[0001] Verfahren zur Herstellung eines korrosionsbeständigen und verschleissfähigen Aluminiumsubstrats,
welches einer Wärmebehandlung bei Temperaturen von 140 °C oder höher aussetzbar ist
ohne dass eine Rissbildung einsetzt, wobei das korrosionsbeständige und verschlelssfähige
Aluminiumsubstrat wenigstens teilweise eine anodische Oxidschicht auf Aluminium und
eine darauf aufgebrachte organische oder anorganische Lackschicht als äussere Deckschicht
aufweist, wobei ein Aluminiumsubstrat aus einer anodisch oxidierbaren Aluminiumlegierung
entfettet und gebeizt, danach elektrochemisch oxidiert und die frei liegende Oberfläche
der anodischen Oxidschicht mit einer organischen oder anorganischen Lackschicht beaufschlagt
wird.
[0002] Aluminiumsubstrate mit einer anodisch erzeugten Oxidschicht sind seit langem bekannt.
Dabei werden die anodischen Oxidschichten durch elektrolytische Oxidation von Aluminium
hergestellt.
[0003] Eine anodische Oxidation von Aluminiumsubstraten, d.h. eine elektrolytisch® Oxidation
von Aluminiumsubstraten mit Gleichstrom, bei welcher das Substrat als Anode geschaltet
ist, ergibt bei Verwendung von Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten typische Schichtdicken
von 5 bis 25 µm. Dabei entsteht die anodische Oxidschicht durch Umwandlung der obersten
Aluminiumschicht in ein Oxid oder Hydroxid.
[0004] Aluminiumsubstrate weisen üblicherweise eine natürliche, atmosphärische Oxidschicht
mit Schichtdicken von wenigen Nanometern auf. Um eine gleichmässige Oberfläche zu
erhalten, werden die Aluminiumsubstrate üblicherweise vorbehandeit, indem die Substrate
entfettet und gebeizt werden. Das Beizen geschieht beispielsweise zuerst mit basischen,
auf Natronlauge basierenden Laugen und anschliessend mit sauren Lösungen, typischerweise
mit Salpetersäure oder Flusssäure. Die zur Anwendung gelangenden Beizmittel und die
Beizbedingungen hängen von den Werkstoffeigenschaften der Aluminiumsubstrate ab. Durch
das Beizen wird auch die dünne, natürliche Oxidschicht entfernt.
[0005] Auf die Vorbehandlung der Aluminiumsubstrat-Oberflächen durch Entfetten und Beizen
erfolgt üblicherweise die Bildung einer elektrolytischen Aluminiumoxidschicht. Dazu
wird beispielsweise eine mit Gleichstrom durchgeführte anodische Oxidation von Aluminium
in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten verwendet.
[0006] Bei einer anodischen Oxidation von Aluminium In einem Aluminiumoxid rücklösenden
Elektrolyten wird als Elektrolyt eine saure Lösung verwendet. Dabei wird das Aluminiumsubstrat
als Anode geschaltet und der saure Elektrolyt dient als Kathode. Als Elektrolyt wird
beispielsweise eine mit Wasser verdünnte Lösung von Schwefelsäure oder eine Mischlösung
von Schwefelsäure und Oxalsäure verwendet. Die Bildung der anodischen Oxidschicht
in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten wird bestimmt durch die Wahl des
Elektrolyten, dessen Konzentration und Temperatur, die Stromart (Gleich- oder Wechselstrom),
die Stromdichte, die angewandte Spannung und die Dauer der anodischen Oxidation. Die
Schichtdicke der anodischen Oxidschicht hängt dabei von der Dauer der anodischen Oxidation
ab, d.h. die Dauer der anodischen Oxidation und die Schichtdicke stehen zumindest
in einer ersten Phase der anodischen Oxidation nahezu in einem linearen Verhältnis.
Zudem ist die anodische Oxidation in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten
temperaturabhängig.
[0007] Anodische Oxidschichten, welche in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten
hergestellt werden, sind bei deren Bildung porös. Diese Porosität ermöglicht erst
das Wachstum der Oxidschicht während der anodischen Oxidation, denn für das Wachstum
der Oxidschicht muss Elektrolyt an die Grenzfläche zwischen Aluminiumoxid und Aluminium
gelangen können. Die mit der anodischen Oxidation in einem Aluminiumoxid rücklösenden
Elektrolyten hergestellte Oxidschicht wächst von der Substratoberfläche in das Aluminium
hinein, d.h. die Grenzfläche von Aluminiumoxid und Aluminium liegt innerhalb des ursprünglichen
Aluminiumsubstrats.
[0008] Die Porosität von In einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten hergestellten
anodischen Oxidschichten auf Aluminium basiert auf dem Umstand, dass eine anfänglich
gebildete Oxidschicht als elektrische Sperrschicht wirkt und daher isoliert. Dadurch
steigt der elektrische Widerstand an der Anode (Substrat) und damit auch die für die
Reaktion benötigte Spannung. Durch diese Spannungserhöhung werden die vom sauren Elektrolyten
angegriffenen Stellen der Oxidschicht durchschlagen, die lokale Stromdichte steigt
und führt zu einer lokalen Erwärmung, was wiederum zu einer erhöhten lokalen chemischen
Auflösung der Oxidschicht führt, so dass entsprechende Vertiefungen in der Oxidschicht
gebildet werden. Diese Kanäle ermöglichen dann für das weitere Anodisierverfahren
einen entsprechenden Ladungsaustausch mit dem Elektrolyten, so dass die umliegende
Oxidschicht weiter wachsen kann. Die resultierende anodische Oxidschicht weist in
einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten immer eine poröse Struktur auf.
[0009] Die porösen anodischen Oxidschichten können partiell oder vollflächig mit einem organischen
oder anorganischen Farbstoff eingefärbt werden, oder es können andere funktionelle
Substanzen in die poröse Struktur der Oxidschicht eingebracht werden. Dabei können
die Farben oder funktionellen Substanzen beispielsweise vollflächig in einem Tauchverfahren
oder gegebenenfalls In einem Bedruckungsprozess, beispielsweise in einem Siebdruckverfahren,
selektiv aufgebracht werden.
[0010] Um den Korrosionswiderstand von Aluminiumsubstraten mit porösen Aluminiumoxidschichten
zu verbessern, müssen die Poren verschlossen worden, was beispielsweise durch Beaufschlagung
der Oberfläche mit Wachs, Emaillierlack, Isollerlack, Wasserglas oder durch Verdichten
der Poren bewerkstelligt werden kann. Das Verdichten der Poren der porösen Aluminiumoxidschicht
wird zweckmässigerweise in heissem, demineralisiertem Wasser bewerkstelligt. Dabei
nimmt die Oxidschicht Wasser auf, was zu einer Volumenzunahme führt und wodurch sich
insbesondere die Porenhälse verengen oder geschlossen werden. Zudem kommt es zu einer
Reaktion zwischen dem Aluminiumoxid der anodischen Oxidschicht und Wasser, wobei Aluminiumoxid-Hydrat
gebildet wird.
[0011] Beim Verdichten von Aluminiumoxidschichten wird zwischen Kalt- und Heisswasserverdichtung
unterschieden. Beim Heisswasserverdichten beträgt die Badtemperatur üblicherweise
zwischen 80 und 100°C. Beim Kaltverdichten beträgt die Badtemperatur typischerweise
zwischen 25°C und 35°C.
[0012] Im Gegensatz zur Heisswasserverdichtung erfolgt beim Kaltverdichten keine Hydratation.
Das Kaltvordichten einer anodischen Aluminiumoxidschicht geschieht üblicherweise in
einem Bad, welches etwa 0.5% Nickelfluorid sowie einen polaren Alkohol, wie beispielsweise
5% Isoamylalkohol, enthält. Dabei läuft folgende chemische Reaktion ab:
Al
2O
3 + 3 NiF
2 + 3 H
2O → 2 AlF
3 + 3 Ni(OH)
2
[0013] Bei einem derartigen Kaltverdichtungsprozess wird die Aluminiumoxidoberfläche mit
den genannten Reaktionsprodukten bedeckt und dadurch in einen reakilonsunfähigen Zustand
versetzt. Eine bevorzugte Badzusammensetzung für das Kaltverdichten besteht aus 1.2
g/l Ni; Verhältnis Ni : F beträgt 1.5 : 2.0 und der pH-Wert liegt zwischen 5.5 bis
6.0. Das Kaltverdichten einer Aluminiumoxidschicht geschieht dann bevorzugt bei einer
Badtemperatur von 25°C bis 35°C während 5 bis 30 Minuten.
