(19)
(11) EP 2 883 853 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.06.2015  Patentblatt  2015/25

(21) Anmeldenummer: 14189763.7

(22) Anmeldetag:  21.10.2014
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
C04B 35/043(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 10.12.2013 DE 102013020732

(71) Anmelder: Refratechnik Holding GmbH
85737 Ismaning (DE)

(72) Erfinder:
  • Klischat, Hans-Jürgen, Dr.
    37083 Göttingen (DE)
  • Vellmer, Carsten, Dr.
    37073 Göttingen (DE)
  • Wirsing, Holger
    37081 Göttingen (DE)

(74) Vertreter: Solf, Alexander 
Patentanwälte Dr. Solf & Zapf Candidplatz 15
81543 München
81543 München (DE)

   


(54) Grobkeramisches feuerfestes Erzeugnis und Verfahren zu seiner Herstellung sowie seine Verwendung


(57) Die Erfindung betrifft ein grobkeramisches, feuerfestes Erzeugnis aus mindestens einem körnigen feuerfesten Werkstoff, wobei eine offene Porosität zwischen 22 und 45 Vol.-%, insbesondere zwischen 23 und 29 Vol.%, und ein Kornaufbau des feuerfesten Werkstoffs, bei dem der Mittelkornanteil mit Korngrößen zwischen 0,1 und 0,5 mm 10 bis 55 Gew.-%, insbesondere 35 bis 50 Gew.-% beträgt, und wobei der Rest des Kornaufbaus Mehlkornanteil mit Korngrößen bis 0,1 mm und/oder Grobkornanteil mit Korngrößen über 0,5 mm ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein grobkeramisches, feuerfestes Erzeugnis aus mindestens einem feuerfesten Werkstoff. Die Erfindung betrifft außerdem die Herstellung des Erzeugnisses und seine Verwendung.

[0002] Erfindungsgemäße grobkeramische, feuerfeste Erzeugnisse sind keramisch gebrannte oder ungebrannte geformte, insbesondere gepresste, in einer keramischen Fabrik hergestellte oder beim Verwender erstellte monolithische Produkte, die in industriellen Brenn- oder Schmelz- oder in anderen befeuerten industriellen Aggregaten, z. B. in einem großvolumigen Industrieofen zur feuerfesten Auskleidung derselben verwendet werden.

[0003] Der Begriff "feuerfest" soll im Rahmen der Erfindung nicht begrenzt sein auf die Definition gemäß ISO 836 bzw. DIN 51060, die einen Kegelfallpunkt von > 1500° C definieren. Der Begriff soll sich vielmehr auf Erzeugnisse beziehen, die zum Schutz der Aggregatkonstruktionen in Aggregaten eingesetzt werden, in denen Temperaturen zwischen 600 und 2000 °C, insbesondere zwischen 1000 und 1800° C vorherrschen.

[0004] Von den feuerfesten Werkstoffen ist dem Fachmann bekannt, dass sie auf sechs feuerfesten Grundoxiden sowie Kohlenstoff und feuerfesten Kohlenstoffverbindungen basieren, die z. B. in "Gerald Routschka/Hartmut Wuthnow, Praxishandbuch "Feuerfeste Werkstoffe", 5. Auflage, Vulkan-Verlag, (im Folgenden lediglich mit "Praxishandbuch" bezeichnet), S. 1-7", benannt und klassifiziert sind. Zudem werden dort hauptsächliche Verwendungen der aus den feuerfesten Werkstoffen hergestellten Erzeugnisse angegeben.

[0005] Die Erfindung befasst sich mit der an sich bekannten grobkeramischen Herstellung der feuerfesten Erzeugnisse entsprechend Praxishandbuch, S. 15-20. Insbesondere sollen erfindungsgemäße geformte und insbesondere gepresste feuerfeste Erzeugnisse eine dem Anwendungszweck angepasste Kaltdruckfestigkeit, die insbesondere auch für deren Handhabbarkeit bei und nach ihrer Herstellung und auch noch nach Temperaturwechseln ausreichend hoch sein soll. Des Weiteren sollen sie Temperaturbeständigkeit bei Anwendungstemperaturen, Korrosionsbeständigkeit, Thermoschockbeständigkeit, gute Gefügeelastizität, angepasstes Druckerweichen, niedrige Gasdurchlässigkeit und hohe Heißbiegefestigkeit gewährleisten.

[0006] Darüber hinaus sollen erfindungsgemäße Erzeugnisse als Arbeitsfutter, d. h. als feuerseitige bzw. aggregatinnenseitige Auskleidung, geeignet sein und dabei den jeweiligen Anforderungen entsprechen, zudem aber auch eine geringere Wärmeleitfähigkeit im Vergleich jeweils mit den bisher dafür verwendeten Erzeugnissen aufweisen.

[0007] Aus der DE 10 2006 040 269 B4 sind grobkeramische, feuerfeste Erzeugnisse aus jeweils unterschiedlichen feuerfesten Werkstoffen bekannt, die möglicherweise als Arbeitsfutter verwendbar sind und aufgrund einer hohen offenen Porosität wohl auch eine relativ geringe Wärmeleitfähigkeit aufweisen. Diese bekannten Erzeugnisse wie auch die meisten anderen auf dem Markt befindlichen, bekannten feuerfesten Arbeitsfuttererzeugnisse mit geringerer Porosität haben die Eigenschaft, bei Temperaturerhöhung volumenmäßig zu wachsen und bei anschließender Temperaturerniedrigung i. d. R. reversibel zu schwinden, was regelmäßig nach ihrer Herstellung und vor ihrer Verwendung z. B. nach DIN-EN 993-19 geprüft wird. Diese Eigenschaft wird auch mit dem Begriff "reversible Wärmedehnung" bezeichnet. Diesem Verhalten wirkt man durch die Anbringung von entsprechenden, sogenannten Dehnfugen in einem feuerfesten Mauerwerk oder in einer feuerfesten monolithischen Auskleidung entgegen. (Monolithisch bedeutet im Rahmen der Erfindung, dass eine Auskleidung aus einer formlosen, verarbeitbaren Frischmasse, z. B. einer Feuerbetonfrischmasse, vor Ort erstellt worden ist.)

[0008] Die meisten bekannten grobkeramischen feuerfesten Erzeugnisse ändern aber in situ, d. h. im Einsatz im befeuerten Aggregat bei Temperaturschwankungen, ihr Volumen nicht nur reversibel, sondern auch irreversibel, indem ein sogenanntes irreversibles Nachschwinden stattfindet. Dieses Nachschwinden beruht z. B. auf unvollständiger Sinterung, Phasenumwandlungen oder chemischer Reaktionen in einem geformten oder ungeformten Erzeugnis.

[0009] Durch das Nachschwinden, aus dem eine bisher unvermeidbare irreversible Volumenänderung resultiert, werden die Fugen zwischen den feuerfesten Erzeugnissen einer Auskleidung eines Aggregats geöffnet. Dies führt zur Lockerung und Instabilität eines Arbeitsfuttermauerwerks oder einer feuerfesten, monolithischen Arbeitsfutterzustellung bzw. Auskleidung. Das Nachschwinden von feuerfesten Erzeugnissen wird nach DIN-EN 993-10 geprüft, indem irreversible Längenänderungen ermittelt werden.

[0010] Aufgabe der Erfindung ist, das Nachschwinden von grobkeramischen, für ein Arbeitsfutter geeigneten, zum Nachschwinden neigenden, feuerfesten Erzeugnissen zumindest deutlich zu mindern, und zwar ohne intolerierbaren Einfluss auf ihre jeweils auf die Anwendung abgestellten Eigenschaften, wie z. B. die vorgegebene Kaltdruckfestigkeit (mechanisch), in situ die vorgegebene Festigkeit während der thermischen und mechanischen Beaufschlagung (thermomechanisch), als auch in situ die Widerstandsfähigkeit gegen chemischen Angriff (thermochemisch). Dabei soll insbesondere zudem eine geringere Wärmeleitfähigkeit gewährleistet werden im Vergleich zu bisher üblicherweise verwendeten, relativ hohe Wärmeleitfähigkeit aufweisenden Arbeitsfutterauskleidungen.

[0011] Bisher wurde die Verringerung der Wärmeleitfähigkeit von feuerfesten Zustellungen meist durch mehrschichtige Futteranordnungen aus Arbeits- und Isolierschichten verwirklicht. Besonders in bewegten Aggregaten wie z. B. Zementdrehrohröfen sind Mehrschichtfutter mechanisch sehr empfindlich bzw. bruchanfällig. Außerdem ist der Einbau aufwändig. Um die durch sogenannte Zwischenschichtfutter gegebenen Unsicherheiten im Betrieb zu vermeiden, ist der Einbau von Arbeitsfutter ohne Isolierschicht nicht unüblich. Damit verbunden sind aber höhere, das Material eines Aggregatmantels belastende Temperaturen und höhere Wärmeverluste.

