche aufweist.
[0008] Die Lösung der Aufgabe ergibt sich aus den Merkmalen des Anspruches 1, insbesondere
den Merkmalen des Kennzeichenteils, wonach auf der Basisstruktur mittels einseitig
abgebundener Abwurflegung eine Vielzahl von selbststehenden Polschlingen angeordnet
sind, wobei die Höhe der Polschlingen größer ist als der Abstand zwischen den Maschenstäbchen
und die Polschlingen nur auf der technisch linken Warenseite angeordnet sind.
[0009] Die erfindungsgemäße Lösung weist insbesondere den großen Vorteil auf, dass das Gewirk
nach der Herstellung auf der Wirkmaschine ohne weitere kostenaufwändige Arbeitsschritte
direkt mit einer Klebeschicht versehen werden kann und dann dem jeweiligen Einsatzzweck
zugeführt werden kann.
[0010] Das erfindungsgemäße Gewirk weist nämlich nicht nur eine ausreichende Stabilität
durch die gewirkte Basisstruktur auf, sondern eine Polschlingenkonstruktion, die von
vorne herein ohne eine Velourisierung garantiert, dass die Polschlingen von der Basisstruktur
im Wesentlichen im rechten Winkel abstehen, so dass dieses verbindungsgemäße Gewirk
im Gegensatz zum Stand der Technik nicht flach ist, sondern eine große "Tiefe" aufweist,
die zum einen den Einsatz als Klapperschutz auf vorteilhafte Weise ermöglicht und
zum anderen die Polschlingen in dieser Stellung in optimaler Weise Angriffspunkte
für die Hakenseite eines Klettverschlusses darstellen.
[0011] Auch hat sich herausgestellt, dass das erfindungsgemäße Gewirk sehr vorteilhaft ist
für Anwendungsfälle, bei denen die Polschlingen aufweisende Seite des Gewirks umschäumt
oder umspritzt werden soll, da die Polschlingen aufgrund der Konstruktion des erfindungsgemäßen
Gewirks weitgehend im rechten Winkel zur Basisstruktur angeordnet sind.
[0012] Bei einer Ausführungsform der Erfindung wird die Basisstruktur des textilen Gewirks
aus unelastischem Garn gebildet und/oder weist eine unelastische Legung auf.
[0013] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform des textilen Gewirks weist letzteres zwischen
14 und 40 Maschenreihen pro Zentimeter und zwischen 5,5 und 8,6 Maschenstäbchen pro
Zentimeter auf, wodurch im Verhältnis zum Materialeinsatz eine gute Tiefe (Flauschigkeit)
und auch eine gute Stellung der Polschlingen erreicht wird. Ein besonders bevorzugtes
Gewirk weist jedoch 30 Maschenreihen pro Zentimeter und 7 Maschenstäbchen pro Zentimeter
auf, wie Versuche der Anmelderin ergeben haben.
[0014] Eine weitere Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk
aus einem multifilen Garn gebildet wird, wodurch sich Vorteile bei der Weiterverarbeitung
sowie der Handhabung der Fertigprodukte aufgrund der besseren Flexibilität ergeben.
[0015] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist das Gewirk zum Zwecke des
Einsatzes als Klapperschutz ein Garn mit einem dtex von 50 bis 100 auf, wobei vorzugsweise
ein Garn mit einem dtex von 76 eingesetzt wird.
[0016] Auch im Zusammenhang mit dem Einsatz zum Zwecke der Befestigung von Schleifscheiben
weist eine Ausführungsform des textilen Gewirks Garne mit einem dtex zwischen 40 und
67, wobei vorzugsweise ein dtex von 50 vorgesehen ist.
[0017] In Abhängigkeit vom Einsatzzweck erkennt man, dass grundsätzlich für den Einsatzzweck
der Befestigung von Schleifscheiben Garne mit geringerem dtex verwendet werden als
für den Einsatz als Klapperschutz, da zum Zwecke der Befestigung von Schleifscheiben
auch ein erfindungsgemäßes Gewirk mit niedrigen Flächengewichten, jedoch einer ausreichenden
Zahl von "stehenden" Polschlingen völlig ausreichend ist.
[0018] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung weist verwendungszweckübergreifend
Polschlingen auf, die mit einer Legung von 1 0 - 3 4 hergestellt worden sind. Hierbei
weist das Gewirk auf vorteilhafte Weise einerseits große Polschlingen auf, die andererseits
auf zuverlässige Weise immer in aufrechter Stellung angeordnet sind.
