[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke
sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei der Aufbereitung und Metallrückgewinnung von Müllverbrennungsschlacke wird die
von der Müllverbrennung verbleibende Schlacke in der Regel zerkleinert und durch Abscheidemechanismen
separiert. Bekannte Abscheidemechanismen, die industriell zu diesem Zweck verwendet
werden, sind etwa Magnetabscheidung, Induktionsabscheidung, NE-Abscheidung, sensorgestützte
Systeme zur Abscheidung, Windsichtung oder Handsortierung.
[0003] Es können jedoch mit diesen derzeit verwendeten Techniken nicht alle in der Schlacke
befindlichen Metalle in wirtschaftlicher Weise rückgewonnen werden. Auch kann, wenn
nicht hinreichend Metalle aus der Schlacke entfernt werden, die aufbereitete Schlacke
aufgrund des zu hohen Restmetallgehalts nicht als Baustoff verwendet werden.
[0004] Es ergibt sich somit die Aufgabe, ein Verfahren zur Aufbereitung und Metallrückgewinnung
von Müllverbrennungsschlacke zu schaffen, welches einerseits in der Lage ist, Müllverbrennungsschlacke
zu einem hohen Grad aufzubereiten, sodass diese als Baustoff verwendbar ist, und es
andererseits ermöglicht, die in der Schlacke befindlichen Restmetalle zu einem hohen
Grad auszusondern.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem Müllverbrennungsschlacke zunächst
zerkleinert und gesiebt wird und danach durch einen Schwing-Setzabscheider In verschiedene
Fraktionen unterschiedlicher Dichte separiert wird. Die Separierung erfolgt vorzugsweise
in eine Schwerfraktion umfassend beispielsweise Metalle, eine Leichtfraktion umfassend
beispielsweise Mineralik und eine Schwimmfraktion umfassend beispielsweise Kunststoffe,
Holz, Papier oder Gasbeton.
[0006] Es kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, vor oder nach dem Schwing-Setzabscheider
zusätzliche Abscheidemechanismen, insbesondere die oben erwähnten bekannten Abscheidemechanismen
für Schlacke, eingesetzt werden. Die Verwendung des Schwing-Setzabscheiders kann insbesondere
bei bestehenden Abscheideverfahren und Abscheideanlagen an Stelle oder zusätzlich
zu bekannten Abscheidemechanismen vorgesehen sein. Auch die Reihenfolge der eingesetzten
Abscheidemechanismen kann an die jeweilige Aufgabenstellung angepasst werden.
[0007] Die erfindungsgemäße Trennung von Schlackebestandteilen durch einen Schwing-Setzabscheider
nutzt die meist höhere spezifische Dichte von Metallen gegenüber mineralischen Bestandteilen
der Schlacke aus. Ergebnis des Verfahrens ist eine mit Mischmetallen angereicherte
Metallfraktion, sowie eine mineralische Fraktion ohne Metalle.
[0008] Die Trennung erfolgt vorzugsweise in einem Wasserbad. Dadurch wird die physikalische
Eigenschaft von Festkörpern, wonach diese bei unterschiedlicher Dichte im strömenden,
pulsierenden Wasser unterschiedliches Sedimentationsverhalten, insbesondere unterschiedliche
Sedimentationsgeschwindigkeiten aufweisen, ausgenutzt. Das unterschiedliche Absetzverhalten
in einem Wasserbad wird genutzt, um das Absetzen leichterer Partikel durch die Erzeugung
einer Aufwärtsströmung im Wasserbad zu bremsen, sie in Schwebe zu halten und abziehen
zu können, während die schwereren Partikel gegen die Aufwärtsströmung absinken und
derart abgeschieden werden.
[0009] Durch dieses Trennprinzip können Materialien mit einer Dichtedifferenz ab ca. 0,2
kg/dm
3 voneinander separiert werden. Zusätzlich ist eine Abscheidung von Schwimmgütem an
der Oberfläche des pulsierenden Wasserbades möglich. Es ist eine Trennung von Materialien
mit Korngröße von 1 mm und darüber möglich.
[0010] Erfindungsgemäß ergibt sich bei der Verwendung eines derartigen Setzverfahrens zur
Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke aus Abfallverbrennungsanlagen mit gewinnungswürdigen
Gehalten an FE- und NE-Metallen eine hohe Effizienz, zumal die Dichtedifferenzen zwischen
den Metallen (ausgenommen Aluminium) und den sonstigen Verbrennungsrückständen sehr
ausgeprägt sind.
[0011] Die Erfindung bezieht sich neben dem Verfahren zur Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke
auf die Verwendung eines Schwing-Setzabscheiders zur Separierung von metallischen
Rückständen bei der Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke, sowie auf eine Vorrichtung
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0012] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen, der
Beschreibung und den Zeichnungen.
[0013] Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1:
- ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke;
- Fig. 2:
- schematische Darstellung eines Schwing-Setzabscheiders zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen
Verfahren;
- Fig. 3a-3b:
- schematische Skizzen einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke.