[0012] Es ist deshalb auch ein Ziel der vorliegenden Erfindung, grobkeramische, insbesondere durch Pressen geformte feuerfeste Erzeugnisse mit verringerter Wärmeleitfähigkeit durch höhere Porosität zu schaffen, die, wie oben angegeben, als Arbeitsfutter mechanisch, thermomechanisch und thermochemisch geeignet sind und dabei zumindest vergleichbare erforderliche Eigenschaften gewährleisten wie grobkeramische feuerfeste Erzeugnisse mit niedrigerer Porosität, wobei gleichzeitig auch das Nachschwinden zumindest gemindert sein soll.

[0013] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch die Merkmale der Ansprüche 1, 10 und 19 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung werden in den von diesen Ansprüchen abhängigen Ansprüchen gekennzeichnet.

[0014] Die Erfindung stellt zwar höher poröse, aber bezüglich Brennschwindung und Nachschwindung trotzdem volumenstabilere, als Arbeitsfutter geeignete, feuerfeste Erzeugnisse zur Verfügung, als sie nach dem Stand der Technik für Arbeitsfutter bekannt waren. Die erfindungsgemäßen feuerfesten Erzeugnisse weisen im Vergleich zum Stand der Technik, z. B. nach DE 10 2006 040 269 B4 deutlich verringerte Grobkornanteile von > 0.5 mm auf, wobei aber der Mittelkornanteil der Körnung 0,1 bis 0,5 mm erhöht ist und der unter 0,1 mm liegende sogenannte Mehlkornanteil vorzugsweise auch erhöht ist. Im Rahmen der Erfindung soll unter "Grobkorn" Kornbereiche > 0.5 und bis z. B. 8, insbesondere bis z. B. 6 mm und unter "Mittelkorn" Kornbereiche zwischen 0.1 und 0.5 mm verstanden werden, wobei der Anteil < 0.1 mm der Mehl- oder Feinkornanteil ist. Mit dem Kornaufbau hängt außer den genannten neuartigen verbesserten Eigenschaften bezüglich Brennschwinden, Nachschwinden und Porosität auch zusammen ein verbessertes Verarbeitungsverhalten daraus hergestellter pressbarer bzw. formbarer, mindestens ein Bindemittel und/oder mindestens ein Zusatzmittel und/oder einen Zusatzstoff und/oder Wasser enthaltender Massen, aus denen die ungebrannten und/oder gebrannten erfindungsgemäßen feuerfesten Erzeugnisse hergestellt werden.

[0015] Nach der Erfindung zeichnet sich somit ein erfindungsgemäßes geformtes grobkeramisches, insbesondere gepresstes, feuerfestes Erzeugnis, unabhängig von der werkstoffseitigen Zusammensetzung aus durch eine offene Porosität von 22 Vol.-% bis 45 Vol.-%, insbesondere von 23 bis 29 Vol.-%, und einem z. B. durch entsprechende Siebung erstellten Kornaufbau des feuerfesten Werkstoffs oder, bei mehreren gemischt verwendeten feuerfesten Werkstoffen, des Werkstoffgemisches, bei dem der Mittelkornanteil mit einer Körnung zwischen 0,1 und 0,5 mm 30 bis 55, insbesondere 35 bis 50 Gew.-% beträgt, wobei der Rest des Kornaufbaus des Erzeugnisses Mehlkornanteil und/oder Grobkornanteil ist. Vorzugsweise zeichnet sich ein erfindungsgemäßer Kornaufbau mit normaler Kornverteilung des Werkstoffs oder, bei mehreren verwendeten feuerfesten Werkstoffen, des Werkstoffgemisches nach einer Siebung mit entsprechenden Sieben wie folgt aus:
bis 0,1 mm: 20 - 61, insbesondere 25 bis 55 Gew.-%
0,1 - 0,5 mm: 30 - 55, insbesondere 35 bis 50 Gew.-%
über 0,5 mm bis z.B. 8 mm, insbesondere bis 6 mm: 9 - 25, insbesondere 10 bis 25 Gew.-%


[0016] In keramischen feuerfesten Erzeugnissen sind die aufgefundenen Grenzwerte eines Kornaufbaus meist optimale Grenzwerte, die - wie der Fachmann weiß - bei einigen feuerfesten Werkstoffen oder Werkstoffgemischen ± 10 % nach unten und/oder oben mit gleichwirkenden und gleichwertigen Ergebnissen bezüglich einer erfindungsgemäßen Lösung einer erfindungsgemäßen Aufgabe abweichen können.

[0017] Die angegebenen Gew.-% (im Folgenden auch Masse-% genannt) beziehen sich lediglich auf den Kornaufbau des feuerfesten Werkstoffs oder des feuerfesten Werkstoffgemisches und nicht auf weitere Körnungen von üblichen zusätzlich in untergeordneten Mengen zugesetzten Bestandteilen eines erfindungsgemäßen feuerfesten Erzeugnisses, wie Bindemittel und/oder chemische Zusatzmittel oder mineralische Zusatzstoffe, wie z. B. Antioxidantien, die insgesamt in Mengen von maximal 10 Gew.-% vorhanden sein können.

[0018] Die erfindungsgemäßen geformten grobkeramischen, insbesondere gepressten feuerfesten Erzeugnisse sind trotz hoher Porosität als Arbeitsfutter in einem befeuerten Industrieofenaggregat als Austausch gegen übliche bisher verwendete, sogenannte dichte gepresste feuerfeste Erzeugnisse verwendbar, weil sie die erforderlichen mechanischen, thermomechanischen und thermochemischen Arbeitsfuttereigenschaften aufweisen.

[0019] Dies ist überraschend, denn es ist allgemein bekannt, dass die meisten üblichen geformten und gepressten grobkeramischen feuerfesten Erzeugnisse, mit denen sich die Erfindung befasst, nur offene Porositäten bis etwa 21 Vol.-% aufweisen, wenn die erwünschten, für die Anwendung eingestellten Eigenschaften gewährleistet werden sollen (Bezüglich Porosität siehe Praxishandbuch, S. 127, Tafel 4.43, für Porosität von Magnesiaspinell-, Spinell-, Magnesiazirko-nia- und Magnesiazirkonsteinen). Man bezeichnet diese üblichen geformten grobkeramischen, gepressten feuerfesten Erzeugnisse deshalb auch als dichte feuerfeste Erzeugnisse im Vergleich zu feuerfesten wärmedämmenden Erzeugnissen höherer Porosität, die als Wärmedämm- oder Feuerleichtsteine bezeichnet werden und höhere Gesamtporositäten von mindestens 45 Vol.-% aufweisen (Praxishandbuch, S. 211-214). Bekanntlich hat die Porosität einen erheblichen Einfluss auf die mechanischen, thermomechanischen und thermochemischen Eigenschaften der geformten grobkeramischen feuerfesten Erzeugnisse. Mit steigender Porosität verändern sich die Eigenschaften typischerweise drastisch (Praxishandbuch, S. 307, Bild A17).

[0020] Es ist überraschend, dass dies bei erfindungsgemäßen geformten, grobkeramischen feuerfesten Erzeugnissen nicht bzw. nicht in diesem drastischen Ausmaß der Fall ist, wie anhand von den weiter unten beschriebenen Beispielen noch nachgewiesen werden wird.

[0021] Der erfindungsgemäße Kornaufbau, der die Einstellung von hoher offener Porosität bei den erfindungsgemäßen geformten, grobkeramischen feuerfesten Erzeugnissen aus einem feuerfesten Versatz durch Pressen bei der Formgebung ermöglicht, gewährleistet in überraschender Weise auch eine Reduzierung der sogenannten Brennschwindung, die in der Regel unvermeidbar beim keramischen Brennen eines geformten grünen feuerfesten Erzeugnisses oder unter keramischen Brennbedingungen bei einem erfindungsgemäßen geformten grünen feuerfesten Erzeugnisses oder bei einem ungeformten erfindungsgemäßen grünen monolithischen Erzeugnis auftritt, bei denen eine Temperaturbeaufschlagung bzw. das keramische Brennen erst in situ in einem Industrieofenaggregat feuerseitig stattfindet. Diese Brennschwindung ist nicht die bei Temperaturschwankungen auftretende reversible Volumenänderung oder das irreversible Nachschwinden.