[0014] Aluminiumsubstrate mit 20 bis 25 µm dicken anodischen Aluminium-oxidschichten werden
beispielsweise in der Bauindustrie, im Automobil- und Flugzeugbaubau oder für Haushaltgegenstände
eingesetzt. Aluminiumsubstrate mit dünneren anodischen Aluminiumoxidschichten mit
Schichtdicken von etwa 8 bis 20 µm werden häufig für Dekorationszwecke oder für Anwendungen,
bei denen eine hohe Wärmeabstrahlung gefordert wird, verwendet.
[0015] Sterilisierbare Aluminiumbehälter, insbesondere für die Aufbewahrung medizinischer
Geräte oder medizinischer Bestecke, werden bisher üblicherweise aus in Aluminiumoxid
rücklösenden Elektrolyten anodisch oxidiertem Aluminium hergestellt, wobei die In
Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten hergestellte anodische Oxidschicht verdichtet
wird. Um eine ausreichende kratz- und verschleissfeste Oberfläche zu erhalten, werden
Schichtdicken der anodischen Oxidschicht von 15 bis 25 µm verwendet. Um eine ausreichende
Korrosionsfestigkeit zu erhalten, werden die Oxidschichten in Heisswasser bei Temperaturen
zwischen 80 und 100 °C verdichtet. Dabei neigen die anodischen Oxidschichten, insbesondere
im trockenen Zustand bei Temperaturen über 100°C zu Mikro- oder Haarrissen, welche
einen Einfluss auf die funktionellen Eigenschaften (Sterilisiereigenschaften) haben
können und zudem meistens dekorativ sehr störend sind. Ursache der Rissbildung ist
insbesondere die unterschiedliche Wärmeausdehnung von Aluminium (23 * 10
-6 K
-1) und Aluminiumoxid (5-7 * 10
-6 K
-1) der anodischen Oxidschicht. Mit zunehmender Schichtdicke der anodischen Oxidschicht
nehmen die inneren Schichtspannungen stark zu, was üblicherweise zu Schichtrissen
führt. Eine Verdichtung der Poren der anodischen Oxidschicht, d.h. ein Verschliessen
der Poren durch Volumenvergrösserung der Oxidschicht, verhindert durch das fehlende
Ausweichvolumen eine Relaxation der Schichtspannungen, was zu den besagten Schichtrissen
führen kann.
[0016] Um die Korrosionsbeständigkeit sterilisierbarer Aluminiumbehälter zu verbessern,
werden die verdichteten anodischen Oxidschichten der Aluminiumbehälter häufig mit
organischen oder anorganischen Lacken beschichtet und danach wird der Lack getrocknet
und gehärtet. Die Einbrenntemperaturen von beispielsweise anorganischen Sol-Gel-Schichten
liegen üblicherweise bei über 140°C, um eine vollständige Vernetzung des Siliziumoxid-Netzwerkes
zu gewährleisten.
[0017] Die Substrat- bzw. Elektrolyttemperatur während der anodischen Oxidation von Aluminium
in Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten hat einen Einfluss auf die Härte der entstehenden
anodischen Oxidschicht, wobei höhere Temperaturen zu weicheren Schichten führen. Dabei
tragen weichere Schichten üblicherweise zu einer Rissbildungsminderung bei.
[0018] Aluminiumsubstrate oder Aluminiumbehälter mit einer unverdichteten, porösen anodischen
Oxidschicht können korrosionsbeständig gemacht werden, indem auf die anodische Oxidschicht
als Haftgrund eine üblicherweise organische Lackschicht aufgebracht wird. Dazu weisen
die anodischen Oxidschichten meist eine geringe Schichtdicke von weniger als 5 µm
auf, wobei die Lackschicht dann üblicherweise dicker als die Oxidschicht Ist. Die
Lackschichten sind dabei oft pigmentiert, so dass allfällige Haar- oder Eloxalrisse
von blossem Auge nicht sichtbar sind.
[0019] Die
WO 2007/059883 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines witterungs- und korrosionsbeständigen
Reflektors für elektromagnetische Strahlung. Der Reflektor besteht dabei aus einem
Walzprodukt aus Aluminium mit einem Reinheitsgrad von grösser als 99.8%, welches entfettet,
mit einer Vorbehandlungsschicht aus einer anodischen Oxidschicht einer Dicke von 300-500
nm versehen und mit einer äusseren Sol-Gel-Lackschicht von 3 µm aus Polysiloxanen
beaufschlagt wird.
[0020] Aufgabe vorliegender Erfindung ist die Bereitstellung eines korrosionsbeständigen,
insbesondere warmalkalibeständigen, und verschleissfähigen Aluminiumsubstrats oder
Aluminiumbehälters, insbesondere für medizinische Anwendungen, wobei das Aluminiumsubstrat
oder der Aluminiumbehälter auch hohen funktionellen und dekorativen Aspekten genügen
muss.
[0021] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0022] Das erfindungsgemässe Verfahren umfasst immer eine anodische Oxidation von Aluminium
in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten. Dabei entstehen während der anodischen
Oxidation immer auch poröse Aluminiumoxidschichten.
[0023] Bevorzugt wird die anodische Oxidation des Aluminiums in einem Aluminiumoxid rücklösenden
Elektrolyten mit Gleichstrom durchgeführt. Dazu wird besonders bevorzugt ein Elektrolyt
aus entweder Schwefelsäure (GS-Verfahren) oder aus einer Mischung von Schwefel- und
Oxalsäure (GSX-Verfahren) verwendet. Eine typische Elektrolyt-Zusammensetzung für
ein GSX-Verfahren besteht aus 180 bis 200 g Schwefelsäure und ca. 5 g Oxalsäure pro
Liter Elektrolyt.
[0024] Als Elektrolyt wird bevorzugt eine mit Wasser verdünnte Lösung von Schwefelsäure
oder eine verdünnte Mischlösung von Schwefelsäure und Oxalsäure verwendet.
[0025] Die anodische Oxidation während dem erfindungsgemässen Verfahren erfolgt In einem
Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten derart, dass eine anodische Oxidschicht einer
Schichtdicke von 8 bis 25 µm gebildet wird. Wesentlich ist nun, dass diese anodische
Aluminiumoxidschicht vor der Lackbeschichtung entweder kaltverdichtet, Heisswasser-teilverdichtet
oder keiner Heisswasser-verdichtung unterzogen wird.
[0026] Unter einer anodischen Oxidschicht oder einer anodischen Aluminiumoxidschicht wird
in vorliegendem Text immer eine in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten gebildete
poröse Aluminiumoxidschicht verstanden.
[0027] Unter einer teilverdichteten anodischen Oxidschicht wird in vorliegendem Text insbesondere
eine in demineralisiertem Wasser bei einer Temperatur von 80 bis 98°C während 5 Sekunden
bis 5 Minuten behandelte (gesealte) anodische Oxidschicht verstanden.
[0028] Das für das erfindungsgemässe Verfahren eingesetzte Aluminiumsubstrat besteht aus
einer eloxierbaren Aluminiumlegierung und wird vor der Durchführung der anodischen
Oxidation entfettet und gebeizt. Wesentlich beim erfindungsgemässen Verfahren ist
nun, dass einerseits die anodische Oxidschicht in einem vorbestimmten Schichtdickenbereich
liegt und andererseits, dass nach der elektrochemischen Oxidation des Aluminiumsubstrates,
durch welche eine anodische Oxidschicht einer Dicke von 8 bis 25 µm gebildet wird,
die anodische Oxidschicht entweder kaltverdichtet, mit Heisswasser teilverdichtet,
d.h. In demineralisiertem Wasser bevorzugt bei einer Temperatur von 80 bis 98°C während
5 Sekunden bis 5 Minuten behandelt wird, oder keinerlei Heisswasserverdichtung unterzogen
wird. Im letzten Fall bleibt die Aluminiumoxidschicht porös. Das Kaltverdichten geschieht
zweckmässigerweise durch Eintauchen des mit der anodischen Oxidschicht versehenen
Aluminiumsubstrats während 30 bis 60 s in einem Bad enthaltend Nickelfluorid sowie
einen polaren Alkohol, wobei die Badtemperatur zwischen 25°C und 35°C beträgt.
