[0001] Die Erfindung betrifft eine Baugruppe einer Kettenwirkmaschine mit Bauelementen,
die durch einen Bolzen relativ zueinander beweglich miteinander verbunden sind.
[0002] In Kettenwirkmaschinen werden bei der Produktion einer Wirkware Wirknadeln und Legenadeln
relativ zueinander bewegt, um Maschen zu bilden. Zur Erzeugung der Relativbewegung
zwischen den Legenadeln und den Wirknadeln und gegebenenfalls auch noch anderer Elemente
sind Lager- und Übertragungselemente, die im Folgenden kurz als Bauelemente bezeichnet
werden, erforderlich. In der Regel sind derartige Elemente zu einer Baugruppe zusammengefasst.
Innerhalb einer Baugruppe sind dann zumindest einige Bauelemente durch Bolzen miteinander
verbunden. Diese Bolzen erlauben eine oszillierende Bewegung der Bauelemente relativ
zueinander. Diese oszillierende Bewegung kann eine Drehbewegung oder auch eine translatorische
Bewegung sein.
[0003] Um eine hohe Produktivität der Kettenwirkmaschine zu erreichen, betreibt man die
Kettenwirkmaschine mit einer relativ hohen Arbeitsgeschwindigkeit. Kettenwirkautomaten
können durchaus mit 4.000 Umdrehungen pro Minute betrieben werden. Allerdings ergeben
sich bei höheren Arbeitsgeschwindigkeiten vielfach Probleme mit der Laufruhe.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit einer
Kettenwirkmaschine mit guter Laufruhe zu ermöglichen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch eine Baugruppe einer Kettenwirkmaschine der eingangs genannten
Art dadurch gelöst, dass der Bolzen einen Kern aus einem faserverstärkten Kunststoff
und eine metallische Oberfläche aufweist.
[0006] Ein derartiger Bolzen weist gegenüber den bisher verwendeten Metallbolzen zwar die
gleiche Festigkeit und Stabilität, aber eine erheblich reduzierte Masse auf. Diese
Massereduktion ergibt sich daraus, dass der faserverstärkte Kunststoff eine geringere
spezifische Masse als die meisten Metalle aufweist. Die Verstärkungsfasern im Kunststoff
sorgen aber dafür, dass die mechanische Stabilität gegenüber einem Bolzen aus Metall
praktisch unverändert beibehalten werden kann. In vielen Fällen muss der Bolzen die
Bauelemente nicht nur beweglich miteinander verbinden, sondern er gehört auch selbst
zu bewegten Teilen, die bei einem Maschenbildungsvorgang beschleunigt und abgebremst
werden müssen. Hier wirkt sich die geringe Masse des Bolzens positiv auf die Laufruhe
aus.
[0007] Vorzugsweise ist die metallische Oberfläche durch eine Hülse gebildet, die den Kern
umgibt. Dies erleichtert die Herstellung. Die metallische Oberfläche kann durch die
Hülse ausreichend stabil gemacht werden. Darüber hinaus ist es bei der Verwendung
einer Hülse möglich, eine abschließende Bearbeitung oder Endbearbeitung durchzuführen,
um eine metallische Oberfläche mit einer gewünschten Güte zu erhalten.
[0008] Vorzugsweise sind der Kern und die Hülse kraftschlüssig miteinander verbunden. Der
Kern kann beispielsweise in die Hülse eingepresst sein. Es ist auch möglich, die Hülse
auf den Kern aufzuschrumpfen. Hierbei wird die metallische Hülse erwärmt und der Kern
wird abgekühlt. Die beiden Teile lassen sich dann ineinander fügen. Wenn sie wieder
eine gemeinsame Temperatur erreicht haben, sind sie dauerhaft und fest miteinander
verbunden.
[0009] Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass der Kern und die Hülse stoffschlüssig
miteinander verbunden sind. Die Hülse und der Kern können beispielsweise miteinander
verklebt werden.
[0010] Vorzugsweise weist der Kern Verstärkungsfasern auf, die in Axialrichtung des Bolzens
verlaufen. Diese axial gerichteten Verstärkungsfasern wirken einer Durchbiegung des
Bolzens im Betrieb entgegen.
[0011] Auch ist von Vorteil, wenn der Kern Verstärkungsfasern aufweist, die in Umfangsrichtung
verlaufen. Die in Umfangsrichtung verlaufenden Verstärkungsfasern wirken einer Ovalisierung
des Bolzens im Betrieb entgegen.