[0022] Übliche feuerfeste Arbeitsfuttererzeugnisse haben in der Regel einen typischen stetigen Korngrößenaufbau, der zwischen 20 und 40 Gew.-% der Korngrößenfraktion 0,1 bis 1 mm aufweist (Praxishandbuch, S. 16, Tabelle 2.1), wobei die erfindungsgemäß relevante Korngrößenfraktion von 0,1 bis 0,5 mm beim Stand der Technik unterhalb der Grenze von 30 Gew.-% liegt, denn der Anteil zwischen 0,5 und 1 mm beträgt mehr als 10 Gew.-%.

[0023] Für die Herstellung erfindungsgemäßer geformter, insbesondere gepresster feuerfester Erzeugnisse werden Mischungen in im Rahmen der Erfindung aufgefundenen Kornaufbaubereichen aus mindestens einem feuerfesten Werkstoff zusammengestellt und vorzugsweise mit mindestens einem für die Herstellung für feuerfeste Erzeugnisse geeigneten Bindemittel und/oder mindestens einem üblichen Zusatzmittel und/oder mindestens einem üblichen Zusatzstoff und/oder Wasser gemischt. Die Masse wird in Formen gegeben und gepresst, so dass Formkörper gebildet werden. Die Pressdrücke werden erfindungsgemäß so gewählt, dass eine Porosität erzielt wird, die im gebrauchsfertigen ungebrannten oder gebrauchsfertigen gebrannten Erzeugnis mindestens 22 Vol.-% beträgt, vorzugsweise über 22 Vol.-% liegt und insbesondere bis 45 Vol.-% beträgt. Es hat sich herausgestellt, dass Pressdrücke von 10 bis 60, insbesondere von 10 bis 40 MPa, also relativ niedrige Pressdrücke, optimal sind im Vergleich zu üblicherweise verwendeten Pressdrücken von 60 bis 150 MPa. Offenbar sorgt die Kornverteilung der Werkstoffmischungen im Mittelkorngrößenbereich zwischen 0,1 und 0,5 mm, dessen Kornverteilung zweckmäßigerweise in diesem Bereich z. B. stetig eingestellt sein kann oder z. B. eine Gaußsche Kornverteilung aufweisen kann, in Kombination mit den angegebenen Mengenanteilen dieses Korngrößenbereichs in der gesamten Kornaufbaumischung dafür, dass sich insbesondere beim Pressen das erfindungsgemäße Porenvolumen bilden kann und dass die Körner dieses Korngrößenbereichs ein Stützgerüst im Gefüge des erfindungsgemäßen geformten grobkeramischen Erzeugnisses gewährleisten, das durch eine gegenseitige Abstützung der Körner eine Verringerung der Brennschwindung und/oder des Nachschwindens sorgt oder zumindest zu einer beachtlichen Verringerung des Nachschwindens beiträgt.

[0024] Für die erfindungsgemäßen feuerfesten Erzeugnisse werden z. B. feuerfeste Werkstoffe wie Magnesia, Doloma, Magnesiumaluminat-Spinell, Hercynit, Forsterit, Pleonast, Chromerz, Zirconia, Calciumaluminat, Calciumhexaaluminat, Alumina- und alumosilicatische Rohstoffe SiC, Bindeton, jeweils allein oder auch in zweckmäßiger Kombination mindestens zweier Werkstoffe verwendet. Besonders wirksam gelingt die Erfindung mit feuerfesten Werkstoffen auf der Basis von mindestens einem der folgenden Werkstoffe: Magnesia, Doloma, Schamotte, Andalusit, Forsterit, Bauxit. Ganz besonders wirksam gelingt die Erfindung mit mindestens einem der folgenden Werkstoffe auf Basis
Magnesia mit Magnesiumaluminat-Spinell
Magnesia mit Herzynit
Magnesia mit Forsterit
Magnesia mit Pleonast
Magnesia mit Chromerz.

[0025] Geformte grobkeramische feuerfeste Erzeugnisse werden meist unter Verwendung von geeigneten Bindemitteln hergestellt. Beispiele dafür, mit üblichen Zusatzmengen angegeben, enthält die Tabelle 3.2 auf S. 28, 29 im Praxishandbuch. Es hat sich im Rahmen der Erfindung gezeigt, dass erfindungsgemäß angestrebte Gefüge sich insbesondere dann und insbesondere bei den bevorzugt verwendeten Werkstoffen einstellen, wenn als Bindemittel Wasser und/oder mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse üblicherweise verwendetes, insbesondere wärmehärtendes Kunstharzbindemittel, wie ein Phenol-Formaldehydharz, oder Ligninsulfonat, in Mengen von 3 bis 9, insbesondere von 4 bis 6 Gew.-%, bezogen auf die Trockensubstanz der zu pressenden Werkstoffausgangsmischung für geformte gepresste Erzeugnisse verwendet wird, woraus sich eine verbesserte Pressbarkeit für die Herstellung der erfindungsgemäß angestrebten Gefüge mit den angestrebten Porenvolumina und dem abstützenden aus der Korngrößenfraktion 0,1 bis 0,5 resultierenden, insbesondere das Nachschwinden vermeidenden bzw. stark reduzierenden Stützkorngerüst ergibt. Für monolithische erfindungsgemäße Erzeugnisse werden diese Bindemittel gleichermaßen mit günstiger Wirkung verwendet.

[0026] Ein besonders geeignetes Verfahren zur Herstellung erfindungsgemäßer grobkeramischer, als Arbeitsfutter geeigneter feuerfester Erzeugnisse mit stark vermindertem Nachschwinden, geringerer Wärmeleitfähigkeit und höherer Porosität im Vergleich zu herkömmlichen dichten Arbeitsfuttererzeugnissen sieht vor, mindestens einen gekörnten Werkstoff zu verwenden insbesondere mit folgendem Kornaufbau:
bis 0,1 mm: 20 - 61, insbesondere 25 bis 55 Gew.-%
0,1 - 0,5 mm: 30 - 55, insbesondere 35 bis 50 Gew.-%
über 0,5 mm bis z.B. 6 mm oder bis 8 mm: 9 - 25, insbesondere 10 bis 25 Gew.-%


[0027] Der Begriff "Korn" oder "Körner" oder "gekörnt" oder "Körnung" oder "Kornaufbau" bedeutet im Rahmen der vorliegenden Erfindung, dass das Produkt wie üblich aus einer Zerkleinerung, z. B. durch Mahlen oder Brechen grobkörnigen Guts erzeugt wird und eine unregelmäßige splittrige Raumform der Körner aufweist im Gegensatz zu Granalien, die durch Agglomeration aus Körnern mindestens eines feuerfesten Werkstoffs in einem Granulieraggregat gebildet werden und dadurch gerundete, z. B. kugelförmige Raumformen aufweisen.

[0028] Wenn mehrere Werkstoffe unterschiedlichen Kornaufbaus verwendet werden, werden sie z. B. 2 bis 4 Minuten lang trocken gemischt, wobei danach das Gemisch obigem erfindungsgemäßen Kornaufbau entspricht.

[0029] Im Rahmen der Erfindung werden Werkstoffe oder Werkstoffgemische verwendet, die auch zur Herstellung üblicher dichter feuerfester Arbeitsfuttererzeugnisse zum gleichen Zweck verwendbar wären.

[0030] Dem Werkstoff oder Werkstoffgemisch wird zweckmäßigerweise mindestens ein Bindemittel zugesetzt, z. B. Wasser und/oder Teer und/oder Pech und/oder vorzugsweise mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse üblicherweise verwendetes Kunstharzbindemittel, z. B. ein Phenolformaldehyd oder Furan- oder Novolakharz, und/oder Ligninsulfonat, jeweils in Mengen von z. B. 3 bis 9, insbesondere von 4 bis 6 Gew.-% bezogen auf die Trockensubstanz der zu pressenden Werkstoffausgangsmischung für geformte gepresste Erzeugnisse. Danach wird zur optimalen Verteilung des oder der Bindemittel z. B. 3 bis 10 Minuten lang gemischt. Die Bindemittelmenge und die Mischart bzw. der Mischer werden vorzugsweise so gewählt, dass ein sogenanntes Mischergranulat entsteht aus Granalien mit Granaliendurchmessern z. B. zwischen 0.1 und 5 mm, insbesondere zwischen 0.5 und 4 mm. Es ist zweckmäßig, während der Granulation weiteres Wasser und/oder Bindemittel der Mischung zuzugeben, z. B. zuzudüsen.

[0031] Vorzugsweise wird anschließend an diese Mischergranulation oder unter Auslassung der Mischergranulation und lediglich nach einem einfachen Durchmischen mit in den Mischer gegebenen zu granulierenden Materialien eine sogenannte Aufbaugranulation z. B. in einem Granuliermischer oder einer Granuliertrommel oder auf einem Granulierteller z. B. 3 bis 6 Minuten lang durchgeführt, wobei Aufbaugranalien mit Granaliendurchmessern zwischen 2 und 15 mm, insbesondere zwischen 3 und 6 mm, erzeugt werden.

