[0001] Ein Drehrohrofen ist ein hochwertiges Investitionsgut mit Kosten von meist mehreren
Millionen Euro. Zu seiner Inbetriebhaltung ist ein "Konti-Betrieb" zu organisieren;
in aller Regel werden Drehrohröfen 24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche und in 50
oder 51 Wochen des Jahres betrieben. Folgende Industrien verwenden Drehöfen:
- Zementherstellung
- Kalkbrennen
- Müllverbrennung (besonders Sonderabfälle)
- Schmelzen von keramischen Gläsern / Fritten
- Trocknung von Mineralgestein in Asphaltmischanlagen oder in Betonmischanlagen
- Erschmelzung von Metallen (beispielsweise zur Reduktion von Nickelerz)
- Pigmentherstellung
- Aktivkohleaktivierung
- Wälzverfahren zur Aufarbeitung von Stahlwerksflugstaub und anderen Zinkträgern
- Eisenerzreduktion
Drehrohröfen z.B. wie in den Patenten
DE 42 42 264 A1 oder
EP 0032 468 A beschrieben sind Anlagen großen Durchmessers, in denen Prozesse mit sehr hoher Wärmeentwicklung
im Durchlauf bei gleichzeitiger Drehbewegung der Hülle stattfinden.
Dies führt zu einer Oberflächentemperatur, die meist bei Werten über 200°C liegen
und zu hohen Wärmeverlusten führen.
Die Problematik bislang bestand darin, geeignete entsprechend wärmebeständige Dämmmaterialien
unter Berücksichtigung des Gesamtgewichtes des Drehofens zu finden, sowie eine geeignete
Befestigungstechnik, die die bei der Rotation auftretenden Fliehkräfte und die Vermeidung
von Wärmebrücken entsprechend praxistauglich berücksichtigt.
[0002] Es wird auf die Außenhülle des Ofenrohres eine Dämmung aufgebracht, die aus mehreren
Stufen besteht und mit einer Blechhülle oder feuerfesten Plane fixiert und vor äußeren
Einflüssen geschützt wird.
[0003] Zunächst wird auf die Oberfläche des Rohres eine neue Beschichtung z.B. ein liquides
Gebinde aufgebracht, das nach dem Aushärten nach Beschaffenheit und Art einen sehr
kleinen Emissionsgrad für Infrarote Strahlung von e < 0,1 aufweist (Fig. 2, 5). Demzufolge
wird die Emissionsleistung von Wärme d.h. für Emissionen zwischen den Bereichen 10
-6 - 10
-3 m, mit den Frequenzen zwischen 3 · 10
11 bis 3 · 10
14 Hz auf ein Minimum reduziert
1.
Bei Neukonstruktionen kann dieses Prinzip ebenfalls auf der Innenseite des Stahlmantels
angewendet werden. (s. Fig. 2, 6)
Elektromagnetische Wellenlängen in [m] Infrarot = Wärmestrahlung
[0004] Mit der Rohraußenseite (Fig. 2, 3) werden in geeigneten Abständen "Wärmeschlösser"
(Fig. 2, 7) in geeigneter Größe als Aufnahme für die "Rotationsmasten" starr und fest
verbunden (Fig. 2, 8).
[0005] Das "Wärmeschloß" besteht aus einem kubischen Käfig an dessen oberen Fläche ein Schlitz
offen gelassen ist, durch den der Rotationsanker bei der Montage geschoben werden
kann (Fig. 4A, 13).
Als Material hierfür kommen Stähle mit einem Ausdehnungskoeffizienten von ca. a =
12 in Frage.
An den Innenkanten werden Klemmstücke aus einem Werkstoff mit höherer Wärmedehnung
von ca. a >= 20 eingepasst (Fig. 4A, 14).
Hierin sitzt ein zweigeteilter Steinblock, in dessen Mitte eine für den "Rotationsanker"
passende Aussparung gelassen wurde (Fig. 4A, 15). Die Zweiteilung ist der Montagemöglichkeit
geschuldet. Es sind also auch andere Varianten denkbar.