[0014] Fig. 1 zeigt die wesentlichen Schritte einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens in Form eines Flussdiagramms. Zunächst erfolgt eine Vorsiebung des Schlackematerials
sowie eine Zerkleinerung durch Brechen, und in Folge eine Nasssiebung.
[0015] Die in Fig. 1 dargestellten Trennschritte sind jedoch optional und können bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren in ihrer Reihenfolge verändert oder auch weggelassen werden.
[0016] Danach wird das Material in einen Aufgabebunker eingebracht. Ein Magnetscheider separiert
die magnetisierbaren Materialien, bevor das Material in die Schwing-Setzmaschine eingebracht
wird. Diese verfügt in der vorliegenden Ausführungsform über mehrere Entwässerungssiebe,
siehe Beschreibung der Fig. 2.
[0017] Während das ausgesonderte Schwergut direkt in ein Schwergutlager, und das Schwimmgut
direkt in ein Schwimmgutlager transportiert wird, kann das Leichtgut optional durch
einen Induktionsabscheider zum Abscheiden metallischer Materialien geleitet werden.
[0018] Das verbleibende Wasser kann in Grobschlamm und Feinschlamm getrennt werden und optional
durch einen Wendelscheider oder Trennherd geleitet werden, und die herausgefilterten
Restmetalle werden ebenfalls in ein Schwergutlager transportiert.
[0019] Je nach Zustand der eingesetzten Müllverbrennungsschlacke und Aufbereitungsziel können
die genannten Aggregate zusätzlich zur Schwing-Setztechnik eingesetzt werden.
[0020] Fig. 2 zeigt einen Schwing-Setzabscheider zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen
Verfahren. Müllverbrennungsschlacke wird in eine mit Wasser gefüllte Kammer mit einem
Sieb eingebracht, wobei die Kammer pulsierend mit Druck beaufschlagt wird, wodurch
sich in der Kammer ein pulsierender Wasserspiegel ausbildet. Die eingebrachte Schlacke
trennt sich entsprechend ihrer jeweiligen Dichte in Komponenten auf, die in unterschiedlicher
Höhe in der Kammer im Wasserbad schweben: Dichtere Komponenten driften nach unten,
weniger dichte Komponenten driften nach oben. Über eine Steuerung wird das Schwergut
abgezogen.
[0021] Fig. 3a - 3b zeigen schematische Skizzen einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur
Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke. Die Schlacke wird mittels Radlader über
einen Aufgabetrichter einem Aufgabeförderband zugeführt und über dieses zum oberen
Ende der Setzmaschine (Modul 2) in rd. 6,00 m Höhe befördert.
[0022] Allenfalls in der Schlacke enthaltene größere magnetische Metallteile werden durch
einen Überbandmagnet, der nach dem Aufgabetrichter über dem Aufgabeförderband angeordnet
ist, entnommen und seitlich in einen Auffangbehälter zur Verwertung abgeworfen.
[0023] Die Setzmaschine ist auf einer rd. 2,50 m hohen Stahlrahmentragkonstruktion aufgebaut
(Modul 1), welches die Steuerungstechnik bzw. die zugehörigen Schaltkästen beherbergt.
[0024] Die Setzmaschine selbst weist eine Höhe von rd. 3,50 m auf und besteht aus einem
mit Wasser gefüllten Kasten in dem das Wasser mechanisch mit rd. 60 Hüben pro Minute
vertikal nach oben gehoben bzw. nach unten abgesenkt wird, wodurch die Wasserfüllung
in eine vertikal schwingende Bewegung versetzt wird. Die Wasserbewegung kann auch
pneumatisch erfolgen.
[0025] Im oberen Drittel des Kastens im Wasser ist ein von der Materialaufgabe zum entgegengesetzten
Ende abfallender, fix montierter Siebbelag (0.5mm -2 mm Lochung) angeordnet, auf den
die Schlacke vom Aufgabeförderband abgeworfen wird, wobei sie gleichzeitig von oben
bei der Aufgabe mit Wasser besprüht wird, was einen kontinuierlichen Wasserausgleich
im Kasten sicherstellt und die hydraulische Trennung von aneinander haftenden Partikeln
fördert.
[0026] Durch die Kraft des schwingenden Wasserbades einerseits und durch die Schwerkraft
andererseits bewegen sich die Partikel größer als die Sieblochung auf dem Lochblech
zur Austragsöffnung am entgegengesetzten Ende. Partikel < als 1-2 mm hingegen sinken
durch den Sog, der während der Abwärtsbewegung des pulsierenden Wasserkörpers entsteht,
durch das Lochblech in trichterförmige Auffangwannen im sich bewegenden Boden des
Kastens ab, von wo sie hydraulisch der Entwässerungseinrichtung (Modul 4) zugeführt
werden.
[0027] Der auf dem Lochblech verbleibende Materialstrom > 1-2 mm wird durch die pulsierende
Bewegung des Wasserkörpers in Partikel größerer und kleinerer Dichte aufgetrennt.