[0032] Die Granalien aus der Mischergranulation oder der Aufbaugranulation werden in eine Pressform einer Presse gegeben und mit Pressdrücken zwischen 10 und 60, insbesondere zwischen 20 und 40 MPa, zu Formkörpern so gepresst, dass grüne Formkörper mit Rohdichten zwischen 1.80 und 2.80, insbesondere zwischen 2.00 und 2.70 g/cm3, erzeugt werden mit Druckfestigkeiten zwischen 1.5 und 7, insbesondere zwischen 2 und 4 MPa. Vorzugsweise wird eine Trocknung durchgeführt zwischen 60 und 200, insbesondere zwischen 90 und 140 °C, bis auf eine Restfeuchte zwischen 0.1 und 0.6, insbesondere zwischen 0.2 und 0.5 Gew.-%, wonach sich die angegebenen Druckfestigkeiten auch erst nach der Trocknung einstellen können. Diese grünen, insbesondere getrockneten Grünsteine können ohne weiteres gehandhabt, z. B. gestapelt und bruchfrei in ein industrielles zu befeuerndes Aggregat, z. B. einem großvolumigen Industrieofen, vermauert werden. Die Porosität, die über den Pressdruck gesteuert eingestellt werden kann, liegt zwischen 22 und 45, insbesondere zwischen 23 und 29 Vol.-%.

[0033] Der keramische Brand der Steine vollzieht sich dann in situ nach der Vermauerung im befeuerten Aggregat zunächst in einem feuerseitigen Oberflächenbereich und wandert allmählich weiter ins Innere, wonach sich die erfindungsgemäß erwünschten Eigenschaften, insbesondere bezüglich Schwindung und Wärmeleitfähigkeit in den gebrannten Zonen einstellen.

[0034] Vorzugsweise werden die grünen gepressten Steine in einem keramischen Brennofen, z. B. einem Tunnelofen, keramisch gebrannt zwischen 1200 und 1800, insbesondere zwischen 1400 und 1700 °C. Dabei ändert sich die Porosität nicht oder nur unwesentlich und die erwünschte erfindungsgemäße geringe Wärmeleitfähigkeit kann dadurch gewährleistet werden. Die Wärmeleitfähigkeit liegt z. B. zwischen 10 und 50, insbesondere zwischen 15 und 35 % niedriger als bei den üblicherweise verwendeten dichten Arbeitsfuttersteinen gleicher Werkstoffzusammensetzungen mit bis 21 Vol.-% offener Porosität. Die Kaltdruckfestigkeit liegt zwischen 30 und 100, insbesondere zwischen 45 und 80 MPa.

[0035] Anhand der folgenden Beispiele wird insbesondere die Überlegenheit erfindungsgemäßer grobkeramischer Erzeugnisse gegenüber Erzeugnissen nach dem nächstliegenden Stand der Technik gemäß DE 10 2006 040 269 B4 und gegenüber bekannten dichten Erzeugnissen verdeutlicht.

Beispiel 1



[0036] Es wurden Steine auf Basis gleicher Werkstoffe und gleicher mineralogischer Zusammensetzung (84 Gew.-% Magnesia, 16 Gew.-% Schmelzspinell) mit jeweils gleichem Bindemittel, nämlich Phenolharz und Wasser mit jeweils gleicher Bindemittelmenge von 6 Gew.-% bezogen auf das trockene Gemenge und jeweils gleichen Herstellungsparametern hergestellt, die
  1. a) entsprechend DE 10 2006 040 269 B4 einen geringen Anteil Körnung > 0,5 mm von 11 Gew.-%, geringe Körnungsanteile im Bereich 0,1 bis 0,5 mm von 4 Gew.-%, sowie 85 Gew.-% < 0,1 mm aufweisen und mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet wurden
  2. b) entsprechend der vorliegenden Erfindung einen geringen Anteil Körnung > 0,5 mm von 11 Gew.-%, erhöhte Körnungsanteile im Bereich 0,1 bis 0,5 mm von 37 Gew.-%, sowie 52 Gew.-% < 0,1 mm aufweisen und mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet wurden
  3. c) entsprechend dichten feuerfesten Steinen nach dem meist angewendeten Stand der Technik einen hohen Anteil Körnung > 0,5 mm von 54 Gew.-%; Körnungsanteile im Bereich 0,1 bis 0,5 mm von 9 Gew.-%, sowie 37 Gew.-% < 0,1 mm aufweisen und mit einem Pressdruck von 100 MPa verdichtet wurden.


[0037] Alle Steine wurden bei 1600 °C in einem Tunnelofen 50 Stunden oxidierend gebrannt. Es wurden die Korngrößenverteilung der Mischungen nach DIN 66165-1, die Brennschwindung durch Abmessen, die Fertigrohdichte durch Abmessen und Wiegen, die offene Porosität nach DIN EN 993-1, die Kaltdruckfestigkeit nach DIN EN 993-5, die Kaltbiegefestigkeit nach DIN EN 993-6, die Gasdurchlässigkeit nach DIN EN 993-4, die irreversible Längenänderung nach DIN EN 993-10 über 12 Std. bei 1400 °C, 1500 °C und 1600 °C bestimmt. Die Wurzel aus dem Quotienten von Gasdurchlässigkeit und offener Porosität ist ein Maß für die Infiltrationsempfindlichkeit. Die Temperaturwechselbeständigkeit wurde nach DIN EN 993-11 an Luft bei einer erhöhten Prüftemperatur von 1100 °C bestimmt. Weiterhin wurden die Steine einem Mehrfachbrand unterzogen, um die Volumenbeständigkeit bei hohen Einsatztemperaturen zu beurteilen, indem nach dem Herstellungsbrand das Produkt dabei mehrfach bei der Herstellungsbrenntemperatur gebrannt und nach jedem Brand das Volumen durch Abmessen bestimmt wurde.

[0038] Fig. 1 zeigt die Korngrößenverteilung im Beispiel 1 für a), b) und c) als Summenkurve.

[0039] Die folgende Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse des Beispiels 1.
Tab. 1: Eigenschaftswerte von Steinen nach a), b) und c)
Bezeichnung:   a) b) c)
Verdichtung MPa 40 40 90-150
Brenntemperatur °C 1600 1600 1600
         
Fertigrohdichte g/cm3 2.64 2.63 2.90
         
Kaltdruckfestigkeit MPa 72.5 65.3 68.3
Kaltbiegefestigkeit MPa 6.3 5.2 5.1
         
offene Porosität Vol.-% 25.7 24.6 17.0
Gasdurchlässigkeit nPm 1.6 5.3 3.5
Infiltrationsempfindlichkeit 10-6 m 2.5 4.6 4.5
         
Temperaturwechselbeständigkeit/ Luft Zyklen 17 >30 >30
         
Brennschwindung lin.-% 1.79 0.64 0.30
         
irrev. Längenänderung 1400 °C lin.-% -0.23 -0.07 0.00
irrev. Längenänderung 1500 °C lin.-% -0.35 -0.18 -0.05
irrev. Längenänderung 1600 °C lin.-% -0.50 -0.32 -0.10


[0040] Die Steineigenschaften im Vergleich zu den konventionellen dichten Steinen nach c) verändern sich im Falle von a), in dem alle Körnungsanteile zugunsten des Mehlanteils in der Mischung verringert wurden und der Pressdruck bei der Formgebung deutlich gesenkt wurde, dahingehend, dass nach dem Pressen die Fertigrohdichte signifikant verringert eingestellt ist und die offene Porosität stark erhöht ist. Die Kaltdruckfestigkeit dieser Steine ist gegenüber der der dichten Steine leicht erhöht, die Kaltbiegefestigkeit ist höher. Die Gasdurchlässigkeit und die Infiltrationsempfindlichkeit sind verringert. Neben diesen positiv zu bewertenden Veränderungen ist die Brennschwindung deutlich erhöht und auch das Nachschwinden aus der Nachschwinden-Prüfung der Steine ist mehr als verdoppelt und setzt bereits bei 1400 °C ein. Diese Veränderungen zeigen die problematische bzw. mangelhafte Volumenbeständigkeit der Produkte nach a) beim Herstellungsbrand und im Einsatz. Die Temperaturwechselbeständigkeit nimmt gegenüber Steinen nach c) deutlich ab. Der Probekörper zerbricht nach 17 Abschreckzyklen.