Bei Heizen des Ofens und bereits leichter Erwärmung wird die Aufnahme für die Anker
im Käfig mittels Wärmedehnung fest verkeilt.
Durch sehr kleine Kontaktflächen findet nur eine begrenzte Erwärmung des Schamottsteines
statt.
Mit der Isolierungswirkung des Steins gelangt nur sehr wenig Wärmeenergie in den "Rotationsmast"
Die Verluste durch Wärmeübergang nach außen werden also minimiert, da kein direkter
Kontakt zur Wärmequelle mehr existiert.
[0006] In den "Wärmeschlössern" sitzen die "Rotationsmasten", auf denen die Außenhülle befestigt
ist und an denen gasgefüllte Ballons (Gasbags) aus einem geeignet dichten, reißfestem
sowie den Umgebungsbedingungen entsprechend wärme- und alterungsbeständigem Material
angebracht werden (Fig. 3, 11).
Auf dem oberen Ende der Masten sitzt eine Vorrichtung, an der die Außenhülle befestigt
werden kann. Hier werden aus Instandhaltungsgründen lösbare Verbindungen verwendet.
Der Raum zwischen Rohroberfläche und Außenhülle der Dämmung wird so mit stehendem
Gas gefüllt, dessen Wärmeleitfähigkeit bei 20°C weniger als 0,05 W/m
2K beträgt.
Die Dimension der Gasbags muß so gewählt sein, daß sie bei Betriebstemperatur den
Raum zwischen Rohr und Außenhülle möglichst ganz ausfüllen.
Da die Temperatur in den Gasbags abhängig von ihrer Lage und der Betriebstemperatur
ist, muss der Anfangsdruck entsprechend ihrer Position eingestellt werden. Bags auf
der Innenseite haben dann, bei 10 °C, eine Füllung von z.B. 0,1 bar. Während Bags
auf der Außenseite auf 0,8 - 0,9 bar eingestellt werden.
[0007] Der "Rotationsmast" (Fig. 4B, 16) besteht aus einem U-Winkel, dessen unteres Ende
im "Wärmeschloß" (Fig. 4.B) verkeilt ist und auf dessen oberen Ende die Außenhülle
(Fig. 3, 12 u. 18) aufliegt und befestigt werden kann.
Am langen Schenkel sind die Gasbags an Ösen (Fig. 4B, 17) befestigt. Als Material
eignen sich vergütete oder veredelte Stähle sowie Karbonfasern bzw. Kohlenstofffaserstoffe.
[0008] Eine Außenhülle aufgebracht auf die Rotationsmasten mit dem Zweck, die Gasballons
in Ihrer Position zu halten, Konvektion im Dämmsystem zu unterbinden und die Dämmschicht
vor äußeren Einflüssen zu schützen. Das Material der Hülle besteht aus geeignet dichtem,
reißfestem sowie den Umgebungsbedingungen entsprechend wärme- und alterungsbeständigem
Material wie veredelten Blechen oder Gewebearten.
Nutzen
[0009] Der Vorteil der Erfindung liegt neben der Energieeinsparung im Handel von Zertifikaten
und Emissionsrechten. Außerdem werden Abfallprodukte wie Nitride, Carbide und Boride
reduziert. Darüber hinaus werden die Anlage, die Mitarbeiter und die Umwelt geschont.
Energieverbrauch bezogen auf die Zementindustrie
Für die Herstellung von Zement sind ungefähr 3000 kJ/kg notwendig.
Das Einsparungspotential für den Betrieb eines Drehofens wird auf mindestens 10 %
geschätzt.
Das Einsparungspotential für die Endprodukte Zement und Klinker wird auf mindestens
5 % geschätzt.
Bezugszeichenliste
[0010]
- 1
- Stahlring des Drehrohrofens
- 2
- feuerfeste Ringmauer
- 3
- Rohroberfläche
- 4
- Einzelner (Schamott) Stein
- 5
- Umfangsschicht mit niedrigem Emissionsgrad für Wärmestrahlung
- 6
- Umfangsschicht mit hohem Reflexionsgrad für Wärmestrahlung
- 7
- Wärmeschloß
- 8
- starre Verbindung (hier: Schweißnaht)
- 9
- Dämmschicht aus ruhendem Gas
- 10
- veredelte Oberflächenbeschichtung. D.h. 5 und 6 werden zur sogenannten Infrarotsperre
zusammengefasst.
- 11
- Gasballon bzw. Gasbags
- 12
- Außenhülle
- 13
- Stahlkäfig
- 14
- Keile
- 15
- Steinblock
- 16
- Rotationsmast
- 17
- Öse für Gasballons
- 18
- Außenhülle
Figur 1 - herkömmlicher industr. Drehrohrofen
1 2
Figur 2 - Aufbau strahlungsred. Schicht / aufbringen Wärmeschloß
3
4
5
6
7
8
Figur 3 - Wärmedämmung
9
10
11
12
Figur 4 - Befestigung der Außenhaut
4A
4B
Figur 4A - Detail: Wärmeschloß
13
- Käfig
14
- Keile
15
- Schamottblock
Figur 4B - Detail: Rotationsmast
16
- Rotationsmast
17
- Öse für Aufhängung der Gasbags
18
- Außenhülle
Figur 4C
- Detail: Gasbag Figur 5
- Rotationsmast 1 - Stahlring
10 - Infrarotsperre
1. Es wird der Hauptanspruch erhoben auf ein oben beschriebenes Dämmsystem, mit dem die
Wärmeemissionen und die Oberflächentemperatur rotierender, im Innen- und Außenbereich
aufgestellter Drehrohröfen mit Durchmessern über 70 cm (Fig. 1) vermindert werden
kann. Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Prinzipien von James Dewar - Vakuum und Strahlungsschutz- von einer Thermoskanne
auf Industrieöfen übertragen werden und durch eine adiabatische Verpackung ergänzt
werden (Fig. 3, 9 - 12).
2. Es wird Anspruch erhoben auf ein Dämmsystem nach Anspruch 1, dergestalt, daß die Manteloberfläche
eines Drehofens durch eine neue Haut oder mehrlagige Schicht oder Anstrich mit einem
Emissionsgrad e <= 0,2 veredelt ist. Mit Oberflächenveredlung ist eine dicht, geschlossene,
metallisch glänzende Oberfläche gemeint, so dass elektromagnetische Emissionen, sogenannte
Wärmestrahlung deutlich reduziert werden und als Nebenanspruch eine derartige Beschichtung
beliebiger metallischer Strahler.
Es wird Nebenanspruch erhoben auf die Veredlung der Innenoberflächen eines Drehofens
gekennzeichnet durch eine neue Haut oder mehrlagige Schicht mit einem hohen Reflexionsvermögen, so dass
Wärmestrahlung möglichst vollständig nach innen reflektiert wird derart, daß Lacke,
Filme oder Anstriche durch die Zugabe von Metallen (Al, Si, Cu, Mg, Ni, Fe, Ca, Cr, Co und anderen) auf die
Emissionsgrade eingestellt werden (Fig. 3, 10).
Es wird Nebenanspruch erhoben darauf, große, heiße Außenflächen insbesondere bei Drehrohröfen
mit einem nichtrostenden, polierten Metallring oder Metallmantel von ca. 1-2 mm Dicke
zu ummanteln und /oder von innen auszukleiden.
Es wird Nebenanspruch erhoben darauf, große heiße Außenflächen insbesondere bei Drehrohröfen
mit metallischen Folien von ca. 10 - 1000 nm Dicke zu ummanteln und/oder von innen
auszukleiden.
3. Es wird Anspruch erhoben auf ein Dämmsystem nach Anspruch 1 dergestalt, daß die senkrecht
zur Achsrichtung angebrachten Trägerelemente mittels eines "Wärmeschlosses" mit minimalem
Wärmeübergang fest verankert sind (Fig. 4).