[0029] Die porösen anodischen Oxidschichten können gegebenenfalls vor einer allfälligen
Verdichtung bzw. Teilverdichtung und vor der Lackbeschichtung partiell oder vollflächig
mit einem organischen oder anorganischen Farbstoff eingefärbt werden, oder es können
funktionelle Substanzen in die poröse Struktur der Oxidschicht eingebracht werden.
Dabei können die Farben oder funktionellen Substanzen beispielsweise vollflächig in
einem Tauchverfahren oder gegebenenfalls in einem Bedruckungsprozess, beispielsweise
in einem Siebdruckverfahren, selektiv aufgebracht werden.
[0030] Das Einfärben der porösen Oxidschicht geschieht bevorzugt durch elektrolytische oder
adsorptive Färbung, oder eine Kombination dieser Verfahren. Ein partieller Farbauftrag
geschieht bevorzugt durch ein selektives Bedrucken mit einem Digital- oder Siebdruckverfahren.
Dabei ist die elektrolytische Färbung ein galvanisches Verfahren, bei dem Metalle,
insbesondere Fe, Cu, NI, Sn, am Grund der Poren elektrolytisch abgeschieden werden.
Bei einem absorptiven Färbeverfahren wird das Aluminiumsubstrat mit der noch nicht
verdichteten anodischen Oxidschicht in ein wässriges Farbbad mit gelösten organischen
Farbstoffen getaucht. Bei der adsorptiven Färbung lagern sich die Farben eher im oberen
Teil der Poren ab. Speziell bevorzugt wird die Einfärbung durch absorptive Färbung
oder durch selektive Bedruckung.
[0031] Ganz bevorzugt wird die anodische Oxidschicht In demineralisiertem Wasser in einem
Temperaturbereich von 92°C bis 98°C während 1 bis 5 Minuten teilverdichtet oder gesealt.
[0032] Durch eine kurzzeltige Heisswasserbehandlung der anodischen Oxidschicht während deren
Teilverdichtung entfällt ein separater Trocknungsvorgang, d.h. das eloxierte Aluminiumsubstrat
trocknet bei einer Ausgangstemperatur (Substrattemperatur nach dem Teilverdichten)
von 92°C bis 98°C in seiner Umgebungsluft meist von alleine, d.h. ohne den Einsatz
von Trocknungsmitteln, wie Heissgas, Abblasen mit Trocknungsgasen oder Wärmezufuhr
in einem Ofen oder durch Wärmestrahlung.
[0033] Bevorzugt wird die Kalt- oder Teilverdichtung der anodischen Oxidschicht direkt nach
der anodischen Oxidation, bzw. nach einer allfälligen partiellen oder vollflächigen
Einfärbung der porösen Oxidschicht oder Beaufschlagung der porösen Oxidschicht mit
funktionellen Substanzen, bzw. nach der Spülung in demineralisiertem Wasser, und vor
der Lackbeaufschlagung der anodischen Oxidschicht vorgenommen.
[0034] Eine Teilverdichtung der porösen, anodischen Oxidschicht wird ganz bevorzugt In demineralisiertem
Wasser bei einer Temperatur zwischen 94°C und 97°C während 2 bis 4 Minuten durchgeführt.
[0035] Die erfindungsgemäss hergestellten, korrosionsbeständigen und verschieissfähigen
Aluminiumsubstrate erfüllen funktionelle wie auch dekorative Zwecke, denn erstens
sollen die Substratoberflächen optisch einwandfrei aussehen, d.h. eine gleichmässige
Oberfläche ohne Risse zeigen, und zweitens soll durch die Vermeidung von Rissen sichergestellt
werden, dass einerseits keine Korrosion im Bereich von Rissen in der anodischen Oxidschicht
bzw. im darunter liegenden Aluminium stattfindet und zudem soll eine glatte Oberfläche
gewährleistet werden, welche die Ansammlung von Verunreinigungen verhindert.
[0036] Die anodische Oxidschicht weist bevorzugt eine Schichtdicke von 10 µm bis 20 µm auf.
[0037] Bevorzugt wird die anodische Oxidschicht durch Gleichstrom-Anodisation in einem Aluminiumoxid
rücklösenden Elektrolyten hergestellt.
[0038] Das Aluminiumsubstrat besteht bevorzugt aus einer Knetlegierung oder die Aluminiumlegierung
des Aluminiumsubstrats wird aus der Gruppe von Al99,5, Al99,7, Al99,8Al99,0, AlCu4MgSi,
AlCu4Mg1, AlMn1Cu, AlMn1Mg1, AlMn1Mg0,5, AlMn1, AlMg1, AlMg5, AlMg2Mn0,8, AlMg2,5,
AlMg4,5Mn0,7, AlMg4, AlMg2, AlMg3Mn, AlMg3, AlSiMg, AlMgSi, AlMg1SiCu, AlSi1MgMn,
AlZn4,5Mg1 und AlZn5Mg3Cu ausgewählt.
[0039] Weiter bevorzugt ist die eloxierbare Aluminiumlegierung des Aluminiumsubstrats eine
Gusslegierung, welche aus der Gruppe von G-/GK-/GF-AlMg3, GD-AlMg9, G-/GK-AlMg5, G-/GK-AlMg5(Si),
AlZn5Mg, G-/GK-/GF-AlMg3, G-/GK-/GF-AlMg3Si, G-/GK-AlMg5, G-/GK-AlMg5Si, G-/GK-A/Si5Mg
und GD-AlMg9 ausgewählt wird.
[0040] Das Aufbringen der organischen oder anorganischen Lackschicht, die sogenannte Deckschicht,
geschieht auf die getrocknete, kaltverdichtete oder nicht Heisswasser-verdichtete
oder Heisswasser-teilverdichtete, anodische Oxidschicht. Die derart auf die frei liegende
Oberfläche der anodischen Oxidschicht aufgebrachte Lackschicht wird danach zum Trocknen
und/oder Aushärten des Lacks üblicherweise einer Wärmebehandlung zugeführt. Eine solche
Wämebehandlung geschieht bevorzugt bei Temperaturen von 140 °C oder höher.
[0041] Die Deckschicht aus einem organischen oder anorganischen Lacksystem weist bevorzugt
eine Schichtdicke von 0.5 µm bis 10 µm, bevorzugt 1 µm bis 8 µm und insbesondere 2
µm bis 7 µm auf. Dabei betrifft die Schichtdicke der Deckschicht die Dicke des auf
der frei liegenden Oberfläche der anodischen Oxidschicht befindlichen Lacks. Anders
gesagt ist die Schichtdicke der Deckschicht durch die Differenz der Gesamtdicke des
korrosionsbeständigen und verschleissfähigen Aluminiumsubstrats und der Dicke des
anodisierten Aluminiumsubstrats definiert. Insbesondere umfasst die Deckschichtdicke
nicht den allfällig in den Poren befindlichen Lack, d.h. ein allfällig in die Poren
gelangender Lack wird für die Bestimmung der Deckschichtdicke nicht berücksichtigt.
[0042] Bevorzugt wird die Schichtdicke der Deckschicht durch ein Wirbelstromverfahren gemessen.
[0043] Die Deckschicht kann beispielsweise eine transparente, organische Polymerschicht
sein, welche insbesondere aus ein- oder zwei-Komponentenlacken, wie Epoxy-, Acryl-,
Polyester- oder PUR-Lacken, besteht.