[0012] Hierbei ist bevorzugt, dass die in Umfangsrichtung verlaufenden Verstärkungsfasern
im Bereich des Außendurchmessers des Kerns angeordnet sind. Je weiter außen die in
Umfangsrichtung verlaufenden Verstärkungsfasern angeordnet sind, desto besser ist
ihre Wirkung gegen eine Ovalisierung des Kerns.
[0013] Vorzugsweise bilden die in Umfangsrichtung verlaufenden Verstärkungsfasern eine ringförmige
Schicht, deren radiale Erstreckung geringer ist als die radiale Erstreckung der Hülse.
Damit steht zwar einerseits eine ausreichende Verstärkung des Kerns gegen Ovalisierung
zur Verfügung. Gleichzeitig verbleibt aber ein ausreichender Raum für axial verlaufende
Verstärkungsfasern, die der Durchbiegung des Bolzens entgegenwirken.
[0014] Vorzugsweise sind die Verstärkungsfasern als Kohlenstoff-, Glas- oder Aramidfasern
ausgebildet. Diese Werkstoffe haben sich zur Verstärkung des Kunststoffs in dem Bolzen
bewährt.
[0015] Vorzugsweise weist der Kern einen Matrixwerkstoff auf, der aus der Gruppe der thermoplastischen
Kunststoffe oder der Gruppe der duroplastischen Kunststoffe gewählt ist. Als Matrixwerkstoff
kann man beispielsweise Epoxid oder Polyester oder ein Polyamid verwenden.
[0016] Vorzugsweise weist die Hülse eine radiale Dicke auf, die maximal 15 % des Durchmessers
des Bolzens beträgt. Die Hülse nimmt also nur einen relativ geringen Teil des Volumens
des Bolzens ein, so dass man die gewichtsreduzierenden Vorteile des Kunststoff-Kerns
gut ausnutzen kann.
[0017] Vorzugsweise ist die Baugruppe als Kurbeltrieb ausgebildet.
[0018] Die Baugruppe kann auch als Barrentraghebelanordung ausgebildet sein.
[0019] Die Baugruppe kann auch als Legebarrenführung ausgebildet sein.
[0020] Schließlich kann die Baugruppe auch als Führung an Rollenführungsträgern ausgebildet
sein.
[0021] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen in Verbindung
mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigen:
- Fig. 1
- einen Barrentraghebel für Legebarrenführungen,
- Fig. 2
- einen Rollenführungsträger,
- Fig. 3
- einen Kurbeltrieb,
- Fig. 4
- eine erste Ausgestaltung eines Bolzens im Schnitt und
- Fig. 5
- eine zweite Ausgestaltung eines Bolzens im Schnitt.
[0022] Fig. 1 zeigt in schematischer perspektivischer Darstellung einen Barrentraghebel
1, an dem Legebarren aufgehängt werden können. Der Barrentraghebel 1 ist an einem
Bolzen 2, der hier einen Achsbolzen bildet, drehbeweglich gelagert. Er kann um den
Bolzen 2 kleinere oszillierende Schwenkbewegungen durchführen.
[0023] Der Barrentraghebel weist weiterhin eine Reihe von Führungsbolzen 3 auf. Dargestellt
sind acht Führungsbolzen 3. Jeweils zwei Führungsbolzen 3 tragen einen Legebarrenrahmen
4, an dem eine Legebarre befestigt werden kann. Die Legebarrenrahmen 4 sind auf dem
Führungsbolzen 3 in Axialrichtung der Führungsbolzen 3 beweglich. Durch die Bewegung
der Legebarrenrahmen 4 gegenüber dem Barrentraghebel 1 wird eine Bewegung der Legebarre
in Versatzrichtung ermöglicht.
[0024] Fig. 2 zeigt einen Rollenführungsträger 5 mit Führungsbuchsen 6, auf denen ein Element
7 in Längsrichtung oszillierend bewegt werden kann. Die Führungsbuchsen 6 sind in
einem Traghebel 8 festgelegt und gegen eine translatorische Bewegung und gegen eine
rotatorische Bewegung gesichert, beispielsweise durch Klemmschrauben 9. Da auch der
Traghebel 8 im Betrieb bewegt wird, ist es wünschenswert, alle an der Bewegung beteiligten
Massen so gering wie möglich zu halten.