Es wird Nebenanspruch erhoben auf ein "Wärmeschloß" dergestalt, daß durch die Verwendung
von Materialien mit verschiedenen Wärmeausdehnungskoeffizienten in einem Käfig ein
im Stein oder Keramikblock eingelassener Winkel durch Selbsthemmung bei Temperaturanstieg
fest verankert ist, wobei schräg eingesetzte Eckschienen als Keile dienen (Fig. 4A,
14), welcher mit einem rotierenden Körper fest verbunden ist (Fig. 2, 7). Es wird
Nebenanspruch erhoben auf einen wärmeübergangsreduziert verwindungssteif gelagerten
"Rotationsmast", dergestalt, daß an einem U-Winkel mit einer wärmegedämmt gelagerten
Seite am langem Schenkel an Ösen oder Löchern Dämmelemente oder ähnliches befestigt
werden können, dir in Umfangsrichtung mitrotieren (Fig. 4B, 16 + 17).
4. Es wird Anspruch erhoben auf ein Dämmsystem nach Anspruch 1 dergestalt, daß eine Dämmschicht
aus ruhendem Gas oder anderen geeigneten Dämmmaterialien zwischen der Rohroberfläche
und der Außenhaut mitrotierend eingebracht wird mit dem Zweck, den Wärmedurchgang
stark zu reduzieren.
Es wird Nebenanspruch erhoben auf einen oder mehrere Gasballons mit einer metallischen
Hülle aus einem geeignet dichten, reißfesten sowie den Umgebungsbedingungen entsprechend
wärme- und alterungsbeständigen Material, welcher mit einem Gas so gefüllt wird, daß
der Ballon bei Betriebstemperatur möglichst seine maximale Ausdehnung erreicht, so
daß der Raum zwischen Rohr und Außenhülle mit ruhendem Gas möglichst gefüllt wird
(Fig. 4C).
5. Es wird Anspruch erhoben auf ein Dämmsystem nach Anspruch 1 dergestalt, daß die dämmende
Schicht mittels einer demontierbaren Außenhülle aus feuerfestem Gewebe mit ausreichender
Reißfestigkeit oder dünnen Blechen oder ähnlichen Materialien eingeschlossen und vor
äußeren Einflüssen geschützt wird. (Fig. 1, 12)
6. Es wird Anspruch erhoben auf eine zugehörige Software zur Berechnung der notwendigen
Parameter, um den Anspruch einer "adiabatischen, thermischen Verpackung" zu erfüllen
einschließlich der dazugehörigen Bestimmung von: Material und Temperaturlauf, Geometrie
und Maß, Konstruktionsplan und Montageplan, Einstellen des richtigen Gasdrucks in
den Gasbags, Gesamtemissionsgrad der Anlage, so dass für jede Form und jeden Körper
eine "Thermische Verpackung" errechnet werden kann.
7. Es wird Anspruch erhoben auf ein Dämmsystem in dem die Umfangsschichten (5) und (6)
zusammengefasst und mit dem Begriff Infrarotsperre bezeichnet werden (Fig. 5).
In Figur 2 wird die Reihenfolge/Anordnung der Ringe (1, 2, 3, 4, 5 und 6) im Detail
dargestellt. Außerdem wird ein alternativer Verlauf (6_1, 5_1) schematisch dargestellt.
8. Dadurch gekennzeichnet, dass die Isolierung verbessert werden kann, indem in Figur 2 der Vollkontakt zwischen
(1) und (2) unterbrochen wird. Um den direkten Wärmefluss, d.h. eine Wärmebrücke zu
reduzieren werden Taschen oder Kanäle (6_1) vorgesehen.
9. Es wird Anspruch erhoben auf ein Gesamtsystem in dem die Ansprüche 1, 2, 3, 4 , 5
und 6 zu einem einzigen System zusammengefaßt werden. Dieses erhält die Bezeichnung
"Adiabatos".
10. Es wird Anspruch erhoben, das System aus Anspruch 9 auf weitere Objekte z.B. Öfen
oder Gebäudeteile zu übertragen und anzupassen.