1. Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft ein mechanische Presse für Formprozesse von Formteilen mit
einem Ober- und einem Unterwerkzeug, welche zwischen sich eine Form für das Formteil
ausbilden, und einem hydraulisch unterstützten Antrieb für das Oberwerkzeug und /
oder das Unterwerkzeug und zur Bewegung zwischen einem oberen Totpunkt und einem unteren
Totpunkt sowie ein Verfahren zum Formpressen von Formteilen in einer derartigen mechanischen
Presse.
2. Stand der Technik
[0002] Mechanische Pressen, üblicherweise als Servo-Exzenter mit einem elektrischen Antrieb
oder Kniehebelpressen mit hydraulisch unterstützter Kraftübertragung für wenigstens
eines der Werkzeuge ausgestattet, sind für verschiedene Formprozesse ausgelegt, wie
beispielsweise das Prägen metallischer Körper, das Formhärten oder aber die Herstellung
von Verbund- und Hybridwerkstoffen. Insbesondere im Automotive-Bereich ist in den
letzten Jahren die Entwicklung neuer Leichtbautechnologien vorangeschritten. Um neue
Materialkombinationen wirtschaftlich verbinden zu können, kommen viele unterschiedliche
Kombinationen von Formprozessen zum Einsatz. Da auch die entstehenden Materialeigenschaften
von den eingesetzten Fügeverfahren abhängig sind, unterscheidet man meist mechanische,
thermische und hybride Verbindungstechniken.
[0003] Auch die Anzahl der im Leichtbau eingesetzten Materialien steigt von Jahr zu Jahr
an. Beschränkte sich die Bauteilproduktion früher zumeist auf Verbindungen aus Stahl
oder Aluminium, so wurde die Materialpalette insbesondere durch Magnesium, Kunststoff
und vielfältige Faserverbundwerkstoffe erweitert. Somit wird, neben der Kombination
von artfremden metallischen, auch der Verbindung von Kunststoffmaterial mit Metall
eine große Rolle zugeschrieben. Diese so genannten Hybrid- oder Multimaterialwerkstoffe
benötigen für ihr Einsatzgebiet exakt angepasste Fügetechnologien, um ihre gewünschten
Eigenschaften voll ausspielen zu können.
[0004] Mechanische Pressen erzeugen die für den Formprozess erforderlichen Umformkräfte
bei entsprechender Auslegung von Gestell und Antrieb, wobei die Presskraft auf das
Ober- und / oder Unterwerkzeug periodisch abhängig von der Drehzahl des in der Presse
eingesetzten Schwungrades ausgeführt wird. Die Hubeinstellung wiederum erfolgt mittels
einer verdrehbaren Exzenterbuchse zwischen Exzenterzapfen und Pleuel, sowie zusätzlich
durch eine Stößelverstellung des unteren Totpunkts. Mechanische Pressen der in Rede
stehenden Art, eingesetzt beispielsweise in Stanzautomaten, erreichen eine maximale
Hubzahl von etwa 1500 Hüben pro Minute.
[0005] Es besteht aber auch der Bedarf in bestimmten Formprozessen, die Presse über einen
vorab festgelegten Zeitraum geschlossen zu halten, währenddem das Formteil beispielsweise
in der Pressform gekühlt oder ein Hybridteil bzw. Verbundteil geformt wird. Derartige
Formprozesse wurden bislang mit hydraulischen Pressen und nicht mit mechanischen Pressen
der eingangs genannten Art ausgeführt, da ein derartiger Formprozess die Abkehr vom
ununterbrochen periodischen Arbeitsablauf bedingt.
[0006] Mechanische Pressen, beispielsweise ausgeführt als Exzenter- und Kniehebelpressen,
werden üblicherweise als Servopressen ausgeführt, bei denen der Antrieb des oder der
Werkzeuge elektrisch unterstützt wird. Die Presskraft wird hierbei mittels einer Hydraulik
aufgebracht. Das Arbeitsprinzip derartiger mechanischer Pressen stellt üblicherweise
einen kontinuierlichen Formprozess ohne Unterbrechung am unteren Totpunkt, bei dem
die Umformwerkzeuge geschlossen sind und die Nennpresskraft aufgebracht wird, zur
Verfügung. Zumindest aber sehen derartige mechanische Pressen nur eine äußerst geringe
Verweildauer im Bereich des unteren Totpunkts vor.