[0025] Fig. 3 zeigt einen Kurbeltrieb 10 mit einem Exzenter 11, der mit Stößelstangen 12,
13 verbunden ist, wobei die Stößelstangen über Passbolzen 14 mit Zwischenelementen
15 verbunden sind, die ihrerseits wiederum mit dem Exzenter 11 verbunden sind.
[0026] Die in den genannten Anwendungen verwendeten Bolzen 2, Führungsbolzen 3, Führungsbuchsen
6 und Passbolzen 14 können im Wesentlichen baugleich ausgebildet sein. Natürlich werden
sie sich in der Länge und im Durchmesser unterscheiden.
[0027] Der Aufbau eines derartigen Bolzens 2 ist in einer schematischen Schnittansicht in
Fig. 4 dargestellt. Der Bolzen 2 weist eine metallische Oberfläche 16 auf, die an
der radialen Außenseite einer Hülse 17 ausgebildet ist. Die Hülse 17 ist aus einem
Metall gebildet. Innerhalb der Hülse 17 ist ein Kern 18 angeordnet, der in Axialrichtung
verlaufende Verstärkungsfasern 19 aufweist. Der Kern 18 ist also aus einem faserverstärkten
Kunststoff gebildet.
[0028] Die Hülse 17 weist eine radiale Dicke auf, die maximal 15 % des Durchmessers des
Bolzens 2 beträgt. Dadurch wird ein relativ großer Volumenanteil des Kolbens durch
den faserverstärkten Kunststoff gebildet. Da der faserverstärkte Kunststoff eine deutlich
geringere spezifische Masse als das Metall der Hülse 17 aufweist, wird durch die Kombination
der Hülse 17 mit dem Kern 18 aus faserverstärktem Kunststoff eine erhebliche Massenreduktion
gegenüber einem Bolzen erreicht, der vollständig aus einem Metall gebildet ist.
[0029] Die mechanischen und geometrischen Eigenschaften eines Bolzens aus Metall werden
jedoch im Prinzip beibehalten. Da unter Verwendung eines derartigen Bolzens 2 weniger
Masse bewegt, also beschleunigt und abgebremst werden muss, kann man die Laufruhe
einer Kettenwirkmaschine erheblich verbessern. Unter Umständen ergibt sich sogar eine
Verminderung des Energiebedarfs.
[0030] Als Verstärkungsfasern kommen beispielsweise Kohlenstoff-, Glas- oder Aramidfasern
infrage. Der Matrixwerkstoff kann ein duroplastischer Kunststoff, z.B. Epoxid oder
Polyester, oder ein thermoplastischer Kunststoff, z.B. Polyamid, sein.
[0031] Bevorzugt wird ein kohlenstofffaserverstärktes Epoxidharz (CFK). Die Verstärkungsfasern
19 verlaufen bei der Ausgestaltung nach Fig. 4 ausschließlich in axialer Richtung
des Bolzens 2, um die Durchbiegung des Bolzens 2 im späteren Betrieb zu minimieren.
[0032] Bei einer in Fig. 5 dargestellten abgewandelten Ausgestaltung eines Bolzens 2, bei
der gleiche Elemente mit den gleichen Bezugszeichen versehen sind, sind zusätzlich
Verstärkungsfasern 20 vorgesehen, die in Umfangsrichtung des Kerns 18 verlaufen, um
eine Ovalisierung des Bolzens 2 im Betrieb klein zu halten. Die in Umfangsrichtung
verlaufenden Verstärkungsfasern 20 sind im Bereich des Außendurchmessers des Kerns
18 angeordnet. Diese Verstärkungsfasern 20 bilden eine ringförmige Schicht, deren
radiale Erstreckung geringer ist als die radiale Erstreckung der Hülse 17.
[0033] Der Kern 18 kann beispielsweise aus Abschnitten von Rundstäben, die im Pultrusions-
bzw. Pulwinding-Verfahren hergestellt werden, gebildet sein.
[0034] Die metallische Hülse 17 kann aus Abschnitten aus metallischem Stangenmaterial, z.B.
Rohr- oder Rundmaterial mit massivem Querschnitt, das axial gebohrt wird, hergestellt
werden. Diese Abschnitte werden anschließend entsprechend der mechanischen geometrischen
Anforderungen behandelt und/oder bearbeitet, z.B. gedreht und gehärtet. Wenn eine
thermische Behandlung der Hülse 17 erforderlich ist, erfolgt diese vor dem Verbinden
mit dem Kern 18.