[0019] Letztlich wird auch die Verwendung des textilen Gewirks zur Stabilisierung einer
Oberfläche eines Schaumstoffkörpers und/oder zur Schaffung einer Oberfläche zur Aufnahme
einer Klebeschicht bzw. zur Schaffung einer textilen Oberfläche eines Kunststoffkörpers
und/oder zur Schaffung einer Oberfläche zur Aufnahme einer Klebeschicht beansprucht,
wodurch das erfindungsgemäße Gewirk bei einer Vielzahl von weiteren Anwendungsfällen
eingesetzt werden kann.
[0020] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines
Ausführungsbeispiels. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine stark vergrößerte schematische Schnittdarstellung durch das textile Gewirk,
- Fig. 2
- eine Darstellung der Legung des textilen Gewirks gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Darstellung eines Rotationskörpers aus Schaumstoff für eine Schleifmaschine,
- Fig. 4
- eine Darstellung eines Dichtungsklebebandes und
- Fig. 5
- eine Darstellung eines Teppichs
[0021] In den Zeichnungen ist ein textiles Gewirk zur klapperfreien Befestigung von Kabelbäumen
bzw. zur Befestigung an auswechselbaren Schleifscheiben für Schleifgeräte insgesamt
mit der Bezugsziffer 10 bezeichnet.
[0022] In einer schematischen Schnittdarstellung gemäß Fig. 1 ist das textile Gewirk 10
in stark vergrößerter Form zu erkennen. Das Gewirk 10 weist eine Basisstruktur 11
auf, die auf in Fig. 1 nicht dargestellte Weise aus einem Grundfaden 12 und einem
Fransenfaden 13 (siehe Fig. 2) gebildet wird. Mit der Basisstruktur 11 werden Polschlingenfäden
14 so vermascht, dass beide Schenkel 16 der Polschlingen 15 auf denselben Maschenstäbchen
17 angeordnet sind.
[0023] Wichtig ist darüber hinaus die Tatsache, dass gemäß Fig. 1 die Höhe H (1,5 bis 2
mm) der Polschlingen 15 größer ist als der Abstand A (1,41 mm) zwischen den Maschenstäbchen
17, wodurch bei dem textilen Gewirk 10 gewährleistet ist, dass die Polschlingen 15
aufrecht nebeneinander angeordnet sind. Dies führt dazu, dass das textile Gewirk 10
nicht nur eine große "Flauschigkeit" (guten Klapperschutz), sondern auch gut von einem
Hakenteil eines Klettverschlusses zu erfassende Polschlingen 15 aufweist.
[0024] Fig. 2 stellt das zuvor beschriebene Legungsbild des textilen Gewirks 10 dar. Man
erkennt links den Fransenfaden 13 mit dem Grundfaden 12, die die Basisstruktur 11
bilden, wobei rechts der Polschlingenfaden 14 dargestellt ist, der mittels einseitig
abgebundener Abwurflegung lediglich mit einem Maschenstäbchen 17 vermascht ist.
[0025] In den Figuren 3 - 5 sind beispielhafte Anwendungsfälle beschrieben, bei denen die
Polschlingen 15 aufweisende Seite des Gewirks 10 jeweils von einem Schaumstoffkörper
18 umspritzt worden ist.
[0026] Im Einzelnen zeigt die Fig. 3 eine Schnittdarstellung eines Rotationskörpers 19 einer
nicht dargestellten Schleifmaschine, welche als Schaumstoffkörper 18 ausgebildet ist.
Man erkennt, dass die Polschlingen 15 im Schaumstoffkörper 18 eingebettet sind und
dass die Basisstruktur 11 an der Oberfläche des Schaumstoffkörpers angeordnet ist.
Auf der Basisstruktur 11 ist mithilfe einer Kle beschicht 20 eine Hakenseite 21 eines
Klettverschlusses befestigt. Dadurch, dass die Oberfläche des Schaumstoffkörpers 18
von der Basisstruktur 11 bedeckt ist, wird eine wesentlich bessere Verbindung zwischen
dem Rotationskörper 19 und der Hakenseite 21 erreicht.
[0027] In der Fig. 4 ist als weiteres Ausführungsbeispiel ein Dichtungsklebeband 22 dargestellt.
Dort ist wiederum der Schaumstoffkörper 18 mit dem Gewirk 10 so verbunden, dass die
Polschlingen 15 vom Schaumstoffkörper umgeben sind. Auf der Basisstruktur 11 ist eine
Klebeschicht 20 angeordnet, die aufgrund der textilen Struktur der Oberfläche des
Schaumstoffkörpers 18 eine sehr gute Verbindung zu dem Schaumstoffkörper hat.