Die Partikel geringerer Dichte (Leichtfraktion = Schlacke) werden durch die Aufwärtsströmung
des Wasserbades an der Oberfläche des sich vorwärts bewegenden Materialstromes angereichert,
während sich Partikel höherer Dichte (Schwerfraktion = potenziell FE- und NE-Metalle)
in der unteren Ebene des Materialstromes direkt über dem Lochblech konzentrieren.
[0028] Die Schwerfraktion wird über eine schwimmergesteuerte Austragevorrichtung am Ende
des Kastens der Setzmaschine abgezogen, die Leichtfraktion über eine darüber liegende
Austragsvorrichtung. Beide Materialströme werden, derart separiert, der anschließenden
Entwässerungseinrichtung (Modul 4) zugeführt.
[0029] Durch diese physikalisch bedingten und hydraulisch-mechanisch in geeigneter Weise
unterstützten Vorgänge wird die gewünschte Trennung der Leichtfraktion von der Schwerfraktion
in einem kontinuierlichen Betrieb bewirkt.
[0030] Die Wasseraufbereitungsvorrichtung (Modul 4) ist auf einer rd. 2,00 m hohen Stahlrahmentragkonstruktion
(Modul 3) aufgebaut. Im Modul 3 ist der Auffangbehälter für das aus der Entwässerung
anfallende Wasser montiert, in dem auch der Materialstrom < 0,5mm - 2 mm aus der Setzmaschine
eingeleitet wird.
[0031] Im Modul 4 wird durch einen Hydrozyklon der Schlamm mit Durchmesser etwa > 0,1mm
abgeschieden und der Leichtfraktion zugeführt. Das Überschusswasser aus diesem Behandlungsschritt
wird in die Vorratsbehälter zum Wasserkreislauf abgeleitet.
[0032] Die Entwässerungseinrichtungen bestehen aus drei hochfrequent schwingenden Entwässerungsrinnen.
Auf eine dieser Rinnen wird die Leichtfraktion aufgegeben, und das durch die Schwingung
der Rinnen von den Partikeln abgetrennte Wasser fließt in den unterhalb in Modul 3
angeordneten Auffangbehälter ab.
[0033] Auf die zweite Entwässerungsrinne wird die Schwerfraktion aufgegeben und ebenfalls
wie oben beschrieben entwässert. Von der Entwässerungseinrichtung rutschen die nunmehr
auf zwei Fraktionen reduzierten Materialströme auf zwei im Anschluss angeordnete Austragbänder,
von denen das eine die FE- und NE-Metallmischung in eine Sammelmulden zur weiteren
Verwertung und das andere die weitergehend entmetallisierte Schlacke auf der Oberfläche
des Abfallkörpers abwirft. Von dort wird dieser Austrag mittels Radlader aufgenommen
und in die Deponie eingebaut.
[0034] Allenfalls in der aufgegebenen Schlacke noch enthaltene unverbrannte Reste (z.B.
Holzpartikel, Kunststofffetzen etc.) = Schwimmgut verbleiben ebenfalls an der Oberfläche
des Materialstromes in der Setzmaschine, werden getrennt von den anderen Fraktionen
seitlich abgezogen und einer eigenen Entwässerungseinrichtung zugeführt, die nach
demselben Prinzip funktioniert, wie die oben beschriebenen. Das ausgeschleuste Schwimmgut
wird einer zulässigen Behandlung (z.B. Verbrennung) zugeführt.
1. Verfahren zur Aufbereitung von Müllverbrennungsschlacke, dadurch gekennzeichnet, dass zerkleinerte und gesiebte Müllverbrennungsschlacke durch einen Schwing-Setzabscheider
in Fraktionen unterschiedlicher Dichte, vorzugsweise in eine Schwerfraktion umfassend
beispielsweise Metalle, eine Leichtfraktion umfassend beispielsweise Mineralik und
eine Schwimmfraktion umfassend beispielsweise Kunststoffe, Holz, Papier oder Gasbeton,
separiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Separierung in einer Flüssigkeit, vorzugsweise in einem vertikal schwingenden
Wasserbad erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass durch ein im oberen Teil des Wasserbads vertikal in Richtung des Materialstroms abfallendes
Lochblech mit vorzugsweise 0,5mm - 2 mm Lochung kleinere Partikel abgetrennt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass im Oberflächenbereich des Wasserbades schwimmendes Material separat abgeschieden
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Müllverbrennungsschlacke zur Separierung zusätzlich einen oder mehrere Magnetabscheider,
Induktionsabscheider und/oder Wendelscheider durchläuft, die vor oder nach dem Schwing-Setzabscheider
angeordnet sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das abgeschiedene Material zur Entwässerung eine hochfrequent schwingende Entwässerungsrinne
durchläuft.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine dreistufige Auftrennung in Schwimmgut, Leichtgut und Schwergut erfolgt.
8. Verwendung eines Schwing-Setzabscheiders zur Separierung von Bestandteilen unterschiedlicher
Dichte, insbesondere zur Separierung von metallischen Rückständen, bei der Aufbereitung
von Müllverbrennungsschlacke.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7.