[0035] An der Außenfläche der Hülse 17 kann ein Aufmaß in radialer Richtung für die Endbearbeitung
der Oberfläche 16, z.B. Schleifen und/oder Polieren, vorgesehen werden. Der Innendurchmesser
der Hülse 17 wird in Abhängigkeit der Verfahrensweise gewählt, wie die Hülse 17 mit
dem Kern 18 verbunden wird.
[0036] Eine Möglichkeit der Verbindung besteht durch einen Kraftschluss. Hier wird der innere
Durchmesser der Hülse 17 etwas kleiner ausgeführt als der Außendurchmesser des Kerns
18. Die Hülse 17 und der Kern 18 können dann unter Kraftaufwand ineinander gefügt
werden, z.B. durch Einpressen.
[0037] Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Hülse 17 zu erwärmen und den Kern 18 abzukühlen.
Die beiden Teile lassen sich ineinander fügen. Wenn sie wieder eine gemeinsame Temperatur
erreicht haben, sind sie dauerhaft und fest miteinander verbunden.
[0038] Zusätzlich oder alternativ zum Kraftschluss kann man auch den Kern 18 und die Hülse
17 durch Kleben miteinander verbinden.
[0039] Nach dem Verbinden der Hülse 17 mit dem Kern 18 erfolgt die Endbearbeitung des so
hergestellten Bolzen-Rohlings.
[0040] Der Bolzen 2 weist aufgrund des großen Dichteunterschieds des Werkstoffs, der bei
Stahl und CFK beispielsweise 5:1 beträgt, eine erheblich geringere Masse als ein Stahlbolzen
auf, hält jedoch denselben mechanischen und geometrischen Anforderungen stand. Dadurch
werden oszillierend beschleunigte Massen reduziert, was zu verringerten Vibrationen,
also einer Steigerung der Laufruhe und einer verringerten Belastung für die Nachbarbauteile
führt. Weiterhin können durch die geringeren beschleunigten Massen Antriebsleistungen
gesenkt werden, was zu einem verringerten Energieverbrauch der Kettenwirkmaschine
führt.
1. Baugruppe einer Kettenwirkmaschine mit Bauelementen, die durch einen Bolzen (2, 3,
6, 14) relativ zueinander beweglich miteinander verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, dass der Bolzen (2, 3, 6, 14) einen Kern (18) aus einem faserverstärkten Kunststoff und
eine metallische Oberfläche (16) aufweist.
2. Baugruppe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die metallische Oberfläche (16) durch eine Hülse (17) gebildet ist, die den Kern
(18) umgibt.
3. Baugruppe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kern (18) und die Hülse (17) kraftschlüssig miteinander verbunden sind.
4. Baugruppe nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Kern (18) und die Hülse (17) stoffschlüssig miteinander verbunden sind.
5. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Kern (18) Verstärkungsfasern (19) aufweist, die in Axialrichtung des Bolzens
(2) verlaufen.
6. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Kern (18) Verstärkungsfasern (20) aufweist, die in Umfangsrichtung verlaufen.
7. Baugruppe nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die in Umfangsrichtung verlaufenden Verstärkungsfasern (20) im Bereich des Außendurchmessers
des Kerns (18) angeordnet sind.
8. Baugruppe nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die in Umfangsrichtung verlaufenden Verstärkungsfasern (20) eine ringförmige Schicht
bilden, deren radiale Erstreckung geringer ist als die radiale Erstreckung der Hülse
(17).
9. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Verstärkungsfasern (19, 20) als Kohlenstoff-, Glas- oder Aramidfasern ausgebildet
sind.
10. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Kern (18) einen Matrixwerkstoff aufweist, der aus der Gruppe der thermoplastischen
Kunststoffe oder der Gruppe der duroplastischen Kunststoffe gewählt ist.
11. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülse (17) eine radiale Dicke aufweist, die maximal 15% des Durchmessers des
Bolzens (2) beträgt.
12. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Kurbeltrieb (10) ausgebildet ist.
13. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Barrentraghebelanordnung (1) ausgebildet ist.
14. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Legebarrenführungen ausgebildet ist.
15. Baugruppe nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Führung an Rollenführungsträgern (5) ausgebildet ist.