[0041] Im erfindungsgemäßen Fall von b), in dem signifikante Teile der verringerten Grob- und Mittelkornanteile in den Bereich 0,1 bis 0,5 mm verschoben wurden, ist die Verringerung der Fertigrohdichte und die Erhöhung der offenen Porosität vergleichbar zu a). Gegenüber a) erhöhen sich die Gasdurchlässigkeit und die Infiltrationsempfindlichkeit, wobei letztere im Bereich der dichten Produkte entsprechend c) bleibt.

[0042] Die Brennschwindung ist dagegen gegenüber a) mehr als halbiert und die Verringerung des Nachschwindens ist überraschend hoch. Gegenüber c) bleiben die Kaltdruckfestigkeit und die Kaltbiegefestigkeit weiterhin sicher im für dichte Steine typischen Bereich. Die Temperaturwechselbeständigkeit ist mit > 30 Abschreckzyklen ohne Bruch auf dem gleichen hohen Niveau wie bei den dichten Produkten nach c).

[0043] Ein Prüfverfahren, das die Volumenbeständigkeit feuerfester Produkte zeigt, ist die Bestimmung des Mehrfachbrand-Verhaltens bei 1600 °C. Dabei wird nach dem Herstellungsbrand das Produkt mehrfach wiederholt im Brennaggregat gebrannt und jeweils das Volumen bestimmt.

[0044] Fig. 2 zeigt die Volumenveränderung im Mehrfachbrand von Steinen a), b) und c).

[0045] Bei dichten Steinen nach c) ist die Volumenänderung bezogen auf das Ausgangsvolumen der Steine nach sieben zusätzlichen Brennzyklen nahezu 0 %. Für Steine nach a) beträgt die Volumenänderung nach sieben zusätzlichen Brennzyklen bereits über 4 %. Abgesehen davon, dass die in den Steinen eingestellte hohe Porosität bei a) verlorengeht und sich wieder eine höhere Wärmeleitfähigkeit einstellt, ist eine lang andauernde Passgenauigkeit von feuerfesten Zustellungen aus solchen feuerfesten Steinen nicht zu erzielen. Bei Steinen entsprechend b) ist die Volumenänderung bezogen auf das Ausgangsvolumen der Steine mit 1,5 % deutlich geringer als bei Steinen nach a), so dass der Vorteil der niedrigen Wärmeleitfähigkeit erhalten bleibt.

Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit an Steinen nach b) und c)



[0046] Zur Bestätigung der angestrebten Verringerung der Wärmeleitfähigkeit wurde an poröseren Steinen nach b) mit dem erfindungsgemäßen Kornaufbau und an Steinen nach c), die den üblichen dichten sogenannten Drehrohrsteinen nach dem Stand der Technik entsprechen, Wärmeleitfähigkeitsbestimmungen nach dem Heißdrahtverfahren DIN 993-15 durchgeführt mit folgendem Ergebnis in Tabelle 2:
Tab. 2: Ergebnisse von Wärmleitfähigkeitsbestimmungen nach dem Heißdrahtverfahren an Steinen nach b) und c)
    b) c)
Wärmeleitfähigkeit 300 °C [W/(mK)] 5.6 6.7
Wärmeleitfähigkeit 700 °C [W/(mK)] 3.7 5.1
Wärmeleitfähigkeit 1000 °C [W/(mK)] 3.0 4.0


[0047] Die Messungen wurden bei 300 °C, 700 °C und 1000 °C durchgeführt, Tab. 2. Die Ergebnisse zeigen für die erfindungsgemäßen Steine nach b) deutlich verringerte Wärmeleitfähigkeitswerte. Bezogen auf die Wärmeleitfähigkeit von c) ist die Wärmeleitfähigkeit von b) bei 300 °C um 16 %, bei 700 °C um 27 % und bei 1000 C um 25 % reduziert.

Beispiel 2


Beispiel 2 zeigt die Grenzwertigkeit des Kornaufbaus gegenüber höheren Grobkornanteilen



[0048] Wie im ersten Beispiel wurden Steine auf Basis von 84 % Magnesia und 16 % Schmelzspinell hergestellt, die

b) entsprechend der Erfindung einen geringen Anteil Körnung > 0.5 mm von 11 Gew.-%, erhöhte Körnungsanteile im Bereich 0.1-0.5 mm von 37 Gew.-% sowie 52 Gew.-% < 0.1 mm aufweisen und mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet wurden (aus Beispiel 1), und

d) durch Variation der Korngrößenverteilung des Kornaufbaus bei sonst gleichen Herstellungsparametern außerhalb des beanspruchten Bereiches liegen. Der Unterschied in der Korngrößenverteilung ist charakterisiert durch eine Verschiebung von Kornanteilen aus dem Bereich 0.1-0.5 mm in den nächstgröberen Körnungsbereich 0.5-1 mm, so dass die Anteile 0.1-0.5 mm mit ca. 28 Gew.-% leicht unterhalb des bei der Erfindung aufgefundenen Minimumwertes für diese Körnung liegen und dass die gröberen Anteile mit ca. 30 % leicht oberhalb des maximalen Anteiles liegen.



[0049] Alle Steine wurden bei 1600 °C gebrannt und entsprechend der Steine aus dem ersten Beispiel geprüft.

[0050] Fig. 3 zeigt die Korngrößenverteilung für b) und d) als Summenkurve dargestellt.

[0051] Die folgende Tabelle 3 zeigt die Ergebnisse des Beispiels 2.
Tab. 3: Eigenschaftswerte von Steinen nach b) und d)
Bezeichnung:   b) d)
Verdichtung MPa 40 40
Brenntemperatur °C 1600 1600
       
Fertigrohdichte g/cm3 2.63 2.78
       
Kaltdruckfestigkeit MPa 65.3 72.4
Kaltbiegefestigkeit MPa 5.2 5.1
       
offene Porosität Vol.-% 24.6 20.5
Gasdurchlässigkeit nPm 5.3 4.5
Infiltrationsempfindlichkeit 10-6 m 4.6 4.7
       
Temperaturwechselbeständigkeit/ Luft Zyklen >30 >30
       
Brennschwindung lin.-% 0.64 0.72
       
irrev. Längenänderung 1400 °C lin.-% -0.07 0.00
irrev. Längenänderung 1500 °C lin.-% -0.18 -0.08
irrev. Längenänderung 1600 °C lin.-% -0.32 -0.31


[0052] Die Fertigrohdichte von d) ist bedingt durch die Unterschiede in der Korngrößenverteilung gegenüber b) deutlich erhöht. Die offene Porosität fällt auf 20.5 Vol.-% ab und liegt somit im Bereich von dichten Produkten nach dem Stand der Technik und unterhalb des beanspruchten Bereiches für die offene Porosität, Tabelle 3. Die Infiltrationsempfindlichkeit ist trotz einer leichten Erhöhung vergleichbar mit der der dichten Produkte im Fall c) aus Beispiel 1. Auch die Festigkeiten gleichen sich denen üblicher dichter Feuerfestprodukte wieder an, wobei die Brennschwindung gegenüber den dichten Steinen nach c) aus Beispiel 1 erhöht und gegenüber erfindungsgemäßen Steinen entsprechend b) leicht erhöht ist. Das Nachschwinden von d) setzt wie bei anderen dichten Produkten erst bei höheren Temperaturen ein und ist aber, bei deutlich niedrigerer offener Porosität, bei 1600 °C dem Nachschwinden von b) vergleichbar. Die Temperaturwechselbeständigkeit ist gut.

[0053] Das Verhalten der erfindungsgemäß höher porösen und bezüglich ihrer Volumenbeständigkeit optimierten Steine nach b) in der Mehrfachbrand-Prüfung ist mit dem der dichteren Produkte nach d) vergleichbar, Fig. 4.

Beispiel 3



[0054] Beispiel 3 zeigt Ergebnisse bei noch weiter erhöhter Porosität und der Veränderung des Kornaufbaus zwischen dem des unteren Korndurchmesser von 0.1 mm sowie des oberen Korndurchmessers von 0.5 mm des Mittelkornanteils.

[0055] Steine auf Basis gleicher Rohstoffe und gleicher mineralogischer Zusammensetzung mit 84 % Magnesia und 16 % Schmelzspinell wurden hergestellt, die

a1) entsprechend DE 10 2000 040 269 B4 einen geringen Anteil Körnung > 0.5 mm von 11 Gew.-%, geringe Körnungsanteile im Bereich 0.1-0.5 mm von 4 Gew.-% sowie 85 Gew.-% < 0.1 mm aufweisen und mit einem Pressdruck von nur 10 MPa verdichtet wurden, um höhere Porosität beim Fertigprodukt einzustellen, und

e) entsprechend der Erfindung einen geringen Anteil Körnung > 0.5 mm von 11 Gew.-%, erhöhte Körnungsanteile im Bereich 0.1-0.5 mm von 48 Gew.-%, hier hauptsächlich zwischen 0.1 -0.2 mm liegend. Der Anteil < 0.1 mm ist 35 Gew.-%. Diese Steine wurden weiterhin mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet, und

f) entsprechend der Erfindung einen geringen Anteil Körnung > 0.5 mm von 11 Gew.-%, erhöhte Körnungsanteile im Bereich 0.1-0.5 mm von 50 Gew.-%, hier hauptsächlich zwischen 0.3 -0.5 mm liegend. Der Anteil < 0.1 mm ist 34 Gew.-%. Auch diese Steine wurden mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet.



