[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Testen eines Überdrehzahlschutzes einer
GuD-Einwellenanlage, wobei während eines Testbetriebs die Gasturbine und Dampfturbine
mit einer Test-Drehzahl betrieben werden, wobei der Generator mit einer angeschlossenen
Last betrieben wird und während des Testbetriebs ein Lastabwurf erfolgt.
[0002] Zum sicheren Betrieb einer Gas- und Dampfturbinenanlage ist es erforderlich, dass
die Drehzahlen ermittelt und überwacht werden. In der Regel liegt die Drehzahl eines
Gas- und Dampfturbinenkraftwerks bei einer konstanten Frequenz von 50 Hz bzw. 60 Hz.
Unter Umständen kann es vorkommen, dass diese Drehzahl überschritten wird, was als
Überdrehzahl bezeichnet werden kann. Sofern diese Überdrehzahl einen kritischen Wert
übersteigt, sollte ein Schutzmechanismus erfolgen, indem Maßnahmen ergriffen und ein
weiteres Ansteigen der Drehzahl verhindert werden. In der Regel wird hierbei ein Abschalten
der Dampfzufuhr zur Dampfturbine und ein Abschalten der Brennstoffzufuhr zur Gasturbine
erfolgen. In diesem Fall wird somit ein Trip der Dampfturbine nach der Gasturbine
erfolgen.
[0003] Bisher konnten die Testmechanismen für den Überdrehzahlschutz von Dampf- und Gasturbinenanlagen
überprüft werden, indem der Auslösegrenzwert für den Überdrehzahlschutz auf eine gegenüber
der Betriebsdrehzahl geringere Drehzahl gesetzt wird. Im Testbetrieb kann diese geringere
Testdrehzahl überschritten werden und überprüft werden, ob der Überdrehzahlschutz
funktioniert.
[0004] Wünschenswert wäre es allerdings, diesen Testbetrieb auch mit Original-Auslösegrenzwerten
durchzuführen. Das bedeutet, dass die Prüfung des Überdrehzahlschutzes von den Betriebsdrehzahlen
aus erfolgen soll. Dies ist ebenso wünschenswert unter dem Aspekt, dass in bestimmten
Ländern ein Gesetz solch einen Überdrehzahlschutz vorschreibt, der mit Original-Auslösegrenzwerten
erfolgen soll. Solch eine Prüfung kann bei Einwellenanlagen nur gemeinsam für Gas-
und Dampfturbine unter Berücksichtigung der zulässigen Auslegungsparameter durchgeführt
werden.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung liegt darin, ein Verfahren zum Testen einer GuD-Einwellenanlage
anzugeben, wobei der Überdrehzahlschutztest von Betriebsdrehzahlen aus durchführbar
ist.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Testen eines Überdrehzahlschutzes
einer GuD-Einwellenanlage, wobei während eines Testbetriebs die Gasturbine und Dampfturbine
mit einer Testdrehzahl betrieben werden, wobei der Generator mit einer angeschlossenen
Last betrieben wird, wobei während des Testbetriebs ein Lastabwurf erfolgt, wobei
die Drehzahl der Dampfturbine sich erhöht und bei Erreichen eines DT-Auslösegrenzwertes
ein DT-Überdrehzahlschutz ausgelöst wird.
[0007] Ein wesentlicher Gedanke der Erfindung ist somit, dass die Dampf- und Gasturbine
auf eine Test-Drehzahl, die der Betriebsdrehzahl von 50 Hz bzw. 60 Hz entspricht,
ein elektrischer Generator angetrieben wird, wobei an den elektrischen Generator eine
elektrische Last angeordnet ist. Diese elektrische Last führt zu einem erhöhten Drehmoment
an den Rotoren der Gas- und Dampfturbine. Durch einen Lastabwurf, d.h. die elektrische
Last wird schlagartig abgeschaltet, ändert sich das Entgegenwirken des Drehmoments
an den Gas- und Dampfturbinenrotoren, was zur Folge hat, dass die Drehzahl sich mehr
oder weniger schlagartig erhöht, da die Regelung der Dampfzufuhr und Brennstoffzufuhr
zur Gasturbine in Folge der Trägheit des Systems nicht nachkommt.
[0008] Durch den Lastabwurf erhöht sich somit die Drehzahl der Dampfturbine und zwingend
der Gasturbine und soll bei Erreichen eines DT-Auslösegrenzwertes ein DT-Überdrehzahlschutz
ausgelöst werden.
[0009] Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] In einer ersten vorteilhaften Weiterbildung erreicht die Dampfturbine den DT-Auslösegrenzwert
zunächst, wobei der DT-Überdrehzahlschutz ausgelöst wird und anschließend erreicht
die Gasturbine einen GT-Grenzwert, wobei der GT-Überdrehzahlschutz nach Erreichen
des GT-Grenzwertes ausgelöst wird. Somit werden in dieser vorteilhaften Weiterbildung
zwei Auslösebedingungen nacheinander erreicht werden müssen, um zuerst den Überdrehzahlschutz
der Dampfturbine und danach der Gasturbine auszulösen. Zunächst müsste der DT-Auslösegrenzwert
erreicht werden und anschließend der GT-Grenzwert.
[0011] In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung befindet sich die Dampfturbine im Testbetrieb
in einem vollständig durchgewärmten Zustand. Das bedeutet, dass die Betriebsparameter
der Dampfturbine im Testbetrieb idealerweise erreicht werden und keine temporären
Effekte im scharfen Betrieb zu berücksichtigen sind.
[0012] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird die Gasturbine im Testbetrieb mit geringerer
Leistung betrieben.
[0013] In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung wird die Gasturbine im Testbetrieb
mit einer konstanten Abgastemperatur betrieben.
[0014] In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung wird zwischen dem Auslösen des DT-Überdrehzahlschutzes
und dem Lastabwurf eine Zeit t
Auslösung vergehen und es gilt t
Auslösung < t
max, wobei ein Dampfturbinen-Trip erfolgt, sofern t
Auslösung > t
max ist und das Auslösen des DT-Überdrehzahlschutzes noch nicht erfolgt ist.
[0015] Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher beschrieben. Die Figuren
zeigen in schematischer Weise:
- Figur 1
- eine schematische Übersicht einer GuD-Einwellenanlage,
- Figur 2
- einen Drehzahlverlauf nach einem Lastabwurf.
[0016] Die Figur 1 zeigt eine GuD-Einwellenanlage 1. Diese GuD-Einwellenanlage 1 umfasst
ein Dampfturbine 2, eine Gasturbine 3 und einen elektrischen Generator 4, die über
eine gemeinsame Welle 5 drehmomentübertragend miteinander verbunden sind. Zwischen
der Gasturbine 3 und dem elektrischen Generator 4 ist eine Kupplung 6 angeordnet,
mit der die Drehmomentübertragung unterbrochen werden kann.
[0017] An einem Ausgang 7 des elektrischen Generators 4 ist über einen Schalter 8 ein elektrischer
Verbraucher 9 bzw. eine elektrische Last 9 angeschlossen. In Figur 1 ist der Schalter
8 im geschlossenen Zustand dargestellt.
[0018] Die Figur 2 zeigt einen Drehzahlverlauf der Gasturbine (n
GT) und der Dampfturbine (n
DT). Die in Figur 2 dargestellten Drehzahlverläufe zeigen den Drehzahlverlauf der Gasturbine
3 und der Dampfturbine 2 bei geschlossener Kupplung 6. Zunächst wird die Gasturbine
3 und Dampfturbine 2 mit einer konstanten Drehzahl von 3000 Umdrehungen pro Minute
betrieben. Zum Zeitpunkt t = t
Lastabwurf wird der elektrische Verbraucher 9 über den Schalter 8 vom Generator 4 getrennt.
Die Folge ist, dass die Drehzahl der Gasturbine (n
GT) und der Dampfturbine (n
DT) kurzzeitig hoch geht und sofern ein Auslösegrenzwert erreicht wurde, ein Trip der
Dampfturbine 2 3 erfolgt, was zu einem starken Absinken der Drehzahl, wie in Figur
2 erkennbar ist, führt.
[0019] Der scharfe Überdrehzahlschutz muss mit einem, gegenüber dem normalen Betrieb, unveränderten
Auslösegrenzwert des Überdrehzahlschutzes erfolgen. Während des Tests werden die Gasturbine
3 und Dampfturbine 2 bis zum Auslösegrenzwert des zugehörigen Überdrehzahlschutzes
definiert beschleunigt. Der Überdrehzahlschutz muss bei Überschreiten der Auslösegrenzwerte
die entsprechende Aktuatorik von Gasturbine 3 und Dampfturbine 2 absteuern und so
kritische Überdrehzahlen verhindern. Der scharfe Überdrehzahlschutztest ist im Sinne
der funktionalen Sicherheit keine echte Anforderung an den Schutz, da die Regler die
entsprechenden Auslösegrenzwerte mit definierter Dynamik anfahren und es nicht zu
einer kritischen Überdrehzahl kommt.
[0020] Bei GuD-Einwellenanlagen 1 sind sowohl die Gasturbine 3 als auch die Dampfturbine
2 mit je einem separaten Überdrehzahlschutz ausgestattet. Aufgrund der mechanischen
Kupplung 6 zwischen der Gasturbine 3 und der Dampfturbine 2 bei Einwellenanlagen kann
die Drehzahl der Dampfturbine 2 nicht höher sein als die Drehzahl der Gasturbine 3.
Weiterhin muss von der Gasturbine 3 eine ausreichende Kesselleistung für den scharfen
Überdrehzahltest der Dampfturbine 2 bereitgestellt werden. Somit kann der Überdrehzahltest
der Dampfturbine 2 nicht unabhängig von der Gasturbine 3 erfolgen. Das Verfahren zum
Testen des Überdrehzahlschutzes der GuD-Einwellenanlage 1 erfolgt folgendermaßen:
während eines Testbetriebs wird die Gasturbine 3 und die Dampfturbine 2 mit einer
Testdrehzahl betrieben, die der Betriebsdrehzahl von 3000 Umdrehungen pro Minute gleicht.
Der Generator 4 wird mit einer angeschlossenen Last 9 betrieben, wobei während des
Testbetriebes zum Zeitpunkt t
Lastabwurf ein Lastabwurf erfolgt, wodurch die Drehzahl der Dampfturbine 2 und der Gasturbine
3 sich erhöht und bei Erreichen eines DT-Auslösegrenzwertes ein DT-Überdrehzahlschutz
und bei Erreichen des GT-Auslösegrenzwertes ein GT-Überdrehzahlschutz ausgelöst wird.
Die Folge ist, dass die Drehzahl der Dampfturbine 2 und der Gasturbine 3 verringert
wird.
[0021] Das Massenträgheitsmoment bzw. die Anlaufzeitkonstante beeinflusst das dynamische
Verhalten von Gasturbine 3 und Dampfturbine 2 nach dem Lastabwurf. Das Verhältnis
der Anlaufzeitkonstanten hat einen Einfluss auf die Wahl des Auslösegrenzwertes.
[0022] Ein Lastabwurf führt bei der GuD-Einwellenanlage 1 automatisch zu einem Schnellschluss
der Dampfturbine 2. Daher kann der Auslösegrenzwert des Dampfturbinen-Überdrehzahlschutzes
ohne Reduzierung der Anlagenverfügbarkeit auch einen Wert knapp oberhalb der maximalen
Netzfrequenz (beispielsweise 61,5 Hz) eingestellt werden (z.B. bei 104%). Der Abstand
zwischen maximaler zulässiger Netzfrequenz und Auslösegrenzwert des Dampfturbinen-Überdrehzahlschutzes
wird so gewählt, dass es während des Betriebs zu keinem unerwünschten Trip kommt.
[0023] Eine weitere Randbedingung ist, dass der Auslösegrenzwert des Dampfturbinen-Überdrehzahlschutzes
nicht größer ist als der Auslösegrenzwert des Gasturbinen-Überdrehzahlschutzes.
[0024] Der Auslösegrenzwert des Gasturbinen-Überdrehzahlschutzes muss auf einen Wert oberhalb
der maximalen Drehzahl nach einem Lastabwurf und unterhalb der kritischen Überdrehzahl
eingestellt werden. Die Wahl des Auslösegrenzwertes muss derart erfolgen, dass die
Dampfturbine 2 vor der Gasturbine 3 den Auslösegrenzwert erreicht.