[0007] Insbesondere bei Exzenterpressen führt dies jedoch durch ungünstige Reibverhältnisse
in der Totlage des Exzenters zu großen Problemen, da nach längerem Verharren in der
unteren Totlage schlechte Reibverhältnisse insbesondere aufgrund eines Ausquetschens
des Schmieröls aus der Lagerstelle auftreten. Ein Anfahren aus der Totlage unter Nennpresskraft
ist schlussendlich nahezu unmöglich und führt geradezu unvermeidlich zu Schäden in
den üblicherweise hydrodynamischen Lagern dieser Pressen.
[0008] Aus dem Stand der Technik sind zu diesem Zweck bereits hydraulische Überlasteinrichtungen
an Pressen bekannt, durch die es möglich ist, den Druck in dem oder den Hydraulikzylindern
schlagartig abzubauen. Eine derartige hydraulische Überlastsicherung ist üblicherweise
für den unteren Totpunkt mechanischer Servopressen vorgesehen. Hydraulische Überlasteinrichtungen
sind beispielsweise in der
DE 10015785 A1, der
DE 3810490 C2, der
DE 4436742 A1, der
DE 19643104 A1, der
EP 0114170 B1, der
DE 4036470 A1, der
GB 2235404 A oder der
DE 19805519 C1 offenbart.
[0009] Nachteilig an derartigen hydraulischen Überlastsicherungen ist jedoch, dass sie ihrem
Zweck entsprechend den Druck im Hydraulikzylinder schlagartig abbauen, wodurch es
nicht möglich ist, Formteile unter definierten Presskraftverhältnissen über einen
definierten Zeitraum hinweg innerhalb der Form zu halten und ggf. unter genau definierten
Bedingungen auszuhärten, zu formen und / oder abzukühlen.
3. Aufgabe der Erfindung
[0010] Es war daher eine Aufgabe der Erfindung, eine mechanische Presse zur Verfügung zu
stellen, die ein gesteuertes Entspannen der Presse, somit den Abbau der Presskraft
im unteren Totpunkt, ermöglicht. Diese Aufgabe der Erfindung wird mit einer mechanischen
Presse, umfassend die Merkmale des Anspruchs 1, gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen niedergelegt.
4. Zusammenfassung der Erfindung
[0011] Gemäß der Erfindung ist vorrichtungsseitig eine Überlastsicherung für das Absenken
des Hydraulikdrucks zur Aufbringung einer Presskraft auf das Oberwerkzeug und / oder
das Unterwerkzeug zumindest am unteren Totpunkt, vorzugsweise jedoch am unteren Totpunkt,
vorgesehen. Diese Überlastsicherung steht in Wirkverbindung mit wenigstens einer Lösevorrichtung
zum gezielten und vorzugsweise kontinuierlichen Absenken des Hydraulikdrucks über
eine vorab festgelegte Zeit und unterhalb eines vorgegebenen Schwellenwerts. Als "unterer
Totpunkt" im Sinne der Erfindung wird dabei derjenige Totpunkt verstanden, bei dem
das Presswerkzeug vollständig geschlossen ist, zumindest aber einen minimalen Abstand
zwischen den Werkzeugteilen bereitstellt. Erfindungsgemäß ist die Lösevorrich-tung
so ausgelegt und betreibbar, dass der Aufbau des Hydraulikdrucks zum Aufbringen der
Presskraft von dem Schwellenwert bis zur Nennkraft im Durchlauf der Presse vom unteren
Totpunkt bis zum oberen Totpunkt bewirkbar ist.
[0012] Hierdurch wird die erfindungsgemäße Aufgabe, ein gezieltes Entspannen der Presse
durch Abbau der Presskraft zumindest am unteren Totpunkt mit Hilfe der hydraulischen
Überlastsicherung zu gewährleisten, mit einfachen Mitteln gelöst. Somit wird ermöglicht,
dass mechanische Pressen auch in Einsatzgebieten Verwendung finden können, die bisher
hydraulischen Pressen vorbehalten waren. Insbesondere die Herstellung von Verbund-
und Hybridwerkstoffen, bei denen ein Verharren der Presse am unteren Totpunkt über
einen vorab festgelegten Zeitpunkt und ggf. auch unter Aufbringung einer vorab festgelegten
Presskraft erforderlich ist, kann mit der Erfindung unter Einsatz einer mechanischen
Presse der in Rede stehenden Art verwirklicht werden.
[0013] Es wird bevorzugt, wenn der Antrieb für das Oberwerkzeug und / oder das Unterwerkzeug
wenigstens einen Exzenter und / oder einen Kniehebel umfasst. Hierdurch wird mit besonders
einfachen und beherrschbaren Mitteln die gewünschte Nennpresskraft gezielt auf das
Formteil aufgebracht, wobei insbesondere bevorzugt wird, wenn durch eine Kniehebel-Anordnung
oder die Verwendung mehrerer Exzenter die Kraftverteilung auf das Unter- und / oder
Oberwerkzeug gezielt symmetrisch oder bei Bedarf asymmetrisch aufgebracht wird.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der vorgegebene Schwellenwert,
unter den der Hydraulikdruck über eine vorab festgelegte Zeit abgesenkt wird, so eingestellt,
dass höchstens 10 % der Nennpresskraft erreicht werden, vorzugsweise die Nennpresskraft
im unteren Totpunkt und nach Abschluss des Absenkvorgangs zumindest nahezu Null beträgt.
[0015] Es wird ebenfalls bevorzugt, wenn die vorab festgelegte Zeit, über die der Hydraulikdruck
mittels der Überlastsicherung und der Lösevorrichtung abgesenkt wird, mindestens eine
Sekunde, vorzugsweise mindestens drei Sekunden beträgt. Hierdurch wird das gewünschte
langsame und gesteuerte Absenken des Hydraulikdrucks besonders vorteilhaft erreicht.
[0016] In der erfindungsgemäßen mechanischen Presse ist die Lösevorrichtung so betreibbar,
dass der Aufbau des Hydraulikdrucks zum Aufbringen der Presskraft von dem Schwellenwert
bis zur Nennpresskraft im Durchlauf der Presse vom unteren Totpunkt bis zum oberen
Totpunkt bewirkbar ist. Somit wird eine mechanische Presse geschaffen, die ohne Verzögerung
die Nennpresskraft zumindest ab Erreichen des oberen Totpunkts wieder bereitstellt,
wohingegen beim Verfahren der Presse vom unteren Totpunkt bis zum oberen Totpunkt,
bei dem das Bereitstellen der Nennpresskraft nicht zwingend erforderlich ist, der
Aufbau der Nennpresskraft von dem Schwellenwert, vorzugsweise nahezu Null, bewirkt
wird. Es wird somit eine mechanische Presse erhalten, bei der die Taktzeiten oder
die Hubgeschwindigkeit optimal eingestellt werden können.
[0017] Verfahrensseitig ist die Erfindung betreibbar mittels eines Verfahrens, umfassend
die Schritte des Trennens von Ober- und Unterwerkzeug am oberen Totpunkt der Presse,
des Einbringens des Formteils oder von dessen Ausgangsstoffen in zumindest einen Teil
der Form, des Fahrens der Presse bis zu deren unteren Totpunkt, des Verweilens der
Presse im unteren Totpunkt für eine vorab festgelegte Zeit, des gezielten Abbaus der
Presskraft durch Absenkung des Hydraulikdrucks und des Fahrens der Presse zu deren
oberen Totpunkt, wobei hierbei der Vorspanndruck gezielt erhöht wird.
[0018] Bevorzugt wird insbesondere, wenn am unteren Totpunkt die Nennpresskraft zumindest
über einen vorab festgelegten Zeitraum auf das Formteil aufgebracht wird und anschließend
gezielt der Hydraulikdruck zum Aufbringen der Presskraft abgebaut wird.
[0019] Es wird insbesondere bevorzugt, wenn der gezielte Abbau der Presskraft am unteren
Totpunkt erst nach einem vorab festgelegten Zeitintervall von vorzugsweise mehr als
zwei Sekunden, insbesondere mehr als drei Sekunden, erfolgt. Hierdurch wird sichergestellt,
dass unter definierten Bedingungen bezüglich der aufgebrachten Presskräfte und der
Zeit, die die definierten Presskräfte auf das Formteil einwirken, ausreichend Zeit
zur Abkühlung und / oder Aushärtung und / oder Verbindung der zu formenden Materialien
oder Formteile besteht.
[0020] Es wird überdies bevorzugt, wenn das gezielte und vorzugsweise kontinuierliche Absenken
des Hydraulikdrucks entlang einer Druckkurve erfolgt, die im Bereich des Absenkens
monoton fallend, vorzugsweise streng monoton fallend, ausgestaltet ist. Hierdurch
wird das gezielt gesteuerte Absenken des Hydraulikdrucks, von dem die Presskraft direkt
abhängig ist, mit besonders einfachen und leicht beherrschbaren Mitteln erreicht.
Das Absenken des Hydraulikdrucks erfolgt somit über den gesamten Ablauf bis zum Unterschreiten
des vorab definierten Schwellenwerts unter definierten Bedingungen und insbesondere
unter Gewährleistung der vorab festgelegten Mindestzeiten sowohl für das Aufrechterhalten
der Nennpresskraft oder einer anderen vorab festgelegten Presskraft, über einen vorab
festgelegten Zeitraum, als auch für das Absenken bis unter den Schwellenwert.
[0021] Die Erfindung wird in den nachfolgenden Absätzen, in denen bevorzugte Ausführungsformen
dargelegt sind, näher definiert.
- 1. Mechanische Presse für Formprozesse von Formteilen, mit einem Ober- und einem Unterwerkzeug,
die zwischen sich eine Form für das Formteil ausbilden, sowie einem hydraulisch unterstützten
Antrieb für das Oberwerkzeug und/oder das Unterwerkzeug zwischen einem oberen Totpunkt
und einem unteren Totpunkt,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Überlastsicherung für das Absenken des Hydraulikdrucks zur Aufbringung einer
Presskraft auf das Oberwerkzeug und/oder das Unterwerkzeug zumindest am unteren Totpunkt
vorgesehen ist, und dass eine Lösevorrichtung zum gezielten und vorzugsweise kontinuierlichen
Absenken des Hydraulikdrucks über eine vorab festgelegte Zeit und unterhalb eines
vorgegebenen Schwellenwert vorgesehen ist.
- 2. Mechanische Presse gemäß Absatz 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Formprozesse
das Prägen, Formhärten und/oder das Herstellen von Verbund-und Hybridwerkstoffen umfassen.
- 3. Mechanische Presse gemäß einem der Absätze 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
der Antrieb für das Oberwerkzeug und/oder das Unterwerkzeug einen Exzenter und/oder
einen Kniehebel umfasst.
- 4. Mechanische Presse gemäß einem der voranstehenden Absätze, dadurch gekennzeichnet,
dass der vorgegebene Schwellenwert höchstens 10% der Nennpresskraft, vorzugsweise
zumindest nahezu Null, beträgt.
- 5. Mechanische Presse gemäß einem der voranstehenden Absätze, dadurch gekennzeichnet,
dass die vorab festgelegte Zeit mindestens 1 Sekunde, vorzugsweise mindestens 3 Sekunden,
beträgt.
- 6. Mechanische Presse gemäß einem der voranstehenden Absätze, dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösevorrichtung so betreibbar ist, dass der Aufbau des Hydraulikdrucks zum
Aufbringen der Presskraft von dem Schwellenwert bis zur Nennpresskraft im Durchlauf
der Presse vom unteren Totpunkt bis zum oberen Totpunkt bewirkbar ist.
- 7. Verfahren zum Formpressen von Formteilen in einer mechanischen Presse gemäß einem
der voranstehenden Absätze, gekennzeichnet durch die Schritte des Trennens von Ober-
und Unterwerkzeug am oberen Totpunkt der Presse, des Einbringens des Formteils oder
von dessen Ausgangsstoffen, des Fahrens der Presse bis zu deren unteren Totpunkt,
des Verweilens der Presse im unteren Totpunkt für eine vorab festgelegte Zeit, des
gezielten Abbaus der Presskraft durch Absenken des Hydraulikdrucks, und des Fahrens
der Presse zu deren oberen Totpunkt, wobei hierbei der Vorspanndruck gezielt erhöht
wird.
- 8. Verfahren gemäß Absatz 7, dadurch gekennzeichnet, dass am unteren Totpunkt die
Nennpresskraft auf das Formteil aufgebracht wird.
- 9. Verfahren gemäß einem der Absätze 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass der gezielte
Abbau der Presskraft am unteren Totpunkt erst nach einem vorab festgelegten Zeitintervall
von vorzugsweise mehr als 2 Sekunden, insbesondere mehr als 3 Sekunden, erfolgt.
- 10. Verfahren gemäß einem der Absätze 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das gezielte
und vorzugsweise kontinuierliche Absenken des Hydraulikdrucks entlang einer Druckkurve
erfolgt, die im Bereich des Absenkens monoton fallend, vorzugsweise streng monoton
fallend, ist.
5. Kurze Beschreibung der Figuren
[0022] Die Erfindung wird nachfolgend unter Verweis auf 7 Figuren näher erläutert, wobei
aus diesen Figuren schematisch der Aufbau oder Wirkprinzipien der erfindungsgemäßen
Vorrichtung hervorgehen. In den Figuren zeigt
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht auf eine erfindungsgemäße mechanische Presse in der Vorderansicht,
- Fig. 2
- die erfindungsgemäße mechanische Presse aus Figur 1 an ihrem oberen Totpunkt,
- Fig. 3
- zeigt die erfindungsgemäße mechanische Presse aus Figur 1 an ihrem unteren Totpunkt,
- Fig. 4
- die erfindungsgemäße mechanische Presse gemäß Figur 1 an ihrem unteren Totpunkt in
einem weiteren Betriebszustand,
- Fig. 5
- zeigt die erfindungsgemäße mechanische Presse gemäß Figur 1 an ihrem oberen Totpunkt
in einem weiteren Betriebszustand,
- Fig. 6
- zeigt ein Schaltschema einer hydraulischen Überlasteinrichtung gemäß dem Stand der
Technik, und
- Fig. 7
- zeigt ein Schaltschema einer erfindungsgemäß verwendeten Überlast-Löseeinrichtung.
6. Detaillierte Beschreibung der Figuren
[0023]
Figur 1 zeigt eine schematische Vorderansicht einer erfindungsgemäßen mechanischen
Presse, umfassend einen Pressenkörper 1, in dem ein Pressenstößel 3 über zwei Pleuel
5.1, 5.2 zwischen einem oberen Totpunkt und einem unteren Totpunkt gegen eine Tischplatte
2 verschiebbar gelagert ist. Am dem Pressenkörper 1 ist ein Hydraulik-Aggregat 12
angeordnet, über das die maximal zulässige Presskraft des Pressenstößels 3 eingestellt
werden kann. Die Pleuel 5.1, 5.2 sind über Exzenter 4.1, 4.2 exzentrisch gelagert,
wobei in der hier dargestellten Lage der Pressenstößel 3 an seinem oberen Totpunkt
steht. Der Hydraulikdruck wird je Pleuel 5.1, 5.2 von dem Hydraulik-Aggregat 12 aufgebracht
und in den jeweiligen Druckanzeigen 8.1, 8.2 angezeigt. Jeder Pleuel 5.1, 5.2 weist
eine eigene Druckspindel 6.1, 6.2 sowie je ein Druckkissen 7.1, 7.2 auf. Am Pressenstößel
3 sind zudem eine zentrale Druckspeichereinheit 9 sowie jeweils für jeden Pleuel 5.1,
5.2 eine Löseeinheit 10.1, 10.2 sowie eine Überlasteinheit 11.1, 11.2 zugeordnet.
Die Lagerbelastung, dargestellt durch die Vielzahl von Pfeilen an den Bezugszeichen
13.1, 13.2 für jeden Pleuel 5.1, 5.2 ist in der dargestellten oberen Totpunkt-Position
des Pressenstößels sehr gering.
Figur 2 zeigt die erfindungsgemäße mechanische Presse gemäß Figur 1 in einem Betriebszustand
an ihrem oberen Totpunkt. Die Exzenter 4.1, 4.2 befinden sich in ihrer oberen Totlage,
folglich liegen die Exzenterbuchsen 37.1, 37.2 in ihrem oberen Bereich an den Exzentern
an. In diesem Betriebszustand sind die Überlast-Druckkissen 7.1, 7.2 mit einem Vorspanndruck
PV beaufschlagt, wodurch der Start des Presszyklus der erfindungsgemäßen mechanischen
Presse festgelegt ist. Der Vorspanndruck PV bezeichnet den Druck im Zylinderraum eines
Druckpunktes ohne Beaufschlagung einer Presskraft.
Figur 3 zeigt den Betriebszustand der erfindungsgemäßen mechanischen Presse an ihrem
unteren Totpunkt, bei dem die mechanische Presse mit der Presskraft FP belastet ist
und die Überlast-Druckkissen 7.1, 7.2 mit einem Belastungsdruck PB beaufschlagt sind.
Der Belastungsdruck PB bezeichnet den Druck im Zylinderraum eines Druckpunktes, der
sich bei Belastung unter Presskraft einstellt. Die Höhe des Druckkissens beträgt h
und die auf den Pressenkörper 1 einwirkende Kraft bewirkt eine Verlängerung der Werkzeugeinbauraum-Höhe
um eine Mengenänderung δL. Diese auf die Presse 1 einwirkende Kraft bewirkt zudem
eine Verformung des Pressenkörpers 1, welche überzeichnet durch die Abweichung der
durchgezogenen Linie von der gestrichelt dargestellten Kontur des Pressenkörpers 1
dargestellt ist. Die Lagerbelastung 13.1, 13.2 je Pleuel 5.1, 5.2 ist wiederum mit
Pfeilen dargestellt, jedoch anders als in Figur 1 mit einer nach unten gerichteten
Orientierung. Die größere Länge der Pfeile deutet die höhere Lagerbelastung aufgrund
der Presskraft Fp an.
Figur 4 zeigt die erfindungsgemäße mechanische Presse in einem Betriebszustand an
ihrem unteren Totpunkt, bei dem die Druckkissen 7.1, 7.2 jedoch druckentlastet sind,
was an den Druckanzeigen 8.1, 8.2 mit der Anzeige P0 dargestellt ist. PO bezeichnet
somit den Entlastungsdruck, nach dem gezielten Ablassen einer Ölmenge aus dem Zylinderraum
eines Druckpunktes bei gleichzeitigem Abbau der Presskraft Fp gegen Null. Die Presskraft
ist somit erfindungsgemäß am dargestellten unteren Totpunkt auf Null abgebaut worden.
Die Höhe des Druckkissens beträgt h - δL, wobei die Auffederung der Presse und ihres
Pressenkörpers 1 durch den Druckabbau in den Druckkissen 7.1, 7.2 bis auf 0 reduziert
wird und ein Teil des Ölvolumens in den Druckkissen 7.1, 7.2 verdrängt wird. Die Lagerbelastung
13.1, 13.2 je Pleuel 5.1, 5.2 weist die gleiche Orientierung wie im Betriebszustand
gemäß Figur 3 auf, jedoch ein deutlich geringeres Maß als im Betriebszustand gemäß
Figur 3.
Figur 5 zeigt die erfindungsgemäße mechanische Presse in einem Betriebszustand an
ihrem oberen Totpunkt, wobei während des Aufwärtshub des Pressenstößels 3 der exzentrisch
gelagerten Pleuel 5.1, 5.2 die aus dem Überlast-Druckkissen 7.1, 7.2 verdrängte Ölmenge
aus der Druckspeichereinheit 9 wieder zugeführt wird, um den Vorspanndruck PV, dargestellt
an den Druckanzeigen 8.1, 8.2, wieder bereitzustellen. Hierdurch wird das Ende des
Umformzyklus der erfindungsgemäßen mechanischen Presse erreicht.
Figur 6 zeigt eine mechanische Presse mit 2-Punkt-Antrieb über die Exzenter 4.1, 4.2,
ausgestattet mit einer Überlastsicherung nach dem Stand der Technik. Im Kraftfluss
zwischen den Pleueln 5.1, 5.2 und dem Pressenstößel 3 liegen die Öl-polster bzw. Druckkissen
7.1, 7.2, die mit dem Vorspanndruck Pv vorgespannt sind. Die Presskraft erzeugt bei
jedem Arbeitsgang eine Druckerhöhung, die noch unterhalb des eingestellten Abschaltdruckes
Pa liegt. Im Überlastfall öffnet bei Erreichen des Abschaltdruckes Pa das Ventil 11.1,
11.2. Der Druck im Druckkissen 7.1, 7.2 bricht schlagartig zusammen und macht den
Stößel kraftfrei. Die oben beschriebene Überlastsicherung besteht im Wesentlichen
aus den Elementen Hydraulikaggregat 12, bestehend aus den Komponenten 14 - 20, und
den Überlasteinheiten 11.1, 11.2, die unmittelbar an den Druckkissen 7.1, 7.2 angeordnet
sind. Exzenterpressen verschiedenster Bauart sind in der Regel mit einer hydraulischen
Überlastsicherung nach dem oben beschriebenen Stand der Technik ausgerüstet.
Figur 7 zeigt eine mechanische Presse wie in Figur 6 beschrieben, die jedoch um die
Komponenten Löseeinheiten 10.1, 10.2 sowie Druckspeichereinheit 9 und die Ölversorgung
36 der Druckspeichereinheit 9 erweitert wurde. Die Funktion der klassischen Überlastsicherung
als Pressenschutz ist gleichermaßen gegeben. Eine kontrollierte Druckreduzierung in
den Druckkissen 7.1, 7.2 wird durch die Löseeinrichtung 10.1, 10.2 ermöglicht. Über
die Drucksensoren 21.1, 21,2 wird der vorherrschende Kissendruck erfasst, und ein
Druckabbau kann über die Drosseln 22.1, 22.2 und die Ablassventile 23.1, 23.2 in den
Tank erfolgen. Dies kann je nach anstehendem Kissendruck unabhängig voneinander erfolgen.
Eine symmetrische Entlastung der vorgespannten Presse ist anzustreben. Beim Entlasten
der Druckkissen 7.1, 7.2 wird eine bestimmte Menge Öl in den Tank abgeleitet. Diese
Ölmenge muss dem Druckkissen wieder zugeführt werden, um den Vorspanndruck Pv zu erzeugen.
Dies geschieht vorteilhafterweise während des Aufwärtshubes des Pressenstößels 3 zum
oberen Totpunkt. Um die Druckkissen in einer relativ kurzen Zeit wieder mit dem zur
Entspannung angelassenen Ölvolumen aufzufüllen, wird eine Druckspeichereinheit 9 mit
den Einzelkomponenten 8, 24 - 32 bereitgestellt. Diese stellt die erforderliche Ölmenge
mit Hilfe eines Druckspeichers 25 in ausreichender Menge zur Verfügung. Die erforderliche
Ölmenge wird den Druckkissen 7.1, 7.2 über die Hydraulikventile 29 - 31 während des
Aufwärtshubes der Presse zugeführt. Versorgt wird die Druckspeichereinheit 9 von einer
Ölversorgung 36, bestehend aus den Komponenten Ölpumpe 35, Druckbegrenzungsventil
34 und Druckfilter 33.
[0024] Eine vorteilhafte Anordnung der Druckspeichereinheit 9 wäre möglichst in der Nähe
der Druckkissen 7.1, 7.2, um den negativen Einfluss von langen Verbindungsleitungen
zu minimieren und die Druckaufbauzeit des Vorspanndrucks Pv zu reduzieren. Dies führt
zu einer Steigerung der Taktzeit der Presse und wirkt sich positiv auf die Verfügbarkeit
aus.
Bezugszeichenliste
[0025]
- 1
- Pressenkörper
- 2
- Tischplatte
- 3
- Pressenstößel
- 4
- Exzenter
- 5
- Pleuel
- 6
- Druckspindel
- 7
- Druckkissen
- 8
- Druckanzeige
- 9
- Druckspeichereinheit
- 10
- Löseeinheit
- 11
- Überlasteinheit
- 12
- Hydraulik-Aggregat
- 13
- Lagerbelastung
- 14
- Druck-Entlastungsventil
- 15
- Druckbegrenzungsventil
- 16
- Luft-Hydraulikpumpe
- 17
- Druckregelventil Luft
- 18
- Absperrventil Luft
- 19
- Luftversorgung
- 20
- Druckanzeige
- 21
- Drucksensor
- 22
- Drosselventil
- 23
- Ablassventil
- 24
- Druckschalter
- 25
- Druckspeicher
- 26
- Ablasshahn
- 27
- Druckentlastungsventil
- 28
- Sicherheitsventil
- 29
- Speicher-Absperrventil
- 30
- Speicher-Zuschaltventil
- 31
- Sperrventil
- 32
- Rückschlagventil
- 33
- Druckfilter
- 34
- Druckbegrenzungsventil
- 35
- Ölpumpe
- 36
- Ölversorgung Druckspeichereinheit
- 37
- Exzenterbuchse
1. Mechanische Presse für Formprozesse von Formteilen, mit einem Ober- und einem Unterwerkzeug,
die zwischen sich eine Form für das Formteil ausbilden, sowie einem hydraulisch unterstützten
Antrieb für das Oberwerkzeug und/oder das Unterwerkzeug zwischen einem oberen Totpunkt
und einem unteren Totpunkt, wobei eine Überlastsicherung für das Absenken des Hydraulikdrucks
zur Aufbringung einer Presskraft auf das Oberwerkzeug und/oder das Unterwerkzeug zumindest
am unteren Totpunkt vorgesehen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Lösevorrichtung zum gezielten und vorzugsweise kontinuierlichen Absenken des
Hydraulikdrucks über eine vorab festgelegte Zeit und unterhalb eines vorgegebenen
Schwellenwert vorgesehen ist, wobei die Lösevorrichtung so betreibbar ist, dass der
Aufbau des Hydraulikdrucks zum Aufbringen der Presskraft von dem Schwellenwert bis
zur Nennpresskraft im Durchlauf der Presse vom unteren Totpunkt bis zum oberen Totpunkt
bewirkbar ist.
2. Mechanische Presse gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Formprozesse das Prägen, Formhärten und/oder das Herstellen von Verbund-und Hybridwerkstoffen
umfassen.
3. Mechanische Presse gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb für das Oberwerkzeug und/oder das Unterwerkzeug einen Exzenter und/oder
einen Kniehebel umfasst.
4. Mechanische Presse gemäß einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der vorgegebene Schwellenwert höchstens 10% der Nennpresskraft, vorzugsweise zumindest
nahezu Null, beträgt.
5. Mechanische Presse gemäß einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die vorab festgelegte Zeit mindestens 1 Sekunde, vorzugsweise mindestens 3 Sekunden,
beträgt.