[0056] Alle Steine wurden bei 1600 °C gebrannt und entsprechend der Steine aus dem ersten Beispiel geprüft.

[0057] Fig. 5 zeigt die Korngrößenverteilung für a1), e) und f) als Summenkurve dargestellt.

[0058] Die Steineigenschaften im Vergleich zu den Steinen nach a) verändern sich im Falle von a1), in dem der Pressdruck auf 10 MPa gesenkt wurde, dahingehend, dass die Fertigrohdichte sich auf 2.45 g/cm3 verringert und die offene Porosität auf 29.2 Vol.-% ansteigt, Tabelle 3. Die Infiltrationsempfindlichkeit von a1) erhöht sich gegenüber Steinen nach a) aus Beispiel 1. Während des Herstellungsbrandes sind die Steine um ca. 1.9 % geschwunden. Die Kaltdruckfestigkeit dieser Steine ist mit ca. 45 MPa verringert, die Kaltbiegefestigkeit ist nur leicht auf 5.2 MPa verringert. Bei den Nachwachsen/Nachschwinden Prüfungen bei 1400 °C, 1500 °C und 1600 °C treten bleibende irreversible Längenänderungen von -0.12 lin.-%, -0.36 lin.-% und -0.67 lin.-% auf und zeigen bezogen auf a) eine weiter verringerte Volumenbeständigkeit des Produktes an. Auch die Temperaturwechselbeständigkeit verringert sich merkbar auf 8 Abschreckzyklen bis zum Bruch.

[0059] Im erfindungsgemäßen Fall von e), in dem signifikante Teile der verringerten Grobkornanteile in den Bereich 0.1-0.5 mm verschoben werden und im überwiegenden Teil durch Körner zwischen 0.1-0.2 mm dargestellt werden, tritt bei unverändertem Pressdruck von 40 MPa eine Verringerung der Fertigrohdichte auf 2.50 g/cm3 auf und die erhöhte offene Porosität von 28.5 % ist vergleichbar mit der von a1). Die Infiltrationsempfindlichkeit beginnt sich zu erhöhen. Die Brennschwindung erhöht sich anders als bei a1) mit 0.56 % nicht. Die Volumenbeständigkeit ist gegenüber a1) deutlich erhöht, was durch ein Einsetzen der Nachschwindung erst bei höherer Temperatur und niedrigere Nachschwindungswerte bei der irreversiblen Längenänderung angezeigt wird. Bei der Bestimmung der Temperaturwechselbeständigkeit tritt hier bis > 30 Abschreckzyklen kein Bruch auf.
Tab. 4: Eigenschaftswerte von Steinen nach a1), e) und f).
Bezeichnung:   a1) e) f)
Verdichtung MPa 10 40 40
Brenntemperatur °C 1600 1600 1600
         
Fertigrohdichte g/cm3 2.45 2.50 2.64
         
Kaltdruckfestigkeit MPa 44.7 52.8 54.4
Kaltbiegefestigkeit MPa 5.2 5.8 5.3
         
offene Porosität Vol.-% 29.2 28.5 23.8
Gasdurchlässigkeit nPm 4.9 11.6 20.5
Infiltrationsempfindlichkeit 10-6 m 4.1 6.4 9.3
         
Temperaturwechselbeständigkeit/ Luft Zyklen 8 >30 >30
         
Brennschwindung [in.-% 1.94 0.56 0.29
         
irrev. Längenänderung 1400 °C lin.-% -0.12 0.00 0.00
irrev. Längenänderung 1500 °C lin.-% -0.36 -0.13 -0.09
irrev. Längenänderung 1600 °C lin.-% -0.67 -0.25 -0.15


[0060] Im weiteren erfindungsgemäßen Fall von f), in dem signifikante Teile der verringerten Grob- und Mittelkornanteile in den Bereich 0.1-0.5 mm verschoben werden und hier im überwiegenden Teil durch Körner zwischen 0.3-0.5 mm dargestellt werden, tritt bei unverändertem Pressdruck von 40 MPa eine Verringerung der Fertigrohdichte auf 2.64 g/cm3 auf und die Erhöhung der offenen Porosität auf 23.8 % ist geringer als bei a1) und e). Sie liegt aber deutlich höher als bei dichten Produkten und somit im erfindungsgemäßen Bereich. Die Infiltrationsempfindlichkeit ist bei Steinen nach f) erhöht. Die Brennschwindung sinkt auf 0.29 lin.-%. Die irreversible Längenänderung dieses poröseren Produktes verringert sich nochmals und wird vergleichbar mit der von dichten Produkten nach c) aus Beispiel 1. Gleiches gilt für die Temperaturwechselbeständigkeit.

[0061] Fig. 6 zeigt die Volumenänderung im Mehrfachbrand von Steinen nach a1), e) und f).

[0062] Die Volumenänderung im Mehrfachbrand bei den nicht erfindungsgemäßen porösen Steinen nach a1) ist geprägt durch ein starkes Schwinden. Bezogen auf das Ausgangsvolumen des Fertigproduktes gehen nach 7 zusätzlichen Brennzyklen ca. 5 Vol.-% verloren, Fig.6. Bei vergleichbarer offener Porosität im Fertigproduktzustand von e) verliert dieses Produkt nur geringe Volumenanteile und nach 7 zusätzlichen Brennzyklen ist nur um ca. 1.6 Vol.-% geschwunden. Auch die erfindungsgemäß poröseren Steine nach f) zeigen die vorteilhafte Volumenstabilität deutlich und verlieren nach 7 zusätzlichen Brennzyklen sogar nur ca. 0.6 Vol.-%.

Beispiel 4



[0063] In den ersten Beispielen 1 bis 3 wurden die Vorteile des erfindungsgemäßen Kornaufbaus für Magnesiaspinellsteine erläutert. Zum Nachweis der Wirksamkeit der Erfindung bei Produkten aus anderen feuerfesten Werkstoffen wurden beispielsweise Steine auf Basis von 84 Masse-% eisenreicher Sintermagnesia in Kombination mit 16 Masse-% Schmelzpleonast und Steine auf Basis von Schamotte und auf Basis von Andalusit hergestellt. Bei der Herstellung der beiden letzteren wurden den Mischungen Bindeton zugegeben (5 %), wie es bei solchen Steinen üblich ist.

[0064] Die Steine aus den unterschiedlichen feuerfesten Werkstoffen wurden wie in Beispiel 1 jeweils mit Korngrößenverteilungen a), b) und c) versehen, Fig. 1 aus Beispiel 1. Dabei war
  1. a) entsprechend DE 10 2006 040 269 B4 mit einem geringen Anteil Körnung > 0,5 mm von 11 Gew.-%, mit geringen Körnungsanteilen im Bereich 0,1 bis 0,5 mm von 4 Gew.-%, sowie 85 Gew.-% < 0,1 mm versehen und mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet,
  2. b) entsprechend der vorliegenden Erfindung mit einem geringen Anteil Körnung > 0.5 mm von 11 Gew.-%, erhöhten Körnungsanteilen im Bereich 0.1 bis 0.5 mm von 37 Gew.-%, sowie 52 Gew.-% < 0.1 mm versehen und auch mit einem Pressdruck von 40 MPa verdichtet,
  3. c) entsprechend dichten feuerfesten Steinen nach dem meist angewendeten Stand der Technik mit einem hohen Anteil Körnung > 0.5 mm von 54 Gew.-%; Körnungsanteilen im Bereich 0.1 bis 0.5 mm von 9 Gew.-%, sowie 37 Gew.-% < 0.1 mm versehen und jeweils mit produkttypischem Pressdruck verdichtet.