[0028] Letztlich zeigt die Fig. 5 eine Schnittdarstellung durch einen Teppich 24, bei dem
bodenseitig ein Schaumstoffkörper 18 angeordnet ist, in dem wiederum das Gewirk 10
mittels der Polschlingen 15 so eingebettet ist, dass die Basisstruktur die zum Boden
weisende Oberfläche des Schaumstoffkörpers 18 stabilisiert. Auf der Oberseite des
Schaumstoffkörpers 18 ist darüber hinaus eine Klebeschicht 25 zu erkennen, auf der
der Flor 26 des Teppichs befestigt ist. Auch hier wäre es denkbar, dass zur besseren
Befestigung der Klebeschicht 25 wiederum die Oberfläche mit einem Gewirk 10 versehen
wird.
[0029] Letztlich wird noch darauf hingewiesen, dass auch der Einsatz des textilen Gewirks
in der Kunststoffspritzgusstechnik grundsätzlich denkbar wäre, sofern der Schmelzpunkt
der Fäden des Gewirks 10 höher ist als der Schmelzpunkt des Materials des Kunststoffkörpers.
In einem solchen Fall könnte das textile Gewirk geeignet sein, der Oberfläche des
Kunststoffkörpers ein textiles Aussehen zu verleihen bzw. auch in diesem Fall eine
bessere Haftung einer Klebeschicht auf dem Kunststoffkörper zu ermöglichen.
Bezugszeichenliste
[0030]
- 10
- Gewirk
- 11
- Basisstruktur
- 12
- Grundfaden
- 13
- Fransenfaden
- 14
- Polschlingenfaden
- 15
- Polschlinge
- 16
- Schenkel
- 17
- Maschenstäbchen
- 18
- Schaumstoffkörper
- 19
- Rotationskörper aus Schaumstoff
- 20
- Klebeschicht
- 21
- Hakenseite des Klettverschlusses
- 22
- Dichtungsklebeband
- 23
- Klebeschicht
- 24
- Teppich
- 25
- Klebeschicht
- 26
- Flor
- H
- Höhe der Polschlingen 15
- A
- Abstand zwischen den Maschenstäbchen 17
1. Textiles Gewirk mit einer Basisstruktur und darin verankerten Polschlingen, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Basisstruktur (11) mittels einseitig abgebundener Abwurflegung eine Vielzahl
von selbststehenden Polschlingen (15) angeordnet sind, wobei die Höhe (H) der Polschlingen
(15) größer ist als der Abstand (A) zwischen den Maschenstäbchen (17) und die Polschlingen
(15) nur auf der technisch linken Warenseite angeordnet sind.
2. Textiles Gewirk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Basisstruktur (11) aus unelastischem Garn gebildet wird und/oder eine unelastische
Legung aufweist.
3. Textiles Gewirk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk (10) zwischen 14 und 40 Maschenreihen pro Zentimeter und zwischen 5,5
und 8,6 Maschenstäbchen (17) pro Zentimeter aufweist.
4. Textiles Gewirk nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk (10) 30 Maschenreihen pro Zentimeter und 7 Maschenstäbchen (17) pro Zentimeter
aufweist.
5. Textiles Gewirk nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk (10) aus einem multifilen Garn gebildet ist.
6. Textiles Gewirk nach einem der vorangehenden Ansprüche, dass das Gewirk (10) zum Zwecke
des Einsatzes als Klapperschutz ein Garn mit einem dtex von 50 bis 100 aufweist.
7. Textiles Gewirk nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk (10) zum Zwecke des Einsatzes als Klapperschutz ein dtex von 76 aufweist.
8. Textiles Gewirk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk (10) zum Zwecke der Befestigung von Schleifscheiben ein dtex von 40 bis
67 aufweist.
9. Textiles Gewirk nach einem der Ansprüche 1 bis 5 sowie 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewirk (10) zum Zwecke der Befestigung von Schleifscheiben ein dtex von 50 aufweist.
10. Textiles Gewirk nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Polschlingen (15) eine Legung 1 0-3 4 aufweisen.
11. Verwendung des textilen Gewirks nach einem der Ansprüche 1 bis 10 zur Stabilisierung
einer Oberfläche eines Schaumstoffkörpers und/oder zur Schaffung einer Oberfläche
zur Aufnahme einer Klebeschicht.
12. Verwendung eines textilen Gewirks nach einem der Ansprüche 1 bis 10 zur Schaffung
einer textilen Oberfläche eines Kunststoffkörpers und/oder zur Schaffung einer Oberfläche
zur Aufnahme einer Klebeschicht.