[0025] Die Leittechnik der Gasturbine 3 und Dampfturbinen 2 einer GuD-Einwellenanlage 1
wird derart erweitert, dass ein Schalter installiert wird, mit dem der scharfe Überdrehzahltest
aktiviert wird. Diese Funktion wird nach einem maximalen einzustellenden Zeitraum
automatisch deaktiviert, um die Dampfturbine 2 vor Kontakt mit zu kaltem Dampf zu
schützen. Der maximale Zeitraum muss entsprechend der Dauer des scharfen Überdrehzahltests
gewählt werden mit der Randbedingung, dass die Dampftemperaturen während des Tests
im zulässigen Bereich bleiben. Das Verfahren zeichnet sich folgendermaßen aus: in
Abhängigkeit des Schalters wird bei der Gasturbine 3 zunächst die Lastabwurferkennung
blockiert und ein automatisiertes, beispielsweise ein zeitversetztes Öffnen des Schalters
8 des Generators 4 erzeugt. Bei der Dampfturbine 2 wird in Abhängigkeit des Schalters
zunächst der Drehzahlreglersollwert auf einen Wert knapp oberhalb des Auslösegrenzwertes
des Dampfturbinen-Überdrehzahlschutzes, der beispielsweise bei 105% liegen kann, eingestellt,
wobei der Regler den Grenzwert mit definierter Beschleunigung anfahren soll. Die Höhe
der Beschleunigung beeinflusst die Testdauer. Danach wird der Grenzfrequenzeinfluss
deaktiviert und anschließend wird der Einfluss der Gasturbinenfeuerleistung auf den
Dampfturbinenregler unterdrückt. Hierbei muss anschließend ggf. der Gesamtschnellschluss
bei Kupplungsstörungen für die Dauer des Überdrehzahltests geregelt werden, der nur
erforderlich ist, wenn die Gasturbine 3 durch den Gesamtschnellschluss vor Erreichen
des Auslösegrenzwertes getrippt wird.
[0026] Das Verfahren zum Testen des Überdrehzahlschutzes der GuD-Einwellenanlage 1 erfolgt,
sofern die Dampfturbine 2 vollständig durchgewärmt ist und länger als 5 Stunden im
Betrieb ist. Die Gasturbine 3 wird mit möglichst geringer Leistung und konstanter
Abgastemperatur betrieben, was durch den IGV-Punkt widergespiegelt wird. Durch Betätigen
des Schalters in der Leittechnik wird der Überdrehzahltest aktiviert. Bei aktiviertem
Überdrehzahltest werden die notwendigen Umschaltungen automatisiert erfolgen, und
etwas verzögert erfolgt das automatisierte Öffnen des Schalters 8. Anschließend fahren
die Gasturbine 3 und Dampfturbine 2 den Auslösegrenzwert definiert an. Die Dampfturbine
2 erreicht ihren Auslösegrenzwert als erstes, wobei die Gasturbine 3 kurz danach ihren
Auslösegrenzwert erreicht. Dieser Gesamtvorgang darf eine bestimmte einzustellende
Zeit nicht überschreiten, da der Dampf dann unzulässig kalt wird. Daher wird die Funktion
scharfer Überdrehzahltester aktiv automatisch nach einigen Sekunden, die eingestellt
werden können, deaktiviert, wodurch ein Dampfturbinentrip erzeugt wird.
1. Verfahren zum Testen eines Überdrehzahlschutzes einer GuD-Einwellenanlage (1),
wobei während eines Testbetriebs die Gasturbine (3) und Dampfturbine (2) mit einer
Testdrehzahl betrieben werden, wobei der Generator (4) mit einer angeschlossenen Last
betrieben wird,
wobei während des Testbetriebs ein Lastabwurf erfolgt, wobei die Drehzahl der Dampfturbine
(2) sich erhöht und bei Erreichen eines DT-Auslösegrenzwertes ein Überdrehzahlschutz
ausgelöst wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
bei dem die Dampfturbine (2) den DT-Auslösegrenzwert zunächst erreicht und anschließend
die Gasturbine (3) einen GT-Grenzwert erreicht und der Überdrehzahlschutz nach Erreichen
des DT-Grenzwertes ausgelöst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
wobei der GT-Überdrehzahlschutz nach Erreichen des GT-Grenzwertes ausgelöst wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
wobei die Dampfturbine (2) im Testbetrieb in einem vollständig durchgewärmten Zustand
sich befindet.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Gasturbine (3) im Testbetrieb
mit geringer Leistung betrieben wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Gasturbine (3) im Testbetrieb
mit einer konstanten Abgastemperatur betrieben wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zwischen dem Auslösen des
DT-Überdrehzahlschutzes und dem Lastabwurf eine Zeit tauslösung vergeht und es gilt tAuslösung < tmax, wobei ein Dampfturbinen-Trip erfolgt sofern tAuslösung > tmax ist und das Auslösen des DT-Überdrehzahlschutzes noch nicht erfolgt ist.