[0065] In Tabelle 5 sind die produkttypischen Pressdrücke und Brenntemperaturen sowie die Ergebnisse aus den Bestimmungen der Fertigrohdichte durch Abmessen und Wiegen, der offenen Porosität nach DIN EN 993-1, der Kaltdruckfestigkeit nach DIN EN 993-5, der Kaltbiegefestigkeit nach DIN EN 993-6, der Gasdurchlässigkeit nach DIN EN 993-4, der irreversiblen Längenänderung nach DIN EN 993-10 über 12 Std. bei 1300° C, 1400° C und 1500° C der Temperaturwechselbeständigkeit nach DIN EN 993-11 an Luft bei einer erhöhten Prüftemperatur von 1200 °C und die Wurzel aus dem Quotienten von Gasdurchlässigkeit und offener Porosität als Maß für die Infiltrationsempfindlichkeit angegeben.
Tab. 5: Eigenschaftswerte von Magnesiapleonaststeinen auf Basis von eisenreicher Sintermagnesia, Schamotte- und Andalusitsteinen, jeweils nach a), b) und c)
Bezeichnung   eisenreiche Sintermagnesia mit Pleonast Schamotte mit 5 % Bindeton Andalusit mit 5 % Bindeton
    a) b) c) a) b) c) a) b) c)
Verdichtung MPa 40 40 150 40 40 90 40 40 115
Brenntemperatur °C 1450 1450 1450 1400°C 1400 1400 1450 1450 1450
                     
Fertigrohdichte g/cm3 2.23 2.40 3.09 1.95 2.04 2.21 2.13 2.21 2.57
                     
Kaltdruckfestigkeit MPa 38.9 39.9 97.3 33.3 39.7 53.7 100.4 90.2 111.8
Kaltbiegefestigkeit MPa 4.2 3.5 5.5 4.5 5.5 6.1 14.4 12.8 15.8
                     
offene Porosität Vol.-% 32.1 27.6 14.5 29.3 26.6 17.3 26.6 24.5 12.4
Gasdurchlässigkeit nPm 4.1 3.9 3.9 1.9 2.3 1.9 1.7 2.1 2.4
Intiltrationsempfindlichkeit 10-6m 3.6 3.8 5.2 2.6 2.9 3.3 2.5 2.9 4.4
                     
Temperaturwechselbeständigkeit/Luft Zyklen 5 >30 >30 >30 >30 >30 4 >30 >30
                     
Brennschwindung lin.-% 0.62 0.30 0.21 1.80 1.10 0.78 0.20 -0.09 -0.80
                     
irrev. Längenänderung 1300°C lin.-% 0.00 0.02 -0.03 -0.04 -0.04 -0.03 0.00 0.00 0.03
irrev. Längenänderung 1400 °C lin.-% -0.04 -0.02 -0.05 -1.47 -0.62 -0.12 -0.07 -0.02 0.00
irrev. Längenänderung 1500 °C lin.-% -0.63 -0.16 -0.10 -360 -1.88 -1.30 -0.85 -0.31 -0.09

Magnesiapleonaststeine auf Basis von eisenreicher Sintermagnesia:



[0066] Steine nach a) entsprechend DE 10 2006 040 269 B4 unterscheiden sich von den dichten Steinen nach c) durch eine niedrigere Fertigrohdichte von 2.23 g/cm3 und eine auf 32.1 Vol.-% erhöhte offene Porosität. Die Kaltdruckfestigkeit sinkt auf 38.9 MPa und die Kaltbiegefestigkeit auf 4.2 MPa. Die Infiltrationsempfindlichkeit verringert sich auf 3.6 µm. Verbunden mit der Erhöhung der offenen Porosität verdreifacht sich die Brennschwindung auf 0.62 lin.-%. Die irreversible Längenänderung zeichnet sich durch ein Nachschwinden ab 1500 °C Prüftemperatur aus, das das 6-fache gegenüber c) beträgt. Die Temperaturwechselbeständigkeit ist stark reduziert auf 5 Abschreckzyklen bis zum Bruch des Probekörpers. Diese Steine sind nicht Temperaturwechselbeständig.

[0067] Steine mit erfindungsgemäßem Kornaufbau nach b) besitzen eine Fertigrohdichte von 2.40 g/cm3, gegenüber c) ist ihre offene Porosität verdoppelt. Die Kaltdruckfestigkeit ist 39.9 MPa und die Kaltbiegefestigkeit 3.5 MPa. Die Infiltrationsempfindlichkeit verringert sich hier auf 3.8 µm. Bedingt durch den erfindungsgemäßen Kornaufbau erhöht sich die Brennschwindung nur leicht auf 0.3 lin.-% und auch die irreversible Längenänderung zeigt mit -0.16 lin.-% ein deutlich schwächeres Zunehmen der Nachschwindung als Steine entsprechend a). Bei der Bestimmung der Temperaturwechselbeständigkeit trat bei bis zu 30 Abschreckzyklen kein Bruch auf.

Schamottesteine:



[0068] Im Vergleich mit den Eigenschaftswerten von c) haben die Schamottesteine nach a) eine verringerte Fertigrohdichte von 1.95 g/cm3, die offene Porosität ist auf 29.3 Vol.-% erhöht. Die Kaltdruckfestigkeit sinkt auf 33.3 MPa und die Kaltbiegefestigkeit auf 4.5 MPa. Die Infiltrationsempfindlichkeit verringert sich auf 2.6 µm. Verbunden mit der Erhöhung der offenen Porosität erhöht sich die Brennschwindung auf 1.8 lin.-%. Die irreversible Längenänderung zeichnet sich durch ein deutliches Nachschwinden ab 1400 °C Prüftemperatur mit -1.47 lin.-% aus, bei der nächsthöheren Prüftemperatur von 1500 °C erhöht sich das Nachschwinden stark auf -3.6 lin.-%. Bei der Bestimmung der Temperaturwechselbeständigkeit trat bei bis zu 30 Abschreckzyklen kein Bruch auf.

[0069] Schamottesteine mit erfindungsgemäßem Kornaufbau nach b) besitzen eine Fertigrohdichte von 2.04 g/cm3, gegenüber c) ist ihre offene Porosität erhöht und beträgt 26.6 Vol.-%. Die Kaltdruckfestigkeit ist 39.7 MPa und die Kaltbiegefestigkeit 5.5 MPa. Die Infiltrationsempfindlichkeit verringert sich hier auf 2.9 µm. Bedingt durch den erfindungsgemäßen Kornaufbau ist die Brennschwindung nur 1.1 lin.-% und die irreversible Längenänderung zeigt mit -0.62 lin.-% eine vorteilhaftere Nachschwindung als Steine entsprechend a). Bei 1500 °C erhöht sich die irreversible Längenänderung auf -1.88 % und bleibt damit deutlich geringer als bei Steinen nach a). Bei der Bestimmung der Temperaturwechselbeständigkeit trat bei bis zu 30 Abschreckzyklen kein Bruch auf.

Andalusitsteine:



[0070] Die Eigenschaften von Andalusitsteinen spiegeln die mineralogische Phasenumwandlung des Hauptrohstoffes wider. Bedingt durch die Mullitisierung des Andalusites ist die Brennschwindung der dichten Steine nach c) negativ, die dichten Steine wachsen um 0.8 lin.-%. Bei Steinen nach a) wird das aus der Phasenumwandlung resultierende Wachsen durch ein stärkeres Versintern des sehr feinkornhaltigen Materiales überkompensiert, die Steine schwinden um 0.2 lin.-%. Die Fertigrohdichte verringert sich auf 2.13 g/cm3 und die offene Porosität steigt auf 26.6 Vol.-% an. Die Kaltdruckfestigkeit ist 100.4 MPa und die Kaltbiegefestigkeit ist 14.4 MPa. Die Infiltrationsempfindlichkeit verringert sich auf 2.5 µm. Ein signifikantes Nachschwinden setzt ab 1500 °C mit einem Wert bei der irreversiblen Längenänderung von -0.85 lin.-% ein. Die Temperaturwechselbeständigkeit ist mit 4 Abschreckzyklen bis zum Bruch schlecht.

[0071] Erfindungsgemäße Andalusitsteine nach b) bleiben im Bereich der Brenndehnung, ihre Fertigrohdichte verringert sich auf 2.21 g/cm3 und die offene Porosität steigt auf 24.5 Vol.-% an. Die Kaltdruckfestigkeit ist 90.2 MPa und die Kaltbiegefestigkeit ist 12.8 MPa. Das Nachschwinden setzt ab 1500 °C mit einem Wert bei der irreversiblen Längenänderung von -0.31 lin.-% ein, der gegenüber a) deutlich verringert ist. Die Infiltrationsempfindlichkeit verringert sich auf 2.9 µm. Bei der Bestimmung der Temperaturwechselbeständigkeit tritt bei bis zu 30 Abschreckzyklen kein Bruch auf.