[0044] Das organische oder anorganische Lacksystem ist bevorzugt ein Sol-Gel-Lack aus einem
Polysiloxan, welcher bei einer Temperatur höher als 140°C in die anodische Oxidschicht
eingebrannt wird
[0045] Als organisches oder anorganisches Lacksystem eignet sich insbesondere ein Sol-Gel-Lack
aus einem Polysiloxan, welches mittels säurekatalysierter Hydrolyse und Kondensation
eines Gemischs aus einer Lösung A und einer wässrigen Lösung B hergestellt ist. Die
Lösung A ist dabei eine Lösung mit einem ersten und einem zweiten Alkoxysilan und
einem damit mischbaren Lösungsmittel. Das erste Alkoxysilan ist bevorzugt ein Tetraethoxysilan
(TEOS) und das zweite Alkoxysllan weist bevorzugt die Summenformel X
nSi(O-R)
4-n auf, wobei X
n und R einen organischen Rest, insbesondere ein Alkyl, beschreibt. 'n' ist eine natürliche
Zahl von 0 bis 3, vorzugsweise 1 bis 3.
[0046] Die Lösung A enthält zweckmässig ein mit dieser mischbares Lösungsmittel, insbesondere
ein polares Lösungsmittel wie Alkohol oder Ethylacetat.
[0047] Die Lösung B ist eine wässrige kolloidale Kieselsäurelösung oder angesäuertes Wasser,
bzw. eine saure, wässrige Lösung. Der pH-Wert der Lösung B liegt zweckmässig tiefer
7.
[0048] Das Polysiloxan wird durch eine Kondensreaktion zwischen hydrolisierten und vernetzbaren
Silanen, insbesondere Alkoxysilanen, und, falls vorhanden, kolloidaler Kieselsäure
erzeugt. Die Kondensreaktlon zwischen hydrolisierten Alkoxysilanen untereinander sowie
hydrolisierten Alkoxysilanen und, falls vorhanden, kolloidaler Kieselsäure führt zur
Ausbildung eines anorganischen Netzwerks von Polysiloxanen. Gleichzeitig werden organische
Gruppen, insbesondere Alkyl-Gruppen bzw. einfache Alkyl-Gruppen oder Methyl-Gruppen
über Kohlenstoffbindungen In das anorganische Netzwerk eingebaut. Die organischen
Gruppen, bzw. die Alkyl-Gruppen, nehmen jedoch nicht direkt an der Polymerisation
bzw. der Vernetzung der Siloxane teil, d.h. sie dienen nicht zur Ausbildung eines
organischen Polymersystems, sondern lediglich zur Funktionalisierung.
[0049] Der Sol-Gel-Lack wird zweckmässigerweise in Gel-Form auf die anodische Oxidschicht
aufgetragen und anschliessend einem Härtungs- und Trocknungsprozess unterzogen. Beim
Härtungsprozess setzt eine Kondensationsreaktion ein, bei der unter Wasser-Abspaltung
aus jeweils zwei Si-OH-Gruppen eine Siloxan-Bindung (Si-O-Si) aufgebaut wird. Durch
fortschreitende Polymerisation entsteht dabei ein Netzwerk von Polysiloxanen, an welche
Alkoxy-Gruppen angegliedert werden. Der Trocknungsprozess besteht darin, die im Sol-Gel-Lack
verbleibenden Wasser und Alkohole auszutreiben, wodurch der Sol-Gel-Lack aushärtet
und eine korrosionsbeständige Schutzschicht ausbildet.
[0050] Das Aufbringen des Sol-Gel-Lacks auf die anodische Oxidschicht kann beispielsweise
durch Aufpinseln, Aufrollen (auch Coil-Coating), Spritzen oder Tauchziehbeschichten
erfolgen.
[0051] Das Trocknungs- oder Härtungsverfahren geschieht bevorzugt mittels Strahlung, wie
UV-Strahlung, Elektronenstrahlung, Laserstrahlung, oder mittels Wärmestrahlung, wie
IR-Strahlung, oder mittels Konvektionserwärmung oder einer Kombination vorgenannter
Verfahren.
[0052] Das Trocknungs- oder Härtungsverfahren geschieht zweckmässigerweise bei Temperaturen
zwischen 150°C und 250°C und liegt insbesondere im Temperaturbereich zwischen 170
und 230°C. Dabei wird der Sol-Gel-Lack zweckmässigerweise während einer Zeitspanne
von 10 s bis 30 Minuten, insbesondere von 10 bis 90 s der Trocknungs- und Härtetemperatur
ausgesetzt.
[0053] Besonders bevorzugt wird die Dicke der anodischen Oxidschicht in Funktion der späteren
Wärmebehandlung oder Lackeinbrenntemperatur gebildet, d.h. beispielsweise In Funktion
der Trocknungs- oder Härtungstemperatur einer Deckschicht aus Sol-Gel-Lack, wobei
die Dicke der anodischen Oxidschicht gemäss

bestimmt wird, wobei die Temperatur (T) im Bereich zwischen 100°C und 200°C liegt.
[0054] Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt die Herstellung eines korrosionsbeständigen
und verschleissfähigen Aluminiumsubstrats mit einer dicken, tragenden Verschleissschutzschicht
aus anodisch hergestelltem Aluminiumoxid und einer dünnen, organischen oder anorganischen
Lackschicht, welche bei Temperaturen von 150°C oder höher getrocknet und ausgehärtet
werden kann, ohne dass es zu dekorativ oder funktionell beeinträchtigenden Schichtrissen
('cracking' oder 'crazing') in der anodischen Oxidschicht und/oder Lack-Deckschicht
kommt. Die relativ hohen Temperaturen zum Trocknen und Aushärten oder Einbrennen des
Lacks sind, abhängig vom verwendeten Lacksystem, für das Vernetzen der anorganischen
oder organischen Beschichtung notwendig, bzw. beschleunigen den Trocknungs-, Aushärte-,
oder Einbrennvorgang.
[0055] Das mit dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellte korrosionsbeständige und verschleissfähige
Aluminiumsubstrat erhält durch die dicke anodische Oxidschicht einen hohen Verschielssschutz
und durch die dünne Deckschicht aus organischem oder anorganischem Lack eine hohe
Chemikalien- und Alkaliresistenz. Die geringe Schichtdicke der Deckschicht ermöglicht
einerseits tiefe Lackkosten und dient - insbesondere bei Verwendung anorganischer
Sol-Gel-Schichten - der Verhinderung eines Abblättern der Deckschicht, denn Insbesondere
anorganische Sol-Gel-Schichten bilden nach dem Härtungsprozess üblicherweise sehr
harte und spröde Schichten.
[0056] Das erfindungsgemässe Verfahren eignet sich Insbesondere zur Herstellung von sterilisierbaren
Medizinalcontainem enthaltend dekorative, verschleissfählge, chemikalien- und insbesondere
warmalkalibeständige Oberflächen.
[0057] Das erfindungsgemässe Verfahren eignet sich auch zur Herstellung witterungsbeständiger
Aussenfassaden, welche gegenüber aus dem Stand der Technik bekannter Fassaden weniger
Reinigungs- und Wartungsaufwand benötigen.
[0058] Das erfindungsgemässe Verfahren eignet sich weiter zur Herstellung von Aluminiumteilen
mit einer verschleissfähigen, elektrisch isolierenden Oberfläche für Leitungen oder
Bauteile oder für Anwendungen im Bad-, Sanitär- und Küchenbereich.
1. Beispiel:
[0059] Um eine anodische Vorbeschichtung auf einem Aluminiumsubstrat aus AlMg1 zu finden,
welche möglichst kratz- und verschleissfest ist und während des Einbrennens einer
Sol-Gel-Deckschicht nicht zu Schichtrissen führt, wurden folgende Parameter untersucht:
- Eloxalschichtdicke
- Verdichtungsgrad
- Einbrenntemperatur
- Eloxal-Schichthärte
[0060] Es wurden Proben mit folgenden Parameterwerten untersucht:
Tabelle 1:
Dicke der anodischen Oxidschicht |
10 µm, 15 µm, 20 µm |
|
Verdichtungsgrad der anodischen Oxidschicht |
0%, 26%, 50%, 75% |
|
Elektrolyttemperatur |
18°C (hart), 23°C (weich) |
|
Einbrenntemperatur |
> 100°C |
In Schritten von 10°C bzw. 25°C |
[0061] Der Verdichtungsgrad für eine vollständige Verdichtung beträgt 100% und entspricht
einer Verdichtungsbehandlung (Sealing) in demineralisiertem Heisswasser bei einer
Temperatur von 96 bis 98°C während 3 Minuten pro µm Schichtdicke der anodischen Oxidschicht,
d.h. für eine 10 µm dicke anodische Oxidschicht beträgt die Verdichtungszeit 30 Minuten.
Ein Verdichtungsgrad von 75% entspricht 75% der Verdichtungszeit (Sealingdauer) einer
vollständigen Verdichtung, d.h. für eine 75%-ige Verdichtung einer 10 µm dicken anodischen
Oxidschicht wird eine Behandlung in demineralisiertem Wasser einer Temperatur von
96°C bis 98°C von 22.5 Minuten benötigt. Entsprechend ist ein Verdichtungsgrad von
50% bzw. 25% definiert als eine Verdichtungsdauer von 50% bzw. 25% einer vollständigen
Verdichtung.
[0062] Es wurden AlMg-Probenbleche in den Dimensionen 100 mm x 200 mm x 1 mm verwendet,
welche vorgängig entfettet und matt gebeizt wurden. Die anodische Oxidation des Aluminiums
erfolgte mit dem GSX-Verfahren, d.h. mit Gleichstrom in einem Aluminiumoxid rücklösenden
Elektrolyten enthaltend oder bestehend aus Schwefel- und Oxalsäure. Die verwendete
Elektrolytzusammensetzung pro Liter Elektrolyt lag bei 190 g Schwefelsäure und 5 g
Oxalsäure. Die Proben wurden nach der anodischen Oxidation im Tauchverfahren mit einer
Sol-Gel-Deckschicht einer Dicke zwischen 3 bis 5 µm beschichtet und danach einem ersten
Trocknungszyklus unterworfen (Trocknung bei 110°C). Die nach der ersten Trocknungsbehandlung
auf Raumtemperatur abgekühlten, mit dem tellgehärteten Sol-Gel-Lack versehenen Proben
wurden dann zuerst schnell, d.h. mit einer Aufheizrate von 5 bis 10°C/min, auf 100°C
und danach mit einer Aufheizrate von 1°C/min auf die jeweilige Endtemperatur (Zieltemperatur)
aufgeheizt. Nach Erreichen der Zieltemperatur wurden die Proben zwischen 1-2 Stunden
auf dieser Temperatur gehalten. Die Abkühlung auf Raumtemperatur erfolgte mit weniger
als 1°C/min über mehrere Stunden.
[0063] Der Einfluss der Lackeinbrenn- bzw. Lacktrocknungstemperatur auf die Rissbildung
der anodischen Oxidschicht bzw. der Lackschicht bei un- bzw. anoder teilgesealten
anodischen Oxidschichten kann den Tabellen 2 und 3 entnommen werden. Dabei betrifft
die Einbrenn-Temperatur die Trocknungs- oder Aushärtetemperatur der Sol-Gel-Deckschicht,
die 'Anod. Temp.' die Elektrolyttemperatur während der anodischen Oxidation, die 'Schichtdicke'
die Dicke der anodischen Oxidschicht, d.h. die Gesamtdicke der porösen Oxidschicht
und der Sperrschicht.
[0064] Die Wertzahlen 1, 2, 3 in den Tabellen 2 und 3 geben die festgestellte Rissbildung
wieder und haben folgende Bedeutung:
- 1 entspricht: keine optisch feststellbaren Risse
- 2 entspricht: wenig Risse mit einer Längenausdehnung von weniger als 5 mm
- 3 entspricht: viele starke Risse mit einer Längenausdehnung > 10 mm
- Keine Wertzahl: keine Probe mit den entsprechenden Parameterwerten.
[0065] Die Beurteilung der Rissbildung erfolgte visuell im Streulichtbereich gegen eine
schwarze Oberfläche, wobei das Aluminiumsubstrat während der Betrachtung gedreht und
unter verschiedenen Winkeln beurteilt wird.
[0066] Diejenigen Proben, weiche eine Rissbeurteilung von 3 erhlelten, wurden nicht mehr
weiter einer Temperaturbelastung unterzogen. Diejenigen Proben mit einer Rissbeurteilung
von 1 oder 2 wurden mit der oben beschriebenen Aufheizprozedur auf ein um 10°C höheres
Temperaturniveau aufgeheizt und getestet
[0067] Bei der Variante 15 µm Soll-Schichtdicke und 0% Sealinggrad sowie bei der Variante
10 µm Soll-Schichtdicke und 50% Sealinggrad schneiden die Proben mit den jeweils härteren
anodischen Oxidschichten besser ab als die weicheren, bei 23°C anodisierten Oxidschichten.
Der Grund hierzu dürfte in den effektiven Schichtdickenunterschieden liegen, denn
die harten Proben sind nur 14 µm dick im Vergleich zur Probe mit einer weichen anodische
Oxidschicht von fast 18 µm Dicke, bzw. nur 5.6 µm Dicke bei der harten anodische Oxidschicht
im Vergleich zu 11.6 µm bei der weichen Schicht. Dabei zeigt sich, dass der Einfluss
der Schichtdicke der anodischen Oxidschicht dominanter ist als der Einfluss der Elektrolyttemperatur
während der anodischen Oxidation.
Tabelle 2:
Einbrenn-temperatur [°C] |
Anod. Temp. [°C] |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
23 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
3 |
|
|
|
200 |
18 |
1 |
|
3 |
3 |
|
3 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
3 |
|
|
|
190 |
18 |
1 |
|
2 |
3 |
|
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
2 |
|
|
|
180 |
18 |
1 |
|
2 |
3 |
|
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
1 |
|
|
|
170 |
18 |
1 |
|
1 |
2 |
|
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
2 |
3 |
3 |
|
1 |
|
|
|
160 |
18 |
1 |
|
1 |
2 |
|
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
2 |
2 |
2 |
|
1 |
|
|
|
150 |
18 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
1 |
1 |
2 |
|
1 |
|
|
|
140 |
18 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
2 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
1 |
1 |
1 |
|
1 |
|
|
|
125 |
18 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
1 |
3 |
3 |
|
23 |
1 |
1 |
1 |
1 |
|
1 |
|
|
|
110 |
18 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
1 |
1 |
1 |
Sealinggrad |
|
0% |
25% |
50% |
75% |
|
0% |
25% |
50% |
75% |
Soll-Schichtdicke |
|
10 µm |
|
15 µm |
gemessene Schichtdicke |
23 |
8.5 |
12.4 |
11.6 |
10.8 |
|
17.7 |
|
|
|
18 |
10.7 |
|
5.6 |
9.3 |
|
13.9 |
16.3 |
17.1 |
14 |
Tabelle 3:
Einbrenn-temperatur [°C] |
Anod. Temp. [°C] |
|
|
|
|
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
200 |
18 |
3 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
190 |
18 |
3 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
180 |
18 |
3 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
170 |
18 |
2 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
160 |
18 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
150 |
18 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
140 |
18 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
125 |
18 |
1 |
3 |
3 |
3 |
|
23 |
|
3 |
3 |
3 |
110 |
18 |
1 |
2 |
3 |
3 |
Sealinggrad |
|
0% |
25% |
50% |
75% |
Soll-Schichtdicke |
|
20 µm |
gemessene Schichtdicke |
23 |
|
19.9 |
19.1 |
20 |
18 |
20.2 |
20 |
19.9 |
19.1 |
[0068] Tabellen 2 und 3 zeigen deutlich den Einfluss der Schichtdicke der anodischen Oxidschicht
und des Sealinggrades auf die Rissbildung. Der grösste Einfluss auf die Rissbildung
geht von der Schichtdicke der anodischen Oxidschicht aus, gefolgt vom Sealinggrad,
wobei die grösste Veränderung beim Sealing (Verdichten) zwischen 0% (kein Sealing)
und 25% Sealinggrad liegt. Sealinggrade zwischen 25% und 75% zeigen bezüglich Rissbildung
keine grossen Veränderungen mehr. Ohne Sealing sind Einbrenntemperaturen des Sol-Gel-Lacks
von bis zu 160°C bei 20 µm dicken anodischen Oxidschichten und bis zu 190°C bei 14
µm dicken anodischen Oxidschichten möglich. Wenig Einfluss auf die Rissbildung zeigt
die Elektrolyttemperatur, bzw. die Härte der anodischen Oxidschicht.
[0069] Die Beispiele zeigen, dass bei gewissen Parametern (Seallnggrad der anodischen Oxidschicht,
Dicke der anodischen Oxidschicht, Elektrolyttemperatur) vernetzte und durchgehärtete
Sol-Gel-Schichten auf relativ dicken anodischen Oxidschichten rissfrei möglich sind.
[0070] Eine REM-Analyse hat zudem ergeben, dass die Risse in den anodischen Oxidschichten
auf die Sol-Gel-Schichten übertragen werden, d.h. sobald Risse in der anodischen Oxidschicht
entstehen, relsst üblicherweise auch die Sol-Gel-Deckschicht an diesen Stellen.
2. Beispiel:
[0071] Da für eine schnelle Trocknung der Proben wenigstens ein kurzes Ansealen in heissem,
demineralisiertem Wasser sehr hilfreich ist (Trocknen der Aluminiumsubstrate ohne
weiteren Haftwasser-Trocknungs-Prozessschritt), wurde eine weitere Testserie durchgeführt,
bei der Proben mit anodischen Oxidschichten einem kurzen Ansealen bzw. Teilsealen
bzw. Tellverdichten im Heisswasserbad ausgesetzt wurden. Es wird hiermit festgehalten,
dass die Ausdrücke "Ansealen", "Teilsealen" und "Teilverdichten" in vorliegender Anmeldung
dieselbe Bedeutung haben.
[0072] Es wurden je sechs Proben mit Soll-Schichtdicken der anodischen Oxidschicht von 10
µm, 15 µm und 20 µm durch anodische Oxidation bei einer Elektrolyttemperatur von 18°C
hergesteilt. Die anodische Oxidation des Aluminiums erfolgte mit dem GSX-Verfahren,
d.h. mit Gleichstrom in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten enthaltend oder
bestehend aus Schwefel- und Oxalsäure. Die verwendete Elektrolytzusammensetzung pro
Liter Elektrolyt lag bel 190 g Schwefelsäure und 5 g Oxalsäure. Die Proben waren AlMg-Probenbleche
mit den Dimensionen 100 mm x 200 mm x 1 mm, welche vor der anodischen Oxidation entfettet
und dekorativ (matt) gebeizt wurden. Jeweils drei Proben einer jeden Sollschlchtdicke
der anodischen Oxidschicht wurden ungesealt, jedoch getrocknet in einem Tauchverfahren
mit einem Sol-Gel-Lack versehen. Jeweils drei weitere Proben einer jeden Sollschichtdicke
der anodischen Oxidschicht wurden während 3 min in demineralisiertem Heisswasser einer
Temperatur von 96°C bis 98°C angesealt, bzw. teilgesealt, getrocknet und danach im
Tauchverfahren ebenfalls mit einer Sol-Gel-Lackschicht versehen.
[0073] Die mit dem Sol-Gel-Lack beschichteten Proben wurden zum Trocknen des Sol-Gel-Lacks
mit einer Aufheizrate von 1°C/min auf 110 °C aufgeheizt. Nach dieser Behandlung ist
die Sol-Gel-Beschichtung fest, jedoch noch nicht vollständig vernetzt. Danach wurden
die Proben mit einer Abkühi-geschwindigkeit von weniger als 1°C/min abgekühlt.
[0074] 6 Proben, nämlich X1, X4, X13, X16, X7 und X10 wurden bei Zieltemperaturen von 110°C
bis 230°C In jeweils 10°C-Schritten nach folgender Prozedur getempert:
- Schnelles Aufheizen (Aufheizrate: 5 bis 10°C/min) der Proben auf 50°C unterhalb der
Zleltemperatur;
- Danach weiteres Aufheizen der Proben mit einer Aufheizrate von 1°C/min bis Zieltemperatur;
- Nach Erreichen der Zieltemperatur wurden die Proben ca. 1 Stunde auf der Zieltemperatur
gehalten;
- Danach Abkühlen der Proben mit einer Abkühlgeschwindigkeit von weniger als 1°C/min
auf Raumtemperatur.
[0075] Die auf Raumtemperatur abgekühlten Proben wurden hinsichtlich der Rissbildung visuell
im Streulichtbareich gegen eine schwarze Oberfläche beurteilt, wobei das Aluminiumsubstrat
während der Betrachtung gedreht und unter verschiedenen Winkeln beurteilt wird.
Tabelle 4:
Einbrenn-temperatur [°C] |
|
|
|
|
|
|
|
|
230 |
2 |
2 |
|
3 |
3 |
|
3 |
3 |
220 |
1 |
1 |
|
3 |
3 |
|
3 |
3 |
210 |
1 |
1 |
|
3 |
3 |
|
3 |
3 |
200 |
1 |
1 |
|
2 |
2 |
|
3 |
3 |
190 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
3 |
3 |
180 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
3 |
3 |
170 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
' |
2 |
3 |
160 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
2 |
150 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
1 |
140 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
1 |
125 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
1 |
110 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
|
1 |
1 |
Verdichtungsgrad |
0% |
3 min |
|
0% |
3 min |
|
0% |
3 min |
Soll-Schichtdicke |
10 µm |
|
15 µm |
|
20 µm |
Proben-Nr. |
X1 |
X4 |
|
X13 |
X18 |
|
X7 |
X10 |
gemessene Eloxal-Schichtdicke [µm] |
11.6 |
11.1 |
|
14 |
13.9 |
|
20.4 |
21.5 |
[0076] Diejenigen Proben, welche eine Rissbeurtellung von 3 erhielten, wurden nicht mehr
weiter einer Temperaturbelastung unterzogen. Diejenigen Proben mit einer Rissbeurteilung
von 1 oder 2 wurden mit der oben beschriebenen Aufheizprozedur auf einen um 10°C höheren
Zieltemperaturwert aufgeheizt und getestet.
[0077] Die Wertzahlen 1, 2, 3 in Tabelle 4 geben die festgestellte Rissbildung wieder und
haben folgende Bedeutung:
- 1 entspricht: keine optisch feststellbaren Risse
- 2 entspricht: wenig Risse mit einer Längenausdehnung von weniger als 5mm
- 3 entspricht: viele starke Risse mit einer Längenausdehnung > 10 mm
[0078] Die Proben, welche nur getrocknet wurden (kein Sealen), zeigen dabei das gleiche
Rissbildungsverhalten wie die Proben, welche während 3 min im Helsssealingbad aufgeheizt
und anschliessend an Luft getrocknet wurden. Bei den Proben mit einer Schichtdicke
der anodischen Oxidschicht von ca. 11 µm beginnt die Rissbildung erst bei 220°C, bei
Schichtdicken der anodischen Oxidschicht von ca. 14 µm erst bei 190°C.
[0079] Weitere Proben X2, X4, X14 und X17 wurden - wie oben beschrieben - bei 110°C getrocknet
und vorgehärtet. Diese Proben wurden nach vorheriger Abkühlung auf Raumtemperatur
direkt in einen auf 180°C vorgeheizten Ofen gegeben und während 20 min (min=Minuten)
auf dieser Temperatur gehalten. Danach wurden die Proben aus dem Ofen genommen und
an Luft abgekühlt.
[0080] Die in Tabelle 5 wiedergegebenen Rissbildungswerte für schnelles Aufheizen und Abkühlen
der vorgetrockneten Proben zeigen, dass keine Risse beobachtet werden konnten. Der
in Tabelle 5 wiedergegebene Risrbildungswert 1 sagt wiederum aus, dass visuell keine
Risse festgestellt werden konnten.
Tabelle 5:
Einbrenntemperatur [°C] |
|
|
|
|
|
180 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
110 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
Verdichtungsgrad |
0% |
3 min |
|
0% |
3 min |
Soll-Schichtdicke |
10 µm |
|
15 µm |
Proben-Nr. |
X2 |
X5 |
|
X14 |
X17 |
gem. Eloxal-Schichtdicke [µm] |
11.6 |
11.1 |
|
14 |
13.9 |
[0081] Weitere Proben X3, X6, X15 und X18 wurden mit Sol-Gel-Lack einer Schichtdicke zwischen
3 und 5 µm tauchlackiert und nach einer Abdunstzeit von 10 min direkt in einen auf
180°C vorgeheizten Ofen gegeben. Die Proben wurden während 20 min auf dieser Temperatur
belassen und anschliessend aus dem Ofen genommen und an Luft auf Zimmertemperatur
abgekühlt. Bei diesem Versuch wird somit die Qualität der anodischen Oxidschicht-
und der Sol-Gel-Schicht nach einem direkten Einbrennen eines Sol-Gel-Nassfilms geprüft.
Auch bei den hier untersuchten Proben (siehe Tabelle 6) konnten keine Risse beobachtet
werden. Deshalb ist der in Tabelle 6 aufgeführte Rissblldungswert jeweils mit 1 gekennzeichnet.
[0082] Das zweite Beispiel bestätigt die bereits im ersten Beispiel gefundene Erkenntnis,
dass die Rissbildung in erster Linie eine Funktion der Nachbehandlungstemperatur,
der Schichtdicke der anodischen Oxidschicht und dem Verdichtungsgrad der anodischen
Oxidschicht ist. Dabei zeigt ein Ansealen der anodischen Oxidschicht während 3 min
in 96°C heissem, demineralisiertem Wasser gegenüber einer bloss getrockneten Variante,
d.h. ohne Sealing, keinen Unterschied. Die Temperatur-Grenzwerte, bei denen Rissbildung
bzw. keine Rissbildung eintritt, sind relativ scharf. Innerhalb 10°C bis 20°C ist
der Übergang von rissfrei über 'wenig kleine Risse' bis 'viele starke und lange Risse'
feststellbar. Dabei spielen die Aufhelz- und Abkühlgeschwindigkeiten nur eine untergeordnete
Rolle.
Tabelle 6:
Einbrenn-temperatur [°C] |
|
|
|
|
|
180 |
1 |
1 |
|
1 |
1 |
Verdichtungsgrad |
0% |
3 min |
|
0% |
3 min |
Soll-Schichtdicke |
10 µm |
|
15 µm |
Proben-Nr. |
X3 |
X6 |
|
X15 |
X18 |
gemessene Eloxal-Schichtdicke [µm] |
11.6 |
11.1 |
|
14 |
13.9 |
3. Beispiel:
[0083] Um den Einfluss eines Kaltverdichtungsprozesses auf anodische Oxidschichten zu prüfen,
wurde eine dritte Testserie durchgeführt.
[0084] Es wurden AlMg-Probenbleche In den Dimensionen 30 mm x 100 mm x 1 mm verwendet, welche
vorgängig entfettet und matt gebeizt wurden. Die anodische Oxidation des Aluminiums
erfolgte mit dem GSX-Verfahren bei 18°C, d.h. mit Gleichstrom in einem Aluminiumoxid
rücklösenden Elektrolyten enthaltend oder bestehend aus Schwefel- und Oxalsäure. Die
verwendete Elektrolytzusammensetzung pro Liter Elektrolyt lag bei 190 g Schwefelsäure
und 5 g Oxalsäure. Die resultierende Schichtdicke der anodischen Oxidschicht beträgt
etwa 10 µm.
[0085] Ein Teil der Proben wurde nach der GSX-Anodisation mit destilliertem Wasser gespült
und während 10 Minuten in einem Bad (100 g/l Alflseal 982 von der Firma Alufinish)
enthaltend Nickelfluorid sowie einen polaren Alkohol kaltverdichtet. Die Badtemperatur
betrug 30°C. Nach einer Spühlung in deionisiertem Wasser wurden die anodischen Oxidschichten
bei 98°C während 3 Minuten Heisswasser-teilverdichtet. Die Proben wurden nun verschiedenen
Temperaturen zwischen 150 und 220°C ausgesetzt. Dabei wurden die Proben zuerst schnell,
d.h. mit einer Aufheizrate von 5 bis 10°C/min, auf 100°C und danach mit einer Aufheizrate
von 1°C/min auf die jeweilige Endtemperatur (Zieltemperatur) aufgeheizt. Nach Erreichen
der Zieltemperatur wurden die Proben zwischen 1-2 Stunden auf dieser Temperatur gehalten.
Die Abkühlung auf Raumtemperatur erfolgte mit weniger als 1°C/min über mehrere Stunden.
Die beobachtete Rissbildung bei den in Tabelle 7 In der linken Spalte angegebenen
Endtemperaturen (Zieltemperaturen) ist in der zweiten Spalte von Tabelle 7 angegeben.
[0086] Ein anderer Teil der Proben wurde nach vorstehend beschriebenem Verfahren GSX-anodisiert,
kaltverdichtet und Helsswasser-teilverdichtet, jedoch weiter mit einer Sol-Gel-Deckschicht
einer Dicke von etwa 4 µm beschichtet und danach einem ersten Trocknungszyklus unterworfen
(Trocknung bei 110°C). Die nach der ersten Trocknungsbehandlung auf Raumtemperatur
abgekühlten, mit dem teilgehärteten Sol-Gel-Lack versehenen Proben wurden dann zuerst
schnell, d.h. mit einer Aufheizrate von 5 bis 10°C/min, auf 100°C und danach mit einer
Aufheizrate von 1°C/min auf die jeweilige Endtemperatur (Zieltemperatur) aufgeheizt.
Nach Erreichen der Zieltemperatur wurden die Proben zwischen 1-2 Stunden auf dieser
Temperatur gehalten. Die Abkühlung auf Raumtemperatur erfolgte mit weniger als 1°C/min
über mehrere Stunden. Die beobachtete Rissbildung bei den In Tabelle 7 in der linken
Spalte angegebenen Endtemperaturen (Zieltemperaturen) ist in der dritten Spalte von
Tabelle 7 angegeben.
[0087] Ein weiterer Teil der Proben wurde nach vorstehend beschriebenem Verfahren GSX-anodisiert,
kaltverdichtet und danach weiter Heisswasser-verdichtet, wobei die Heisswasserverdichtung
bei 98°C während 20 Minuten durchgeführt wurde, d.h. die anodischen Oxidschichten
waren danach komplett verdichtet.
[0088] Die Proben wurden nun wiederum verschiedenen Temperaturen zwischen 150 und 220°C
ausgesetzt. Dabei wurden die Proben zuerst schnell, d.h. mit einer Aufheizrate von
5 bis 10°C/min, auf 100°C und danach mit einer Aufheizrate von 1°C/min auf die jeweilige
Endtemperatur (Zieltemperatur) aufgeheizt. Nach Erreichen der Zieltemperatur wurden
die Proben zwischen 1-2 Stunden auf dieser Temperatur gehalten. Die Abkühlung auf
Raumtemperatur erfolgte mit weniger als 1°C/min über mehrere Stunden. Die beobachtete
Rissbildung bei den in Tabelle 7 in der linken Spalte angegebenen Endtemperaturen
(Zieltemperaturen) ist in der 4. Spalte von Tabelle 7 angegeben.
[0089] Ein noch weiterer Teil der Proben wurde nach vorstehend beschriebenem Verfahren GSX-anodislert,
kaltverdichtet und danach weiter Heisswasserverdichtet, wobei die Heisswasserverdichtung
bei 98°C während 20 Minuten durchgeführt wurde, d.h. die anodischen Oxidschichten
waren danach komplett verdichtet. Danach wurden die Proben mit einer Sol-Gel-Deckschicht
einer Dicke von etwa 4 µm beschichtet und einem ersten Trocknungszyklus unterworfen
(Trocknung bei 110°C). Die nach der ersten Trocknungsbehandlung auf Raumtemperatur
abgekühlten, mit dem teilgehärteten Sol-Gel-lack versehenen Proben wurden dann zuerst
schnell, d.h. mit einer Aufheizrate von 5 bis 10°C/min, auf 100°C und danach mit einer
Aufheizrate von 1°C/min auf die jeweilige Endtemperatur (Zieltemperatur) aufgeheizt.
Nach Erreichen der Zieltemperatur wurden die Proben zwischen 1-2 Stunden auf dieser
Temperatur gehalten. Die Abkühlung auf Raumtemperatur erfolgte mit weniger als 1°C/min
über mehrere Stunden. Die beobaohtete Rissbildung bei den in Tabelle 7 in der linken
Spalte angegebenen Endtemperaturen (Zieltemperaturen) ist in der 5. Spalte von Tabelle
7 angegeben.
[0090] Die auf Raumtemperatur abgekühlten Proben wurden jeweils hinsichtlich der Rissbildung
visuell im Streulichtbereich gegen eine schwarze Oberfläche beurteilt, wobei das Aluminiumsubstrat
während der Betrachtung gedreht und unter verschiedenen Winkeln beurteilt wurde.
[0091] Die Rlssbildungswerte in Tabelle 7 zeigen, dass zuerst kaltverdichtete und danach
Heisswasser-teilverdichtete anodische Oxidschichten in etwa das gleiche Rissbildungsverhalten
wie die unverdichteten bzw. nur Helsswasserteilverdichteten Proben zeigen. Zudem zeigt
sich, dass eine zusätzliche Lackierung mit Sol-Gel-Lack keinen verstärkenden Einfluss
auf die Rissbildung ausübt.
Tabelle 7:
Einbrenntemperatur [°C] |
kaltverdichtet und Heisswasser- |
kaltverdichtet und Heisswasserteilgasealt mit Sol-Gel |
kaltverdichtet und Heisswasser-verdichtet |
kaltverdichtet und Heisswasser-verdichtet und Sol-Gel |
220 |
1 |
1 |
3 |
3 |
210 |
1 |
1 |
3 |
3 |
190 |
1 |
1 |
3 |
3 |
170 |
1 |
1 |
2 |
2 |
150 |
1 |
1 |
1 |
1 |
[0092] Die Wertzahlen 1, 2, 3 in Tabelle 7 geben die festgestellte Rissbildung wieder und
haben folgende Bedeutung:
- 1 entspricht: keine optisch feststellbaren Risse
- 2 entspricht: wenig Risse mit einer Längenausdehnung von weniger als 5mm
- 3 entspricht: viele starke Risse mit einer Längenausdehnung > 10 mm
[0093] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Figur 1.
Fig. 1 : Schematischer Schichtaufbau eines Aluminiumsubstrats mit einer teilverdichteten
anodischen Oxidschicht und einer Deckschicht;
[0094] Fig. 1 zeigt schematisch ein Aluminiumsubstrat 10 mit einer tellverdichteten anodischen
Oxidschicht 20 und einer Deckschicht 30. Die anodische Oxidschicht 20 weist Poren
25 auf, bei welchen die Teilverdichtung nicht zu sehen ist. Zwischen Aluminiumsubstrat
10 und der porenhaltigen anodischen Oxidschicht 20 befindet sich eine dünne, porenfreie
Sperrschicht 15, welche Jedoch Teil der anodischen Oxidschicht 20 mit der Schichtdicke
D ist. Auf der anodischen Oxidschicht 20 befindet sich eine Sol-Gel-Deckschicht 30,
wobei das Sol-Gel auch die Poren 25 der anodischen Oxidschicht 20 zumindest teilweise
ausfüllt.
1. Verfahren zur Herstellung eines korrosionsbeständigen und verschleissfähigen Aluminiumsubstrats,
welches einer Wärmebehandlung bei Temperaturen von 140 °C oder höher aussetzbar ist
ohne dass eine Rissbildung einsetzt, wobei das korrosionsbeständige und verschleissfähige
Aluminiumsubstrat wenigstens teilweise eine anodische Oxidschicht auf Aluminium und
eine darauf aufgebrachte organische oder anorganische Lackschicht als äussere Deckschicht
aufweist, wobei ein Aluminiumsubstrat aus einer anodisch oxidierbaren Aluminiumlegierung
entfettet und gebeizt, danach elektrochemisch oxidiert und die frei liegende Oberfläche
der anodischen Oxidschicht mit einer organischen oder anorganischen Lackschicht beaufschlagt
wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Herstellung des korrosionsbeständigen und verschleissfähigen Aluminiumsubstrats
die anodische Oxidation in einem Aluminiumoxid rücklösenden Elektrolyten derart erfolgt,
dass eine anodische Oxidschicht einer Dicke von 8 µm bis 25 µm gebildet wird, und
die anodische Oxidschicht vor der Lackbeschichtung entweder kaltverdichtet, Heisswasser-teilverdlchtet
oder keinerlei Helsswasserverdichtung unterzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Kaltverdichten während 30 bis 60 s in einem Bad enthaltend Nickelfluorid sowie
einen polaren Alkohol erfolgt, wobei die Badtemperatur zwischen 25°C und 35°C beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Heisswasser-Teilverdichten in demineralisiertem Wasser bei einer Temperatur von
80 bis 98°C während 5 Sekunden bis 5 Minuten durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die anodische Oxidschicht mit demineralisiertem Wasser mit einer Temperatur zwischen
92 und 98 °C während 1 bis 5 Minuten teilverdichtet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die anodische Oxidschicht mit demineralisiertem Wasser mit einer Temperatur zwischen
94 und 97 °C während 2 bis 4 Minuten durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die eloxierbare Aluminiumlegierung eine Knetieglerung ist und aus der Gruppe von
Al99,5, Al99,7, Al99,8Al99,0, AlCu4MgSi, AlCu4Mg1, AlMn1Cu, AlMn1Mg1, AlMn1Mg0,5,
AlMn1, AlMg1, AlMg5, AlMg2Mn0,8, AlMg2,5, AlMg4,5Mn0,7, AlMg4, AlMg2, AlMg3Mn, AlMg3,
AlSiMg, AlMgSi, AlMg1SiCu, AlSi1MgMn, AlZn4,5Mg1 und AlZn5Mg3Cu ausgewählt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die eloxierbare Aluminiumlegierung eine Gusslegierung ist und aus der Gruppe von
G-/GK-/GF-AlMg3, GD-AlMg9, G-/GK-AlMg5, G-/GK-AlMg5(Si), AlZn5Mg, G-/GK-/GF-AlMg3,
G-/GK-/GF-AlMg3Si, G-/GK-AlMg5, G-/GK-AlMg5Si, G-/GK-AlSi5Mg und GD-AlMg9 ausgewählt
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrochemische Oxidation des Aluminiumsubstrats mit Gleichstrom in einem Aluminiumoxid
rücklösenden Elektrolyten durchgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die anodische Oxidschicht eine Schichtdicke von 10 bis 20 µm aufweist
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die anodische Oxidschicht vor einer allfälligen Verdichtung bzw. Teilverdichtung
und vor der Lackbeschichtung partiell oder vollflächig mit einem organischen oder
anorganischen Farbstoff eingefärbt wird, oder funktionelle Substanzen in die poröse
Struktur der Oxidschicht eingebracht werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die organische oder anorganische Lackschicht bei einer Temperatur von 140°C oder
höher getrocknet und/oder ausgehärtet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckschicht aus organischem oder anorganischem Lack eine Schichtdicke von 0.5
µm bis 10 µm, bevorzugt 1 µm bis 8 µm und insbesondere 2 µm bis 7 µm aufweist, wobei
die Schichtdicke der Deckschicht die Dicke des auf der frei liegenden anodischen Oxidschicht
befindlichen Lacks betrifft.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der organische oder anorganische Lack ein Sol-Gel-Lack aus einem Polysiloxan ist
und bei einer Temperatur höher als 140 °C ausgehärtet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Beaufschlagung des anodisch oxidierten Aluminiumsubstrats mit Sol-Gel-Lack durch
Eintauchen des anodisch oxidierten Aluminiumsubstrats in ein Sol-Gel-Bad, durch Aufrollen
des Sol-Gel-Lacks oder durch Aufspritzen einer Sol-Gel-Lösung auf das anodisch oxidierte
Aluminiumsubstrat vorgenommen wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke (D) der anodischen Oxidschicht in Funktion der späteren Wärmebehandlung
bzw. Lackeinbrenn- oder Lackhärtungstemperatur (T) gebildet wird, so dass die Dicke
der anodischen Oxidschicht gemäss

bestimmt wird, wobei die Temperatur (T) im Bereich zwischen 100 und 200°C liegt.