[0072] Alle erfindungsgemäßen Steine nach b) zeigen unabhängig von der Werkstoffauswahl die Merkmale deutlich höherer offener Porosität gegenüber den dichten Produkten nach c) und unveränderter oder verringerter Infiltrationsempfindlichkeit, wobei die auftretenden Brennschwindungen und irreversiblen Längenänderungen sich in deutlich geringerem Maße verändern als bei poröseren Steinen nach a). Drastische Verluste bei der Temperaturwechselbeständigkeit wie bei den Steinen nach a) treten bei den erfindungsgemäßen Steinen nach b) nicht auf. Die Festigkeiten bleiben für die Magnesiaschmelzpleonaststeine, Schamottesteine und die Andalusitsteine, wie auch für die in den Beispielen 1 bis 3 genannten Magnesiaspinellsteine, im Bereich produkttypischer Werte.

[0073] Beispiel 4 soll die Erfindung nicht auf die angegebenen Werkstoffe begrenzen, sondern aufzeigen, dass die Erfindung unabhängig vom feuerfesten Werkstoff gelingt.


Ansprüche

1. Grobkeramisches, feuerfestes Erzeugnis aus mindestens einem körnigen feuerfesten Werkstoff,
gekennzeichnet durch eine offene Porosität zwischen 22 und 45 Vol.-%, insbesondere zwischen 23 und 29 Vol.%, und einen Kornaufbau des feuerfesten Werkstoffs, bei dem der Mittelkornanteil mit Korngrößen zwischen 0,1 und 0,5 mm 10 bis 55 Gew.-%, insbesondere 35 bis 50 Gew.-% beträgt, wobei der Rest des Kornaufbaus Mehlkornanteil mit Korngrößen bis 0,1 mm und/oder Grobkornanteil mit Korngrößen über 0,5 mm ist.
 
2. Erzeugnis nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch folgenden Kornaufbau:

Mehlkorn bis 0,1 mm: 20 bis 61, insbesondere 25 bis 55 Gew.-% Mittelkorn 0,1 bis 0,5 mm: 30 bis 55, insbesondere 35 bis 50 Gew.-% Grobkorn über 0,5 mm, insbesondere bis 8 mm, vorzugsweise bis 6 mm: 9 bis 25, insbesondere 10 bis 25 Gew.-%.


 
3. Erzeugnis nach Anspruch 1 und/oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
es in Form von durch Granulieren in einem Mischer erzeugten Mischergranalien, z. B. mit Granaliendurchmessern zwischen 0,1 und 5 mm, insbesondere zwischen 0,5 und 4 mm und/oder in Form von Aufbaugranalien, z.B. mit Granaliendurchmessern zwischen 2 und 15 mm, insbesondere zwischen 3 und 6 mm vorliegt, oder in Form eines Formkörpers, insbesondere eines gepressten Formkörpers vorliegt, oder eine ungeformte monolithische Auskleidung eines befeuerten bzw. befeuerbaren großvolumigen Industrieofens ist.
 
4. Erzeugnis nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse an sich bekanntes Bindemittel, insbesondere in Mengen bis 9 Gew.-%, vorzugsweise bis 6 Gew.-%, und/oder mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse an sich bekanntes Zusatzmittel, insbesondere in Mengen bis 10 Gew.-%, vorzugsweise bis 6 Gew.-%, und/oder mindestens einen für feuerfeste Erzeugnisse an sich bekannten Zusatzstoff, insbesondere in Mengen bis 10 Gew.-%, vorzugsweise bis 6 Gew.-% enthält.
 
5. Erzeugnis nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,dass
es als Bindemittel Wasser und/oder Teer und/oder Pech und/oder vorzugsweise mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse üblicherweise verwendetes Kunstharzbindemittel, z. B. ein Phenolformaldehyd- oder Furan-oder Novolakharz, und/oder Ligninsulfonat enthält.
 
6. Erzeugnis nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
es keramisch gebrannt oder ungebrannt oder getempert und ungebrannt ist.
 
7. Erzeugnis nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6 in Form eines ungebrannten, grünen, gepressten Formkörpers und gekennzeichnet durch
Rohdichten zwischen 1,80 und 2,80, insbesondere zwischen 2,00 und 2,70 g/cm3, sowie Druckfestigkeiten zwischen 1,5 und 7, insbesondere zwischen 2 und 4 MPa, und z. B. eine Restfeuchte zwischen 0,1 und 0,6, insbesondere zwischen 0,2 und 0,5 Gew.-%.
 
8. Erzeugnis nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
es keramisch gebrannt ist und eine Kaltdruckfestigkeit zwischen 30 und 100, insbesondere zwischen 45 und 80 MPa aufweist.
 
9. Erzeugnis nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Werkstoff mindestens ein Werkstoff aus der folgenden Gruppe ist:

Magnesia, Doloma, Magnesiumaluminat-Spinell, Hercynit, Forsterit, Pleonast, Chromerz, Zirconia, Calciumaluminat, Calciumhexaaluminat, Alumina- und/oder alumosilicatischer Rohstoff, SiC, Bindeton, insbesondere aus der folgenden Gruppe Magnesia, Doloma, Schamotte, Andalusit, Forsterit, Bauxit, ganz besonderes aus der folgenden Gruppe
Magnesia mit Magnesiumaluminat-Spinell
Magnesia mit Hercynit
Magnesia mit Forsterit
Magnesia mit Pleonast
Magnesia mit Chromerz.


 
10. Verfahren zur Herstellung eines Erzeugnisses nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens ein gekörnter feuerfester Werkstoff, aufweisend einen Mittelkornanteil gemäß Anspruch 1, Rest Mehlkorn und/oder Grobkorn mit einem für feuerfeste Erzeugnisse an sich bekannten Bindemittel in einem Mischer gemischt und daraus durch einen Granulierprozess ein Mischergranulat aus Granalien gebildet wird.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
Mischergranalien mit Durchmessern zwischen 0,1 und 5, insbesondere zwischen 0,5 und 4 mm erzeugt werden.
 
12. Verfahren nach Anspruch 10 und/oder 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
aus den Granalien des Mischergranulats oder direkt aus dem mindestens einem feuerfesten Werkstoff ohne vorherige Mischergranulation durch eine Aufbaugranulation ein Aufbaugranulat aus Granalien mit Durchmessern zwischen 2 und 15, insbesondere zwischen 3 und 6 mm erzeugt werden.
 
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens ein Bindemittel gemäß Anspruch 5 verwendet wird.
 
14. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
vor oder während des Granulierens
mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse an sich bekanntes Zusatzmittel, insbesondere in einer Menge bis 10, vorzugsweise bis 6 Gew.-%, und/oder mindestens ein für feuerfeste Erzeugnisse an sich bekannter Zusatzstoff, insbesondere in einer Menge bis 10, vorzugsweise bis 6 Gew.-%, zugesetzt wird.
 
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 10 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
Formkörper mit Pressdrücken zwischen 10 und 60, insbesondere zwischen 20 und 40 MPa in einer Presse formgepresst werden, die Rohdichten zwischen 1,80 und 2,80, insbesondere zwischen 2,00 und 2,70 g/cm3 und Druckfestigkeiten zwischen 1,5 und 7, insbesondere zwischen 2 und 4 MPa aufweisen.
 
16. Verfahren nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Formkörper zwischen 60 und 200 °C, insbesondere zwischen 90 und 140°C, bis auf eine Feuchte < 0,6 Gew.-%, insbesondere zwischen 0,2 und 0,5 Gew.-%, getrocknet, insbesondere getempert werden.
 
17. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 10 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens ein feuerfester Werkstoff aus der folgenden Gruppe verwendet wird:

Magnesia, Doloma, Magnesiumaluminat-Spinell, Hercynit, Forsterit, Pleonast, Chromerz, Zirconia, Calciumaluminat, Calciumhexaaluminat, Alumina- und/oder alumosilicatischer Rohstoff, SiC, Bindeton, insbesondere aus der folgenden Gruppe Magnesia, Doloma, Schamotte, Andalusit, Forsterit, Bauxit, ganz besonderes aus der Gruppe
Magnesia mit Magnesiumaluminat-Spinell
Magnesia mit Hercynit
Magnesia mit Forsterit
Magnesia mit Pleonast
Magnesia mit Chromerz.


 
18. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 15 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Formkörper keramisch gebrannt werden im Temperaturbereich zwischen 1200 °C und 1800 °C, insbesondere zwischen 1400 °C und 1700 °C.
 
19. Verwendung eines Erzeugnisses nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, insbesondere hergestellt nach einem oder mehreren der Ansprüche 10 bis 18 als Arbeitsfutter in einem großvolumigen Industrieofen, insbesondere in Zementofenanlagen, Kalkschacht- oder Kalkdrehrohrofen, Wärmeöfen, Öfen zur Energieerzeugung.
 




Zeichnung













Recherchenbericht












Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente




In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur